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Adelshochzeit am Tegernsee

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Herzogin Sophie von Württemberg heiratet Comte Maximilien d’ Andigné am 20. Oktober in Tegernsee. 360 Gäste werden erwartet. Die Braut ist Enkelin von Herzog Max und Herzogin Elizabeth in Bayern.

Herzogin Sophie von Württemberg heiratet Comte Maximilien d’ Andigné am 20. Oktober kirchlich in Tegernsee

Auf dem Schlossplatz vor der Kirche wird es vermutlich hoch hergehen, denn Fans von royalen Hochzeiten wird entsprechender Glamour geboten. Angesagt haben sich zur Adelshochzeit etwa 360 Gäste. Tegernsee ist zwar nicht Windsor Castle und das Brautpaar nicht Prinz Harry und Meghan Markle wie zuletzt im Mai, aber in kleinerem Rahmen wird die kirchliche Trauung in der ehemaligen Klosterkirche sicher nicht ihre Wirkung verfehlen. Dafür sorgt schon Hausherr und Großvater von Herzogin Sophie von Württemberg, Herzog Max.

Sein Haus habe eine umfangreiche Gästeliste aufgelegt, darunter seien zahlreiche Vertreter aus den Häusern Wittelsbach und Württemberg sowie der französischen Adelsfamilie des Bräutigams. Herzogin Sophie von Württemberg ist die Tochter von Herzog Philipp von Württemberg und Herzogin Marie Caroline von Württemberg, eine geborene Prinzessin in Bayern. Standesamtlich hatten Herzogin Sophie von Württemberg und Comte Maximilien d’ Andigné bereits auf Schloss Altshausen bei Ravensburg geheiratet, das der herzoglichen Familie von Württemberg auch heute noch als Wohnsitz dient. Kennen gelernt haben sich die Jungvermählten in London.

Dort wollen sie auch künftig leben und arbeiten, heißt es aus dem Hause Wittelsbach. Aber wegen der engen familiären Bindung der 24-jährigen Herzogin  Sophie von Württemberg zu ihren Großeltern Herzog Max und Herzogin Elizabeth in Bayern, habe sie sich oft am Tegernsee und in Kreuth aufgehalten. Daher wolle sie auch in Tegernsee vor den Traualtar treten. Die Hochzeit beginnt am 20. Oktober um 11 Uhr, der festliche Auszug aus der Schlosskirche ist für 13 Uhr geplant.


Alles auf Anfang in Bad Wiessee

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Seit Monaten wälzen Verwaltung und Gemeinderat in Bad Wiessee Planungen über die Zukunft des Rathaussaals, da dessen Größe eigentlich für Büroräume des Bauamts benötigt wird. Im September noch wurde die Auslagerung des Sitzungssaals beschlossen. Darüber bekamen nun etliche Ratsmitglieder kalte Füße.

Im einstigen Handwerkerhof soll ein Wohnhaus mit Büros und dem Sitzungssaal des Gemeinderats entstehen

Eigentlich war laut Tagesordnung des Gemeinderats am Donnerstagabend nur die „Verwertung des Handwerkerhofs“ angesagt. Doch darüber entspann sich eine erregte Diskussion, wieso eigentlich dafür der „historische Rathaussaal“ mit Büros zweckentfremdet werde. Doch der Reihe nach. Das Grundstück des Handwerkerhofs hatte die Gemeinde vor Jahren gekauft. Den Mietern wurde vor drei Jahren gekündigt. Längst stehen die Gebäude leer. Doch schon 2015 reiften Pläne in der Gemeinde, dorthin Büroräume in einem Neubau auszulagern. Doch letztlich wurde Ortsplaner Eberhard von Angerer damit beauftragt, was man auf diesem 1.200 Quadratmeter großen Grundstück unterbringen könne.

„Wenn man ein Grundstück kauft, muss man es irgendwann verwerten“, so der amtierenden Bürgermeister Robert Huber (SPD). Doch wie? Helfen sollte eine erste Planstudie Angerers. Eingeschränkt werden die Planungen laut Angerer aber durch zwei bestehende Gebäude, mit deren Eigentümern noch keine Einigung erzielt worden sei. Hinzu komme die unmittelbare Nähe zum Zeiselbach, der an den Grundmauern vorbeilaufe. Die Erschließung des Areals erfolge nur über ein Fahrtrecht. „Das ist nicht sehr komfortabel“, so Angerer. Deshalb sehe seine Studie eine neue gewölbte Brücke über den Bach im hinteren Bereich des Grundstücks vor. Dieses weise einen „Geländesprung von über einem Geschoß“ zum angrenzenden Rathaus samt Parkplatz aus.

Statt Handwerkerhof Wohn- und Bürohaus mit Sitzungssaal?

Da es nebenan bereits dreigeschossige Gebäude gebe, sehen auch Angerers Planungen ein Haus in dieser Größe und eine Tiefgarage mit 19 Stellplätzen vor, mit Zufahrt über den Zeiselbach, der von der künftigen Bebauung etwa um zwei Meter mit einem „begrünten Ufer“ abrücken soll. Angerer hatte als Vorgabe Wohnräume und im Erdgeschoss auch eine Büronutzung. Für den oberen Bereich sollte die Nutzung als Ersatz für den Rathaussaal untersucht werden.

Herausgekommen sind vier größere Wohnungen mit jeweils mehr als 100 Quadratmetern in den beiden Obergeschossen und eine fünfte im Dachgeschoss. Der neue Sitzungssaal hätte laut Angerer eine Größe von etwa 130 Quadratmetern. Saal und Wohnungen wären über getrennte Aufzüge erreichbar. Die Kubatur sei 16 Meter breit, 27 Meter lang und 10 Meter hoch. Die Grundfläche des Hauses beanspruche 555 Quadratmeter.

Hubers Anliegen war es anschließend, über die „sehr charmante“ Kubatur und das weitere Vorgehen zu beraten. Abgewickelt werden könnte der Neubau nach Hubers Vorstellungen über das eigene Kommunalunternehmen (KU), da es dafür auch Förderprogramme des Freistaats gebe.

„Schildbürgerstreich“

Doch dann äußerte Georg Erlacher seine Bedenken zur beschlossenen Nutzungsänderung des Rathaussaals in Büroräume. „Am liebsten würde ich die Abstimmung im September rückgängig machen“. Je länger er darüber nachdenke, sei ein „Schildbürgerstreich“, diesen Saal hier umzugestalten und einen neuen zu bauen. Dieser Sitzungssaal „schreibe Geschichte, den sollten wir erhalten“. Erlacher glaube, dass es da andere Möglichkeiten gebe, „wenn wir in uns gehen“.

Als Lösung schlug er während der Ausbauten des Dachgeschosses, in denen das Bauamt mehr schlecht als recht untergebracht ist, deren vorübergehende Auslagerung in Containern vor. Dass dies gehe, hätten auch die Container der Realschule gezeigt. Man sei doch mit der Überarbeitung des Rathaussaals schon viel weiter, derweil plane Angerer „noch einen Sitzungssaal, der gar nicht gebaut wird“. Dies ließ Huber keine Ruhe. Er konterte: „Der einzige hier, der für die weitere Nutzung des Rathaussaals war, war ich“. Etwas erregter: „Greift mich jetzt nicht an“.

Angerers „Schnellschuss“

Er sieht die „Ausnutzung des wertvollen Areals nicht gegeben“, kritisierte Florian Sareiter Angerers „Schnellschuss“. Das könne man „besser verwerten“. Für ihn komme das „nicht in Frage“, da weder die Verwertung der Büroflächen gesichert, noch an Mitarbeiter der Verwaltung oder Einheimische bei den Wohnungen gedacht worden sei. Für Sareiter ist es kein „schlüssiges Konzept“. Für Jupp Brenner (FWG) schon. „Wenn man mit den anderen Grundstückseigentümern nicht zu Potte kommt, ist das eine sehr gute Lösung“. Auch sein Gegenüber am Ratstisch war angetan. Für ihn sei das „Konzept mit den Parkflächen und der Ausrichtung stimmig“, pflichtete Bernd Kuntze-Fechner bei.

Birgit Trinkl (FWG) warb dafür, mit diesen Planungen von Angerers die anderen „Eigentümer mit ins Boot zu holen“. Für Fritz Niedermaier (FWG) kommen die Planungen „überraschend“. Grundsätzlich könne er sich mit solch dreigeschossigen Bauten „nicht gleich anfreunden“. Ob man schon wieder „ein Loch aufmachen soll“, wo doch der Gemeinderat in dieser Legislaturperiode noch viel zu erledigen habe. Noch dazu, wo man nicht wisse, wie es mit dem Rathaus weitergehe. Auch Rolf Neresheimer (ranBW) würde die Anlieger bei den Planungen gerne mit dabei haben. Mit den geplanten Wohnungen setze er auf mehr Leben in der Ortsmitte. Büroflächen würden  dagegen keine Laufkundschaft bringen. Die neuen Erkenntnisse seit Mittwoch über die Möglichkeiten des Rathausumbaus, lasse die ursprünglich geplante Nutzung in „völlig neuem Licht“ erscheinen. Damit könne der historische Saal mit seiner Funktion erhalten werden.

Denkmalschutz gegen Dachanhebung

Erst nach knapp einer Stunde Diskussion kam Huber dann zum Gespräch mit Kreisbaumeister Werner Pawlovsky vom Vortag. Die Frage an ihn war, ob das Dach des Rathauses bis zu einem Meter angehoben werden könnte. „Unter gar keinen Umständen“, soll Pawlovsky laut Huber aus Gründen des Denkmalschutzes gesagt haben. Auch einer Lichtkuppel über dem Rathaussaal sei eine Absage erteilt worden, weil es nach Ansicht von Denkmalschützern die ruhige Dachlandschaft verändere.

Im Dachgeschoß des Sitzungssaals sollte alternativ das Bauamt zusätzliche Räume erhalten. Doch dagegen stehe die Arbeitsplatzverordnung, so Huber, denn die Räume müssten ausreichend Tageslicht und Sichtverbindungen nach außen haben. Hier hakte einer der Betroffenen nach, Bauamtsleiter Helmut Köckeis. Mit dem Umbau des Dachgeschosses würden nur „zwei gute Büros“ mit Fenstern nach Westen entstehen. Eindringlich schilderte er seinen Arbeitsplatz mit einem sehr kleinen Fenster nach Norden und einem Fenster nach Osten, das er aber wegen des tobenden Verkehrs nicht öffnen könne. „Bis zu 90 Prozent des Jahres brauche ich künstliches Licht“. Er verlasse oft „sehr gerädert“ sein Büro. In seiner Funktion müsse er darauf drängen, dass hier nun „vernünftige Arbeitsplätze entstehen“.

Nicht Stammtischen „hinterherrennen“

„Ich möchte eine klare Aussage von Architektin Dorothea Baur, ob es dort oben möglich ist, Büroräume nach der Arbeitsschutzverordnung zu errichten“, versuchte Huber die Wogen zu glätten. Wie es weitergehen soll, will Huber dann in einer Sondersitzung geklärt wissen. Nach wie vor sei der Beschluss der letzten Sitzung für ihn bindend, so Huber, dass das Bauamt im derzeitigen Ratssaal installiert werde. Dies sei mehrmals in Sitzungen erörtert worden. „Wer diesen Beschluss aufheben will, muss einen Antrag stellen“, sagte ziemlich genervt Huber.

Er werde es nicht tun, denn er habe bereits als Einziger im September „warnend“ den Finger gehoben, „passt auf, was wir hier machen“. Doch niemand aus dem Gemeinderat habe auf ihn gehört. Wenn man mehr auf ihn hören würde, „dann könnten wir uns manchmal Jahre sparen“. An die CSU gewandt, wetterte Huber: „Es ist doch aus euren Reihen gekommen, dass es wurscht sei, wo wir tagen“. Und nun höre er vom anderen Ende des Tisches, „der Sitzungssaal muss erhalten bleiben“. Wenn man jeder Stammtischmeinung „hinterherrenne“, dann könne man hier die Beratungen einstellen. Entgegen der Bürgermeinung „hatten wir Gründe, warum wir den Sitzungssaal aufgeben wollen“.

„Warum hast nix gsagt?“

Nachdem „hier die Emotionen hoch gehen“ würden, folgte Bernd Kuntze-Fechner (SPD) dem Vorschlag von Huber, die Architektin solle nochmals eine schlüssige Raumnutzung erarbeiten. „In spätestens zwei Wochen ist dies da“, dann könne man darüber entscheiden. Bis zu dieser Klärung werde der letzte Beschluss vom September zurückgestellt so Huber.

