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Channel: Klaus Wiendl – Tegernseerstimme
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„Wie auf dem Oktoberfest“

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Bühne frei für 180 Musikanten von acht Blaskapellen. Die Tenne wurde zum Musikantenstadl. Der Erfolg gibt den Machern recht. Einige auswärtige Besucher fühlten sich „wie auf dem Oktoberfest“, so ausgelassen war die Stimmung.

Das Interesse am diesjährigen Tag der Blasmusik war groß wie immer / Klaus Wiendl

Erheblichen Anteil hatten daran nicht nur die Musiker aus Gmund, Woring im Allgäu, Tegernsee, Miesbach, Reichersbeuern und Waakirchen. Auch Altbürgermeister Georg von Preysing, der den Tag der Blasmusik 2003 mit einer Wette initiierte, ließ oftmals keine Zote aus, um die Pausen während der Kapellenwechsel zu überbrücken. „Schmatzt nicht so, dass man von der Musi noch was hört“, war noch von der harmloseren Art, manches dagegen war nicht mehr jugendfrei. Als Almerer in diesem Sommer auf der Bodenalm hätte er sich gewünscht, wenn er abends weiblichen Besuch bekommen hätte, „aber nicht alle auf einmal“. Doch die zahlreich erschienen Zuhörer nahmen es mit Humor. Sie kennen ihn eben, ihren „Schorsch“.

Auch wenn er seinen ehemaligen und derzeitigen Vize-Bürgermeister Georg Rabl begrüßt: „Vielleicht kennt ihn der ein oder andere“. Und wer den Unterschied zwischen einem 2. Bürgermeister und einer Hundshütte kenne, fragte Preysing. „Eine Hundshütte ist für den Hund und der 2. Bürgermeister für die Katz“. So angekündigt, war Rabl froh, dass die Gemeinde bei Regenwetter in die Tenne ausweichen könne. „So einen schönen Saal gibt es selten“. Rabls Seitenhieb auf Preysing: „Schön, dass du dich in deiner Freizeit als Rentner so der Blasmusik annimmst“. Wenn Preysing dies weitermache, „wissen wir, was uns erwartet“.

Bob Ross vom “Blechschaden” war begeistert

Die weiteste Anreise hatten die Woringer Musikanten aus der Nähe von Memmingen. Ihr Dirigent Johann Scheitzeneder feierte in diesem Jahr sein 40-jähriges Dirigentenjubiläum. Seine Bläser bestachen vom tiefen bis zum hohen Blech durch die Präzision. Die Trompeten wagten sich in hohe Lagen. Bei der Tegernseer Blaskapelle war es auch ein Trompeter, der hervorstach: Stefan Rinshofer blies mit viel Gefühl die Romanze Rubato von Willi Löffler. Bei den Gmunder Dorfmusikanten verwies Preysing auf deren ausgezeichnete Jugendarbeit.

Angetan vom Niveau der Bläser war Bob Ross. Aus einer Bergarbeiter-Kapelle Schottlands stammend war er bis zu seiner Pensionierung vor wenigen Monaten 40 Jahre Hornist bei den Münchner Philharmonikern. Bekannt aber wurde er als Leiter des Bläserensembles „Blechschaden“, das bereits seit über 30 Jahren besteht. „Was ich hier beim Tag der Blasmusik höre, ist Champions League und nicht Dorfliga“, lobte der Profi, „es wird jedes Jahr besser“. Es müsse im Leben auch noch etwas anderes geben, „als Orchestermusik“. Er liebe die Blasmusikszene, „deswegen bin ich da“. Er glaube, dass es in Bayern etwa 100.000 Blasmusiker gebe. „Das ist einfach toll, dass Amateure das machen, was sie lieben“.

Ross machte den Unterschied zwischen Amateuren und Profis deutlich. „Amateure haben die Arche Noah gebaut, Profis die Titanic“. Profi Ross übte mit den 180 Bläsern der acht Kapellen wie auch dem Publikum den musikalischen Begriff Dynamik. Klatschen im Forte und im Pianissimo. Dies eigne sich für den von ihm dirigierten Radetzky Marsch und den Marsch Mein Heimatland. Die Zuhörer gingen begeistert mit. Nachdem er nun die Philharmoniker verlassen habe, wollte er auch noch mit den Dirigenten abrechnen, die er „alle erlebt hat“. Er schrieb das Buch: „Dirigenten und andere Katastrophen“. Davon war beim traditionellen Tag der Blasmusik nichts zu spüren. Er entwickelt sich immer mehr zum Besuchermagneten.

Große Bilderstrecke vom Tag der Blasmusik – Fotos: Klaus Wiendl

Thront über dem Moderator Georg von Preysing: Bob Ross, eingefleischter Blasmusiker vom Ensemble “Blechschaden”
Der Gmunder Spielmannszug
Altbürgermeister und Moderator Georg von Preysing führte mit launigen Sprüchen durchs Programm
Die Nachfrage war wieder sehr groß. Das Bläser-Festival hat sich etabliert

Auch Essen und Trinken kamen in der Tenne nicht zu kurz
Bläser-Impressionen

Trompeter Stefan Rinshofer als Solist der Tegernseer Blaskapelle
Bläser der Tegernseer Kapelle
Moderator von Preysing übergibt Bob Ross den neuen Tegernseer Tal-Kalender
Klaus Raßhofer dirigiert den Gemeinschaftschor von acht Blaskapellen
Alle Instrumentengruppen sind bei der Gemeinschaftskapelle vielfach besetzt
Damit der Dirigent von allen gesehen wird: ein Biertisch als Podium
Das Interesse an der Blasmusik hielt mehr als drei Stunden

Der Musiker mit dem Hut voller Abzeichen hatte offensichtlich schon viele Auftritte
Gemeinsam ist man lauter

Thront über dem Moderator Georg von Preysing: Bob Ross, eingefleischter Blasmusiker vom Ensemble “Blechschaden”
Bob Ross fordert mehr Dynamik von den Musikern

Höß fällt noch länger aus

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Ende Juni musste sich Peter Höß einer diffizilen Operation an der Halswirbelsäule unterziehen. Wenn auch der Eingriff gut verlaufen ist, so dauert die Reha weitaus länger als ursprünglich erhofft.

Peter Höß sollte eigentlich schon Mitte August wieder zurück auf seinem Chefsessel im Wiesseer Rathaus sein. Doch seine Genesung braucht mehr Zeit… / Archivbild

Das Taubheitsgefühl am rechten Arm und der Schulter soll Höß schon länger geplagt haben. Die Diagnose: eine Spinaltenose an der Halswirbelsäule. Ende Juni entschloss sich der 65-Jährige dann zu einer Operation im Unfallklinikum Murnau. „Die schwierige Operation verlief gut“, sagte Höß’ Vize Robert Huber (SPD) Anfang Juli, auch die Heilung würde sich „gut entwickeln“.

Aber offenbar nicht so wie erhofft. Denn zunächst war nach einem zweiwöchigen Aufenthalt zuhause nur von drei Wochen Reha die Rede. Robert Huber sollte nur bis Mitte August das Ruder vertretungsweise übernehmen. Doch daraus wird ein weitaus längerer Zeitraum, wie die Tegernseer Stimme erfährt. Denn leider sei die Genesung noch nicht so fortgeschritten, wie man sich das wünschen würde, erklärt Huber nun auf Nachfrage.

Deshalb braucht der Bürgermeister weitere Wochen der Reha bis Ende September.

Nachdem Höß dann ein Vierteljahr auch von der Familie getrennt gewesen sei, kann sich Huber gut vorstellen, dass der Bürgermeister nach der Reha noch seinen Urlaub antritt. „Denn er ist irgendwo auch noch Privatmensch“. Bei seinen Gesprächen habe Huber den Eindruck gewonnen, dass Höß optimistisch sei und sich „wie ein kleines Kind über jeden kleinen Erfolg der Gemeinde freut“.

Voller Schreibtisch für den Vize

Auf seine dann über zwei Monate währende Vertretung angesprochen, meint Huber, dass er immer gut zu tun habe. Denn die Tätigkeit als Bürgermeister in Bad Wiessee sei keine, die man so nebenher machen könne, „da gibt es keine ruhige Zeit“. Der Ort sei immer anspruchsvoll, „es ist viel zu stemmen und zu machen“. Als wichtigsten Punkt als derzeit amtierender Bürgermeister nennt Huber das Jodbad.

Laut Huber deute alles darauf hin, dass die Fertigstellung des Jodbads pünktlich erfolge. / Foto: K. Wiendl

Hier sei es entscheidend, dass „alles abgearbeitet werden kann“. Der Neubau habe „oberste Priorität“. Die Bauarbeiten würden im bisherigen Zeitplan liegen. Momentan würde alles darauf hindeuten, so Huber, dass die Fertigstellung pünktlich erfolgen könne. Demnach würden die ersten Gäste im zweiten Halbjahr 2019 ihre Badekuren in neuem Ambiente genießen können. Derzeit werden die Baumeisterarbeiten für die Betonwände ausgeführt.

Zuschüsse auch für den Badepark?

Beim angrenzenden Badepark habe es während seiner Vertretung „wichtige Gespräche mit der Regierung von Oberbayern zur Regelung der Zuschüsse gegeben“, so Huber. Schließlich gehe es hier um „riesige Summen“ zur Ertüchtigung des in die Tage gekommenen Badeparks. Zu klären sei laut Huber zunächst, welche Töpfe es für Bäderanlagen gebe. „Diese Gespräche stehen ganz am Anfang eines Prozesses, die man unbedingt führen muss, bevor man sich auf den Weg begibt“. Hier habe sich inzwischen Einiges getan. „Es gibt nicht nur Zuschüsse vom Freistaat Bayern, auch der Bund habe dafür einen neuen Topf“.

Die ganze Palette, die Bad Wiessee aufzubieten habe, laufe derzeit über ihn, sagt Huber. Nichts dürfe man „schleifen“ lassen, man müsse „immer am Ball“ bleiben. Keine neueren Kenntnisse habe er über das Hotelprojekt der Schweizer Investorengruppe SME für das einstige Jodbad-Areal. Er gehe davon aus, dass „jetzt im Herbst mit der Aushebung der Baugrube begonnen wird“. Aber wie alle anderen Bauherrn habe auch SME zu kämpfen, Baufirmen „herzubringen, die dies dann durchführen“. Vielleicht erlebt Höß den ersten Spatenstich dann wieder im Amt.

Bauernherbst erlebt Besucheransturm

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Viele Ausflügler und Einheimische trafen sich heute bei idealem Wetter in der Kreuther Naturkäserei. Auf dem Programm stand der Bauernmarkt von Handwerksbetrieben. Straßen und Parkplätze rundherum waren dicht.

Beim Bauernherbst am heutigen Sonntag / Alle Bilder: Klaus Wiendl

Während Wochenmärkte im Tal um ihre Existenz bangen, erlebte der Bauernmarkt wieder einen Besucherandrang. Die B307 und die Wallbergstraße waren zugeparkt. Ein Zeichen dafür, dass die Kreuther Naturkäserei wieder zum Bauernherbst einlud. Er ist inzwischen offenbar selbst Ziel für Reiseveranstalter, da auch Besucher mit Bussen von auswärts kamen Darunter waren auch Trachtler aus Südtirol.

Ihnen wurde eine reiche Ernte von Landwirten und Handwerkern mit ihren regionalen Lebensmitteln und Produkten geboten. Auch Destillerien mit Hochprozentigem waren vertreten.

Markt der Naturkäserei voll im Trend

Bei der Handwerkskunst reichte es von gefertigten Filzarbeiten, fein Gedrechseltem, Glasmalereien, Geschmiedetem und der Steinmetzkunst. Verhungern oder verdursten musste auch niemand. Die Spezialitäten an den Ständen waren Raclette- und Bratwurstsemmeln und das obligatorische Bier von Fass. Sie gehören zum Markt, dessen Bedeutung stetig zunimmt.

Vor 16 Jahren wurde die Idee vom Zotzn-Wirt Josef Bogner sen. geboren. Damals waren es acht Stände. Heute sind es über 25, wie Vorstandsassistentin Sabine Meier erklärt. „Der Markt wird angenommen“, traditionsgemäß am letzten Sonntag im September. Mit dem Bauernherbst und seinen heimischen Handwerkern will die Naturkäserei ihre Verbundenheit zur Tradition demonstrieren.

