Wie berichtet, hat Francesco Sabbatella vor, seine Pizzeria in Tegernsee aufzustocken. Er will nicht nur höher hinaus, sondern hat jetzt für sein Wohn- und Geschäftshaus weitere Änderungen vorgesehen.
Das Wohn- und Geschäftshaus in der Hauptstraße in Tegernsee soll einen weiteren Balkon bekommen.
Vor über einem Jahr schon wollte Pizzeria-Wirt Francesco Sabbatella mit seinem Wohn- und Geschäftshaus höher hinaus. 1,20 Meter mehr sollen es werden, da der Dachboden zum Vollgeschoss ausgebaut werden soll. Damals hatte die Stadt keine Einwände, weil sich „planungsrechtlich die Erhöhung auf drei Vollgeschosse in die Nachbarbebauung einfüge“.
Problematisch war hingegen die Stellplatz-Situation. Erst als es um die Aufstockung ging, habe die Stadt realisiert, dass sie schon früher einen zusätzlichen Stellplatz hätte verlangen müssen, erklärte damals Bürgermeister Johannes Hagn.
Ausweisen kann Sabatella die fehlende Parkfläche nicht – es fehlt der Platz. Doch er durfte sich freikaufen. 7500 Euro muss der Gastronom zahlen. Doch Hagn machte auch klar, diese Möglichkeit der Ablöse mache die Stadt nur im Einzelfall. „Bei Neubauten geht das nicht.“
Balkon mit Seeblick
Bevor Sabbatella mit der Aufstockung anfängt, beantragte er nun die erste Tektur, mit der sich der Bauausschuss in seiner letzten Sitzung befassen musste. Abweichend von dem bereits genehmigten Antrag will er weitere Veränderungen: einen zusätzlichen Balkon im 2. Obergeschoss. Er ist an der Westseite des Gebäudes mit der Größe von 3,2 mal 1,35 Meter geplant und dann von der Seeseite aus gut zu sehen.
Zudem soll ein bestehender Balkon auf der Ostseite um einen guten halben Quadratmeter mehr Grundfläche vergrößert werden. Planungsrechtlich spreche nichts dagegen, so Bauamtsmitarbeiter Stephan Herbst, „da die Balkone nicht über die Dächer hinausragen“. Für Martina Niggl-Fisser (BL) bringen die Veränderungen eine „Verbesserung der Wohnsituation“, die der Bauausschuss einstimmig genehmigte.
Der Optimismus des Kämmerers hält an. Auch in diesem Jahr rechnet die Gemeinde Rottach-Egern mit weiter sprudelnden Steuereinnahmen.
Die Gemeinde Rottach-Egern kommt gänzlich ohne Kreditaufnahmen aus. / Foto: Gemeinde Rottach-Egern
Bürgermeister Christian Köck (CSU) war mit der Finanzplanung seines Kämmerers mehr als zufrieden. Martin Butz will die notwendigen Investitionen auch in diesem Jahr wieder „ohne Kreditaufnahmen“ durchführen. Hinzu komme, dass sich auch der Schuldenstand um 123.000 Euro auf 2,1 Millionen Euro reduziere. Damit liegt die Gemeinde bei der Pro-Kopf-Verschuldung mit 442 Euro weit unter dem Landesdurchschnitt von 735 Euro. Dies veranlasste Köck zum Fazit, dass man „finanziell nicht schlecht“ dastehe.
Er sei zuversichtlich, dass die Verwaltung mit Augenmaß auch in den kommenden Jahren mit den zur Verfügung stehenden Mitteln umgehen werde. Rottach-Egern habe in den vergangenen Jahren bereits Großprojekte realisiert, „die wir uns auch leisten konnten. Dies soll uns aber nicht dazu verleiten, dass wir übermütig werden“. Auch weiterhin soll jede Investition auf den Prüfstand gestellt werden. Andere Gemeinden hätten hier weitaus größere Probleme. „Die momentane Steuerkraft ist ein großes Plus, das uns jetzt zugutekommt“, sagte ein erfreuter Rathauschef.
