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Was bedeutet dieses Symbol?

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Auf den Straßen im Tal sind sie unübersehbar: Säge, Beil und Sappi – mit einem Datum versehen. Täglich fahren hunderte Autos daran vorbei. Wir haben herausgefunden, was diese Schilder bedeuten. Wie sich herausstellt, hat der älteste Kreuther Verein etwas damit zu tun.

Pflanzensetzerinnen des Vinzentius-Vereins um 1900 in Siebenhütten (Quelle: Heft Tegernseer Tal)

Die Waldarbeiter-Zunft ist in einer Zeit entstanden, in der es in Kreuth noch sehr viele Holzarbeiter und Saliner gab, schreibt Bürgermeister Josef Bierschneider im Grußwort der aufwendig gestalteten Festschrift. Zur Zeit der Gründung gab es noch keine Sozialversicherung, so dass es für die Holzknechte bei ihrer gefährlichen Arbeit von existenzieller Bedeutung war, eine Absicherung durch den auf Solidarität gebauten Verein zu haben, wenn durch Unglücksfälle oder Krankheit das Einkommen eines Waldarbeiters wegfiel.

Es war der 25. Februar 1818, als an einem Mittwoch in Kreuth drei Männer ihre Unterschriften unter die Gründungsurkunde des „Vinzentius-Vereins der Forstarbeiter von Kreuth“ setzten. Bis dahin hatten die Holzknechte über Jahre den Wunsch gehegt, eine brüderlich-kameradschaftliche Vereinigung für ihren Berufsstand, eine „Bruderlad“, ins Leben zu rufen.

Der neue Verein pflegte nicht nur das Brauchtum mit Gottesdiensten und einem „Freudenmahl beim Wirt“, er unterstützte vor allem Arme und in Not geratene Mitglieder durch Spenden. Damit war „die Gesellschaft“, wie sie sich zunächst nannte, schon früh ein sozialer Verein. Klaus Oberwieser, der dem Verein schon seit 30 Jahren vorsteht, lobt:

Nicht umsonst wird er heute als Vorläufer von Krankenkassen und Gewerkschaften betrieben.

Auch wenn sich Strukturen und Gesellschaft verändern würden, so bleibe der Zusammenhalt das wichtigste, das die Zukunft des Vereins sichert.

Herzog Max spricht von der Weitsicht der Vereinsgründer

Herzog Max in Bayern lobte die Weitsicht dieser Bruderschaft, die mit großem Engagement in „all diesen Jahren so vielen in Not geratenen Menschen geholfen hat“. Es sei aber laut Herzog Max auch in der Satzung festgelegt worden, den „Jahrtag lustig und fröhlich zu begehen“. Seitdem waren mehrere Forstorganisationen für den Baumbestand in Kreuth zuständig.

Zunächst war es die Königliche Salinen- Administration. 1885 wurde das Revier Kreuth auf Anordnung des Königs zum Forstamt Kreuth erhoben. Im Rahmen der Forstreform 1973 wurde das Kreuther Forstamt mit dem Tegernseer zusammengelegt, bis 2005 eine erneute Reform erfolgte.

Ein “Sappi” verweist auf die Feiern des Vinzentius Vereins in Kreuth.

Seither ist das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Holzkirchen (AELF) für hoheitliche Aufgaben zuständig. Pflege und Bewirtschaftung übernehmen die Bayerischen Staatsforsten, die 75 Personen im Forstbetrieb Schliersee beschäftigen. Dieser ist auch für die Reviere im Tal zuständig. In diesen haben inzwischen Maschinen die Knochenarbeit der Waldarbeiter übernommen.

Säge, Beil und Sappi sind meist nur noch auf der Vereinsfahne des Vinzentius-Vereins zu finden. Diese wird am 20. Januar mit einem Festzug um 18.30 Uhr in die Pfarrkirche von Kreuth getragen. Anschließend findet die Hauptversammlung im Batznhäusl statt.

Die eigentlichen Jubiläumsfesttage sind am 2. und 3. Juni. Dann wird mit einem Festgottesdienst im Kurpark und anschließender Bewirtung am Leonhardstoana Hof der Vereinsgründung vor 200 Jahren gedacht. Schon jetzt verweist der Vorsitzende Oberwieser aber auf seinen Auftritt als Studiogast. Am 25. Januar ist er ab 10 Uhr im Radio in „BR-Heimat“ zu hören, wie er sagt. So wird man aus berufenem Mund erfahren, wie es um die Zunft der Waldarbeiter steht.


Baustopp für Peter Hubert

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Wenig Fortune hat derzeit Bräustüberlwirt Peter Hubert mit seinem Neubau in Rottachs Hagrainer Straße. Da er sich nicht an die Planungen hielt, verhängte nun der Kreisbaumeister einen „sofortigen Baustopp“ für das Einfamilienhaus samt Tiefgarage.

Baustopp – Huberts Rohbau in der Hagrainer Straße muss zurückgebaut werden. / Foto: K. Wiendl

Schaut man in diesen Tagen am abseits gelegenen Rohbau vorbei, so fällt auf, dass dort keine Bautätigkeit herrscht, auch kein Innenausbau. Das Rätsel löste der Ortsplanungsausschuss: Huberts Bau wurde mit „sofortiger Wirkung“ vom Kreisbauamt eingestellt, verkündete Rottachs Bürgermeister Christian Köck (CSU), denn es gebe „gravierende“ Abweichungen von der Gestaltungssatzung und den vom Kreisbauamt genehmigten Plänen.

Bräustüberlwirt Peter Hubert ließ in der Hagrainer Straße eine Villa abreißen und dafür ein Einfamilienhaus mit Nebengebäude samt Tiefgarage entstehen. Schon im Dezember hatte sich der Ortsplanungsausschuss mit dem Antrag Huberts befasst. Auch damals holte er sich schon eine Abfuhr. Abstandsflächen waren nicht eingehalten, das Flachdach über einem Eingangsgebäude und eine aufgeständerte Firstbelichtung gefielen den Ratsmitgliedern nicht.

Hubert wurde nahegelegt, sich doch mit der Gestaltungssatzung vertraut zu machen. Doch offenbar hatten er und sein Architekt diese immer noch nicht genau studiert. Auch im Innenbereich seien „Dinge“ gemacht worden, so Köck, „die nicht in den Plänen standen“. Denen sei das Kreisbauamt nachgegangen. In die Zuständigkeit Rottachs falle die abweichende Tektur zur Ortssatzung.

“Rückbau” gefordert

Nicht im Einklang damit stehe auch ein Quergiebel, „den wir nicht haben wollen“. Zudem habe der Bauwerber durch seine Vertretung versucht, auf die Bauamtsleitung mit einem Bezugsfall einzuwirken. „Doch einen Fehler, der einmal passiert ist, sollten wir nicht multiplizieren“. So kam Köck zu „der klaren Erkenntnis, dass der Rückbau unumgänglich ist“. Das Dach müsse entsprechend begradigt werden und der „Quergiebel verschwinden“.

Vermutlich habe sich Hubert deswegen nicht an die Vorgaben gehalten, spekulierte Köck, „damit er mit einer zusätzlichen Einheit mehr Wohnraum schaffen kann“, um das Objekt „lukrativer vermarkten“ zu können. Diesen planerischen Fehler habe sich der Bauwerber selbst zuzuschreiben. Eine „Gefälligkeitsentscheidung“ kam für Köck nicht in Frage, „davon bin ich weit entfernt“. Deshalb empfahl er dem Ausschuss eine „konsequente“ Ablehnung der Tektur.

Köck beharrte nochmals darauf, dass es vor allem bei Neubauten „möglichst keine Abweichungen“ von der Gestaltungsfibel geben dürfe. „Hier trifft dies 100 Prozent zu“. Gleicher Meinung war auch Gabriele Schultes- Jaskolla (FWG). Sie mahnte, dass solche Änderungen „nicht hintenherum“ erfolgen dürften und „drohen geht schon gleich gar nicht“.

Kein Prominentenbonus

Damit scheiterte auch Huberts Wunsch, so Bauamtsleiterin Christine Obermüller, derweilen innen weiterbauen zu dürfen. Köck sprang seiner Mitarbeiterin bei: „Egal, welcher Name auf dem Plan steht, alle werden gleich behandelt“. Das Kreisbauamt habe ihm bestätigt, dass es der Gemeinde nicht in die Gestaltungssatzung reinreden würde. Deshalb glaube er, dass man in Miesbach dies „auch nicht auf dem kleinen Dienstweg durchwinken werde“.

Josef Lang (CSU) hielt es für „absolut irrwitzig“, nachdem man die Satzung ja geändert habe, „wenn wir nun zustimmen würden“. Mit seinen Änderungen habe Hubert „überhaupt keine Aussicht auf Erfolg“. Er finde es immer traurig, beklagte Jakob Appoltshauser (SPD), dass man sich wieder nicht an die Vorgaben der Gestaltungssatzung halte. Auch kürzlich habe man erst ein Gebäude des Bauwerbers Hubert abgelehnt, „er weiß doch, was wir wollen“.

Entsprechend entschied sich der Ortplanungsausschuss: Huberts Tektur für den Neubau stieß einstimmig auf Ablehnung. Somit dürfte es noch eine weitere Sitzung im Rathaus geben, bis an der Baustelle in der Hagrainer Straße wieder Leben einkehrt.

Winterzauber trotz Sturmtief

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Orkan Friederike sorgte heute in ganz Deutschland für Chaos. Der Zug- und Flugverkehr musste eingestellt werden, 100.000 Menschen hatten keinen Strom und die Schule musste in vielen Landkreisen ausfallen. Hier am Tegernsee verlief es ruhiger – vor allem auf unseren eingeschneiten Bergen.

Während es unten etwas chaotisch zuging, konnte man oben auf der Neureth die Ruhe genießen. /
Bilder: Thomas Gaulke / Klaus Wiendl

Orkan Friederike fegte heute über ganz Deutschland hinweg. Auch hier im Landkreis herrschte zeitweise Chaos. Gegen Nachmittag krachte eine Fichte auf die Gleise zwischen München und Holzkirchen. Der Zugverkehr stand still und auch die Straße musste gesperrt werden.

Winderwunderland auf der Neureuth

Während Orkan Friederike stellenweise den Verkehr lahmlegte, konnten Unverdrossene dennoch auf dem Berggasthof Neureuth eine schönen Wintertag erleben. Suttenlift und Wallbergbahn dagegen waren geschlossen. Die einsamen Spuren im Schnee zeigten, dass heute nur wenige die 1.200 Meter Höhe über dem Tegernsee erklommen haben.

Foto: Klaus Wiendl

Wirt Thomas Gigl begrüßte die vereinzelten Gäste mit Handschlag, so wenig war in den sonst bis auf den letzten Platz belegten Gasträumen los. Meist waren es Rodler, die eine Abfahrt wagten. Gegen Mittag riss die dunkle Wolkendecke auf, sodass auch ein Fernblick möglich war.

Stürmisch war es nur am baumlosen Bergrücken, ansonsten rieselte der Schnee heftig von den Bäumen. Dem Spaß in der winterlichen Landschaft tat dies keinen Abbruch. Auch in den nächsten Tagen geht es stürmisch weiter, allerdings bei sinkenden Temperaturen. Vielleicht heißt es dann wieder: “Ski und Rodel gut”.

Von Preysing: „Das mit dem Tunnel meine ich ernst“

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Der Bürgermeisterkandidat, dem nicht nur die CSU-Wähler vertrauen sollen – das hoffen die Gmunder Christsozialen für Franz von Preysing. Wie der 39-Jährige das mit dem Tunnel von Moosrain in Richtung Kaltenbrunn meint und ob zukünftig sein Vater weiterhin die Hosen anhat, erzält er im TS-Interview.

Franz von Preysing erklärt im Interview mit der TS, wie er den Verkehr in Gmund wegbekommen will: Mit einem Tunnel.

Auf ihn setzen die CSU-Anhänger, denn er ist in Gmund gut vernetzt. Zudem kennt er den politischen Betrieb seit Jahren als Gemeinderat. Sein Vater Georg von Preysing tritt aus Altersgründen bei der Bürgermeisterwahl am 25. Februar nicht mehr an. Nun will ihn sein Sohn Franz beerben und bringt große Ideen mit in seine Kandidatur. Wir haben den 39-Jährigen interviewt.

Tegernseer Stimme: Ihre Wahlveranstaltung hat gezeigt, dass für Gmunds Bürger vor allem die täglichen Blechlawinen ein ständiges Ärgernis sind. Wie ernst gemeint ist ihr Vorschlag einer Tunnellösung?

Franz von Preysing: Den schlimmen Verkehr bekomme ich durch meine Arbeit in der Sparkasse unweit des Stachus hautnah mit. Eine Erleichterung für die Bürger ist dringend geboten. Eine Möglichkeit wäre eine Umgehungsstraße von Moosrain nach Kaltenbrunn. Doch dies ist eine große und massive Lösung.

Die auch mit Flächenfraß verbunden ist…

Franz von Preysing: Da dies Gmund verändern würde, müssen die Bürger auch mitgenommen werden. Schließlich sind die Flächen, durch die die Trasse führen würde, große und gerade Wiesen, die es in Gmund eher seltener gibt. Diese können die Landwirte sehr gut bewirtschaften. Daher gefällt mir dies wegen der Praktikabilität weniger gut.

Und wie kann so eine Tunnellösung aussehen?