Aber am Mittwoch sei die Stimmung bei dem Gespräch mit dem Kreisbaumeister doch noch sehr positiv gewesen. „Warum hast denn gestern nix gsagt“, erregte sich Sareiter über Huber. „Mein Bestreben ist es, die Räumlichkeiten anzuheben“, erwiderte dieser erregt, „und die Diskussion mal auf einen Punkt bringen“. Deshalb sprach sich Huber für diesen „Zwischenschritt“ einer Sondersitzung nach der gefertigten Studie der Architektin Baur aus. Doch eine Abstimmung darüber erfolgte nicht.

Ein Bergsprint kennt nur Sieger

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Nicht nur sehr viele Wanderer waren heute wieder zur schönsten Terrasse über dem Tegernsee unterwegs. Auch 45 sportlich Ambitionierte, als Teilnehmer des 3. Neureuth-Bergsprints.

Viele Wege führen auf die 1.264 Meter hoch gelegenen Neureuth. Doch nur auf der Forst- und Fahrstraße vom Neureuth-Parkplatz aus wird der Berglauf ausgetragen. Vor sich hat das Teilnehmerfeld 330 Höhenmeter, verteilt auf einer Länge von 2,3 Kilometern, mit einer durchschnittlichen Steigung von über 15 Prozent. Da lichtet sich schnell die Spreu vom Weizen. Vorneweg laufen die, die mehrmals jährlich bei solchen Bergläufen starten. Doch auch hier zählt die olympische Idee, „dabei sein ist alles“.

Die Strecke ist eine Herausforderung, wie die Teilnehmer berichten. Deshalb fühlten sich alle als Sieger, als sie von Neureuth-Pächter und Organisator Thomas Gigl im Zieleinlauf namentlich teils launig  begrüßt wurden. Niemand gab auf, die Bergwacht konnte in Ruhe ihr Bier trinken. Tagesbestzeit lief 16,06 Minuten Josef Streicher aus Peißenberg. Die Trainingsstrecke des 51-Jährigen ist der Hohenpeißenberg mit 400 Höhenmetern und vier Kilometern Länge. Daher liege ihm die kürzere Strecke am Tegernsee. „Gleichmäßig und ohne Stufen ist genau meines“, lobt Streicher, der heuer erstmals beim Bergsprint antrat, aber schon einige hinter sich hat.

„Der schwierigste ist für mich der Karwendellauf über das Dammkar“. Richtig eingestiegen in den Berglauf sei er erst vor vier Jahren. In dieser Zeit lernte Streicher einen Gleichgesinnten kennen, Rupert Stredele aus Uffing am Staffelsee, der heuer als Vierter ins Ziel kam. „Ich bin von Anfang an beim Bergsprint dabei. „Es ist eine schön steile Strecke und toll von Thomas Gigl organisiert“. Er habe „schon an über 300 Bergläufen“ teilgenommen. Seit 17 Jahren sucht Stredele diese Herausforderung.

„Echt cool“

Premiere war der Bergsprint auch für die Siegerin bei den Frauen. Für Birgit Posselt, mit einer Zeit von 17,37 Minuten, war der Lauf „echt cool, er hat Spaß gemacht“. Sie weiß, wovon sie redet, denn sie hat schon etliche Bergläufe absolviert. Darunter „war ein Weltcup und ein dritter Platz bei den bayerischen Berglaufmeisterschaften“. In ihrer Altersklasse sei sie „immer im vorderen Feld dabei“. Zweite auf der Neureuth wurde mit 19,04 Minuten Doris Posch, die Vorjahreserste. In diesem Jahr ließ sie 20 Sekunden auf der Strecke.

Nur für Wanderer, Bergläufer und Biker erreichbar: die Neureuth-Terrasse über dem Tegernsee.

Die jüngsten Teilnehmer, drei Buben, waren zwischen 12 und 14 Jahre alt. Sie schafften den Bergsprint unter 20 Minuten. Damit waren sie etwa gleich schnell wie der älteste Teilnehmer des Feldes. Michael Bangere lief als 60-Jähriger noch die „sensationelle Zeit“ (Gigl) von 19,21 Minuten.

Nach der Siegerehrung wurden Erfahrungen ausgetauscht und bei kräftigen Brotzeiten über nächste Bergläufe diskutiert. Den Streckenrekord beim Neureuth-Bergsprint hält nach wie vor der Profi-Bergläufer aus Polen. Andrzej Dlugosz schaffte die Strecke vor drei Jahren in einer Zeit von 14,04 Minuten. Einige Wanderer auf der Neureuth-Terrasse, die von dem Bergsprint nichts wussten, waren von der Idee des „kurz – schnell – steil“ angetan. Möglich, dass es im nächsten Jahr noch mehr Teilnehmer werden.

Fotostrecke vom diesjährigen Bergsprint:

Nur am Start kurz nach 10 Uhr war das Teilnehmerfeld noch zusammen.
Bereits nach wenigen Metern waren die ambitionierten Berglaufer auszumachen.
Als 1. Frau kam Birgit Posselt mit 17,37 Minuten ins Ziel.
Tagesschnellster war mit 16,06 Minuten Josef Streicher.
Jüngster Teilnehmer: ein Zwölfjähriger.
Ein Selfie als Erinnerung.
Drei Buben als jüngste Bergläufer.
Rast mit Fernsicht.
Wirt und Organisator Thomas Gigl mit der schnellsten Bergläuferin, Birgit Posselt.
Die drei schnellsten Damen.
Das Bestzeit Trio des Bergsprints.
Vereint: die schnellsten Damen und Herren.

Rätselraten um talweite Sondersitzung

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Am 15. November soll es die erste gemeinsame Sitzung aller Gemeinde- und Stadträte im Tal geben. Doch so mancher weiß noch gar nichts von dem Termin, wie zuletzt im Gemeinderat von Bad Wiessee bekannt wurde.

Normalerweise findet im Seeforum die Rottacher Bürgerversammlung statt. Nun soll es die erste talweite Gemeinderatssitzung sein.

Wie berichtet soll im Rottacher Seeforum ein Novum stattfinden, die erste gemeinsame Sitzung über Gemeindegrenzen hinweg. Eingeladen sind alle Bürger rund um den Tegernsee. Auf der Tagesordnung steht vor allem der Klimaschutz. Die Idee dazu stammt vom Arbeitskreis Tegernseer Tal Energie und Klimaschutz – kurz ATTEK. Der Wiesseer Karl Schönbauer hatte den Arbeitskreis 2015 ins Leben gerufen.

Doch so manchen Gemeinderat hat eine Einladung zur Sondersitzung dazu noch nicht erreicht, wie die Frage von Birgit Trinkl (FWG) zuletzt im Wiesseer Gemeinderat zeigte. „Was findet denn da statt und wer lädt dazu ein?“. Er wisse auch nicht, wie es dazu kam, erwiderte Robert Huber (SPD) als amtierender Bürgermeister. „Diese talweite Sondersitzung verfolgt mich schon seit ein paar Monaten“. Es sei immer wieder „hin und her gegangen, wer zu dieser Sitzung einlädt“.

Der letzte Stand sei nun, dass jede Gemeinde zu dieser Sondersitzung einlade. Man solle ihn dafür nicht schimpfen, bittet Huber den Gemeinderat, „ich kann nichts dafür“. Für etwas mehr Aufklärung sorgte Geschäftsführer Hilmar Danzinger: „Die Ladung dafür ergeht vom 1. Bürgermeister“.

Informations- statt Gemeinderatssitzung

Es handele sich aber nicht um eine ordentliche Gemeinderatssitzung talweit, dies könne sie auch gar nicht sein, sondern es sei eine „Informationssitzung“. Auf diese Sprachregelung hätten sich die Geschäftsführer der Talgemeinden geeinigt. Bei einer Bürgermeisterdienstbesprechung sei ausgemacht worden, dass man bei diesem Thema talweit zusammenarbeite. „Deswegen will man alle Gemeinderäte mal an einen Tisch bekommen“. Alle Gemeinderäte würden ihre Einladungen noch erhalten.

Die ATTEK will am 15. November ab 19:30 Uhr im Seeforum ihr komplettes Programm vorstellen, darunter sei auch ein Mobilitätskonzept für das Tegernseer Tal. Alle Tal-Bürgermeister hätten sich aber darauf geeinigt, so Thomas Tomaschek als ATTK-Vorstandsmitglied, Details zur Veranstaltung erst nach der Wahl zu veröffentlichen. So werde das Thema Klimaschutz und Verkehr nicht für den Wahlkampf „missbraucht“ und keiner könne sich irgendwie damit schmücken. Diese Schonfrist ist nun vorbei, nachdem die Grünen nun als zweitstärkste Partei bei der Landtagswahl auch im Tal angekommen sind.

Kanal hin. Kanal her.

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Da sitzt die Gemeinde bei ihrer angespannten Haushaltslage seit Jahren auf einem Millionenschatz von einem Hanggrundstück. Dieses hat nur ein Manko: keinen Kanalanschluss. Etwas, das Ort wie Anliegern teuer zu stehen kommen könnte.

Eine Million Euro soll das Hanggrundstück an der
stillgelegten Wasserreserve am Sonnenbichlweg bringen. / Foto: Klaus Wiendl

Der Tagesordnungspunkt zuletzt im Gemeinderat lautete: „Verwertung des Baugrundstücks der alten Wasserreserve am Sonnenbichlweg“. Eigentlich eine klare Sache. Auch die Bäume sind längst gefällt. Beim genaueren Hinsehen aber zeigte sich, dass die Erschließung des Hanggrundstücks „nicht gesichert ist“, wie Bauamtsleiter Helmut Köckeis erklärte.

Zwar umfasse das Areal an der seit 1999 stillgelegten Wasserreserve 3.600 Quadratmeter Grund, doch nur 850 Quadratmeter könnten mit einem Einfamilienhaus versilbert werden. Darauf wäre laut Köckeis ein Gebäude von zehn auf zwölf Metern möglich. Ein genehmigter Antrag auf Vorbescheid liege seit Jahren vor.

Neun unter einem Hut?

Bei der Erarbeitung entsprechender Kriterien habe sich aber gezeigt, so Köckeis, dass zum „großen Erstaunen aller“ im Sonnenbichlweg kein Schmutzwasserkanal vorhanden sei. „Dieser verläuft über neun Grundstücke, überall dort, wo er nicht sein sollte“. Daher könne die Gemeinde derzeit das Grundstück auch nicht verkaufen, „denn ohne Erschließung ist es nichts wert“. Deshalb müsse die Gemeinde bereit sein, den Schmutzwasserkanal in die öffentliche Verkehrsfläche zu verlegen.

Dies falle allerdings nicht in ihren Zuständigkeitsbereich, sondern in den des Zweckverbandes zur Abwasserbeseitigung. Dieser müsse auch die Modalitäten der Finanzierung klären. Weiter sei noch eine Arrondierung des Grundstücks mit einem Anlieger zu klären. Mit der Verlegung des Kanals in den Sonnenbichlweg könnte dieser laut Köckeis auch gleich mit ausgebaut werden. Die Ausschreibung für die Sanierung von Stützmauern sei bereits erfolgt.

„In einem Aufwasch“

Rolf Neresheimer (ranBW) hielt es für vernünftiger, die Sanierung der Straße mit der Verlegung des Kanals „in einem Aufwasch“ zu machen. Er schlug daher vor, den betroffenen Nutzern des Schmutzwasserkanals einen Verzicht auf das Durchleitungsrecht anzubieten. „Als Gegenleistung sollen sie dafür Geld bekommen“. Dies liege allein in der Zuständigkeit des Abwasserzweckverbandes, entgegnete Köckeis.

Doch er machte auch klar: Wenn nur einer der neun Grundstückseigentümer sich verweigern würde, dann stehe man nach einem monatelangen „Verwaltungsaufwand am Schluss mit leeren Händen da“. Der Sonnenbichlweg, im dem nur die Wasserleitung liege, sei kein Einzelfall. Im Ort würden viele Abwasserkanäle „sehr unorthodox in fremden Grundstücken rumliegen“. Einiges sei inzwischen bereinigt worden.

„Peinliches“ Zahlenmaterial

Kurt Sareiter stellte klar, dass seine CSU-Fraktion gegen einen Beschluss zum Verkauf des Grundstücks stimmen werde, da zuerst die Kosten für den Bau des Kanals bekannt sein müssten. Etwa 80.000 Euro würde die Verlegung des 180 Meter langen Kanals nach Auskunft des Zweckverbandes kosten, erwiderte Thomas Holzapfel vom Bauamt darauf.

Da habe er aber mit 850.000 Euro eine „ganz andere Summe“ vom Bürgermeister gehört, konterte Sareiter. „Bei nur 80.000 Euro Kosten brauchen wir nicht mehr weiterreden“, so Kämmerer Franz Ströbel, denn der Erlös des Grundstücks sei weitaus höher. Zudem könne man Immobilien nicht brachliegen lassen.