Kuranlage wird aufgemöbelt
Im einzelnen listete Butz auf, dass die vorhandenen Rücklagen von 4,6 Millionen Euro im „Wesentlichen zur Sanierung der Gemeindehäuser sowie zur Schaffung neuen Wohnraums benötigt werden“. Das gesamte Haushaltsvolumen für Verwaltungs- und Vermögenshaushalt beträgt 22,06 Millionen Euro. Darin ist auch die kalkulierte Gewerbesteuer mit 3,4 Millionen Euro enthalten.
Bei den Einnahmen aus der Grunderwerbssteuer wurde ein „vorsichtiger Ansatz“ gewählt, weil sich diese vom Jahr 2016 mit noch einer Million voraussichtlich halbieren werde. Eingeplant werden nur noch 500.000 Euro. Bei der Zweitwohnungssteuer rechnet Butz wegen der geplanten Satzungsänderung mit knapp 1 Million Euro. Kräftiger zu Buche schlägt die Erhöhung um knapp 200.000 Euro bei der Kreisumlage. Dies sei „auf die sehr gute Steuerkraft aus dem Jahr 2016 zurückzuführen”
Insgesamt sind in diesem Jahr 4,6 Millionen Euro nach Miesbach zu überweisen. Größte Ausgaben des Vermögenshaushaltes sind laut Butz ein neuer Unimog inklusive Pflug und Frontmulde für 250.000 Euro und die “Überplanung der Kuranlage” für 400.000 Euro. Doch auch einem dringenden Bedürfnis wird abgeholfen: An der Sutten-Maut- und Bushaltestelle entsteht eine Toilette für 35.000 Euro. Offen bleibe, wie sich in Zukunft die Finanzierung des Ausbaues von Gemeindestraßen darstellen werde. Dennoch, so der Kämmerer, sei eine Darlehensaufnahme in diesem Jahr nicht geplant.
Eigentlich hatte sich der Wiesseer Gemeinderat bereits für den Standort eines Biomasse-Heizkraftswerks entschieden. Es soll hinter dem Badepark entstehen. Doch ein Antrag der CSU brachte gestern Abend die Gemüter wieder in Wallung.
Fotomontage des geplanten Heizwerks am Badepark / Quelle: Gemeinde Bad Wiessee
Die Idee mit den Hackschnitzeln als Brennstoff hat in Wiessee eine Vorgeschichte. So ließ die Gemeinde vom Miesbacher Ingenieurbüro EST (EnergieSystemTechnik) eine Machbarkeitsstudie anfertigen. In dieser kamen die Experten im vergangenen Jahr zu dem Schluss, dass ein Nahwärmenetz im Kurviertel rentabel wäre, sofern sich für den Start genügend Großkunden finden. Ideal als Standort, so der Tenor der Studie, wäre das Grundstück gleich hinter dem gemeindlichen Badepark.
Doch bevor es um Inhalte ging, entspann sich ein Diskurs der beiden Chirstsozialen mit Wiessees Geschäftsleiter über die Gemeindeordnung. Hilmar Danzinger berief sich auf die Kommunalaufsicht und machte geltend, dass es für einen Antrag keine rechtliche Handhabe gebe, da neue Gesichtspunkte fehlen würden. Dem widersprach Sareiter vehement und bezeichnete Danzingers Wortmeldung als „Larifari“. Denn seit dem Votum des Gemeinderates für den Standort hätten die Diskussionen darüber erst richtig Fahrt aufgenommen, so Sareiters Begründung für den neuerlichen Antrag.