Franz von Preysing: Bei einem Tunnel, den ich schon ernst meine, könnte ich mir eine offene Bauweise vorstellen. Dafür müsste nicht in Moosrain eine Röhre gebuddelt werden, die sehr kostenintensiv ist. Ich könnte mir vorstellen, die Wiesen aufzumachen um den Tunnel da reinzulegen. Dann lege ich das Grünland wieder darüber. Dies ergibt optisch keine Veränderung. Dafür aber wird der Verkehr in der Ortsmitte weniger.

Bad Wiessee wird von der Tunnellösung wenig begeistert sein…

Franz von Preysing: Wiessee ist momentan wegen der Sorge um mehr Verkehr eher nicht für diese Umgehungsstraße. Dies verstehe ich auch. Doch bei einem solchen Mega-Thema muss man im Tal zusammenarbeiten. Als Gmunder Bürger aber wünsche ich mir, dass andere Gemeinden auch unsere Belange und Nöte berücksichtigen. Dieses Gefühl habe ich momentan noch nicht.

Überall im Tal stehen große Hotelprojekte an, um den Tourismus zu steigern. Das finde ich gut. Das bringt in jeder Hinsicht Geld ins Tal. Aber die meisten Gäste müssen über das Einfallstor Gmund, um an den Tegernsee zu kommen. Darüber müssen wir uns unterhalten. Denn mit einer Ortsumgehung würde sich auch die Wahrnehmung von Gmund ändern, wenn ich nicht immer Stau durchfahre.

Franz von Preysing (39) bei seiner Bewerbung zum CSU-Kandidaten.

Die Verkehrsumleitung ist noch in weiter Ferne. Wie wollen Sie kurzfristig den Verkehrsfluss steuern, beispielsweise mit einem Kreisel in Kaltenbrunn?

Franz von Preysing: Wir können nicht bis in alle Ewigkeit warten, wir müssen jetzt in kleinen Schritten eine Verbesserung der Situation herbeiführen. Dazu zählt für mich der Kreisel. Von der Lage und der Sicherheit im Straßenverkehr wäre der in Kaltenbrunn sehr gut. Dieses Thema müssen wir angehen. Auch mehr Querungshilfen Innerorts wären sinnvoll, da sie auch den Verkehr entschleunigen. Bei Bundesstraßen aber kann die Gemeinde nicht alleine darüber entscheiden.

Sollte zur Verkehrsberuhigung der öffentliche Nahverkehr noch besser getaktet werden?

Franz von Preysing: Als Gemeinde sind wir auch Teileigentümer der Bahnstrecke bis Schaftlach. Deshalb müssen wir sehen, dass Gmund bis Holzkirchen mit der BOB einen halbstündigen Takt hinbekommt. Dies wäre sicher für so manchen Tagesausflügler und Pendler interessanter, als im Stau zu stehen.

Ihr Wahlspruch ist: Gutes bewahren und Neues gestalten. Was verstehen Sie unter Neues?

Franz von Preysing: Da unsere Gesellschaft dem ständigen Wandel unterliegt, ist die Digitalisierung ein Megathema. Ziel muss es sein, dass Bürger wie Firmen daran teilhaben können. Wenn man dies verpasst, kann es passieren, dass Firmen abwandern und Arbeitsplätze verlorengehen.

Der Tourismus ist in Gmund in der Sackgasse. Es gibt nur ein Hotel und die Hotelpläne am Bahnhof sind krachend gescheitert. Wie wollen Sie den Fremdenverkehr wiederbeleben?

Franz von Preysing: Es gibt Zimmer in Gasthäusern. Zudem liegt für den Feichtner Hof eine Umbaugenehmigung als Hotel vor. Richtig aber ist, dass das Hotelangebot bei uns eher bescheiden ist. Unsere Stärke im Tourismus liegt eher im kleinteiligen Bereich. Loben möchte ich da unsere Vermieter, die sich der Touristen annehmen. Bei denen ist alles ein bisschen familiärer. Dies aber schätzen die Gäste. Sie sagen aber auch, dass sie ein Schlechtwetterangebot bräuchten. Deshalb ist für mich der Erhalt des Badeparks in Wiessee dringend geboten.

Und wie schätzen Sie die Aussichten für ein neues Hotel im Zentrum Gmunds ein?

Franz von Preysing: Natürlich würde mir ein Hotel am Bahnhof gut gefallen, weil es auch zur Belebung der Geschäfte im Ort beitragen würde. Doch momentan ist die Erschließung, die Erreichbarkeit des Hotels die Schwierigkeit. Denn die Bahn genehmigt keine Übergänge mehr. Doch ich muss irgendwie auf die andere Seite kommen. Daher brauche ich nicht nur für Gäste, sondern auch für Versorgungsfahrzeuge eine Tunnellösung.

Deren Anfahrt in eine Tiefgarage ist für mich schwer vorstellbar. Dies würde zudem auch in der Umsetzung sehr teuer werden. Doch ich werde mich um diese Erschließung als ersten Schritt kümmern. Mir würde lieber ein kleines Hotel gefallen. Aber im Flächennutzungsplan ist bislang keine Fläche dafür vorgesehen. Zunächst aber geht es mir mit kleinen Maßnahmen um die Verbesserung des Istzustandes.

Bezahlbaren Wohnraum auch für Einheimische haben sich auch Ihre Mitstreiter um das Bürgermeisteramt auf die Fahnen geschrieben. Hat die Gemeinde überhaupt noch Grundstücke für Mietshäuser?

Franz von Preysing: Die Gemeinde hat auch noch Flächen in der Reserve. Doch zunächst möchten wir alte Gebäude mit wenig Komfort wie in Ostin, das energetisch keinen Sinn mehr macht, abreißen und dafür ein neues Gebäude mit vier Wohnungen errichten. Dann haben wir noch Grundstücke für das Einheimischenprogramm oder wir bauen selbst darauf. Richtig wird wohl eine Mischung aus beidem sein, denn nicht jeder Bürger hat den finanziellen Background, selbst zu bauen.

Das Halten der Familien, die Heimat, die Unterstützung der Vereine und den Erhalt der kleinbäuerlichen Landwirtschaft haben Sie zu Ihren Leitsätzen erkoren. Das ist viel auf einmal. Was davon kommt auf Ihre Prioritätenliste?

Franz von Preysing: Wenn ich Bürgermeister bin, werde ich diese Punkte alle strukturiert angehen, Das ist mir ganz wichtig. Doch ganz oben steht bei mir die Förderung von Familie und Wohnraum.

Schwer vorstellbar ist, wer Ihren Vater kennt, dass dieser nach 18 Jahren im Amt nicht noch ein bisschen mitmischen will, sollten Sie die Wahl gewinnen. Wer hat dann die Hosen an?

Franz von Preysing (lacht): Ich natürlich. Doch ich sehe, dass das Thema die Bürger Gmunds bewegt. Aber wer in Gemeinderatssitzungen war, hat erlebt, dass ich nicht immer meinem Vater gefolgt bin. Ich habe meine eigene Meinung, für die trete ich auch ein. Es geht nicht um den Georg von Preysing 2.0, sondern um den Franz von Preysing. Ich bin eine neue Generation, da geht man Themen vielleicht etwas anders an.

Ändert sich damit auch der Politikstil, denn der war bei Ihrem Vaters manchmal hemdsärmlig. Stehen Sie für einen anderen Stil im Umgang mit Kritikern?

Franz von Preysing: Mein großes Ziel ist, alle Bürger Gmunds mitzunehmen wo es passt, mit regelmäßigen Befragungen und Projektgruppen. Das ist keine Floskel, das möchte ich wirklich tun. Es gibt viele Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung. In der Jungen Union hatten wir schon einmal eine Bürgerwerkstatt für das Maximilian. Heute könnte ich mir dies auch digital über eine GmundApp vorstellen. Hier könnte man die Bürger zum Mitmachen animieren. Trotzdem könnte ich mir eine Bürgerbefragung wie im Jahr 2016 regelmäßig vorstellen. So könnte man erfahren, wo den Bürger der Schuh drückt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mutmaßliche Erbschleicher vor Gericht

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Barbara Böck, „Betty“, wie man die 95-jährige Antiquitätenhändlerin in Kreuth und Rottach-Egern nannte, musste im März 2016 sterben. Ihre Pflegerin soll sie aus Habgier getötet haben. So lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Heute nun erschienen die vier Angeklagten vor Gericht.

Links am Rand: die angeklagte Pflegerin Renate W. mit ihrem Verteidiger. In der Mitte sitzend der Mitangeklagte bulgarische Hausmeister Zahiri Z. – links von ihm seine Dolmetscherin.

Auf der Bank der Angeklagten im Landgericht München ist es eng. Vier Angeschuldigte sitzen dort, die von Ermittlern ausgemacht wurden: Die Hauptbeschuldigte ist Renate W. aus Sauerlach. Sie leistete seit Sommer 2014 nicht nur Barbara Böck Gesellschaft, sie pflegte die alte Dame auch und erledigte deren tägliche Dinge. Unterstützt wurde die 53-jährige Bürokraft dabei von ihrem Mann Ulrich. Der selbstständige Zimmerer kam über seine Frau zu Barbara Böck nach Kreuth.

Des Weiteren ist aus Kreuth Zahari Georgiev Z. angeklagt. Der 58-jährige Bulgare kümmerte sich laut Anklage seit Sommer 2012 als Hausmeister um die Villa am Riedlerberg, in der er auch in einer Einliegerwohnung lebte. Ebenfalls aus Kreuth stammt der Vierte im Bunde: Der 68-jährige Peter Michael P. ist gelernter Konditor. Doch sein Geld verdiente er mit dem Handel von Antiquitäten. Deshalb sei P. auch seit vielen Jahren mit Böck bekannt gewesen, da beide ihre Ladengeschäfte in unmittelbarer Nähe in der Rottacher Seestraße hatten, in der Böck vor ihrem Umzug nach Kreuth jahrzehntelang lebte.

Opfer kannte die Täter

P. wird vorgeworfen, Böcks Villa mit leergeräumt und die Antiquitäten im Wert von „mindestens 1,1 Millionen Euro“, darunter teure Juwelen und antike Statuen, veräußert zu haben. Allen Angeklagten vertraute das Opfer, es war alleinstehend und hatte keine Kinder. „Bettys“ Mann Ernst war vor vielen Jahren verstorben. Sein Bruder war der Pferdeliebhaber Thomas Böck, der das Pferdeschlittenrennen in Rottach-Egern vor über 50 Jahren ins Leben rief.

Barbara Böck war also keine Unbekannte hier. Umso schmerzlicher traf es ihre langjährigen Freunde, als sie vom ihrem Tod vor knapp zwei Jahren erfuhren, zumal die Ursache lange ungeklärt war und den Mord beinahe niemand erkannt hätte.
Die Tragödie begann im Sommer 2014. Von da an kümmerte sich die angeklagte Sauerlacherin W. als Gesellschafterin um Böck, die bereits seit November 2013 im Rupertihof in Rottach-Egern lebte, obwohl sie noch Eigentümerin der voll eingerichteten Villa in Kreuth war.

Doch ihr Zustand verschlechterte sich rapide, Böck litt an Demenz. 2015 kam sie in die Psychiatrie des Krankenhauses Agatharied. Böcks Wertgegenstände schätzen die Ermittler auf etwa 2,2 Millionen Euro. Diese wollte sie in ihrem Testament am 1.Oktober 2015 der von ihr ins Leben gerufenen „Betty und Ernst Böck-Stiftung“ vermachen, die von ihr als Alleinerbin eingesetzt wurde. Das angeklagte Quartett sah seine Felle davon schwimmen und heckte – so die Staatsanwaltschaft – einen teuflischen Plan aus.

Mord mit Kissen um Diebstahl zu vertuschen?

Im Januar 2016 soll sich Renate W. als Pflegerin entschieden haben, die Villa in Kreuth leer zu räumen und die Antiquitäten gewinnbringend zu veräußern. Ihr Ehemann, der Hausmeister und der Antiquitäten-Experte halfen mit. Renate W. organisierte den Schlüssel. Dann begann der Abtransport teurer Antiquitäten, die auch in einer Wiesseer Garage in der Münchner Straße zwischengelagert wurden. Insgesamt waren es über 700 Stück, wie die Staatsanwaltschaft in ihrer 33-seitigen Klageschrift einzeln auflistet.

Doch der rege Betrieb in der Villa Mitte März 2016 machte Nachbarn misstrauisch, aber unternehmen konnten sie nichts, denn Pflegerin W. hatte ja den Schlüssel. Diesen soll sie laut Anklage Böck in der Klinik entwendet haben. Der illegale Ausverkauf wäre vermutlich munter weitergegangen, wäre Böck nicht wieder zu Kräften gekommen. Als es ihr besser ging, äußerte sie den Wunsch, in ihr Haus zurückzukehren. Bei der Sauerlacherin schrillten alle Alarmglocken. Am Morgen des 22. März 2016 soll sie dann den Entschluss gefasst haben, die 95-Jährige in der Palliativstation zu töten.

Niemand in der Klinik ahnte etwas, da die Angeklagte ein Bett im Krankenzimmer hatte und sich so das Vertrauen des Pflegepersonals erschlichen habe. Und Sie wusste, dass die Mitarbeiterinnen der Station nur in Intervallen von zwei Stunden nachsehen würden. Um 8.30 Uhr wurde Böck zuletzt lebend angetroffen. Kurz danach, spätestens um 9:30 Uhr, soll die Angeklagte mit einem Kissen oder einer Decke zugedrückt haben, bis ihr Opfer nicht mehr atmete. Davon geht jedenfalls die Staatsanwaltschaft München II aus.