„Wir müssen irgendwann auch mal was tun, damit wir unsere vielen Maßnahmen auch finanzieren können“, mahnte Ströbel. Angesichts der genannten Spanne der Kosten von 80.000 bis zu 850.000 Euro sei es „richtig peinlich, welche Zahlen der Gemeinderat erhalte“, beklagte sich Florian Sareiter (CSU). Auf dieser Basis könne er dem Verkauf des Grundstücks nicht zustimmen, da er nicht wisse, „was übrigbleibt“.

Was bleibt von der einen Million fürs Grundstück?

Köckeis „geht davon aus“, dass die neun Grundstückseigentümer zum neuen Kanalanschluss bereit seien. Vielleicht sollte man sich erst kundig machen, riet Georg Erlacher (CSU), „ob überhaupt eine Bereitschaft zum Kanalanschluss besteht“. Es sei üblich, so Köckeis, wenn Versorgungsleitungen neu verlegt würden, die Anlieger daran zu beteiligen.

Einstimmig einigte sich der Gemeinderat schließlich darauf, dass ein Straßenbauingenieur zur Kostenentwicklung der Kanalverlegung mit Sanierung des Sonnenbichlwegs beauftragt werde. Im Haushalt 2019 seien dafür entsprechende Mittel einzustellen. Der Verkauf des Grundstücks solle erfolgen. Dieser müsse aber nach dem Verkehrswert erfolgen, ergänzte Geschäftsleiter Hilmar Danzinger auf Nachfrage von Birgit Trinkl (FWG).

„Über eine Million Euro würde das Grundstück bringen“, so Danzinger. Doch was davon übrigbleibe, hänge von den Straßenbaukosten ab. Etwa 300.000 Euro seien es, war im Gemeinderat zu hören. Fraglich bleibt auch die Bereitschaft der neun Kanalanlieger, sich an den Kosten zu beteiligen. Einen sprach die Tegernseer Stimme. Der meinte lapidar: „Wer anschafft, zahlt“.

Wiessees Ex-Feuerwehrkommandant stellt sich

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Zunächst ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen den Wiesseer Feuerwehrverein. Es ging um ein Erbe von gut 100.000 Euro. Etwa zeitgleich stand auch der mittlerweile zurückgetretene Feuerwehrchef Christian Stiglmeier im Visier der Ermittler. Er hatte sich selbst angezeigt.

Ein Teil des Millionenerbes: Die Einnahmen aus diesem Mehrfamilienhaus in der Sanktjohanserstraße fließen auf das Konto des Feuerwehr-Vereins. / Foto: Klaus Wiendl

Die Sache ist heikel. Schließlich geht es um den Ex-Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Bad Wiessee. 30 Jahre hatte sich Christian Stiglmeier Meriten mit seiner ständigen Bereitschaft zum Löschen verdient. Dann so etwas: Am freiwilligen Ende seiner Amtszeit geriet er in den „Verdacht der Unterschlagung von Aufwandsentschädigungen“. Nach Informationen der Tegernseer Stimme soll es um 43.000 Euro gehen, die Stiglmeier über zehn Jahre seinen Kameraden für ihren Einsatz vorenthalten haben soll.

Der Betrag addiert sich bei kostenpflichtigen Einsätzen wie beispielsweise beim Entfernen einer Ölspur, Parkplatzdienste, Feuerwachen bei Privatveranstaltungen. Dafür stelle die Gemeinde dem Verursacher eine Rechnung. Christian Stiglmeier habe diese von der Gemeinde bar an ihn ausgezahlten Aufwandsentschädigungen, die er an die jeweils am Einsatz beteiligten Kameraden hätte ausbezahlen müssen, stattdessen in seinen Tresor gesteckt. Ans Tageslicht sei dies beim Kommandowechsel Anfang März gekommen, als Korbinian Herzinger das Ruder übernahm.

„Ungeschicklichkeiten“ statt „Unterschlagung“

Der Kenntnisstand der Tegernseer Stimme wird inzwischen von der Gemeinde bestätigt. Doch Geschäftsleiter Hilmar Danzinger stuft den Tatvorwurf auf Nachfrage allerdings herab. Statt „Unterschlagung“ spricht er von „Ungeschicklichkeiten in der Buchführung”, keinesfalls sei es ein “vorsätzliches Handeln des ehemaligen Kommandanten“. Im Wesentlichen bescheinigt Danzinger auch die einbehaltene Summe von „über 40.000 Euro“.

Stiglmeier habe die Neuwahl dazu genutzt, „mögliche Unregelmäßigkeiten auf den Tisch zu legen“. Bürgermeister Peter Höß habe, als er davon erfuhr, den Ex-Kommandanten gebeten, „umgehend Selbstanzeige zu erstatten“. Dies sei wenige Tage später auch erfolgt. Der Tatbestand sei laut Danzinger von der Staatsanwaltschaft München II geprüft und „das Verfahren gegen eine Geldzahlung (Strafbefehl), die vom Beschuldigten geleistet wurde, inzwischen eingestellt“. Es soll sich um einen “vierstelligen Betrag” handeln, der laut Stiglmeier sozialen Zwecken zugute komme.

Die Gemeinde habe den „ungeschickt zurückgehaltenen“ Geldbetrag eingezogen, treuhänderisch angelegt und „wird diesen zweckgebunden der Kameradschaft wieder zur Verfügung stellen“, so Danzinger weiter. Auf Nachfrage legt Stiglmeier Wert darauf, dass er die 43.000 Euro „nicht für sich privat verwendet hat, sondern zum einen davon für 18.000 Euro Gerätschaften für die Feuerwehr kaufte und zum anderen noch ein Kassenbestand von 8.000 Euro vorhanden war“.

Und für den Restbetrag von 17.000 Euro gebe es laut Stiglmeier „Belege, dass sie ordentlich ausbezahlt wurden“. Inzwischen sei alles wieder an die Gemeindekasse zurückbezahlt worden, „damit es da nichts zu reden gibt“, so der 57-Jährige: „Ich habe der Gemeinde gemeldet, dass ich da eine Kasse geführt habe, was nicht korrekt war“. Im Nachhinein tue ihm das leid.

Ermittlungen gegen Feuerwehrverein

Eine neue Entwicklung gibt es auch um das Millionenerbe von Maria Huber, die 2016 im Alter von 91 Jahren verstarb. Nach ihrem Tod, so ihr Testament vom 28. April 2007, sollte der Verein der Freiwilligen Feuerwehr e.V. Bad Wiessee Alleinerbe zur Erfüllung gemeinnütziger Zwecke werden. Dem Verein vermachte sie ihr Mehrfamilienhaus in der Sanktjohanserstraße 22 auf dem 2.500 Quadratmeter großen Grundstück. Der Wert wird auf etwa zwei Millionen Euro beziffert.

Die Einnahmen des Hauses fließen seither auf das Konto der Feuerwehr. Doch von dem Nachlass profitierte auch Vereinsvorstand Andreas Kaiser persönlich, dessen Frau die alte Dame betreut hatte. Denn Stefanie Kaiser erlag im Alter von nur 37 Jahren einem Krebsleiden. Laut zweitem Testament im gleichen Jahr vom 19. Dezember 2007 wurden dem Ehepaar Kaiser auch sämtliche zum Haushalt gehörenden Gegenstände einschließlich der „persönlichen Habe“ überschrieben.

Verfahren abgeschlossen

Zu diesem gehört nach Informationen der Tegernseer Stimme auch ein Barvermögen von 115.000 Euro. Nachdem der Begriff „persönliche Habe“ vereinsintern nicht gelöst werden konnte, wurde als Rechtsanwalt und Mediator Anton Lentner aus Bad Wiessee hinzugezogen. Doch das Misstrauen blieb. Es gab Niederlegungen von Ämtern. Denn die Kritiker waren mit der Auslegung des Testaments zugunsten von Kaiser nicht einverstanden.

Ihm sollen von Lentner und dem Vereinsvorstand 80.000 Euro als Kompromiss zugesprochen worden sein. Für gemeinnützige Zwecke der Feuerwehr sind demnach nur 35.000 Euro verblieben. Diese Aufteilung brachte offenbar den Stein ins Rollen und führte zu einer Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft.

Nach über einem halben Jahr Ermittlungen, teils auch mit graphologischen Gutachten, teilt Staatsanwältin Karin Jung nun auf Nachfrage mit, dass das „in dieser Sache geführte Verfahren abgeschlossen ist”. Es sei „mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt worden“. Vielleicht kommt die Feuerwehr Bad Wiessee damit wieder in ein ruhigeres Fahrwasser. Vertrauen ist in diesem gefährlichen Job ein hohes Gut.

Tomaschek verfehlt Landtagssitz

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Während andere Landtagsneulinge schon feierten, musste Thomas Tomaschek als Direktkandidat der Grünen im Stimmkreis Miesbach zittern. Gut 48 Stunden, nachdem die Landtagswahl gelaufen war, kam erst die Nachricht, ob er es geschafft hat oder nicht.

Thomas Tomaschek verfolgte am Sonntagbend gespannt die Meldungen zum Wahlergebnis der Grünen – für ihn reichte es am Ende knapp nicht.

Sieben Stimmkreise waren am Dienstagnachmittag noch immer nicht ausgezählt. Damit schien das bange Hoffen für Tomaschek sich bis in den Mittwochvormittag zu schleppen. Doch kurz vor Mitternacht löste sich die Spannung. Schwarz auf weiß konnte der Rottacher Gemeinderat auf Listen des Landeswahlleiters dann nachlesen, dass er sein Ziel um etwa 7.000 Stimmen für einen Sitz im Landtag verfehlte. Tomaschek landete mit 12.863 Stimmen auf Platz 25 der Grünen-Liste für Oberbayern. Doch nur 17 Sitze fallen für den Regierungsbezirk auf die Grünen.

Dennoch zeigte sich der 42-Jährige in einer ersten Reaktion keineswegs niedergeschlagen: „Für die erste Kandidatur und als bayernweit doch eher Unbekannter gestartet, bin ich zufrieden mit dem Ergebnis“, erklärt Tomaschek. Eine Rolle habe auch die Größe des Stimmkreises gespielt. „Unser Stimmkreis ist in Oberbayern wohl der kleinste, was die Anzahl der Wähler betrifft“.

Etwa 85.000 Bürger im Landkreis waren wahlberechtigt. „Da sind gute prozentuale Ergebnisse dann eben auch etwas weniger Stimmen, als in anderen Stimmkreisen“, so Tomaschek, der sich damit tröstet, dass eben „diese absolute Stimmenanzahl über den Einzug in den Landtag entscheidet“. Dennoch freue er sich über das „sehr gute Grünen-Ergebnis, denn die Chancen für mich waren da“.

„Verstärkt grüne Themen im Landkreis durchsetzen“

Er habe nach der Wahl viel Zuspruch erfahren, „mir wurde oft zu dem Superergebnis im Landkreis gratuliert“. Zum Teil hätten die Grünen in den Gemeinden ihre Stimmen fast verdreifacht. Nach erst vier Jahren Rottacher Gemeinderat sei dieser Wahlkampf für ihn „eine tolle Erfahrung gewesen und vielleicht ein Zwischenschritt, denn bald sind wieder Kommunalwahlen. Für sein Wirken als Einzelkämpfer im Gemeinderat bedeute dies, dass er sich in den zurückliegenden Monaten als Wahlkämpfer sich „mit vielen Themen beschäftigt hat“, die ihn auf einen „guten Stand“ gebracht hätten. Auch dem „Bekanntheitsgrad“ habe die Wahl  einen Schub verliehen.

Die Ergebnisse im Tal würden offenbaren, „dass viele Leute im Tal Grünen-affin sind“. Sie würden nun hoffen, „dass grüne Themen und Inhalte im Landkreis durchgesetzt werden“, glaubt Tomaschek. „Wir leben von der Natur und dem Tourismus und müssen schauen, dass wir das auch bewahren“. Das Wahlergebnis ist laut Tomaschek „ein ganz starkes Signal, vermehrt auf den Erhalt unserer Lebensgrundlagen zu achten“. Sein Trost: „Die nächste Landtagswahl kommt wieder in fünf Jahren“

Höß steht den Wiesseern wieder Rede und Antwort

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Nahezu vier Monate war Bürgermeister Peter Höß im Krankenstand. Heute tritt er erstmals öffentlich wieder in Erscheinung: Bei der Bürgerversammlung in Bad Wiessee, zu der auch Florian Kamelger als Investor für das Aktivitätshotel erwartet wird.

Heute tritt Bürgermeister Peter Höß nach seinem Krankenstand wieder vor die Wiesseer – hier ein Bild von der Bürgerversammlung 2015

Ende Juni musste sich der 65-Jährige einer diffizilen Operation an der Halswirbelsäule unterziehen. Aber die Genesung dauerte länger als zunächst geplant. Zuletzt nahm der Bürgermeister schon stundenweise seine Amtsgeschäfte im Rathaus war. Vertreten wurde er in den zurückliegenden Monaten durch seinen Vize Robert Huber. Doch zur Bürgerversammlung heute Abend im Gasthof Post tritt Höß wieder selbst an.