Dass ein solcher Markt mit Brauchtum voll im Trend liegt, zeigte das große Interesse. Und mancher Besucher kam sich womöglich auch vor wie auf einem kleinen Oktoberfest. Denn Musi, Dirndl und Lederhosen gab es reichlich. Und rundherum eine traumhafte Bergkulisse. In den Münchner Bierzelten ist sie aufgemalt, hier ist sie echt.

Kurze Fotostrecke vom Bauernherbst 2018

Schicht im Schacht!

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Schon in der Planungsphase sorgte das riesige Bauvorhaben in der Werinherstraße für Diskussionen im Rottacher Gemeinderat. „Reine Gewinnmaximierung“ hieß es damals. Jetzt gehen Nachbarn auf die Barrikaden.

Ein Riesenloch mit Bohrpfahlwänden aus Beton ist in der Werinherstraße zu sehen. Darin würde „sogar ein Trump-Tower Platz finden“, bemerkt ein Anwohner. / Foto: Andreas Toth

Auf dem über 6.000 Quadratmeter großen Grundstück in der Werinherstraße 2 in Rottach-Egern, das nur durch den Fuß- und Radweg vom See getrennt ist, lebte in einer prächtigen Villa mit altem Baumbestand der „Wunderheiler vom Tegernsee“, wie Krebsarzt Josef Issels einst genannt wurde. Doch die neuen Eigentümer, die „W2 Verwaltungs GmbH“ aus Grünwald, machten Tabula rasa. Für ihre vier Häuser mit zwölf Wohneinheiten und einer Tiefgarage mit zweigeschossigem Swimmingpool musste nahezu der gesamte Baumbestand weichen (wir berichteten).

„Da liegt alles flach“, stellten konsterniert Gemeinderäte fest. Ihnen wurde entgegnet, dass wegen der Größe der Tiefgarage die Bäume aus Sicherheitsgründen nicht haltbar seien. Ursprünglich waren 44 Stellplätze geplant. Geblieben sind 33 – nach Einsprüchen der Gemeinde. Sie hatte Bedenken wegen der Grundwasserströme. Zwar wurde damit in der Breite die Tiefgarage etwas reduziert, unverändert aber blieb die Länge mit etwa 70 Metern.

Damit wurde behördlicherseits die Abtragung von „immer noch 3.000 Kubikmetern Erdvolumen erlaubt“, wie der nicht unmittelbare Anlieger Andreas Toth gegenüber der Tegernseer Stimme kritisiert. Schließlich handele es sich „gerade hier um den sensibelsten Raum des Wasserschutzgebietes des ehemaligen Mündungsarms der Weissach“. Doch nicht nur der fahrlässige Umgang mit der Natur treibt Toth auf die Palme.

Rücksichtslosigkeit

Nach neun Monaten Bauzeit ist es jetzt die „unerträgliche Staub- und Lärmentwicklung“. Obwohl bislang nur eine große Baugrube „mit einer Bohrpfahlwand aus Beton“ zu sehen sei, in der „sogar ein Trump-Tower Platz finden würde“, beklagt Toth. Und dies, obwohl die Tiefgarage „noch nicht einmal vollständig ausgehoben“ wurde. Dennoch würden bereits herumliegende „riesen Betonsteine“, die bei der Betonierung der Tiefgaragen-Außenwände entstanden seien, zum Problem.

Der Abtransport der riesigen Steine verursacht “Staub und Lärm”. Foto: Andreas Toth

Denn sie würden mit einer „Zertrümmerungsmaschine“ vor Ort zermalmt und der „feinkörnige Sand mit unzähligen LKWs zum Zementwerk gefahren“, beobachtet Anlieger Toth. Dies sei eine „unerträgliche, rücksichtslose Störung und Belästigung“ in einem reinen Wohngebiet. Denn laut Toth ginge es auch rücksichtsvoller. Man könnte seiner Ansicht nach die großen Steine zunächst abtransportieren, sie in einem Zementwerk oder Steinbruch zermalmen und als fertiges Produkt Zement wieder zur Baustelle fahren.

Das Landratsamt ist gefordert

Eine ganze Reihe von Nachbarn würde sich über diese Staubentwicklung beschweren, weiß Toth. Doch nur wenige hätten bei Zusammenkünften von unmittelbar Betroffenen den Entschluss gefasst, dies auch im Bauamt anzuprangern. Dort ist man bereits tätig geworden, wie Christine Obermüller erklärt. Doch auf der Baustelle seien nur Ausländer tätig, und ein Bauleiter nur sporadisch zu erreichen. „Wenn aber der Baulärm über Gebühr tagelang geht, müsste der Emissionsschutz im Landratsamt nach Anrufen von Anwohnern tätig werden“.

Wurde hier ein gesunder Baum gefällt? Foto: Andreas Toth

Doch bei den wechselnden Firmen auf solchen Baustellen, „fangen wir immer wieder von vorne an“, so Obermüller. „Es ist schlecht von der Bauleitung koordiniert“. Das Bauamt sei aber „stets bemüht“, für Ordnung zu sorgen. „Wir ärgern uns ja selbst“. Man könne die Beeinträchtigungen nur abmildern, aber nicht verhindern. Ob dies die Anwohner in der Werinher- und Kobellstraße besänftigt?

Die nächsten Monate werden es zeigen. Wer kann, flüchtet. Denn der „schreckliche laute Lärm“ gehe bereits um sieben Uhr los und ende meist erst gegen 18:30 Uhr. Samstags dauere die Beeinträchtigung bis 14 Uhr. Für Verwunderung sorgte jetzt, dass unmittelbar vor dem Grundstück am Weg ein großer Baum gefällt wurde. Da der Reststamm keinen Schädlingsbefall aufweise, wird geargwöhnt, dass der Nadelbaum nur deswegen gekappt worden sei, um die Sicht auf den See und nach Tegernsee „deutlich verbessert“ zu verbessern. Es wäre nicht der erste Sündenfall im Tal.

Dauerbrenner Pflegenotstand

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Um die Zukunft der Pflege ist es schlecht bestellt. Dieser Tenor zog sich durch die SPD-Veranstaltung in Bad Wiessee mit den Spitzenkandidaten zur Landtags- und Bezirkstagswahl. Die Frage des Abends: Was ist uns eine menschenwürdige Pflege Wert?

Den Pflegenotstand thematisierte im Wiesseer Bürgerstüberl das SPD-Wahlkampf Trio Verena Schmidt-Völlmecke, Robert Kühn und Tim Roll.

Im kleinen Kreis traf man sich am Montagabend im Wiesseer Bürgerstüberl. Gastgeber war der SPD-Ortsvorsitzende Robert Kühn (35), Landtagskandidat für Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen. Mit von der Partie: Verena Schmidt-Völlmecke (39) aus Osterwarngau, SPD-Ortsvorsitzende von Holzkirchen und Direktkandidatin für den Stimmkreis 121, sowie Bezirkstagskandidat Tim Roll (32), Vize-Ortsvorsitzender von Holzkirchen.

Auf die Fahne hatte sich die noch jüngere Generation von Wahlkämpfern die Sorgen von Älteren geschrieben: Die Zukunft der Pflege. Denn darüber höre man meist „beunruhigende Nachrichten“, so Kühn. Die Fragestellungen waren: Ist die Anwerbung von ausländischen Kräften wirklich eine gute Lösung für den Fachkräftemangel? Wie steht es um kostenlose Ausbildung, Weiterbildungsmöglichkeiten und Bildungsfreistellungen in den Pflegeberufen sowie Anerkennung von Fachabschlüssen aus anderen Ländern?

Wie kann eine überbordende Bürokratie bei der Pflege eingedämmt werden, damit das Pflegepersonal mehr Zeit für die zu pflegenden Menschen hat? Wie kann die ambulante pflegerische Versorgung in ländlichen Regionen, wo Pflegedienste oft weite Wege zu einzelnen Patienten zurücklegen müssen, verbessert und sichergestellt werden? Entspricht die Wertschätzung der Menschen die in der Pflege arbeiten, sowohl seitens der Politik als auch der Gesellschaft dieser anspruchs- und verantwortungsvollen Tätigkeit?

Kaum Verbesserungen seit 30 Jahren

Eine SPD-Radltour im Tal zur Pflege und Betreuung bei Caritas und Diakonie gab es bereits, dabei habe man sich auch im Schwaighof und in der Seniorenresidenz Wallberg informiert. Denn Kühn und seiner SPD sei das Thema sehr wichtig. Die Schlagworte dafür seien heute wie vor 30 Jahren Pflegenotstand und Fachkräftemangel. „Da frage ich mich natürlich, was ist seitdem geschehen“, so Kühn.

Denn im Prinzip sei man sich einig. Niemand in der Politik und bei den Interessenvertretern wolle eine schlechte Pflege und schlecht bezahltes Personal. Es gab zwar seit 1988 einige Verbesserungen, „doch die sind von der Bürokratie aufgefressen worden“, weil zu viele Interessen im Spiel seien. Angesagt sei ein neues Denken. Er könne sich Pflegegenossenschaften vorstellen, wo Gesellschaft und Wirtschaft Hand in Hand zusammenarbeiten und nicht nach der „Gewinnmaximierung“ schielen.

Schmidt-Völlmecke kritisiert Schließung von Geburtsstationen

Das Thema habe viele Facetten, deshalb kümmere sich auch die jüngere Generation in der SPD darum, „denn es geht uns alle an“, stellte Schmidt-Völlmecke klar. Denn auch Angehörige könnten einmal auf Pflege angewiesen sein. „Die Fürsorge zieht sich durch alle Altersgruppen“, denn es sei ein Thema der Daseinsvorsorge. Wenn wie im Landkreis Bad Tölz eine Geburtsstation geschlossen werde, „macht das etwas mit der Gesellschaft“. Der fehle etwas, wenn die Oma keinen Wundverband mehr bekomme, eine Schwangere entbinden möchte und ein alter Mensch nicht mehr zuhause versorgt werden könne. Was sei uns eine menschenwürdige Pflege Wert, wenn dagegen eine miserable Vergütung stehe, die soziale Einrichtungen für solche Dienste bekommen würden?

Vier Euro vierzig bekomme die Diakonie, wenn eine Mitarbeiterin am Wochenende um den See nach Glashütte fahre, um einen Wundverband zu legen. Bei dem demografischen Wandel auch im Tal könnten sich bald die Fälle häufen, bei denen es im Ernstfall kaum noch Pflegepersonal gebe, weil sie aus ökonomischen Gründen nicht mehr stattfinden könne. „In solch einer Gesellschaft möchte ich nicht leben“, sagte Schmidt-Völlmecke. Deshalb sei sie bei diesem Thema „ganz fleißig unterwegs“. Gerade bei der Pflege im ländlichen Raum würden ihr „unheimlich viele verschiedenen Probleme bewusst“. Es gehe los mit bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum, von dem man selbstbestimmt mit dem Rollator noch zum Einkaufen komme und in dem noch soziale Kontakte gepflegt werden könnten.

Landespflegegeld als Wahlzuckerl

Als Vater seiner zehnwöchigen Tochter Carolina mache er sich mit seiner Frau jetzt schon Gedanken über die künftige Kinderbetreuung, gab Roll zu bedenken. Hier sei zwar schon viel Geld in die Hand genommen worden. „Das Thema wurde als Herausforderung wahrgenommen“, so Roll, „doch bei der Pflege fängt es gerade erst an“. Auch hier müsse die Gesellschaft kräftig investieren, um sie zu regeln. Die 1.000 Euro Landespflegegeld in Bayern pro Jahr ab 1. September für pflegende Angehörige pünktlich zur Wahl sei der falsche Ansatz.

Mit diesen 400 Millionen Euro jährlich könne man aber die Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen deutlich verbessern. Dass er der mit Abstand jüngste Kandidat für den Bezirkstag sei, halte er „mitnichten“ für einen Nachteil, schreibt Roll in seiner Vita über sich. „Politik für Familien, Kinder,  Azubis, Student/innen und Schüler/innen dürfen wir nicht nur der Generation 60 Plus überlassen“. Doch die jüngere Generation von Zuhörern fand mit einer Ausnahme an diesem Abend nicht den Weg ins Bürgerstüberl.