Das Gericht unter Vorsitz von Thomas Bott

Zunächst aber deutete nichts auf einen Mord hin. Der Leichnam von Barbara Böck wurde ganz normal bestattet. Währenddessen ging in ihrer Villa der systematische Abtransport der Wertgegenstände weiter. Erst jetzt alarmierten die misstrauisch gewordenen Nachbarn die Polizei. Am 31. März wurde die Diebesbande festgenommen. Weil es aber schon damals Gerüchte gab, dass Böcks Tod kein natürlicher gewesen sein kann, wurde der Leichnam im April 2016 exhumiert. Doch es deutete zunächst nichts auf eine Fremdeinwirkung hin.

Nur durch einen überraschenden Zufallsfund kam die Mordanklage überhaupt erst zustande. Denn bei weitergehenden Untersuchungen stießen Spezialisten auf zerrissene Fasern in der Lunge sowie zehn punktartige Einblutungen in den Augen. Der Fall kam erneut ins Rollen. Im Mai 2017 wurde wegen des gewaltsamen Erstickungstodes Anklage wegen Mordes gegen die Sauerlacherin W. erhoben. Ihre drei Mithelfer werden des schweren Bandendiebstahls beschuldigt.
Das Verfahren unter der Vorsitzenden Richter Thomas Bott ist auf 16 Verhandlungstage angesetzt. Inzwischen hält der Anwalt der Hauptbeschuldigten den Mordvorwurf für “abwegig”. Zur Tat hat sich allerdings nur der mitangeklagte Antiquitätenhändler Peter P. geäußert. Sein Verteidiger sagte, dass er die Vorwürfe des schweren Bandendiebstahls und der gemeinschaftlichen Unterschlagung entschieden bestreite. Er habe sich nie mit den anderen Angeklagten getroffen und vereinbart, das Haus auszuräumen und die Sachen zu verkaufen. Ein Urteil wird frühestens Ende März erwartet.

Wie viele Häuser dürfen’s denn sein?

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Nach dem Motto „probieren kann man’s ja“ hat Bauwerber Ernst Tengelmann zwei Varianten der Bebauung für ein Grundstück in der Rottacher Rosenstraße eingereicht. Doch der Ortsplanungsausschuss ließ nur eine Lösung durchgehen.

Wo derzeit in der Rottacher Rosenstraße noch eine fensterlos Ruine steht, will Ernst Tengelmann Einfamilienhäuser bauen – doch wie viele?

Der Altbestand auf dem Grundstück in Rottach-Egern ist nur zum Teil abgebrochen. In der Rosenstraße 3 steht noch eine fensterlose Ruine. „Jetzt herrscht Stillstand“, wie Bauamtsleiterin Christine Obermüller dem Rottacher Gremium erklärte.

„Ursprünglich sollte das Grundstück weiterveräußert werden“, ergänzte Bürgermeister Christian Köck (CSU). Dafür habe es auch schon mal einen genehmigten Bauantrag gegeben. Entstehen sollten einst zwei Einfamilienhäuser mit einer Wandhöhe bis zu sechs Metern und einer Tiefgarage.

Zwei Anträge für das selbe Grundstück

Doch nun gibt es neue Überlegungen, diesmal von der Tengelmann Immobiliengesellschaft GmbH und der Tengelmann Immobilienmanagement GmbH. Zumindest in letzterer ist Ernst Tengelmann Geschäftsführer, der die Diskussion im Ratssaal aufmerksam verfolgte.

Denn er hatte für ein und dasselbe Grundstück zwei Anträge für Vorbescheide eingereicht: zum einen zwei Einfamilienhäuser mit Doppelgaragen, zum anderen die für ihn lukrativere Variante mit vier Einfamilienhäusern und Tiefgarage. In Variante eins sind „die beiden Häuser unterschiedlich groß“, so Obermüller. Eines davon würde 6,30 Meter erreichen, wie ein ähnliches Gebäude in der Nachbarschaft. Köck warb für den Vorbescheid mit weniger Versiegelung.

Im Vergleich zur bisher genehmigten Planung können wir mit der offenen Bebauung noch mehr Grundstücksfläche erhalten.

Zudem würden sich die beiden Häuser auch besser einfügen. Laut Obermüller seien zudem genügend oberirdische Stellplätze für das Postauto oder Handwerkerfahrzeuge vorhanden, damit diese ins Grundstück fahren könnten. Diesem Vorhaben Tengelmanns folgte der Ortsplanungsausschuss einstimmig.

Zwei oder vier Häuser?

Doch kritischer sah man seine 2. Variante mit vier Einfamilienhäusern und einer Tiefgarage. „Das ist schon eine dichtere Bebauung“, urteilte Obermüller. Zwar würden die Häuser mit einer Wandhöhe von nur fünf Metern kleiner wirken, dafür aber würden 145 Quadratmeter Fläche mehr überbaut werden.

Dennoch sei das Vorhaben laut Obermüller genehmigungsfähig. „Wenn wir uns aber zwischen beiden Varianten entscheiden können, würde ich Variante eins mit den beiden Einfamilienhäusern präferieren“, so Köck. Denn deren lockere Bebauung füge sich besser in das Gebiet.

Rottacher bevorzugen weniger Bebauung

Für das zweite Vorhaben Tengelmanns sehe Köck zwar keinen Ablehnungsgrund, denn es würde sich wegen der Bauart und den Abstandsflächen einfügen. „Doch wenn ich dem Bauwerber, der auch im Raum sitzt, gut zureden könnte, dann würde ich die 1. Variante bevorzugen“, gab Köck Tengelmann mit auf den Weg.

Es gehe wohl allen so, pflichtete Köcks Vize Josef Lang (CSU) bei. Denn in der 2. Variante störe ihn die Front des Gebäudes mit 31 Metern. Lang: „Damit schaffen wir dann wieder Bezugsfälle“. Auch Florian Baier (CSU) war der Meinung, dass die kleinere Lösung die bessere wäre. Ihm schloss sich eine knappe Mehrheit an. Damit wäre die dichtere Bebauung mit vier Häusern zunächst vom Tisch. Ob dies der Baulöwe Tengelmann auch so sieht, muss abgewartet werden.

Abschied tut weh

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Wieder hatte die Kreis-CSU zum zweiten traditionellen Neujahrsempfang auf Gut Kaltenbrunn eingeladen. Hauptredner war CSU-Chef Horst Seehofer, von dem man sich Neues aus den Sondierungsgesprächen erhoffte. Die etwa 800 Gäste wurden nicht enttäuscht.

Knapp 800 Gäste kamen zum diesjährigen CSU-Neujahrsempfang auf Gut Kaltenbrunn

Nach dem Auszug in Wildbad Kreuth sei die Kreis-CSU dem Tegernseer Tal treu geblieben, sagte der Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan bei seiner Begrüßung. An Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer gewandt meinte Radwan, der CSU-Vorsitzende habe die letzten Wochen bei den Sondierungsgesprächen in Berlin „hart verhandelt, um die Handschrift der CSU“ zur Geltung zu bringen.

Der Termin für den Neujahrsempfang könnte daher nicht besser passen, nachdem sich die SPD heute als möglicher Koalitionär auf dem Bundesparteitag dafür das Placet der Delegierten holen will.

Es ist ein Spannungsbogen heute vom Landkreis Miesbach bis zum Mitregieren in Berlin, denn wir wollen wieder Verantwortung für Deutschland übernehmen.

Ansprechpartnerin für die drängendsten Probleme im Bezirk sei Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. „Du bist die Kämpferin für die Elektrifizierung der BOB“, die von den Bürgermeistern auf Kreisebene „angeschoben“ werde. Auf europäischer Ebene sei Angelika Niebler zuständig für Themen der Region.

Kreuze müssen hängen bleiben

Ausdrücklich begrüßte Radwan Franz von Preysing. Der CSU-Bürgermeisterkandidat für Gmund bekam damit eine breite Unterstützung vor großem Publikum. „Schön, dass du dich als junger Mann mit der Verantwortung in der Wirtschaft der Aufgabe stellst“. Preysing habe einen Vater, der ihm einen geeigneten Weg vorgeben könnte. „Aber du musst nicht alles so machen, wie dein Vater“. Dafür hätten viele Verständnis, so Radwan. Da wurde es etwas unruhig im Festsaal.

Sie begrüßten etwa 800 Gäste des CSU-Neujahrsempfangs: Bezirksvorsitzende Ilse Aigner, Kreisvorsitzender Alexander Radwan, Europaabgeordnete Angelika Niebler und Franz von Preysing für den Ortsverein von Gmund. (Foto: Klaus Wiendl)

Erfreut zeigte er sich, dass nicht nur so viele Gäste in der Uniform als freiwillige Helfer erschienen seien, sondern auch Trachtler und Gebirgsschützen sich offen zur Heimat bekennen würden. Denn Tracht, Leberkäs und Bier seien schließlich auch bayerische Lebenskultur.

Wir behalten die Heimat im Zeichen der Globalisierung. In einer Welt, die sich ständig ändert, müssen unsere Werte weiterhin gelten.

Als Volkspartei komme die CSU aus der Mitte der Gesellschaft, deren Themen die Partei verkörpere. „Wir haben die Umwelt- bis hin zur Regionalpolitik“ im Visier, sagte Radwan – wohl mit Blick auf die Landtagswahl im Oktober. Diese Vielfalt unterscheide die CSU von kleinen Parteien, „die immer nur zwei Themen“ auf der Agenda hätten.

„Das Kreuz muss hängenbleiben“

Aber Politik „muss die verschiedenen Pole in der Gesellschaft zusammenführen“. Deswegen begrüße er es, so Radwan, wenn Politik kritisch hinterfragt werde, auch im Netz. Diese Wortmeldungen sollte man genauso ernst nehmen, „wie den normalen politischen Betrieb“.

Nachdem sich der Kreistag auch mit „globalen Themen“ sehr beschäftige, sagte Radwan mit seiner Kenntnis als Kreisrat, müsse sich die CSU in diesem Gremium auch beim Thema Wasserschutzzone entsprechend positionieren. Dies sei das Verdienst von Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider. Ein anderes Thema Radwans war das Abhängen von Kreuzen in öffentlichen Einrichtungen wie Gerichten. Als CSU stehe man für die Religionsfreiheit, aber das „Kreuz muss hängenbleiben“, mahnte Radwan an. (langer Beifall)

Seehofer trauert Jamaika nach

Vom Festredner Seehofer erhofften sich die Zuhörer, dass er aus dem Nähkästchen der wochenlangen Sondierungsgesprächen in Berlin plaudern würde, nachdem er „jede Sekunde“ dort erlebt habe. Und Seehofer lieferte. Zwar gehe es den Bayern „ein ganzes Stück besser“, als Menschen in anderen Bundesländern, doch trotzdem erlebe er als Politiker derzeit schwierige Zeiten.

Man muss sich Sorgen machen, nachdem der Wählerwille die Volksparteien im September abstrafte.

Nun laufe gerade der „zweite Versuch einer Regierungsbildung“. In seiner langen Zeit als Politiker habe er aber noch nie erlebt, dass eine Partei, die sogar einen eigenen Kanzlerkandidaten stellte, „nicht den Eindruck erweckt, dass sie regieren will“. Das sei eine „Welturaufführung“ in Deutschland. Ein Jamaika-Bündnis aus Union, Grüne und FDP wäre für ihn eine „gute Regierung“ für die Wirtschaft, den sozialen und ökologischen Ausgleich geworden. Bis heute sei ihm ein Rätsel, wieso die FDP eine Stunde vor Beendigung der Sondierungen den Verhandlungstisch verlassen habe.

„Die SPD hat keine Führung“

„Aber mit der SPD gestaltet sich dies im Moment nicht viel einfacher“, so CSU-Chef Seehofer. Wer sich vor einer Wahl um das Amt bemüht, muss danach auch bereit sein, mitzuregieren, sagte Seehofer mit Blick auf SPD-Verhandlungsführer Martin Schulz. Er warte nun den heutigen Tag ab. Aber leicht werde es in beiden Fällen nicht. Sollte der SPD-Parteitag heute zustimmen, werde es durch die langen Verhandlungen und die Mitgliederbefragung „nicht einfacher“.

Bei seiner Rede wird deutlich: Horst Seehofer bedauert Ende von  Jamaika.

Eine „politische Katastrophe für Deutschland“ wird es, wenn sich die SPD-Parteispitze nicht durchsetzen würde. Denn Seehofer, das machte er deutlich, ist „ein strikter Gegner einer Minderheitenregierung“. Dies wäre ein Pyrrhussieg, denn man müsste sich in Berlin „jeden Tag neue Mehrheiten organisieren“.

Bei einer solchen Konstellation wäre die SPD kein „verlässlicher Partner“. Das habe er bei seinen sechstägigen Verhandlungen mit den Genossen feststellen müssen „Die SPD hat keine Führung“. Er aber wünsche sich einen starken Verhandlungspartner, so Seehofer, und nicht ständig wechselnde „Gegenüber, die den Ton angeben“. Schulz sei zwar ein „ehrlicher Makler seiner Interessen“, doch einige „Persönlichkeiten“ in der SPD würden mit nachträglichen Forderungen „auf eigene Rechnung arbeiten“ und nicht das Gesamtprojekt im Auge haben.

Sein Ende als Ministerpräsident sei eine „Konsenslösung“

Nach einem großen Bogen über Digitalisierung, Abschaffung des Soli, mehr finanzierbaren Wohnraum und Zuwanderung, verengte sich Seehofers Blick auf den Landkreis Miesbach.

Wen Gott liebt, den lässt er hier leben. Wir sind das Paradies.

Daraus wurde Seehofer als Ministerpräsident vor einem Monat von seinem Widersacher Markus Söder vertrieben. Ein Wechsel im Amt gehöre zwar zum Leben, aber dieses Verfahren bei ihm „hätte man eleganter gestalten können“. Dennoch stehe er zu dieser „Konsenslösung“, sie tue Bayern gut.