Seine Rede greift Themen auf, über die zuletzt viel spekuliert wurde. Warum geht beim Abriss des Hotels Lederer und den Neubauplänen der Familie von Thomas Strüngmann nichts voran? Haben es die Schweizer Investoren von SME (Sport Medicine Excellence Group) finanziell überhaupt im Kreuz, auf dem Jodbad-Areal ein Mega-Hotel errichten zu können? Denn derzeit tut sich nichts an dem riesigen Bauloch, entgegen anderslautender Meldungen aus der Schweiz.

Im Mittelpunkt: Hotelbauten in Bad Wiessee

Doch heute könnte es zum Schwur kommen, denn Geschäftsführer Kamelger will sich öffentlich zu den „Entwicklungen“ auf dem alten Jodbad-Areal äußern. Höß wird über seinen Informationsstand zum Strüngmann-Hotel der Athos GmbH und über den Abriss des Hotels Lederer berichten.

Weitere „Schwerpunkte“ sind laut Geschäftsführer Hilmar Danzinger der Stand der Nahwärmeversorgung, die Zukunft des Areals Hotel Ritter, die Entwicklung beim Neubau des Badehauses. Auch das Kommunalunternehmen (KU) zieht Bilanz mit Rück- und Ausblick. Beginn ist um 19 Uhr im Gasthof Post.


SME nennt Zeitplan für Mega-Hotel in Bad Wiessee

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In der wieder von Bürgermeister Peter Höß geleiteten Bürgerversammlung gestern Abend lassen die Schweizer Investoren die Katze aus dem Sack. In gut zwei Wochen soll mit den Arbeiten für das 121-Zimmer-Hotel auf dem ehemaligen Jodbad-Areal begonnen werden. Anfang Dezember könnte bereits die Grundsteinlegung sein.

Bürgermeister Peter Höß (v.r.), Florian Kamelger und Patrik Wettstein (beide SME) und Gastronom Felix Penner/Foto K.Wiendl

Lange wurde spekuliert, warum auf dem 18.000 Quadratmeter großen Gelände des einstigen Jodbads nichts zügig vorangeht. Nun steht die Bau- und Zeitplanung. Der ehemalige Geschäftsführer der Sports Medicine Excellence Group (SME) und neuer Verwaltungsratspräsident des Schweizer Unternehmens, Florian Kamelger, nutzte die Gunst der Stunde. Er verkündete den zahlreich erschienenen Bürgern Bad Wiessees im Gasthof Zur Post den Termin für den Spatenstich.

Dieser soll am 5. November erfolgen (Beifall), die Grundsteinlegung ist für bereits für den 4. Dezember terminiert. Sichtlich hingerissen von seinem Projekt benutzte Kamelger mehrfach Adjektive wie „großartig“, „bombastisch“  und „phantastisch“. Mit dem “phantastischen Projekt” sei man sehr weit, das ein “phantastisches Team” unter der Federführung eines “phantastischen Architekten” Matteo Thun realisiere.

Dieser habe in attraktiver Lage am Tegernsee ein Hotel mit 121 Zimmern, ausgedehntem Spa, Wellness- und Sportbereich und mehreren gastronomischen Outlets sowie ein medizinisches Funktionsgebäude konzipiert. Für die Gastronomie ist Chief Hospitality Officer Felix Penner zuständig. Der angegliederte Medizin-Bereich wird unabhängig vom Hotel betrieben.

„Schweiß und Tränen“

Kamelger glaubt, für den Ort und das Tegernseer Tal nun einen großen Schritt weiter gekommen zu sein. Doch auch vor seinem Unternehmen mache der Boom in der Baubranche nicht Halt. „Dies hat uns vor eine große Herausforderung gestellt“. Dennoch sei man im Zeitplan. Die Abbrucharbeiten seien planmäßig beendet worden, wenngleich die Entsorgung der Altlasten viel Zeit in Anspruch genommen habe. „Das größte Baulos an die Tiefbau- und Hochbaufirmen ist bereits vergeben“, so Kamleger

Südansicht des neuen Hotels/Foto SME

„Die Baustelleneinrichtung und Verkehrsführung erfolgten in enger Abstimmung mit der Gemeinde, um die Belastungen für die Anlieger während der Bauphase auf ein Minimum zu reduzieren“. Kamelger sprach weiter von einem Lärm- und Sichtschutzwall Richtung See. Unter Federführung des neuen Geschäftsführers Patrik Wettstein und Gastronom Penner sei in den vergangenen Monaten ein „bombastisches Konzept“ entwickelt worden, das ein „neuer Standard in der Hotellerie ist“.

Dies habe in den Jahren des Vorlaufs allen Beteiligten „Schweiß und Tränen gekostet“. Doch der Gemeinderat haben ihnen „den Rücken freigehalten“, darüber sei er, Kamelger, „sehr froh“. Wettstein ergänzt in einer Pressemitteilung: „Wir verfolgen in Bad Wiessee eine langfristige Strategie und möchten sowohl mit Arbeitsplätzen als auch mit einem neuen Anziehungspunkt nachhaltige Werte für die Region schaffen“. Laut Kamelger bleibe man auf dem Weg, eines nach dem anderen zu machen, um „ein großartiges Projekt in Bad Wiessee zu realisieren“. (langer Beifall)

Höß erklärt, wie es um ihn steht

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Ende Juni wurde Peter Höß an der Halswirbelsäule operiert. Doch seine Genesung dauert weitaus länger als prognostiziert. Sein Auftritt als Rathauschef bei der Bürgerversammlung in Bad Wiessee war für ihn wohl auch ein Test, was körperlich wieder möglich ist.

Bürgermeister Peter Höß vor der Wiesseer Kulisse / Fotos K.Wiendl

Man sieht es Höß an, dass er noch nicht wieder ganz gesundet ist. Sein rechter Arm liegt fast bewegungslos am Körper an. Der Unterarm hat beim Händeschütteln noch wenig Spielraum. Ein untrügerisches Zeichen, dass die Folgen der Operation für Höß noch nicht ganz überwunden sind. Daher war es ihm offensichtlich ein Anliegen, die Zuhörer im großen Saal des Gasthof Zur Post über seine gesundheitliche Situation zu  informieren. „Ich bin froh, dass ich wieder da sein kann, aber bis ich wiederhergestellt bin, wird es noch eine Zeit dauern“, sagte Höß eingangs.

Die Operation an der Halswirbelsäule sei am 28.06.2018 gewesen. Er habe wohl „den Fehler gemacht“, die Operation zu weit hinauszuschieben. „Denn seit gut einem Jahr habe ich Taubheitsgefühle an der rechten Hand. Sie stammen von einer deutlichen Verengung des Spinalkanals. Damit waren die Nervenstränge zum Hirn eingeschränkt“. Dies führte bei Höß zu bestimmten Lähmungserscheinungen. Die Medizin könne dies heute schon beheben, „aber durch die doppelt so lange als geplante Operation sind auch die Nerven des rechten Oberarms, wie Bizeps und Trizeps, in Mitleidenschaft gezogen worden“. So ein Nerv, wenn er mal „beleidigt“ sei, erhole sich einen Millimeter pro Tag. „Bei mir sind etwa 30 Zentimeter geschädigt“, deshalb rechnet Höß noch mit einem Jahr  bis zur weiteren Genesung.

Intensive Reha weiterhin erforderlich

In dieser Zeit müsse er „intensive Reha“ wie Trainings- und Elektrotherapien machen. „Wenn ich diese Zeit jetzt nicht nutze, bildet sich der Muskel zurück“. Dann werde daraus Bindegewebe „und dann geht nichts mehr“. Er habe keine Wahlmöglichkeit als nun intensiv daran zu arbeiten. Auch andere Leidensgenossen hätten es wieder weitestgehendst geschafft. Eine hundertprozentige Heilung sei nicht mehr möglich, aber 80 bis 90 Prozent. „Das ist eine gute Perspektive, die es lohnt, dran zu bleiben“.

Die Wiesseer Bürger zeigten Ihr Interesse an den Themen des Bürgermeisters – der Gasthof zur Post war gut besucht

Wie sich dies organisatorisch im Rathaus regeln lasse, würden die nächsten Tage und Wochen entscheiden, so Höß. Sein Dank galt vor allem seinem Vize Robert Huber, der ihn in den letzten dreieinhalb Monaten „vollumfänglich“ vertreten habe. „Auch die Verwaltung hat meine Fehlzeiten mit großem Einsatz ausgeglichen und auch auf Urlaub verzichtet“. Hervorragend seien die Dinge in seinem Sinn weitergeführt worden.

„Es ist wichtig, dass man sich auf seinen Vertreter hundertprozentig verlassen kann“. Dies sei auch ein Teil der Genesung. Aber auch Kurt Sareiter galt der Dank. Der habe in dieser Zeit Gratulationen für Geburtstage und Jubiläen übernommen, „Damit auch hier die Gemeinde präsent war“. Wie es bei ihm weitergehe, haben die Ärzte zu entscheiden, „die haben das letzte Wort“.

„Recht auf schöne Aussicht gibt es nicht“

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Bis nach München drang die Kunde um den Streit über das Grüne Wasserl. Ein TV-Team sammelte eifrig Stimmen bei dem von Landratsamt angesetzten Pressetermin vor Ort. Es wollte damit nochmals klarstellen, dass mit der Splitthalle eine Vergrößerung des Biotops einhergehe. Doch manche Anwesenden waren davon wohl nur schwer zu überzeugen.

Reges Interesse auch der Medien am Ortstermin des Landratsamts / Fotos: K.Wiendl

Der Treffpunkt für Journalisten, Anwohner und engagierte Bürger war die planierte und damit versiegelte Kiesfläche am Grünen Wasserl. Ein trister Platz, plattgewalzt von Schutt. Da war es für Beobachter nur schwer vorstellbar, dass man Teilflächen davon auch wieder renaturieren könne. Geplant ist dort an der B318 jedenfalls ein Splitthalle errichtet werden, „aber nicht im Biotop“, wie Umwelt-Abteilungsleiter im Landratsamt, Thomas Eichacker, zu Beginn des Informationstermins betonte.

Dieser sei auch kein Erörterungstermin, „sondern eine Schilderung, was hier geplant ist“. Mit diesem Termin wolle er Pressemeldungen entgegen treten, das Grüne Wasserl werde „zugeschüttet, das Aus für das Biotop“. Das sei alles „völlig falsch“. Vielleicht wüssten eben viele nicht, was hier wirklich gemacht werde. Geplant ist dort eine 23 Meter lange, 14 Meter breite und 6,80 Meter hohe Lagerhalle für Splitt.

Jochen (mit Kappe) und Birgit Pagenberg als Klageführer gegen den Freistaat

Unmittelbar Betroffene sind Birgit und Jochen Pagenberg als Anlieger. Sie glauben zu wissen, was hier noch geschehe. „Es wird noch eine riesige Verschiebung von Erdmassen geben, damit sie auf den Wasserspiegel kommen“, so Jochen Pagenberg. Seine Frau ergänzte: „Man muss nicht die eine 23 Meter lange Splitthalle parallel zu unserem Grundstück errichten“, um weiter zum Kieswerk zu gelangen. „Das ist eine Wand“.

In ihrer Klage gegen den Freistaat berufen sich die Pagenbergs auf ein Schreiben aus Miesbach. Das Staatliche Bauamt hatte im Juli 2013 die Nutzung des seit 1972 bestehenden und nicht genehmigten Lagerplatzes untersagt und verlangt, dass die „Geländeauffüllungen beseitigt werden“. Zumal eine Erweiterung des Lagerplatzes auch „die Belange des Naturschutzes“ beeinträchtige.

Grünes Wasserl ist „wertvolles Quellgebiet“

„Das Grüne Wasserl ist Teil des ökologisch sehr wertvollen Quellgebiets und Teils des sogenannten Auwaldkomplexes der Ringbergbucht“, hieß es damals. „Die Flussachse Weissach-Mangfall ist von überregionaler Bedeutung“ und Teil des Arten- und Biotopsschutzprogramms des Landkreises. Doch „die neue Zufahrt zum Kieswerk bedrängt das Grüne Wasserl noch mehr“, klagen die Pagenbergs. Wegen vier Metern Fahrweg würde das Landratsamt das ganze „Biotop kaputtmachen“. Sie beklagen, dass da im Landratsamt „niemand aufgewacht ist“.