Wenn auch aus Sicht der Experten der Standort des Heizwerks am Badepark am geeignetsten erscheine, so sei dieser für ihn im Zentrum des Heilbades ungeeignet. Schließlich entstehe gegenüber das Vier-Sterne-Hotel von SME und der Standort des Heizwerks liege inmitten eines Wohngebiets. Auch in Achenkirch, das ebenfalls ein Biomasse-Kraftwerk betreibt, habe sich Sareiter nach eigener Aussage umgesehen und „stundenlange Rauchwolken“ beobachtet.
Das ist kein schöner Anblick in unserer wundervollen Bergkulisse.
Unverantwortlich sei es, die einzig verbleibende Fläche an der Nordseite des Badeparks für den Neubau des Herzwerkes zu verwenden. Denn es sei derzeit noch gar nicht absehbar, ob nicht in späteren Jahren ein Um- oder Anbau des Badeparks nötig werde.
„An dem Standort des Heizwerks führt kein Weg vorbei“
Mitstreiterin Versen ergänzte, sie habe kein Verständnis, diese Fläche für immer dem Tourismus zu entziehen. „Das sehe ich als dramatisch“. Zumal auch SME als möglicher Interessent für einen Anschluss an die geplante Ringleitung schon abgewunken habe. Versen berief sich auf eine neue Entwicklung, weil auch Unternehmer Thomas Strüngmann mit seinem Hotel an der Seepromenade nicht mehr zu den Abnehmern der Fernwärme gehöre. Dem widersprach Bürgermeister Peter Höß (FWG): „Strüngmann hat sich noch nicht entschieden“. Der Anschluss seines Hotels an das Heizwerk sei „nach wie vor möglich“.
Bernd Kuntze-Fechner (SPD): „Wir haben an dieser Stelle einen großen Energiebedarf festgestellt und alle sieben möglichen Standorte abgewogen“. Schließlich habe sich der Gemeinderat dann für die Fläche am Breitenbach entschieden, weil man von dort den Badepark und das neue Jodbad versorgen könne. „Das ist sinnvoll“.
Im Norden des Badeparks sollen Heizkraftwerk und Brennstofflager entstehen / Grafik: Ingenieurbüro EST
Als weiteres Mitglied des Arbeitskreises zur „Modernisierung des Badeparks“ meinte Rolf Neresheimer (ranBW), eine Erweiterung des Badeparks nach Norden sei „nicht sinnvoll, weil zu teuer“. Es sei das Gebot der Stunde, dass sich die Gemeinde mit ökologischer und nachhaltiger Wärme versorge. „An dem Standort führt kein Weg vorbei“. Fritz Niedermaier (FWG) erinnerte an die Klausurtagung des Gemeinderats. Dort habe eine Stellungnahme des Landratsamtes vorgelegen, dass der in Aussicht genommene Standort der beste sei. Dafür „beglückwünsche“ man die Gemeinde.
„Heizwerk könnte uns noch auf die Füße fallen“
Thomas Erler (CSU) machte für sich geltend, dass er erst im Herbst in den Gemeinderat nachgerückt sei, als die Diskussion über das Kraftwerk schon gelaufen war. Keine Frage für ihn sei aber, dass so ein „Heizkraftwerk gebaut wird“. Doch er hatte immer geglaubt, das neue Badviertel solle ein „Schmuckkästchen“ werden. Aber das Biomassewerk werde wohl nicht mehr als ein „Zweckbau“.
Aber da dieser Standort der wirtschaftlichste sei, werde er gegen den Vorschlag seiner beiden CSU-Kollegen stimmen. Dennoch sorge er sich, dass „uns das Projekt mangels Beteiligung noch auf die Füße fallen wird“. Wenn alle abspringen, „wird es schwer werden“. Somit war die Gefechtslage klar. Mit zwölf gegen zwei Stimmen wurde der CSU-Antrag abgeschmettert. Damit war zunächst nur die Standortfrage geklärt, nicht aber die Rentabilität der auf sechs Millionen Euro kalkulierten Investition.