Er habe das Amt als Ministerpräsident fast zehn Jahre „sehr gerne ausgeübt“. Aber wenn man wie er in der letzten Zeit erleben musste, wie viele Freunde schon gehen mussten, dann sehe man, „wie endlich das Leben ist“. Zu seinem Abschied als Regierungschef bekam Seehofer im Tegernseer Tal langen Beifall.

Ilse Aigner blieb es vorbehalten, traditionsgemäß eine soziale Einrichtung zu ehren. In diesem Jahr ist es das Caritas-Kinderdorf in Irschenberg. Dies sei für Kinder gedacht, die nicht „im Paradies“ lebten, sondern aus schwierigen Verhältnissen kämen. Mit einem Spendenprojekt solle „Hilfe zur Selbsthilfe“ geleistet werden.

Alle Bilder: Felix Wolf

 

Höß streicht Gemeinderatssitzung “ersatzlos”

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Die Gemeinde hofft auf einen Geldsegen aus der Schweiz bis Ende Januar. Dann sollen 7,5 Millionen Euro für das Jodbadgelände samt Wandelhalle auf dem Konto landen. Doch der Gemeinderat wurde über eine “Nachfristverlängerung” für SME nicht informiert. Die Hintergründe.

7,5 Millionen Euro sind fällig, damit die beiden Schweizer Investoren Florian Kamelger und Bänzinger (links) ihr Gesundheitshotel auf dem Jodbadgelände umsetzen können. Noch ist das Geld allerdings nicht überwiesen.

Zuletzt traf sich der Gemeinderat Bad Wiessee am 12. Dezember. Die nächste Sitzung hätte am 18. Januar sein sollen. Doch diese wurde von Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) „ersatzlos“ mit der Begründung gestrichen, es würden nötige Informationen zu einzelnen Themen fehlen, um eine Sitzung durchführen zu können. Darüber waren einige Ratsmitglieder doch sehr verwundert. Sie hatten sehr wohl Gesprächsbedarf, zumal sie von vielen Bürgern auf die Fristverlängerung für die Sports Medicine Excellence Group (SME) als Investor des neuen Hotels mit Gesundheitszentrum angesprochen worden waren.

„Wisst ihr denn nichts davon“, seien sie mehrmals gefragt worden. Sie mussten verneinen. Denn sie wussten nicht, dass drei Tage nach der letzten Gemeinderatsitzung „der vierte Nachtrag zum Optionsvertrag am 15.12.2017 notariell beurkundet wurde“, wie Geschäftsleiter Hilmar Danzinger nun auf Nachfrage erklärt. Der Gemeinderat war offensichtlich auch nicht informiert, dass „die Option von der SME-Gruppe vor Weihnachten ausgeübt und der Kaufvertrag damit wirksam wurde“, so Danzinger weiter. Es hätte also durchaus einige Informationen für den Gemeinderat gegeben, die dieser gerne nicht nur aus den Medien erfahren hätte, wie beklagt wird.

Gemeinderat wurde im August 2015 über Optionsvertrag informiert

Bürgermeister Peter Höß erklärt über seine rechte Hand Danzinger dagegen, dass der Gemeinderat sehr wohl über die Vertragsklauseln in Kenntnis gesetzt worden sei, und zwar schon am 4. August 2015. Damals sei das Gremium „ausführlich über Inhalt und Struktur des Vertrages informiert“ worden. Einen Monat später, am 3. September, wurde dann laut Danzinger der Optionsvertrag mit SME beurkundet. Dieser und der Bebauungsplan Nr. 49 „Gebiet um die Wandelhalle“ stellen „sicher, dass das Bauvorhaben so realisiert wird, wie es dem Gemeinderat vom Investor vorgestellt wurde“.

Da auch die Baugenehmigung vom 15.11.2017 diese Vorgaben beachte, bestünden keine Zweifel, dass die vom Gemeinderat abgesegnete Konzeption mit Baubeginn auch umgesetzt werde, hofft man im Rathaus. Festschreiben ließ sich die Gemeinde als Verkäuferin bereits im August „umfassende Rücktrittsrechte“.

“Nachfristsetzung”, weil Zahlung am 12. Januar ausblieb

Sie betreffen „die Nichteinhaltung sogenannter Meilensteine“, so Danzinger, „wie unter anderem die Kaufpreiszahlung und den Baubeginn“. Die beauftragte Kanzlei NOERR habe versichert, dass „eine Nachfristsetzung der Gemeinde als Verkäuferin“ in solchen Verträgen „absolut üblich“ sei. „Als Frist wurde hier ein Monat bestimmt. Hierdurch soll vermieden werden, dass ein geringfügiger Verzug unmittelbar einen Rücktritt vom Vertrag auslösen kann“. Mit sämtlichen (insgesamt vier) Nachträgen zum Optionsvertrag ist der Gemeinderat laut Danzinger befasst worden.

Doch in diesen Nachträgen seien ihm nur die Veränderungen vorgestellt worden. Der ursprüngliche Optionsvertrag sei nicht „nochmals präsentiert“ worden, auch nicht die „Nachfristsetzung“. Diese wurde nun auf 15. Februar gesetzt, nachdem die Zahlung bis 12. Januar ausblieb. Nun rechnet die Gemeinde, „dass der Kaufpreis noch im Laufe des Monats Januar überwiesen wird“. Viel Zeit bleibt SME nicht mehr. Deren Geschäftsführer Florian Kamelger zur TS auf die Frage, wann die Überweisung des Kaufpreises erfolge: „ Wir haben die Option gezogen, alles weitere resultiert aus den dazu geschlossenen Vereinbarungen“.

„Keine gewinnbringende Weiterveräußerung“

Diese sehen laut Danzinger auch vor, dass „SME vertraglich verpflichtet ist, bis spätestens 31.12.2018 nachhaltig mit den Bauarbeiten für das Hotel samt Gesundheitszentrum zu beginnen“. Die Gemeinde geht „allerdings von einem früheren Baubeginn“ aus. „Anderenfalls kann Bad Wiessee vom Vertrag zurücktreten und eine Vertragsstrafe von 10 Prozent des Kaufpreises verlangen. Das Rücktrittsrecht ist im Grundbuch gesichert. Unabhängig davon hat die Gemeinde auch weiterhin die Planungshoheit für das Areal. Eine gewinnbringende Weiterveräußerung zur Realisierung einer anderweitigen Nutzung nach Durchführung der Rückbauarbeiten ist damit ausgeschlossen“, versichert Danzinger.

Letzte Woche wurde Höß dann von einem Mitbewerber um das 20.000 Quadratmeter große Jodbad-Areal überrascht. Wiessees größter Arbeitergeber, der Medical Park, machte dem Rathauschef ein überraschendes Kaufangebot, wenn es sich SME anders überlegen sollte. Seither spricht Höß von einem „Plan B“, mit dem Wiessee in einer „sehr komfortablen Lage sei“. Ob dies denn nicht auch für SME eine „ideale Gelegenheit“ sei, sich vom zeitraubenden und schwierigen Projekt zu trennen und mit dem Medical Park über den Kaufpreis zu sprechen, fragte die TS Kamelger.

Für ihn sei das Projekt nicht „schwierig“, so Kamelger, da diese Größenordnung eben seine „Zeit“ brauche. Außerdem „spreche er mit Vertretern des Medical Park persönlich und nicht über die Medien“. Doch in Abwinkl weiß man nichts davon, wie der Medical Park auf Nachfrage bestätigt: „Herr Kamelger ist bislang nicht mit uns in Kontakt getreten“. Kamelger blieb auch die konkrete Antwort auf die Frage der TS schuldig, wann die 7,5 Millionen Euro Kaufsumme in den nächsten Tagen überwiesen werden.


„Rollstühle und Einkaufswagen“

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Die beantragte Nutzungsänderung brachte Licht in das verwaiste Obergeschoss des Lidl-Discounters in Tegernsee-Süd. Der Bauausschuss hatte über eine Intensivpflegeeinrichtung und über die Verlegung der Einkaufswagenanlage zu entscheiden. 

Einst waren hier Wohnungen geplant. Nun soll in den Räumen eine
ambulante Wohngemeinschaft einziehen.

Seit Jahren steht das Obergeschoss des Lidl an der Schwaighofstraße leer. Ursprünglich sollten auf den 400 Quadratmatern zwei Wohnungen in dieser belebten Lage entstehen. Daraus wurde nichts, wie ein Blick durch die matten Scheiben zeigt. Eine riesige Fläche über dem Discounter ist unbenutzt. Nun kommt Bewegung im die Sache. Denn die Lidl-Dienstleistung GmbH hat dem Bauausschuss einen Antrag auf Nutzungsänderung gestellt.

Statt Wohnungen soll dort eine ambulante Wohngemeinschaft für maximal sieben Patienten einziehen, die „eine intensive medizinische Betreuung benötigen“, so der Antrag. Für Angehörige soll ein privates Umfeld geschaffen werden. Zur Versorgung der Patienten stelle der Betreiber, die Ambulante Krankenbehandlung Dodenhoff (AKB) aus München, „qualifiziertes Pflegepersonal zur Verfügung“. Das Vorhaben füge sich in die Bestimmungen des Bebauungsplanes, hieß es vom Tegernseer Bauamt. Die Wohngemeinschaft könne aber nur durch eine Außentreppe erreicht werden. Eine zusätzliche Rampe sei auf der Ostseite geplant.

Diese sei für Patienten auf Tragen unbedingt erforderlich. Als zweiter Notausgang ist auf der Südseite ein Fluchtbalkon mit einer Treppe vorgesehen. Sie soll aber nur im Bedarfsfall zu Boden gelassen werden. Auf der Ostseite soll auch eine Pflasterung erfolgen. Für geringfügige Überschreitung der Bebauung auf der Ostseite beantragte Lidl eine Abweichung des Bebauungsplanes. „Das Landratsamt sieht aber durch die Nutzungsänderung keine Veränderung des Bebauungsplanes“, so Bauamtsleiterin Bettina Koch.

Pflegedienst statt Wohnungen

Elke Dodenhoffs AKB expandiert offenbar. Auf ihrer Homepage berichtet sie von weiteren Eröffnungen im Münchener Norden: „Der Pflegedienst AKB, der zur deutschen Fachpflege Gruppe gehört, eröffnet seine siebte und achte ambulant betreute Wohngemeinschaft für intensivpflichtige Patienten im Herzen Feldmochings“.

In ebenfalls zwei unabhängigen Wohngemeinschaften würden insgesamt 24 intensivpflichtige Patienten ein neues Zuhause finden. Dies seien „optimale Voraussetzungen“ für Pflegekräfte, Ärzte, Therapeuten, Patienten und Familien. Die Apartments würden nach den Vorlieben der Patienten und deren Angehörigen eingerichtet werden.

Im Obergeschoß des Lidl-Discounters soll eine Intensivpflegeeinrichtung entstehen.

Doch neben der Nutzungsänderung des Obergeschosses beantragte Lidl auch eine geringfügige Verlegung der Einkaufswagenanlage. Sie soll durch eine neue auf dem Vorplatz ersetzt werden. Thomas Mandl (SPD) hat mit dem Pflege-Vorhaben „keine Schwierigkeiten“, denn es sei wegen der Altersstruktur im Tal wohl auch sinnvoll. Ihn wundere nur, dass beide doch so unterschiedlichen Veränderungen gleichzeitig beantragt wurden: „Rollstuhl und Einkaufswagen“. Da wollte man wohl „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, erwiderte Koch.

Sonst hätte ein zweiter Antrag eingereicht werden müssen. Wie man denn die Pflegestation erreichen könne, wollte Rudolf Gritsch (CSU) wissen. Die „Anlieferung“ der Patienten erfolge über die Rückseite, so Koch. Und Lidl wird über den Parkplatz angeliefert.

Rottachs Arbeiten “auf dem Damm”

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Eine Hochwassergefahr wie 2013 soll es nicht mehr geben, deshalb sollen neue Dämme und Mauern den Ort vor Überflutung aus der Rottach schützen. Das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim stellte seinen Maßnahmenkatalog für die nächsten Monate im Gemeinderat vor.

Projekt “Hochwasserschutz” an der Rottach “auf der Zielgeraden”. Gestern stellte der Gemeinderat drei mögliche Varianten vor. Die favorisierte Variante 2: Erhöhung der Deichkrone mit vorgesetzen Mauersteinen. / Quelle: WWA Rosenheim/ Foto: WWA Rosenheim

Während es im Mai vergangenen Jahres noch deutliche Kritik am Wasserwirtschaftsamt (WWA) wegen der Verschiebung der Baumaßnahmen im Gemeinderat gab, waren die drei Vertreter aus Rosenheim am Dienstagabend deutlich um Konsens bemüht. Andreas Holderer, beim Wasserwirtschaftsamt zuständig für die Maßnahme, sieht das Projekt auf der Zielgeraden, „es neigt sich dem Ende zu“.

Dies hätte zwar schon 2017 passieren sollen, doch es sei nicht zu schaffen gewesen. Um den Ort vor einem Hochwasser zu schützen, wie es rechnerisch alle 100 Jahre auftritt, müssen die Dammkronen erhöht werden. „Der Hochwasserschutz ist ein längerer Prozess“, sagte Bürgermeister Christian Köck (CSU) zur Einstimmung auf der Präsentation des WWA.

Denn beim letzten Hochwasser habe auch der Letzte bemerkt, dass hier Handlungsbedarf bestehe. Seitdem seien bereits zahlreiche Unterhaltsmaßnahmen an der Rottach von der Einmündung in den Tegernsee bis zur Tuftenbrücke beim Sportplatz Birkenmoos durchgeführt worden. „Doch der eigentliche Hochwasserschutz muss nun ertüchtigt werden“, so Köck.

