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„Bond-Girl-Aperol“ für Landkreisbürgermeister

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Am Montag platzte Sparkassenchef Martin Mihalovits der Kragen, weil er sich in der Miesbacher Amigoaffäre wegen der Bürgermeisterfahrt 2012 nach Interlaken verantworten muss. Er habe immer den dienstlichen Charakter der Fahrt beim damaligen Landrat Kreidl angemahnt, der sich heute rechtfertigte. Und ein Bürgermeister wollte mit der Reise die „härteste Nuss“ knacken.

Ex-Landrat und Ex-Verwaltungsratschef der Kreissparkasse (KSK), Jakob Kreidl, rechtfertigte sich heute vor dem Landgericht / Foto: Klaus Wiendl

Mihalovits hatte vom Beginn der Reiseplanung an befürchtet, dass die Fahrt nach seinem Amtsantritt am 1. April 2012 zur Abschiedstournee des inzwischen ausgeschiedenen Sparkassen-Chefs Georg Bromme werden könnte. Vom 20. bis 22. April reisten dann die 17 Bürgermeister des Landkreises samt Ehefrauen für 85.000 Euro nach Interlaken. Sie wollten in der Hochgebirgsregion Informationen für den Masterplan am Sudelfeld sammeln. Dafür habe Bromme ein entsprechendes Programm ausgearbeitet, sagte heute Jakob Kreidl in seiner Entgegnung auf Mihalovilts.

Dessen Auffassung habe er „uneingeschränkt geteilt“, dass der „dienstliche Charakter nicht zu kurz kommen“ dürfe. Er sei überzeugt gewesen, Bromme werde diesen „Anforderungen sicherlich gerecht“. Auf diesen „zulässigen Rahmen“ habe er „vertraut“. Zumal eine Fahrt nach Interlaken bereits zwei Jahre früher stattfinden sollte, aber nicht „umgesetzt wurde“. Aus diesem Grund sei er, so Kreidl, „nicht davon ausgegangen, dass es sich um eine per se unzulässige Abschiedsfahrt handeln könnte“.

Kreidl räumt Versäumnisse ein

Als Vorsitzender des Sparkassen-Verwaltungsrats habe er es „grundsätzlich für sinnvoll“ erachtet, dass sich Mihalovits in Ruhe auf seine Amtsübernahme vorbereiten könne und Bromme daher „wie in der Vergangenheit auch die Reise vorbereiten sollte“. Ausdrücklich betonen wollte Kreidl, dass er die geänderte Ausgabenpolitik von Mihalovits begrüßte.

Unterstützt und mitgestaltet habe er dessen moderne Compliance-Gesichtspunkte und die angepasste Ausgestaltung von Sitzungen des Verwaltungsrats. Er habe darauf vertraut, so Kreidl, dass Bromme die Fahrt nach Interlaken „in zulässiger Art und Weise organisiert“. Er müsse aber eingestehen, dass er die Planung und den dienstlichen Charakter „mehr hätte hinterfragen und sich hätte einbringen müssen“.

Kreidl nahm auf sich, dass er die Vorgänge von Anfang an hätte „selbst prüfen“ und seinem „unguten Gefühl hätte nachgehen“ müssen. Statt seine Bedenken „beiseite zu schieben“, hätte er sich selbst erkundigen müssen, räumte Kreidl ein, ob die Kosten der Fahrt „so in Ordnung waren“.

Bürgermeister aus Fischbachau als Zeuge

Auch beim einzigen Zeugen des Tages ging es um die Bürgermeisterfahrt in den Schweizer Nobel-Wintersportort in den Hochalpen. Als einer der 17 teilnehmenden Bürgermeister war Josef Lechner aus Fischbachau geladen. Für ihn sei die Reise von Bedeutung gewesen, weil er damals in der Steuerungsgruppe mitgewirkt hatte, die den Masterplan Sudelfeld verwirklichen sollte.

Dabei habe es ihn interessiert, wie beim ersten Stopp in Serfaus es dem Ort gelungen sei, touristisch in der ersten Liga mitzuspielen. Insbesondere sei den Gemeinden dort die direkte Verbindung vom Zug zur Seilbahn gelungen, was man aber in Bayrischzell bis heute trotz der Interlaken-Fahrt nicht geschafft habe. Zudem wollte er in Erfahrung bringen, „wie man eine Organisationsstruktur mit Leben erfüllen“ könne.

Ehefrauen als teambildende Maßnahme

Lechner räumte aber ein, „dass wir heute noch an dem Ergebnis der Reise arbeiten“. Und dies, obwohl die Bürgermeister „die Chance hatten, live mit den Touristikern in der Schweiz zu sprechen“. Auf die Frage von Richter Alexander Kalomiris, ob man solche Erkenntnisse auch gewonnen hätte, wenn die Schweizer Referenten nach Miesbach gekommen wären? Er glaube schon, so Lechner, dass dies möglich gewesen wäre. „Aber es war auch eine Teambildungs-Maßnahme“. Doch Touristiker aus dem Landkreis seien nicht dabei gewesen. Aber die betreffe es doch in erster Linie, so das Gericht.

Da seine Kollegen, so der CSU-Bürgermeistet, bei solchen Reisen immer fragen würden, „und wer zahlt’s?“, sei er davon ausgegangen, dass sich Landkreis und Kreissparkasse die Kosten teilen würden. Die Unterkunft in Interlaken wäre statt des Luxushotels auch „ein bis zwei Nummern kleiner“ gegangen. „Die „sehr gehobene Kategorie“ habe so manchen „normalen Bürgermeister“ erstaunt. Keiner seiner Kollegen habe ein solches „Galadiner vorher erlebt“.

Welchen Erkenntnisgewinn der Zeuge Lechner denn aus der James-Bond-Fahrt auf das Schilthorn mit Vortrag hatte, wollte Staatsanwalt Jürgen Rohrmüller wissen. Zumal dort auch ein „Bond-Girl-Aperol“ als Aperitif gereicht worden sei. Lechner: „Den Vortrag hätte man auch im Hotel halten können“. Und warum die Ehefrauen dabei waren, fragte das Gericht. Solche Fahrten gebe es öfters, „damit bei den Frauen das Verständnis für die Arbeit des Ehemannes wächst“. Die Ehefrauen hätten die „Teambildung begünstigt“.

Zu Beginn der Verhandlung ließ der Vorsitzende durchblicken, dass sich der Prozess noch bis April oder Mai hinziehen könnte.


Hotel “Am Sonnenbichl” sucht neuen Besitzer

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Einst eine Alm, dann eine Gastwirtschaft, nach dem Krieg wurde daraus ein Hotel hoch über Bad Wiessee. So gaben sich hier unter dem Sonnenbichl einst auch die Ski-Asse die Klinke in die Hand. Heute ruht in der Wintersaison der Betrieb. Nun steht es zum Verkauf.

Das Hotel Sonnebichl in Bad Wiessee sucht einen neuen Besitzer / Foto: Klaus Wiendl

Nicht nur im Internet wird auf die Betriebsferien bis 31. März hingewiesen. Auch vor Ort gewinnt man den Eindruck, dass die Besitzer Peter und Bodo Ritter nur noch wenig Interesse an einem funktionierenden Hotelbetrieb haben. Im hohen Schnee führt keine Spur zum Eingang des Hotels mit 25 Zimmern. Nicht geräumt sind auch die 30 Parkplätze auf dem 100.000 Quadratmeter großen Areal. Während am Sonnenbichl im Audi-Skizentrum der Lift in Betrieb ist, liegt die touristische Herberge brach.

Ein Blick auf eine Immobilien-Homepage zeigt auch warum. Die „großzügige Betreibervilla“ nebenan „mit Hotelbetrieb in sonniger Höhenlage“ sucht einen neuen Eigentümer. Der muss viel Geld mitbringen. Angeblich soll das Objekt mit 1.200 Quadratmetern Wohnfläche etwa sieben Millionen Euro kosten, inklusive des freistehenden Einfamilienhauses aus dem Jahr 1983.

Interessenten erwarten sich mehr

Von Bauamtsleiter Helmut Köckeis ist zu erfahren, dass bei ihm „in regelmäßigen Abständen“ Interessenten vorbeikämen, die sich immer „tolle Baurechte“ erwarten würden. „Wenn die aber mitbekommen, dass dies im Außenbereich ist und dies alles sehr übersichtlich abläuft, dann habe ich nie wieder etwas von Ihnen gehört“, so Köckeis. Vor etwa fünf Jahren seien die ersten Interessenten aufgetaucht. „Bis heute aber hat sich nichts Entscheidendes getan“.

Zuletzt tauchten Eigentümer und Hotel 2013 in den Medien auf, als es um das Zielhaus des Fördervereins Schneesport im Tegernseer Tal ging. Peter und Bodo Rüter wollte das geplante Häuschen verhindern, weil es nicht in die Landschaft passe. Doch der Förderverein bekam Recht. Heute stehen dort ein Ziel- und Kassengebäude und ein Mehrzweckhaus mit Stüberl und Toiletten, das auch bei Waldfesten inzwischen unverzichtbar ist.

Weder die Geschäftsführerin des Hotels noch beide Eigentümer meldeten sich auf Nachfragen der Tegernseer Stimme.

Staatsanwalt fordert für Bromme Haftstrafe

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Bereits Anfang Dezember zeichnete sich ab, dass die drei Angeklagten mit milderen Strafen rechnen können. Doch bei Ex-Sparkassenchef Georg Bromme blieb der Staatsanwalt heute nach einem Rechtsgespräch bei seiner harten Linie und fordert eine Haftstrafe. Kreidl und Mihalovits könnten dagegen glimpflicher davonkommen.

Muss der ehemalige Sparkassen-Chef Georg Bromme ins Gefängnis?

Zuletzt stand für Ex-Landrat Jakob Kreidl höchstens noch eine Haft von eineinhalb Jahren auf Bewährung im Raum, da für seine sündteure Geburtstagsfeier zum Sechzigsten kein Vorsatz erkennbar gewesen sei. Beim derzeitigen Sparkassen-Chef Martin Mihalovits war es noch eine Geldstrafe von 150 Tagessätzen. Doch bei Ex-Sparkasenchef Georg Bromme vermisste das Gericht zuletzt die „Erkenntnis“ einer Mitschuld, dass in seiner Amtszeit manches falsch gelaufen sei. Der 70-Jährige zeigt auch weiterhin keine Spur von Reue. Bislang gibt es keine weitere Erklärung von ihm.

Die hatte die Wirtschaftskammer des Landgerichts heute vorliegen. Bei einem Rechtsgespräch soll Brommes Anwalt angeregt haben, die Tätigkeit der Sparkassenprüfer bei der Strafbemessung für seinen Mandanten zu berücksichtigen. Außerdem stehe im Raum, welche Bedeutung die Kammer der Ertragslage der Sparkasse beimesse. Geklärt wollte Anwalt Robert Jofer auch wissen, ob die Kammer die Fahrt nach Interlaken aufgrund des Programms oder der Kosten für unzulässig halte. Jofer fragte auch nach, ob eine Strafe möglich sei, die den Erhalt von Brommes Ruhestandsbezügen ermöglicht.

Gericht fordert „Schadenswiedergutmachung“

Staatsanwalt Jürgen Rohrmüller verwies darauf, dass er für Kreidl bei einer Verständigung eine Freiheitsstrafe von unter einem Jahr sehe. Bei Bromme dagegen spricht sich der Ankläger für eine sogenannte “Vollzugsstrafe” aus.

Für das Gericht seien die erwähnten Strafen „unrealistisch“. Wobei die Kammer an den bisher erteilten Hinweisen festhalte wolle. Zumal die Tatvorwürfe Schießstand Achenkirch, Entenessen in Kreuth und mehrere Geschenke dabei noch nicht berücksichtigt waren. Daher könne der damals erwähnte Strafrahmen „nicht nach unten gedrückt“ werden. Andererseits seien die erwähnten Punkte auch nicht so gewichtig, dass das Strafmaß „nach oben korrigiert“ werden müsste.

Das Verhalten der Prüforgane sei bereits bei den Strafzumessungen berücksichtigt worden, so der Vorsitzende Alexander Kalomiris. Dennoch sei eine Strafe auf Bewährung „nicht selbstverständlich“. Die Ertragslage der KSK sei für die Kammer nicht von entscheidender Bedeutung. Bei der Verurteilung zur Interlakenfahrt seien sowohl die Fragen des Sparkassenbezugs als auch die Kosten von Relevanz.

Mihalovits will Vorstandsvorsitzender bleiben

Kreidls Anwalt Klaus Leipold teilte daraufhin mit, dass bei seinem Mandanten die Verständigung auf eine Freiheitsstrafe von elf Monaten auf Bewährung nicht das Problem sei. Der Anwalt von Martin Mihalovits, Klaus Volk, verwies auf die abgegebenen Erklärungen seines Mandanten, zuletzt am Montag. Dem derzeitigen Sparkassenchef sei es wichtig, dass er Vorstandsvorsitzender bleiben könne, was eine vom Gericht ins Auge gefasste Geldstrafe ermöglichen würde.

