Quantcast
Channel: Klaus Wiendl – Tegernseerstimme
Viewing all 1570 articles
Browse latest View live

Marianowicz verkauft Privatklinik Jägerwinkel

$
0
0

Großes hatte Martin Marianowicz in Bad Wiessee noch vor. Er wollte seine Privatklinik Jägerwinkel um einen Trakt für betreutes Wohnen erweitern. Doch nun kommt überraschend die Mitteilung, dass die Berliner Oberberggruppe die Wiesseer Klinik übernehmen will.

Martin Marianowicz will seine Privatklinik Jägerwinkel verkaufen

Laut Pressemitteilung will die Oberberggruppe ihren Klinikverbund in Deutschland ausbauen und es um das medizinische Spektrum des „Jägerwinkels“ vergrößern. Mit ihren aktuell dann zehn Kliniken sei die Oberbergruppe in den Bereichen Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie tätig. Erwachsene, Jugendliche und Kinder würden in offenen, individuellen und intensiven Therapiesettings behandelt werden.

„Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centern, korrespondierenden Therapeuten und Selbsthilfegruppen“, so der Pressetext. Für ein Gespräch war Marianowicz nicht zu erreichen, doch via Oberberg Gruppe lässt er mitteilen:

Die Oberberggruppe teilt die medizinische Philosophie unseres Familienunternehmens und verfügt deutschlandweit über ein etabliertes Netzwerk aus Kliniken, Tageskliniken, Oberberg City Centern und erstklassigen Therapeuten. Mit diesem starken und traditionsreichen Partner verfolgen wir unsere Vision einer ganzheitlich-innovativen Medizin mit starkem Fokus auf Schmerzbehandlung weiter.

Yvonne Marianowicz als Geschäftsführerin ergänzt: „Die Gruppe ermöglicht es uns, Kompetenzen zu bündeln und das operative Geschäft bundesweit mit dem Ansatz der Marianowicz Medizin voranzutreiben.“ Martin Marianowicz werde als Ärztlicher Direktor gemeinsam mit Yvonne Marianowicz die Integration der Klinik in den Verbund der Oberberggruppe aktiv begleiten.

Darüber hinaus werde der bisherige Klinikchef des Jägerwinkels den deutschlandweiten Auf- und Ausbau einer interdisziplinären Behandlung nach seinem medizinischen Konzept an bestehenden und neuen Standorten der Oberberggruppe strategisch unterstützen.

Die Privatklinik Jägerwinkel hat laut Pressemitteilung 73 Betten mit mehr als 120 Mitarbeitern. Die Spezialklinik ist in den Bereichen Orthopädie, Psychosomatik, Innere Medizin und Kardiologie tätig. Ein Hintergrundbericht folgt.


Was wird aus den Klinik-Plänen von Marianowicz?

$
0
0

Noch im März befasste sich der Gemeinderat von Bad Wiessee mit Erweiterungen der Privat-Klinik von Martin Marianowicz. Gegenüber sollte nicht nur eine Anlage für betreutes Wohnen entstehen, auch den „Jägerwinkel“ wollte er erweitern. Kommt es nun zu einem weiteren Rückzieher des Mediziners, wie zuletzt in Tegernsee?

Martin Marianowicz verkauft Privatklinik Jägerwinkel – offen bleiben nun viele Frage

Für Schlagzeilen sorgte Marianowicz, als er im November 2016 verkündete, sich als Betreiber einer großen Schmerzklinik in Tegernsee zu engagieren. Zusammen mit Klaus Dieter Burkhart, dem Chef des Deutschen Zentrums für Frischzellentherapie, stellte er die Pläne für ein Sanatoriums- und zwei Klinikgebäude in der Perronstraße vor. Auf dem ehemaligen 1,5 Hektar großen Areal, das einst der Vereinsbank gehörte, hatten beide großfliegende Pläne in Tegernsee-Süd. Insgesamt 145 Betten sollen dort entstehen, 110 davon wollte Marianowicz belegen.

Es herrschte eitel Sonnenschein, auch im Stadtrat von Tegernsee. Denn zuvor war bereits ein Hotelprojekt der A-ja-Gruppe geplatzt. Die beiden Mediziner sollten es nun richten, entsprechende Namen als Reverenz hatten sie ja. Doch schnell platzten die Träume. Im April 2017 stieg der 64-jährige Orthopäde „wegen unüberbrückbarer Differenzen aus dem Projekt aus. So wie das jetzt geplant ist, hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich habe einen guten Ruf, den ich auch behalten möchte.“ Nach Burkharts Lesart habe es wegen der „Wirtschaftlichkeit Differenzen gegeben“.

Erweiterungspläne auf Eis gelegt?

Geschah der Bruch, weil Marianowicz in Wiessee seine Klink-Pläne mit Erweiterungsbauten vorantreiben wollte und Tegernsee sonst zu einem Finanzrisiko zu werden drohte? Dies bietet Raum für Spekulationen, denn eine konkrete Stellungnahme dazu blieb Marianowicz bislang schuldig. Dafür bekam der Gemeinderat von Bad Wiessee ständig neue Entwürfe auf den Tisch. Aktuell hat die Privatklinik 73 Betten. Laut den Plänen des Bauherrn könnten es nach der Umgestaltung und dem geplanten Neubau gut 95 Zimmer werden. Zusätzlich plante Marianowicz eine Art Ärztezentrum, in dem ein Spektrum von Kardiologie über Orthopädie und Neurologie abgedeckt werden soll. Sogar einen Akutbereich mit Liegend-Anfahrt und 24 Zimmern soll es nach dem Umbau geben. 

Parallel will der Unternehmer am gegenüberliegenden Schmerbachgrund ein Haus mit 15 Appartements für betreutes Wohnen bauen lassen. Langfristig soll so die Zahl der Klinik-Mitarbeiter von aktuell 120 auf 150 steigen. Insgesamt 80 Stellplätze braucht die Klinik dann für Kunden, Gäste und Angestellte. Die Eröffnung des “neuen” Jägerwinkels sollte frühestens 2020 sein. Zu sehen ist bislang nichts davon.

Hinweis an die TS bringt Stein ins Rollen

Stattdessen erreichte die Tegernseer Stimme vor Tagen ein Hinweis, dass der Jägerwinkel an die Oberberg Gruppe mit Sitz in Berlin verkauft worden sein soll. Auf die Anfrage nach dem Gespräch der TS mit Marianowicz folgte nun die Bestätigung: „Mit der Übernahme der Privatklinik Jägerwinkel wird das medizinische Spektrum der Oberberg Gruppe erweitert“. Marianowicz bleibt dem Jägerwinkel erhalten. Er soll als „ärztlicher Direktor“ gemeinsam mit seiner Frau „die Integration der Klinik in den Verbund der Oberberggruppe aktiv begleiten“.

Ob die neuen Eigentümer Marianowicz’s Pläne zur Erweiterung des Jägerwinkels und den Neubau für ein betreutes Wohnen vorantreiben werden, bleibt die Pressemitteilung schuldig. Sie gibt keinen Hinweis darauf. Dies dürfte auch für die Gemeinde Bad Wiessee von Interesse sein. Doch Bauamtsleiter Helmut Köckeis hatte am Donnerstag noch keine Hinweise auf die neuen Eigentümer. Diese verweisen auf die mehr als 120 Mitarbeiter der Privatklinik. Doch bei diesen geht inzwischen die Sorge um, wie einer die TS fragt: „Wie viele Mitarbeiter müssen gehen? Was sollte diese Aktion mit dem betreuten Wohnen“? Fragen, die die Oberberg Gruppe bald beantworten sollte.

Erster Blick aufs Polizeibootshaus

$
0
0

Ursprünglich sollte das neue Bootshaus der Polizei schwimmend jedem Hochwasser trotzen. Nun steht es größtenteils am Ufer von Bad Wiessee. Und das hat einen Grund.

Zwischen Wiesseer Yachtclub und Breitenbachmündung ist das neue Polizeibootshaus kurz vor der Fertigstellung.

Wie ein Katamaran sollte der erste Entwurf für die Garage des Polizeibootes aus Eisen und Stahlblech auf dem Tegernsee schwimmen, um sich jeden Wasserstand anpassen zu können. Zwei sogenannte Dalben, an den Längsseiten in den Boden gerammte Pfähle, hätten die Hütte tragen sollen. Die Außenschalung mit fünf Fenstern an beiden Längsseiten sollte aus unbehandeltem Holz sein. Dies war der ursprüngliche Plan, der auch 2017 noch galt, als erstmals die Bautafel des Freistaats Bayern aushing.

Doch Anfang 2018 wurden die Pläne der Münchner Architektin Claudia Schreiber über Bord geworfen. „Man ist zu der Überzeugung gekommen, dass diese Planung zu aufwändig wäre“, erklärte damals Tegernsees Bauamtsleiterin Bettina Koch. Die Stadt ist für alles zuständig, was sich am See und seinem Ufer abspielt. Schreiber entwarf eine neue Variante. Nun steht das Bootshaus überwiegend an Land, auf Schwemmland.

Nach anfänglichen Verzögerungen nimmt das Bootshaus jetzt die endgültige Form an. Zwar verstellt ein Gerüst noch den kompletten Blick auf den Holzbau, doch die Konstruktion ist bereits gut erkennbar. Die Holzfassade wird von fünf Fenstern an beiden Längsseiten unterbrochen. Es ist laut Plänen 15,50 Meter lang und 7,60 Meter breit. Die Wandhöhe wird mit 4,60 Metern angegeben. Das Haus mit einer Spundwandkonstruktion mit Holzpfählen und einer Stahlbeton-Bodenplatte bekommt einen festen Holzsteg, an dem das Boot bei höherem Wasserstand festgemacht wird.

Reichen 450.000 Euro an Kosten?

Bis zu einem Wasserstand der Meldestufe 3 könne das Boot in der Garage bleiben, heißt es im Staatlichen Bauamt Rosenheim. Danach werde es am Steg festgemacht. Die Arbeiten seien nun im Zeitplan „und gehen gut voran“, sagt Martin Langner in Rosenheim. „Die Fertigstellung des Gebäudes ist bis Ende September vorgesehen. Die Übergabe an die Polizei geht mit der Fertigstellung einher“.

Mit dem Landbau würde sich der Freistaat „erhebliche Kosten einsparen“, doch wieviel genau und was das Bootshaus wirklich kostet, ist dem Bauamt nicht zu entlocken. Auf die kursierenden 450.000 Euro wollte sich zuletzt Astrid Moll, die die Bauarbeiten koordiniert, nicht öffentlich festlegen. „Hinsichtlich der Kosten versichern wir, dass wir wie bei allen unseren Baumaßnahmen die uns anvertrauten Steuergelder sinnvoll und wirtschaftlich verwenden“. Bislang war von 450.000 Euro die Rede.

Der Holzbau steht auf einer Spundwandkonstruktion und teils im Wasser. Was noch fehlt ist ein Steg, an dem das Polizeiboot bei Hochwasser angebunden wird.

Nachdem der Freistaat 2016 bereits 60.000 Euro für das neue Dienstboot „WSP 44“ ausgeben hatte, war klar, dass auch ein neues Bootshaus her musste. Bislang steht ein marodes am Rottacher Schorn – viel zu weit weg von der Dienststelle in Bad Wiessee. Den Grund für das neue Bootshaus an der Breitenbachmündung, den bisher der Yachtclub Bad Wiessee gepachtet hatte, stellt Herzog Max in Bayern zur Verfügung. In wenigen Wochen haben die Polizisten nur noch einen kurzen Weg zum Boot. Die neue Bootshütte ist nur rund 600 Meter Luftlinie von ihrer Dienststelle am Hügelweg entfernt.

Ihr bisheriger Chef, Wilhelm Sigel, der sich sehr für den neuen Standort ins Zeug gelegt hatte, erlebt die Einweihung des neuen Dienstgebäudes nicht mehr in offizieller Mission. Nächste Woche geht er in Ruhestand. Doch ist davon auszugehen, dass er sich die Taufe nicht entgehen lassen will. Denn lange genug war die Verwirklichung rund um den See umstritten. Dies ist nun ausgestanden.

Rottacher Monsterbauten als neue „Heimat“

$
0
0

Während man im Rottacher Rathaus die Abänderungen noch strikt ablehnt, hat der Verkauf von Wohnungen des jahrelang umstrittenen Bauvorhabens in der Werinherstraße 2 bereits begonnen. Eigentümerin ist die W2 Verwaltungs GmbH. Doch wer liegt im ständigen Clinch mit der Gemeinde?