Drei Varianten zur Erhöhung der Deichkrone

Martin Killi vom beauftragten Ingenieurbüro: „2016 war das Planfeststellungsverfahren mit der Baugenehmigung“. In der Zwischenzeit habe man mit sämtlichen Anliegern gesprochen und ihnen drei mögliche Varianten zur Erhöhung der Deichkrone gezeigt. Erste Variante dafür war eine Winkelstützwand aus Fertigbetonteilen mit einer Bepflanzung. Killis Favorit mit vorgesetzten Mauersteinen ist die Variante zwei, die sogenannte Schwergewichtswand. Dies stehe auch bei den Anliegern hoch im Kurs, weil sie besser in das Landschaftsbild passe.

Dafür sollen die Wasserbruchsteine, die schon in der Rottach vorhanden seien, in eine Schwergewichtswand eingebaut werden. Diese werde mit Beton gesichert. „Der Deichkronenweg mit etlichen Zugängen soll so breit wie möglich ausgebaut werden, damit er auch im Winter mit einem leichten Schneeräumfahrzeug befahren werden kann“. Viel mehr Platz bräuchte die dritte Variante, die Deichaufschüttung.

Vorgeschlagene Variante 1: Erhöhung der Deichkrone mit
einer Winkelstützmauer. / Quelle: WWA Rosenheim

Sie erfordere aber wegen ihrer Breite mehr Grund der Privatanlieger. „Wer hat schon so viel Garten, dass er ihn freiwillig dafür hergibt“, so Killi. Die anschließende Diskussion zeigte, dass es wegen der angrenzenden Grundstücke unumgänglich werde, die Winkelstützmauer und die Schwergewichtswand an manchen Stellen zu kombinieren. Killi: „Wenn es aber nicht anders geht, ziehen wir alle drei Varianten“.

„Sportlicher Terminplan“

Nicht weiter ausgeführt wurde die Kostenaufteilung, die ist seit vergangenem Jahr bekannt. Die Unterhaltsmaßnahmen sind allein Sache des Freistaats, am Hochwasserschutz müssen sich Rottach und Tegernsee als Kommunen beteiligen. Die Maßnahmen an der 1,3 Kilometer kosten insgesamt 4,3 Millionen Euro. 2,9 Millionen Euro davon entfallen auf den Hochwasserschutz. 30 Prozent der letztgenannten Kosten müssen Rottach-Egern und Tegernsee tragen. Beide teilen die Summe nach Zahl der Anwesen auf, die vom zusätzlichen Hochwasserschutz profitieren. In Rottach sind das 88, auf Tegernseer Seite 23.

Variante 3: Erhöhung der Deichkrone bei
ausreichenden Platzverhältnissen. / Quelle: WWA Rosenheim

Die Terminplanung für die Arbeiten sei war „sportlich“, doch die Vertreter des WWA hoffen, noch Ende des 2. Quartals mit dem Bau beginnen zu können. Im Dezember könnten dann die Hochwasserschutzmaßnahmen abgeschlossen sein, wenn kein Hochwasser der Rottach dazwischen kommt. Architekt Andreas Erlacher (FWG) fragte, ob denn angesichts der Höhe der Deichkrone nicht ein Geländer erforderlich sei. „Bei einer Absturzhöhe von 1,5 Metern braucht man dieses“, so Killi. Man wolle es möglichst vermeiden, da es ästhetisch wenig gefällig sei.

Anlieger sollen von Maßnahme verschont bleiben

„Wir wollen bei ausreichender Breite dafür mit mehr Pflanzen arbeiten“. Man versuche stattdessen den „Klimmzug“, die Deichkrone möglichst wenig anzuheben, damit sie nicht schmäler werde. Dafür soll sie mehr ausgegraben werden. Somit schlage man „zwei Fliegen mit einer Klappe“. Denn „Prämisse“ war, so wenig wie möglich in die Grundstücke von Anliegern zu kommen.

Gebaut wird zu 100 Prozent auf öffentlichem Grund“, versicherte Holderer. Wo der Damm an zwei bis drei Engstellen verbreitert werden müsse, sei das direkte Gespräch mit den Anliegern erforderlich. Grund kaufen komme für das WWA aber nicht in Frage, da müsse es eine andere Vereinbarung geben, so Holderer. „Wir brauchen jeden Zentimeter“, pflichtete Köck bei.

„Wenn wir den beliebten Spazierweg nicht mehr im Winter pflegen könnten, wäre dies für uns als Tourismusgemeinde eine Einschränkung. Daher müssen wir gewährleisten können, dass das funktioniert“. Dies müsse nun alles sehr schnell über die Bühne gehen, denn das Hochwasser 2013 habe gezeigt, dass „es sehr knapp war“.

Gähnende Leere in Rottacher Tiefgarage

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Zwar verfügt Rottach-Egern seit Juli 2016 über 57 Stellplätze in ihrer eigenen Tiefgarage, doch dies ist offenbar etlichen Einheimischen wie Gästen entgangen. Die Attraktivität der Parkgarage an der Fürstenstraße soll nun ein 24-Stunden-Ticket erhöhen.

Relativ unbekannt und deshalb selten genutzt: Die Rottacher Tiefgarage an der Fürstenstraße. / Foto: K. Wiendl

Rund 1,3 Millionen Euro hat sich die Gemeinde die Tiefgarage auf einer Gesamtfläche von knapp 2.000 Quadratmeter kosten lassen. Sie erhoffte sich auch einen entsprechenden Zuspruch. Doch der lässt offenbar noch auf sich warten, wie die Gemeinderatssitzung am Dienstagabend zeigte. Das Problem sieht Johanna Ecker-Schotte (FWG) im Bekanntheitsgrad der Tiefgarage: „Sie glänzt nicht gerade durch Überfüllung“. Weil man sie kaum kenne, ergänzte Fraktionskollege Andreas Erlacher, „wird die Tiefgarage nicht so genutzt, wie sie genutzt werden könnte“.

Ein Manko sehe er darin, dass viele Veranstalter nicht auf die Parkmöglichkeit in der Fürstenstraße hinweisen würden. „Hier sollten wir uns noch ein Konzept überlegen“. Auch dem Rathauschef sei dies schon aufgefallen. Christian Köck (CSU) plädierte für eine bessere Beschilderung am Kurpark, wo die wenigen Parkplätze schnell belegt seien. „Dann wird umeinander gekreiselt“. Peter Hagn (FWG) hofft, dass diese Parkmöglichkeit künftig auch auf den Navigationsgeräten aufscheint.

Parken – und einen über den Durst trinken

Bis es soweit ist, will Köck mit einem 24-Stunden-Parkticket Anreize schaffen. In der letzten Zeit hätten die Gemeinde einige Anfragen der umliegenden Gastronomie und der Gästehäuser erreicht, so Köck, ob man nicht die Möglichkeit eines 24-Stunden-Parktickets schaffen könne, damit Fahrzeuge auch über Nacht dort geparkt werden können, damit Fahrer auch einen über den Durst trinken könnten.

Bislang hat die Parkgarage nur von 6 bis 22 Uhr geöffnet. Die technische Umstellung des Parkautomaten um ein Modul sei laut Verkehrsreferat möglich, sagte Köck. Schon bei der Inbetriebnahme der Garage vor eineinhalb Jahren sei klar geworden, dass man im Laufe der Zeit an dem ein oder anderen „Stellschräubchen“ nachjustieren müsse. „Diese 24-Stunden-Karte ist ein weiteres Angebot an Einheimische wie Gäste, um die Attraktivität zu steigern“, glaubt Köck.

Bisher habe man für die Tageskarte einen „moderaten“ Preis von fünf Euro im Vergleich zur Stadt München bezahlt. Acht Euro soll dann das 24-Stunden-Parkticket kosten. Dies sei fairer Tarif für alle Beteiligten, so Köck, und er hoffe, dass dieser auch so angenommen werde. „Haben die Gästehäuser denn keine ausgewiesenen Stellplätze“, fragte die wegen ihrer Heiserkeit schwer verständliche Anastasie Stadler (CSU).

Dauerparker unerwünscht

Die Nachfrage komme aus dem Tourismus, erwiderte Geschäftsleiter Gerhard Hofmann. Vor allem im Winter sei ein Tiefgaragenstellplatz über Nacht „kommod“, ergänzte Köck, „bevor jemand am nächsten Morgen sein Auto abkratzen muss“. Ob denn auch über mehrere Tage das Abstellen in der Parkgarage möglich sei, „damit man nicht jeden Tag acht Euro zahlen muss“, fragte Jakob Appoltshauser (SPD).

„Wir wollen keine Dauerparker mit Oldtimern“, wie die Gemeinde öfters angefragt werde, stellte Köck klar. Damit würde die öffentliche Garage zugestellt werden und ihren eigentlichen Zweck verlieren. Einstimmig genehmigte der Gemeinderat die 24-Stunden-Parkkarte für acht Euro. Jetzt muss die Parkgarage auch am Kurpark nur noch bekannter werden. Eine kleine, nicht repräsentative Umfrage dort unter Einheimischen zeigte, dass niemand die etwa 800 Meter entfernte Tiefgarage kannte.

Rottach gegen Roundups

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Der Kreistag machte es schon im Dezember, nun sagt auch Rottach-Egern dem Unkrautvernichter den Kampf an. Selbst der größte Baumarkt im Ort will glyphosathaltige Spritzmittel aus den Regalen nehmen.

Will seine Roundups aus den Regalen nehmen: Die Firma Stettner (links), größter Baumarkt in Rottach-Egern.

Nahezu alle 17 Gemeinden in Landkreis wollen auf Pestizide verzichten, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Damit das Ziel des Kreistags erreicht wird, als erster Landkreis Bayern auf kommunalen Flächen frei von Glyphosat zu sein, sprach sich auch Rottachs Gemeinderat für einen Verzicht aus.

Wasser statt Chemiebomben lautet nun die Devise für den Bauhof. „Es ist schön, wenn auf den Flächen der Gemeinden keine Unkrautvernichter mehr ausgebracht werden, die möglicherweise gesundheitsschädlich sind“, lobte Bürgermeister Christian Köck (CSU) das Vorhaben. Doch gebe es im Landkreis immer noch Liegenschaften, die mit solchen Roundups behandelt würden. Beispielsweise an den Gleisstrecken der Deutschen Bahn. Aber auch der ein oder andere Landwirt im Nordlandkreis würde „offen“ zugeben, „dass er das Unkraut nur mit Glyphosat eliminieren könnte“.

Aber wenn man schon vom glyphosatfreien Landkreis spreche, dann sollte möglichst überall auf Unkrautvernichter verzichtet werden. Rottach-Egern habe diese Erklärung des Kreistags unterschrieben, damit diese Mittel auf Flächen der Gemeinde nicht mehr verwendet werden. Nun sollten auch die Landwirte, die von der Gemeinde Flächen gepachtet haben, „ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass wir darauf kein Glyphosat mehr tolerieren“.

Chemische Keulen im Versandhandel

Ein Anliegen war Köck auch, die vielen Hausmeisterdienste und Hausbesitzer zu informieren, damit diese künftig auf die chemischen Keulen verzichten, obwohl diese immer noch über das Internet zu haben seien. „Den Verzicht sollten sich alle zu Herzen nehmen“, so Köck. Landwirt Anton Maier (CSU) beklagte, dass die Roundups „immer noch über die Theken von Baumärkten laufen“.

Jetzt habe jedoch die Firma Stettner in Rottach angekündigt, so Maier, auch auf den Verkauf von glyphosathaltigen Spitzmitteln zu verzichten. Dass Hausbesitzer diese einsetzen, werde man aber nicht verhindern können. Das sei das Eigenartige, so Maier, denn Landwirte und Gärtnereien müssten einen „Sachkundenachweis über ihre Spritzmittel führen“, bei Privaten dagegen reiche eine Beratung durch einen Verkäufer.

Diese würden mit dem Finger auf die „bösen Bauern“ zeigen und die Spritzmittel selbst einsetzen. Damit Hausbesitzer und Hotelbetreiber dies künftig unterlassen, soll der Gemeindebote im März einen entsprechenden Warnhinweis zur Gesundheitsgefährdung veröffentlichen, verbunden mit dem Aufruf, auf Glyphosat ab sofort zu verzichten.

Angeklagte „wurde immer fordernder“

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Da die des Mordes beschuldigte Renate W. schweigt, sind Zeugen in dem Verfahren vor dem Landgericht München II umso wichtiger. Heute sagte eine Mitarbeiterin des Krankenhaus Agatharied aus, in dem Barbara Böck im März 2016 tot aufgefunden wurde. Dabei wird immer klarer: das Gericht ist auf Indizien angewiesen.

Renate W. mit ihren Anwälten vor dem Landgericht München.

Am zweiten Verhandlungstag gegen eine mutmaßliche Diebesbande (wir berichteten) sollten die Aussagen von Helga G. als Mitarbeiterin der Psychiatrie des Krankenhauses Agatharied mehr Licht in das Dunkel um das Ableben von Barbara Böck bringen.

Der damals 95-Jährigen ging es nicht mehr gut. Sie soll ein paranoides Syndrom gehabt und an fortschreitender Demenz gelitten haben, wie in einem psychiatrischen Gutachten festgestellt wurde. Die in Kreuth lebende Kunsthändlerin sei zu keiner „freiwilligen Willensbildung“ mehr fähig gewesen. Die täglichen Dinge von „Betty“, wie Böcks Kosename lautete, erledigte die 53-jährige Angeklagte Renate W. An sie konnte sich die 56-jährige Zeugin G. als Sationssekretärin erinnern, vor allem an zwei Situationen.