Völlig unschuldig gerät jetzt Pächter Giorno mit seiner Trattoria „Rusticale“ zwischen die Fronten. Denn die neuen türkischen Eigentümer ließen ohne Genehmigung eine Glasveranda errichten. Ein Schwarzbau, der nun aufs Schärfste verurteilt wurde.
Der Anbau der Pizzeria Rusticale in Bad Wiessee muss weg.
Seit zwölf Jahren betreibt die Familie Giorno ihre Trattoria Pizzeria „Rusticale“ an der Münchner Straße. Zuletzt fiel das Lokal durch den Anbau einer verglasten Terrasse auf. Doch dies hat nicht Giorno als Pächter veranlasst, wie gestern im Gemeinderat bekannt wurde, sondern die neuen Eigentümer – die AFH-Group in München. Laut Bauamtsleiter Helmut Köckeis soll das Grundstück im vergangenen Jahr den Besitzer gewechselt haben. Die Münchner Firma, geleitet von zwei türkischen Geschäftsleuten, ist aber nicht in der Immobilienbranche zuhause, sondern im Kfz-Gewerbe.
Auf ihrer Homepage bietet die AFH-Group „zahlreiche Dienstleistung rund um Straßenverkehr und Mobilität aus einer Hand“ an. Vermutlich deswegen sind die Firmeninhaber noch nicht so mit den Gepflogenheiten im Baugewerbe vertraut. Nicht anders lässt sich ihr „unverschämtes Vorgehen“ erklären, wie es Markus Trinkl (FWG) gestern formulierte. Denn sie sollen nicht nur Pächter Giorno „fristlos gekündigt“ haben, wie Köckeis den Gemeinderat informierte, die Eigentümer wollten auch den Parkplatz pflastern und einige Alleebäume entfernen. Dies gehe auf keinen Fall, habe er den Antragstellern gesagt, denn die Bäume seien „ortsbildprägend“.
„Unwürdige Baugestaltung“
In der Vorweihnachtszeit seien die neuen Besitzer wieder bei ihm auf der Matte gestanden und hätten um eine Vergrößerung und Verglasung der Terrasse nachgefragt. Ohne Bauantrag gehe dies nicht, soll Köckeis erwidert haben. Ohne jegliche Baugenehmigung sei dann die Maßnahme „blitzschnell durchgezogen“ worden. Und die Gemeinde wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Wind davon habe auch das Landratsamt bekommen, das den Bau laut Köckeis sofort einstellen ließ.
Klarstellen wollte Köckeis, dass der Anbau nicht vom derzeitigen Pächter Giorno veranlasst wurde, sondern von der AFH-Group, die hier „relativ forsch zugange“ war. In dem nun vorliegenden Bauantrag seien zwei Punkte besonders zu prüfen, so Köckeis, die Gestaltung und vor allem die Stellplätze. Durch Erweiterung der Terrasse in der Tiefe von knapp drei auf 6,80 Meter fallen einige Stellplätze weg, doch zusätzliche würden durch die Vergrößerung der verglasten Veranda eigentlich benötigt. Insgesamt seien nun 26 Stellplätze erforderlich, aber 19 könnten nur nachgewiesen werden.
Ob diese in der Realität alle benutzt werden können, sei ohnehin fraglich. Gleichzeitig mit dem Anbau sei an der rechten Seite auch ein zweiter Abgang zu einer Bar errichtet worden. Nun gebe es im Untergeschoß des einstigen Cabarets „Zur schwarzen Katze“ neben der Bar „Kairo“ noch eine weitere.
Gestaltungswirrwarr
Was aus dem Restaurant künftig werden soll, sei dem Bauamt nicht mitgeteilt worden. Köckeis missfiel zudem die „unwürdige“ Baugestaltung mit Sattel-, Pult- und Flachdach. „Unbeeindruckt von behördlichen Vorschriften“, werde auch im Obergeschoß „weitergebastelt“ und ein Balkon abgerissen. „Ungeschickter geht es nicht“, urteilte Robert Huber (SPD). So etwas im Nachhinein zu genehmigen, gehe überhaupt nicht. Und sein Fraktionskollege Bernd Kuntze-Fechner pflichtete Huber bei.