Ein Rückbau des Projekts scheint nicht mehr möglich zu sein / Quelle: Klaus Wiendl

Wie berichtet, schmetterte zuletzt der Ortsplanungsausschuss die Anträge der W2 Verwaltungs GmbH auf nachträgliche Änderungen ab. Die Grünwalder Firma wollte sich unter anderem auch eine veränderte Dachneigung und Erhöhung des Gebäudes auf 9,44 Meter amtlich bestätigen lassen. Doch die „dreisten Planänderungen“ gingen nicht durch. Im Ausschuss wurden auch Stimmen nach einem „Rückbau“ laut. Der Ball liegt nun beim Landratsamt.

Aber der Bauherr hat bereits vollendete Tatsachen geschaffen. Ein Rückbau scheint nicht mehr möglich. Denn beide Mehrfamilien- und Einfamilienhäuser sind eingedeckt, die Verkaufsmaschinerie läuft auf Hochtouren. Namhafte Immobilienagenturen sind in das Geschäft mit den beiden Mehrfamilienhäusern eingestiegen. Die Hochglanzwerbung verheißt das Edelste vom Edlen, auch Matteo Thun wird als „Architekt der Träume“ aufgeführt. Zum Verkauf stehen acht „Appartements“ mit bis über 200 Quadratmetern. Die insgesamt 32 Tiefgaragenplätze werden ebenso von den angeschlossenen Einfamilienhäusern genutzt, die im Privatbesitz bleiben. Das zweistöckige „Basement“ mit Swimmingpool im Tiefgeschoss hat an die 300 Quadratmeter. 6.000 Quadratmeter Ufergrundstück werden damit versiegelt.

„Heimat“ in Millionärslagen

Doch die Krönung setzt dem Ganzen der Name der Wohnanlage auf: sie wird als „Heimat“ angepriesen. „Home is where you don’t have to explain yourself“. Was so viel heißt wie: „Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss“. Die ganze Werbung ist in Englisch gehalten, „Heimat“ ist der einzig deutsche Begriff. Da ist von „Lake Houses“ die Rede, von Masterplan, von Equipment and Energy Concept. Schöne Fotos aus dem Tal sollen das Gefühl von Heimat vermitteln, „da samma dahoam“. Dem Klientel soll offensichtlich das Gefühl der Zugehörigkeit mit dem Kauf einer Wohnung unmittelbar am See vermittelt werden.

Initiiert wurde das Projekt, das den Gemeinderat über Jahre beschäftigte, von Michael H. Hinderer. Er ist mit Peter Hinderer einer der Geschäftsführer der W2 Verwaltungs GmbH. In der Finanzbranche ist Michael Hinderer kein Unbekannter. Laut der Wirtschaftswoche ist er unter anderem auch an dem „Douglas“ – Parfüm-Unternehmen in Düsseldorf über eine Holding beteiligt. Firmenkonstruktionen führen auch in Schweizer Steuerparadiese. Hinderer soll im Hauptberuf Investmentbanker und wichtiger Akteur in der Private-Equity-Szene sein. Er selbst beschreibt sich als beratender Senior Partner bei „Castik Capital Partners“, ein „europäisches Investmentunternehmen“.

Bei so viel internationalem Business fällt der Blick auf das Kleingedruckte einer Ortplanungssatzung offensichtlich schwer. „Heimat“ ist eben da, wo man sich nicht erklären muss. Hier sind Bilder des Projekts einsehbar.

„Jägerwinkel bleibt Jägerwinkel“

$
0
0

Vergangene Woche überraschte Martin Marianowicz mit dem Verkauf seiner Privatklinik Jägerwinkel an den Oberberg-Klinikverbund mit Sitz in Berlin. Nun nennt der alte und neue Klinikchef von Bad Wiessee die Gründe seiner Entscheidung für sein „Baby“.

Martin Marianowicz verkauft Privatklinik Jägerwinkel – jetzt erklärt er warum

Er habe den Jägerwinkel nicht veräußert, weil es seiner Privatklink „schlecht gehe“. Ganz im Gegenteil, so Marianowicz gegenüber des Tegernseer Stimme, die Klinik habe sich in den letzten 15 Jahren stabilisiert. „Dem Jägerwinkel geht es hervorragend“. Für den Mediziner sei aber eine Nachfolgeregelung „ganz entscheidend“ gewesen, da die Baupläne für die Veränderungen „weiterhin auf dem Tisch“ bleiben würden. „Die wollen wir natürlich umsetzen“.

Die neuen Eigentümer wollen 35 Millionen investieren

Marianowicz plant eine Art Ärztezentrum, in dem ein Spektrum von Kardiologie über Orthopädie und Neurologie abgedeckt werden soll. Auch einen Akutbereich mit Liegend-Anfahrt soll es nach dem Umbau geben. Parallel werde weiterhin auf dem gegenüberliegenden Schmerbachgrund an einem Haus mit 15 Appartements für betreutes Wohnen festgehalten. Da es sich dabei um Investitionen von etwa 35 Millionen Euro handeln würde, könne er diese als 65-jähriger „Mittelständler“ nicht mehr alleine umsetzen. Sein Bestreben sei es aber, die angestrebten Erweiterungs- und Umbauten zu verwirklichen.

Den Worten sollen nun auch Taten folgen. „Gleich werden wir zusätzlich etwa 15 Zimmer in einem Neubau im ersten Rutsch schaffen“. Damit werde die Kapazität auf circa 90 Zimmer ausgebaut. Eine Änderung erwägt Marianowicz im Schmerbachgrund. Statt des betreuten Wohnens könne er sich dort auch „medizinische Betten“ vorstellen. Dann würden laut Marianowicz die Appartements für das betreute Wohnen im neuen „Hofgebäude“ entstehen. Dies zu entwickeln, sei man „gerade dabei“. Doch das Konzept, das der Gemeinde im Bebauungsplan vorgelegt worden sei, „wollen wir jetzt gemeinsam umsetzen“.

Sichere Arbeitsplätze zugesagt

Als „Hauptgrund“ für den Verkauf aber nennt Marianowicz, „dass der Jägerwinkel in 20 Jahren auch noch existiert und die Mitarbeiter ihre absolut sicheren Arbeitsplätze haben“. Denn in der Struktur des Jägerwinkels ändere sich gar nichts. „Meine Frau Yvonne macht weiter die Geschäftsführung und ich bleibe Ärztlicher Direktor“. Auch Logo und Name würden bestehen bleiben. Das Wichtigste sei aber für ihn, so Marianowicz, dass sich „nichts an der medizinischen Ausrichtung ändert“. Eine psychosomatische Ausrichtung werde es mit ihm als Klinik-Chef nicht geben. „Ich bin Orthopäde und Schmerztherapeut“. Er bleibe für viele Jahre in dieser Position. „Ich verlasse das Schiff nicht“. Bei seinem „Baby“ würden auch die Fachrichtungen bleiben. „Jägerwinkel bleibt Jägerwinkel“.

Jedoch habe die Oberberggruppe den Wunsch geäußert, „unser fachübergreifendes Therapiekonzept deutschlandweit auf ihren Klinikverbund übertragen zu können“. Daher ändere sich auch für ihn von den „Emotionen nichts“, sagte Marianowicz, dem eine Klarstellung sichtlich am Herzen lag. „Die Leute befürchten etwas, was nicht stattfinden wird“. Denn der Jägerwinkel soll weiterhin den Ruf von Bad Wiessee mehren.

„Rekordwert“ mit 4,3 Millionen Euro Gewinn

$
0
0

Die Vorlage der Jahresrechnung zuletzt im Stadtrat von Tegernsee machte es deutlich: Über sprudelnde Einnahmen freute sich nicht nur Kämmerer Jürgen Mienert. Er sprach von Superlativen.

In der vergangenen Stadtratssitzung legte Kämmerer Jürgen Mienert die Jahresrechnung vor.

„Nie erreichter Wert“, „Rekordwert“, „echte Gelder für künftige Jahre“, „Investitionen ohne Schuldenaufnahmen“. Mit diesen Begriffen umschrieb Tegernsees Kämmerer Jürgen Mienert seine Buchführung für 2018. Unter dem Strich könne er einen Überschuss von 4,3 Millionen Euro der allgemeinen Rücklage zuführen. Geschuldet sei dies mehreren Gründen. So seien von den geplanten Investitionen mit 2,4 Millionen Euro für 2018 nur 1,1 Millionen Euro ausgegeben worden. „Die Investitionen mussten aus verschiedenen Gründen in die Nachjahre verschoben werden“, so Mienert. Ein Grund seien die „vollen Auftragsbücher in der Baubranche“. Auch die Heizungserneuerung im Haus des Gastes sei noch nicht abgeschlossen, daher „noch nicht abgerechnet“.

„Komplett in die Nachjahre verschoben“ wurde auch die Verlegung des Spielplatzes an der Hochfeldstraße, Straßensanierungen in der Waldschmidt- und der Werinherstraße, sowie der Neubau der Felitzerbrücke über die Rottach. Dieses Gemeinschaftsprojekt mit Rottach-Egern werde erst heuer verwirklicht. Komplett neu angesetzt werden die Kosten für das neue Feuerwehrhaus. In der Bilanz niedergeschlagen habe sich auch, dass eine geplante Entnahme von 600.000 Euro aus den Rücklagen „nicht in Anspruch genommen werden“ musste.

Keine Schulden bei Investitionen

Mienerts Kasse klingelte vor allem bei den Einnahmen kräftig. Primus war die Gewerbesteuer mit 6,9 Millionen Euro. Das sind 64 Prozent mehr als noch im Vorjahr mit 4,2 Millionen Euro. „Dieses erneute Rekordergebnis führt dazu, dass die Investitionen nach gegenwärtigem Stand ohne Schuldenaufnahmen bestritten werden können“, meinte Mienert. Zugleich mahnte er aber, dass es „dringend erforderlich“ scheine, „Gelder für etwaige Steuerrückzahlungen in den kommenden Jahren zurückzulegen“.

Bei diesem Thema hakte Thomas Mandl (SPD) nach und fragte, ob die Steuerrückzahlungen ein „Haushaltsrisiko“ seien. „Noch nicht“, so Mienert. „Wenn wir es nicht ausgeben, dann nicht“, ergänzte Bürgermeister Johannes Hagn (CSU). „Wir können Investitionen wie für das Feuerwehrhaus ohne Schuldenaufnahme decken“, meinte Kämmerer Mienert. Der einzige Pferdefuß ist laut Hagn, dass für die Millionenrücklage „Verwahrgebühren“ bei der Sparkasse zu zahlen seien, was man eigentlich auch nicht wolle. „Ein Asymmetrie“ sei das, so Mandl.

Mehr auf dem Konto, mehr an „Verwahrgebühren“

Eifrig sprudelten die Einnahmen auch durch die umstrittene Erhöhung der Zweitwohnungssteuer auf 20 Prozent. Sie brachte 400.000 Euro mehr als noch 2017. „Außerdem wurden rund 30 Zweitwohnungen aufgegeben oder zu Hauptwohnsitzen erklärt“, sagte Mienert.

Auf der Ausgabenseite stiegen die Personalkosten mit 60.000 Euro auf 2,8 Millionen Euro. Erfreulich sei, so Mienert, dass die im Haushalt 2018 vorgesehenen Mittel nicht ausgeschöpft werden mussten, „da die Tariferhöhung geringer als geplant ausgefallen ist“. Mit 300.000 Euro deutlich mehr musste Tegernsee allerdings an den Landkreis abführen: Insgesamt 3,5 Millionen Euro. Da die Einnahmen aus der Gewerbesteuer aber deutlich zulegten, konnten 5,5 Millionen Euro vom Verwaltungs- dem Vermögenshaushalt zugeführt werden. „Das ist nie erreichter Wert“, versicherte Mienert.

„Sehr erfreulich“, lobte Mandl Mienerts Haushaltsführung. „Ein Rekordjahr, wenn man den Gewinn anschaut“. Die positive Entwicklung bei der Zweitwohnungssteuer sei zwar nicht der „riesengroße Wurf“, aber er gehe in die „richtige Richtung“, attestierte Peter Schiffmann (SPD). „Damit hat dann der nächste Stadtrat das Geld, das er in den Wohnungsbau investieren kann“, meinte Hagn vorausschauend. Einstimmig wurde Mienerts Jahresrechnung gebilligt.