Das Gericht ließ aber offen, ob hier eine Verständigung möglich sei. Doch unabhängig davon, so der Vorsitzende, werde von den Angeklagten eine Wiedergutmachung des Schadens gefordert. Die Einstellung weiterer Teile des Verfahrens aber sei möglich. Diese beantragte der Staatsanwalt umgehend. Er wolle folgende Tatvorwürfe nicht weiterverfolgen: ein Geldgeschenk an Bromme in Höhe von 7.500 Euro, die Geburtstagsfeier von Kreidl im August 2012 und die Fahrt des Verwaltungsrates der Sparkasse ins Stubai im Jahr 2013. Begründung des Anklägers: Weil die wegen dieser Tatkomplexe zu verhängenden Strafen gegenüber den anderen Tatvorwürfen „nicht erheblich ins Gewicht fallen würden“.

Der Prozess wird am 18. Februar fortgesetzt.

In 5.000 Metern Höhe Richtung Venedig

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Mit dem Heißluftballon über die Alpen gilt als das absolute Highlight. Dabei sind die Alpenüberquerungen nur selten machbar, da die Wetterlage optimal sein muss. An den vergangenen Tagen passte es. Und vier Tal-Bewohner erlebten dabei einzigartige Bergsichten.

Die Alpenüberquerung als einmaliges Erlebnis / alle Bilder: Ballooning Tegernsee

Ursprünglich sollte die Fahrt über die Alpen am Tegernsee gestartet werden. Doch das Team von Michael „Michi“ Unger musste nach Unterwössen in den Chiemgauer Bergen ausweichen. Die Windrichtung machte es nötig, erzählt Pilot Andreas Götschl, „weil eine leichte Ostwind-Komponente herrschte, so dass es nicht ganz geradeaus über die Alpen gehen würde, also von Nord nach Süd, sondern leicht schräg“.

Der Wind oben wurde mit etwa 70 Stundenkilometern gemessen. „Wenn wir da am Tegernsee gestartet wären, hätten wir den Gardasee überqueren müssen. Dafür wäre die Strecke wegen des Gasverbrauchs aber zu weit gewesen“.

Im Luftraum von Flugzeugen

Erleben wollten dieses Abenteuer für 1.300 Euro, zwei Passagiere aus Gmund, zwei aus Kreuth und ein Gast aus Norddeutschland. Alle warm eingepackt, denn am frühen Morgen war der Himmel noch bedeckt, die Wettervorhersagen verhießen jedoch Gutes.

Zunächst mussten die Flugbegeisterten mit etwa Minus 30 Grad rechnen, da eine maximale Höhe von bis zu 6.000 Metern nicht auszuschließen war. Denn ein Ballon nimmt am normalen Flugverkehr teil, wie Götschl erklärt.

Im kontrollierten Luftraum haben wir ständigen Kontakt mit den Flugverkehrsstellen. Wir werden da auch in der Höhe zwischen anderen Luftfahrzeugen gestaffelt. Daher ist ein Transponder, ein Funk-Kommunikationsgerät, unerlässlich, der uns auf dem Radar sichtbar macht.

Zwei weitere Ballone trafen sich zum Gruppenflug in Unterwössen, Teams aus Bad Griesbach in Niederbayern und Österreich. Kurz nach acht Uhr hoben sie ab, erzählt Pilot Götschl aus Rottach-Egern.

Sauerstoffmasken zur Sicherheit

„Weiter südlich mussten wir dann durch eine Nebelbank“, so der passionierte Bergsteiger. Als sich die Nebel lichteten, seien sie bereits über den Dolomiten geschwebt. „Wir sind über die Drei Zinnen und die Marmolada geflogen“. Künstlicher Sauerstoff stand in dieser Höhe von 5.000 Metern auch zur Verfügung, den sich vor allem Pilot Götschl gelegentlich sicherheitshalber durch die Nase zuführte.

Als dann die südlichen Alpen Italiens überquert waren, hätten sie noch den Südzipfel des Gardasees erkannt, anschließend sei es sehr flach geworden. Unweit von Treviso, knapp 80 Kilometer vor Venedig, suchte sich Götschl einen Landeplatz. Um 13 Uhr, nach fünf Stunden Flug, setzt der Ballon dann auf einer Wiese südlich von Bassano del Grappa auf. Interessiert hätte sich dort niemand für sie. Niemand sei vorbeigekommen, nur wenig später Michi Unger mit seinem Verfolgerfahrzeug samt Hänger.

Anschließend habe er seine Teilnehmer zu einem „Einkehrschwung im Hotel eingeladen“. Am nächsten Tag ging’s mit dem Auto zurück an den Tegernsee. Wie langweilig ist das dagegen, wird sich wohl so mancher Abenteurer noch mit den Eindrücken von oben gedacht haben.

Eindrücke von der Überquerung / alle Bilder: Ballooning Tegernsee

Mit Rückenwind nach Süden
Pilot “Andi” Götschl (im Vordergrund)

Überflug der 3.300 Meter hohen Marmolada.

Die Dolomiten
Einschweben in Venetien
Kurz vor der Landung in Bassano del Grappa.

Miesbacher Sponsoringaffäre beißt sich fest

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Es geht nur um ein paar Tausend Euro für ein seit vielen Jahren praktiziertes Entenessen nach einem Kooperations-Seminar mit anderen Landkreistagen. Doch seit Ende Oktober tauchen vor dem Landgericht immer wieder die Fragen auf: Waren die Kosten angemessen und warum hat die Kreissparkasse gezahlt?

Zum Entenessen in der Weißach Alm wurde auch Brunello serviert

Viele Jahre wurden auf Kosten der Kreissparkasse (KSK) Enten und Knödel verdrückt. Doch mit Aufkommen der Miesbacher-Affäre Anfang 2014 war Schluss damit. Bei Razzien stießen die Ermittler auch auf hohe Weinrechnungen. Sie machten daraus einen Anklagepunkt im Strafverfahren gegen Kreidl, Bromme und Co. Jeweils im Januar traf sich eine illustre Runde in der romantisch gelegenen Weißach-Alm in Kreuth. Zu feiern gab es jeweils den Abschluss eines „Kooperationsseminars“ in Rottach-Egern mit Beteiligung der Landkreistage von Rheinland-Pfalz und dem Saarland.

Aus Bayern nahmen ehemalige und amtierende Landräte, Minister, Sparkassenpräsidenten, Vertreter der Regierung von Oberbayern, des Landkreistages und der jeweilige Bürgermeister von Kreuth teil, zuletzt Josef Bierschneider. Der damalige Chef der KSK und derzeitige Angeklagte Georg Bromme übernahm für sein Geldinstitut die Rechnungen. 2011 waren es 4.600 Euro, ein Jahr später 5.000 Euro. Vor allem der Wein hatte es der Staatsanwaltschaft angetan.

Denn statt eines schnöden „Zweigelts“ für 26,50 Euro ist ein teurer „Brunello“ für 52,60 Euro pro Flasche serviert worden. Zuletzt waren es 39 Flaschen. Damit hätte der Preis für die Weine die Kosten für die Enten um knapp 50 Prozent überschritten. Für die Bezahlung des Essens bestand laut Staatsanwaltschaft “kein betrieblicher veranlasster Grund”.

„Wer anschafft, zahlt“

Das sah der angeklagte Ex-Landrat Jakob Kreidl zuletzt in seiner Einlassung anders. Den „Brunello“ habe es schon gegeben, solange er zurückdenken könne. Schon seine Vorgänger Wolfgang Gröbl und Norbert Kerkel hätten zu diesem „traditionellen“ Entenessen mit Knödel und Blaukraut nach dem Seminar auf Kosten der Sparkasse eingeladen.

Dies bestätigte im Kern heute auch Theo Zellner als Zeuge. Der amtierende Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes war bis 2014 nicht nur Chef des Sparkassenverbandes, sondern zuvor auch oberster Landrat in Bayern. Diese Essen im Rahmen eines Seminars waren für ihn „normal und wichtig“, so Zellner. Denn damals seien die Sparkassen politisch in schweren Wassern gewesen.

Die Sparkassen hätten seinerzeit „an der Kante gestanden, ob sie aus dem öffentlich-rechtlichen Sektor rausgeschossen werden und mit ihnen die Landesbausparkassen“. Sein Plädoyer sei damals in seinem Grußwort gewesen, „die Position der Sparkassen zu erhalten“ und dies auch bei der EU in Brüssel deutlich zu machen. Damals sei das „Konnexitätsprinzip“ im Mittelpunkt gestanden, „wer anschafft, zahlt“, erklärte Zellner den Begriff. „Wenn die Regierung den Landkreisen Gesetze überstülpt, soll sie auch zahlen“. Damit war das Stichwort gefallen.

„Es war halt eine Ente“

„Darf die Sparkasse solche Essen spendieren“, wollte Brommes Verteidiger Robert Jofer wissen. Das war in seiner Zeit „Usus“, rechtfertigte sich Zellner, der von den jeweils amtierenden Landräten Kerkel und Kreidl zu der Abendveranstaltung mit Entenessen eingeladen worden sei. „Das war nichts Ausladendes“. Ein Entenessen nach einem mehrtätigen Seminar habe für ihn nichts „Luxuriöses, es war halt eine Ente“. Bei den Getränken hätte man zwischen „normalen Weinen“ und Bier wählen können.

Zellner sei davon ausgegangen, „wenn der Sparkassen-Chef mit am Tisch sitzt, dass dieser auch zahlt“. Die jeweiligen Landräte hätten sich bei ihren Tischreden auch dafür bedankt, dass die KSK solche Veranstaltungen unterstütze. Es waren „schöne Abende mit interessanten Tischgesprächen“, erinnerte sich Zellner.

Auch beim Zeugen Wolfgang Gröbl blieben „die immer interessanten Gespräche“ haften. Der Vorgänger von Norbert Kerkel als Landrat und späteres Mitglied der Bundesregierung kenne die Kooperationsseminare aus den 70er Jahren. Einst hätten sie noch in Bad Wiessee stattgefunden, zuletzt in Rottach-Egern. Das Entenessen sei kein „großartiges kulinarisches Highlight“ gewesen, zumal es auch nicht um „großartige Summen gegangen“ sei. Dennoch sei es ein „außerordentlich erfreuliches Ereignis“ auch zum Wohle des Tourismus im Tegernseer Tal gewesen.

Sparkassen-Chef Mihalovits wird weiter entlastet entlastet

Ob er sich an einen „Brunello“ als Wein erinnern könne, wurde der 77-Jährige gefragt. Gerne sei dabei auch ein „Blauer Zweigelt“ aufgetischt worden. Er trinke ohnehin lieber ein Bier. An die Kosten der Essen für etwa 60 Personen habe er keine Erinnerung mehr. Das Gericht wollte wissen, ob denn in der Alm irgendwelche Symbole der Sparkasse erkennbar waren. „Wenn mit Bromme der Chef da war, braucht man keine Fahnderl mehr der Sparkasse“. Die Seminarkosten seien ohnehin von den Gästen getragen worden.

Zuvor hatten sich Gericht und Staatsanwalt darauf verständigt, dass der amtierende Sparkassen-Chef Martin Mihalovits als Angeklagter weiter entlastet wird. Im Tatkomplex ‘Geschenke’ werden die Präsente, darunter VIP-Tickets zur Ski-WM 2011, strafrechtlich nicht weiterverfolgt. Begründung: “Die zu verhängende Strafe fällt neben den für die weiteren Komplexe zu verhängenden Strafen nicht erheblich ins Gewicht”. Nach neuestem Stand plant die Wirtschaftskammer unter dem Vorsitzenden Alexander Kalomiris das Urteil für den 17. April.

„La Vela“ setzt die Segel

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Seit etlichen Wochen ist das Restaurant des Yacht-Clubs von Bad Wiessee verwaist. Pächter Andreas Würtz hatte die Segel gestrichen. Sie sollen nun ab Mai von einem Italiener wieder gehisst werden.

Die Gastronomie des Wiesseer Yachtclubs ist derzeit verwaist. Das soll sich bald wieder ändern. / Foto: Klaus Wiendl

Mit dem Ristorante und Pizzeria „La Vela“ dürfte bald eine andere Essenskultur im Yachtclub einkehren. Statt Regionales und Bodenständiges wie bei Vorgänger Andreas Würtz, gibt es unter dem neuen Pächter ab Mai „italienische Spezialitäten“, verkündet der Aushang am Seglertreff. Die Vorstandschaft „freue sich“. Noch aber gibt sich Peter Kathan als Vorstand des Yachtclubs zugeknöpft.