Wenn die mit diesem Plan gekommen wären, hätte dieser niemals genehmigt werden dürfen, denn hier werde gegen alles verstoßen.
Hier müssten wieder ordnungsgemäße Zustände hergestellt werden. „Ich habe keinen Bock auf solche Immobilien-Cowboys“, schimpfte Tinkl. Man sei hier nicht im Wilden Westen, nahm Klaudia Martini (SPD) das Bild auf. Sie forderte für diesen Schwarzbau eine schnellstmögliche Beseitigungsanordnung durch das Landratsamt.
Entsprechend fiel der Beschlussvorschlag aus. Da mindestens sieben Stellplätze fehlen, könne das gemeindliche Einvernehmen nicht erteilt werden. Des Weiteren sei die künftige Nutzung des Lokals und der zweiten Kellerbar unklar. Auch aus gestalterischen Gründen sei der „Gestaltungswirrwarr“ abzulehnen. Einstimmig entschied sich der Wiesseer Gemeinderat auch für die unverzügliche Beseitigung der ungenehmigten Glasveranda.
Die ehemalige Hofstelle am Ludwig-Thoma-Weg steht malerisch da. Doch der Zahn der Zeit nagt unverkennbar. Nun will der Eigentümer die Tenne abreißen und durch Wohneinheiten ersetzen.
An diesem denkmalgeschützten Hof soll die Tenne durch Wohneinheiten ersetzt werden.
Wer an der Rottach entlang schlendert, hat den einstigen Bauernhof in nördlicher Richtung womöglich schon in seiner Alleinlage gesehen. Nach Süden bietet das denkmalgeschützte Anwesen einen Blick auf Obstbäume, Wiesen und Berge. Hier will nun Architekt Florian Erhardt als Eigentümer Veränderungen vornehmen. Die Tenne will er abreißen und durch Wohnteile ersetzen.
Weitere Änderungen beantragt
Dies lag dem Tegernseer Bauausschuss schon einmal vor, und zwar im Jahr 2015. Damals sei mit dem Denkmalschutz die Veränderung abgeklärt worden, so Geschäftsleiter Hans Staudacher auf Nachfrage. Nun hatte sich in seiner jüngsten Sitzung der Bauausschuss wieder mit Erhardts Projekt zu befassen. Diesmal lag die erste Tektur zum Umbau und Sanierung des Bestandes auf dem Ratstisch.
Abweichend vom bereits genehmigten Antrag wurden laut Bauamtsmitarbeiter Stephan Herbst weitere Änderungen beantragt. Statt den zwei genehmigten Wohneinheiten soll nur noch eine im Neubaubereich entstehen. Des Weiteren sei eine Doppelgarage im nordöstlichen Bereich und daran ein überdachter Freisitz mit einer Größe von vier mal sechs Metern sowie geringfügige Änderungen der Gestaltung geplant. Da die Überdachung der Terrasse die festgesetzten Baugrenzen überschreite, beantragte Bauherr Erhardt eine Befreiung von der vierten Änderung der Ortsabrundungssatzung.
Keine Einwände des Denkmalschutzes
Das Landratsamt habe bereits im Vorfeld signalisiert, dass es der Befreiung zustimmen würde, wenn die Stadt ihr Einvernehmen erteile. Die Zustimmung stütze sich auf eine Äußerung der Unteren Denkmalbehörde. Durch die Reduktion der Wohneinheiten müssen drei Stellplätze weniger nachgewiesen werden. Die hiermit verbundene geringere Flächenversiegelung könne als Kompensation für die zusätzlich überdachte Terrasse angesehen werden.