Rottach stemmt sich gegen Maximalbebauung

$
0
0

Das „Pflegerfeld“ an der Rosenstraße ist noch Grünland. Aber nicht mehr lange. Drei Häuser könnten dort errichtet werden, darunter auch ein Mehrfamilienhaus, urteilt das Landratsamt. Doch die Gemeinde sieht das anders.

Das Pflegerfeld in der Rosenstraße soll maximal bebaut werden. / Quelle: Klaus Wiendl

Zuletzt hatte sich das Gremium Ende März mit den Vorbescheiden zum Bau von drei Einfamilienhäusern auf der grünen Wiese beschäftigt. Damals wurde bekannt, dass Anwälte als Antragsteller auftraten. Die wahren Grundstückseigentümer, ein betagtes Geschwisterpaar, hatte keine Ahnung, was auf ihrem Grundstück entstehen soll, so jedenfalls Josef S. „Das kann ich aus dem Stegreif jetzt nicht sagen“. Der 84-Jährige lebt inzwischen im Seniorenheim Schwaighof. Dafür nahm sein Tegernseer Anwalt das Heft in die Hand.

Schon seit Februar entbrennt der Streit um die geplante Bebauung. Ist die Baulinie der Häuser im Innen- oder Außenbereich? Oder ist es eine klassische Baulücke, wie das Landratsamt folgert? Wird das Pflegerfeld mit drei Häusern stark verdichtet? Offenbar ja, wie es noch im Februar aus dem Landratsamt hieß, nachdem man laut Bürgermeister Christian Köck gemeinsam vor Ort war. Genehmigt wurden nur zwei Häuser.

Landratsamt „rudert zurück“

Doch die Bauwerber ließen nicht locker. Erneut wurde ein Ortstermin mit dem Landratsamt vereinbart. Nun waren plötzlich doch drei Häuser möglich. Anastasia Stadler (CSU) zeigte sich über die Haltung des Landratsamts irritiert. Wie denn der Sinneswandel zustande gekommen sei: „Vor vier Wochen noch zwei Häuser, nun drei“. Man habe sich vor Ort täuschen lassen, versuchte Christian Köck (CSU) die Aufklärung. Das Landratsamt sei „in sich gegangen und hat zurückgerudert“.

Denn drei Häuser würden in dieser Größe und den Abständen auf das Grundstück passen. Die Gemeinde hätte das Grundstück gerne im Außenbereich gesehen, so Köck, doch das Landratsamt habe dies „anders beurteilt“. In Miesbach sei die Erkenntnis gereift, dass auf dem Grundstück drei Häuser möglich wären. Diese würden sich „in die Eigenart der umliegenden Bebauung auch einfügen“. Damit lagen dem Bauamt nun drei verschiedene Lösungsvorschläge auf dem Tisch.

Die 1. Variante zeigte drei Einfamilienhäuser mit oberirdischen Garagen. In der 2. Variante hätten zwei von drei Häusern andere Firstrichtungen. Mit der 3. Variante sollte das Maximum aus dem Grundstück herausgeholt werden: Ein Mehrfamilienhaus mit einer Tiefgarage in der Mitte, „flankiert von den beiden Einfamilienhäusern links und rechts“. Für ihn, so Köck, würden nach einem Gespräch mit dem Architekten nur die Varianten mit den drei Einfamilienhäusern „in Frage“ kommen. Die dritte Möglichkeit schließe er „kategorisch auch wegen der Nachbargrundstücke aus“. Man müsse nicht „auf Teufel komm raus alles verdichten“. Er schlage nur die 1. Variante vor, bekräftigte der Rathauschef. Ob denn eine massive Bebauung dort auch ohne Bebauungsplan zu verhindern sei, fragte Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG). „Ja“, so Bauamtsleiterin Christine Obermüller.

Hat man im Rathaus die Planungshoheit?

Nachdem das Mehrfamilienhaus vom Tisch war, ging es noch um die verschiedenen Firstausrichtungen. Diese waren für Köck „nicht in Stein gemeißelt“. Auch im Bebauungsplan müssten die Firste „nicht alle in die gleiche Richtung schauen“. Sollte sich aber das Landratsamt bei dem Mehrfamilienhaus gegen die Gemeinde stellen und das Einvernehmen ersetzen, bleibe immer noch ein Bebauungsplan oder eine Veränderungssperre, klärte Obermüller auf. Doch soweit würde es aus Sicht von Köck nicht kommen, denn das Landratsamt wolle die „ortsplanerische Sicht der Gemeinde respektieren“. In Miesbach würde man nicht „mit aller Macht die Entstehung eines Mehrfamilienhauses fordern“. Es müsse „nicht immer das „Maximum sein“, beschied Köck.

Kategorisch lehnte Josef Lang (CSU) das Vorhaben ab. „Ich werde nach wie vor keiner Variante zustimmen“, auch wenn nach der „Rechtsauffassung“ des Landratsamts das Mehrfamilienhaus „machbar“ wäre. Schultes-Jaskolla hatte „das Gefühl, dass man uns eine Maximallösung präsentiert“. Daher würde auch sie keine der Varianten befürworten. Denkbar knapp war das Ergebnis. Mit 6:5 Stimmen kamen nur die beiden Varianten der drei Einfamilienhäuser in die Endausscheidung, mit oder ohne einheitlicher Firstausrichtung.

„Verschandelung des Tegernseer Ortsbildes“

$
0
0

Gestern endete die Frist für Einwendungen gegen das Klinikprojekt in der Perronstraße in Tegernsee. Kurz vor Torschluss der Auslegung übte die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) nochmals deutliche Kritik an den Plänen von Investor Klaus Dieter Burkhart.

So sieht der Planungsentwurf für Sanatorium und Klinkbauten in der Perronstraße von Bauherr Klaus Dieter Burkhart aus. / Foto: Klaus Dieter Burkhart

Seit bekannt ist, dass in Tegernsee-Süd auf dem 12.900 Quadratmeter großen Grundstück ein Sanatorium samt Privatklinik errichtet werden soll, äußert die SGT ihre Bedenken gegen die „zunehmende Verstädterung in der ortsprägenden Parklandschaft“. So erreichten die Stadt Tegernsee 2013 und 2018 ablehnende Stellungnahmen der SGT.

Auch die Interessengemeinschaft Perronstraße übt deutliche Kritik. So sei der Schallschutz mangelhaft und die Abstände zu den Nachbargrundstücken zu gering. Nach wie vor fehle auch eine Linksabbiegespur von der Bundesstraße. Daher befürchten die Anlieger, dass die schmale Perronstraße als Hauptzufahrt genutzt werden könnte.

Immerhin sollen auf dem Areal zwei Klinikgebäude mit 99 Zimmern und 108 Betten entstehen, dazu ein Sanatoriumsgebäude mit 19 Zimmern und 35 Betten sowie sieben Wohnungen. Die Tiefgarage ist mit 89 Stellplätzen vorgesehen, oberirdisch sollen es 26 Stellplätze werden. Während Burkhart als Chef des Deutschen Zentrums für Frischzellentherapie in Bad Tölz das Tegernseer Sanatorium selbst betreiben will, ist nach wie vor offen, wer beim Betrieb der Privatklinik einsteigt. Ausgestiegen aus dem Projekt ist im November 2016 Martin Marianowicz als Chef der Wiesseer Privatklinik im Jägerwinkel.

Noch keine Baugenehmigung

Zuletzt hatte sich der Stadtrat im März 2018 mit dem Bauantrag Burkharts befasst. Er musste dessen Antrag aber ablehnen, weil zum einen der Durchführungsvertrag noch nicht unterzeichnet und auch der Bebauungsplan noch nicht rechtskräftig gültig waren. Da diese Voraussetzungen fehlten, gab es auch noch keine Baugenehmigung. Dass Burkhart beide Verfahren, also Bauantrag und Bebauungsplan, parallel bearbeiten ließ, war für die Stadt nachvollziehbar. Das spare Zeit, so Bauamtsleiterin Bettina Koch damals.

Nun hat sie mit Ablauf der Einspruchsfrist gegen den Bebauungsplan erneut eine ablehnende Stellungnahme der SGT auf dem Tisch. Sie kritisiert, dass die Belange des Naturschutzes „schlichtweg missachtet und beiseitegeschoben“ wurden. Der Bauwerber habe „schnell Fakten geschaffen und alles abgeholzt, bzw. abgegraben“. Für die Wiederherstellung der Anlage an der Schwaighofbucht „ist es nicht zu spät und wir appellieren an den Stadtrat, mehr Grünfläche einzufordern“, mahnt SGT-Vorsitzende Angela Brogsitter – Finck in ihrem Schreiben vom 6. August an die Stadt.

„Zerstörung der Naturstruktur“

Angesichts dieser Baumasse werde auch der Tourismus als eines der wichtigsten Standbeine des Tals, weiter geschädigt sowie ein neuer Präzedenzfall geschaffen. Auch widerspreche der Bebauungsplan ganz offensichtlich den gebetsmühlenartig geäußerten Absichtsbekundungen unserer heimischen Politiker, der ausufernden Bebauung unseres Tals entgegen zu wirken. Hier werde massives Baurecht unter dem Vorwand einer vermeintlich sinnvollen Nutzung mit der umstrittenen Frischzellen-Therapie geschaffen.

„Die SGT widerspricht vehement dieser Planung, die nichts mit ortsüblichen Bauvorhaben gemein hat und zum wiederholten Male eine weitere Verschandelung der Egerner Bucht und des Tegernseer Ortsbildes nach sich ziehen wird“. Diese Planung würde zusätzlich auch auf alle anderen Gemeinden im Tal Auswirkungen haben. „Die Vermarktung der Naturstruktur führt letztlich zu deren Zerstörung. Im Tegernseer Tal stoßen wir an die Grenzen des Wachstums“. Deshalb sollte der Stadtrat in seiner Abwägung die Bedenken der SGT miteinbeziehen „und den Bebauungsplan auf eine verträgliche Nutzung zu reduzieren“.

 


„Warten auf den ersten Toten“

$
0
0

Es stand zwar nicht auf der Agenda der Sondersitzung des Gemeinderats, dem es eigentlich um Strüngmanns Hotelprojekt ging, doch es führte zur einer lebhaften Diskussion über Parteigrenzen hinweg: die Radl-Rüpel an der Seepromenade.

Das Radfahren an der Seepromenade nimmt stetig zu – der Gemeinderat sieht ein Problem / Quelle: Klaus Wiendl

Das Thema kochte bereits Ende Juli im Bauausschuss hoch. Denn die Konflikte zwischen rücksichtslosen Bikern und Fußgängern brachten ein Verbot für Radler wieder an den Ratstisch. Erst im Juni 2017 hatte der Gemeinderat das Radfahrverbot an der Seepromenade aufgehoben. Schon damals war die Entscheidung mit 9:6 Stimmen äußert knapp und umstritten.

Seitdem aber haben sich mit der rasanten Zunahme von E-Bikes die Beschwerden im Rathaus deutlich erhöht. Von rücksichtslosen Radl-Rüpeln, die Kinder und Senioren zackig umfahren und in Gefahr bringen, weiß man in der Verwaltung zu berichten. „Das Radfahren an der Seepromenade wird immer dramatischer“, sagte Höß gestern im Gemeinderat. Auch wenn er jetzt noch keinen Beschluss wolle, so sah er sich doch zum Handeln genötigt.

Geänderte Beschilderung

Ab sofort sollen die Schilder mit Fußgängern, die das Radfahren erlauben, bei schmalen Wegen an der Seepromenade abgebaut werden. Damit tritt beispielsweise bei der Engstelle am Strandbad Grieblinger wieder die Bannmeile für Radfahrer in Kraft. Schon bis 2017 mussten Biker im Norden Wiessees über die Adrian-Stoop-Straße in Richtung Lindenplatz und von dort über die Seestraße nach Abwinkl strampeln. Diesmal will Höß zunächst an den Engstellen am See die Radler aussperren. Von dieser Maßnahme erhofft er sich, „dass hier etwas Entspannung einkehrt“. Der nächste Schritt sollte dann in aller Ruhe vorbereitet werden.