Mehr wolle er erst sagen, „wenn der Vertrag mit dem neuen Pächter aus dem Landkreis in trockenen Tüchern ist“ – voraussichtlich Anfang März. „Wir müssen noch ein paar Rahmenbedingungen klären“. Dennoch wolle man aber jetzt schon Mitglieder, Freunde und Gäste des „öffentlichen Restaurants“ informieren, „dass es weitergeht“. Was er vorhat, würde der italienische Betreiber dann „selbst kommunizieren“.

Mehrmalige Pächterwechsel

Bleibt für die Gäste des Wiesseer Yachtclubs zu hoffen, dass der oftmalige Pächterwechsel vergangener Jahre dann wieder in ruhigere Fahrwasser kommt. Würtz hatte die Zusammenarbeit mit dem Vorstand zum Jahresende 2018 „im gegenseitigen Einvernehmen beendet“.

Die Yacht-Club Gastronomie sei eine kurze Episode gewesen, die man konsequent “analysiert, bewertet und zwischenzeitlich abgeschlossen” habe, erklärte Würtz auf seiner Webseite. Mehr könne er dazu nicht sagen, da man sich auf eine Vertraulichkeitsvereinbarung mit dem Verein geeinigt habe. Würtz betreibt weiterhin das Bistro im Badepark mit „der kulinarischen Genusswelt von Culina Bavariae“.

Heftiger Streit um Spielarena erwartet

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Seit über acht Jahren ist die Spielarena in Bad Wiessee eine Hängepartie. Beendet ist sie mit dem geplanten Abriss nach 2021. Doch ob und in welcher Form es mit einer Spielarena weitergeht, ist völlig offen. Derweil taugt sie zum Parteienstreit. Am Donnerstag könnte es darüber im Gemeinderat zum Schlagabtausch kommen.

Die SPD und die CSU dürften sich kommenden Donnerstag wieder um die Spielarena in Wiessee zanken.

Die Fronten sind inzwischen klar. Die CSU fordert den Erhalt der Spielarena, die SPD den Abbruch mit Auslaufen des Pachtvertrages 2021. Dafür will sie morgen in einem Antrag an den Gemeinderat eine öffentliche Ausschreibung für „einen privat geführten Spaß- und Spielepark“ vorschlagen. Dieser sei auf dem Gebiet von Bad Wiessee „zu errichten und zu betreiben“. Die Gemeinde soll bei der Grundstücksfindung für den privaten Investor behilflich sein und auch gegebenenfalls ein „geeignetes gemeindliches Grundstück auf Pachtbasis zur Verfügung stellen“. Möglich seien „Flächen in der Nähe von Sportanlagen oder Schulen“. Doch in Eigenregie werde die Gemeinde laut Vize-Bürgermeister Robert Huber (SPD) keine Arena bauen oder betreiben.

Damit erntete die Orts-SPD bereits harsche Kritik, als ihre Pläne Anfang Januar bekannt wurden. Die CSU sprach von einem Schaufensterantrag und „plumpen Wahlkampf“. Für Florian Sareiter (CSU) ging es bei diesem bereits angekündigten SPD-Antrag nicht um die Sicherung der Spielarena in Bad Wiessee, sondern darum, das Grundstück an der Wilhelminastraße zu räumen. Mit ihrem Antrag „torpediere“ die SPD einen bestehenden Beschluss des Gemeinderats, der sich erst in neuer Zusammensetzung nach der Kommunalwahl im nächsten Jahr damit auseinandersetzen will.

„Zwischennutzung“

Die Spielarena gehöre als Infrastruktur zu Bad Wiessee wie der Badepark. Beide Einrichtungen müssten fit für die Zukunft gemacht werden. Sie bedienen eine breite Masse der Bevölkerung. Deshalb „fordert die CSU die SPD auf, ihren Antrag zurückzuziehen“ und stattdessen die vorzeitige Verlängerung des Pachtvertrages mit Josef Niedermayer zu behandeln. Zudem solle die Gemeinde die Kosten für eine Neugestaltung der Fassade übernehmen. „Ein Schandfleck“ ist sie, so Klaudia Martini (SPD).

Doch ihre Fraktion denkt nicht an Rücknahme des Antrags. Sie lässt es morgen zum Schwur kommen. Die SPD argumentiert, dass es sich bei der Spielarena von Anfang an um eine „Zwischennutzung“ der ehemaligen Tennishalle gehandelt habe. Deswegen sei der Pachtvertrag auch nur bis 2021 befristet gewesen. Da sei es sinnvoll, „bereits heute ein entsprechendes Angebot vorzubereiten und zu klären“, ob von privaten Betreibern Interesse an diesem – laut SPD – „Alleinstellungsmerkmal“ bestehe.

„Lass es, das bringt nichts“

Dies kann sich Betreiber Niedermayer beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein privater Investor anbeißen würde. Denn seine Spielarena werfe kaum eine Rendite ab. Das habe für ihn bereits eine Analyse vor zehn Jahren gezeigt. Dennoch sei er das Wagnis als Pächter eingegangen, weil er von seiner Idee überzeugt war. „Die Realität gibt mir nach fast zehn Jahren recht“.

Nach fast einer Million Euro Anfangsinvestitionen mit einem Partner seien nun die Schulden „fast“ getilgt. „Deshalb bin ich zufrieden“. Es hätte auch anders kommen können, so Niedermayer. Denn das Tal sei wegen der Überalterung die kinderschwächste Region und es gebe zu lange Anfahrtswege. Für eine wirkliche Rendite braucht es etwa 250.000 Menschen und einen Umgriff von höchstens einer halben Stunde Fahrt. „Deswegen wird sich eine neue Spielarena nicht rentieren“. Dies habe ihm auch der Verband der Spielarenen attestiert: „Lass es, das bringt nichts“.

Daher dürfte morgen bei der Sitzung des Gemeinderates für erheblichen Zündstoff gesorgt sein, ob der SPD-Antrag angenommen wird. Gefragt sind nun Freie Wähler und ranBW.

Mit Luxussteuer gegen Zweitwohnsitzler

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Am „Lago di Bonzo“ grassiert die Angst vor der „Syltisierung“. Als Gegenmittel wurde die deutliche Erhöhung der Zweitwohnungssteuer ausgemacht. Den Dammbruch vollzog bereits Tegernsee. Am Donnerstagabend wollte auch der Gemeinderat von Bad Wiessee nachziehen.

Helfen 20 Prozent gegen geschlossene Rollos?

Wie berichtet, untersagte 2017 das Bundesverwaltungsgericht den Gemeinden Bad Wiessee und Schliersee das bislang praktizierte siebenstufige Steuermodell zur Berechnung der Zweitwohnungssteuer. Es sei nicht mit dem Verfassungsgrundsatz der gleichmäßigen Besteuerung nach Leistungsfähigkeit vereinbar. Damit mussten alle Tal-Gemeinden Anfang 2018 ihr Modell linear anpassen.

Für eine Zweitwohnung waren demnach zwölf Prozent der Netto-Jahres-Kaltmiete als Zweitwohnungssteuer zu berappen. Doch die Stadt Tegernsee wollte sich damit nicht zufrieden geben. Im Mai vergangenen Jahres beschloss der Stadtrat rückwirkend zum 1. Januar eine Erhöhung auf 20 Prozent der Kaltmiete. Die Begründung: Tegernsee hätte sich den Zuständen auf dem Wohnungsmarkt in Sylt sehr angenähert. Einheimische würden im Tal keinen Wohnraum mehr finden, weil andere ihre Zweitwohnungen leer stehen lassen. Das Horrorszenario „Syltisierung“ macht seitdem im Tal die Runde.

Spekulanten machen den Ort „kaputt“

Unausgesprochen verdeutlichte es auch die Situation von Bad Wiessee, worauf Robert Huber (SPD) als amtierender Bürgermeister verwies. Im Jahr 2012 habe es 310 Zweitwohnungen gegeben, zuletzt hatte sich deren Zahl aber verdoppelt. Daher gelte es „die Gemeinde zu schützen“. Mit großem Aufwand investiere man in bezahlbaren Wohnraum des Kommunalunternehmens, daher müsse man auch die Möglichkeit „ausschöpfen“, die der Gesetzgeber biete. Mit dieser Erhöhung auf 20 Prozent befinden „wir uns nicht an der Spitze“, in der Internationalen Kur-, Medien- und Kunststadt Baden-Baden beträgt die Zweitwohnungssteuer laut Huber 35 Prozent. „Dort hat es keine Diskussionen gegeben“. Wenn man mit den 20 Prozent in Wiessee eine Wirkung erziele, „soll es mir recht sein“. Wenn nicht, müsste man womöglich „nochmals nachjustieren“. Huber beklagte die Spekulation mit Immobilien, die den Ort „kaputtmachen“ würden.

Stoppen 20 Prozent Steuer die Nachfrage?

„Wenn rechtlich mehr geht“, hätte Klaudia Martini (SPD) nichts gegen den Dreh an der Steuerschraube „auf 20 Prozent“. Bernd Kuntze-Fechner (SPD) befürchtet bei der deutlichen Zunahme von Zweitwohnsitzen Veränderungen von Strukturen in der Gemeinde. „Wir müssen hier entgegensteuern und Signale setzen“.

Zu den 20 Prozent bekannte sich auch Florian Sareiter (CSU). Doch für ihn sei sie „kein adäquates Mittel“, die Wohnungsnot zu bremsen. Denn die Reichen würden die Zweitwohnungssteuer weiterbezahlen können. Und die weniger Reichen „siedeln sich eben dann woanders an“. Er sehe aber für die Gemeinde die „Einnahmequelle“, die auch die Infrastruktur vorhalte.

Wiessee braucht diese Mehreinnahmen

Damit aber Einheimische wie Geringverdiener „nicht im Sumpf der Bauträger untergehen“, sei die Ausweisung von neuem Bauland „unerlässlich“, um günstigeren Wohnraum anbieten zu können. „Wenn uns was Gutes und Vertretbares angeboten wird, müssen wir zuschlagen“, forderte Sareiter. Ihm pflichtete auch Markus Trinkl (FWG) bei. Wenn man am Tegernsee „das Glück habe, sich eine Zweitwohnung leisten zu können“, dann sei für diejenigen auch eine Steigerung „nicht so dramatisch“. Man brauche „einfach diese Gelder“. Außerdem, so Trinkl, wenn die Entwicklung so weitergehe, „sind wir nur noch ein Ort von Zweitwohnsitzen“. So könne es nicht weitergehen.

Huber würde statt einer Zweitwohnungssteuer lieber von einem „Solidarbeitrag“ reden. Nach außen dürfe es aber aus juristischen Gründen nicht um eine „Einnahmeerzielung“ gehen, sondern um die “Zurückdrängung von Zweitwohnsitzen“, bemühte Geschäftsleiter Hilmar Danziger eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts. Einstimmig beschloss der Gemeinderat die neue Zweitwohnungssteuer mit 20 Prozent ab 1. April 2019.


Ein Neubau würde sieben Millionen kosten

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Im Gegensatz zur CSU spricht sich die SPD im Gemeinderat für den Abriss der Spielarena 2021 aus. In ihrem Antrag fordert sie, dass dann ein privater Investor gesucht wird. Sehen das die beiden anderen Parteien im Gemeinderat ähnlich? Das war die spannende Frage in der gestrigen Sitzung.

Der von der Gemeinde vernachlässigte “Schandfleck” Spielarena – erhalten oder abreißen? / Foto: Klaus Wiendl

Wie berichtet, wollte die Orts-SPD von Bad Wiessee mit ihrem Antrag im Gemeinderat erreichen, dass nach dem Auslaufen des Pachtvertrages mit Josef Niedermayer eine öffentliche Ausschreibung für „einen privat geführten Spaß- und Spielepark“ auf Gemeindegebiet stattfindet. Einem Investor sollte bei der Suche nach einem gemeindlichen Grundstück geholfen werden. Denn in Eigenregie werde die Gemeinde laut Vize-Bürgermeister Robert Huber (SPD) keine Arena bauen oder betreiben.

Fraktionssprecher Bernd Kuntze-Fechner nannte als Grund des Antrags, dass frühzeitig etwas auf den Weg gebracht werden solle. Dabei gehe es nicht um eine Entscheidung Pro oder Contra einer sinnvollen Einrichtung, sondern darum, dass das jetzige „Provisorium“ verschiedenartige Probleme mit sich bringe. Deshalb plädiere die SPD jetzt für eine Ausschreibung, die den Blick darüber hinaus sichere. „Wir wollen hier präventiv tätig werden“, ergänzte Vize-Bürgermeister Robert Huber als Mitunterzeichner des Antrags.

Platt machen oder erhalten?

Für seine Fraktion sei der SPD-Antrag „sehr überraschend“ gekommen, erwiderte Florian Sareiter (CSU) als leidenschaftlicher Verfechter der Spielarena. Denn der Gemeinderat habe laut Sareiter vereinbart, um die Freizeiteinrichtung aus dem beginnenden Wahlkampf herauszuhalten, dass sich erst das neu zusammengesetzte Gremium damit befassen sollte. Deshalb fordert die CSU, „dass die SPD ihren Antrag zurücknimmt“. Damit ergebe sich eine Planungssicherheit sowohl für die Gemeinde als auch den Betreiber Niedermayer.