Sichere Stromleitung für die Neureuth

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Drei Stromausfälle in diesem Jahr musste das Wirtsehepaar Barbara und Thomas Gigl auf der Neureuth schon erdulden. Um weitere Folgeschäden zu verhindern, beginnt nun die Verlegung eines neuen 20.000 Volt-Kabels. Wanderer müssen mit Beeinträchtigungen auf dem Winterweg rechnen.

Ein Teil der Leerrohre für das 2,3 Kilometer Leitungssystem ist bereits nahe am Neureuthparkplatz gelagert. Fotos: K.Wiendl

Über 40 Jahre ist die alte Leitung zum beliebten Berggasthof der Stadt Tegernsee schon alt. Jetzt hat sie ausgedient, nachdem sie sich in letzter Zeit „sehr auffällig zeigte“, so Frank Thinnes vom E-Werk, da mit dem Kabel auch der neue Behörden-Funkmast auf der Neureuth versorgt wird. Mit „Hochdruck“ suchte man eine Lösung, da weitere Ausfälle befürchtet wurden. „Wir haben uns entschlossen, entsprechenden Ersatz zu schaffen“, so Thinnes.

Zumal die jetzige Trasse durch den Bergwald verlaufe, was Reparaturen am Kabel schwierig mache. „Bei Schnee ist die Leitung sowieso nicht zu erreichen“. Thinnes rechnet mit Kosten von „300.000 Euro plus X“ für das Kabel. Der Übergabepunkt ist am Anfang der Olaf-Glubransson-Straße. Thomas Gigl erhofft sich von der Investition des E-Werks wieder eine „stabile Leitung“. Denn im Betriebsurlaub habe es zwei Stromausfälle gegeben:

Die 40 Jahre alte Leitung ist einfach durch.

Die Vorarbeiten zur Verlegung des neuen Kabels beginnen in diesen Tagen. „Das extrem steile Gelände ist eine Herausforderung“, sagt Wolfgang Freimoser vom ausführenden Unternehmen BBT, dem Erfahrung im alpinen Gelände nachgesagt wird. Man müsse die Mindesttiefe von 1,50 Metern erreichen, da auch vorsorglich schon die jeweils zwölf Meter langen Leerrohre für Gas- und Wasserleitungen verlegt würden. Gefräst werde die Rinne entlang der Fahrstraße. „Es werden auch Positionen für Zugschächte gebildet, in denen später die Muffen für die Gasleitung positioniert werden“.

Neureuth: Die Schächte als Verbindungsknoten der Leerrohre stehen bereit.

Materialtransport mit Hubschrauber

Die 2300 Meter lange Stromleitung werde vom Berg ins Tal verlegt. Dies sei der jetzigen Witterung geschuldet, deshalb „bauen wir von oben nach unten“. Vom frühen Schnee sei man überrascht worden. Der Transport der Materialien zu den Streckenabschnitten an der Bergstraße erfolge mit einem Hubschrauber. Damit sei eine schonende Ausbringen das Materials gewährleistet und die Straße würde dadurch weniger in Mitleidenschaft gezogen, als sie ohnehin schon beansprucht werde. Freimoser rechnet mit einer Bauzeit „bis rein in den November“, auch wenn die Fräsarbeiten bereits in zwei Wochen beendet sein dürften.

„Wanderbaustelle“ sollte umgangen werden

Für Wirt Gigl ist die Bauphase eine Herausforderung, denn sein Berggasthaus in 1.264 Metern Höhe brauche zweimal in der Woche eine größere Lieferung. Daher müsse er sich „ganz eng“ mit der Baufirma absprechen. Wenn alle Stricke reißen würden, schaffe er mit seinem Landrover auch den holprigen Westerhof-Weg. „Das habe ich vorsorglich schon ausprobiert“, sagt Niggl.

Bis Anfang November stehe die Forststraße Wanderern und Fahrradfahrern werktags (mit Samstag) nur sehr eingeschränkt und mit Behinderungen zur Verfügung, schreibt das E-Werk in einer Pressemitteilung. Sonntags würden keine Beeinträchtigungen bei der Nutzung der Forststraße bestehen. “Im Bereich der Wanderbaustelle (täglich ca. 200 m) ist die Forststraße dann zumeist nicht nutzbar und muss umgangen werden“. Deshalb empfiehlt das E-Werk, „die Forststraße zu meiden und auf den Ersatzweg (siehe Bestandsbeschilderung) auszuweichen“.

Neuer Miteigentümer für Wiessees „Ritter“- Areal

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Der Gemeinderat von Bad Wiessee ist in einer schwierigen Situation. Er hat viele Ideen einer künftigen Nutzung des Areals „Hotel Ritter“. Doch ohne Kenntnisse über den oder die neuen Investoren und deren Absichten würde die Gemeinde die Rechnung ohne den Wirt machen. Dabei gibt es bereits einen neuen Hotel-Miteigentümer.

Was entsteht anstelle des Hotels Ritters im Wiesseer Ortszentrum?

Schon die gut besetzten Zuschauerreihen im Rathaussaal zeigten, dass die Tagesordnung der Sondersitzung den Nerv der Wiesseer traf. Es ging zwar auch um die längst fällige Vorstellung des Einzelhandelsgutachtens, doch weitaus bedeutsamer war, was im Ortszentrum anstatt des Hotels Ritter auf dem Areal von 7.600 Quadratmetern entstehen soll.

In ihre Planungen mit einbeziehen will die Gemeinde auch das in ihrem Besitz befindliche Nachbargrundstück mit dem Haus Rheinland. Der Pachtvertrag als Asylbewerberunterkunft mit dem Landratsamt läuft Ende 2019 aus. Zu diesem Zeitpunkt kommt auch für Hotelier Oliver Ritter das Aus. Ihm wurde von den Geschwistern Grühn als Eigentümer nach 18 Jahren der Pachtvertrag gekündigt. Da sich aber die drei Geschwister offenbar nicht grün sind, gehen die Besitzverhältnisse quer durch Hotel und Areal.

Neuer Investor hält 25 Prozent am Hotel

So kommt es, wie auf der Gemeinderatssitzung bekannt wurde, dass ein Teil der Immobilie bereits neue Investoren fand. Es ist der Immobilienentwickler Euroboden GmbH aus Grünwald, dessen Geschäftsführer Martin Moll die Diskussion um seinen Neuerwerb mit Interesse verfolgte. Der Notartermin sei Mitte September gewesen, sagte Moll in einer Sitzungspause der Tegernseer Stimme.

Sein Unternehmen habe von der Eigentümerin Ursula Grühn deren Einfamilienhaus auf dem Areal und einen Anteil von 25 Prozent am Hotel überworben. Doch sein Unternehmen sei auch bereit, alles zu übernehmen. Darüber sei Moll derzeit im Gespräch mit Rupert Vogel, der als Verwandter und Rechtsanwalt die anderen beiden Geschwister Grühn vertritt.

Keine Eigentumswohnungen?

Bei diesen ungeklärten Eigentumsverhältnissen hat die Gemeinde auch noch keine direkten Ansprechpartner, um eine künftige Bebauung schon in trockene Tücher bringen zu können. Zumal auch das ursprünglich vom Gemeinderat ins Auge gefasste Investorenauswahlverfahren bereits ad absurdum geführt wurde, nachdem Ursula Grühn als eine der drei Eigentümer bereits Fakten geschaffen hat.

So konnten gestern nur Wünsche und Anregungen für die künftige Nutzung des Sondernutzungsgebiets „Hotel“ ausgesprochen werden. Ein Beschluss des Gemeinderates hätte potenzielle Investoren womöglich verschreckt. Durchgängige Meinung in den Fraktionen war die weitere touristische Nutzung des Areals mit einem Hotel. Birgit Trinkl (Wiesseer Block) wollte dort keinesfalls Ferienwohnungen.

Diese könnten durch die Hintertür dann zu Eigentumswohnungen werden.

Kurt Sareiter (CSU) plädierte für ein „Familien- und Kinderhotel“, wie es solche auch am Achensee Zuspruch gebe. Doch die CSU könne sich auf 30 Prozent des Ritter-Areals auch eine Wohnbebauung zur „Querfinanzierung“ vorstellen, „zu günstigen Konditionen für Einheimische“.

Mehr Transparenz bei Vertragsverhandlungen gefordert

Ähnlich sah es auch Rolf Neresheimer (ranBW). Zudem sprach er sich gegen einen Vollsortimenter von Großhandelsketten dort aus, der würde nur zusätzlichen Verkehr schaffen. Insgesamt wünschte sich Neresheimer auf dem Gelände „Wohnen und Leben. Ob dies für einen Investor interessant ist, wird sich zeigen“. Sichergestellt haben wollte Neresheimer, dass der städtebauliche Vertrag mit dem Investor „nicht in der Kanzlei Noerr ausgehandelt wird, sondern der Gemeinderat aus Gründen der Transparenz teilhaben kann“.

Die fraktionslose Seniorenbeauftragte Beate Meister regte an, dass ein künftiges Hotel auch Räume für ein betreutes Wohnen schaffen sollte. Bernd Kuntze-Fechner (SPD) warb für eine „Mischnutzung“, auch mit Miet- und Personalwohnungen. „Denn für die Allgemeinheit muss etwas rüberkommen“. Auf alle Fälle seien „gemeindliche Interessen zu sichern“.

„Schau‘ mer mal“

Angesichts dieser Gemengelage suchte Robert Huber (SPD) als amtierender Bürgermeister die Flucht nach vorne. Er unterbrach die öffentliche Sitzung und zog sich mit einem größeren Kreis aus Fraktionen und Beratern in den Besprechungsraum zurück. Heraus kam, dass kein Beschluss über die Rahmenbedingungen für eine zukünftige Bebauung des „Ritter“ – Areals gefasst wird, sondern nur eine Empfehlung an die Investoren.

Folgende Auflagen an sie kann sich der Gemeinderat vorstellen: „Es muss eine überwiegend touristische Nutzung auf diesem Gelände stattfinden. Die Gemeinde muss bei einer möglichen Auflassung der momentan ausschließlichen Fremdenverkehrsnutzung in hohem Maße davon profitieren. Eine großräumige Tiefgarage muss Teil des Planungskonzeptes sein. Gastronomie soll stattfinden. Gewerbeflächen können berücksichtigt werden. Die Größe möglicher Gewerbeflächen ist in einem Beschluss zu formulieren. Es könnte eine Belebung dieses Geländes in Richtung Einzelhandel stattfinden. Es kann eine Mischnutzung auf diesem Gelände stattfinden. Eine mögliche Wohnbebauung kann berücksichtigt werden; das Gremium steht Eigentumswohnungen ablehnend gegenüber. Personalwohnungen sollten Teil des Planungskonzeptes sein. Für eine ausreichende Durchgrünung des Geländes muss gesorgt sein“.

Ob er damit leben könne, fragte die TS Investor Moll nach der Sitzung. „Schau‘ mer mal, was noch mit dem Vorkaufsrecht passiert“. Eines ist nach dieser Sitzung jedenfalls sicher: es wird noch viele dazu geben.

Die Vorstellung des Einzelhandelsgutachtens folgt in einem gesonderten Bericht.

Grünes Wasserl schlägt weiter hohe Wellen

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Am Ringsee, auf Kreuther Gemeindegebiet, soll eine Lagerhalle für Splitt entstehen, so der Wunsch der Tal-Bürgermeister. Doch die Nähe zum Biotop “Grünes Wasserl” treibt Nachbarn wie Naturschützer auf die Palme. Nun fordert das Landratsamt den „Status Quo“.

Das “Grüne Wasserl” neben dem bisherigen Lagerplatz.

Schon die gewaltige Abholzaktion im April neben der B318 sorgte für Aufregung. Die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) sah das Biotop am Ringsee gefährdet, zumal doch die Regel gelte, „dass zum Schutz brütender Vögel zwischen 1. März und 30. September Bäume nicht gefällt werden dürfen“, kritisierte SGT-Vorsitzende Angela Brogsitter-Finck. Sie zeigte sich enttäuscht über die Untätigkeit des Grünen Landrats Wolfgang Rzehak.