„Da die nächste Gemeinderatssitzung erst nach den Sommerferien stattfinden werde“, gab Klaudia Martini (SPD) zu bedenken, könnte man doch gleich einen Beschluss fassen. Doch Widerspruch kam auch von ihrem Fraktionskollegen und Tischnachbarn Bernd Kuntze-Fechner. „Wir sollten heute darüber nicht abstimmen“. Denn er erfinde die vorläufige Maßnahme von Höß, die Konfliktstellen zu entschärfen, „vorerst richtig“. Denn es gebe im Augenblick Tendenzen, das Radfahren um den See zu verbessern. Kuntze-Fechner fand „es schade“, wenn man die Radfahrer mit einem „ad hoc-Beschluss“ wieder vertreibe, „weil wir alle mal einen Radler gesehen haben“. (Lange Entrüstung am Ratstisch) Er plädiere dafür, dass die Radler am See bleiben sollten. Eine Kontrolle werde man ohnehin „nicht schaffen“. Es sei eine „Errungenschaft“, dass man mit dem Rad um den See komme.

Kommt die Wende für Biker an Wiessees Flaniermeile?

„Wir warten auf den ersten Toten, dann machen wir eine Sondersitzung“, erregte sich Ingrid Versen (CSU). „Wenn Sie, Frau Versen, nicht mehr radeln, ist es für alle besser“, konterte Kuntze-Fechner. Er sei derjenige gewesen, der das Problem in den letzten zehn Jahren immer wieder auf den Tisch gebracht habe, erinnerte Kurt Sareiter (CSU). Zwar sei die „provisorische Lösung“ von Höß in Ordnung, aber „endlich kommt die Wende“. Wenn auch womöglich erst in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen. „So wie jetzt kann es dort nicht mehr weitergehen“. Man könne doch nicht warten, „bis wirklich was passiert“.

Entschuldigend sagte Höß, die Zuständigen von Polizei und Landratsamt hätten die Gemeinde damals zur Fahrerlaubnis für Radler geraten. Da auch sie ihre Überlegungen weiterentwickeln würden, sollte man die Fachleute einbinden. „Ich war damals dafür“, räumte Brigit Trinkl (Wiesseer Block) ein. Doch inzwischen sehe auch sie, das „dort unten läuft nicht mehr“. Sie erinnerte daran, dass eigentlich eine bessere Beschilderung vereinbart worden sei. Doch ein Urlauber würde nicht dauernd auf Schilder achten, wusste sie aus eigener Erfahrung.

Fritz Niedermaier aus der eigenen Fraktion empfahl ein „Verkehrskonzept“ von Fachleuten, um Gefahrenpunkte zu entschärfen. Als Beispiel nannte er den Arbeitskreis in Gmund. Wenn „irgendjemand glaube, die Radler würden weniger“, so Niedermaier, „dann täuscht er sich gewaltig“. Auf den Zug müsse man „auf- und nicht abspringen“. Rolf Neresheimer (ranBW) hätte nichts dagegen, wenn das Rad als „Transportmittel zum See“ genutzt aber dann abgestellt werde. Das Fahren schneller als Schritttempo sollte „strafbewehrt“ werden. Beim Versuch von Höß, die von ihm losgetretene Diskussion wieder einzufangen, musste er sich sagen lassen, „das Konfliktpotenzial ist noch nicht beseitigt“. Man müsse die „nächsten Schritte genau vorbereiten“, beendete Höß den Streit.

Strüngmanns Planungen finden breite Zustimmung

$
0
0

Alles bisher Vorgestellte wird in Bad Wiessee verworfen. Für die Seepromenade wurde ein völlig neues Konzept für ein „Dorf im Dorf“ erstellt. 17 „Suitenhäuser“ in einer luftigen Holzbauweise prägen die Impressionen, die dem Gemeinderat in einer Sondersitzung am Donnerstagabend vorgestellt wurden.

Der Entwurf aus der Vogelperspektive. Nach Norden reihen sich die 17 Chalets / Quelle: Büro Athos

Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) zeigte sich erfreut über die große Anzahl von Zuhörern. „Es sind mehr als bei allen Sitzungen das ganze Jahr zusammen“. Unter den gut 60 Interessierten war auch Investor Thomas Strüngmann als „Antreiber des Objekts“, so Höß, dieser nun schon über drei Jahre währenden Hotelplanungen. Bereits 2011 hatte Strüngmann das ehemalige Spielbankgelände von der Gemeinde gekauft. Nach dem Erwerb des Hotels Wittelsbach und 2015 des Hotels Lederer wurde im Juni 2016 das 1. Hotelkonzept mit 200 Zimmern in einer U- oder Hufeisenform vorgestellt. Ein Jahr später folgte die Zick-Zack-Form mit nur noch 130 Zimmern. Sie wurde wieder verworfen, weil der Entwurf zu modern war und der Lokalkolorit fehlte, beschrieb Thomas Maier von Strüngmanns Athos Service GmbH die Historie. Außerdem wäre die unmittelbar angrenzende Familie Ernst und Hermi Ottl zu sehr beeinträchtigt gewesen.

Doch um das Hotel wirtschaftlich betreiben zu können, so Maier, braucht es die zusätzliche Bebauung mit fünf Wohn- und Geschäftshäusern. Dies aber soll kein Bauträgerthema werden, sondern laut Maier ein Mietwohnungsbau, da „man alles im Bestand halten will“. Ein Architektenwettbewerb mit vier renommierten Büros sei dann im Oktober 2017 gestartet worden. Herausgekommen sei eine Art „Klosteranlage“, angelehnt ans Kloster in Tegernsee. „Das hat nicht den Geist von Wiessee getroffen“, ergänzte Urs Fridrich als beigezogener Architekt aus München. Auch der Entwurf eines Grandhotels von „Stararchitekt David Chipperfield“ sei zur Diskussion gestanden. Doch es „war nicht der Weisheit letzter Schluss“, so Maier.

„Dorf im Dorf“

Es folgte ein 2. Wettbewerb, ebenfalls mit vier Architekten, darunter Manuel Cervantes aus Mexico. Vorgabe seien wieder 16.000 Quadratmeter Geschoßfläche und 90 Zimmer gewesen. Das künftige „Hotel Tegernsee“ sollte nur einfachen Luxus mit „guten Materialien“ aber keine goldenen Wasserhähne haben. Entstanden sei dann ein Hotel in Form eines Chalet-Dorfs, das größere Gebäude verhindere..

Wir suchen das Hotel als Hütte am See.

17 Gebäude hat der Hotelkomplex, in denen 90 Einheiten sein werden. Weitere 17 Einheiten sind in zwei Gebäuden, die am Vorplatz des Hotels liegen. Zusammen seien es mindestens 117 Einheiten zur Vermietung.

Eine Erneuerung würde auch der Kurpark erfahren. Von ihm gelange man in die öffentliche Funktion des Hotels, in den Biergarten, erklärte Fridrich anhand von Skizzen. Landschaftsarchitekten aus Zürich sollen „softe Barrieren schaffen“, damit man aber nicht gleich ins Hotel gehe. „Wir ziehen nicht an den See, um uns selber hinter Mauern zu setzen“, so Fridrich. Die Vorfahrt zum Hotel soll von der Bodenschneidstraße aus erfolgen, die auch zum Hotel Lederer führte. Das „Arrival“, die Rezeption mit „viel Holz“, soll ein eigenes Gebäude werden. Von dort gehe es nach Norden in einer Art „Dorfweg“ zu den verstreut liegenden 17 Suitenhäusern, die zwei- bis dreigeschoßig und bis zu vier Suiten pro Haus aufweisen sollen.

„Keine Jodlarchitektur“

Die Holzarchitektur stehe wegen des Hochwassers auf betonierten Sockeln. Dies sei die „Kernaussage“ der Entwürfe, quasi „die Assoziation von Stadlarchitektur“. Aber: „Jodeln wollen wir nicht“. Neben einem Spa-Bereich, einem Restaurant sind auch zwei Veranstaltungsräume geplant. Der Biergarten sei unter einer Dachkonstruktion, die einem Langfirsthof ähnlich sei, so Architekt Fridrich. Zur „Verschattung“ könnten zwischen den Sparren Segel gespannt werden, um das „See-Feeling“ herzustellen.

Noch stehe laut Fridrich die ganze Architektur nicht, da man nun erst „Impressionen“ von Cervantes aus Mexiko bekommen habe. „Wir wollen es aber so und nicht anders, da wir auch unsere Hausaufgaben gemacht haben“, sagte Fridrich. „Wir wollen aber nicht zu tief in den Boden und nicht zu hoch hinaus“. Man bleibe 5 Meter unter dem ehemaligen Hotel Lederer.

Die zahlreichen Probebohrungen hätten als Konsequenz mit dem schwierigen Seeton ergeben, dass die Tiefgarage kleiner und mit mehr Abstand zum See entstehen würde. „Wir haben uns aus dem Dreck rausgezogen“. Jedes Gebäude der Anlage, auch die fünf geplanten Wohn- und Geschäftshäuser, müsse bis zum Fels in einer Tiefe von 20 Metern auf Pfählen gegründet werden. Dieser Aufwand sei teuer. „Dafür bauen andere schon ein Hotel“. Dennoch sei es gelungen, so Fridrich, eine „wirtschaftliche Lösung zu finden“.

„Auf 90 Zimmer abgesoffen“

Einzig Ingrid Versen (CSU) sah dies anders. Sie vermisste dort auf dem 33.000 Quadratmeter-Areal von Strüngmann ein „schönes großes Hotel“, angesichts des Bettenschwunds im Tal. „Jetzt sind wir von 220 auf 90 Zimmer abgesoffen“. Dies könne sie „nicht nachvollziehen“. ihre anderen Gemeinderatsmitglieder schon. Für Bernd Kuntze-Fechner (SPD) werde nun nach vielen Diskussionen ein langer Prozess „sehr positiv“ für den Ort abgeschlossen. Details seien aber noch zu klären. Höß: „Jetzt können wir ans Umsetzen gehen“. Diese sei aber mit Lärm und Schmutz verbunden. „Wir müssen dies mit der Perspektive auf eine gute Zukunft ertragen“, befand Höß. Kurt Sareiter (CSU):

Wir brauchen ganz dringend ein 4 oder 5 Sterne-Leithotel.

Zufrieden zeigte er sich über die „kleinteilige Planung“, die „gut zu Wiessee“ passe. Sie sei das „Gegenstück“ zum Hotel Überfahrt in Rottach-Egern. Gut finde er auch, so Sareiter, dass mit den Baukörpern auf anliegende Vermieter Rücksicht genommen worden sei. Dem Gemeinderat sei bereits am 28. März in einer nichtöffentlichen Sitzung die groben Züge der Planungen präsentiert worden, erklärte Maier. Aus der anschließenden Diskussion hätte man ein paar Hausaufgaben mitgenommen und versucht, in den neuen Entwurf einzuarbeiten.

Robert Huber (SPD) war die Akzeptanz in der Bevölkerung mit der „Kleinteiligkeit“ sehr wichtig. Dieses Projekt würde „ein Erfolg werden“. Aus der ganzen Entwicklung könne man eine „extreme Professionalität herauslesen“, lobte Rolf Neresheimer (ranBW). „Nur Betten zu produzieren, um der Bettenzahl Willen, wäre der falsche Weg“, meinte Birgit Trinkl (Wiesseer Block). Für sie seien Konzept und Präsentation „total gelungen“.

Georg Erlacher (CSU) war erfreut, „dass was in Bewegung kommt“ und hofft, „dass wir es zum Ziel bringen“. Klaudia Martini (SPD) war von der Gesamtschau Kurpark, Hotel, Tourismus und Naturschutz angetan. Jetzt würden die Bauten eine „sinnvolle Anordnung“ für ein „Hotel im Kurpark“ ergeben. Dass dort „unten nun was passiert“, darüber war Fritz Niedermaier (Wiesseer Block) froh. „Qualität ist besser als Quantität“. Er wolle keinen Massentourismus, so Niedermaier, „sondern gute Betten“. Fraktionskollege Jupp Brenner bedankte sich bei der Familie Strüngmann. Sie habe viel Geld für die Architektenwettbewerbe „in die Hand“ genommen. Wiessee könne über den Partner Strüngmann „sehr froh sein“. Das sei „einen Applaus wert“. Der auch prompt in den Zuhörerreihen einsetzte.

Baubeginn in einem Jahr

Studien von Marktforschern hätten ergeben, so Maier, „dass wir mit unserem kleinteiligen Konzept mit Chalets richtig liegen“. Zumal nun auch internationale Betreiber mit einem Standbein in München bei ihm anklopfen würden. Demnächst würden bereits „konkrete Gespräche“ aber auch mit „familiengeführten Unternehmen“ stattfinden. Strüngmanns Vertrauter habe ein „gutes Gefühl“. In Betrieb könnte das „Hotel Tegernsee“ etwa 2022/2023 gehen.