Ganze Familie soll beim Kunstraub mitgeholfen haben

In der geschlossenen Abteilung sei W. auf sie zugekommen und habe den Verlust eines Pelzmantels und einer Perlenkette gemeldet. Später habe W. aus Sauerlach auch den Schlüssel von Böcks Villa verlangt. Diese habe die Pflegerin als Gesellschafterin der Patientin bekommen, da sie sich als langjährige Freundin ausgegeben habe. Zudem hatte W. auch ein Bett im Zimmer der an Demenz leidenden Millionärin. Doch eine rechtliche Grundlage für die Betreuung gab es nicht.

Diese hatte das Amtsgericht Miesbach am 15. Januar 2016 gegen den Willen von Böck der Rechtsanwältin Tanja K. in Rottach-Egern übertragen. Doch davon soll die Zeugin erst Tage später erfahren haben. So soll die Beschuldigte gegenüber der Zeugin geäußert haben, dass auch alle Geldauszahlung nur über sie laufen dürfen. Böck hatte bei ihrer Einlieferung 1.000 Euro in der Handtasche, die in einem Safe das Krankenhauses verwahrt wurden.

Die Anweisung der amtlichen Betreuerin lautete, so die Zeugin: „Kein Geld an W. aushändigen“. Im Laufe der Wochen seit der Einlieferung von Böck sei die Pflegerin „immer fordernder geworden“. Ständig habe sie nach der wertvollen Perlenkette von Böck gefragt. Ob die alte Dame denn noch verstanden hätte, was da passiere, fragte die Staatsanwältin die Krankenhausmitarbeiterin.

Ja, sonst hätte ich nicht am 25. Januar 2016 den Schlüssel der Villa ausgehändigt.

Tage später, als sich Böcks Zustand rapide verschlechterte, soll W. mit drei weiteren Beschuldigten, ihrem Mann Ulrich, und dem in Kreuth lebenden Kunsthändler Peter Michael P., beschlossen haben, die Villa in Kreuth leerzuräumen. Insgesamt seien laut Anklage über 700 Kunstgestände im Wert von 1,1 Millionen Euro veräußert worden. Mitgeholfen habe dabei auch Böcks bulgarischer Hausmeister Georgiev Z, der in der Villa eine Einliegerwohnung hatte. Doch der psychiatrische Sachverständige zeichnete heute vor Gericht ein anderes Bild des Angeklagten Bulgaren.

Während er von den Ermittlern des schweren Bandendiebstahls bezichtigt wird, habe Z. laut Gutachter „keine eigenen Handlungen vorgenommen“, wie der 58-Jährige zu Protokoll gab. Er habe nichts von den „kriminellen Machenschaften“ der Gesellschafterin W. gewusst. Sie habe ihm als Hausmeister von einer Mail eines Rechtsanwalts erzählt, dass W. alle Sachen aus der Villa zustehen würden. Daher sei er W. behilflich gewesen, deren ganze Familie samt Söhne und Bruder mit Umzugskartons beteiligt gewesen seien, die Beute mit seinem Sprinter zu einem Anwesen in Wiessee zu bringen.

Angeklagte in „finanziellen Schwierigkeiten“?

Für seine Tätigkeit habe W. ihm 10.000 Euro angeboten. Doch Z. habe den Betrag nicht angenommen, da seine etwa fünf Dienstleistungen höchstens einen Wert von 1.000 Euro darstellten. Zumal ihm Renate W. auch von finanziellen Schwierigkeit erzählt habe, in denen sie stecke. Zwischen ihr und Böck sei es auch „öfters zum Streit“ gekommen, so der Bulgare, „Böck hatte panische Angst vor W.“

Der Prozess sorgte am ersten Verhandlungstag letzten Freitag für viel Aufmerksamkeit.

Einen Schlüssel zu Böcks Wohnung hätte er nicht gehabt, aber er habe sie öfters im Rupertihof und in Agatharied besucht. Zuletzt am 20. März 2016, aber da sei Böck nicht mehr ansprechbar gewesen. Zwei Tage später, am 22. März, soll W. ihren Pflegefall dann in den Morgenstunden mit einem Kissen oder einer Decke erstickt haben. Ihre mutmaßlichen Mordmotive: Habgier, Verdeckungsabsicht und Heimtücke.

Hausmeister Z., der wie die Sauerlacherin seit 31. März 2016 in Untersuchungshaft sitzt, hofft auf eine „vorzeitige Haftentlassung“. Darauf ging der Vorsitzende Richter Thomas Bott allerdings nicht ein. Er verwies stattdessen auf den nächsten Verhandlungstag in der kommenden Woche.

Bauvorhaben im Mittelpunkt

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Neben seinem ausdrücklichen Dank an die wertvolle Vereinsarbeit in Tegernsee warf Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) auch ein Schlaglicht auf drei Großprojekte. Bei ihnen habe man auch mit „Widersprüchen zu kämpfen“, sagte er auf dem Neujahrsempfang.

Rathauschef Hagn bei seinem Rück- und Ausblick für die Stadt Tegernsee

Nachdem er es bei der Bürgerversammlung mit der Transparenz etwas übertrieben habe, wie ihm gesagt wurde, versuchte Hagn im Café Kreutzkamm seinen Rück- und Ausblick beim Neujahrsempfang kürzer zu fassen. Drei Bauprojekte würden die Stadt „sehr beschäftigen“. Dafür stellte Hagn auch die Verantwortlichen vor. Im anschließenden persönlichen Gespräch könnten die drei Gäste viel genauer erklären, was sie vorhaben, „wo die Vor- und Nachteile für uns die nächsten drei Jahre sind, und warum es dann doch endlich gut wird“, hofft Hagn.

Projekt in Perronstraße in der Kritik

Seiner Einladung folgte zum einen Klaus Dieter Burkhart für das Klinik-Projekt in der Perronstraße. „Dort haben wir mit vielen Widersprüchen und Einwänden zu kämpfen“. Nochmals machte Hagn deutlich, dass das neue Projekt um 2,60 Meter niedriger werde als das einstmals von A-ja-Resorts geplante Hotel. Für einen anderen Investor steht Markus Zimmer als Chef der Orthopädischen Klinik.

Auch hier höre man Vieles, ließ Hagn die Zuhörer rätseln. Vermutlich meinte er den Plan B der Deutschen Rentenversicherung (DRV), ersatzweise auch in der Oberpfalz nach einem Grundstück Ausschau zu halten, nachdem der Bebauungsplan für das dreistufige Projekt auf der Point noch nicht rechtskräftig ist. „Fakt ist“, bekräftigte Hagn, „dass wir in der Abstimmung des Durchführungsvertrages sind“. Aber welche Probleme es hier gebe, darüber könne dann Markus Zimmer dann persönlich Auskunft geben.

Nachfrage zum Einheimischen Modell übersteigt Angebot

Als letzten im Bunde verwies der Rathauschef auf Thomas Hofer von Planquadrat, dessen „Baumaßnahmen pünktlich im März beginnen werden“, so Hagn. Hofers “Quartier Tegernsee” sei ein „sehr großes Projekt“. In dem Komplex mit einem exklusiven 260-Betten-Hotel entstehen auch 85 Eigentumswohnungen, 21 davon werden im Rahmen des Tegernseer Modells preisgünstiger verkauft. Immerhin beläuft sich der Quadratmeterpreis noch auf knapp 4.000 Euro. Dennoch habe die Nachfrage das Angebot deutlich überstiegen.

„Bislang haben sich 48 Familien beworben“, so Geschäftsleiter Hans Staudacher. Hagn war mit der Nachfrage „sehr zufrieden“. Das Problem bei diesem Einheimischen-Modell sei die EU, die sehr starke Richtlinien bezüglich der Einkommensgrenze von maximal 51.000 Euro vorgebe. Damit seien leider „einige sehr interessante Leute“ aus den Bewerbungslisten „gefallen“.

Zum Neubau des Feuerwehrhauses verzichtete Hagn auf Details, da es ein Projekt der Stadt sei.

Auch die Chefin des Tegernseer Brauhauses folgte der Einladung Herzogin Anna in Bayern mit Ehemann Andreas Baron von Maltzan (r.) In der Mitte: Martin Mihalovits, Chef der Kreissparkasse

Über das E-Werk, das die Stadt bei der Elektromobilität „sehr unterstütze“, kam Hagn beispielhaft zurück zum Projekt Tegernsee Quartier. Nicht der Kauf eines E-Autos sei das Problem, sondern die Infrastruktur. Investor Hofer habe in seiner Tiefgarage 304 Stellplätze mit Steckdosen zur Ladung der Fahrzeuge vorgesehen. „Wenn 210 davon aufladen, geht bei allen anderen das Licht aus“, prophezeite Hagn.

Niemand habe bisher nachgedacht, wenn es eine flächendeckende Elektromobilität geben soll, „dass wir in Tegernsee jede Menge mehr an grauen Kästen am Straßenrand haben werden, um den ganzen Strom herzubekommen“. Die ersten Klagen würden schon wegen dem schnellen Internet kommen. Hier müsse sich die Stadt überlegen, wie ihr Erscheinungsbild künftig aussehen könnte.

Elektrifizierung des Oberlandbahnnetzes

In einem Atemzug mit dem Strom nannte Hagn auch die Tegernsee-Bahn und deren Geschäftsführer Heino Seeger. Ausgelöst durch die aktuelle Diskussion über die Elektrifizierung des Netzes der Oberlandbahnen mit 75 Millionen Euro, meinte Hagn, es gebe auch Alternativen zu Oberleitungen. Hier sei Seeger „der Experte, der auch die Politik berät“. Er sei der „Verknüpfungspunkt für unsere Interessen im Landkreis zu Firmen wie Siemens“. Deren Projekt Mireo kombiniere verschiedene Antriebsformen. Siemens entwickelt derzeit den Mireo alternativ mit Brennstoffzellenantrieb als Hybrid-Fahrzeug.

Dieses braucht für bestimmte Streckenabschnitte, wie beispielsweise zwischen Holzkirchen und Tegernsee, keine Oberleitungen, so Hagn. Der hielt sich an seine Vorgabe zu Beginn der Abendveranstaltung. Nach genau einer halben Stunde war seine Tour d’Horizon beendet und die zahlreich erschienene lokale Prominenz frönte dem Meinungsaustausch.

Der „Olympia-Doc“ vom Tegernsee

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Seit 40 Jahren fühlt der Rottacher Arzt Hubert Hörterer den Olympioniken schon den Puls. Die Tegernseer Stimme sprach mit ihm kurz vor seinem Abflug nach PyeonChang – unter anderem auch über Doping.

Hubert Hörterer (r.) und seine Mitarbeiter in PyeonChang. /Foto: H.Hörterer

Es gibt wohl niemanden im olympischen Betrieb, der so lange dabei ist und stets gebeten wird, weiterzumachen. Ähnlich wie Jupp Heynckes vom FC Bayern ist Hubert Hörterer von seinem Dienst am Sport besessen. Nächste Woche beginnen in PyeonChang seine 10. Olympischen Spiele, die der 70-Jährige als Mediziner des Internationalen Skiverbandes (FIS) begleitet.

Was genau machen Sie als Chefmediziner für den Skiverband in Jeongseon, dem Austragungsort der Speedrennen?

Hörterer: Ich bin Vorsitzender der medizinischen Kommission der FIS, die etwa 27 Mitglieder aus allen Ländern hat. Die meisten von ihnen betreuen als Mediziner auch ihre Nationalmannschaften. Für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele gibt es aber immer einen Supervisor, der die Veranstalter berät, wo noch etwas getan werden müsste.

Wer hat das Sagen im medizinischen Bereich bei Olympia?

Hörterer: Das Sagen hat das Olympische Komitee (IOC). Wir von der FIS unterstützen das IOC, da es im Wintersportbereich nicht so viel Erfahrung hat. Als Spezialist für den Skisport unterstütze ich das IOC. Als Supervisor bin ich der Verbindungsmann zwischen Organisationskomitee (OK), der Medizinischen Abteilung und der FIS.

Bei meinen bisher drei Besuchen im Vorfeld der Spiele merkte ich, dass die Koreaner noch nicht auf unserem internationalen Standard sind. Genauso wenig war es das OK vor vier Jahren in Sotschi. Es fehlt in solchen Ländern vor allem die praktische Ausbildung an der Piste. Zunächst mussten die Mediziner in Korea erst einmal das Skilaufen lernen.

Die Skipatrols und Rettungsteams sind mit unserer Bergwacht vergleichbar. Doch sie wussten nicht, was alles in einen Notfallrucksack gehört. Mehrere dieser „Trauma-Notfall-Teams“ sind über die ganze Piste verteilt, denn sie müssen innerhalb von vier Minuten beim Verletzten sein, wenn das Rennen abgebrochen wird. Das mussten wir üben, auch mit Stoppuhr.

Sind sie als medizinischer Supervisor auch für die Sturzräume zuständig?

Hörterer: Nein, für die A-B-C-Netze ist der Race-Direktor verantwortlich. Mein Bereich ist die medizinische Logistik, wenn ein Rennläufer verunglückt. Dann heißt es: Wie kommt ein Sportler oder eine Sportlerin schnell von der Piste zur Ersten-Hilfe-Station im Zielraum, oder muss gleich ein Hubschrauber für das Trauma-Level-One-Hospital mit allen Abteilungen angefordert werden. In der Ausrüstung jedenfalls sind die Koreaner auf höchstem Standard. Wo sie noch Nachholbedarf haben ist die Logistik von schnellen Rettungswegen.