Stattdessen sollte die Gemeinde als Eigentümerin lieber die Kosten zur äußerlichen Renovierung der Halle prüfen lassen. Denn die Spielarena sei laut Sareiter ein „super Angebot“ für Kinder und Jugendliche talweit und darüber hinaus. Gerade in der Nachbarschaft von Badepark und See sei es eine „tolle Geschichte“, plädierte Sareiter als „zweifacher Vater“. Teilweise würden dort an Wochenenden gleichzeitig 16 Kindergeburtstage stattfinden.

So etwas dürfe keinesfalls abgerissen werden, wenn man keinen neuen Standplatz dafür habe. Es solle jetzt die Arena „plattgemacht“ werden, die damals der Gemeinde vom inzwischen verstorbenen Mäzen Otto von Beisheim gestiftet wurde. Laut Sareiter bietet Niedermayer an, seinen Vertrag weitere acht bis zehn Jahre „als unbestritten fähiger Betreiber“, so Sareiter, zu verlängern.

90.000 Euro vs. sieben Millionen

Gegen die dem Pächter „unterstellte Profitgeilheit“ spreche, dass er seit zehn Jahren die Eintrittspreise nicht erhöht habe und es Behinderten-Rabatte gebe. Er würde auch alle Schulen, Vereine und das Seefest mit Spielgeräten unterstützen. Wenn ein Betreiber einer solch „definitiv nicht lukrativen Anlage“ weitermachen wolle, sollte die Gemeinde „froh“ darüber sein. Er lasse auch das Argument nicht gelten, so Sareiter, dass die Halle und das Umfeld dort jetzt nicht „schön aussehen“ würden. Dies sei schon die letzten zehn bis zwanzig Jahre so. Die geschätzten Kosten der Fassadenrenovierung bezifferte Sareiter mit etwa 90.000 Euro. Ein vergleichbarer Neubau würde „grob geschätzt sechs bis sieben Millionen Euro kosten“.

„Das ist kein Wahlkampf-Antrag“, konterte Klaudia Martini (SPD). Aus dem Antrag ihrer Partei ergebe sich „klar“, dass man diese „sinnvolle“ Einrichtung im Ort halten wolle. Wer etwas anderes hineininterpretiere, liege „falsch“. Man sei damals „einstimmig für die Zwischennutzung der Tennishalle“ gewesen. Doch eine solche Einrichtung gehöre nicht zu den „Pflichtaufgaben der Gemeinde“. Das sei wohl „auch klar“, so Martini. Dies sei Sache von privaten Betreibern. Es stehe jedem frei, sich zu bewerben.

Der SPD liege eine „saubere und ordentliche Regelung“ nach Pachtvertragende am Herzen. Sie könne nicht verstehen, so Martini, dass jetzt eine „Wahlkampfsoße drübergezogen“ werde, „die da nicht hingehört“. Gegen „unwahre Behauptungen“ der Gegenseite werde sie sich künftig „heftigst erwehren“.

SPD ohne Mitspieler

Rolf Neresheimer (ranBW) konnte nicht „verstehen“, wieso das Thema nochmals auf die Tagesordnung kam. Denn damit sollte sich, wie vereinbart, ein neuer Gemeinderat befassen. Es sei völlig unrealistisch, im Ort einen bezahlbaren Grund für ein neues Gebäude zu finden. „Es wird sich kein privater Betreiber melden, der in der Gemeinde eine Spielarena hinstellt“. Diese Lösung mit Niedermayer „ist gut, wir brauchen sie und sollten sie erhalten“. Wenn sie an diesem Standort kaputt gemacht werde, „ist sie weg“.

Gespannt war man im Ratssaal, wie es die Freien Wähler mit dem SPD-Antrag halten würden. Birgit Trinkl schlug sich auf die Seite der CSU. „Ich verstehe nicht, warum wir diesen Vertrag, der über unsere Amtszeit hinausläuft, jetzt diskutieren“. Die Spielarena „ist ein super Schlechtwetterangebot für Kinder“ und Niedermayer „mit Herzblut“ dabei. Warum das Thema jetzt „angerührt wird, verstehe ich nicht“, so Trinkl. „Innen ist es perfekt, außen ist es greislig“, ergänzte Kurt Sareiter (CSU).

Huber will angesichts der Schneelast dieses Winters das „hochtechnische Gebäude“ nochmals statisch untersucht wissen. Auch eine energetische Prüfung samt „Ertüchtigung“ hält er für sinnvoll. Dies solle bis zu „einem gewissen Grad geprüft werden“, ganz gleich, wie es dem Antrag seiner SPD dann ergehe und was künftig mit der Halle passiere. Huber ahnte es wohl schon. Der Beschlussantrag der SPD wurde mit zehn zu vier Stimmen mehr als deutlich abgelehnt.

Mehr Platz für 900.000 Euro

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Im Dezember überraschte die Verwaltung des Rathauses mit einer groben Skizze, wie sie sich angesichts der Platznot und des mangelnden Brandschutzes eine Lösung vorstellen könnte: Einen Anbau nach Westen am Rathaus. Am Donnerstagabend erblickte der Gemeinderat erstmals die Planskizzen.

Rathaus Südostansicht / Herbert Wagenpfeil

Für einen Entwurfsvorschlag des Anbaus wurde Herbert Wagenpfeil beauftragt. Der Architekt aus Hausham wählte dafür zwei Varianten: mit und ohne Unterkellerung. Da es aber auch um die „Wirtschaftlichkeit“ eines solch neuen Anbaus gehe, plädiere er für einen Bau mit Kellergeschoß. Dieser habe eine Breite von 10 und knapp 23 Metern Tiefe. Die Grenze nach Norden sei entsprechend dem Grundstücksverlauf abgeschrägt.

Der barrierefreie Zugang erfolge von Süden, von dem man auch in den Altbau gelange. Bodentiefe Fenster sind auf der Süd- und Westseite geplant. Damit würde das Bauamt fünf Räume mit Tageslicht und bis zu 29 Quadratmetern Fläche bekommen. Es gebe auch einen Warteflur, einen Kopier- und einen Archivraum.

Rathaus Südwestansicht / Herbert Wagenpfeil

Da das Rathaus samt Anbau etwa 1,30 Meter tiefer als die Stellplätze im Westen liege, sei eine Anböschung vorgesehen. „Damit es nicht wie ein Souterrain aussieht“, erklärte Wagenpfeil. Gewinnen würde man durch den Anbau eine Nutzfläche von 280 Quadratmetern. Im Kellergeschoß würde damit ein Archivraum von 90 Quadratmetern existieren, der mit einem Materialaufzug für Akten beschickt werden könne.

Der brutto Rauminhalt betrage etwa 1.100 Kubikmeter. Künftig gebe es damit auch den geforderten Fluchtweg aus dem Rathaussaal. Er führe über die Dachterrasse des Anbaus und einer Stahlleiter. Statt eines Holzbaus, dessen Fassaden nach zwei Jahren grau seien, warb Wagenpfeil für eine Massivbauweise. Sie würde sich mehr dem Bestandsbau anpassen und man könnte sie später einmal, wenn wieder Platzbedarf bestehen sollte, auch aufstocken.

1,9 Millionen Euro Gesamtkosten für Neubau und Sanierung des Altbaus?

Ohne Unterkellerung rechnete Wagenpfeil mit Kosten von 733.000 Euro, mit Untergeschoß und deutlichem Flächengewinn seien es nach seinen Berechnungen etwa 892.000 Euro. Breite Zustimmung am Rathaustisch, mit einer Ausnahme. Rolf Neresheimer (ranBW) hält die Ausgaben nicht für gerechtfertigt, denn mittelfristig würde durch die Digitalisierung von Arbeitsabläufen weniger Raumbedarf bestehen. „Wir werden dann das größte Rathaus am Tegernsee haben“: Deshalb sei es für ihn „nicht nachvollziehbar, warum wir dies jetzt brauchen“.

Vize-Bürgermeister Robert Huber sah schon die vielen Hochzeiten auf der Terrasse, mit denen man weg von der Straße auch bei solchen Gelegenheiten das Rathaus aufwerten könne. Florian Sareiter (CSU) erinnerte an die zusätzlichen Kosten der Ertüchtigung des Brandschutzes am bestehenden Gebäude mit Einbau eines Lifts zum Preis von etwa einer Millionen Euro. „Das ist dann schon heftig“.

Als möglich Baubeginn nannte Wagenpfeil den Oktober. Im Frühjahr nächsten Jahres sei der Neubau dann nutzbar, so seine Prognose. Mit 14:2 Stimmen gab der Gemeinderat den Startschuss.

Planskizze Raumaufteilung / Herbert Wagenpfeil

 

Aderlass für Gäste Bad Wiessees

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Die Finanzen am „untersten Limit“ machen erfinderisch. Mit Jahresbeginn erhöhte die Gemeinde Bad Wiessee zunächst die Parkgebühren. Dann wurden die Zweitwohnungsitzler verstärkt zur Kasse gebeten. Doch nicht genug: Jetzt kommt auch noch die Teuerung der Kurtaxe im Alleingang. Eine umstrittene Entscheidung.

Badepark, Jodbad, Unterhaltung der Kuranlage und andere touristische Ausgabe – die enormen Kosten in Wiessee sollen jetzt auch mit einer höheren Kurtaxe ausgeglichen werden.

Zunächst zeichnete Geschäftsleiter Hilmar Danzinger am Donnerstagabend im Gemeinderat ein düsteres Bild bei den Einnahmen aus dem Kurbeitrag von bislang zwei Euro pro Tag und Kopf. Die rund 660.000 Übernachtungen im vergangenen Jahr würden rund 1,1 Millionen Euro Kurtaxe erbringen. Doch diese müssten derzeit zur „Gänze in den Etat der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) überführt werden“.

„Ganz und gar nicht“ gedeckt seien damit die Kosten für den Kurbetrieb, darunter Musikveranstaltungen, Unterhaltung der Kuranlagen, Betrieb von Badepark und Jodschwefelbad sowie des Gasthofs Zur Post. „Das müssen die Bürger zahlen“, so Danzinger, „das ist die Wahrheit.“ Die Wahrheit ist laut Kämmerer Franz Ströbel, dass die Kurverwaltung im Jahresergebnis 2017 ein Minus von 1,7 Millionen Euro machte. Dieses soll mit dem Haushalt „ausgeglichen“ werden.

Ein Haushalt, der offenbar schon auf Kante genäht ist. Wie anders sonst ist der Ausspruch von Robert Huber (SPD) als amtierender Bürgermeister zu interpretieren, der die Deckungslücke beim Kurbeitrag von einer Million Euro beklagte und meinte: „Kein Wunder, wenn wir unsere Finanzen nicht richtig darstellen können, wenn wir immer am untersten Limit herumkrebsen“.

Deshalb forderte seine Verwaltung einen stattlichen Aufschlag des Kurbeitrags von zwei auf 3,30 Euro ab 1. Dezember 2019. Sie erhofft sich damit Mehreinnahmen von 650.000 bis 700.000 Euro. Danzinger machte auch deutlich, dass diese 1,30 Euro mehr eigentlich nicht reichen würden. „Um eine Deckung für die touristischen Ausgaben zu erreichen, müsste der Kurbeitrag auf mindestens 4,20 Euro ansteigen. Dieser Betrag wäre jedoch fraglos nicht vermittelbar“.

Wiessees wiederholtes Vorpreschen

Auch die empfohlenen 3,30 Euro waren etlichen Gemeinderäten schon nicht vermittelbar. Vor allem, dass Wiessee nach den Parkgebühren nun auch mit dem Kurbeitrag im Alleingang unterwegs ist. Obwohl die Verwaltung einräumt, „dass es grundsätzlich erstrebenswert ist, Beiträge, Gebühren und Abgaben talweit zu vereinheitlichen“. Dennoch scherte man aus. Begründung: Jede einzelne Kommune habe unterschiedliche Herausforderungen zu bewältigen.

Huber verteidigte die Erhöhung auf 3,30 Euro damit, dass die Gemeinde vor großen „finanziellen Herausforderungen“ stehe, die es unabdingbar werden lassen, die Einnahmen aus dem Tourismus zu erhöhen. „Die anderen Tal-Gemeinden müssen keinen defizitären Badepark erhalten und bauen kein Jodbad“. Solidarität könne nicht nur „eine Einbahnstraße“ sein. „Der Zeitpunkt für eine Gebührenanhebung ist immer der falsche“, so Huber.