Der Gemeinderat beschloss mit der Gegenstimme von Versen, dass die vorgestellten Planungen weiter vorangetrieben werden, ein Vorentwurf für den Bebauungsplan erstellt und ein Durchführungsvertrag ausgearbeitet wird, „der die städtebaulichen Verpflichtungen formuliert und die Bauabschnittsziele zeitlich definiert“.

Mit Interesse dürfte auch Projektplaner Rainer Leidecker unter den Zuhörern das Chalet-Konzept verfolgt haben. Denn seine Planungen für das Almdorf in Tegernsee und der Seeperle in Rottach-Egern treten immer noch auf der Stelle.

Die dubiosen Geschäfte des Axel H.

$
0
0

Wie im TV-Krimi: Drei bewaffnete Männer überfallen im Oktober 2018 das Rottacher Ehepaar Axel und Julia H. Das Kommando hat den Auftrag, 265.000 Euro Schulden von H. einzutreiben. Kein Einzelfall, wie Recherchen der TS zeigen. Es soll um über zwei Millionen Euro gehen.

Der Rottacher Unternehmer Axel H.

Es ist wohl nur die Spitze eines Eisberges, doch der Raubüberfall ist die Krönung einer Abzocke, von der bislang nur diese Tat im Oktober vergangenen Jahres durch die Medien geistert. Denn in diesem Fall von mutmaßlichem Betrug gibt es inzwischen viele Gläubiger. „Unter dem Deckmantel erfolgversprechender Anbahnungen von Geschäftsbeziehungen“, so ein Geschädigter in einem Schreiben im November 2015 ans Finanzamt Miesbach, erhalte das damalige Opfer Axel H. „seit Jahren Bargeldzuwendungen“.

Axel H. ist laut einstigen Freunden im Tegernseer Tal gut vernetzt, inklusive enger Kontakte zu Prominenten, darunter bekannte Wirte, einem Fleischereibetrieb in Miesbach oder die Tegernseer Gebirgsschützen. Als deren Mitglied habe er sich spendabel gezeigt. Man kannte Axel H. als Unternehmer, der mit seinem „dicken Rottacher Haus, dicken Autos und dicken Shows“ imponierte, so ein Informant, der seinen Namen nicht in den Medien lesen möchte. Durchgängig ist dies die Auflage aller Gesprächspartner, die sich von Axel H. über den Tisch gezogen fühlen.

Die ominöse Firma M24 GmbH

Bei dem Münchner Unternehmer Franz-Josef K. ist dies anders, sein Fall beschäftigt bereits die Justiz, während bei den anderen Geschädigten die Kripo in Miesbach noch ermittelt. K. wollte von Axel H. seine 265.000 Euro wiederhaben und beauftragte den 33-jährigen Kampfsportler Mario W. aus Ingolstadt.

Dieser sollte mit seinen Hells Angels Freunden von Axel H. in Rottach das Geld wieder eintreiben. Doch der Überfall misslang, mit nur wenig Bargeld als Beute konnte das Trio flüchten. Trotz des gescheiterten Coups aber wollte Mario W. 10.000 Euro Lohn von seinem Auftraggeber Franz-Josef K. haben. Schnell gelang es der Polizei, die fünf Tatverdächtigen ausfindig zu machen.

Während K. inzwischen aus der Untersuchungshaft entlassen wurde, harren die vier Beschuldigten in diesem Fall ihres Prozesses. Laut Bild-Zeitung liegt die Anklage inzwischen vor. Doch es dürfte nicht die einzige bleiben. Denn nach Informationen der TS soll H. die Anleger nicht zu knapp abgezockt haben. Im Fall eines Geschädigten nördlich von München soll es um eine Beteiligung an der Firma M24 GmbH von über 50.000 Euro gegangen sein.

Kripo in Miesbach ermittelt

„Er hat eine Rendite von zehn Prozent versprochen“, so der Geschädigte. Dafür soll H. sowohl Banken wie auch Steuerberatern als Referenz gefälschte Dokumente geschickt haben. Selbst eine Wirtschaftskanzlei sei mit im Boot, die für die M24 „Zahlen gefälscht“ habe. Ziel von H. sei gewesen, Anlegern die Bonität seiner vermeintlichen Firma zu beweisen, um dann Privatdarlehen generieren zu können. Seinen Fall habe er bereits der Polizei in Miesbach gemeldet. „Es geht allein in den mir bekannten Fällen um zwei Millionen Euro, die Axel H. in den letzten beiden Jahren veruntreut haben soll“, so der Informant.

Auf diese Villa in der Karl-Theodor-Straße erfolgte 2018 der Raubüberfall / Bild: Klaus Wiendl

Sein Anwalt habe ihm geraten, mehrere Fälle zusammenzutragen, um mit einer Klage Aussicht auf Erfolg zu haben. Inzwischen stehe er mit weiteren Betrogenen in Kontakt. Zwei würden aus Passau stammen, von denen einer um 580.000 Euro geprellt worden sei. Im dritten Fall soll H. einer Frau 70.000 Euro vom Konto abgezweigt haben. Auch aus Berlin sei ein Fall bekannt. Von einem Immobilienbüro in Münster habe sich H. 75.000 Euro geliehen. Ähnlich sei H. auch bei einer Architektin in der Holledau vorgegangen, sie habe ihm 30.000 Euro vorgestreckt. Am Tegernsee sollen es gut zehn Geschädigte sein, darunter namhafte Adressen.

Axel H. bestreitet Vorwürfe

Bereits seit Mai 2016 ist Axel H. im Visier von Ermittlern. Doch keine vier Wochen später, am 22. Juni, rückte die Steuerfahndung aus Rosenheim in Rottach an. Nach den der TS vorliegenden Aktenvermerken stießen die Ermittler auch auf eine Wohnung in der Münchner Kobellstraße, die H. nutzte. Der „Beschuldigte“ ist auch kein unbeschriebenes Blatt. Im Juli 2014 wurde er laut Bundeszentralregister wegen „vorsätzlicher Insolvenzverschleppung in Tateinheit mit vorsätzlichem Bankrott“ zu einer Geldstrafe verurteilt, die ein „Verbot der Tätigkeit als Geschäftsführer“ zur Folge hatte.

Doch auf Nachfrage der TS will der 47-Jährige von allen Beschuldigungen nichts wissen. Er streitet jegliche dubiose Finanztransaktion ab und „hätte gerne gewusst, wer gegen mich irgendwelche Dinge schürt“. Er sei weder Jemandem etwas schuldig geblieben, noch sei er jemals Inhaber oder Geschäftsführer einer M24 gewesen. Genau mit diesem Trick, sagen Informanten unisono, habe H. gearbeitet und andere vorgeschoben. Aber die Gelder seien von H. aus der M24 entnommen worden, bis nichts mehr da war. Am 28. August 2018 wurde vom Amtsgericht München das Insolvenzverfahren eröffnet.

Lebensgefahr in Tegernsees Schwaighofbucht?

$
0
0

An der Mündung der Rottach haben sich 60.000 Kubikmeter Schlamm angesammelt. Das stinkt nicht nur den Anwohnern seit 15 Jahren. Eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht. Dafür neue Schilder, die vor der Sogwirkung des Seebodens warnen: Lebensgefahr in der Schwaighofbucht.

Neue Schilder an der Schwaighofbucht warnen vor dem Schlamm. / Quelle: Klaus Wiendl

Die neue Beschilderung in der Schwaighofbucht signalisiert unmissverständlich auf mehreren Warntafeln, dass unweit des Rottacher Warm- und Freibades Gefahr im Verzug ist. Der tiefe Schlamm würde wie „Treibsand“ sein und einen Badenden in die Tiefe der Bucht ziehen. Der Seeboden habe eine „starke Sogwirkung“. Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn sieht es wohl auf Nachfrage gelassener. „Die Schilder wurden als Ersatz für die schon recht alten angebracht“.

Doch bei Andreas Scherzer vom Verein „Rettet den Tegernsee“ klingeln die Alarmglocken: „Der Schlamm saugt einen Badenden fest und zieht ihn nach unten“. Man gehe dort sehenden Auges das „Risiko eines Unfalls“ ein. Solche Schilder gebe es auf der „ganzen Welt nicht“. Der Schlamm müsse entfernt werden.

„Er ist eine Umweltsünde sondergleichen“, klagt Scherzer. Denn die Verschlammung sei nachgewiesenermaßen durch Menschenhand entstanden. „Das ist keine natürliche Geschichte, sondern der Mensch hat den Auslauf der Rottach verändert“. Die riesigen Schlammmengen reichen inzwischen bis zum Badestrand der Point, weiß Scherzer. „Alle Stege bis dorthin sind nichts mehr wert, weil niemand mehr ins Wasser gehen kann. Es ist eine Frechheit, dass sich die zuständigen Behörden absolut taub stellen“.

Workshop ohne Greifbares

Tatsache ist, dass die Stadt Tegernsee sich des Problems angenommen hat, aber nur Koordinator verschiedener Interessenvertreter ist. Denn die Zuständigkeit für den Tegernsee liegt beim Freistaat. Den Leidtragenden dauert jedoch das Hin- und Herschieben von Verantwortlichkeiten, die vom Freistaat, über Umweltministerium, Schlösser- und Seenverwaltung bis zum Wasserwirtschaftsamt (WWA) reichen, viel zu lange. Vor einigen Monaten hatte Scherzers Verein einen „Runden Tisch“ organisiert. Laut Scherzer mit den Bürgermeistern Johannes Hagn und Christian Köck, dem Wasserwirtschaftsamt, Umweltministerium, Fisch- und Vogelzüchtern.

Deutlich zu sehen: die Verlandung der Schwaighofbucht. / Quelle: Verein „Rettet den Tegernsee“

Dabei zeigte sich, dass Ausbaggern sowie Absaugen und anschließendes Einbringen des Schlamms in tiefere Seebereiche oder die Mangfall ebenso wenig wegen der extrem hohen Kosten möglich ist, wie die Entsorgung an Land. Scherzers Verein hatte als Alternative das Impfen des Schlamms mit chemischen, biotechnischen oder mikrobiologischen Stoffen ins Spiel gebracht. Diese Methode der Firma Söll sei schon in einem oberfränkischen Fischweiher erfolgreich getestet worden.

Scherzer Verein will Anwalt einschalten

Das Grobe müsste dennoch rausgebaggert werden. Das WWA habe bereits seine Bereitschaft signalisiert, „dass es dies machen könnte“. Das Ausbaggern von Baumstämmen und großen Steinen „müssten sie sowieso mal machen“, meint Scherzer. Doch er würde nun feststellen, dass es wieder in eine lange Schleife geschoben werde. „Wir werden demnächst anwaltliche Schritte gegen die einleiten, die das Verfahren wieder verschleppen“.

Die Sache würde Geld kosten, „das ist klar, aber sie dient doch dem Tegernsee“. Laut Scherzer ist die Wasserqualität in dieser Ecke am Schlechtesten. „Aufgrund der Gefahr durch den Schlamm müsste man die ganze Ecke einzäunen, damit niemand rein kann“, sorgt sich Vereinschef Scherzer. „Entweder wird der Schlamm jetzt beseitigt oder man macht einen Zaun als abgesperrte Zone herum“. Das würde an der Idylle Schwaighofbucht kratzen, denn der Werbeeffekt für das Tal wäre dahin. Fast schon resignierend attestiert Scherzer den Beamten: „Ihre Mühlen mahlen da mittlerweile sehr langsam“. Er glaubt, dass die neuen Schilder Niemandem das eigentliche Problem erklären würden. Die Verantwortlichen würden glauben: „Schild aufgestellt, Problem beseitigt“.

 

Die Gams im Kreuzfeuer

$
0
0

Seit Jahren tobt der Streit um die Gams, speziell im Landkreis Miesbach. Denn hier ist der Verein „Wildes Bayern e.V.“ zuhause. Deren Vorsitzende aus Rottach-Egern, Christine Miller, will nun gerichtlich gegen die Staatsforste vorgehen, denn die Regierung würde einen „Vernichtungsfeldzug gegen die Gams“ betreiben.