Laura Mandl (SPD) wollte wissen, warum das Vorhaben von der Satzung abweiche. „Mit dem größeren Dach werden die Baugrenzen überschritten“, klärte Bauamtsleiterin Bettina Koch auf. Da der Neubau auch weniger Einwohnergleichwerte benötige, war der Bauausschuss einstimmig für die Tektur zu haben. Daher werden Spaziergänger demnächst an der Rottach vermutlich zunächst auf eine Baustelle blicken.
Noch ist es nicht verkauft. Dennoch wird das Hubertus Schlössl, das der ehemalige Kreml-Chef Michail Gorbatschow etliche Jahre nutzte, bereits zum Spekulationsobjekt. Dies will die Gemeinde mit einem Bebauungsplan verhindern.
Jahrelang war Michail Gorbatschow in seinem Hubertus Schlössl auf Stippvisite.
Auch beim herrschaftlichen Schlössl wird es probiert, wie es oft gemacht werde, sagt ein Branchenkenner. Auch ohne im Besitz eines Grundstücks zu sein, werden Anträge auf Vorbescheide gestellt. Damit können die Bauwerber ausloten, was auf der Immobilie möglich ist und was nicht.
Manchmal sei es sogar so, behauptet der Insider, dass die Grundstückseigentümer davon gar nichts wüssten, weil hinter ihrem Rücken mit ihrem Eigentum bereits spekuliert werde. Dies dürfte auf beide Fälle wohl weniger zutreffen, mit denen der Ortplanungsausschuss zuletzt befasst war. Dafür ist eine der angebotenen Immobilien zu prominent.
Immobilienfirma will mehr rausholen
Denn das Hubertus Schlössl diente dem Friedensnobelpreisträger und ehemaligen Kreml-Chef Michail Gorbatschow jahrelang als Rückzugsort. 2006 erwarb Gorbatschows Tochter Irina Virganskaya das herrschaftliche Domizil mit 17 Zimmern. Seit geraumer Zeit werden die 680 Quadratmeter Wohnfläche für sieben Millionen Euro angepriesen.
Noch bevor das „Schmuckstück in bester Lage“ verkauft ist, will die Grund & Boden Baubetreuung GmbH aber austesten, ob man aus dem Grundstück nicht noch mehr rausholen könnte. Die Firma in Tegernsee und München wirbt damit, dass es im „angelegten Garten theoretisch ein zusätzliches Baurecht“ gebe. Damit geht das Unternehmen bereits hausieren, obwohl der Antrag auf Vorbescheid erst am vergangenen Mittwoch den Ortsplanungsausschuss erreichte.
Die „Immobilienprofis“, so die Eigenwerbung, wollen auf dem 2.600 Quadratmeter großen Grundstück noch ein zusätzliches Wohnhaus mit Tiefgarage errichten. Doch damit nicht genug, die Firma hat auch noch das Nachbargrundstück im Kreuzweg 11 im Visier. Dieses will sie mit „zwei eng gegenüberstehenden Einfamilienhäusern verdichten“, wie Bauamtsleiterin Christine Obermüller die Anträge erklärte. Denn bislang hätten beide Grundstücke noch „sehr viele Grünanteile“. Offenbar für Grundstücksspekulanten noch zu viele.
In diesem Teil des Gartens soll das geplante Wohnhaus mit Tiefgarage entstehen
Bürgermeister Christian Köck (CSU) machte auf den Zusammenhang beider Anträge aufmerksam. Damit bestehe „die Gefahr“, dass es auch in diesem noch locker bebauten Bereich mit der Verdichtung weitergehen würde. Zu überlegen sei daher, „wie man nun mit dem Gebiet umgeht, das klein strukturiert ist“, so Köck. Er empfahl, es mit einem Bebauungsplan zu überplanen. Dies würde eine Veränderungssperre nach sich ziehen. Damit könnten die beiden Vorbescheide zunächst mal eingefroren werden.