„Wettbewerbsverzerrung“ durch erhöhte Kurtaxe

Die CSU konnte er damit nicht überzeugen. „Die 3,30 Euro sind zu viel“, kritisierte Fraktionssprecher Kurt Sareiter. Zumal auch angesichts der vielen Baustellen im Ort der Zeitpunkt dafür „komplett falsch“ sei. Sareiter störte sich am wiederholten Alleingang von Wiessee. Die Tal-Gemeinden hätten einmal vereinbart, als Einheit aufzutreten. Nun bestehe die Gefahr, so Sareiter, dass Wiessee sich ein Negativ-Image als teuerste aller Gemeinden aufbaue.

Unterstützung bekam Sareiter überraschend von Gastgeberin Birgit Trinkl (FWG). „Wenn Wiessee als einzige Gemeinde ausschert, stellen wir unsere Gäste schlechter als die in den anderen Orten“. Für Trinkl sei dies eine „Wettbewerbsverzerrung“. Grundsätzlich „befürworte“ sie zwar eine Erhöhung der Kurtaxe, aber erst dann, „wenn die neuen Angebote ab Ende 2020 für die Gäste sichtbar und spürbar sind“.

Grundsätzlicher ins Gericht mit den Gemeindefinanzen ging Florian Sareiter (CSU): „Die Wahrheit ist, dass wir viele Projekte nicht zu den günstigsten Konditionen abgewickelt haben“. Eine bittere Wahrheit sei, dass „die Haushaltslage alles andere als rosig ist“. Die Erhöhungen der Parkplatzgebühren, der Zweitwohnungssteuer und des Kurbeitrags sei für Sareiter das Ergebnis „einer Flickschusterei“. Man müsse den Haushalt für vorrangige Aufgaben „auftunen“. Deshalb werde man an einer Erhöhung des Kurbeitrags nicht vorbeikommen. Doch für ihn sei der Aufschlag von 1,30 Euro zu hoch.

Verschmelzung von Gästekarte und Tegernsee Card gefordert

„Lassen wir doch die Kirche im Dorf. Wir reden von 1,30 Euro“, konterte Klaudia Martini (SPD). Sie hätte auch kein Problem mit der „Vorreiterrolle“ von Wiessee im Tal. Dennoch halte sie einen einheitlichen Kurbeitrag für „sinnvoll und wichtig“. Sie könne sich nicht vorstellen, dass ein Gast, der seit Jahren Wiessee schätze, nicht mehr wegen Mehrkosten von 1,30 Euro pro Tag und Kopf kommen würde.

Georg Erlacher (CSU) als Vermieter sah dies anders. Er glaube nicht, dass Familien mit Kindern dies einfach so zahlen würden. Bei zwei Wochen Urlaub in Wiessee seien dies „200 Euro an Mehrkosten“. Ob man diese Familien noch erreichen würde, glaube er eher nicht. „Die fahren woanders hin, vielleicht nach Rottach, wo sie weniger zahlen“. Außerdem müsse ein talweit einheitlicher Kurbeitrag her.

Dieser wurde dann im Beschluss als Zusatz festgeschrieben. „Unbedingtes Ziel muss sein, die Kurbeiträge aller Talgemeinden in absehbarer Zeit wieder zu vereinheitlichen“. Huber solle das Thema bei der nächsten Bürgermeister-Dienstbesprechung als TOP einbringen. Ebenfalls mit aufgenommen wurde, dass künftig nur noch eine Gästekarte angeboten werden soll. Trinkl hatte die Verschmelzung mit der Tegernsee Card gefordert. Zwei unterschiedliche Karten „verstehe keiner“.

Dennoch wurde die Entscheidung zur Erhöhung der Kurtaxe nur mit knapper Mehrheit von 8:6 Stimmen angenommen.

Unverständnis über Wiessees Alleingang

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Ob bei den Parkgebühren oder der Kurtaxe: immer wieder sind die Alleingänge von Bad Wiessees ein Ärgernis für andere Rathäuser, wie eine Umfrage der TS zeigt.

In Wiessee wurde unter der Führung von Robert Huber eine Erhöhung der Kurtaxe beschlossen. Die anderen Bürgermeister zeigen sich von diesem Alleingang überrascht

Es dürfte heute für den amtierenden Bürgermeister von Bad Wiessee kein so erfreulicher Vormittag werden. Denn in Gmund trifft sich seit dem Morgen die Runde der Talbürgermeister. Robert Huber wird sich einiges anhören müssen, nachdem er unabgestimmt mit seinen Kollegen für Wiessee eine Erhöhung der Kurtaxe von 2 auf 3,30 Euro im Gemeinderat durchzog.

Wenn auch mit 8:6 Stimmen äußerst knapp. Schon am Donnerstagabend musste sich Huber im Gemeinderat anhören, dass damit Wiessee aus dem talweiten Kurbeitrag von 2 Euro ausscheren würde. Auch angesichts der vielen Baustellen im Ort sie der Zeitpunkt völlig falsch gewählt, war nur eine der massiven Kritiken. Auch in den Rathäusern um den See ist man von Wiessees Alleingang wenig begeistert. Ein ziemlich vergrätzter Josef Bierschneider aus Kreuth meint:

Bad Wiessee ist nun vorgeprescht und hat durch seine – mit uns nicht abgestimmte – Entscheidung Fakten geschaffen.

Die anderen vier Gemeinden müssten nun entscheiden, wann und in welchem Maß jede einzelne eine Kurbeitragserhöhung durchführe. „Ich kann momentan nicht abschätzen, ob wir auch künftig einen einheitlichen Kurbeitragssatz im Tegernseer Tal haben werden, oder ob wir künftig unterschiedliche Sätze (so wie früher) haben werden“, so Bierschneider.

Steigende Ausgaben für den Fremdenverkehr in Kreuth

Allerdings sei im Gemeinderat schon über eine Erhöhung des Kurbeitrags diskutiert worden, zuletzt bei der Vorberatung des Haushalts 2019. Denn dabei sei es auch um das gestiegene Defizit der letzten Jahre im Bereich Fremdenverkehr gegangen. „Wir haben in den letzten Jahren stetig steigende Ausgaben für Einrichtungen/Maßnahmen, die unseren Urlaubsgästen zu Gute kommen und unterhalten werden müssen“.

Beispiele dafür seien: “Kostenfreie Busfahrt, Bergsteigerbus, zusätzlicher Mitarbeiter für den Unterhalt der Wanderwege, zusätzliche WC’s an den Wander- und Loipenparkplätzen, Personalkostensteigerung der Mitarbeiter in der TI, die wir über die TTT-Umlage zahlen müssen, Kostensteigerungen im Warmfreibad und bei anderen Einrichtungen“.

Da man aber im Gemeinderat keinen Sonderweg für Kreuth gehen wolle, „habe ich den Auftrag, in der Tal-Bürgermeister-Runde über eine gemeinsame Anhebung des Kurbeitrags (der ja jetzt seit einigen Jahren unverändert ist) zu sprechen, die Situation bzw. Ausgangslage in den anderen Gemeinden zu erfragen und mich für eine Erhöhung einzusetzen“, so Bierschneider auf Nachfrage.

Rottach sieht Gesprächsbedarf

„Ich werde Huber darauf ansprechen“, so Rottachs Bürgermeister Christian Köck, der sich über diesen Alleingang Wiessees „nicht sonderlich begeistert“ zeigt. Ein solches Thema sollte man gemeinsam abstimmen. Wiessee habe schon wieder Fakten mit einem Gemeinderatsbeschluss geschaffen, der noch dazu mit 8:6 Stimmen „äußerst knapp zustande kam“. So etwas gehöre vorher besprochen. So sei es auch verabredet gewesen. „Dass wir uns irgendwann einmal mit der Erhöhung der Kurtaxe beschäftigen sollten, ist nachvollziehbar“.

Denn zweifelsfrei habe sich das Leistungsangebot in den letzten Jahren verbessert, die eine Erhöhung rechtfertigen würde. Allerdings wollten sich laut Köck die Tal-Bürgermeister über einen geeigneten Zeitpunkt abstimmen, zumal man talweit auf einen gleichen Betrag kommen wolle.

Jetzt hat Wiessee leider Gottes Fakten geschaffen. Rottach-Egern sieht sich aber nicht im Zwang, dem Beispiel Wiessees zu folgen.

Beim Gespräch heute mit Huber wollte Köck hinterfragen, warum die Erhöhung so zustande gekommen sei. Wenig begeistert vom Alleingang an der Westbank ist auch Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn. Eine Erhöhung des Kurbeitrags sei bislang noch kein Thema im Stadtrat gewesen. Außerdem halte Hagn den Sprung von 2 auf 3,30 Euro zu hoch. Weniger wäre besser vermittelbar. “Wir werden wohl im einer der nächsten Ausschuss-Sitzungen das Thema vorbesprechen und dann im Stadtrat diskutieren”, so Hagn. Dieses unabgestimmte Vorpreschen halte er für keinen klugen Schachzug. Von Gmund war keine Stellungnahme zu erhalten.

Zocken vor Gemälden?

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Noch ist alles sehr nebulös. Nur der Hinweis machte im letzten Gemeinderat von Bad Wiessee die Runde, dass in der Spielbank ein Kunstmuseum Einzug halten soll. Das Einzige, was klar ist: kosten darf es nichts.

Die Wiesseer Spielbank soll vielleicht bald ein Kunstmuseum bekommen

Ob denn Tagesordnungspunkte aus dem nicht-öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung der Allgemeinheit im Ratssaal zugänglich gemacht würden, fragte Florian Sareiter (CSU) Interims-Bürgermeister Robert Huber (SPD). Ein Punkt davon sei noch nicht spruchreif, beschied Huber, wenngleich er offenbar schon einmal in geheimer Sitzung behandelt wurde: ein Kunstmuseum in der Spielbank.

2005 für 28 Millionen erbaut, spült Bayerns modernste Spielbank in Bad Wiessee, etwa 18 Millionen Euro jährlich in den Staatshaushalt. Abzüglich aller Kosten blieben sechs Millionen Euro Überschuss. Das freut auch die Gemeinde: Sie profitiert über die Spielbankabgabe von den Einnahmen des Casinos.

Mäzen hat Spielbank im Auge

Künftig könnte es sogar noch etwas mehr werden, wenn man nicht nur Zocker anlocken kann, sondern auch Kunstinteressierte. Dies sehen zumindest Pläne vor, die dem Gemeinderat bekannt wurden, wie die Tegernseer Stimme erfuhr. Ein Beschluss sei noch nicht gefasst worden, heißt es. Bedingung für das Kunstmuseum sei, das ein „älterer wohlhabender Mäzen“ stiften will, dass die Gemeinde weder am Bau noch am Betrieb mit einem Cent beteiligt werde.

Noch sei allerdings vieles unausgereift, das Projekt müsste noch weiter ausgearbeitet werden. Mit diesen Vorschlägen würde sich dann der Gemeinderat befassen, ob er ein Kunstmuseum will oder nicht. Angeblich seien es Gemälde oder Bilder, die der Mäzen in diesem modernen Bau der Öffentlichkeit zugänglich machen will. Ob an einen Anbau oder die Umfunktionierung von bestehenden Räumen gedacht sei, war im Rathaus nicht zu erfahren.

Heute warten acht Roulette-, drei Black-Jack- und zwei Pokertische sowie 200 Automaten auf einer Gesamtfläche von 600 Quadratmetern auf die rund 150.000 spielfreudigen Gäste pro Jahr. Vielleicht gesellen sich demnächst auch kunstsinnige Menschen zu den Zockern.

Krisen-Gipfel der Landkreisbürgermeister zum BOB-Chaos

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Für die „untragbaren Qualitätsprobleme“ im Katastrophenfall verschafften sich die Bürgermeister im Landkreis ein Ventil. Sie trafen sich mit Vertretern der BOB im Rathaus von Holzkirchen. Hausherr Olaf von Löwis hatte auch die Deutsche Bahn eingeladen. Doch die war zum Unmut der Teilnehmer nicht erschienen.

Die BOB hatte in den vergangenen Wochen massive Probleme. Jetzt müssen sich die Verantwortlichen harscher Kritik stellen. / Foto: Lukas Saak

Die Zustände während des K-Falls sei Löwis (CSU) als Sprecher der Landkreis-Bürgermeister von seinen Kollegen angetragen worden. Denn die Fahrgäste seine in ihrer Not mit ihren Beschwerden zunächst in den Rathäusern aufgeschlagen. Deshalb sei nun eine Task Force für den Landkreis Miesbach eingerichtet worden. Eingeladen zum Krisengipfel waren alle, die mit der Schiene zu tun haben. Erschienen aber waren nur von der Bayerische Oberlandbahn (BOB) deren Geschäftsführer Fabian Amini und Veit Bodenschatz.

Verweigert hatten sich die DB Netz als Betreiber der Schiene und die DB Station und Service, zuständig für die Bahnhöfe. Sie hätten sich mit „Abstimmungsproblemen“ entschuldigt. Dennoch gab sich Löwis zuversichtlich, dass mit weiteren Arbeitsgesprächen das Desaster der Bahn künftig mit Notfallplänen besser in den Griff zu bekommen sei.