Der hat nun ein „umfassendes Sanierungskonzept“ in einer aktuellen Pressemitteilung verkündet. „Dieses Konzept sieht die Renaturierung größerer Uferflächen vor“. Der westliche Lagerplatz „muss teilweise zurückgebaut werden“. Außerdem müsse der „Status Quo“ des östlichen Teils „verbindlich festgelegt“ werden, damit sich die planierte Fläche „nicht weiter in das Biotop ausbreiten kann“. Etwas weiter heißt es dagegen, „die Splitthalle befindet sich nicht im Biotop“. Sie werde 23 Meter lang, 14 Meter breit und 6,80 Meter hoch.

Schlagwort Renaturierung

Die Lagerfläche ist insgesamt 6.900 Quadratmeter groß. Dafür müsse eine Zufahrt verlegt und eine neue geschaffen werden, um zu den 150 Meter entfernten Kieswerk zu gelangen. Zum Nachbarn soll ein „eingegrünter Lärmschutzwall“ errichtet werden. Erst durch dieses Gesamtkonzept sei es möglich geworden, so Rzehaks Landratsamt, große Flächen am Uferbereich zu renaturieren, während nur „sehr kleine Flächen“ für die Zufahrt verwendet würden.

Hier sollte die Splitthalle hingebaut werden.

Die renaturierte Fläche sei „fünfmal so groß“, wie die neu verbaute. Das Landratsamt ist sogar der Ansicht, dass „das Biotop Grünes Wasserl“ damit „ganz erheblich vergrößert“ werde. Anders wäre eine Renaturierung rechtlich kaum durchsetzbar gewesen, da das Gelände mehrfach den Eigentümer gewechselt habe.

Tal-Bürgermeister forderten Splitthalle

Die beschriebene Splitthalle hatten die Tal-Bürgermeister bereits am 30. Juli 2015 gefordert. In einem von allen fünf Rathauschefs persönlich unterzeichneten Schreiben an den Landrat wird auf das „gemeinsame und öffentliche Interesse zur Errichtung“ der Halle hingewiesen. Sowohl die Bauhöfe der Talgemeinden wie auch „talansässige Betriebe und Unternehmen“ sollten sich dort bedienen können. Damit ließen sich „weitere Fahrtstrecken und unnötige Verkehrsbelastungen“ verhindern.

Der Bau der Halle sei nach Meinung aller Tal-Bürgermeister ein „nachhaltiges und für das gesamte Tegernseer Tal äußerst nützliches Vorhaben“. Weiter sind die Bürgermeister der Meinung, dass die Firma Kandlinger mit der Kiesentnahme aus der Weißach eine eigentlich „öffentlich-rechtliche Verpflichtung“ erfülle. Nach umfangreichen Investitionen in diesen Betrieb, sollte der Unternehmer das „Ganze auch wirtschaftlich“ betreiben können. Somit hätten „auch in der Vergangenheit schon Verlade- und Transportvorgänge stattgefunden. Nach „eingehender Prüfung“ sei „kein geeignetes Alternativgrundstück gefunden“ worden.

Anders sehen dies die unmittelbaren Nachbarn. Birgit und Jochen Pagenberg hatten das Seegrundstück 2002 gekauft und sich damals mit dem nahen Kieswerk arrangiert. Doch nun sind sie fassungslos, dass ein solcher Eingriff in die Natur den behördlichen Segen bekommt. Über ihre Anwälte haben sie nun Klage gegen den Freistaat beim Verwaltungsgericht München eingereicht. Darin fordern sie eine Aufhebung des Genehmigungsbescheids sowie einen Ortstermin des Gerichts mit einem Schaugerüst.

Die SGT-Vorsitzende Brogsitter-Finck hat ihr Urteil schon gesprochen: “Und wieder verschwindet nach und nach ein kostbares Biotop, Lebensraum für Tiere und Pflanzen und wird, wie so oft im Tegernseer Tal, dem Profit geopfert. Die Natur hat keine Lobby, keine Stimme! Traurig!”


Klares Nein hinter verschlossenen Türen

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Gerüchte gab es viele über die künftige Nutzung des 7.600 Quadratmeter großen Areals um das Wiesseer Hotel „Ritter“. Die Gemeinde überlegte sich sogar, ihr Vorkaufsrecht zu nutzen. Doch es kommt nun ganz anders, wie die TS exklusiv erfahren hat.

Das jetzige Hotel Ritter / Archivbild

Wie berichtet steht das Hotel Ritter an der Münchner Straße zum Verkauf. Die Tage von Pächter Oliver Ritter sind gezählt. Das alte Gebäude soll abgerissen werden und Neues entstehen. Eine viele Millionen teure Investition. Damit sie Herr der Überplanungen des Areals bleibt, überlegte sich die Gemeinde, ihr Vorkaufsrecht zu nutzen. Dieses heikle Thema wurde allerdings im nicht-öffentlichen Teil der Sondersitzung am Dienstagabend behandelt.

Begründet wurde dies vom amtierenden Bürgermeister Robert Huber (SPD) damit, dass hier Summen genannt würden, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt seien. „Die Zahlen werden zeigen, ob wir in diesen Kauf einsteigen wollen, oder nicht“. Huber gab aber auch bekannt, dass es bereits einen Mitinvestor für die zum Verkauf stehende Immobilie gibt: Die Euroboden GmbH. Deren Geschäftsführer Martin Moll erklärt gegenüber der Tegernseer Stimme, dass er bereits Mitte September ein Teil des Grundstücks und einen Anteil von 25 Prozent am Hotel von der Miteigentümerin Ursula Grühn erworben hat.

Alle Seiten wollen das Gleiche

Ihre beiden Geschwister halten die Mehrheit am Hotel. Sie wollen jedoch auch schnellstens verkaufen. Investor Moll würde auch diesen Teil übernehmen. Darüber sei er derzeit im Gespräch mit den beiden Geschwistern Grühn. Voraussetzung allerdings wäre, dass die Gemeinde auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet.

Nach Informationen der Tegernseer Stimme ist dies geschehen. Nach nur kurzer Abwägung habe sich der Wiesseer Gemeinderat am späten Dienstagabend hinter verschlossenen Türen einstimmig gegen die Ziehung des Vorkaufrechts ausgesprochen. Denn mit der klaren Vorgabe zur zukünftigen Bebaubarkeit des ortszentralen Areals seien die Weichen schon im Sinne der Gemeinde gestellt worden. Zudem gebe es auch einen gültigen Bebauungsplan. „Daher gab es ein klares Nein zum Vorkaufsrecht“, so ein Teilnehmer der Sitzung.

Hier wagt keiner den geschäftlichen Sprung

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Ursprünglich war es als Grundlage für künftige Hotelneubauten mit Verkaufsflächen gedacht. Doch das Einzelhandelsgutachten zeigt vor allem eins: Schwächen und Mängel der Wiesseer Ladenlokalen.

Viele Geschäftsräume stehen in Wiessee seit Jahren leer. Warum?

Mitte vergangenen Jahres waren Rafael Stegen und seine Mitarbeiter des Münchner Planungsbüros Salm&Stegen in Bad Wiessee unterwegs. In der Tasche hatten sie den Auftrag der Gemeinde für ein Einzelhandelsgutachten. 107 Betriebe haben sie dafür ausgemacht, die sie schriftlich befragten.

Doch nur 35 davon waren zu einer Antwort bereit. Dies entspreche einer Rücklaufquote von 33 Prozent. „Das aber ist viel zu wenig, wenn es um den eigenen Ort geht“, sagt Stegen später auf Nachfrage. Es sei auch keine repräsentative Umfrage gewesen, „Ziel war ein Stimmungsbild“. Wie denken Gewerbetreibende über Bad Wiessee, wie sind ihre eigenen betrieblichen Dispositionen? Das Ergebnis präsentierte Stegner nun über ein Jahr später dem Gemeinderat in seiner Sondersitzung am Dienstagabend.

Die Studie sei kein „Wunderwerk“, sondern nur eine fachplanerische Grundlage zur Entscheidungshilfe auch für das „Ritter“–Areal. Das Einzelhandelskonzept diene auch städtebaulichen Untersuchungen, zu denen die Ortsentwicklung und der Verkehr gehören. Die Aussagen des Gutachtens sollten bei der Sanierung des Ortskerns berücksichtigt werden. „Es geht eben nicht ausschließlich um den Einzelhandel“, betonte Stegen.

Zu wenig Laufkundschaft in der Ortsmitte

Eine Erkenntnis nun sei, dass es im mittelfristigen Bedarfbereichs wie Mode etwa genau so viel Verkaufsfläche in der Ortsmitte gebe, wie im kurzfristigen Bereich mit Nahrungsmitteln und Drogerieartikeln. Diese Sparte erzeuge aber mehr Frequenz mit mehr Einkäufen. Ergebnis der Umfrage sei auch der Wunsch nach Erweiterung der Sortimente, mehr Auswahlmöglichkeit für Kunden.

Nachholbedarf wird vor allem in den Sparten Drogerie, Haushalts-, Spiel- und Kinderwaren gesehen. Die Rückmeldungen hätten den Wunsch nach mehr Aufenthaltsmöglichkeiten für Kunden wie den Lindenplatz ergeben. Damit könne die Frequenz von Kunden gesteigert werden.

Überalterte Strukturen

„Deutlich wurde auch ein Investitionsstau in den Betrieben“, so Stegen. Als Grund nennt er die geringe Eigentumsquote von weniger als 25 Prozent. Die Eigentümer dieser vermieteten Ladenlokale würden meist „irgendwo anders“ leben und vergleichsweise hohe Mieten verlangen, „15 Euro pro Quadratmeter im Mittel“. Viele der Immobilien seien aus heutiger Sicht auch keine Handelsimmobilien mehr. Mit kleinen Schaufenstern, nichttragenden Säulen, die die Sicht nach innen versperren und ohne barrierefreie Zugänge“.

Die Läden sind völlig aus der Zeit gefallen. Da ist großer Handlungsbedarf.

Er empfiehlt Anreize für die Eigentümer zu schaffen. Weiter habe sich gezeigt, dass ein Drittel der Geschäftsführer über 55 Jahre alt sei. „Das ist ein vergleichbar hoher Wert und ein Frühwarnsystem“. Meist sei ebenso die Nachfolge nicht geklärt. Damit stelle sich die Frage, „was kommt dann, wenn die Betreiber in fünf bis zehn Jahren aufhören“. Deshalb empfiehlt Stegen der Gemeinde, sich „aktiv“ um die Händlerschaft zu bemühen.

Im Zentrum müsste es mehr Vielfalt, mehr Urbanität mit kurzen Wegen, statt Monostrukturen geben. Bislang gebe es im Ort zu wenig Laufkundschaft. Aber bei 150 Quadratmeter Ladenfläche werde man keinen „Frequenzbringer“ ansiedeln können, wie die vielen Leerstände zeigen würden. Die Kunden hätten aber Interesse an kurzfristigen Bedarfsgütern.

Doch Wiessee habe keine größeren Handelsflächen in Erdgeschossen. Bei der künftigen Bebauung im Ortskern müsse es einen Nutzungsmix aus Wohnen und größeren Läden geben. Hier müsste an der Münchner Straße etwas Hochwertiges mit Tiefgaragen entstehen, das dem Erscheinungsbild des Ortes angepasst sei. Stegens Fazit: „Handel ist heute kein Wunschkonzert mehr“.

Bastenhaus: ein Fass ohne Boden

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Seit Juni 2016 ist Tegernsees ehemaliges Hotel Bastenhaus als Flüchtlingsheim bestimmt. Die Baugenehmigung ist längst erteilt, die Kostenübernahme durch den Freistaat Bayern mittlerweile auch. Weiterhin offen aber ist, wann der Umbau beginnt.

Einst ein Hotel in Bestlage – künftig eine Flüchtlingsunterkunft?

Anfang August war aus dem Landratsamt noch zu hören, dass die Bauarbeiten erst beginnen könnten, wenn die Zusage der Kostenübernahme durch die Regierung von Oberbayern vorliege. Diese liegt jetzt vor, wie Pressesprecher Birger Nemitz auf Nachfrage bestätigt: „Der Freistaat Bayern kommt für die Umbaukosten auf“. Und diese sind beträchtlich.