Für welche Sportdisziplinen sind Sie zuständig?

Hörterer: Für die alpinen Rennläufer, Skispringer, Kombinierer, Snowboarder, Free- und Slopstyler, eben alles, was verletzungsträchtig ist. Ausgenommen sind die Bereiche Biathlon und Langlauf, die unkomplizierter sind.

Wie weit sind die Austragungsorte voneinander entfernt, können die Teilnehmer den Olympischen Geist auch leben?

Hörterer: Die Speed-Disziplinen gleichen mehr einem Worldcup-Rennen mit Behinderung durch das IOC. So formulierte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier seine Kritik am Austragungsort. Denn der Spirit geht völlig verloren, weil die alpinen und die technischen Disziplinen voneinander getrennt sind. Gemeinsam marschieren sie nur ein. Es gibt zwar ein Olympiadorf, doch dies ist für die Abfahrer viel zu weit weg. Die brauchen ein eigenes Quartier. Und die Slalomfahrer reisen erst kurzfristig an und sind dann wieder weg. Damen und Herren kommen eigentlich gar nicht zusammen.

Das Medizin-Team von Hubert Hörterer (m.)/ Foto: H. Hörterer

Die Russen kommen wegen des Staatsdopings in Sotschi vor vier Jahren nur mit einer reduzierten Mannschaft. Sie waren auch in Sotschi Supervisor, ist Ihnen nichts aufgefallen?

Hörterer: Das wurde sehr professionell aufgezogen. Der Kronzeuge, der das Staatsdoping ans Tageslicht brachte, Grigorij Rodtschenkow, der ehemalige Chef des Moskauer Labors, war bei uns lange im medizinischen Komitee. Wir haben uns immer gefragt, was macht der, was tut der? Aber am Schluss hatten wir den Eindruck, dass er sich nicht mehr mit den Manipulationen, die aber erst später bekannt wurden, identifizieren kann.

Das hatte nichts mit uns zu tun, aber mit dem IOC und der Wada, der Welt-Doping-Agentur. Was da jetzt mit den fehlerhaften Urin-Probenbehältern vom ARD-Doping-Experten Hajo Seppelt aufgedeckt wurde, ist ungeheuerlich. Es ist eine riesige Ohrfeige für das IOC, wenn Fläschchen manipulierbar sind. Dann brauche ich keine Dopingkontrollen mit riesigem Aufwand.

Wird denn im Alpinsport auch gedopt?

Hörterer: Bei den Alpinen spielt das weniger eine Rolle. Denn Anabolika, wie es vor ewigen Zeiten einmal zum Muskelaufbau eingesetzt wurde, ist heute leicht zu entdecken und längst vorbei. Bei den Ausdauerdisziplinen im nordischen Bereich der FIS ist die Analytik inzwischen sehr gut. Aber die Gegenseite wird immer findiger.

Vielen Dank für das Gespräch.


Wiesseer CSU gegen Heizkraftwerkstandort

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Nicht nur bei Wiesseer Anliegern stößt das Sechs-Millionenprojekt neben dem Badepark auf Ablehnung. Nun fordert auch die CSU eine erneute Diskussion über das Heizkraftwerk im Kurviertel.

Fotomontage des geplanten Heizwerks am Badepark.(Quelle: Gemeinde Bad Wiessee)

Bei der „Interessengemeinschaft gegen den geplanten Standort des Heizwerkes“ formiert sich der Widerstand offensichtlich mehr gegen den Verkehrslärm bei der Lkw-Anfuhr der Hackschnitzel-Container und gegen die Abgase des Heizwerks. Diese würden das Kurviertel belasten und Gäste wie Bewohner der benachbarten Häuser „erheblich“ stören. Daher werde dringend gebeten, die Planungen zu überdenken. Ansonsten würde man „juristische Hilfe in Anspruch nehmen“.

Beistand kommt nun von der CSU im Gemeinderat, wenn auch aus anderen Motiven, wie Fraktionssprecher Kurt Sareiter ausdrücklich betont. In seinem Sieben-Punkte-Antrag, den nur noch Ingrid Versen unterschrieben hat, die anderen Kollegen würden sich „noch bedeckt“ halten, fordert Sareiter einen anderen Standort. „Denn ein unmittelbar an den Badepark angrenzendes Heizkraftwerk verhindere in einigen Jahrzehnten den Neubau des gesamten Badeparks“, falls dieser einmal notwendig werde.

Standort neben Badepark wäre “unverantwortlich”

Dann stehe dieses Grundstück am Breitenbach nicht mehr zur Verfügung. Mit dem Bau des neuen Jodbades für „insgesamt 9,54 Millionen Euro“ sei auch eine Ausdehnung des Badepark nach Westen nicht mehr möglich. Schließlich hätten derzeit die Planungen des Arbeitskreises für die dringend notwendige „Sanierung und Modernisierung“ des Badeparks begonnen.

Es ist deshalb unverantwortlich, die einzig verbliebene Grundstücksfläche an der Nordseite des Badeparks jetzt für den Neubau des Heizkraftwerkes zu verwenden.

Da dies im „Zentrum des neuen Kurviertels“ stehe, „muss der Standort nochmals auf den Prüfstand“. Behandelt werden soll der CSU-Antrag in der nächsten Sitzung des Gemeinderats am 22. Februar. Das geplante Heizkraftwerk für sechs Millionen Euro soll die Umwelt mit Emissionen entlasten, wie das beauftragte Ingenieurbüro EST in Miesbach errechnet hat. Es hält eine Einsparung von 1,5 Millionen Litern Heizöl pro Jahr für möglich.

Zwei Edelstahlkamine – “nicht unbedingt ein Wahrzeichen des Kurviertels”

Zudem wäre eine Hackschnitzelheizung auch eine Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe, sagen die Befürworter des einzig verbliebenen Standorts für den Biomassekessel. Das geplante 24 auf 16 Meter große Technikgebäude hat eine Höhe von sechs Metern und reicht sieben Meter in den Untergrund. Zwei hohe Edelstahlkamine seine „nicht unbedingt ein Wahrzeichen des Kurviertels“, bemängelt die Interessengemeinschaft.

Großabnehmer im Kurviertel sollen über eine Ringleitung mit Wärme versorgt werden. Noch aber ist völlig offen, wer diese sein sollen. Denn die Sports Medicine Excellence Group (SME), die nun mit „dem Startschuss für das Jahrhundertprojekt“ auf dem Jodbadgelände“ begonnen hat, hat sich als unmittelbarer Nachbar bereits gegen einen Anschluss ans Nahwärmenetz entschieden. Dies rentiere sich aber nur, wenn es genügend Abnehmer gebe, sagen die Planer. Somit steht das Heizkraftwerk vorerst ohnehin auf tönernen Füßen.

„Glück auf“ bei der Schlüsselübergabe

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Während der Abriss des alten Jodbadgebäudes weiterging, wurde mit einer offiziellen Schlüsselübergabe im Pavillon der Verkauf des Gemeindeareals für sieben Millionen Euro an die Sports Medicine Excellence Group (SME) medienträchtig inszeniert.

Felix Penner, künftiger Gastronom, SME-Geschäftsführer Florian Kamelger, Bürgermeister Peter Höß und seine Vize Robert Huber besiegeln die
Grundstücksübergabe mit Champagner.

Vorausgegangen war eine Pressemitteilung der Schweizer Investoren, in der sie von einem „Meilenstein“ für Bad Wiessee sprachen. Mit dem Ziehen der Option, der Bezahlung des Kaufpreises und dem Beginn der Abbrucharbeiten sei nun auch der bauliche Startschuss für das „Jahrhundertprojekt“ gegeben.

SME realisiere auf dem alten Jodbad-Gelände ein Aktivitätshotel mit 121 Zimmern, ausgedehntem Spa, Wellness und Sportbereich, gehobener Gastronomie sowie angegliedertem medizinischen Funktionsgebäude. „Wir freuen uns sehr, dass es nun endlich mit dem Bau losgeht“, so Florian Kamelger, Geschäftsführer des Schweizer Unternehmens. „Nach nunmehr zweieinhalb sehr intensiven Jahren der Planung und dem mit der Baugenehmigung abgeschlossenen Verfahren geht es jetzt an die Umsetzung des Projektes“.

Mit dem Spatenstich für das Bauvorhaben sei im Jahr 2018 zu rechnen, trotz leichter Verzögerungen im Baugenehmigungsverfahren im vergangenen Jahr. „Man ist gut in der Zeit und visiert eine Eröffnung Ende 2020 an. Beim Abbruch des alten Jod-Schwefelbades beginne man zunächst den innenliegenden Gebäuden, um sich dann nach außen zu vorzuarbeiten, damit man den Abbruchlärm so weit wie möglich für die Nachbarn reduzieren könne.

Höß froh über Zeitgewinn

Bei der offiziellen Schlüsselübergabe am Nachmittag vor der Wandelhalle meinte Kamelger, Zweifel würden erst dann verstummen, wenn das Aktivitätshotel eröffnet werde. „Ich bin dem Bürgermeister Peter Höß dankbar, dass er nie an uns gezweifelt hat“. Zu den Verzögerungen um ein Jahr meinte Kamelger, bei solch einem Großprojekt müsse man bei den Ausführungsplanungen mit zeitlichen Verschiebungen leben können.

Beim Abriss des alten Jodbades werde bewusst von innen nach außen gearbeitet, um den Abbruchlärm in Grenzen zu halten

Höß zeigte sich zufrieden über den Zeitgewinn von einem Jahr, „weil wir mit unserer Heilwasserversorgung für die Interimslösung noch nicht so weit waren“. Nun gehe alles Hand in Hand. Nachdem die Münchner Mettler-Gruppe und Kull&Weinzierl als Kapitalgeber ausgefallen waren, war Höß erfreut darüber, „dass SME mit Hilfe der Banken“ das Millionenprojekt auf dem 18.000 Quadratmeter großen Areal nun “alleine finanzieren“ könne. Die Abbruchkosten, die von der gemeinde zu tragen sind, bezifferte Höß auf “unter einer Million Euro”.

Mitarbeiterhaus für andere “offen”

Felix Penner, der nun als Chief Hospitality Officer der SME-Geschäftsleitung angehört verantwortet den Bereich Gastronomie im künftigen Hotel und der Wandelhalle. „Mit der beschäftige mich schon seit 2014“. Für ihn als Gastronom sei nun die „Plausibilität“ gegeben, „denn ich weiß schon, wie das einmal aussehen wird“. Er hofft, vom Weihnachtsgeschäft Ende 2020 noch gastronomisch profitieren zu können.

Zu seinen weiteren Plänen auf nun seinem eigenen Areal sagte Kamelger, dass das Mitarbeiterhaus anstelle der Sportarena in einem zweiten Bauabschnitt folgen soll. Es stehe auch Mitarbeitern anderer Hotels zur Verfügung, wenn es nicht durch eigene Angestellte ausgelastet sei, so Kamelger. Auf alle Fälle aber sei die Nutzung des Hauses zweckgebunden. Eigentumswohnungen dürften dort nicht entstehen.

Nach der Übergabe des Schlüssels wurde auf eine gemeinsame Zukunft angestoßen und der Blick auf die Umsetzung des Großprojekts gerichtet: „Glück auf, dass alle wieder gesund hier den Arbeitsplatz verlassen“.

Selbst bauen, statt verkaufen

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Dass es auch anders geht, beweisen Simone und Victor Schnorr. Das Hoteliers-Ehepaar betreibt das 19-Zimmer-Hotel im Sapplfeld von Bad Wiessee. Dem Bauausschuss lag nun ihr Antrag zum Bau von Personalwohnungen vor.

Dieser Altbau In der Wihr 3 wird abgerissen und durch den Neubau eines Gäste- und Personalwohnhauses für das Landhaus am Stein ersetzt.

Der Antrag auf Vorbescheid wurde bereits im Juli vergangenen Jahres gestellt. Nun folgte der Bauantrag zum Abbruch eines Wohnhauses und Neubau eines Gebäudes, die Aufstockung der Garagen sowie der Neubau von Tiefgaragen unter der Adresse In der Wihr 3 und 5. Auf dem Nachbargrundstück betreiben die Antragsteller ihr Hotel „Landhaus am Stein“.

Das Grundstück mit dem verwaisten Mehrfamilienhaus, das abgerissen werden soll, bekamen sie noch zu Lebzeiten von einer Witwe, die vor vier Jahren verstarb und zu der sie „einen guten Draht hatten“, wie die Hoteliers Schnorr gegenüber der Tegernseer Stimme erklärten.

Erst der Abriss dann der Neubau

Die alte Dame räumte ihnen das Vorkaufsrecht für das Grundstück ein. „Obwohl da auch Bauträger dran waren, die viel mehr bezahlt hätten“, erzählte Simone Schnorr. Nun planen sie dort nach dem Abriss des schon sehr in die Jahre gekommenen Hauses – der Putz bröckelt, die Fensterläden hängen schief – den Neubau eines Gäste- und Personalwohnhauses mit Tiefgarage.

Auf dem Nachbargrundstück sollen die bestehenden Garagen aufgestockt werden. Ursprünglich war dort ein Tagungsraum geplant, nun werden dort ein Gästezimmer und eine Suite entstehen. „Sonst hat sich zum ursprünglichen Vorbescheid nichts verändert“, bestätigte Bauamtsleiter Helmut Köckeis vor dem Bauausschuss.