Schonzeit aufheben – ja oder nein? Der Fall beschäftigt nun sogar den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. / Quelle Bild li.: Wildes Bayern, re.: Klaus Wiendl

Sie stehen unter besonderem Schutz der EU. Und das Alpenvorland wie die Tegernseer Berge sind ihr natürlicher Lebensraum. Doch nicht nur der Bayerische Jagdverband (BJV) befürchtet, dass die Gämsen „gänzlich ausgerottet werden sollen“ – auch Christine Millers Verein „Wildes Bayern e.V.“. Denn das Halali auf die Gams ist eröffnet.

Seit 1. August bis 15. Dezember, so die Rottacher Wildbiologin Miller, sind die „Gämsen wieder unter Feuer“. „Fast 5.000 Gämsen wurden im vergangenen Jagdjahr in Deutschland erlegt. 90 Prozent davon in Bayern“, beklagt Miller in Ihrer Pressemitteilung. Allein im Bezirk Oberbayern würden die Bayerischen Staatsforste die „gesetzliche vorgeschriebene Jagdzeit“ von gut vier Monaten ignorieren und das „ganze Jahr“ jagen.

Damit sei „fast jede fünfte Gämse im eigentlich als Schonzeit ausgewiesenen Zeitraum erlegt“ worden. Gegen die Aufhebung der Schonzeit hat der Verein Wildes Bayern, unterstützt durch Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung, im Juli beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof einen Normenkontrollantrag gestellt. „Damit kommt die wildfeindliche Politik Bayerns auf den juristischen Prüfstand“, erklärt Münchhausen. Selbst im Nationalpark Berchtesgaden gebe es ein Gebiet, in dem die Schonzeit aufgehoben werde.

Jagd während der Schonzeit

„Jagd während der Schonzeit in einem Nationalpark ist nicht vereinbar mit dem Ziel eines derartigen Schutzgebietes, in dem Natur und Wildtiere Vorrang haben sollen“, so Münchhausen. Erste Analysen der Deutschen Wildtier Stiftung würden zeigen, dass bei der Jagd auf die Gams in Bayern zu viele Tiere in der jungen und mittleren Altersklasse geschossen werden. „Es mangelt an alten Tieren – sie sind rar geworden, da zu intensiv gejagt wird“, beklagt Münchhausen.

„Der Gams geht’s gut“, erklärt dagegen Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber und beruft sich dabei auf ein Forschungsprojekt. Die ersten Ergebnisse der Untersuchungen würden auf stabile und vitale Populationen hinweisen. „In den Bergen sind auch heuer wieder viele Gämsen unterwegs“, so die Fachministerin für die Staatsforste. Diese beklagen, das Symboltier der Berge fresse die jungen Bäume so ab, dass der Wald nicht mehr richtig nachwachsen könne. Deshalb wollen die Staatsförster in manchen Gegenden der Alpen doppelt so viele Gämsen abschießen lassen wie in den Jahren zuvor.

„Viele geschossene Gamsjährlinge“

Damit ist der Streit um die Jagdpolitik vollends entfacht. Denn verlässliche Zahlen darüber, wie viele Gämsen in den bayerischen Alpen leben, gebe es nicht, sagt Münchhausen. „Wir brauchen dringend ein Monitoring über den Gamsbestand“. Dieses soll nun mit der Normenkontrollantrag erreicht werden. Anders sieht dies ein Leser der Tegernseer Stimme.

Michael Bartl aus Kastl in der Oberpfalz schreibt, der Anteil überproportional vieler geschossener Gamsjährlinge zeige, dass die dortigen Jäger lieber “nur” ein nicht führendes Stück erlegen würden, bevor sie vielleicht versehentlich ein führendes Muttertier schießen. „Wenn man keine älteren Weiblichen erlegen soll und keine Jungen, ja was denn dann?“, so Bartl. Miller, selbst Jägerin, habe sich „disqualifiziert“. Ihr würde es in erster Linie darum gehen, dass generell weniger geschossen werde. “Verleumdungen und Beleidigungen sind die Argumente jener Leute, die sonst keine Argumente mehr haben“, so Bartl.

Neue Plattform zur Gamsbeobachtung am Wallberg

Hart ins Gericht mit Miller geht auch der Ökologische Jagdverein Bayerns (ÖJV). Wie mehrmals berichtet, hatte die Wildbiologin die Jagdpolitik im Nationalpark Berchtesgaden angeprangert, nachdem sie etwa ein Dutzend verendeter Hirschkälber um Ufer des Königsees entdeckte. Für Miller ist klar, dass Muttertiere erlegt wurden.

Die Rottacher Tierschützerin Christine Miller entdeckte im Mai am Königssee mehrere tote Muttertiere. / © Wildes Bayern e.V.

Die Vorwürfe der Rottacherin seien „konstruiert und fachlich nicht zu halten“. Die Jagd im Nationalpark bewege sich in den letzten 12 Jahren „innerhalb der gesetzlichen Vorgaben“, so der ÖJV in seiner Mitteilung. Es wäre sogar eine „etwas intensivere Bejagung zugunsten der Nationalparkziele wünschenswert“. Anhand der Streckenlisten würde sich auch „klar feststellen“ lassen, dass die Altersstruktur beim Gamswild, anders als von Miller behauptet, „nicht desolat ist“.

Wie es um die Gams steht, davon kann man sich bald selbst ein Bild machen. Die Ministerin will noch im Herbst auch am Wallberg eine Beobachtungsplattform erstellen lassen. „Wer sich ruhig verhält und Rücksicht nimmt, kann dann wertvolle Einblicke in das Leben und die tollen Kletterkünste der Gämsen gewinnen“, hofft Kaniber.

Wie ein Überfall den Stein ins Rollen brachte

$
0
0

Wie berichtet, überfielen drei Maskierte Axel H. und seine Frau in ihrer Villa in Rottach-Egern. Das Opfer hatte Schulden von über 265.000 Euro, die das Inkasso-Team eintreiben sollte. Doch der Fall wirft vor allem ein Schlaglicht auf die Geschäftspraktiken des Unternehmers Axel H., wie weitere Zeugen nun bestätigen.

Das Pleiteobjekt von Axel H. in der Rottacher Rosenstraße / Foto: N. Kleim

Womöglich wäre ohne diesen Raubüberfall im Oktober das Geschäftsmodell des Rottacher Unternehmers Axel H. nicht so schnell aufgeflogen. Wie berichtet hatte er Kapitalanlegern Beteiligungen an seinen Firmen mit abenteuerlichen Renditen versprochen. Doch als seine Kunden Geld sehen wollten, war nur noch wenig da. Nach Recherchen der Tegernseer Stimme sollen die Verbindlichkeiten, die Axel H. offenbar nicht bedienen kann, inzwischen bei gut fünf Millionen Euro liegen.

Den vielen Gläubigern wurde unter dem Deckmantel erfolgversprechender Anbahnungen von Geschäftsbeziehungen das Geld entlockt. Oft auch als Bargeld in mehreren Tranchen, wie Unterlagen zeigen. In einem konkreten Fall ging Axel H. Anfang 2018 gleich mit zur Bank des Kunden, um das Geld bar mitnehmen zu können. Als Firma für die Zuwendungen nutzte der Unternehmer zuletzt die M24 Beteiligungsgesellschaft mbH mit wechselnden Geschäftsadressen. Dort durfte H. nach einigen Insolvenzen nicht mehr Geschäftsführer sein. Doch nach Auskunft seiner Gläubiger hatte nur er das Sagen. Sich selbst ernannte Axel H. zum Prokuristen.

Pleite in der Rosenstraße

Mit dieser Firma war Axel H. in Immobiliengeschäften unterwegs, und das auch in Rottach-Egern. Spektakulär waren seine Ambitionen in der Rosenstraße 3. Für das weitläufige Grundstück hatte bereits die Tengelmann Immobilienmanagement GmbH eine Baugenehmigung für zwei Einfamilienhäuser mit Tiefgarage. Doch im Sommer 2017 tauchte Axel H. laut Tengelmann bei ihm auf und bat „inständig“, das Grundstück für die M24 erwerben zu können. Er wolle als Bauunternehmer selbst zwei „Luxus-Einfamilienhäuser“ auf dem 1.700 Quadratmeter großen „traumhaft gelegenen Grundstück“ errichten.

Tengelmann willigte in den Verkauf ein und genehmigte den Abbruch des Altbestands, allerdings bereits vor dem Notartermin und der Zahlungsfälligkeit. Doch Axel H. ging schnell das Geld aus. Die M24 wurde kurz darauf im Oktober 2017 liquidiert. So dass auch der Abriss abgebrochen werden musste. Geblieben waren eine Ruine und Schuttberge. Das Zitat eines Anwohners „Hier schaut es aus wie im Kosovo“ machte die Runde. Das kratzte am Ehrgefühl von Projektentwickler Tengelmann, der selber in dieser Gegend zuhause ist. Es kam zu einer Rückabwicklung des Kaufvertrages mit der M24. Anschließend ließ Tengelmann die Ruine abreißen. Von Axel H. sah er keinen Euro, dafür entstanden Tengelmanns Firma hohe Kosten für die Rückabwicklung.

„Faktischer Geschäftsführer der M24“

Tengelmann bestätigt der TS auf Nachfrage, dass seine Firma es „immer mit Axel H. zu tun hatte“, wenn es um die M24 GmbH ging. Deren Geschäftsführer Alexander M. habe zwar die „offiziellen Dinge“ gemacht, doch Axel H. sei „immer daneben gesessen“, allerdings nicht bei der Rückabwicklung. Die habe H. seinem Geschäftsführer überlassen.

Doch die faktische Geschäftsführung lag bei Axel H., mit Sicherheit, da gibt es keinen Zweifel.

Doch der Fall in der Rosenstraße hat noch eine andere Facette. Um die Bonität der M24 zu belegen, ließ Axel H. eine Liste „aktueller Aufträge“ mit einem Volumen von knapp 52 Millionen Euro an Tengelmann übergeben. Damit sollte Eindruck geschunden werden. Wie weit es aber damit her ist, zeigt das Bauvorhaben „Hörterer“ in Tegernsee. Hier sei man „aktuell in Verhandlungen“ für zwei Einfamilienhäuser mit einem „Auftragsvolumen“ von zusammen zwei Millionen Euro und einem „Gewinn“ von 530.000 Euro.

Auf Nachfrage bei dem Sportmediziner und Orthopäden Hubert Hörterer fällt dieser aus allen Wolken. Richtig sei, dass er nicht in Tegernsee zwei Einfamilienhäuser plane, sondern in Rottach-Egern einen Bungalow mit einem Architekten aus Gmund. „Ich habe nie mit einem Axel H, den ich gar nicht kenne, eine Verhandlung geführt, er hatte nie einen Planungsauftrag“. Nach Auskunft von Insidern sei der Fall „Hörterer“ dabei kein Einzelfall.

„Alles Blablabla“

Erfahrungen anderer Art mit Axel H. machte Andreas Scherzer. Für seinen Verein „Rettet den Tegernsee e.V.“ hatte er am 7. Oktober 2013 bei der Zusammenkunft des Aktionsbündnisses das Thema „Hochwasserschutz am Tegernsee und der Mangfall“ auf der Agenda. Gekommen waren auch die damaligen Tal-Bürgermeister Peter Janssen, Franz Hafner, Georg von Preysing, Josef Bierschneider und Peter Höß. Ihnen sollte unter anderem der „Wasserbau und Wehrspezialist“ Diplom-Ingenieur Axel H. die weitere Vorgehensweise erläutern.

Doch von ihm kam offenbar wenig Nachhaltiges, wie nun Scherzer der TS bestätigt. „Sein Wissen hat sich im Rahmen gehalten. Axel H. hat sich nicht so eingebracht, wie er sich angekündigt hat“. Es seien unnütze Gespräche gewesen, erinnert sich Scherzer: „Alles Blablabla“.

Warten auf den großen Fisch

$
0
0

Seit über einem Jahr gibt es die Bayerische Grenzpolizei, die illegale Einreisen verhindern soll. Damit keine Unbefugten ins Tegernseer Tal kommen, werden in unregelmäßigen Abständen Kontrollen an der B307 in Kreuth durchgeführt. Sind sie aber effektiv?