Grünflächen erhalten
Da das Hubertus Schlössl architektonisch einzigartig sei, wäre es nach Ansicht von Köck auch ein Fall für den Denkmalschutz, „bevor auf dem Grundstück eine Verdichtung stattfindet“. Spreche sich der Ortplanungsausschuss aber gegen einen Bebauungsplan aus, „wird es hier immer so weiter gehen“. Denn es gebe dort noch Grundstücke mit Einfamilienhäusern, die in den „nächsten Jahren zur Disposition stehen“ könnten. Auch Obermüller warb für einen Bebauungsplan:
Gegen Ortsende sollte eigentlich die Bebauung ländlicher werden und nicht so verdichtet, wie innerorts.
Angetan von der Idee war auch Josef Lang (CSU): „Es wäre schön, wenn ein Bebauungsplan eine Chance hätte, damit der durchgehende Grünstreifen erhalten bleibt“. Dies sollte zunächst mit dem Kreisbaumeister geklärt werden. Deshalb empfahl Lang, den Antrag des Bauwerbers zurückstellen und erst auf der nächsten Sitzung zu beraten. Josef Kaiser (CSU) dagegen bezweifelte den Sinn eines Bebauungsplans, da es dort nur um drei Baufenster gehe. Alles andere würde schon bebaut sein.
„Doch mit einem Bebauungsplan könnte die Gemeinde die Wohneinheiten festlegen“, erwiderte Köck, „damit es keine Ausreißer mit Mehrfamilienhäuser gibt“. Der relativ hohe Anteil an Grünflächen würde das Gebiet auszeichnen, meinte auch Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG), „dies sollte man erhalten“. So sah es letztlich auch einstimmig das Gremium und stellte die beiden Anträge auf Vorbescheide zunächst zurück. Die Münchner Firma und der Makler vom Tegernsee müssen sich also noch gedulden.
Vergangene Woche scheiterten zwei CSU-Mitglieder im Gemeinderat, für das geplante Biomasse-Heizkraftwerk einen anderen Standort zu suchen. Von „idealen Bedingungen“ dagegen spricht das Landratsamt in einem Schreiben, das der Tegernseer Stimme vorliegt.
Fotomontage des geplanten Heizwerks am Badepark. / Quelle: Gemeinde Bad Wiessee
Der Standort des Hackschnitzel-Heizwerks bleibt nach dem gescheiterten Antrag von den CSU-Gemeinderäten Kurt Sareiter und Ingrid Versen nach wie vor hinter dem Badepark.
Damit abfinden wollen sich aber nicht die Anlieger. Ihre Interessengemeinschaft kündigt massiven Widerstand an. Deren Sprecher bedauert, dass es der Gemeinde nicht um die Interessen der Bürger ginge, sondern nur um wirtschaftliche Belange. Zum einen ließe sich der Zweckbau nicht mit dem Ortsbild von Bad Wiessee vereinbaren, zum anderen werde eine massive Beeinträchtigung durch den zu erwartenden Lkw-Verkehr erwartet.
Lufthygiene für Kurort vorteilhaft
In Punkto Verkehr und Beeinträchtigung der Anlieger schreibt nun das Landratsamt an Bürgermeister Peter Höß, dass es nach Einschätzung von Florian Brand, Fachbereichsleiter Umwelt und Naturschutz, zu „maximal zwei Lkw-Hackschnitzel-Lieferungen am Tag“ kommen dürfte. Diese würden tagsüber geschehen, mit jeweils fünf Minuten Abladezeit inklusive An- und Abfahrt. Damit könnten die Lieferungen „bei den vorliegenden Abständen“ im Rahmen der „zulässigen Immissionsrichtlinien abgewickelt werden“.
Die öffentlichen Straßen im Bereich des Vorhabens seien ohnehin durch Bus- und Lkw-Liefer-Verkehr „erheblich vorbelastet“. Daher sei die Zusatzbelastung durch das Heizkraftwerk „als sehr gering einzustufen“. Zumal ein modernes Hackschnitzelheizwerk mit den vorgesehenen Filteranlagen für die Lufthygiene des Kurortes sehr „vorteilhaft“ wäre.