Dabei gehe es um die Befahrbarkeit der Schiene durch eine effizientere Schneeräumung. Weitere Themen solcher Runden seien der Schienen-Ersatz-Verkehr (SEV), ein Notfallmanagement und die Frage gewesen, ob die neuen „Lint“-Züge von Alstom Mitte des nächsten Jahres weniger störanfällig seien. Insgesamt sei auf die Hausaufgaben von BOB und DB Töchter hingewiesen worden, die diese nacharbeiten müssten.

Die Bahn „hat kein gutes Bild abgegeben“

„Sehr am Herzen“ hätten den Bürgermeistern die mangelhaften Fahrgastinformationen gelegen, so Löwis. Dennoch, so sei die Meinung in der Landkreis-Bürgermeister-Dienstbesprechung gewesen, sei der Zug das Verkehrsmittel der Zukunft. Er müsse nur besser und attraktiver werden.

Das BOB-Netz habe der Schneefall am härtesten getroffen, musste Amini eingestehen. „Den Unmut von Fahrgästen und Bürgermeistern können wir umfänglich nachvollziehen. Den bedauern wir sehr“. Die Schiene habe im Vergleich zur Straße kein gutes Bild abgegeben. Deshalb sei nun ein 5-Punkte-Programm mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) vereinbart worden, die zuletzt massivste Kritik an der BOB übte.

Folgen den Absichtserklärungen Taten?

Zur Vermeidung solch ähnlicher Situationen seien folgende Maßnahmen mit der BEG „festgelegt“ worden: Verbesserung des Störfallmanagements, „schrittweise Verbesserung“ der Fahrgastinfos und des SEV, bessere Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen und der DB Netz zur Verbesserung der „Wiederinbetriebnahme-Konzepte“.

Doch Josef Lechner (CSU) reichten die Absichtserklärungen nicht. Der Bürgermeister von Fischbachau ließ kein gutes Haar an der BOB wie der DB Netz. „Man hat katastrophal kommuniziert, war schlecht vorbereitet, hatte kein Krisenmanagement“. Inzwischen habe es ein „reinigendes Gewitter“ gegeben, nachdem sich „viel aufgestaut“ habe. Bei der BOB sei es angekommen, doch die DB Netz „interessiert das nicht“.

Pressekonferenz zur Lage der Bahn im Oberland / Klaus Wiendl

Man erwarte aber, so Lechner, dass die Bahn-Tochter wie die BOB Fehler „eingesteht“ und eine schrittweise Besserung zusichert. Vielleicht sei die Trennung von Betrieb und Netz sowieso ein Konstruktionsfehler, so Lechner. Diesen könnte man mit der neuen Ausschreibung beheben.

Selbst Ilse Aigner scheitert an der Bahn

Auch Ilse Aigner als Landtagspräsidentin habe es nicht geschafft, dass ein Vertreter der Bahn an diesem Bürgermeistergespräch teilnahm. Wenn die Bahn keine Lösungen anbiete, „wird es auch im nächsten Winter nicht klappen“. Ihn mache so etwas „wütend“, wie Lechner sagte. Zumal auch die DB Netz nicht genügend Schneefräsen und qualifiziertes Personal zur Verfügung gestellt habe, ergänzte Amini. Für Lechner ist es eine Bankrotterklärung der Bahn, wenn 50 Prozent bei einer Umfrage sagten, als Fahrgäste würden sie beim nächsten Schneefall aufs Auto umsteigen.

Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) hat als vorrangiges Problem die Weichen ausgemacht. Südlich von Holzkirchen seien sie ein „Schwachpunkt“. Hier könnten nach Meinung der Bürgermeister im Extremfall auch ihre jeweiligen Bauhöfe ins Spiel kommen. Die Kommunen seien im Ausnahmefall bereit, so Hagn, wenn die DB Netz es nicht schaffe, auch mal eine Weiche zu räumen.

Aber unsere Aufgabe ist es nicht, für die Bahntochter die Kastanien aus dem Feuer zu holen.

Seine Tegernsee Bahn habe es auf ihrer Strecke bis Schaftlach geschafft. „Warum war dies nicht auch der großen Deutschen Bahn möglich?“ Spätestens beim nächsten K-Fall wird man sich im Oberland wieder diese Frage stellen.

Die Delegation der Landkreis-Bürgermeister mit Vertretern der BOB (v.l.): Jens Zangenfeind (Hausham), Johannes Hagn (Tegernsee), Werner Weindl (Lenggries), Fabian Amini (BOB), Olaf von Löwis (Holzkirchen) und Leonhard Wöhr (Weyarn)

Die Spuren des Everst-Erstbezwingers in Wiessee

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Auch wenn es unglaublich erscheinen mag, doch Edmund Hillary, als erster Mensch auf dem höchsten Berg der Erde, hinterließ auch am Tegernsee seinen Fußabdruck. Seitdem sammelt die nach ihm benannte Stiftung in Bad Wiessee vor allem Gelder für den Bau eines Krankenhauses in der Himalaya-Region.

Ingrid Versen besucht den Everest-Bezwinger Sir Edmund Hillary 1990 in Nepal / Foto: Privat

Es muss für die Wiesseerin Ingrid Versen ein bewegender Moment in Nepal gewesen sei, der sie bis heute gefangen nimmt: Ihre Begegnung mit Sir Edmund Hillary, von Königin Elisabeth II für die Erstbesteigung des Mount Everest geadelt. Zusammen mit Sherpa Tenzing Norgay ist Hillary in der Liste der einflussreichsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts aufgeführt. Beide standen am 29. Mai 1953 als erste Menschen auf dem 8.848 Meter hohen Gipfel des Mount Everest.

Es komme, so meinte Hillary mal lakonisch, auch nicht nur darauf an, raufzukommen, sondern vor allem, wieder lebend runterzukommen. Er kam wieder runter. Und der Neuseeländer wurde zur Bergsteigerlegende. Mit seinem Ruf gelang es ihm in der 1960-er Jahren den Himalayan Trust zu gründen, um den Sherpas zu einem besseren Leben zu verhelfen. Davon erfuhr vor Jahrzehnten auch Versen, die dann in Wiessee für Deutschland die Sir Edmund-Hillary-Stiftung ins Leben rief. Ziel war es, den Bau von Krankenhäusern und Schulen in einer der immer noch ärmsten Regionen der Welt zu unterstützen.

Neustart nach verheerendem Erdbeben

„Wir haben“, berichtet Versen, „zusammen mit der Nepalhilfe Tyrol von Wolfgang Nairz, der mit Reinhold Messner 1978 ohne Sauerstoff auf dem Everest war, die Klinik in Bung, abseits vom Tourismus im Khumbu-Gebiet, wiederaufgebaut und gleichzeitig darin eine Tagespflege für alte Menschen integriert“. Denn ein verheerendes Erdbeben hatte 2015 vieles zerstört, darunter die Infrastruktur, was vorher mit internationaler Hilfe errichtet wurde. Darunter war das von Hillary 1975 mit seinem Bruder Rex eigenhändig aufgebaute Paphlu-Hospital.

Seitdem hängt Versens Herz an diesem Krankenhaus auf 2.467 Metern Höhe. Unermüdlich sammelt sie Spenden dafür, macht sich mit Vereinsmitgliedern auf eigene Kosten immer wieder vor Ort ein Bild davon, ob die Gelder sinnvoll verwendet werden. „Wir haben sämtliche Projekte, die wir nach dem Erdbeben übernommen haben, ausgeführt und finanziert haben. Dies mit einer Gesamtsumme von rund 750.000 EURO. Nun könnten in Paphlu jährlich rund 500 Kinder das Licht der Welt erblicken – hygienisch und kostenfrei“, betont Versen.

100. Geburtstag von Hillary

2018 habe ihre Stiftung mit etwa 50 Mitgliedern rund 38.000 Euro an Spenden bekommen. Damit werde laut Versen auch der Unterhalt des Paphlu-Hospitals mit 37 medizinischen Mitarbeitern, einem Chefarzt, sowie sämtliche Medikamente im Hospital und der Zweigstelle in Bung mit integriertem Altenheim mitfinanziert.

„Eine Herzensangelegenheit“ ihres Stellvertreters in der Stiftung, Manfred Häupl von den Hauser-Exkursionen in München, seien die neuen Energieträger für Nepal. Erfolgreich sei auch weiterhin sein Aufforstungsprojekt „1 Tag – 1 Baum“. Für jeden Tag, den ein Hauser-Kunde im Khumbu-Gebiet verbringe, werde ein Bäumchen gepflanzt. „Inzwischen gibt es bereits drei eingezäunte Wäldchen auf rund 4.000 m Höhe“.

Bild von Hillary mit Trachtenhut / Foto: Privat

1990 hatte Ingrid Versen bei einer Reise nach Nepal Hillary erstmals kennengelernt. Ein Jahr später kam die Bergsteigerlegende nach Bad Wiessee. 2003 bekam der Neuseeländer vom damaligen Bürgermeister Herbert Fischhaber einen Tegernseer Trachtenhut überreicht. Noch heute sei ihr Gästezimmer das „Hillary-Zimmer“, erzählt Versen.

Bis zu seinem Tod 2008 blieben beide in engem Kontakt. Heuer würde Sir Edmund Hillary am 20. Juli seinen 100. Geburtstag feiern. Befreundet ist Versen bis heute mit seinen Kindern Peter und Sarah Hillary. „Helen Clark, Alt-Premierministerin von Neuseeland, ist die neue ehrenamtliche Patronin des Himalayan Trust. Sie will sich im Frühsommer 2019 mit uns in Nepal treffen, um über künftige Projekte im Khumbu-Gebiet zu sprechen“, erzählt Ingrid Versen.

Versen wäre nicht die streitbare Gemeinderätin Versen, die einen Seitenhieb nicht scheut: „Wenn ich vergleiche, was in Bad Wiessee in den letzten drei bis vier Jahren passiert ist, so können wir auf unsere Wiederaufbau-Arbeit in Nepal wohl besonders stolz sein“.


Quo vadis Eisplatz?

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Seit dem Winter 2016 steht der Natureisplatz an der Freihausstraße in Bad Wiessee nicht mehr zur Verfügung. Ein Bauantrag bereitete ihm den Garaus. Der Ausweichplatz an der Hagngasse war kein adäquater Ersatz. Nun will die CSU die fast seit einem Jahrhundert genutzte Eisfläche wiederbeleben. Doch wie realistisch ist der Wunsch?

Einst Jahrzehnte lang als Eisplatz genutzt, will die Wiesseer CSU ihn wiederbeleben / Foto: Klaus Wiendl

Der Natureisplatz neben dem Hotel Wilhelmy war bei Eisstockschützen, Eisläufern und Eishockey-Spielern sehr beliebt. Bei entsprechenden Minusgraden wurde das Freizeitangebot von Einheimischen wie Gästen gerne angenommen. Bereits in den Zwanziger Jahren wurde der Platz von den Eisstockschützen genutzt. Zum Aufwärmen gab’s dann einen Glühwein, der Reiz so mancher Winterparty. In den letzten Jahren des Bestehens fanden Eissportler sogar drei Hütten mit einem bescheidenen Komfort zum Aufenthalt und Umziehen. Das Vertrackte daran aber waren die Besitzverhältnisse des Grundstücks, für das es drei Eigentümer gibt.

Den Großteil der Fläche hatte Franz Erlacher seit Jahrzehnten der Gemeinde verpachtet. Ein nördlich angrenzender Streifen von etwa zehn Metern der Gewässerfläche gehörte Marianne F. für ihr Einfamilienhaus. Sie hatte auch immer die kostenlose Nutzung des Grundstücks toleriert. Dies änderte sich schlagartig, als die Tochter das Baurecht auf dem 1.700 Quadratmeter großen Grundstück nutzen wollte.

Keine Infrastrukur mehr für Eisplatzbetrieb

Schwierig war die Zuordnung der drei Hütten, die für den Eissportbetrieb genutzt wurden. Teils standen sie auf dem Grund von Marianne F., der Familie Franz Erlacher und des Hotels Wilhelmy. Über das Hotelgrundstück betrat man auch den Eisplatz. Doch mit dem Ableben von F. läutete auch vor drei Jahren das Sterbeglöckchen für den Eislauf. „Damit mussten auch die Hütten auf Veranlassung der Grundstückseigentümerin F. verschwinden. Die Bretterbuden waren eigenen Bauplänen einst im Weg“, erklärt Bauamtsleiter Helmut Köckeis auf Nachfrage. Die damals bestehenden Verträge mit der Gemeinde seien gekündigt worden.