Kalkuliert wurden einst 80.000 Euro. Wegen der nötigen Brandschutzmaßnahmen ist man inzwischen bei annähernd 300.000 Euro gelandet. Nemitz spricht von 275.000 Euro. Die Summe habe sich aber „geringfügig erhöht“. Um wie viel genau, verschwieg er auf Nachfrage der Tegernseer Stimme.

Monatlich sind 10.000 Pacht fällig

Der Aufschlag sei der aktuellen Marktlage mit vollen Terminbüchern der Handwerker geschuldet, sagte er jüngst. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis sei bei der Anzahl von bis zu 60 Personen, die im Bastenhaus untergebracht werden sollen, sei „sehr günstig“, antwortete Grünen-Landrat Wolfgang Rzehak auf eine Anfrage des Bundes der Steuerzahler.Dieser hegt seit März 2017 den Verdacht der Steuerverschwendung. Und fragt, „ob die Nichtnutzung des Gebäudes letztlich einer nicht mehr sachgerechten Verwendung von öffentlichen Mitteln gleichkommt?“

Denn öffentliche Mittel sind schon viele ins Bastenhaus gesteckt worden, ohne Nutzen für den Steuerzahler. Seit Beginn des Zehn-Jahres-Mietvertrages im Juni 2016 sind jeden Monat 10.000 Euro Pacht für das ehemalige Hotel fällig. Nächsten Monat wird die 300.000 Euro Marke geknackt. Viel Geld für nichts. Denn nach wie vor offen ist laut Nemitz der Baubeginn: „Zum Zeitpunkt des Umbaus können wir leider noch nichts sagen“. Für den Steuerzahlerbund sicher ein Grund mehr, „die Sache weiterhin zu beobachten und am Ball zu bleiben“.

Peter Altmaier beeindruckt in Tegernsee

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Rechtzeitig vor der Landtagswahl gelang dem CSU-nahen Wirtschaftsbeirat ein Coup: Direktkandidatin Ilse Aigner Seit an Seit mit Merkels Vertrautem: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.

Ilse Aigner und Alexander Radwan begrüßen Merkels Vertrauten: Peter Altmaier.

Altmaier habe „einen Ruf wie Donnerhall“, sagte Mitveranstalter und Unternehmer Anton Stetter bei seiner Begrüßung zum „Mega-Gast“ aus der Bundesregierung. Sein Erscheinen in Tegernsee bescherte der CSU-Veranstaltung am Freitagabend einen vollen Saal im Hotel „Das Tegernsee“. Das Who is Who aus Wirtschaft und Kommunalpolitik war zahlreich vertreten. Quasi ein Heimspiel für Verkehrsministerin und Wahlkämpferin Ilse Aigner.

In ihrer Laudation nannte sie Altmaier einen großen und überzeugten Europäer. Mit ihm habe sie schon in den „unterschiedlichsten Konstellationen“ zusammengearbeitet. Während Aigner Bundes-Landwirtschaftsministerin war, bekleidete Altmaier zunächst das Ressort Umwelt.

Da waren wir in manchen Situationen wegen der Aufgabenstellung nicht immer sofort einer Meinung.

Doch mit der großen Fachkenntnis des Saarländers und seinem Augenmaß, „mit dem er die Themen anging, haben wir immer eine gute Lösung im Interesse von Landwirten und der Umwelt gefunden“. Als Aigner dann in Bayern Wirtschaftministerin wurde, hatte sie es mit Altmaier als Kanzleramtsminister zu tun. „Da musste er mit mir leben, weil ich die Interessen Bayerns als Energieministerin etwas anders vertrat, als manche in Berlin“.

Dies zeichne den Freistaat aus, dass man sich für Bayern einsetze und zugleich als Koalitionspartner eine „andere Rolle spielen konnte“. „Das war sicher nicht immer ganz einfach für dich“, aber menschlich habe es immer einen Konsens gegeben, so Aigner. Altmaier zentrale Aufgabe sei nun die Energiewende zu schaffen. „Wirtschaft wird dann aktuell, wenn die Probleme groß werden“.

Im Tal fließen „Milch und Honig“

Doch Aigner stellte gleich klar, dass man derzeit „wirtschaftlich keine großen Probleme“ habe. Von „fast schon paradiesischen Verhältnissen“ sprach die CSU-Stimmkreis-Direktkandidatin beim Blick auf die Wirtschaft Deutschlands und insbesondere Bayerns. Inzwischen sei die niedrige Arbeitslosigkeit schon „so selbstverständlich“ geworden, doch die Bevölkerung sehe das Thema bei der derzeitigen Problemlage nicht „immer ganz oben“.

Es sei schon „selbstverständlich geworden, dass es so gut läuft“, so Aigner. Jedoch würden Sie und Altmaier dies nicht so sehen. „Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts“. Heute müsse man schon die Weichen für die nächste Generation stellen, damit „wir dann noch Vollbeschäftigung haben“.

Anton Stetter bei seiner launigen Begrüßung der zahlreichen Gäste.

„Der volle Saal bei dem schönen Ausflugswetter zeige, dass das politische Interesse in Deutschland ungebrochen ist“, so Altmaier. Selbstironisch meinte der Berliner Gast, er sei sich nicht sicher, ob er das wichtigste Kabinettsmitglied sei, doch er könne versichern, dass er der gewichtigste Minister der Bundesregierung sei. „Diesen Titel habe ich mir hart erarbeitet“. So gewann er das Publikum für sich, zumal er auch hemdsärmelig antrat und gleich nach einem Bier verlangte.

Die Mitglieder des Beirats hörten es sicher gerne, als er von seiner Fahrt ins Tegernseer Tal sprach und urteilte: „Das ist hier eine Gegend, in der Milch und Honig fließt“. Dies hier sei ein Mix aus Unternehmertum und dem Geschenk Gottes, der Natur.

Breite Schichten der Bevölkerung können hier am Wohlstandswachstum teilnehmen.

Unrecht hätten die gehabt, die einst unkten, „die Reformen würden die Reichen reicher machen und die Armen ärmer“. Über 90 Prozent der Menschen in Deutschland seien mit ihrer persönlichen Situation zufrieden. Damit diese noch besser werde, müsse die soziale Marktwirtschaft wieder neu in Schwung gebracht werden.

„Bürokratie wie zu Kaisers Zeiten“

Kritik übte Altmaier an den öffentlichen Verwaltungen. Wenn jemand sich Selbstständig machen wolle, „dann will er nicht den ganzen Tag Zettel ausfüllen. Wir haben eine Bürokratie wie zu Kaisers Zeiten“. Doch dies gehe im 21. Jahrhundert auch anders. Estland mache es vor. Alles werde dort über eine „persönliche Signatur“, die rechtsverbindlich sei, elektronisch mit der Verwaltung geregelt. Niemand habe dort noch bei einer Behörde erscheinen. So etwas „müssen wir auch umsetzten“, forderte Altmaier.

Bundeswirtschaftsminister Altmaier sieht in Bayern einen “ausgeprägten Wohlstand”.

Doch manchmal „verzweifle“ er angesichts der Mutlosigkeit, solche Innovationen hierzulande durchzusetzen. Wenn man den Wohlstand der nächsten 20 Jahre sichern wolle, komme man an der künstlichen Intelligenz nicht vorbei. „Sie wird unsere Arbeitswelt revolutionieren“. Denn es sei keine Zukunftsmusik, dass die Autos in einigen Jahren alleine fahren würden. „Autonomes Fahren nennt man das“. Wenn dafür die Batterie aus Asien und die Plattform des Autos von Google in den USA kommen, „dann finden bis zu 60 Prozent der Wertschöpfung nicht mehr in Europa und Deutschland statt“.

„Laptop und Lederhose“

Die qualitative Veränderung gelte für viele Bereiche. 80 Prozent der Experten für künstliche Intelligenz weltweit seien jetzt schon von Google, Apple, Amazon, Microsoft und Facebook  unter Vertrag genommen. „Diese Zukunftsthemen müssen wir sehen“. Man solle nicht immer Bedenken in den Vordergrund stellen, sondern Probleme lösen und diese Technologien beherrschen. Deswegen „müssen wir nicht unsere Identität verändern“. Der CSU-Slogan „Laptop und Lederhose“ sei ein „wunderbarer Anspruch, der das eine wie das andere nicht ausschließt“.

Bei der anschließenden Diskussionsrunde wurde nach der politischen Kultur gefragt, nachdem die Volksparteien derzeit einbrechen würden und die AfD in manchen Bundesländern bereits zweitstärkste Partei geworden sei. „Wir haben allen Grund darüber nachzudenken, was wir in der Politik falsch machen“, attestierte Altmaier. Und nannte als Grund das drei Jahre währende Gezänk der Unionsschwestern über die richtige Flüchtlingspolitik. „Das hat dazu geführt, dass die Menschen gemerkt haben, hier ist ein ungelöstes Problem“. Dies habe die Bereitschaft gefördert, sich entsprechend zu verhalten.

Beim Vortrag von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier war kein Stuhl mehr im Saal frei.
Die CSU-Wahlkämpferin Ilse Aigner verwies auf die Stärken Bayerns.
Anton Stetter und Kornelie Kneissl (beide “Wirtschaftsbeirat Bezirk Oberland”), Ilse Aigner, Verkehrsministerin und CSU-Bezirksvors. Oberbayern, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Alexander Radwan (MdB und CSU-Kreisvors.)

Frontalcrash in Bad Wiessee

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Zu einem schweren Verkehrsunfall kam es heute kurz vor neun Uhr in der Ortsmitte von Bad Wiessee. An der Zeiselbachbrücke, unweit des Rathauses, prallten zwei Pkw ineinander.

Heute Morgen krachten in Bad Wiessee zwei Autos ineinander / Foto: Klaus Wiendl

Eine 23-jährige in Gmund lebende Polin geriet mit ihrem silbergrauen VW kurz nach dem Rathaus offenbar in der leichten Kurve über die Fahrbahnmitte und prallte in den entgegenkommen Opel eines 55-jährigen Waakirchners. Schnell waren die Rettungskräfte vor Ort.

Die Gmunderin war in ihrem Fahrzeug eingeklemmt und musste vom BRK noch im Auto notversorgt und später von der Feuerwehr geborgen werden. Sie erlitt mittelschwere Verletzungen und wurde nach der Erstversorgung durch BRK und Notarzt vom Rettungshubschrauber zur weiteren Behandlung in die Unfallklinik Murnau geflogen.

Der Waakirchner Fahrer des Opels wurde ebenfalls mittelschwer verletzt und kam mit dem BRK ins Krankenhaus Agatharied. An beiden Pkw entstand Totalschaden in Höhe von jeweils 6.000 und 25.000 Euro. Die B 318 war für zirka eine Stunde lang gesperrt. Der Verkehr wurde von der Feuerwehr, die mit rund 15 Mann vor Ort war, über die Seestraße umgeleitet.

„Jodel-Architektur“ oder Tradition?

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Der Tegernsee hat es der in München aufgewachsenen Autorin Nana Brink angetan. In etlichen Reportagen nahm sie sich für den Berliner Sender “Deutschlandfunk Kultur” das Tal und seine Bewohner vor. Jüngst war es der Streit um Neubauten. Brinks Gesprächspartner: ortsbekannte Zeitzeugen.

Mundartdichter Martin Köck spricht im Interview über die “toten Häuser” im Tegernseer Tal.

Etliche Einblicke in die Befindlichkeiten von Talbewohnern gewährte Nana Brink (55) schon in ihrer Sendereihe Länderreport. Allein in diesem Jahr vernahmen ihre Hörer Beiträge über „die Gentrifizierung am Tegernsee“ – Wie Anwohner unter dem Immobilienboom leiden und „eine russisch – bayerische Romanze“ im Tegernseer Tal. Anfang Oktober ging nun Brinks „Jodel-Architektur“ über den Äther. Darin setzt sie sich mit den Baustilen und den Verschandelungen der Heimat von Alteingessenen auseinander. Zugezogene würden über alpenländischen Kitsch spotten, beschreibt Brink die Ausgangslage.