Kontrollstelle der Grenzpolizei / Quelle: Klaus Wiendl

Er steht einsam als Vorposten und scannt mit geschultem Blick Kennzeichen und Fahrzeuginsassen. Kommt dem Polizeibeamten der Bereitschaftspolizei etwas verdächtig vor, zückt er seine Kelle. Die Autoinsassen werden angehalten und rechts raus gewunken. Dort erwartet sie gegenüber dem ehemaligen Café Bayerwald in einer Parkbucht ein kleiner Trupp von Polizisten, darunter zwei Beamtinnen. Das Kommando hat an diesem Tag Bernhard F. von den Schleierfahndern in Kreuth. Die bisherige Polizeistationen Fahndung wurde mit der Umorganisation in eine Bayerische Grenzpolizei zur Grenzpolizeistation umbenannt. Die unmittelbare organisatorische Anbindung an das Polizeipräsidium Oberbayern Süd bleibt unverändert.

Da die Station in Kreuth aber nicht über genügend „Manpower“ verfügt, wie in Polizeikreisen zu hören ist, sind bei der Grenzkontrolle in den Mittagsstunden auch Kollegen der Bereitschaftspolizei dabei. Sie nehmen die zugewiesenen Fahrzeuge in Augenschein. Zunächst aber fragen sie nach Ausweisen und Führerscheinen. Deren Echtheit wird regelrecht unter die Lupe genommen, dann erfolgt die Abfrage über das Polizeiinformationssystem im „Crafter“, einem Kastenwagen mit Bildschirmen und viel Elektronik.

Saudis und Russen

Bei einer Familie aus Saudi-Arabien, die mit Münchner Kennzeichen eines Leihwagens unterwegs ist, wird auch nach der Fahrerlaubnis für Deutschland gefragt. Russen müssen für ihre Führerscheine eine Übersetzung aus dem Kyrillischen vorweisen können. Der große Fisch ist an diesem Tag wie auch an anderen Tagen allerdings nicht dabei. Auch keine illegale Einreise. Meist geht es in den vergangenen Monaten bei diesen mobilen Grenzkontrollen um kleinere Delikte. Ob Verstöße gegen das Betäubungsmittel- oder das Waffengesetz, sagt eine Beamtin aus dem Oberland. Auch Haftbefehle seien schon vollstreckt und die Gesuchten nach Rosenheim überstellt worden.

Schleierfahnder stoppen Schleuserfahrzeug in Kreuth / Foto: Polizeipräsidium Oberbayern

Effektiver ist wohl die Schleierfahndung, die in Zivilfahrzeugen die Gegend abgrast. Zuletzt konnten Beamten in Zivil im März am Achenpass ein voll besetztes Fahrzeug mit zehn Migranten stoppen. Dem Fahrer und Schleuser aber gelang um Mitternacht die Flucht in der Weissach. Dieses Beispiel zeige, heißt es in Polizeikreisen, dass die Schleierfahndung nicht nur effektiver wäre, sondern auch weniger Manpower „verbrate“. Bei Grenzkontrollen beispielsweise an der Bäckeralm bei Bayrischzell würde kaum etwas „hängenbleiben“. Ohnehin bestimme die Bundespolizei als Grenzbehörde, an welche Übergänge die Bayerische Grenzpolizei dürfe.

Grenzpolizei „unverzichtbar“

Doch für Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ist die Grenzpolizei nach einem Jahr Bestand „wichtig und unverzichtbar“. Ihre Bilanz ist, dass sie in dieser Zeit 26 000 Straftaten, Verkehrsdelikte und Fahndungstreffer festgestellt hat, so Herrmann. Flüchtlinge allerdings waren kaum dabei. Bei den Kontrollen direkt an der Grenze wurden bis Ende Juni 34 Menschen aufgegriffen, die unerlaubt einreisen wollten. 15 von ihnen wurden nach Österreich zurückgewiesen.

Die Abfragestelle im Polizeikombi / Quelle: Klaus Wiendl

Ministerpräsident Markus Söder nannte die Grenzpolizei und vor allem ihre Schleierfahndung “bayerische Vorbilder für ganz Europa”. Die Staatsregierung werde “diesen Kampf gegen Schlepper, Schleuser und grenzübergreifende Kriminalität” fortsetzen und verstärken. Zu den anfangs 500 und derzeit 600 Grenzpolizisten sollen jedes Jahr 100 weitere hinzukommen, bis 2023 eine Stärke von 1000 Beamten erreicht ist. “Unser Ziel ist, Kriminelle schon in Grenznähe abzufischen und sie nicht unkontrolliert ins Landesinnere zu lassen”, betonte Söder.

Im ersten Jahr stieß die Grenzpolizei bei der Schleierfahndung im Hinterland auf mehr als 13 000 gesuchte Gegenstände und Personen, darunter 750 Menschen, gegen die ein offener Haftbefehl vorlag. Mehr als 3000 Mal hatte sie es mit Rauschgift zu tun, gut 900 Mal mit Waffen und rund 2000 Mal mit gefälschten Dokumenten. In gut 4800 Fällen ging es um Verkehrsdelikte.

Erfolgreiche Schleierfahnder

Die illegale Zuwanderung, die Anlass und Begründung für den Aufbau der Grenzpolizei gegeben hatte, spielt in deren Alltag nur eine untergeordnete Rolle. So ertappten die Fahnder binnen eines Jahres 66 mutmaßliche Schleuser und knapp 1400 Menschen, die unerlaubt eingereist waren. Zusammen liegen all diese Zahlen laut Innenministerium um 13 Prozent über der Bilanz der Schleierfahnder in den zwölf Monaten zuvor – damals noch nicht als Grenzpolizei.

An diesem Tag im Kreuther Ortsteil Bayerwald, der vom Durchreiseverkehr bestimmt ist, geht allerdings nichts ins Netz. Nach vier Stunden Kontrolle bauen sie ihren Posten wieder ab. Doch die Hoffnung motiviert Herrmanns kleinen Trupp der Grenzpolizei immer wieder in Kreuth: „Vielleicht bleibt doch was hängen“.

Von Interesse: Saudis mit Münchner Kennzeichen / Quelle: Klaus Wiendl
Oft im Visier: Das Gepäck von Urlaubern / Quelle: Klaus Wiendl

Rosstag in vollem Gange

$
0
0

Der Rosstag in Rottach-Egern ist in vollem Gange. Seit zehn Uhr sind alle Teilnehmer und Zuschauer auf den Beinen. Auch Prominenz ist zahlreich erschienen. In der Seestraße kam es zu einem Zwischenfall. Eine Reiterin wurde abgeworfen.

Bayerns Bierkönigin Veronika Ettstaller mit Bräustüberl-Wirt Peter Hubert (2.v.r.) und Andreas Scherzer (3.v.l.) vom Verein “Rettet den Tegernsee”. / Quelle: Klaus Wiendl

50 Jahre Rosstag in Rottach-Egern. Heute dreht sich im südlichsten Ort am Tegernsee alles um Pferde und Reiter. Seit zehn Uhr sind alle Teilnehmer auf den Beinen. Um 12 Uhr startete der große Festzug Richtung Enterrottach. Dort werden nun alle Gespanne präsentiert.

Gegenüber dem Hotel Bachmair am See kam es zu einem kleinen Zwischenfall. Dort ging ein Pferd samt Reiterin durch. Es kam erst in der Grünanlage gegenüber zum Stehen. Anschließend warf es seine Reiterin ab. Verletzt wurde aber wohl zum Glück niemand.

Es folgt eine große Fotostrecke vom Umzug in der Seestraße.

Jubiläum im Zeichen der Pferde

$
0
0

Diesmal passte fast alles: das Wetter und der Zuspruch zur Traditionsveranstaltung. Nachdem das Treffen der „Rosserer“ im vergangenen Jahr wetterbedingt ausfallen musste, war es heute bis zum Nachmittag ein voller Erfolg. Zig-Tausende säumten die Seestraße. Blickfänge waren Zehnerzüge. Doch es kam auch zu einem Zwischenfall.

50 Jahre Rosstag Rottach-Egern / Quelle: Paul Kadlcak

Schon lange vor dem Festzug als Höhepunkt versammelten sich Pferdeliebhaber aus nah und fern in der Kuranlage. Zur Einstimmung spielten drei Musikkapellen aus Südtirol, eine aus Schwaz in Tirol und die heimische Blasmusik Rottach-Egern. Schnell waren auch alle Sitzgelegenheiten entlang der Seestraße belegt. Die Gastronomie dort war gewappnet: überall wurden Getränke feilgeboten, alle Tische mit Blick zur Straße waren reserviert. Gespannt wartete man, was in diesem Jahr geboten wird, da das 50. Rosstag-Jubiläum nachgeholt wurde.

Kurz nach 12 Uhr setzte sich der Festzug mit 140 Reitervereinigungen und über 200 geschmückten Rössern in Bewegung. Angeführt von der Kutsche mit Pfarrer Walter Waldschütz. Nach alter Tradition machten sich Pferde, Kutschen, Chaisen, Landauer und die ganze Vielfalt alter Wagen bis hin zu einem Streitwagen der Römer von der Ganghoferstraße über den Gsotthaberhof zum fünf Kilometer entfernten Festplatz in Enterrottach auf den Weg.

Der Rosstag mit kirchlichen Beistand: Monsignore Walter Waldschütz führte den Festzug an / Quelle: Klaus Wiendl

An Prominenz wurden auf den Gespannen unter anderem gesichtet: Herzogin Helene in Bayern, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, der Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan, die Talbürgermeister Johannes Hagn und Christian Köck und Miesbachs Bürgermeisterin Ingrid Pongratz. Sie alle fuhren durch ein teils dicht gedrängtes Spalier des Publikums. Doch deren Aufmerksamkeit galt wohl eher den Zehnspännern und den mächtigen Kaltblüter-Gespannen der Brauereien. Vorgestellt wurden Roß und Reiter gegenüber der Kuranlage vom Moderatorenteam Bruno Six und Florian Maier.

Pferd wirft Reiterin ab

Sie konnten dann auf dem Festplatz auch eine kombinierte Haflinger-Quadrille der Haflinger Genossenschaft Oberland mit zehn Reiterinnen und zehn Einspänner ankündigen, wie auch das „Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230“ der Gebirgsjäger aus Bad Reichenhall mit Haflingern. Die Partnergemeinde aus Kastelruth war ebenfalls mit verschiedenen Reitergruppen angereist.

Glimpflich für Reiterin, Pferd und Zuschauer lief ein Zwischenfall beim Hotel Bachmair am See ab. Das nervöse und offenbar irritierte Pferd bäumte mehrmals auf, scherte in die Grünanlage aus und konnte nur mit Mühe wieder im Festzug eingereiht werden. Dort kam es zu einem erneuten Aufbäumen, bei dem die Reiterin abgeworfen wurde. Doch Mensch und Tier blieben unverletzt.

Bayerns Bierkönigin Veronika Ettstaller mit Bräustüberl-Wirt Peter Hubert (2.v.r.) und Andreas Scherzer (3.v.l.) vom Verein “Rettet den Tegernsee” / Quelle: Klaus Wiendl

Den Rosstag hatte vor genau 50 Jahren der Pferdeliebhaber Thomas Böck ins Leben gerufen, unter dem Motto „d’ Fuhrleut kemman z’amm“. Seit Böcks Tod 2007 veranstaltet die Gemeinde Rottach-Egern die Tourismusattraktion im bayerischen Oberland. Bis heute zählt die Veranstaltung zu den Höhepunkten im Jahreskalender des Tegernseer Tals.

Leider wurde das fröhliche Treiben auf dem Festplatz durch heftige Gewitter und Platzregen vorzeitig beendet. Doch auch so blieb ein nachhaltiger Eindruck über „d’ Fuhrleut“.

Die große Fotostrecke der Tegernseer Stimme:

Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Paul Kadlcak
Quelle: Kathrin Huber
Quelle: Kathrin Huber
Quelle: Kathrin Huber
Quelle: Kathrin Huber
50 Jahre Rosstag in Rottach-Egern / Quelle: Dominik Oberwallner
Quelle: Mariela Pashova

Patenschaften für Blühwiesen?

$
0
0

Noch sind sie überschaubar und eine Novität: die ausgeschilderten Blühwiesen im Tegernseer Tal. Auf der Homepage der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) sind gerade mal neun Flächen und vier Orte benannt. Doch nach dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ sollen nun weitere öffentliche Flächen bienenfreundlicher werden.