Doch anschließend wurde das Grundstück am Eisplatz zum Spekulationsobjekt und meistbietend verkauft. Vor einem Jahr hatte der Bauausschuss dann über den Vorbescheid zum Neubau von drei Einfamilienhäusern mit Garagen zu befinden. Sie haben jeweils eine Grundfläche von 14,50 mal 7,10 Metern und eine Höhe von 5,80 Metern. Im Erdgeschoss sind die Veranden in dem abfallenden Gelände auf Stützen geplant. Das Vorhaben ist laut Köckeis vom Landratsamt genehmigt. Der Bauherr Dr. F. suche nun Käufer für die drei freistehenden Häuser.

Was bleibt, sind viele Fragezeichen

Mit dieser Vorgeschichte bleibt die Sinnhaftigkeit des CSU-Antrags zur Wiederbelebung des Eisplatzes mehr als fraglich. Denn vorhanden sind nur noch die Pfosten der Fluchtlichtanlage und ein Schuppen an der Westseite des Weihers. Die drei Buden sind längst von der Gemeinde abgebaut. Dennoch „werden alle hierzu notwendigen Verhandlungen mit Grundstückseigentümern und Behörden hiermit legitimiert. Entsprechende Kosten sind zu prüfen.

Die Ortsvereine, heimische Handwerker und Gastronomen sollten in die Planungen einbezogen und um Mithilfe gebeten werden“, so Florian Sareiter als CSU-Ortsvorsitzender. Die Ergebnisse „sollen dem Gemeinderat präsentiert werden“. Ziel sei die Inbetriebnahme im nächsten Winter.

Köckeis gibt zu bedenken, dass der größte Teil der Fläche ein Biotop ist. „Ob man das reaktivieren kann, müsste mit der Unteren Naturschutzbehörde geklärt werden“. Was bleibt, sind viele Fragezeichen.

Italienische Nächte im Yacht-Club

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Wie berichtet, hatte Andreas Würtz nach knapp einem Jahr als Pächter des Restaurants im Yacht-Club wieder die Segel gestrichen. Nun hisst sie ab 30. April erneut Claudia Gialdini-Rizzo mit ihrem „La Vela“. Die neue Pächterin ist keine Unbekannte in der Gastro-Szene.

Claudia Gialdini-Rizzo betreibt demnächst ihren eigenen Italiener im
Yacht-Club von Bad Wiessee

Mit dem „La Vela“ (italienisch für Segel) in Bad Wiessee erfülle sich die geborene Tegernseerin ihren Traum vom eigenen Lokal. Denn schon ihre Eltern, der Vater Italiener und die Mutter Österreicherin, betrieben eine Pizzeria in Tegernsee am Steinmetzplatz. Sie sei „mittendrin“ aufgewachsen und daher „fiel der Apfel nicht weit vom Stamm“, als sie dann auch noch Salvatore Rizzo heiratete. Beide betreiben seit Jahren das Bistro „Rosso“ in Gmund an der Mangfallbrücke.

Dort habe Peter Kathan, der Vorsitzende des Wiesseer-Yacht-Clubs, gefragt, ob Rizzo nicht auch bei ihm einen Italiener eröffnen will. Da sich aber ihr Mann ganz dem Bistro verschrieben habe, sei bei ihr der Entschluss gereift, eine eigene Gastro-Karriere zu starten, erzählt Claudia Gialdini-Rizzo. „Mit Rückendeckung von meinem Mann“, betont sie. Der Vertrag mit dem Yachtclub sei zunächst auf ein Jahr abgeschlossen worden, um zu sehen, „wie’s läuft“.

Yacht-Club-Terrasse soll aufgemöbelt werden

Laufen könnte es in dieser Seelage ganz gut, denn der nächste Gastro-Betrieb ist ein paar hundert Meter entfernt. Events mit Musik an Sommerabenden à la Italienische Nacht könne sie sich dort gut vorstellen, so die künftige Wirtin. Wert lege sie auf bezahlbare Gerichte wie Pizze oder Paste. Ab 10 Uhr würde sie einen Cappuccino anbieten, mittags und abends gebe es warme Küche, dazwischen Carpaccio und Vitello Tonnato. Aber auch nach 22 Uhr könne man noch auf eine Pizza und „a Glaserl“ Wein vorbeikommen.

Das „La Vela“ bietet drinnen 60 und auf den Terrassen 80 Plätze in bequemen Sitzmöbeln statt Bierbänken. Dienstag ist dann wie im „Rosso“ Ruhetag, damit die Familie einen gemeinsamen Tag habe, sagt die 37-Jährige. Ihr Team habe sie bereits zusammen. Dass ihre beiden Lokale sich dann die Gäste streitig machen könnten, sehe sie nicht. „Das wird nicht passieren, da mein Mann in Gmund bleibt“. Das „Rosso“ gebe es nicht zweimal. „Wir halten zusammen und konkurrieren nicht“.

Tegernseer Wirtsehepaar um 350.000 geprellt

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Um ein Hotel in Tirol zu kaufen, wollten die Eigentümer des Lieberhofs in Tegernsee einen Kredit von drei Millionen Euro. Doch Johann und Cristina H. fielen auf einen Betrüger herein. Der Fall wird derzeit vor dem Landgericht behandelt.

Die Eigentümer des Lieberhofs gingen einem Betrüger in die Falle.

Lange schon liebäugelten Johann und Christina H. damit, ihren denkmalgeschützten Lieberhof in Tegernsee zu versilbern. Zunächst wollten sie 2015 ihren Berggasthof verkaufen. Doch die Stadt sicherte sich ein Vorkaufsrecht. Parallel dazu erkämpfte sich die Familie H. die Genehmigung zum Bau eines Gästehauses unterhalb des Lieberhofs. Ohne die zusätzlichen Zimmer könne der Gasthof nicht wirtschaftlich betrieben werden, argumentierten die Eigentümer.

Doch letztlich entschieden sie sich 2016 für ein Hotel in Tirol. Das Problem: Es fehlten die nötigen Millionen. Der Zufall wollte es, dass Johann und Cristina H. im Dezember 2016 im Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg Björn Dietmar B. kennenlernten, der sich als Mitarbeiter einer Schweizer Privatbank mit Sitz in St. Gallen ausgab. Seine Aufgabe sei es, finanziell gut situierte Kunden zu betreuen.

„Tatsächlich stand der Angeschuldigte Björn B. noch nie in einem Arbeitsverhältnis zur Notenstein La Röche Privatbank. Dem Angeschuldigten kam es zu diesem Zeitpunkt darauf an, das Vertrauen der Wirtsleute zu erlangen, um sich im Weiteren an ihnen bereichern zu können“, so die Anklage der Staatsanwaltschaft. Was die Eigentümer des Lieberhofs nicht wussten, ist, dass ihr heute 41-jähriger Vertragspartner damals unter elf Alias-Namen agierte und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen gutgläubige Menschen über den Tisch zog. Zudem war der Angeklagte als notorischer Betrüger unterwegs.

Wirtsleute unterschrieben „totalgefälschten Kreditvertrag“

Bis März 2015 verbüßte er aus einem Urteil in Frankfurt eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und sechs Monaten wegen verschiedener Betrugsdelikte. Doch kaum in Freiheit, schlug er im Oktober 2015 als Mietnomade einer Penthousewohnung in Frankfurt wieder zu. Der Vermieter hatte einen Schaden von über 5.000 Euro. Insgesamt listen die Münchner Ermittler elf Taten auf. So ging es munter weiter. In Sylt prellte er einen weiteren Vermieter, erschlich sich zudem einen Kredit von 50.000 Euro. Doch der Betrug an den Tegernseer Wirtsleuten ist der Schwerwiegendste.

Sie entschlossen sich am 8. März 2017 ein Hotel für 3,1 Millionen Euro in Westenhof im Brixental zu kaufen. Zur Finanzierung des Kaufpreises benötigten die Eheleute einen Kredit, den ihnen Björn Dietmar B. besorgen sollte. Dieser sandte ihnen laut Anklägerin Ines Wießner am 24. März 2017 per Mail einen „totalgefälschten Kreditvertrag“, der einen Zins von 2,4 Prozent und eine Tilgung von 3,0 Prozent vorsah. Der Darlehensbetrag sollte 3 Millionen Euro umfassen. Dafür sollte ein Eigenkapital von 350.000 Euro aufgebracht werden, da Schweizer Banken nicht zu 100 Prozent finanzieren dürften, so der verkappte Hochstapler.

Zur Unterschrift ihres Darlehensvertrages besuchte der vorgebliche Banker am 2. April 2017 die Eheleute H. in Tegernsee. Drei Tage später überwiesen sie im Vertrauen auf die Auszahlung des Darlehens die 350.000 Euro als vermeintliches Eigenkapital auf ein Schweizer Nummernkonto. Doch dies gehörte einem Komplizen des Angeklagten, einem Dr. L. „Dieser ließ das Geld auf unterschiedlichen Wegen durch Überweisungen und Übergaben dem Angeklagten zukommen“.

Lieberhof-Pächter verzichtet auf Gästehaus

Gefasst wurde Björn B., der sich mal als Grieche, als Schwede, als Rechtsanwalt und Notar ausgab, im Dezember 2017 in Berlin, wo er zuletzt lebte. In seinem Auto fand die Polizei ein mobiles Büro. Insgesamt 2,6 Millionen mobile Daten auf seinem Computer mussten gesichtet werden. Insgesamt soll der Arbeitslose durch „gewerbsmäßige Urkundenfälschungen“ einen Schaden von knapp 423.000 Euro verursacht haben. Am Mittwoch wird der Prozess gegen Björn B. alias Gianluca Grissini, einer seiner vielen Namen, fortgesetzt.

Doch fraglich bleibt, ob und wie die Geschädigten Johann und Cristina H. an ihr Geld kommen. Die Hotelpläne in Westenhof haben sich offenbar zerschlagen. Nun bewirtschaften sie seit Juli 2017 die Hochfeldalm in St. Johann in Tirol. Und ihren Lieberhof in Tegernsee hat seit Januar Johannes Rabl gepachtet. Er betreibt auch unweit davon den Leeberg-Hof. Rabl hätte zwar den Lieberhof gerne gekauft, doch die Preisvorstellungen von Johannes H. mit angeblich 14 Millionen Euro entsprachen wohl nicht ganz denen Rabls. Man einigte sich auf eine Pacht bis ins Jahr 2039. So lange er am Lieberhof etwas zu sagen habe, versicherte Rabl, werde es dort das vom Eigentümer geplante Gästehaus nicht geben.

Über eine halbe Million Schaden für Tegernseer Wirtsehepaar

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Das Landgericht München fällte heute ein Urteil in einem Betrugsverfahren, das den Lieberhof-Eigentümern Johann und Cristina H. wohl kaum einen Euro Wiedergutmachung bringt. Sie waren einem „vertrauenswürdigen und gut situierten“ Hochstapler auf den Leim gegangen.

Die Eigentümer des Lieberhofs gingen einem Betrüger in die Falle. Jetzt wurde er verurteilt.

Wie berichtet, wurden die Eigentümer des Lieberhofs in Tegernsee im Juni 2017 um ein Darlehen von 350.000 Euro gebracht, das sie eigentlich zur Renovierung ihrer Gaststätte verwenden wollten. Denn bei ihrem Versuch, auch ein Hotel in Westenhof im Brixental zu kaufen, gerieten sie bei der Finanzierung an den Angeklagten Björn Dietmar B., der sich ihnen gegenüber als Banker ausgab.

Angefangen habe alles in Hamburg, erzählte das Ehepaar als Zeugen heute vor dem Landgericht München. Man habe sich im Dezember 2016 im Hotel Vier Jahreszeiten kennengelernt, wo sich der heute 41-Jährige als Mitarbeiter der Schweizer Privatbank Notenstein La Roche ausgegeben habe. Er fiel den Tegernseer Eheleuten wieder ein, als sie sich im März 2017 zum Kauf eines Hotels in Westenhof für 3,1 Millionen Euro entschlossen, da sie eine Finanzierung brauchten. Sie hätten sich deshalb zum Kauf entschlossen, weil das Hotel überraschend 750.000 Euro günstiger angeboten worden sei.

Noch im selben Monat schickte ihnen der vermeintliche Banker B. eine gefälschte Kreditbereitschaftserklärung des Präsidenten der Privatbank. Die Darlehensnehmer Johann und Cristina H. müssten für die Finanzierung der drei Millionen Euro ein Eigenkapital von 350.000 Euro aufbringen und diese auf ein Schweizer Nummernkonto überweisen. Die Gastronomen willigten ein und flogen zur Vertragsunterzeichnung nach Hamburg. Dort seien sie von B. mit einer Nobelmarke und Schweizer Kennzeichen in dessen Luxus-Wohnung nach Blankenese chauffiert worden.