Als einer ihrer Zeugen tritt Mundartdichter Martin Köck aus Rottach-Egern auf. Er ist der Vater von Rottachs Bürgermeister Christian Köck. Köck sen. lebt in einem über 300 Jahre alten Bauernhaus, das er 1984 selbst abgetragen, neu unterkellert und das alte wieder draufgestellt hat. Mit Blick auf den Wallberg. Aber schaut er nach links, sieht er, wie gerade Luxuswohnungen hochgezogen werden. „Es ist alles eine Einheit, es ist Altholz, soll bisserl verbavarisiert werden, und es wohnt ja niemand darin. Das ist das nächste und dann schauen Sie sich das an. Graue Rollos, wo Sie hinschauen“, so der 72-Jährige „grantig“, wie Brink Köcks Gemütszustand beschreibt.

Tote Häuser

Nicht weit von Köcks Haus entfernt entsteht ein neuer Gebäudekomplex mit 20 Wohnungen, im und am ehemaligen Traditionsgasthof „Glasl“. Nur die Frontfassade erinnere noch an seine alte Gestalt. Daneben stehen auf engstem Raum drei neue Häuser. Eines gleiche dem anderen. Oder anders ausgedrückt: „Die neue Natürlichkeit“ wie das Bauschild verrät. Viel Holz. Große Fenster. Geneigte Dächer. Was also macht den Köck Martin so grantig, fragt ihn Brink. „Was seit Jahren gebaut wird, das sind tote Häuser, so nenne ich das. Die Leute kaufen sich hier ein, kommen einmal, richten das sündteuer ein und das war‘s dann. Und wenn wir Glück haben, dann kommen sie zweimal im Jahr oder dreimal. Viele kommen gar nicht.“

Was für die einen „tote Häuser“ sind, berichtet Brink weiter, würde für andere der lang ersehnte Zweitwohnsitz auf dem Land sein. Seit gut einem Jahrzehnt boomt der Immobilienmarkt rund um den See. Für den österreichischen Investor Thomas Hofer, der in Bad Wiessee die „Tegernsee Villen“ gebaut hat, ist das ein lukrativer Ort, weil „… das Tegernsee Tal eines der schönsten Orte in Deutschland ist, und die Kombination aus Bergen, See, guter Infrastruktur und guter Erreichbarkeit von München aus, einen sehr hohen Wert darstellt. Wir haben da ganz gut investiert. In der Region zu leben, ist für viele ein Wunschtraum. Wirtschaftstreibende, Unternehmer, leitende Angestellte, das ist unser Klientel, die sich diesen Traum auch leisten können.“

Tegernsee Villen als Sündenfall

Eine Wohnanlage wie ein Sündenfall, beschreibt Brink die Tegernsee Villen. Als „Luxus-Hütten“ seien sie verspottet worden. „Auch sie stammen – bei näherem Hinsehen – aus dem Katalog ,neue Natürlichkeit‘. Man nehme: dunkles Altholz für Fassaden und Balkone – Fenster mit blassgrünen Läden – und – wichtig! – ein alpenländisches Dach. Weniger der Baustil irritiert als die Dichte inmitten des alten Ortskerns: neun gleichförmige Häuser auf einem Fleck, mit Tiefgaragen, Fitnessstudio und Empfangshäuschen“.

Die ,neue Natürlichkeit‘ im Tal: Luxus-Häuser wie hier die Tegernsee Villen. / Foto: K. Wiendl

Für Angela Brogsitter-Finck von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) sei die Wohnanlage ein Sündenfall. Seit Jahrzehnten kämpft die Bürgerinitiative gegen die „Verschandelung der Landschaft“. Weiter die SGT-Vorsitzende: „Wissen Sie, diese Häuser, eines sieht aus wie das andere, das ist – wie soll ich das sagen – das ist nicht ein individueller Stil mehr, sondern da werden vier dieselben hin geklatscht auf ein Grundstück, das früher ein wunderschönes Parkgrundstück war, alle Bäumen kommen weg, die machen nur Arbeit, also es geht wirklich nur noch den meisten Investoren um Gewinnmaximierung. Und ich sage immer, das Tegernseer Tal wird langsam zur Beute dieser geldgierigen Investoren“, die nur nach größtem Profit aus seien.

Wie soll das Tegernseer Tal aussehen?

Aussagen wie diese würden Investor Thomas Hofer zwar nicht kalt lassen, früher hätte ihn so etwas getroffen, „heute muss man damit umgehen und leben. Wir hatten Stadtratsbeschlüsse, und wir hatten einstimmige Stadtratsbeschlüsse.“ Richtig ist wohl, wie die Tegernseer Stimme im Gemeinderat einst beobachten konnte, dass die Beschlüsse keineswegs einstimmig fielen. Vor allem die CSU im Ratssaal stemmte sich gegen das überbordende Bauvorhaben. Vergebens. Hofer dürfte sich ins Fäustchen lachen, „der Erfolg scheint ihm recht zu geben: Die Wohnungen sind bis auf eine Handvoll alle verkauft. Fast die Hälfte an Zweitwohnbesitzer“, schreibt Brink über die Tegernsee Villen.

Weiter kommen in Brinks Reportage noch Christian Köck, Architekt Florian Erhardt, Trachtenschneiderin Alexandra Kreil und Josef Bogner jun. vom Voitlhof zu Wort. Ihre interessanten Einlassungen lohnen allemal zum Nachhören oder Nachlesen. Wie also soll Heimat im Tegernseer Tal aussehen?

„Kini und Queen“ für die Aueralm gesucht

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Schon jetzt treffen sich viele Biker auf der Aueralm. Immer am Mittwochabend. Im nächsten Jahr könnten es deutlich mehr werden. Geplant ist ein „AueralmKini Bergsprint Challenge“. Was das ist? Klicken Sie rein.

Im kommenden Jahr ist eine Bergsprint-Challenge für Biker und Wanderer geplant… / Foto: K. Wiendl

Noch ist die Planung von Andreas Braun nicht ganz ausgereift. Dem technischen Leiter des Wiesseer Hotels Alpensonne schwebt eine sportliche Herausforderung der besonderen Art vor. Kein Massenstart, sondern ein Einzelzeitfahren. Gegen den inneren Schweinehund. Auf der Bergstrecke vom Söllbachgrund bis auf 1.266 Metern Höhe. Brauns Motto: „Zeig uns, wie verbunden Du mit der Aueralm bist. Wir küren den AueralmKini und die AueralmQueen“.

Die Teilnahme dafür beginnt am 1. Januar und dauert bis 31. Oktober 2019. Wer es mehr als 40 Mal zur Aueralm schafft, bekommt laut Organisator Braun eine Goldtrophäe. Silber gibt es für bis zu 40 Mal. Blech bleibt dem, wer die 20 Wanderungen nicht schafft. Ausdrücklich weist Braun daraufhin, dass nur ein Besuch pro Tag zählt. Wie dies protokolliert wird, ist noch nicht ganz klar. Entweder wird ein Hüttenbuch geführt, in dem sich jeder Ankömmling mit Namen und Datum eintragen muss. Oder jeder Teilnehmer bekommt ein Stempelbuch, in dem sich der Wirt mit Stempel verewigt. Als Teilnahmegebühr sind 15 Euro geplant.

500 Höhenmeter im Sprint

Sportlicher wird es beim Bergsprint-Challenge für Biker zur Aueralm. Der Zeitraum für den Wettbewerb ist der 1. April bis 31.Oktober 2019. Für die Teilnahme sei unbedingt ein GPS erforderlich, das die Fahrten zur Aueralm aufzeichnet. Dafür sei die StravaApp extra mit einem AueralmKini-Segment erstellt worden, so Braun. Frauen und Männer werden getrennt gewertet. Gold erwartet die Herren, die die Strecke vom Söllbach zur Aueralm unter 35 Minuten schaffen. Für bis 50 Minuten Dauer gibt es Silber.

Bei den Frauen reichen noch 50 Minuten für Gold. Selbst e-Biker dürfen mitmachen. Für Gold müssen sie die Bergstrecke unter 20 Minuten schaffen, Frauen bis zu 25 Minuten. Nach der Anmeldung bleibe ein Zeitfenster von zwei Wochen, um die beste Zeit der GPX Datei zu schicken. Die gewonnenen Trophäen könnten dann in der „Partnerausgabestelle“, dem Hotel Alpensonne in Bad Wiessee, abgeholt werden. Über den Strave“AueralmKini“Club könne man den Challenge immer aktuell verfolgen.

Hinter der Idee stecke weder der Aueralm-Verein noch deren Wirt, versichert Braun. Die Idee sei ihm bei einer ähnlichen Challenge am Chiemsee gekommen. Ihm schwebt eine ähnlich große Challenge vor. Doch bis dahin müssten noch „die Wegerechte im Tal geklärt werden“. Vorteil eines solchen Wettstreits sei, „dass er nicht an einen bestimmten Tag gebunden ist“.


Kreidl-Prozess beginnt am 24. Oktober

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Fünf Jahre, nachdem das großzügige Sponsoring der Kreissparkasse Miesbach um Ex-Landrat Jakob Kreidl aufflog, beginnt nun der Prozess. Sitzen werden auf der Anklagebank nach Angaben von Gerichtssprecher Florian Gliwitzky: Ex-Landrat Jakob Kreidl, der ehemalige Chef der Kreissparkasse, Georg Bromme, sein Nachfolger Martin Mihalovits und Roland Böck aus dem Bankvorstand.

Peanuts links, Peanuts rechts. Dazwischen Jakob Kreidl. Der sitzt nun am 24. Oktober auf der Anklagebank. /Archivbild

Nach Informationen der Tegernseer Stimme beginnt der Prozess vor dem Landgericht München II am 24. Oktober. Angesetzt hat die Wirtschaftsstrafkammer 21 Verhandlungstage. Das Urteil könnte am 30. Januar 2019 fallen. Gegen die anderen drei ursprünglich Beschuldigten habe es “Verfahrenseinstellungen” gegeben oder sie seien durch “Klagerücknahme” ausgeschieden. Darunter waren auch der damalige Vize-Landrat Arnfried Färber und die Vorstände Gerhard Gegenfurtner und Stefan Neuhaus. Den Angeklagten Kreidl, Bromme, Mihalovits und Roland B. werden hauptsächlich Untreue und  Vorteilsnahme vorgeworfen. “Es sind diverse Straftatbestände, die eine Rolle spielen”, so Staatsanwalt Gliwitzky. Im Januar 2015 hatte eine Hundertschaft von Staatsanwälten und LKA-Leuten insgesamt 27 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht, darunter auch die Privathäuser von Kreidl und Bromme.

Insgesamt waren es einmal 13 Beschuldigte

“Ursprünglich waren es zwei verschiedene Anklagen: Doch das zweite Verfahren steht noch aus, es ist noch nicht terminiert”, so Gliwitzky gegenüber der Tegernseer Stimme. Dieses mit minder schweren Vorwürfen richtet sich gegen aktive oder ehemalige Mitglieder des Verwaltungsrats der Sparkasse. Dies wären unter anderem Kreuths Rathauschef Josef Bierschneider, der Weyarner Ex-Bürgermeister Michael Pelzer und Miesbachs derzeitiger Landrat Wolfgang Rzehak. Als Mitglieder des Sparkassen-Verwaltungsrats hätten sie laut Staatsanwaltschaft aber dem Treiben von Bromme und Kreidl Einhalt gebieten müssen. Stattdessen hätten sie ebenfalls Vorteile daraus gezogen.

Die Staatsanwaltschaft hatte den 6.000 Seiten umfassenden Schriftsatz in zwei Verfahren vor der Wirtschaftsstrafkammer getrennt. Einerseits die sieben erwähnten höherrangigen Akteure aus dem Sparkassen-Vorstand, andererseits die sechs einfachen Mitglieder des Verwaltungsrats. Ursprünglich hatten sich die Ermittlungen gegen 20 Beschuldigte gerichtet. Gegen zwei Beschuldigte wurden laut Staatsanwaltschaft München II Strafbefehle beantragt, die durch das Amtsgericht München erlassen wurden und bereits rechtskräftig sind. Gegen vier Beschuldigte sei das Verfahren gegen eine Geldauflage eingestellt worden. Bei einem Beschuldigten sei eine Verfahrenseinstellung aus Rechtsgründen erfolgt.