Für Eichacker seien Ausgangpunkt der ganzen Diskussionen „illegale Lagerplätze“, die sich immer weiter Richtung Biotop entwickelt und das Grüne Wasserl immer weiter eingeengt hätten. „Dies war dem Landratsamt schon1980 bekannt, aber es ist nie richtig eingeschritten“, musste Eichacker einräumen. Mit Beginn seiner Tätigkeit in Miesbach vor drei Jahren sei bereits der Antrag zum Bau einer Splitthalle vorgelegen. Wie berichtet https://tegernseerstimme.de/gruenes-wasserl-schlaegt-weiter-hohe-wellen/  hätten diese auch alle Talbürgermeister vor drei Jahren zur Versorgung aus der lokalen Region begrüßt.

Zufahrt zum Lagerplatz wird verlegt

Josef Lang (CSU) als Vize-Bürgermeister betonte heute nochmals, dass der „Bedarf der Halle im öffentlichen Interesse steht“. Da es im Zeichen des Klimaschutzes nicht angehen könne, dass wie bisher der Splitt aus Fischbachau und München herangekarrt werde. Nach zwei Jahren zähen Verhandlungen mit den Eigentümern des Kieswerks, der Firma Kandlinger, so Eichacker, habe man sich auf eine „Gesamtlösung“ geeinigt, wo jeder „etwas nachgibt“. Jeder würde nun davon profitieren, auch die Familie Pagenberg. Was diese aber nicht so stehen lassen wollten, denn mit ihnen als Nachbarn habe niemand gesprochen.

Die Einigung sehe vor, so Eichacker, „dass die Lagerhalle gebaut werden darf, aber nicht im Biotop, sonder auf bereits versiegelter Fläche“. Zu den Anliegern würden aus Gründen des Emissionsschutzes Lärmwälle gebaut. Auch die Zufahrt von der B318 werde verlegt, um etwa 50 Meter Richtung Rottach-Egern, um auch Radweg und Zufahrt zu entzerren und den Lärm für Anlieger erträglicher zu machen. Zumal die Zufahrt nun auch nicht mehr über Privatgrund erfolge. Eine Forderung seines Amts war, so Eichacker, „dass ein Teil der Lagerplätze zurückgebaut“ werde. Dies sei ein „Knackpunkt“ mit dem Eigentümer des Kieswerks gewesen.

Lagerhalle schränke das Landschaftsbild ein

Jetzt soll diese „Renaturierung auf Wasserhöhe tatsächlich stattfinden“. Bislang sind dort erste Abgrabungen am Wasserlauf sichtbar. Aus Sicht von Eichacker soll der Uferbereich „inselartig erhalten bleiben“. Eine andere Aufschüttung bis zum Steg bleibe dagegen bestehen. Aber mit der Renaturierung entstehe eine fünfmal so große Fläche. „Natürlich“ würden bei Ufer-Renaturierungen bestehende Ufer „beeinträchtigt oder beseitigt“. Dies gehe nicht anders. Aber die Natur würde sich den Raum wieder zurückholen und „letzten Endes davon profitieren“.

Diese zugeschüttete Fläche am Grünen Wasserl muss wieder renaturiert werden

Einräumen musste Eichacker mögliche „Einschränkungen des Landschaftsbildes durch die Halle“, das sei „Geschmackssache“. Er halte die Einschränkung für die Untere Naturschutzbehörde „überschaubar“. Sie hätte im Landschaftsschutzgebiet „nicht unbedingt sein müssen“, aber die „landschaftliche Einwirkung ist überschaubar“, meinte Eichacker  Dies sei eben das Wesen eines Kompromisses, allen Belangen gerecht zu werden. „Dies war die Herausforderung an diesem Ort“.

Keine Verschandelung des Baukörpers durch die Halle

„Wir haben uns als Talbürgermeister alle für diese Halle ausgesprochen“, sagte Kreuths Josef Bierschneider (CSU), „damit auch ein Zugriff im Winter besteht und man nicht riesige Kapazitäten an Lagerflächen in den Gemeinden schaffen muss“. Weiter sei wichtig, so Bierschneider, dass das Kieswerk einen langfristigen Bestand habe. „Damit das Geschiebe der Weissach in den Ringsee auch künftig ausgebaggert wird“. Seit nunmehr 20 Jahren als Bürgermeister begleite ihn der Streit um den Lagerplatz.

„Es kam nie zu einer einvernehmlichen Lösung“. Jetzt sei dies mit der Renaturierung überschütteter Flächen aber gelungen. Bierschneider glaubt, dass man die Halle optisch so schön gestalten könne, „dass der Baukörper das Ortsbild nicht verschandelt“. „Eine negative Einwirkung“ der Halle auf die Pagenbergs sieht Bierschneider nicht. Eichacker ergänzte: „Ein Recht auf schöne Aussicht gibt es nicht“.

Am Montagabend ist das Für und Wider zur Splitthalle auch Thema in der Abendschau des Bayerischen Fernsehens.

 

Die Ur-Ur-Ur-Ur-Enkelin von Sisi in der Schlosskirche

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Herzogin Sophie von Württemberg und Comte Maximilien d’Andigné luden zur kirchlichen Hochzeit in die Tegernseer Schlosskirche. Geladen waren 356 Gäste aus Adelshäusern, mindestens ebenso viele verfolgten das nicht alltägliche Ereignis als Zaungäste. Ein Hauch von royalem Glanz auf dem Schlossplatz.

Der erste öffentliche Kuss nach der Trauung / Alle Bilder: Klaus Wiendl

Schon weit vor der Schlosskirche wurde Besuchern Tegernsees klar, dass hier etwas Besonderes stattfinden muss. Polizei und Feuerwehr regelten den Verkehr, schwarze Nobelkarossen auch aus Frankreich, der Heimat des Bräutigams, drehten bei. Festlich gewandete Gäste bei Kaiserwetter stiegen aus. Denn die Enkelin von Schlossherren Herzog Max und seiner Frau Herzogin Elisabeth in Bayern heiratete in den französischen Adel ein.

Die standesamtliche Trauung mit Comte Maximilien d’Andigné war bereits vor einem Monat auf Schloß Altshausen in Württemberg, dem Sitz der Brauteltern Herzog Philipp von Württemberg und Herzogin Marie Caroline von Württemberg, eine geborene Prinzessin in Bayern. Daher war es auch Wunsch der Braut, da sie sich oft am Tegernsee und in Kreuth aufhielt und ihr eine enge Bindung zu ihrem Großvater Herzog Max nachgesagt wird, den kirchlichen Segen in der Schlosskirche nachzuholen. Wie aus der Herzoglichen Verwaltung zu hören ist, soll die Braut Ur-Ur-Ur-Ur-Enkelin der Kaiserin Elisabeth von Österreich sein, genannt Sisi.

Die Wittelsbacher als Gastgeber

Da das Wetter mitspielte, waren die Reihen hinter den Absperrungen am Schlossplatz mit Zaungästen bald dicht gefüllt, darunter auch viele Einheimische. Nicht nur das Kirchenportal war mit Blumenranken herausgeputzt, auch die festlich gewandeten Gäste.

Die Frauen trugen teils waghalsige Hutkreationen, die Herren meist Cut. Auszumachen waren: Herzog Franz von Bayern, Herzog Max und Herzogin Elizabeth in Bayern und ihre Töchter Herzogin Helene in Bayern, ihre Schwester Herzogin Anna in Bayern und Baron Andreas-Falk von Maltzan und Herzogin Elizabeth in Bayern mit Gatten Daniel Terberger, die auch 2004 in Tegernsee sich das Ja-Wort gaben. Unter den bayerischen Gästen waren auch Prinz Leopold und Prinzessin Ursula von Bayern.

Zahlreiche Pressefotografen aus dem In- und Ausland verfolgten das Geschehen.

Zuletzt schwebte Herzogin Sophie im langen Brautkleid, geführt von ihrem Vater, über den farblich zum See und Himmel abgestimmten blauen Läufer. Während in der Kirche schon der Bräutigam wartete, posierte seine Braut noch vor den zahlreichen Fotografen. Damit musste sich die Presse zufrieden geben, sie bekam keinen Zutritt zur Kirche.

Dennoch drangen Hinweise und Klänge nach draußen. Drinnen wurde von der Tegernseer Kantorei unter der Leitung von Sebastian Schober auch die Krönungsmesse von Mozart aufgeführt. Draußen machte die Runde, dass der Polterabend im Bräustüberl am Sudhaus mit etwa 100 Gästen stattgefunden habe.

Vom Tegernsee nach London

Laut einer Pressemitteilung der Herzoglichen Verwaltung wurde Herzogin Sophie von Württemberg am 15. Januar 1994 in München geboren. Sie ist die älteste von vier Kindern und wuchs in London und Frankfurt auf. Ihr Studium als Betriebswirtin absolvierte sie an der Universität of Westminster London und schloss dort mit dem Master in Marketing Management ab. Seit diesem Jahr arbeitet Herzogin Sophie bei einem Software Unternehmen in London.

Bräutigam Maximilien d’Andigné mit Mutter Comtesse Marie Adelaide d’Andigné.

Ihr Mann, Comte Maximilien, wurde 1989 in Paris geboren und wuchs in New York auf. Er ist der zweitälteste von vier Kindern und Sohn von Comte Hervé d’Antigné und Comtesse Marie Adelaide d’Antigné. Vor vier Jahren lernte sich das Paar in London kennen, wo sie auch weiterhin leben und arbeiten.

Nach knapp zwei Stunden öffneten sich wieder die Kirchenportale in Tegernsee. Für Fotografen gab es den ersten öffentlichen Kuss, gefolgt von Konfetti-Salven beim Defilee. Entschlossen strebte man in die Herzoglichen Gemächer zum Festmahl. Laut Herzoglicher Verwaltung soll dieses der Münchner Gastronom Roland Kuffler ausgerichtet haben. Die zahlreichen Zaungäste mussten mit der Terrasse des Bräustüberls vorlieb nehmen. Auch keine schlechte Location bei den letzten Sonnentagen.

Große Fotostrecke von der Adelshochzeit in Tegernsee / Bilder: Klaus Wiendl

Auch der junge Adel war zahlreich vertreten.
Nahezu alle Damen kamen mit einer Kopfbedeckung, ob Hut oder Federschmuck.
Herzog Franz von Bayern mit Familie.

Die Großeltern der Braut: Herzog Max und Herzogin Elizabeth in Bayern.
Die Familie des Bräutigams.

Einzug in die Kirche: Herzogin Sophie von Württemberg mit Vater Herzog Philipp von Württemberg.

Die Braut trug einen langen Schleier.

Mit Gottes Segen: das junge Brautpaar.
Der erste öffentliche Kuss.
Hunderte von Zaungästen auf dem Schlossplatz verfolgten das royale Schauspiel
Die Brauteltern: Herzog Philipp von Württemberg und Herzogin Marie Caroline von Württemberg, eine geborene Herzogin in Bayern.

Herzogin Anna in Bayern und Baron Andreas-Falk von Maltzan.
Herzogin Anna in Bayern und Baron Andreas-Falk von Maltzan.
Das junge Glück.
Konfettiregen als Glücksbringer.
Der Adel stand Spalier.

Hocherfreut: die Großeltern der Braut: Herzogin Elizabeth und Herzog Max in Bayern.
Herzogin Helene in Bayern mit Begleitung.

Dampf ablassen auf der Bürgerversammlung

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Nichts erregte einige Wiesseer bei der jährlichen Bilanz des Bürgermeisters so, wie das umstrittene Hackschnitzelwerk am Badepark. Peter Höß und sein Gemeinderat mussten harsche Kritik einstecken.

Das geplante Heizhaus für Fernwärme am Badepark.

Viele Themen standen am Donnerstagabend bei der Wiesseer Bürgerversammlung auf der Tagesordnung. Sie reichten vom SME-Mega-Hotelprojekt, der künftigen Nutzung des Areals Hotel Ritter, dem geplanten Teilabriss des Hotels Lederer bereits im November oder dem Anstieg der Übernachtungszahlen um 15 Prozent auf 665.000. Doch die meiste Zeit seiner Rede widmete Wiessees Bürgermeister Peter Höß dem geplanten Hackschnitzelwerk am Badepark. Wohl nicht ohne Grund.

Ziel für den Gemeinderat bei der Standortwahl sei gewesen, einen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele zu leisten. Bei der monatelangen Diskussion darüber aber werde vergessen, dass Holz aus dem Wald „gespeicherte Sonnenenergie ist“. Um dieses Projekt rechtssicher auf die Beine stellen zu können, da man sich „nicht hemdsärmelig“ daran machen könne, sei „eine europaweite Ausschreibung unerlässlich“, so Höß.

Damit die Planungen und die ganzen Millionen nicht in Schall und Rauch aufgehen.

Diese Ausschreibung sei „leider zeitaufwändig und teuer aber notwendig“. Dabei handelte sich um ein zweistufiges Auswahlverfahren. „Fünf Firmen haben die erste Stufe bestanden und werden gerade anhand objektiver Kriterien für die zweite Stufe der Ausschreibung überprüft“, so Höß weiter. Richtig sei, „dass bereits 65.000 Euro an Projektierungs- und Beratungskosten entstanden sind“. Doch realisiert werden könne das Millionenprojekt nur, wenn sich die Familie Strüngmann mit ihrem geplanten Hotel auf dem Lederer- und einstigen Spielbankareal an das Nahwärmenetz anschließe.

