Was Rang und Namen im Landkreis und darüber hinaus hatte, war in Wasmeiers Bauernhof-Museum geladen. Die Ernüchterung kam, als die Rechnungen im August 2012 eintrudelten. Was für Jubilar Jakob Kreidl als Überraschungsfeier gedacht war, lief für Kreissparkasse und Landkreis aus dem Ruder. Statt 300 waren es 460 Gäste, aus 25.000 Euro wurden 120.000 Euro.

Es gab Schweinsbraten oder Fisch, „alles im Rahmen“, sagte Kreidl heute. Es gab sogar ein eigens gebrautes Jakobus-Bier, Alphornbläser und Schnapserl, als sich der 60-Jährige als Miesbacher Landrat, Präsident des Landkreistags und Verwaltungsratsvorsitzender der einflussreichen Kreissparkasse Miesbach (KSK) feiern ließ.
Es hat offenbar alles gepasst. Sogar CSU-Parteifreund und Ministerpräsident Horst Seehofer kam zu dem Fest am 16. August 2012 in das Freilichtmuseum des einstigen Skistars Markus Wasmeier in Schliersee, ebenso der CSU-Fraktionsvorsitzende Thomas Kreuzer, die damalige Bundesministerin Ilse Aigner (CSU), der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan und Herzog Max in Bayern. Auch Kardinal Reinhard Marx soll gesprochen haben. Der Vielzahl „wichtiger Repräsentanten, war die Bedeutung einer solchen Festveranstaltung angemessen“, verteidigte sich heute Kreidl als Angeklagter.
Verflogen ist der Zauber der Monster-Party. Denn vor sechs Jahren glaubte er noch: “Ich hoffe, dass mich der Zauber dieses 60. Geburtstags noch lange verfolgt“. In der Tat hat ihn diese Feier über Jahre verfolgt. Seit Wochen steht er nun als Angeklagter vor dem Landgericht. Vorgeworfen werden ihm Untreue, Vorteilsgewährung und Vorteilsnahme, wie auch seinem damaligen Sponsor, KSK-Chef Georg Bromme. Doch weniger er war es, der die Strippen zu Kreidls Geburtstag zog, sondern vielmehr dessen Vize-Landrat Arnfried Färber (FW). Es sollte eine Feier des Landkreises werden.
Am Kreisausschuss vorbei
Schon im Oktober 2011 machte sich Färber mit dem Kämmerer des Landkreises, Gerhard de Biasio, Gedanken über die Ausgestaltung der Feier in einem dreiviertel Jahr. Ursprünglich sei an 500 Gäste gedacht worden, vorsorglich habe man dann in den Haushaltsansatz 25.000 Euro eingestellt. Pro Kopf wurde mit Kosten von 50 Euro gerechnet, so Biasio. Der entsprechende Ausschuss des Kreistages sei darüber nicht informiert worden, weil sonst Kreidl als Landrat von der Größe des Festes etwas spitzbekommen hätte. Vorhanden war der Betrag. Er wurde unter dem Titel Öffentlichkeitsarbeit eingestellt.
Doch Ende März 2012 sei Färber mit der Botschaft gekommen, dass sich die Sparkasse an den Kosten beteiligen wolle, wie de Biasio im Zeugenstand sagte. Denn anschließend trat die KSK als Einlader auf. Zunächst Bromme bis zu seinem Ausscheiden als Bankchef Ende März 2012. Danach sei Färber mit Brommes Nachfolger als Sparkassen-Chef, Martin Mihalovits, die Einladungslisten und das Programm durchgegangen. Dass es sich um seine private Geburtstagsfeier gehandelt habe, wollte Kreidl nicht gelten lassen. „Die Gäste waren Multiplikatoren für den Landkreis“. Er hätte doch „niemals 400 Freunde eingeladen“, so Kreidl. „Ich habe Freunde, aber keine 400“. Schon das KSK-Logo auf der Einladung habe auf die Zuständigkeit der Sparkasse hingewiesen.