Niemand schöpfte Verdacht

Er habe auf sie, so die Eheleute H., einen „vertrauenswürdigen Eindruck“ gemacht, wäre „gut angezogen“ und „gut situiert“ gewesen. „Dann haben wir es in die Wege geleitet“, so Johann H. Er habe keine Bedenken gehabt, da auch ein Mitarbeiter der Raiffeisenbank in Gmund und ihr Tegernseer Steuerberater die Verträge gesichtet hätten. Niemand habe einen „Verdacht geschöpft“. B. erschlich sich das Vertrauen auch durch einige Besuche in Tegernsee. „Er hatte Manieren und immer Kontakt gehalten“, erklärte Cristina H., „er hat uns Honig um den Mund geschmiert, wo es nur ging“.

Erst beim Notartermin Ende April 2017 im tirolerischen Hopfgarten sei ihnen klar geworden, dass sie einem Betrüger aufgesessen seien, so Johann H. Denn die vereinbarten drei Millionen Euro waren auf dem Schweizer Konto der Tegernseer nicht auszumachen. Doch mit ihren 350.000 Euro war Björn Dietmar B. längst abgetaucht. Aber dabei blieb es für die Betrogenen nicht, sie mussten weitere 165.000 Euro an Notarkosten und Maklergebühr berappen. Ihr Gesamtschaden beläuft sich somit auf 515.000 Euro.

Selbstmordgedanken

Darüber seien sie so verzweifelt gewesen, so die beiden Zeugen, dass sie auch an Selbstmord gedacht hätten. „Wir haben alles verloren“. Sämtliche Lebensversicherungen hätten sie zu Bargeld machen und ihr Auto verkaufen müssen. „Die Pachteinnahmen für den Lieberhof gehen in Zins und Tilgung des Darlehens drauf“. Damit zerschlugen sich auch ihre Hotelpläne. „Zum Glück“ habe seine Frau schon im Juli 2017 die Hochfeldalm in St. Johann pachten können, so Johann H.

Zwar entschuldigte sich der Angeklagte bei seinen beiden Opfern und zeigte auch Reue, doch Staatsanwältin Ines Wiesner zitierte B. mit den Worten: „Die sind mir vor die Flinte gelaufen. Diesen Elfmeter habe ich verwandelt“. Für ihn spreche zwar, so die Ermittlerin, dass er die zahlreichen Taten von Betrug und Urkundenfälschungen gestanden habe, doch solche Straftaten würden schon viele Jahre seines Lebens durchziehen.

Zuletzt verbüßte B. bereits eine Freiheitsstrafe von achteinhalb Jahren. „Kaum war er 2015 in Freiheit, verfiel er wieder in seine alten Muster“. Mit seinen Alias-Namen hätte er sich über Jahre seinen Gläubigern entziehen können. „Er war praktisch immer auf der Flucht und perfektionierte seine Straftaten“. Der Angeklagte habe sich in das Leben von Johann und Cristina H. geschlichen. Deshalb plädierte die Staatsanwältin auf eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten.

Zu mehrjähriger Freiheitsstrafe verurteilt

Ihr Mandant habe nicht vorsätzlich, sondern fahrlässig gehandelt, warb dessen Verteidigerin Francesca Rossiello-Bianco. Sie sah mehr eine „Verkettung unglücklicher Umstände“. Seine Tegernsee-Bekanntschaften hätten sich für ihn „nicht gelohnt“. Auch habe sein übertriebener Lebensstil zu diesen Straftaten geführt. Da B. „keinem gewerbsmäßigen Betrug“ nachgegangen sei, plädierte die Anwältin auf eine Strafe von vier Jahren und fünf Monaten. Zudem sollte der Haftbefehl wegen der todkranken Mutter des Angeklagten außer Vollzug gesetzt werden.

Doch das Gericht unter Vorsitz von Martin Hofmann urteilte anders. Wegen Betruges und Urkundenfälschung in fünf von den angeklagten elf Fällen wurde B. zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt.

Schubkarren voller Mist vors Rathaus

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Bad Wiessee hat die Kurtaxe im Alleingang um 65 Prozent erhöht. Dies brachte Vermieter sowie den Kur- und Verkehrsverein auf die Palme, wie eine Protestveranstaltung am Donnerstagabend zeigte. Man überlegt sich „drastische Maßnahmen“.

Enormer Zuspruch für den Wiesseer Kur- und Verkehrsverein im Poststüberl / Foto: Klaus Wiendl

Drangvolle Enge herrschte bei diesem explosiven Thema im viel zu kleinen Poststüberl im Gasthof Post. „Noch nie sind so viele der 200 Vermieter unserer Einladung gefolgt“, meinte Steffi Erlacher als stellvertretende Vorsitzende des Kur- und Verkehrsvereins mit etwa 65 Mitgliedern. Annähernd die gleiche Zahl wollte ihren Unmut über die Erhöhung von 2 Euro auf 3,30 Euro äußern.

Ab 1. Dezember 2019 tritt die neue Kurtaxe pro Person und Nacht in Kraft. Dass Bad Wiessee den Beitrag damit um rund 65 Prozent anhebt und zugleich aus der einheitlichen Marschroute im gesamten Tegernseer Tal ausschert, war nicht nur im Gemeinderat sehr umstritten. Auch der Kur- und Verkehrsverein Bad Wiessee, der von der „Erhöhung kalt erwischt wurde“ ist mehr als empört. „Wir wollen sie so nicht akzeptieren und müssen uns weitere Schritte dagegen überlegen“, forderte Erlacher.

„Wind säen, Sturm ernten“

Neben drei örtlichen CSU-Gemeinderäten bekam der Verein auch Schützenhilfe von Anastasia Stadler, der CSU-Gemeinderätin aus Rottach-Egern. Das „touristische Urgestein“ ist als Kreisrätin auch im Tourismusausschuss. Für sie sei der „regelkonforme Beschluss“ mit einer Erhöhung der Kurtaxe von 65 Prozent eine „moderne Wegelagerei“, kritisierte Stadler. Sie sei „sprachlos, entsetzt und wütend, dass man den kleinsten gemeinsamen Nenner bei der Kurtaxe mit bislang zwei Euro so mit Füßen tritt“. Sie hoffe nicht, dass Vize-Bürgermeister Robert Huber mit dieser Entscheidung gewusst habe, „was er hier getan hat. Wer Wind sät, wird Sturm ernten“.

Entsetzt sei sie auch über die Reaktion von TTT-Chef Kausch, „der diese Erhöhung für nicht so schlimm hält“. Für was brauche man dann eigentlich noch „einen hochdotierten Geschäftsführer und eine TTT“. Man habe im Tal so viele Projekte, bei denen man eigentlich an einem Strick ziehen müsste, ob Badepark, Montgolfiade und Spielbank. „Und dann spielen wir hier klein-klein“. Sie wisse nicht was passiere, wenn Wiessee künftig um Unterstützung bitte.

Verlust von 10.000 Euro für ein Hotel

Nach der Entscheidung des Gemeinderats habe der Verein um ein Gespräch mit dem amtierenden Bürgermeister Robert Huber gebeten, doch dieser habe mit der Begründung abgelehnt, er habe für so etwa jetzt keine Zeit, berichtete Schriftführerin Maria Strillinger. Für Regina Beil, Kassiererin im Verein und Betreiberin des Hotel Rex, bringt diese Erhöhung hohe finanzielle Einbußen, wie sie schildert.

Sie biete für ihre Reisegruppen Inklusivpreise einschließlich Kurtaxe an. Da sie bereits bis ins Jahr 2020 Buchungen habe, bleibe sie durch die Erhöhung der Kurtaxe auf etwa 10.000 Euro sitzen. „Wer kommt mir für diesen Schaden auf“, empörte sie sich. Eine Vermieterin hatte auch schon Absagen zu vermelden, ihre Gäste würden nächstes Jahr nach Rottach fahren. Diese Folge habe sich in der Gemeinde „niemand überlegt“.

„Wiessees Alleingang hat viel kaputt gemacht“

Dem Gemeinderat sei die Erhöhung des Kurbeitrags mit den künftigen Ausgaben der Gemeinde verkauft worden, schilderte Florian Sareiter (CSU). „Denn die Haushaltslage in Wiessee ist sehr bescheiden, sie ist ein Fass ohne Boden“. Mit einer maßvollen Erhöhung habe wohl niemand im Raum Probleme, aber mit den „exorbitanten 1,30 Euro schon“. Nachdem das Thema, wie von der CSU gewünscht, nicht eingefroren wurde, „wurde die Erhöhung durchgedrückt“.

Er könne sich aber einen erneuten Antrag vorstellen, um den Beschluss zu annullieren, da einige Gemeinderäte bei der Abstimmung „auf der Kippe“ gestanden wären. Eine Rücknahme sei machbar und nicht einmalig. Die Vermieter müssten auf die Gemeinderäte zugehen, die für eine Erhöhung gestimmt hätten. Um einen ausreichenden Vorlauf für eine Anhebung der Kurtaxe zu haben, schlug Sareiter ein Stufenmodell ab dem 1. Januar 2021 vor. Hier würden laut Sareiter auch die anderen Talgemeinden mit im Boot sein. Dies habe sein Gespräch mit Rottachs Bürgermeister Christian Köck gezeigt. Man brauche die anderen Talgemeinden auch mit einem finanziellen Beitrag für den Badepark. „Dieses Vorgehen jetzt aber hat viel kaputt gemacht“.

Die Macht der Betten

„Betten sind eine Macht“, so Steffi Erlacher, deshalb sollte man sich in die ausliegenden Unterschriftslisten gegen den Beschluss des Gemeinderats mit der Anzahl der Betten eintragen. Wenn nur 150 bis 200 Unterschriften zusammenkämen, sei dies schon von Bedeutung. Schließlich sei nächstes Jahr Gemeinderatswahl.

Eberhard Waitz vom Hotel Bellevue beklagte, dass zwar die CSU-Gemeinderäte hier seien, nicht aber die, die für die Erhöhung gestimmt hätten. Man müsse wohl in Wiessee wieder „mit härteren Bandagen arbeiten“. Schon die Erhöhung der Parkplatzgebühren sei übers Tal hinaus publik geworden, und jetzt noch die Kurtaxe. „Das werden wir im nächsten Jahr sicher spüren“. Deshalb halte er die Unterschriftenliste zur „Positionierung“ für eine gute Sache, um die „Wertigkeit“ der Vermieter in den Mittelpunkt zu rücken.

Sprecherinnen des Vereins: Regina Beil, Kassiererin, (v.r.), Steffi Erlacher, stellv. Vorsitzende und Schriftführerin Maria Strillinger / Foto: Klaus Wiendl

Auch er, so Waitz, erlebe schon Stornierungen von Bussen für nächstes Jahr, „weil die Kurtaxe zu hoch ist“. Für was solle man in Wiessee künftig 3,30 Euro zahlen, nachdem keine Einrichtungen hinzugekommen seien, höre er immer wieder. „Wir müssten eigentlich jedem Gast noch fünf Euro schenken, dass er kommt“. Derzeit sehe es mit den vielen Baustellenfahrzeugen ohne hin aus „wie die Sau“. „Warum lassen wir uns das gefallen“, solche Erhöhungen „kommen zum absolut falschen Zeitpunkt“.

Demos in Wiessee?

„Wir müssen demonstrieren und uns mit Plakaten vors Rathaus stellen“ war ein Vorschlag. „Einen Schubkarren mit Mist vorm Rathaus abkippen“, ein anderer. Das Thema bei der nächsten Bürgerversammlung einzubringen sei auch schwierig, denn die seien selten geworden. Demonstrationen und Unterschriftenlisten seien der „richtige Weg“, um auf das Problem aufmerksam zu machen. „Das Thema nicht ruhen lassen“, empfahl Florian Sareiter.

Wenn die Befürworter spüren, dass ihnen die Bürger im Nacken sitzen, würde der eine oder andere Gemeinderat doch ins Wanken kommen. „Mobilisieren, mobilisieren“, so Sareiters Credo. „Pausenlos müsst ihr denen auf den Wecker gehen“, ergänzte Fraktionskollege Georg Erlacher. Gut sei auch ein Offener Brief, um mehr Öffentlichkeit herzustellen und eine „Überrumpelung“ der monatlichen Bürgersprechstunde. „Die Unterschriftenliste ist zwar schön, aber ihr müsst Klinken putzen“, empfahl Stadler.

Zum Schluss skizzierte CSU-Fraktionssprecher Kurt Sareiter für die Gemeinderatssitzung im April einen möglichen Antrag, in dem „die Erhöhung der Kurtaxe auf 3,30 Euro rückgängig gemacht werden soll“. Begründung: „Vor einer Neuregelung des Kurbeitrags müssten zunächst Gespräche mit allen Talgemeinden und den Wiesseer Vermietern geführt werden“. Eine talweit einheitliche Kurtaxe solle „unbedingt bestehen bleiben“. Sollte die CSU den Antrag stellen, kündigten die verärgerten Teilnehmer im Poststüberl schon jetzt einen vollen Rathaussaal an. Den Wiesseer Gemeinderäten stehen offensichtlich unruhige Zeiten bevor.

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