Sonst sei das Ganze nach Auskunft „möglicher Betreiber wirtschaftlich nicht darstellbar“. Aber die „Gemeinde könne nicht warten“, bis man darüber Gewissheit habe. „Anders geht es in so einem Fall nicht“, machte Höß deutlich. Aber er sei hier recht zuversichtlich, denn als die ersten Planungen stattfanden, „lag der Rohölpreis bei etwa 40 US-Dollar pro Barrel, inzwischen hat er sich verdoppelt“. Auch die Gaspreise würden sich entsprechend entwickeln. Er sei optimistisch, dass „CO2-neutrale Nahwärme aus heimischem Holz sich bald rechnen wird.“

Die Energiewende sei nicht nur ein politisches Ziel aller Parteien. „Es liegt in unserer Verantwortung, unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen“. Wie dramatisch die Klimaveränderung sei, könne man fast täglich den Medien entnehmen. Wenngleich man in Wiessee den Wandel nicht aufhalten könne. „Aber wenn jeder sagt, der andere muss es machen, dann passiert nichts“.

Bürgermeister Peter Höß bei der Bürgerversammlung am vergangenen Donnerstag/Foto K.Wiendl

Höß verstehe Kritik und Bedenken der Interessensgemeinschaft aus der Nachbarschaft des Badeparks. „Doch wenn es gebaut wird, muss es auch irgendwo stehen“. Die Gemeinde hat sich für diesen Standort des Kraftwerks entschieden, weil er sich von fünf möglichen Standorten in vielen Punkten als der geeignetste erwiesen hat. „Es kommt dort modernste Technik zum Einsatz. Außer Wasserdampf wird nichts aus den Kaminen entweichen“, versicherte Höß. Leider hätten viele Wiesseer das Heizwerk in Achenkirch auf der Tiroler Seite präsent.

Doch gebe es inzwischen wesentlich modernere, auch hier im Landkreis, „die man schon suchen muss“. So unauffällig seien solche Hackschnitzelwerke inzwischen. Auch in Wiessee würde man dann, „so gut wie nix sehen“. Nicht vermieden könne die Anlieferung von Hackschnitzeln „alle paar Tage“. Dies sei zwar „eine gewisse Belastung“, doch täglich würden auch etliche Busse durch das Kurviertel fahren. „Daher dürfte die Emission nicht so dramatisch sein“. Es würde auch eine Reihe von Bürgern geben, die die Umsetzung des Heizwerks „gar nicht erwarten können“.

„Warum wird das Projekt weiterbetrieben?“

Zumindest für Hans-Gerd Lau, seit sieben Jahren mit Erstwohnsitz in Bad Wiesse, und den Gmunder Ludwig Stoib, der allerdings im Kurort ein Fachgeschäft betreibt, traf das nicht zu. Für Lau war es unverständlich, ein Projekt mit bisherigen Kosten von über 65.000 Euro voranzutreiben, obwohl die Verwirklichung noch nicht gesichert sei. Schließlich müsse die EU-weite Ausschreibung einen „Wert von 30 Millionen Euro übersteigen“. Für ihn stelle sich die Frage, wie viel davon auf Gemeinde und Investoren entfallen würden.

Warum wurde das Projekt entgegen der Vereinbarung mit der Interessengemeinschaft weiterbetrieben?

Höß darauf: „Auch wenn es von Strüngmanns Athos GmbH noch keine Zusage gibt, können wir nicht warten, bis alle an Bord sind“. Bei vielen Dingen sei es eben so, „dass man vorbereitet sein muss. Wenn man nicht handelt, geht die Welt zu Grunde“. Nicht jede Investition zahle sich laut Höß auch aus. Bestes Beispiel dafür sei der Badepark, bei dem man jährlich über 800.000 Euro draufzahle. „Dennoch wird er nicht zugesperrt“.

Alles hängt an Strüngmanns Entscheidung

Mit dem Begriff, das Heizkraftwerk sei „die Rettung für die Welt“, konnte Stoib „nichts anfangen“. Das ganze Projekt, so zeigen es zumindest die Zahlen der Gemeinde, sei „unwirtschaftlich“. Aus dem ihm vorliegenden Gutachten gehe eindeutig hervor, dass das Hackschnitzelwerk auch „keinesfalls ökologisch ist“, heizte Stoib das Thema an. Von der „Luftnummer“ kam er annähernd eine viertel Stunde nicht mehr runter. An die vertretenen Gemeinderäte gipfelte Stoibs Vorwurf: „Kennt ihr das Gutachten nicht?!“.

Man müsse auch irgendwann mal einen Schnitt machen, kam als Antwort zurück. Laut Höß sei das Gutachten der Staatsregierung gedacht, um den Gemeinde eine Handreichung zur Energiewende zu geben. Der Standort des Heizwerks neben dem Badepark sei durch „Ingenieure erarbeitet und das Gutachten für Wiessee gefördert worden“. Der Auswahlprozess hierzu sei transparent verlaufen, „die Wahl des Standortes wurde fachlich abgewogen und bestens begründet“, versuchte Höß die Diskussion abzukürzen.

Stoib war dagegen nur schwer zu beruhigen. Überzeugt hätte ihn die Diskussion nicht. Sie wird ohnehin neu entfachen, wenn die Entscheidung von Strüngmanns Athos GmbH fällt, mit welcher Energie der Hotelneubau versorgt werden soll. Spätestens dann werden die Würfel für oder gegen das Heizkraftwerk fallen.

Kirta-Montag: Ganserl, Auszogne und a Musi

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Die Amtsstuben machen ab Mittag ihre Pforten dicht, so mancher Laden auch. Es ist so Brauch am Kirta-Montag. Während das Geschäftsleben zum Erliegen kommt, geht es aber über dem Tal hoch her.

Auch auf der Lukasalm im Suttengebiet feierte man Kirta-Montag. / Fotos: K. Wiendl

Das Wetter spielte mit nach der eiskalten Nacht mit Minusgraden. Der Kirta-Montag entwickelte sich nochmals zu einem herrlichen Goldenen Oktobertag. Kein Wunder, dass Ausflügler wie vor allem Einheimische dem alten Brauch in bayerischen Landen frönten, dem Beisammensein.

Während auf der Aueralm dies noch mit einer Bergmesse, gestaltet von der Wiesseer Blasmusik, verbunden war, stand auf anderen Berggasthöfen mehr das Kulinarische im Vordergrund. Ob von der Neureuth, der Wildbachhütte mit der Oberlandwirtshausmusi und der Lukasalm, beide im Suttengebiet. Hoch im Kurs standen überall Anterl und Ganserl. Danach noch eine frische Auszogne (Kirchweihnudel).

… die Musi durfte auch nicht fehlen. / Foto: K. Wiendl

Für Enten und Gänse im Ofenrohr gibt es eine einfache Erklärung: Früher war das Geflügel auf dem Hof im Herbst gemästet. Und so hält man nur allzu gerne an diesem Brauch fest, wie ein Besuch der Lukas-Alm heute zeigte. Enten gab‘s allerdings nur auf Vorbestellung. Doch die Auszogne und a Stubnmusi gab‘s auf der Sonnenterrasse auch ad hoc.

Richtig voll wurde es dort am frühen Nachmittag, eben dann, als die Läden geschlossen wurden. Dann dürfte auch im Bräustüberl drangvolle Enge herrschen, wenn noch dazu a Blasmusi aufspuit. Wer etwas Bewegung nach dem kalorienreichen Ganserl brauchte, für den bot sich das traditionelle Steckäplattln Turnier am Housn-Hof in Rottach Egern an. Dort gab es die Auszognen sogar umsonst und für die Kinder das Kirta-Hutschn statt Schulbank-Drücken. Für alle Altersklassen war heute etwas dabei. Lust auf Arbeit hatten wohl die Wenigsten.

Steckaplättln beim Housn Hof (Fotos: Felix Wolf):

„Im Tal ist die Welt noch in Ordnung“

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Selbst Herzogin Elizabeth in Bayern kam am Montagabend in den großen Saal des Hotels zur Post. Sie war eine von zahlreichen Gästen, die der Polizeiinspektion Bad Wiessee und ihrem Leiter die Reverenz erwiesen.

Zum Polizei-Jubiläum waren alle Rettungskräfte aus dem Tal eingeladen, auch die Feuerwehr. / Foto: K. Wiendl

Schon am Eingang zum Postsaal wurde die Zeitspanne bis heute deutlich. Ein grüner VW-Käfer aus den 60iger Jahren als erstes Polizeifahrzeug der Inspektion am Hügelweg, daneben der neueste blaue Einsatzwagen voller Elektronik zur Fahndung. Der erste Wiesseer Polizeiposten logierte zuerst im „Krinnerhof“ in Abwinkl, bevor er in den Löblweg umzog.

1960 wurden dann die kleinen Polizeiposten im Tal zu einer „Großraumstation“ im ehemaligen „Serben-Hotel“ in Tegernsees Münchner Straße zusammengelegt. Statt Fahrrädern standen fortan VW-Käfer für die Streife bereit. Dennoch war Tegernsee angesichts der wachsenden Bevölkerung nur eine Übergangslösung.

Um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden, baute die Gemeinde Bad Wiessee am Hügelweg 4 ein neues Dienstgebäude, das am 29. November 1968 vom damaligen Bürgermeister Paul Krones der Polizei übergeben wurde. Mit der Errichtung der Polizeidirektion Rosenheim wurde die Station Bad Wiessee 1978 der Direktion unterstellt und zu einer Inspektion umbenannt, die dann vor 21 Jahren in den Hügelweg 1 umzog. Nach sechs Dienststellenleitern ist es nun seit 2001 Wilhelm Sigel (60), der zum Festakt der Polizei einlud.

Die Polizeifahrzeuge im Wandel der Zeit: vor 50 Jahren und
heute. / Foto: K. Wiendl

Eigentlich hoffte Sigel, wie er sagte, die Feiern zum 50-jährigen Bestehen der Wiesseer Polizei mit der Einweihung des Bootshauses beim Yachtclub verbinden zu können. „Doch es hat nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben“. Dann feiere man eben „nächstes Jahr wieder“, so Sigels Hoffnung, die wohl nicht aufgehen dürfte. Denn für das Bootshaus gibt es bislang weder eine Genehmigung noch einen Termin für den Baubeginn. Dafür nannte Wiessees Polizeichef einen anderen Termin. “Am kommenden Samstag findet am Hügelweg der Blaulichttag statt, zusammen mit dem BRK und der Feuerwehr.

Mehr Polizisten für Oberbayern

Oberbayerns Polizeipräsident Robert Kopp zeigte sich vom Zuspruch dieses Festabends angetan. „Damit werde der Polizei das Vertrauen ausgesprochen“ und ein „freundschaftliches Sicherheitsnetz“ demonstriert. Den Bürgern gegenüber müsse „ein Höchstmaß an gefühlter Sicherheit gewährleistet“ werden, denn diese könnten gar nicht genug Beamte auf der Straße sehen. „Zumindest die Rechtschaffenden“, schränkte Kopp ein. Die Mannschaft um Inspektionsleiter Sigel stehe rund um die Uhr für eine bürgernahe Polizei. Fakt sei auch, „dass Bayern das sicherste Bundesland ist“. Für Kopp ist hier „im Oberland und im Tal die Welt noch in Ordnung“.

Nach einem Ausflug in die über 100-jährige Geschichte der Polizei am Tegernsee kam Kopp zur polizeilichen Kriminalstatistik. „Die Gesamtzahl der Straftaten konnte von 2009 bis zum vergangenen Jahr gesenkt werden“. So seien die Straftaten bisher um 20 Prozent gesunken. Der Straßenraub hätte noch weiter abgenommen. Während die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, „im Jahr 2010 noch bei einer Zahl von 4.132 Fällen lag, ist sie 2016 fast ein Drittel geringer geworden“. Für dieses Jahr glaube Kopp an ein „positives Resümee für die Inspektion Bad Wiessee“.

Hohe Gäste beim beim Festakt in Bad Wiessee. Herzogin
Elizabeth in Bayern, eingerahmt von Polizei-Präsident Robert Kopp (v.l.),
Inspektionsleiter Wilhelm Sigel und Landrat Wolfgang Rzehak. / Foto: K. Wiendl

Doch er warnte, „eine 100-prozentige Sicherheit ist nicht möglich“. Besserung stellt der Polizeichef von Oberbayern beim Personal in Aussicht. Während für Sigel „Personalnot immer ein Thema ist“ sieht Kopp eine „Entspannung“ mit 1.800 neuen Polizisten in diesem Jahr für ganz Bayern. „So viele Neueinstellungen gab es noch nie“. Davon werde auch Oberbayern profitieren, das Teil einer „starken Polizei in Bayern ist“. Kopps Leitmotiv: „Sicherheit jetzt, die Zukunft im Blick“.