„Alles kam von Färber“
Die Gästeliste sei auch unterteilt worden in Landkreis, Sparkasse und seine 42 privaten Gäste, wie Kreidl betonte. Deren Anteil mit 7.600 Euro habe er aus seiner privaten Schatulle beglichen. Er habe keinen Einfluss auf das Programm genommen, beteuerte Kreidl, „alles kam von Färber“. Wenngleich Kreidl auf Vorhalt des Gerichts einräumen musste, schon etliche Wochen zuvor von der bevorstehenden Feier erfahren zu haben, weil er bereits konkrete Vorschläge zur Bewirtung gemacht habe.
Als Beispiel habe der 60. Geburtstag von Kreidls Vorgänger gegolten, als Norbert Kerkel für 27.000 Euro im Jahr 2001 feierte. Auch damals hatten sich Landkreis und Sparkasse die Kosten geteilt. So verfuhr man notgedrungen auch Ende 2012, als sich die Gesamtsumme von knapp 120.000 Euro inklusive Steuern abzeichnete.
Insgesamt überwies Kämmerer de Biasio 33.200 Euro für den Landkreis an die KSK, als diese am 13. Dezember 2012 eine „Kostenbeteiligung“ einforderte. „Das Geld war auf zwei verschiedenen Konten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit vorhanden“, so de Biasio. Größere Kostenüberschreitungen hätten vom Kreisausschuss genehmigt werden müssen. Letztlich seien es aber nur etwa 20.000 Euro gewesen, die der Landkreis beigesteuert habe, denn dieser habe eine Steuererstattung von 13.000 Euro erhalten. Die Sparkasse steuerte 79.000 Euro zur Feier mit letztlich 460 Personen bei.
„Keine Rudelbildung“
Zuvor ging es im Gericht um Färbers eigene Geburtstagsfeier im Oktober 2010, zu der Bromme und Kreidl eingeladen hatten. Die Feier verschlang 55.000 Euro und fand im Gewerkschaftshaus in Hausham statt. Das dafür auf Vordermann gebracht werden musste, denn der Saal habe laut Bromme einen „heruntergekommenen Eindruck gemacht“. Allein 15.000 Euro kostete der Blumenschmuck. Den Auftrag bekam eine klamme Sparkassenkundin. Konzipiert worden sei das Fest als „Werbeveranstaltung“ der KSK.
Deshalb habe er sich, so Bromme, über die Sitzordnung der etwa 15 Sparkassen-Mitarbeiter so geärgert und wohl auch „massiv“ seine Sekretärin wegen einer Änderung angesprochen. „An jedem Tisch sollte ein Sparkassler sitzen“. Bromme weiter: „Ich will hier keine Rudelbildung, sondern die Mitarbeiter sollten sich zu den Kunden gesellen“. Denn Miesbach sei damals ein „armer Landkreis“ gewesen, deshalb hätten reiche Kunden einen „besonderen Service“ genossen. „Wie die Stimmung im Landkreis gegenüber der KSK war, haben wir wöchentlich an den Kontenauflösungen ablesen können“.
Man habe Dinge bei der Finanzierung gemacht, „die rechtlich in Ordnung waren, aber nicht üblich“. Aus all dem heraus seien solche Feiern und Fahrten entstanden. Sein Haus habe damals mit den Nachwehen der Fusion der Sparkassen von Miesbach und Tegernsee zu kämpfen gehabt. „Wir haben nichts abgewickelt und nichts verkauft“. Dennoch hätten 140 Mitarbeiter abgebaut werden müssen.
Wohltäter Bromme
Schwer mit den Tränen zu kämpfen hatte Bromme, als er beklagte: „Was hier verhandelt wird, entspricht nicht den Tatsachen“. Dafür könne er über 60 Zeugen benennen. Die Sitzung musste kurz unterbrochen werden. Diese kontinuierliche Berichterstattung belaste nicht nur ihn sehr, sondern auch seine kranke Frau. Offenbar sieht er sein Lebenswerk für den Landkreis in Frage gestellt, „der auf die Unterstützungen des Kreissparkasse angewiesen war“.
Und da habe er sich eben zum Wohle des Landkreises kräftig eingemischt. Ihm sei es beispielsweise zu verdanken, dass das Kreiskrankenhaus einen Hubschrauber-Landeplatz bekommen habe, der vergessen worden sei. Bromme als Wohltäter, dieses Bild versuchte er in einer langen Einlassung zu vermitteln. Ob das Gericht ihm das uneigennützige Engagement über Jahre abnimmt, wird sich zeigen.
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