Damit es noch mehr blüht und summt im Tal: Neue Beschilderung von Blühwiesen / Foto: Klaus Wiendl

Immer mehr Landwirte stellen ihre Äcker gegen Zahlung als Blühwiesen zu Verfügung. Durch Stilllegungsprämien der EU, Fördergelder und “Patenschaften” lohnen sich Blühwiesen auch für konventionelle Bauern, sagt der Bauernverband. Verbraucher haben somit die Möglichkeit, sich mit einer Blühpatenschaft für die Artenvielfalt einzusetzen. Interessierte können sich mit einem bestimmten Betrag je Quadratmeter engagieren. Der Landwirt verpflichtet sich im Gegenzug dazu, auf der vereinbarten Fläche eine Blühmischung auszubringen und diese Fläche nicht anderweitig zu nutzen. Für seinen Beitrag erhält der Blühpate eine Urkunde oder ein Zertifikat. So ist es vielerorts in Bayern.

Im Tal dagegen fehlt es für solche Patenschaften wohl an Flächen. Denn meist werden diese für Weiden genutzt. Doch Nischen gibt. Hier will nun die TTT aktiver werden und mit „Kommunikationsmaßnahmen“ das Tal bienenfreundlicher machen. Mit Schildern soll der Betrachter darauf hingewiesen werden. „Das Tegernseer Tal blüht und summt“. Vorrangig stehen die Tafeln mit „talweit einheitlichem Design“ noch an öffentlichen Beeten und Bepflanzungsflächen.

Mähen oder nicht Mähen?

„Da auch die Standort-Marketing-Gesellschaft (SMG) an einer landkreisweiten Kommunikation innerhalb der Öko-Model-Region arbeitet, haben wir die Koordination der Schild-Bestellung für alle fünf Talgemeinden übernommen“, erklärt Thomas Baumgartner von der TTT auf Nachfrage. „Der grafische Auftritt der Beschilderung ist landkreisweit bis auf Ortsnamen und kleinere Details gleich und stammt von der SMG“.

Nach Kenntnis von Baumgartner haben alle Talgemeinden Blühwiesen angepflanzt oder sind derzeit dabei, diese für das nächste Jahr vorzubereiten. Wie viele Flächen dies sind, könne er nicht genau sagen. Denn nicht an all diesen Wiesen werden Schilder stehen. „Es geht am Ende doch mehr um die Sache, als um die Darstellung“. Die Schilder würden eine „schöne Aktion“ ergänzen und den ein oder anderen für das Thema Natur und Artenschutz sensibilisieren. Dennoch solle man sich nicht wundern, so Baumgartner, wenn diese Schilder an gemähten Wiesen stehen. „Blühwiesen müssen auch irgendwann mal gemäht werden, allerdings in einem anderen Turnus.“

Peter Hubert legt sich mit US-Konzern an

$
0
0

Auch wenn das Bräustüberl schon 340 Jahre alt ist. Verstaubt ist es nicht. Das Online-Marketing ist Wirt Peter Hubert wichtig. Ihn ärgert, dass Angaben zur Traditionswirtschaft „offensichtlich falsch“ sind“. Er hat Google verklagt. Morgen entscheidet das Landgericht über die Rechtmäßigkeit der Klage-Zustellung in Deutschland. Es könnte ein Präzedenzfall werden.

Peter Hubert verklagt Google – wegen falscher Infos über sein Bräustüberl

Seit 15 Jahren betreibt Hubert das Herzogliche Bräustüberl. Doch nun sieht er sein Geschäft bedroht – vom Weltkonzern Google und dessen Angaben. Wer mit Hilfe von Google etwa nach einem Restaurant sucht, dem liefert die Suchmaschine nicht nur die Adresse, sondern auch automatisch weitere Informationen wie Bewertungen und Hinweise auf Stoß- und mögliche Wartezeiten. Doch die Angaben, die nicht das Lokal selbst, sondern Google erstellt, seien falsch und geschäftsschädigend, klagt Wirt Hubert.

Falsche Informationen über das Bräustüberl

Hubert und sein Team trauten ihren Augen kaum, als sie die Zeitangaben seit November 2017 genauer beobachteten: Über Wochen vermeldete Google, das Bräustüberl sei voll. Ob Dienstag oder Samstag, vormittags, abends oder spätnachts, in oder abseits der Hochsaison, die Info laute fast immer “stark besucht” mit Wartezeiten von „15 Minuten“, an Wochenenden auch mal 90 Minuten. Paradox: Die Gäste dagegen loben bei den Google-Bewertungen im Internet die „schnelle Bedienung“ und „Top-Service“ im Bräustüberl.

Google hatte die Angaben im Juli zwar aus dem Netz genommen. Laut Huberts Anwalt Thomas Glückstein hat das Unternehmen aber keine Unterlassungserklärung abgegeben. An diesem Mittwoch ist nun vor dem Landgericht München I (Prielmayerstr. 7) die Verhandlung angesetzt.

Wiederholungsgefahr durch den US-Riesen

Auch wenn Google die Angaben gelöscht habe, sei das Problem nicht gelöst, sagt Glückstein. “Der bloße Umstand, dass eine Rechtsverletzung beendet wird, räumt die sogenannte Wiederholungsgefahr nicht aus”, sagt er. Oder einfacher: “Die falschen Angaben sind derzeit zwar entfernt. Aber Google könnte diese jederzeit wieder veröffentlichen.”

Google hatte seine Angaben so erklärt: “Die geschätzten Wartezeiten basieren auf anonymen Daten von Personen, die in der Vergangenheit das betreffende Restaurant besucht haben, ähnlich wie bei den Funktionen “Stoßzeiten” und “Besuchsdauer”.” Unternehmen könnten aber über einen Link Feedback geben. Und: “Wir werden den Fall außerdem untersuchen, um Google Maps weiter zu verbessern.”

Google verweist auf weltweiten Standard

Laut Hubert hatte ein Google-Mitarbeiter auf einen Algorithmus verwiesen, der weltweit gleich sei. Gäste, die sich vor dem Besuch des Bräustüberls im Internet informierten, könnten die Wartezeitangaben abschrecken. Hubert war verärgert: “Sie bekommen nicht gesagt, warum das aufgeschaltet wurde. Sie können nicht sagen, dass Sie das nicht möchten – und wenn es falsch ist, können Sie es nicht korrigieren.” Google verwies dagegen auf einen Link, unter dem Unternehmen eine Rückmeldung übermitteln könnten.

Zustellung der Klage an Google gescheitert

Bei dem Streit geht es nicht nur um die Unterlassung der laut Hubert falschen Wartezeitangaben, sondern auch um die grundsätzliche Rechtsfrage, ob eine Klage gegen einen US-Konzern bei der Tochtergesellschaft in Deutschland zugestellt werden kann. „Dreimal ist die Zustellung der Klage an den Sitz von Google in Hamburg gescheitert, da die Post den Brief dort schlichtweg nicht abgibt“, erklärt Hubert.

Stattdessen habe Google auf seinen Sitz in den USA verwiesen, sagt Glückstein. Aber Auslandszustellungen seien aufwendig und teuer. Der normale Verbraucher, der gegen Google vorgehen wolle, könne sich allein schon deshalb eine solche Klage meist nicht leisten, so Glückstein. Es sei “wie eine Firewall, mit der Google sich gegen Klagen abschottet”. Deshalb gehe es hier um eine grundsätzliche Frage und einen Präzedenzfall, der anderen Mittelständlern den Weg ebnen könne.

Anwalt sieht gute Chancen

Kommt das Gericht zu dem Schluss, dass die Klage nicht wirksam zugestellt wurde, müsste das Bräustüberl dazu die nächste Instanz anrufen. Sieht das Gericht hingegen die Klage als zugestellt an, und es erscheint kein Vertreter von Google, würde das Gericht nur aufgrund der Angaben von Hubert entscheiden – wahrscheinlich mit besseren Chancen für sei Bräustüberl. Wenn nicht, will Hubert laut einem Medienbericht den Weg weitergehen: „Wenn nötig, bis zur Konzernzentrale in den USA“.

Google knickt ein: Bräustüberl gewinnt Rechtsstreit

$
0
0

Eigentlich sollte heute vor dem Landgericht die Klage von Peter Hubert als Wirt des Tegernseer Bräustüberls gegen den US-Konzern Google verhandelt werden. Doch wenige Stunden vor Prozessbeginn platzte die Bombe.

Bräustüberl-Wirt Peter Hubert mit Frau Caterina / Foto Herzogliches Bräustüberl

Die Nachricht kam kurz vor Dienstschluss am Dienstagabend. Google erkennt die Ansprüche der Tegernseer Traditionswirtschaft an und geht damit dem Rechtsstreit aus dem Weg. Laut Pressemeldung von Hubert teilte Google LLC in einem Schriftsatz an das Landgericht München I mit, dass man die Ansprüche des Herzoglichen Bräustüberls Tegernsee anerkenne. „Die von Wirt Peter Hubert beanstandeten Angaben zu falschen Wartezeiten gehören damit der Vergangenheit an“. Das für Mittwochvormittag angesetzte Gerichtsverfahren wurde noch am Abend vom Landgericht „wegen Anerkenntnis“ abgesetzt. Denn Google hatte den Unterlassungsanspruch anerkannt und um Aufhebung des Termins gebeten. Damit der US-Konzern einem Rechtsstreit aus dem Weg gegangen.

Der Rückzieher des Internetriesen in dem ungleichen Bayerischer-David-gegen-US-Goliath-Duell kommt nach Ansicht von Huberts Anwalt Thomas Glückstein einer Sensation gleich. „Dass Google einen Anspruch freiwillig anerkennt, habe ich noch nicht erlebt“. Klar erkennbar sei aber auch: „Google wollte es keinesfalls auf einen Rechtsstreit ankommen lassen.“ Denn Huberts „mutiger Schritt“ habe in den vergangenen Wochen ein „enormes Medienecho“ ausgelöst. Beim heutigen Verhandlungstermin wäre, so Glückstein, mit erheblicher Pressepräsenz zu rechnen gewesen. Neben einer Reihe von Printjournalisten hätten sich auch Radio-, TV- und Webredaktionen angekündigt. Dieses Medienereignis scheute aber Google offenbar.

Google schottet sich weiterhin gegen Klagen ab

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Denn Google entzieht sich durch die Anerkenntnis dem zweiten Aspekt der Klage. Dieser sollte grundsätzlich klären, ob eine Klage gegen einen US-Konzern in Deutschland gestellt werden kann. Denn Google hatte dreimal die Zustellung der Klage an die deutsche Filiale in Hamburg nicht akzeptiert und stattdessen auf seinen Sitz in den USA verwiesen. Aber Auslandszustellungen seien aufwendig und teuer, sagte Glückstein. Der normale Verbraucher, der gegen Google vorgehen wolle, könne sich allein schon deshalb eine solche Klage meist nicht leisten. Es sei “wie eine Firewall, mit der Google sich gegen Klagen abschottet”. So auch im Fall von Bräustüberl-Wirt Hubert. Das Fazit seines Anwalts Glückstein nach diesem Teilerfolg: „Wer auch immer zukünftig etwas gegen Google durchsetzen will, startet in dieser Hinsicht wieder bei Null“.

Falsche Angaben aus dem Netz genommen

Auslöser von Huberts Klage gegen Google waren Beobachtungen seit November 2017. Über Wochen vermeldete Google, das Bräustüberl sei voll. Ob Dienstag oder Samstag, vormittags, abends oder spätnachts, in oder abseits der Hochsaison, die Info laute fast immer “stark besucht” mit Wartezeiten von „15 Minuten“, an Wochenenden auch mal 90 Minuten. Paradox: Die Gäste dagegen loben bei den Google-Bewertungen im Internet die „schnelle Bedienung“ und „Top-Service“ im Bräustüberl.

Google hatte die Angaben im Juli zwar aus dem Netz genommen. Aber das Unternehmen hatte bislang die geforderte Unterlassungserklärung verweigert. Damit bestand weiterhin die Gefahr, dass Google nach Ansicht von Glückstein „die falschen Angaben jederzeit wieder veröffentlichen“ könnte. Das ist nun vom Tisch. Google schreibt dem Landgericht München als Begründung zur Aufhebung der Verhandlung: Als Beklagte erkenne Google „den im Klageantrag geltend gemachten Anspruch aus der Klage vom 8. Oktober 2018 an“.Ein Google-Sprecher bestätigte die Absage des Termins vor dem Landgericht. “Wir haben die Funktion ‘Wartezeiten’ ja bereits im Juli wunschgemäß für das Restaurant am Tegernsee gesperrt. Ebenso haben wir die Forderung anerkannt, die Funktion gesperrt zu lassen.” Dem Wirt stehe es aber frei, die Wartezeitenangaben in Zukunft wieder freischalten zu lassen.

 

Viewing all 1570 articles
Browse latest View live