Wiesseer Inspektion für 30.000 Bürger zuständig

Die Polizei auch in Wiessee sorge dafür, so Grünen-Landrat Wolfgang Rzehak, „dass wir einen sicheren Landkreis haben“. Man habe zwar nicht „die heile Welt hier“, aber vieles sei besser als „anderswo“. Die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt „funktioniere wirklich gut“. Für 30.000 Bürger und etwa eineinhalb Millionen Gästeübernachtungen sei allein die Wiesseer Inspektion zuständig. „Danke, dass meine beiden Kinder sicher aufwachsen können“, lobte Rzehak die zahlreichen Frauen und Männer in Uniform im Saal.

Der Tisch mit den Talbürgermeistern und ihren Vertretern. / Foto: K. Wiendl

Bürgermeister Peter Höß dankte im Namen seiner Talkollegen für „die ausgezeichnete Zusammenarbeit, die nahezu hervorragend ist“. Besonders am Herzen lag Höß die Jugendprävention der Polizei. Diese Basisarbeit helfe, sich „später viel Arbeit zu ersparen“. Anschließend segneten die Geistlichen beider Konfessionen symbolisch die Uniformierten stellvertretend für den 50-jährigen Polizeistandort Bad Wiessee.


Prozessbeginn der Miesbacher Amigo-Affäre

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Morgen beginnt vor dem Landgericht München II die juristische Aufarbeitung des Falles, der vor viereinhalb Jahren begann. Wegen des Verdachts der Untreue verlor der Miesbacher CSU-Landrat Jakob Kreidl alle seine Ämter. Mit ihm auf der Anklagebank sitzen: Ex-Sparkassenchef Georg Bromme, sein Nachfolger Martin Mihalovits und Vorstand Roland Böck.

Jakob Kreidl (Mitte) steht morgen vor Gericht. / Archivbild

Das Verfahren gegen einen fünften Beschuldigten, ebenfalls ein Sparkassen-Manager, wurde laut Süddeutscher Zeitung eingestellt. Mit zwei weiteren Beschuldigten, darunter der frühere Vize-Landrat Arnfried Färber, soll die Staatsanwaltschaft auf Anregung des Gerichts über eine Rücknahme der Anklage verhandeln.

Im Mittelpunkt des auf 21 Verhandlungstage angesetzten Prozesses stehen Kreidl und Bromme. Dem Ex-Landrat soll die Staatsanwaltschaft Untreue in 17 Fällen vorwerfen, davon zehn in Tateinheit mit Vorteilsnahme. Bei Bromme sind die Vorwürfe schwerwiegender. Bei ihm soll es laut Anklage 68 Fälle von Untreue gegeben haben, davon 37 in Tateinheit mit Vorteilsgewährung. Ferner ein Fall der Anstftung zur Untreue und einmal Bestechung. Nach Medienberichten wollten sich Kreidl und Bromme zu den Vorwürfen nicht äußern. Sie sollen sich allerdings strikt dagegen verwahrt haben. Die Vorwürfe gegen Brommes Nachfolger Mihalovits sind dagegen weniger schwerwiegend: neun Mal Untreue, zwei Mal Vorteilsgewährung und gegen Böck seien es acht Fälle der Untreue.

„Touristische“ Bürgermeisterfahrt in die Schweiz

Kreidls fürstliche Feier zu seinem 60. Geburtstag 2012, die von der Sparkasse und dem Landkreis mit 110.000 Euro gesponsert wurde, ist nur ein Punkt der Anklage. Die Staatsanwaltschaft will demnach 15 weitere Sachverhalte benennen, die offenbaren sollen, wie sehr die Angeklagten ihre Positionen in der Kreissparkasse oder in der Kommunalpolitik zu ihrem persönlichen Vorteil genutzt haben sollen, schreibt die SZ.

Darunter soll ein 55.000 Euro teures Geburtstagsfest für Ex-Vizelandrat Färber der Freien Wähler sein, ebenso eine dreitägige Bürgermeister-Fahrt nach Interlaken für 85.000 Euro. Grund der Reise soll die „Informationsgewinnung im Bereich Regionalentwicklung“ gewesen sein. Sie sei wohl ausschließlich touristischer Natur gewesen, behauptet dagegen die Staatsanwaltschaft.

Millionenschaden zunächst für Kreissparkasse

Ausserdem wird sie Kreidl und Bromme die fast 180.000 Euro teure Sanierung des Landratsamtsbüros anlasten, welche die Kreissparkasse finanzierte. Insgesamt musste die Sparkasse in der Affäre zunächst wohl einen Gesamtschaden von mehr als fünf Millionen Euro verbuchen. Ihre Haftpflichtversicherung soll zwei Millionen erstattet haben.

Mittlerweile gelten alle Schadensersatzansprüche als erledigt. Sitzengeblieben ist das Geldinstitut auf dem Psallierchor im ehemaligen Tegernseer Kloster, an dem Bromme für 1,5 Millionen Euro ein stetes Nutzungsrecht erworben hatte. Mit der Kirche als Käufer habe es bisher noch keine Einigung gegeben.

Der Prozess soll bis Ende Januar 2019 gehen. Offen dagegen bleibt, wie das Strafverfahren gegen sechs weitere Beschuldigte verläuft. Sie sind allesamt amtierende oder frühere Mitglieder des Sparkassen-Verwaltungsrats. Darunter sind auch Miesbachs Grünen-Landrat Wolfgang Rzehak und Kreuths Bürgermeister Jodef Bierschneider (CSU). Beobachter rechnen damit, dass erst nach Ende des Kreidl-Prozesses über die Zulassung der zweiten Anklage entschieden wird.

Die Tegernseer Stimme wird kontinuierlich über den Prozess am Landgericht berichten.

ATTEK-Attacke auf den Klimawandel

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Er kommt schleichend, persönlich ist er kaum spürbar: Der Klimawandel. Dabei sind wir mittendrin. So argumentiert der Arbeitskreis Tegernseer Tal Energie- und Klimaschutz, kurz ATTEK. Seine Forderung: Im Tal muss endlich etwas getan werden.

Die Speerspitze für den Klimaschutz im Tal: (v.l.) Markus Wrba (Gemeinderat Kreuth), Thomas Tomaschek (Gemeinderat Rottach-Egern) und ATTEK-Gründer Karl Schönbauer (Bad Wiessee). / Foto: Klaus Wiendl

Mit einem Pressegespräch wollte Thomas Tomaschek, Grünen-Gemeinderat in Rottach-Egern, nochmals die Öffentlichkeit über die talweite öffentliche Ratssitzung zum Thema Klimaschutz am 15. November um 19:30 Uhr im Rottacher Seeforum sensibilisieren. Für Gemeinde- und Stadträte gebe es auch Sitzungsgelder. Diese talübergreifende Sondersitzung sei aber kein Novum. Auch zum Hochwasserschutz habe es 2016 bereits ein gemeinsames Treffen gegeben, auch Jahre zuvor schon.

Gemeinsam sei die Sitzung deshalb, weil der Klimaschutz alle etwas angehe und nicht vor der Gemeindegrenze haltmache. Nach Absprache mit allen Bürgermeistern wolle man sich verstärkt dem Thema annehmen, sagte ATTEK-Sprecher Thomas Tomaschek auf einer Pressekonferenz am Dienstag im Rottacher Rathaus. Mitglieder des Arbeitskreises sind Gemeinde- und Stadträte der fünf Talgemeinden. Doch zum Pressetermin waren nur Tomaschek und Markus Wrba als Ratsmitglied aus Kreuth vertreten, zudem Karl Schönbauer als Gründer von ATTEK.

Aktionsplan für den Landkreis

„Wir vermitteln Synergieeffekte zwischen den einzelnen Talgemeinden“, so Schönbauer. Es müsse ja nicht fünfmal jede Gemeinde den gleichen Fehler machen. Es reiche, wenn dies in einer Gemeinde passiere und andere daraus lernen könnten. Diese Erkenntnis habe zur Gründung der ATTEK geführt. Dessen Gemeinderäte als Mitglieder sollten die Ideen in die jeweiligen Gremien tragen.

„Wir sind dabei die Schnittstelle“, ergänzte Tomaschek. Beim Thema Klimaschutz wollten nun alle Talgemeinden an einem Strick ziehen. Bei der gemeinsamen Sitzung gehe es zunächst um die Bedeutung des Klimaschutzes. „Warum ist der für uns wichtig“, so Tomaschek. Die Referenten haben sich verschiedene Aspekte vorgenommen. „Ökoroutine. Damit wir tun, was wir für richtig halten“, „Integriertes Klimaschutzkonzept für den Landkreis“ mit einem „Aktionsplan“ und mögliche Maßnahmen zur „Klimaschutz-Agenda Tegernseer Tal“.

Ziel sei es laut Wrba, wie man aus den üblichen Verhaltensmustern in ein ökologisches Denken kommen könne. Denn Adressat dieser Veranstaltung sei letztlich der Bürger. Nur der könne eine Energiewende umsetzen. „Die Kommunen sind nur mit vier Prozent am Energieverbrauch beteiligt und letztlich nur der Impulsgeber“.

Nur noch erneuerbare Energie ab 2035

Zwar gebe es laut Tomaschek schon die Bürgerstiftung Energiewende Oberland, in der alle Gemeinden Mitglied seien. Ihr „hehres Ziel“ sei es, ab 2035 nur noch erneuerbare Energie zu erzeugen. Um dies zu erreichen gebe es das Integrierte Klimaschutzkonzept des Landkreises. Der Ursprungsbeschluss sei schon 2009 gefasst worden, doch „nur wenige kennen das Konzept“, sagen Wrba und Tomaschek übereinstimmend.

Zwar gebe es nun auch seit Februar 2018 Aktionspläne, „doch wir müssen es einfach nur mal tun“, wünschte sich der Grünen-Gemeinderat. Solche Gremien würden nur beraten und beschließen. Schwerlich würden sich im Gemeinderat Projekte entwickeln lassen. Selten genug kämen aus Fraktionen auch Impulse, so Wrba, wie zuletzt im Tegernseer Stadtrat.

Dies bedeute jede Menge ehrenamtliche Arbeit in der eigentlichen Freizeit. Es bedarf eines entsprechenden „Energieaufwandes, wenn sich eine Fraktion zusammentut“, wusste Wrba. Deshalb sei ATTEK von den Bürgermeistern gebeten, Vorschläge für die Kommunen zu erarbeiten. „Wenn wir es nicht machen“, so Tomaschek, wer dann“.

„Go Green“

Im Vorfeld dazu gibt es bereits an diesem Donnerstagabend einen Informationsabend der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT). Im Wiesseer Postsaal geht es um das nachhaltige Tourismuskonzept der „Alpine Pearls Gemeinde Werfenweng“. Ihr wird eine Vorreiterrolle bei der „sanften Mobilität“ nachgesagt. „Werfenweng setzt seit Längerem auf ein zukunftsweisendes Wirtschafts- und Tourismuskonzept und trägt damit zum Erhalt des Lebens- und Kulturraums der Alpen in besonderem Maße bei.

Die Idee, welche auf Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz setzt, ist zukunftsorientiert und soll zur Nachahmung motivieren“, so die Pressemitteilung zur Veranstaltung. Zusammen mit den Tourismusorganisationen und Gemeinden im gesamten Landkreis Miesbach soll diesem Modellcharakter „nun auch bei uns in der Region der Weg geebnet werden“, hofft man bei der TTT.

Millionen für Schulpavillon

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Auf den ersten Blick zeigen die Planskizzen einen modernen und luftigen Zweckbau hinter einer Holzfassade, mit vielen Glasflächen. In der Ganztagsschule finde wieder alles unter einem Dach statt, warb der Bürgermeister im Gemeinderat für die Konzeption, die erheblich teurer als geplant wird.

Die Grundschule wird durch einen Neubau ersetzt. /Archivbild

Die Ausgangslage ist der betagte Altbau aus dem Jahr 1969, „energetisch eine Katastrophe“, klagte Rathauschef Christian Köck (CSU). Im Winter werde „zum Fenster hinaus geheizt“. Außerdem sei der Bedarf für etwas Neues durch die zuletzt geburtenstarken Jahrgänge gegeben. Die Eltern hätten sich statt eines Horts für eine offene Ganztagsschule entschieden.

Der Vorteil dabei für die Gemeinde ist laut Köck, dass „das Personal vom Träger, dem Schulverband Tegernsee, gestellt wird“. In dem Neubau könne auch eine Mittagsbetreuung erfolgen. Denn bislang würden die fünften bis siebten Klassen mittags nach Bad Wiessee zur Betreuung gefahren. „Das ist einfach Unsinn“, meinte Köck. Künftig könne man dies alles auf dem eigenen Areal anbieten. Entsprechend ausgelegt ist der Schulneubau.