Selbst bauen, statt verkaufen

Somit bleibt es im Neubau bei sechs „kleinen“ Personalwohnungen und gegenüber bei vier Suiten, einem Gästezimmer und einer Betreiberwohnung. Die „Appartements für das Personal sollen eine Größe von jeweils 40 Quadratmetern haben“, erklärte Victor Schnorr gegenüber der TS, „denn ohne Zimmer bekommt man kein adäquates Personal mehr“. Definitiv sollen später daraus auch keine Ferienwohnungen werden, versicherten die Hoteliers.

Die drei Garagen In der Wihr 5 sollen mit einem Gästezimmer und einer Suite aufgestockt werden.

Verbunden werden die beiden Gebäude In der Wihr durch eine Tiefgarage mit 15 Stellplätzen. Fünf weitere soll es oderirdisch geben. Dies sei auch ein Beitrag zur bestehenden Stellplatzsituation. Eine Diskussion über den Bauantrag gab es nicht im Ratssaal. Alles war schon im vergangenen Jahr gesagt. Es sei eine Optimierung eines langjährig bestehenden touristischen Betriebes, so Bürgermeister Peter Höß (FWG) damals. Solche Häuser brauche man in dieser Größenordnung, empfahl Kurt Sareiter (CSU) seinerzeit die Planungen.

Für Markus Trinkl (FWG) war das Landhaus am Stein „ein Zugpferd“. Man könne froh sein, dass es Leute in Bad Wiessee gebe, die immer noch in Gästezimmer investieren würden. Auch Robert Huber (SPD) fand es ein „schönes Signal“, wenn Grundstücke verschmolzen statt verkauft würden. Einzig Bürgermeister Höß war aktuell am Ratstisch vernehmbar. Er begrüßte die baulichen Veränderungen, denn damit „wird das touristische Angebot verbessert“. Einstimmig folgte ihm der Bauausschuss.

Westansicht des Neubaus mit den sechs Personalwohnungen, den Suiten und
einem Gästezimmer /Planskizze: Landhaus am Stein

Ortsbild hat Vorrang

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Noch hat der Kurort idyllische Flecken. Doch dafür rennen Interessenten der Gemeinde inzwischen „die Türen ein“. Vergeblich versuchte ein Grundstückseigentümer am Fritz-von-Miller-Weg Baurecht zu erlangen. Denn ein Dammbruch könnte die Folge sein, kontert das Bauamt. Doch nicht jeder Gemeinderat sieht das so.

Im Außenbereich des Fritz-von-Miller-Wegs will ein Eigentümer links davon sein Grundstück bebauen

Die Lage ist mehr als einmalig. Nach Süden besteht freier Blick auf den Wallberg und auf ein Naturschutzgebiet mit 5.000 Quadratmetern. Rückwärtig herrscht auf der einen Seite Friedhofsruhe und in Richtung Nordwesten steht ein einziges Haus mit Ferienwohnungen. Selbst der Weg als Sackgasse ist nur für den Anlieger, Fußgänger und Radfahrer freigegeben. Etwa hundert Meter entfernt schlängelt sich der Radlmaierweg mit einem Haus zum Bergfriedhof hoch.

Und in dieser leichten Hanglage möchte der Eigentümer des 1.900 Quadratmeter großen Grundstücks ein Mehrfamilienhaus errichten. Dafür braucht er die Ausweisung von Baurecht, da sich die Traumlage im Außenbereich befindet, wie Bauamtsleiter Helmut Köckeis gegenüber dem Bauausschuss klarstellt. Das Handikap für den Antragsteller: Sein Grundstück unterliegt dem Flächennutzungsplan, den die Gemeinde 2014 mit der Maßgabe aufstellte, „damit die Flächen unterhalb des Miller-Weges unbebaut bleiben“, so Köckeis. Denn es bestehe „kein städtebauliches Bedürfnis, Baufläche auszuweisen“.

Das einzige Haus im Außenbereich am Miller-Weg sei ein
“klassischer Ausreißer” des vergangenen Jahrhunderts

Aber laut Köckeis werde immer wieder versucht, dort etwas zu bauen. „Nur weil jemand ein Wohnhaus in diese sonnige Lage stellen will, muss die Gemeinde dort nicht Baurecht ausweisen“. Wenn sie es machen würde, könne sich das Bauamt nicht mehr vor Folgeanträgen retten. „Grundstückseigentümer aus nah und fern haben bei mir schon vorgesprochen“. Wenn man hier ein Baufenster öffnen würde, „dann ist dort oben die Hölle los“, befürchtet Köckeis. Außerdem sei der Miller-Weg nur beschränkt Fußgängern und Radfahrern gewidmet und nicht in der Lage, zusätzlichen Verkehr aufzunehmen. Deshalb könne er als Bauamtsleiter den Antrag nicht befürworten.

Anders sieht das Florian Sareiter (CSU). Denn durch die bereits bestehende Bebauung mit einem größeren Haus gegenüber ergebe sich für ihn „schon eine gewisse Problematik“, da es sich für ihn womöglich hier um eine Baulücke handeln könnte. Schließlich bestehe unweit davon am Radlmaierweg eine Bebauung. Was sind die Konsequenzen, wenn dort gebaut werde, fragt Sareiter. „Ich glaube, dass das Baurecht in der Lage durchaus seine Berechtigung hat“.

„Der Hammer fällt“

„Eine Außenbereichslage ist es definitiv“, entgegnet Köckeis. „Wenn hier jemals gebaut werden sollte, müsste die Gemeinde einen Bebauungsplan aufstellen“. Dafür müssten dann mindestens 20 bis 30 Träger öffentlicher Belange gehört und beteiligt werden. Dann komme auch die Regierung von Oberbayern mit dem Argument, „Grundstücke im Außenbereich sind möglichst von Bebauung freizuhalten“. Ein Bebauungsplan wäre daher ein Verstoß gegen die Ziele der Raumordnung.

„Damit wäre der Hammer gefallen“. Das große Haus gegenüber am Miller-Weg sei kein Bezugsfall, denn es sei irgendwann in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts einmal genehmigt worden. Dieser „klassische Ausreißer“ hätte heute keine Chance mehr auf Verwirklichung. Der Außenbereich werde heute viel strenger gehandhabt. Wenn die Gemeinde dort Baurecht einräumen würde, „rennen uns die Leute die Türen ein und der Ort würde ein fürchterliches Ende nehmen“. Als Beispiel nennt Köckeis den Ortsteil Holz. Dort müssten immer wieder Anträge „abgeschmettert“ werden. Dies würde dann am Miller-Weg „ein fürchterliches Ende nehmen. Da muss ich kein Prophet sein“.

Ortsbild hat Vorrang

Doch Sareiter lässt nicht locker. „Wir suchen doch immer Flächen, auf denen sich Familien ansiedeln können und Wohnraum für Einheimische entstehen kann“. Deswegen stelle sich für ihn die Frage, ob es dort nicht an der Zeit ist, einen qualifizierten Bebauungsplan aufzustellen, um keinen Bezugsfall für andere Flächen zu schaffen. Er könne den Wunsch, für Einheimische etwas zu schaffen, nachvollziehen, erwidert Köckeis. Für ihn sei dies weiter unten auf der Wiese an der Söllbachtalstraße möglich. Dort sei ein bebauter Bereich und die Grünfläche stelle quasi eine Baulücke dar.

Diesen Blick hätte der Grundstückseigentümer, wenn er hier bauen dürfte

Hier habe es schon vor vielen Jahren laut Köckeis planerische Idee gegeben, die aber immer „zu großen Schwierigkeiten“ geführt hätten. Aber über dieses Grundstück im Außenbereich an der Söllbachtalstraße „müsste man sich einmal Gedanken machen“. „Nicht schon wieder“, schallt es mehrstimmig aus dem Gremium am Ratstisch. „Wir sollten sorgsam mit unseren Grünflächen umgehen und darauf achten, welche Dinge wir antasten. Der Antrag für das Flurstück am Miller-Weg geht so nicht“, mahnt Bernd Kuntze-Fechner (SPD). Er meine auch, dass die Gemeinde Wohnraum schaffen müsse, aber dort oben würde man „ein Fass aufmachen“.

Auch wenn der Wunsch des Eigentümers mit seinem Antrag auf Baurecht nachvollziehbar sei, „so hätten die öffentlichen Belange, das Orts- und Landschaftsbild zu schützen, Vorrang“, zitiert Bürgermeister Peter Höß (FWG) den Beschlussvorschlag. „Eine Neuausweisung von Baurecht am Fritz-von-Miller-Weg würde den ganzen Ort in eine unerfreuliche Bezugsfallsituation bringen“. Mit 8:1 Stimmen wird der Bauantrag abgelehnt. Florian Sareiter bleibt seiner Linie treu.

Misst Wiessee mit zweierlei Mass?

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Ein geplanter Neubau am Wiesseer Bergerweg fand im Bauausschuss keinen Zuspruch: er hatte den Giebel in der falschen Richtung. Doch genau das hatten die Gemeinderäte Jupp Brenner bei seinem Brenner-Park vor Jahren erlaubt. Und nicht nur da.

Im Vordergrund des Bestandsgebäudes soll ein Neubau mit drei Wohnungen und Tiefgarage entstehen.

Es hätte für den Bauantrag zum Neubau eines weiteren Wohnhauses mit Tiefgarage auf dem Hanggrundstück alles gepasst: die Kubatur mit 19 auf 12 Metern, die geringere Höhe, die Stellplätze in der Tiefgarage, die Abstände zu den Nachbarn. Doch die Nord-Süd-Ausrichtung des Giebels passte den Gemeinderäten nicht ins Bild. „Man könnte sicher verlangen, dass sich der Giebel mit einer Ost-West-Ausrichtung in das Umfeld einfügt.“, schlug Bauamtsleiter Helmut Köckeis vor.

Aber mit einer Drehung des Giebels und den nötigen Abständen zu den Nachbarn bleibe dann nur noch ein Haus mit bestenfalls zwei Wohneinheiten. Doch der Bauwerber hat auf dem stark geneigten Hang, auf dem bereits ein Wohnhaus steht, Größeres vor.

Auf dem unteren Teil seines Grundstücks will er ein weiteres mit drei Wohneinheiten und einer Tiefgarage errichten. Diese soll in den Hang integriert werden, darüber würden zwei Etagen entstehen. „Von der Talseite im Osten wäre daher ein dreigeschossiges Gebäude erkennbar. Die Nachbarn im Westen würden nur zwei Geschosse erkennen“, so Köckeis. Kurt Sareiter (CSU) bemängelt allerdings:

Besonders schön schaut es aber nicht aus.

Das bereits bestehende Haus mit vier Einheiten werde derzeit nur als Einfamilienhaus genutzt. Dennoch müssen dafür neun Stellplätze nachgewiesen werden. Vier davon würden durch den Neubau entfallen. Deshalb müssten sie dann mit weiteren Stellplätzen in der Tiefgarage nachgewiesen werden. „Dies ist definitiv erfolgt. An der Stellplatzproblematik kann das Vorhaben nicht scheitern. Auch nicht an den Abständen zu den Nachbarn“.

Gegenüber im Bergerweg stehen jedoch Häuser mit verschiedenen Giebelausrichtungen.

Deren „ziemlich mächtige Bauten“ könnten als Bezugsfälle dienen. Deshalb habe der Bauherr deren Kubatur in Größe und Breite auch für sich reklamiert. Ein Zugeständnis habe er in der Höhe des Bauwerks gemacht, es sei niedriger geworden. Derzeit liege der First des Neubaus wegen des Geländeverlaufs drei bis vier Meter unter der Firsthöhe des Bestandsgebäudes.

Drehen oder nicht drehen, ist hier die Frage

Doch beim Ortstermin hat sich laut Köckeis gezeigt, dass nicht alle Ausschussmitglieder mit der Größe des Bauwerks einverstanden waren. Gewünscht würde eine kleinere Ausführung mit der Drehung des Giebels. Dies würde für das Ortsbild positiver wirken. Bürgermeister Peter Höß (FWG) gab allerdings zu bedenken, „dass der Antragsteller sein Vorhaben baurechtlich durchsetzen könnte“.

Zudem würde eine Drehung für den Nachbarn im Norden keine Verbesserung bringen. Bernd Kuntze-Fechner (SPD) störte sich daran, dass da „etwas querliegt, wenn alle anderen Häuser eine gewisse Ausrichtung haben“. Doch Köckeis wandte ein, dass mit einer Drehung des Giebels und den nötigen Abständen zu den Nachbarn bestenfalls nur noch ein Haus mit zwei Wohneinheiten übrigbleiben würde.

Bei den Tegernsee Villen in Bad Wiessee, dem früheren Brenner-Park, stehen die Giebel auf engstem Raum kreuz und quer.

Aber ein Blick vor Ort zeigt, dass in unmittelbarer Nachbarschaft gegenüber am Bergerweg durchaus unterschiedliche Ausrichtungen der Giebel möglich sind. Ost – West wie Nord – Süd. Beim ehemaligen Brenner-Park, den jetzigen Tegernsee-Villen, ist es ähnlich. Auch dort spielten die Giebelausrichtungen keine Rolle: sie zeigen eng nebeneinanderstehend in zwei verschiedene Richtungen. Doch was für den einen in Wiessee gilt, gilt offenbar nicht unbedingt für den anderen.

Lobend erwähnte Köckeis die Lösung mit den Stellplätzen. „Am Bergerweg gibt es vermutlich kein zweites Gebäude, das seinen Stellplatznachweis so vorbildlich erfüllt“. Denn nachts, so Höß, sei der Bergerweg meist zugeparkt. Doch es half nichts. Der Baukörper muss wegen der Einheitlichkeit der Giebelrichtungen gedreht werden. Zudem soll sich die Kubatur am Bestandsgebäude orientieren. Somit fand der Bauantrag in den Augen des Bauausschusses keine Gnade.

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