Fürstliche Geburtstagsfeier mit Geld von Sparern

Alles begann mit der opulenten Sause zu Kreidls 60. Geburtstag als Landrat am 16. August 2013. Kreidl hatte sich seine 118.000 Euro teure Party in Wasmeiers Freilicht-Museum vom Geldinstitut als Verwaltungsratschef mit 77.000 Euro finanzieren lassen und durch den Landkreis Miesbach mit 33.000 Euro. Doch dies war nicht das Ende der Gefälligkeiten durch die Sparkasse. Ihre Ansprüche an Kreidl und Bromme wurden mit bis zu 4,3 Millionen Euro beziffert. Denn die Ermittlungen brachten den Erwerb der Geitauer Alm bei Bayrischzell für 1,5 Millionen Euro und des Psallierchores im Kloster Tegernsee für weitere Millionenb ans Licht. Aber auch Jagdausflüge, kostspielige Bürgermeisterreisen und Büroausstattungen wurden gesponsert. Inzwischen hat die Bank von ihrer Manager-Haftpflichtversicherung zwei Millionen Euro erhalten. 22.000 Euro stehen als offenen Forderungen noch im Raum.

“Die Anzahl von 21 Sitzungstagen sagt nichts über das Gewicht der Straftaten aus”, so Gliwitzky.

Die Qual der Wahl

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Glaubt man den Umfragen, ist die absolute Mehrheit der CSU dahin. Sie braucht einen Koalitionspartner. Doch wer wird es? Darüber entscheiden etwa 85.000 Bürger im Stimmkreis Miesbach. Doch das bayerische Wahlrecht hat es in sich. Was erwartet den Wähler in der Kabine?

Am kommenden Sonntag ist Landtags- und Bezirkswahl: Wer die Wahl hat, hat die Qual. / Foto: K. Wiendl

Eigentlich gleicht das Wahlsystem bei der Landtagswahl dem der Bundestagswahl. Jeder Wähler hat zwei Stimmen. Mit einer wird der oder die Abgeordnete für den jeweiligen Stimmkreis vor Ort ermittelt. Mit der zweiten Stimme stehen Kandidaten der Parteienlisten zur Auswahl. Eine Besonderheit aber ist – und das unterscheidet Bayern von der Bundestagswahl – dass Erst- und Zweitstimmen verrechnet werden. Das heißt: Erst- und Zweitstimme sind gleich wichtig für das Kräfteverhältnis im Landtag.

Und: auch wenn sich ein Kandidat im Stimmkreis vor Ort nicht durchsetzt, ist die Stimme nicht verloren. Wenn man eine kleinere Partei beispielsweise stärken möchte, muss man dem Kandidaten die Erststimme geben. Auch wenn man davon ausgeht, dass der Kandidat nicht das Erststimmen-Rennen macht. Das bayerische Wahlrecht legt mehr Wert auf den einzelnen Abgeordneten. Auch bei der Zweitstimme. Der Sprecher des Landtags Anton Preis: „ Man kreuzt keine Partei an, sondern einen Kandidaten auf der Parteiliste. Das kann auch der Allerunterste sein“.

Welche Bedeutung hat die Zweitstimme?

Der Wille des Wählers kommt bei der Landtagswahl besonders stark zum Ausdruck. Denn er kann die von der Partei vorgegebene Kandidatenliste nicht akzeptieren und durchkreuzen. Preis: „Das bayerische Wahlrecht lässt da viele Freiheiten. Die Wähler nutzen dies auch erfahrungsgemäß sehr stark, weil es oft vorgekommen ist, dass Kandidaten vom hinteren Teil der Listen dann doch in den Landtag kamen“.

Teilweise sei man auch vom letzten Listenplatz noch an ein Landtagsmandat gekommen. Auch für die Reihung der Kandidaten auf der Liste zählt ihr Erststimmenergebnis mit. Wer im eigenen Stimmkreis stark abgeschnitten aber nicht gewonnen hat, rückt so nach vorne. Man kann aber jeden Kandidaten nur einmal wählen. Wer in einem Stimmkreis direkt kandidiert, fehlt auf der Liste seiner Partei. Deswegen schauen auch die Zweitstimmenzettel in jedem der 92 Stimmkreise Bayerns anders aus.

Das Landesamt für Statistik hat alle Wahlvorschläge ins Internet gestellt. https://www.wahlen.bayern.de/landtagswahlen/index.php Weil das bayerische Wahlrecht dem Wähler so viele Möglichkeiten eröffnet, kann es sinnvoll sein, sie sich schon vor dem Wahltag anzuschauen. Damit nicht erst in der Wahlkabine die Frage auftaucht, wen wähle ich bei der Auswahl mit meinen zwei Stimmen.

Zehn Direktkandidaten

Der Freistaat Bayern gliedert sich in insgesamt 91 Stimmkreise, von denen jeder seinen eigenen Direktkandidaten wählt. Für die CSU ist es im Stimmkreis 121, in Miesbach, die stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner. Sie ist eine von zehn Direktkandidaten bei der Erststimme. Weitere sind: Verena Schmidt-Völlmecke SPD, Thomas Tomaschek Bündnis 90/Die Grünen, Rainer Bolle AfD, Gisela Hölscher Freie Wähler, Ursula Lex FDP, Jörg Hager Die Linke, Loris-Marco Gelesch Bayernpartei, Peter Limmer ÖDP und Manuel Kralik mut. Der Stimmkreis Miesbach umfasst 17 Städte und Gemeinden.

2013 kam die CSU in Miesbach auf 57,1 Prozent der Gesamtstimmen. Zweitstärkste Kraft wurde die SPD mit 15,6 Prozent. Abgeschlagen folgten damals Bündnis 90/Die Grünen mit 7,8 Prozent und die Freien Wähler mit 7,6 Prozent. Bei der Erststimme holte Ilse Aigner 56,8 Prozent. Deutlich weniger waren es beim SPD-Kandidaten Thomas Mandl: 14 Prozent. Gerhard Waas, Bündnis 90/Die Grünen holte 8,5 Prozent. Etwas mehr mit 8,8 Prozent waren es bei Balthasar Brandhofer, Freie Wähler. Friedrich Haugg, FDP, kam auf 2,8 Prozent. Barbara Steinwachs-Richter, Die Linke, erreichte 1,2 Prozent und Josef Lausch, Bayernpartei, hatte einen Stimmenanteil von 3,6 Prozent.

Wahl in den Bezirkstag

Zehn Direktkandidaten für den Stimmkreis stehen auch auf den Wahlzetteln zur Bezirkstagswahl: Olaf von Löwis CSU, Timm Roll SPD, Elisabeth Janner Grüne, Sepp Hartl Freie Wähler, Balthasar Brandhofer Bayernpartei, Manfred Engelsberger ÖDP, Constantin Prinz von Anhalt AfD, Josef Pfeifer Die Linke, Martin Eberhard FDP, Peter Janssen Freie Liste Oberbayern und vier Listenkandidaten.

Erste Hochrechnung ab 18 Uhr

Spannend wird es am kommen Wahlsonntag allemal, denn die Umfragen für den Landtag sehen die CSU mit nur noch 35 Prozent im Stimmungstief aller bisherigen Politbarometer und Bayerntrends, während die Grünen ihren Goldenen Herbst laut den Prognosen mit 18 Prozent erleben. Demnach würde die Ökopartei zweitstärkste Kraft in Bayern. Eine schwarz-grüne Koalition scheint nicht ausgeschlossen, wie es sie bereits in Baden-Württemberg gibt.

Allerdings unter anderen Vorzeichen. In Stuttgart regiert mit Winfried Kretschmann ein Grüner Ministerpräsident. Soweit wird es wohl in Bayern nicht kommen. Ab 18 Uhr gibt es die ersten Hochrechnungen. Laut Landratsamt ist in Miesbach mit ersten Ergebnissen der Landtags- und Bezirkswahl ab 19 Uhr zu rechnen. Die Tegernseer Stimme hält Sie am Wahlabend live auf dem Laufenden.

Schnallen Sie die Laufschuhe an!

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Einst gab es den Wallberglauf, der nach zwölf Wettbewerben wieder eingestellt wurde. In seine Stapfen trat der Neureuth Sprint, der am Samstag zum dritten Mal ausgetragen wird. Er hat sich mit dem Tegernsee-Halbmarathon im Tal etabliert.

Wer im Sprint die Neureuth erklimmt, erreicht vielleicht als Erster das Ziel./Archivbild

Wenige Tage vor Beginn des Bergfilm-Festivals steht in Tegernsee eine andere sportliche Disziplin an: Der Sprint auf die Neureuth. Das Motto am kommenden Samstag, 13. Oktober: „kurz – schnell – steil“. Die Streckenlänge beträgt zwar nur 2,3 Kilometer, weist dafür aber eine durchschnittliche Steigung von über 15 Prozent auf. Die Bestzeit wurde gleich beim 1. Sprint vorgelegt. Der polnische Berglauf-Profi Andrzej Dlugosz schaffte die 364 Höhenmeter in 14,04 Minuten. Bei den Frauen war es Melanie Albrecht aus Wallgau mit 16,47 Minuten.

Bereits 1902 war die 1.264 Meter über dem Tegernsee gelegene Neureuth Ziel einer sportlichen Veranstaltung, des Hirschberg-Turnfestes. Vier Jahre später folgte das erste Wintersportfest des Wintersportvereins Tegernseer Tal. Danach hat die Chronik eine große Lücke. Zwar gebe es noch das Neureuth-Turnfest, wie Hüttenwirt Thomas Gigl erzählt, doch die letzten Jahre habe es wegen schlechten Wetters ausfallen müssen. „Ansonsten gibt es hier oben keine komplexeren Veranstaltungen“, so Gigl.

„Herausforderung für Stammgäste“

Um dem Manko zu begegnen, veranstaltete Gigl 2016 den ersten Neureuth-Sprint. Der Zuspruch von Teilnehmern und Gästen hat ihn ermutigt, daraus eine Tradition werden zu lassen. Der Neureuth-Sprint sei sicherlich ein Grenzgang in der Berglaufszene, „denn wir wollen die Sprintqualitäten der sonst so auf Ausdauer fokussierten Teilnehmer unter Beweis stellen“, sagt Veranstalter Gigl. Wer gerne Steigungen in zackigem Tempo angeht, dem dürfte der Neureuth-Sprint am Tegernsee daher liegen. Besonders gut eigne er sich für Einsteiger in die Berglauf-Szene.

Schnallen Sie die Bergschuhe an – und sprinten sie! /Archivbild

Um jedem Läufer einen guten Halt zu bieten, führt die gesamte Strecke über Schotter oder Asphalt. Im Ziel warten nach der Erstverpflegung Kaiserschmarrn, Knödeleien, Getränke, ein T-Shirt und eine gute Stimmung auf die Teilnehmer. Als Startgeld sind dafür beträgt 15 Euro. Start ist am Samstag um zehn Uhr am Neureuth-Parkplatz. Anmelden kann man sich unter  info@Neureuth.com Es gebe einen „fliegenden Start“ und eine freie Aufstellung der Teilnehmer nach Fair-Play, sagt Gigl. Bei vorausgesagten idealen Bedingungen sieht er den Sprint aus „als Herausforderung für seine Stammgäste“.

Grünes Wasserl: „Jetzt reicht’s!“

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Die Splittlagerhalle am Ringsee könnte für den Grünen-Landrat zum Lackmus-Test werden. Ein betroffener Anwohner beschuldigt Wolfgang Rzehak der Straftat und wirft ihm vor, eine Umweltsünde begangen zu haben.

Das “Grüne Wasserl” neben dem aufgeschütteten Damm der erweiterten Lagerfläche. / Foto: K. Wiendl

Die Talbürgermeister wollen sie, der Landrat auch: die Splitthalle am Ringsee, unmittelbar am Grünen Wasserl. Knapp sieben Meter soll sie hoch werden auf über 320 Quadratmetern Grundfläche. Vor einer Woche versicherte Rzehak in einer Pressemitteilung, dass das Biotop sogar „erheblich vergrößert“ werde. Auch eine Renaturierung größerer Uferflächen sehe sein Konzept vor. Doch dies alles genügt dem unmittelbaren Nachbarn nicht. In einem Offenen Brief kritisiert Jochen Pagenberg äußerst scharf die „Zerstörung eines Landschaftsschutzgebietes“ mit Billigung durch Landrat Rzehak.