Südansicht der neuen Ganztagsschule. / Entwurfsskizze

Rottachs Kämmerer Martin Butz, der das Projekt qua Amt begleitet, erklärte Details. Er bestand darauf, dass es kein Bungalow sondern ein Pavillon werde. 50 Meter lang, 21 Meter breit und 10 Meter hoch. Im Untergeschoss gebe es Abgrabungen zur besseren Belichtung der Räume. Der Zugang erfolge von Norden. Das Erdgeschoss beherberge einen Speisesaal mit einer Küche für die angelieferten Speisen. Daneben ist eine Bibliothek. In der anderen Hälfte im Parterre sind Betreuungs- und Aktivräume geplant und 168 Spinde. Unterrichtet wird im Obergeschoss, in acht Klassenzimmern, zwei je Jahrgangsstufen.

7,8 statt 5 Millionen Euro Baukosten

Kosten würde der Neubau statt der einst errechneten 5 Millionen nun 7,8 Millionen Euro. Mit einem Zuschuss von einer Million Euro rechnet der Kämmerer, „das Förderverfahren läuft“. Die nun „stolze Summe“ sei dem immensen Bauboom im Tal geschuldet, erklärte Köck. Eine Trendwende sei die nächsten Jahre nicht in Sicht. Es gebe aber eine Vereinbarung mit dem Schulverband, dass sich andere Gemeinden an den Kosten beteiligen würden.

Während der Bauphase würden die Kinder nicht in mobilen Containern untergebracht werden. „Das hätte uns 370.000 Euro gekostet“. Denn im Bereich der Mittelschule gebe es noch Platzreserven, um den Unterricht in bestehenden Räumen abzuwickeln. Auch die Aula und der Gymnastikraum bei der neuen Turnhalle könnten vorübergehend als Klassenzimmer dienen. Der Schulverband sei der Übergangslösung „einstimmig gefolgt“.

Ostansicht des knapp 8 Millionen Euro teuren Neubaus. / Entwurfsskizze

Bei der Fassade des Funktionsbaus mit „sehr viel Holz“ müsse man bei der Gestaltungssatzung „Zugeständnisse machen“. Er hoffe, so Köck, dass der moderne Bau die „nächsten 30 bis 40 Jahre funktioniert“. Auf dem Dach soll einmal eine Photovoltaik-Anlage zur Warmwassererzeugung errichtet werden. Zunächst werde aber die bestehende Gasleitung auf dem Schulgelände weiter genutzt.

Zum Zeitplan sagte Köck, dass der Abriss in den nächsten Osterferien erfolgen soll, „damit keine Kinder auf dem Gelände sind“. Die Eröffnung der Grundschule sei nach den Herbstferien 2020 geplant. Die Nachrüstung des Pausenhofs und der Freiflächen könnte sich laut Butz bis ins Jahr 2023 „hinziehen“. Ob das Vorhaben EU-weit ausgeschrieben werden müsse, sei noch offen.

Prozess um Miesbacher Sparkassen-Affäre beginnt

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Der einstige Miesbacher CSU-Landrat Jakob Kreidl, der frühere Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, Georg Bromme, und zwei weitere Angeklagte müssen sich heute vor dem Landgericht München II wegen Untreue verantworten. Gerade hat der Prozess begonnen. Der Ansturm der Medien ist enorm.

Der Sitzungssaal im Landgericht München II. Vorne links: Jakob Kreidl / Foto: Klaus Wiendl

Eine rauschende Geburtstags-Party für den Landrat, teure Ausflüge und Immobilienkäufe: Die Miesbacher Sparkassenaffäre um großzügiges Sponsoring war vor fast fünf Jahren ans Licht gekommen – jetzt beginnt vor dem Landgericht München II der Prozess.

Der Ansturm der Medien im Sitzungssaal B273 ist enorm. Schließlich sorgen die Ermittlungen seit Jahren für Schlagzeilen. Seit heute müssen sich vier Beschuldigte vor dem Landgericht München II verantworten. Zwei von ihnen waren mit dem Auffliegen der Affäre so gut wie abgetaucht.

Die zwei Haupt-Angeklagten: Jakob Kreidl (links) und Georg Bromme (rechts).

Heute entkamen sie dem Blitzlichtgewitter nicht: Ex-Landrat Jakob Kreidl (66) und der einstige Chef der Kreissparkasse Georg Bromme (69). Ihnen wird mehrfache Untreue vorgeworfen. Wie auch den Nachbarn auf der Anklagebank: Brommes Nachfolger Martin Mihalovits und dem ehemaligen Bankvorstand Roland Böck. 21 Verhandlungstage hat die Wirtschaftsstrafkammer unter dem Vorsitzenden Richter Alexander Kalomiris angesetzt. Ein Urteil könnte Ende Januar fallen.

Wie soeben bekannt wird, verzögert sich der Prozessbeginn um etwa eine Dreiviertelstunde, da noch auf einen Schöffen gewartet werden muss. Das heißt, aller Voraussicht beginnt die Verhandlung um 10:15 Uhr.

In Kürze folgt die Anklage der Staatsanwaltschaft.

Der dritte Angeklagte: Sparkassenchef Martin Mihalovits mit Verteidiger Prof. Klaus Volk.
Der vierte Angeklagte: Ex-Bankvorstand Roland Böck. / Foto: Klaus Wiendl

Selbstbedienungsladen Kreissparkasse

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Ungeniert griffen Ex-Landrat Jakob Kreidl und vor allem der einstige Bankchef Georg Bromme in die ohnehin klammen Kassen der Miesbacher Kreissparkasse (KSK). Wahre Abgründe von selbstgerechtem Handeln zum Eigennutz taten sich heute Vormittag beim Verlesen der 30-seitigen Anklageschrift auf. Die Angeklagten erwidern, sie hätten nur das Beste für Wirtschaft und den Landkreis gewollt

Die zwei Haupt-Angeklagten: Jakob Kreidl (links) und Georg Bromme (rechts).

Die Liste der unterstellten Verfehlungen von Ex-Landrat Jakob Kreidl, dem ehemaligen Sparkassen-Chef Georg Bromme, dem derzeitigen Bankchef Martin Mihalovits und dem Ex-Sparkassenvorstand Roland Böck ist so lang, dass sich die beiden Staatsanwälte Rohrmüller und Necknig bei der Aufzählung abwechselten. Nach etwa zwei Stunden war das unterstellte Sündenregister aufgelistet. Ihr Fazit: durch das Handeln der Angeklagten sei der Sparkasse ein “Schaden von mindestens 1,2 Millionen Euro entstanden”.

Was fehlte, waren anfängliche Ermittlungen zu Brommes Käufen. Weder sein Erwerb der Geitauer Alm für etwa 1,4 Millionen noch sein “ewiges Nutzungsrecht” des Psaĺlierchores im ehemaligen Kloster Tegernsee für etwa 1 Million Euro waren in der Anklage zu finden.

Doch auch ehemaligen wie amtierenden Verwaltungsräten werden Vorteilsnahmen unterstellt. Darunter sind ebenso der ehemalige Vize-Landrat Färber, der amtierende Grünen-Landrat Wolfgang Rzehak, Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider und der Wiesseer Autohauschef Rainer Kathan. Sie hätten mehrfach an teuren Vergnügungsreisen, meist mit Ehefrauen, auf Kosten der Kreissparkasse teilgenommen. Die KSK wollte sich laut Anklage mit dem großzügigen Sponsoring das „Wohlwollen des Verwaltungsrats erkaufen“, betonten die Staatsanwälte mehrmals.

Ehefrauen reisten auf Sparerkosten

Vieles aus dem Sündenregister ist bereits seit Jahren bekannt. Ob Kreidls pompöse Geburtstagssause im Wasmeier Museum 2012, die Finanzspritze Brommes für den Schießstand in Achenkirch, Jagdausflüge, die Renovierung von Kreidls Büro als Landrat durch die Sparkasse, die Bürgermeisterfahrt nach Interlaken und die Finanzierung der Geburtstagsfeier von Vize-Landrat Arnfried Färber. Gepaart mit ständig luxuriösen Geschenken.

Völlig neu jedoch für Prozessbeobachter sind weitere Punkte der Anklage. So hat es im Oktober 2011 eine dreitägige Fahrt des Kreistags mit 79 Personen in die Steiermark gegeben. Darunter waren auch 33 Ehepartner. In Seiersberg stand eine „Shoppingcity“ im Mittelpunkt des Interesses. Doch laut Anklage hatte die Reise reinen Freizeitcharakter. Dafür berappte die Sparkasse, obwohl der Ausflug vom Kreistag organisiert wurde, über 30.000 Euro.

Wesentlich teurer war die Fahrt des Verwaltungsrats im April 2011 nach Wien. Wie immer machte man es nicht unter einem Fünf-Sterne-Hotel. Auch die Ehepartner wurden der Sparkasse aufgerechnet. 46.683 Euro musste sie berappen. Bromme hätte bewusst sein müssen, so die Anklage, „dass es keine rechtliche Grundlage dafür gab, den Mitgliedern des Verwaltungsrates und auch den übrigen Mitgliedern des Vorstands mit deren Ehegatten, die Teilnahme an einer in erster Linie privaten Reise unentgeltlich zu spendieren“. Alle Teilnehmer erhielten auch noch Präsente, ob Kochbücher oder Weine im Wert von 1.100 Euro.

Mit Geschenken „Wohlwollen erkaufen“

Auch auf ein „Entenessen in der Weißachalm“ stießen die Ermittler. Getarnt als „Kooperationsseminar“ mit dem Landkreistag Rheinland-Pfalz, zu dem Kreidl einlud. Es wurde als „Allgemeine Klimapflege“ mit 4.575 Euro von der Sparkasse verbucht. Pikant ein Detail. Statt des angebotenen Zweigelt auf der Weinkarte für 26,50 Euro orderte Bromme 39 Flaschen Brunello zum Stückpreis von 52,60 Euro.

Brommes Spendierhosen kannten keine Grenzen. Selbst die Sparkasse Kulmbach-Kronach wurde verwöhnt. Während der Verwaltungsrat der Franken-Bank im März 2011 tagte, gab es einen „Ladies-Lunch“ im Gourmetrestaurant des Seehotels Überfahrt für die 13 Ehefrauen. Die Rechnung über 2.600 Euro übernahm der ehemalige Bank-Chef für “seine” KSK. Doch nicht genug. Die zwölf „Sparkassen-Damen“ erhielten auch noch Käse als Präsent im Wert von je 76,88 Euro.

Anklage: „Bromme bereicherte sich privat“

Und auch privat nutzte Georg Bromme seine Sparkasse. So feierte er laut Anklage Silvester 2011 im Stubaital. „Die Kosten dafür rechnete er in Höhe von 606 Euro gegenüber seinem Geldinstitut ab und ließ sich den Betrag am 24. Januar 2012 erstatten“. Doch irgendwann scheint Bromme auch in den Augen von Kreidl, Mihalovits und Böck überzogen zu haben. Sie seien „übereingekommen, dass Bromme als Vorstandsvorsitzender nicht mehr tragbar war“, so die Anklage.

Sparkassenchef Martin Mihalovits mit Verteidiger Prof. Klaus Volk.

Sie boten ihm mit Ausscheiden am 1. April 2012 einen Beratervertrag mit einer Laufzeit von fünf Jahren an. Monatliche Apanage von 5.300 Euro brutto, „unabhängig von einer erbrachten Leistung“. Insgesamt bekam er von seiner Sparkasse 243.320 Euro, inklusive Kostenaufwand für seinen Pkw.

Viel Geld, das Bromme und Kreidl veruntreut haben sollen. Zumal der Sparkasse das Wasser bis zum Hals stand. Denn laut Anklage verschlechterte sich die Ertragslage der KSK in den Jahren 2009 bis 2012. Sie war mit Blick auf das Betriebsergebnis „bayerisches Schlusslicht“.

“Alleinherrscher” Bromme

Nach Ansicht von Brommes Verteidigerin sei die Anklage nur ein Ergebnis übereifriger und tendenziöser Ermittlungen. Bromme habe sich nie bereichert, “tatsächlich ist überhaupt kein Schaden entstanden”. Bromme äußerte sich nicht im Detail, betonte aber seine Verdienste um die Sparkasse und die regionale Wirtschaft.

Auch Kreidl will nur das Beste für seinen Landkreis gewollt und bewirkt haben. Er habe sich auf die Erfahrung und den Rat des Sparkassenchefs verlassen. Zudem habe es nie Beanstandungen von irgendeiner Instanz gegeben. Mihalovits und Böck distanzierten sich klar von Bromme. Sie beschrieben Bromme als absoluten Alleinherrscher, gegen den man nicht angekommen sei.

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