„Jetzt reicht es“, schreibt Pagenberg. Bevor es im ganzen Tal bald heißt „es war einmal ein intaktes Tal“ wolle er sich dem entgegenstellen und Dinge benennen, die bisher immer nur als halbe Wahrheit verkündet worden seien. „Denn was hier vorgeht, ist derart erschütternd, dass es direkt unter die Haut geht. Und es wird mit den absurdesten Behauptungen verteidigt und begründet“. Pagenbergs Vorwürfe gelten vor allem Rzehak, der für die Behörde einzustehen habe und einmal „das Grüne vom Himmel versprochen hat. Gehalten haben Sie nichts“.

Rzehak sehe sehr blass aus

Miesbach Grüner Landrat habe sich kurz vor seiner Amtsübernahme in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung so geäußert: „Es soll schon einiges anders werden. Nicht jeden neuen Gewerbestandort will ich durchwinken, der Umgang mit der Natur an Tegernsee oder Schliersee soll sensibler werden“. Man müsse auch mal Alternativen schmackhaft machen.

Daran und an seiner Parteifarbe müsse sich Rzehak messen lassen, und da sehe er „sehr blass aus“, kritisiert Pagenberg. Seine „massive Kritik“ gelte Rzehaks  „gleichgültigem Umgang mit den Natur- und Landschaft-schützenden Vorschriften, denen Sie mit einem enttäuschenden Mangel an Respekt begegnen“. Dem Grünen Landrat fehle es „völlig an Empathie für die Natur, aber wohl auch für die Bürger, die sich um die Natur Sorgen machen. Dann sind Sie aber am falschen Platz. Noch nie war es um den Umweltschutz am Tegernsee so schlecht bestellt wie heute“. Nicht an allem sei Rzehak schuld. Aber sein Anteil als Chef des Landratsamtes reiche auch schon.

„Macht zur Zerstörung der Natur“

„Haben Sie jemals darüber nachgedacht, was Sie ihrem Land Bayern schulden? Haben Sie jemals bedacht, woran man sich bei Ihrem Namen in der Zukunft erinnern wird? Soll er für immer mit einer Verschandelung durch Riesenhallen von purer Hässlichkeit und toten Biotopen verbunden sein? Dass jemand die formale Macht über die Natur hat, heißt nicht, dass er diese Macht zu deren Zerstörung benutzen darf“, so die Phlippika Pagenbergs.

Er halte es für eine“ menschenverachtende Dreistigkeit“, Sicherheitsvorschriften wie den Hochwasserschutz mit einem Federstrich auszuhebeln und damit Nachbarn ihrem Schicksal beim nächsten Hochwasser zu überlassen. Als Beispiel führt Pagenberg, der das Seegrundstück neben dem Kieswerk besitzt, das Hochwasser 2013 an. Sein Keller sei zwei Meter unter Wasser gestanden. Die Wiederherstellung habe ein Jahr gedauert. Deshalb möchte er nicht erleben, „dass rings um den Tegernsee mit Hilfe des Landratsamtes der Boden versiegelt wird“. Er habe „überhaupt kein Verständnis“ dafür, mit welcher Unbedachtheit Sie dies möglich machen.

Einzelinteressen vor Naturschutz?

Pagenberg beklagt, „dass hier reine Geschäftsinteressen gegen Menschenleben stehen“. Auch gebe Rzehak keine „plausible Begründung“ dafür, warum er eine Befreiung von einem Bauverbot verantworten könne. „Würden Sie an unserer Stelle ruhig zusehen, wie ringsum die Versiegelung weiter geht und das Ende jeder Regenperiode ängstlich erwartet wird?“. Als „unglaubliche Selbstherrlichkeit“ bezeichnet Pagenberg die Baugenehmigung.

„Die Befreiung konnte unter Ausübung pflichtgemäßen Ermessens erteilt werden, da das Einzelinteresse überwiegt und die Abweichung mit den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege vereinbar ist. Die erforderliche Befreiung von den Vorgaben der Landschaftsschutzverordnung wird durch die Baugenehmigung ersetzt (Art. 56 Satz 3 BayNatSchG). Unglaublich: die Einzelinteressen überwiegen. Und das schreiben Sie auch noch in die Baugenehmigung. Sechs Befreiungen von zwingenden Bauverboten wegen Außenbereich, Hochwassergefahr, Biotop, werden außer Kraft gesetzt, ein absoluter Rekord jedenfalls in Bayern“.

„Nehmen Sie die Baugenehmigung zurück“

Der Splitt habe sich längst in „Kies“ verwandelt. Den gebe es aber im Kieswerk in Hülle und Fülle, nur 150 m vom Bauplatz der Halle. „Genügt das nicht bereits für eine Rücknahme der Baugenehmigung?“, fragt Pagenberg Rzehak.

Das Biotop und ein Teil des Grundstücks seien vor zwei Wochen bei einer Nacht- und Nebelaktion in Abwesenheit Pagenbergs um zirka zwei Meter mit Aushub bedeckt, und das Biotop mit geschätzten 600 Kubikmeter  Abraum aufgefüllt worden.

Das sinnlose Verfüllen des Grünwassers, das einhergeht mit der Vernichtung aller Pflanzen und Lebewesen in diesem Bereich, war die erste fundamentale, von Ihnen zugelassene Umweltsünde, in diesem Fall und in Bezug auf unser Grundstück zugleich eine Straftat. Ein Strafverfahren läuft.

Pagenberg sieht dies als Bruch des Amtsversprechens von Rzehak, mit der Natur „sensibel umzugehen. Das ist Ihnen gründlich misslungen, falls Sie dies jemals ernsthaft geplant haben“. Pagenbergs Fazit als betroffener: Rzehak habe als Landrat „völlig versagt“. Die Natur sehe zersägt und zerrupft aus, und „Sie haben Türen für weitere Zerstörungen weit geöffnet“. Der Offene Brief endet mit der Forderung Pagenbergs: „Herr Landrat, nehmen Sie diese Baugenehmigung zurück!“

Wohin mit dem Maibaum?

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Seit Jahren steht der Maibaum an der Bundesstraße, gegenüber dem einstigen Kirchenwirt. Die Symbiose: Kirche, Maibaum und Gasthaus. Doch seit daraus das Bussi Baby wurde, ist die Eintracht nicht mehr gegeben. Ein neuer Standort musste gefunden werden.

Vor dem ehemaligen Kirchenwirt steht der Maibaum aktuell. Vor dem jetzigen Hotel Bussi Baby soll keiner mehr aufgestellt werden.

„Uns steht die Fläche gegenüber vom Bussi Baby nicht mehr zur Verfügung, da am 30. April 2019 der Pachtvertrag für diese Grundstücksfläche ausläuft“, schilderte Robert Huber als amtierender Bürgermeister die Ausgangslage im Gemeinderat am Donnerstagabend. Früher habe der Standort mit der lokalen Gaststätte noch Sinn gemacht, so Geschäftsleiter Hilmar Danzinger „Das ist so nicht mehr der Fall“. Auch der Trachtenverein hänge nicht mehr an dem bisherigen Standort. Die Verwaltung wurde beauftragt, einige Alternativen zu prüfen.

Vier kamen in die engere Auswahl: Lindenplatz, Zentralparkplatz, Dourdonplatz und der Dorfplatz in Alt-Wiessee. Vorteil des Lindenplatzes wäre seine zentrale Lage, so Danzinger. Damit wären die Vereine in der Ortsmitte präsent. Nachteile seien zum einen die Gefahr von herabfallenden Zunftzeichen, die Personenschäden verursachen können, und zum anderen sei ein Maibaum am Lindenplatz architektonisch „fragwürdig“. Komme hinzu, dass man nicht wisse, welche Versorgungsleitungen im Untergrund Probleme bereiten könnten.

Maibaum als Risikofaktor

Zudem müsste man den neuen Lindenplatz wieder aufgraben. Denn ein Maibaum von 25 Metern Höhe brauche ein Fundament von zwei auf zwei Metern und eine Tiefe von einem Meter und einer Eisenkonstruktion. „Das haben wir von einem Statiker prüfen lassen“, versicherte Thomas Holzapfel vom Bauamt. Man müsse das Risiko, dass etwas herunterfalle, so gering wie möglich halten, ergänzte Huber. Er wisse, wovon er als dafür Zuständiger in der Stadt Tegernsee spreche. „Über Maibaumunfälle könnte ich ein Buch schreiben“. Die Zunftzeichen haben schon spitz in Autos gesteckt. Dies lasse ihn bei einem Platz, der hoch frenquentiert werde, „erschaudern“.

Auch auf dem Zentralparkplatz bestehe das Problem mit den Zunftzeichen. Dem Trachtenverein gefalle der Standort allerdings weniger, zumal die ganze Fläche als Parkplatz benötigt werde. Beim Dourdanplatz stehe laut Holzapfel der Hochwasserausbau des Zeiselbachs an. Dies könnte dazu führen, dass der Sockel für den Maibaum wieder zurückgebaut werden müsste.

Dagegen gebe es auf dem Dorfplatz von Alt-Wiessee eine „schöne Fläche“, die auch im Besitz der Gemeinde sei. „Ein klassisch schöner und historischer Ort von Tegernsee, ohne Probleme mit Versorgungsleitungen“, so Danzinger, der für diesen Platz plädierte.

„Die Kirche im Dorf lassen“

Sicher würden alle den Alt-Wiesseern „den Maibaum gönnen“, meinte CSU-Fraktionssprecher Kurt Sareiter. Aber ein Maibaum gehöre ins Zentrum. Am besten dorthin, wo bisher der Christbaum stehe. Doch diesem Tausch würden einige Abwasserleitungen im Wege stehen, hieß es aus dem Bauamt. Zudem müsste zur Maibaumaufstellung die B318 für mehrere Stunden gesperrt werden. „Die Risiken am Lindenplatz sind erheblich“, ergänzte Bernd Kuntze-Fechner (SPD). Es wäre ein „Schildbürgerstreich“ wenn man für die Verankerung den Lindenplatz wieder aufreißen müsste. Der Dorfplatz wäre für ihn die beste Lösung, denn auch am Dourdan-Platz würden Parkplatzflächen verlorengehen.

2016 wurde hier am ehemaligen Kirchenwirt und späteren Wiesseer Hof der Maibaum aufgestellt

Es sei keine  „ungefährliche Geschichte, so einen Maibaum aufzustellen“, warnte Georg Erlacher. Auf einer Wiese wäre das Spreizen wesentlich einfacher. Einzige Alternative wäre für ihn noch der Zentralparkplatz. „Bei der Eisdiele hätte der Maibaum leicht Platz“. Jupp Brenner (FWG) warb mit einem „kleinen Fest“ für den Dorfplatz in Alt-Wiessee. Dieser „Event“ würde sicher viele Leute anziehen, da kein Verkehr vorbeirausche. Das ist dort „hundertmal schöner als auf dem Zentralparkplatz“. Für Rolf Neresheimer (ranBW) ist der Dorfplatz einen „Postkartenidylle“. Und Fritz Niedermaier erinnerte daran, dass „der Maibaum bisher auch nicht in der Ortsmitte stand“.

Florian Sareiter (CSU) ist froh, „dass wir mehrere Optionen haben“. Die Nähe zu einer Gastwirtschaft spreche für den Lindenplatz, zudem sei ein Maibaum dort „sichtbarer“. Ob denn die Landwirte am Dorfplatz schon gefragt worden seien, fragte Sareiter. Da müsse man „doch die Kirche im Dorf lassen“, entgegnete Huber. „Wenn wir in Alt-Wiessee einen Maibaum aufstellen, dann hoffe ich, dass von den Landwirten keine Widerstände kommen“. Bevor er aber mit ihnen das Gespräch suche, so Huber, „brauche ich einen Beschluss des Gemeinderats“. Den bekam er einstimmig für den Alt-Wiesseer-Dorfplatz.

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