„Einmaliger Standort“
Darüber hinaus sieht das Landratsamt das Projekt als „bedeutenden Schritt für die Energiewende in Bad Wiessee“. Durch die „einmaligen Standort“ am Badepark und die „Zusagen potentieller – auch größerer – Anschlussnehmer, „sehen wir die Möglichkeit für ein rundum durchdachtes Projekt mit annähernd idealen Bedingungen gegeben“. Bereits der Energienutzungsplan (ENP) der Gemeinde beinhalte als wichtigste umzusetzende Maßnahme ein Nahwärmenetz, betrieben mit Hackschnitzel“.
Somit stelle sich aus Sicht des Landratsamts die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung als logischer nächster Schritt dar. Aus Sicht des Klimaschutzes würde Bad Wiessee mit dieser Wärmeversorgung einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende und CO2-Einsparung liefern.
Lärmeinwirkung unzumutbar?
Dennoch sei das Projekt Immissionsschutzrechtlich genehmigungsbedürftig. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens ist sowohl ein „Schallgutachten als auch ein Gutachten zur Luftreinhaltung mit Kaminhöhenberechnung“ zu erstellen. Doch hier sieht das Landratsamt offenbar keine „grundsätzlichen Hindernisse“, wenn die „üblichen Luftreinhalte- und Lärmminderungsmaßnahmen“ entsprechend dem Stand der Technik beachtet würden.
Im Norden des Badeparks sollen Heizkraftwerk und Brennstofflager entstehen / Grafik: Ingenieurbüro EST
Unzumutbare Lärmeinwirkungen auf naheliegende Wohngebäude seien bei „guter Schalldämpfung der Heizzentrale und Ausstattung der Zu- und Abluftöffnungen mit „ausreichend dimensionierten Schalldämpfer problemlos vermeidbar“. Ob sich die Interessengemeinschaft damit zufrieden gibt, wird sich zeigen. Sie hat vorsichtshalber schon mal „juristische Schritte“ angekündigt.
Bald wird der Ortsteil Hagrain um eine Attraktion reicher. Ein Gartenhäusl soll durch einen alten Bauernhof aus dem tirolerischen Kirchberg ersetzt werden, etwa 200 Meter Luftlinie entfernt vom Voitlhof zum Zotzn.
Dieser alte Hof aus Kirchberg in Tirol soll nach Rottach-Egern verpflanzt werden
Die Neubauten um die Osswald-Wiese werden immer historischer. Zunächst sorgte die Wiedererrichtung des Voitlhofs an Stelle der Gsotthaber Stuben für mediales Aufsehen. Zotzn-Wirt und Eigentümer Josef Bogner jun. hatte einen Hof aus dem 16. Jahrhundert in Brixlegg nach Rottach- Egern verpflanzt. Nun soll ein weiterer aus Tirol folgen, aus Kirchberg. Er ist zwar nicht ganz so alt, vermutlich von 1833, er hat aber die gleiche Patina eines Uralt-Holzhauses. Dieses will Sabine Moser abtragen und Ecke Wolfsgrubstraße und Schmied-von Kochel-Weg wiederaufbauen.
Nach dem Kauf des Grundstücks habe man sich dazu entschlossen, sagt die Geschäftsführerin der Moser Wohnbau GmbH auf Nachfrage. Noch steht auf dem Eckgrundstück das „Zenetti-Häusl“, das zuletzt als Ferienwohnung diente. Das Holzhaus mit 20 Quadratmetern Wohnfläche und einem Kachelofen steht seit den 20er-Jahren auf dem Grundstück und war 50 Jahre lang bewohnt. Die Vorbesitzerin, Gisela Fürlinger, hatte der Gemeinde das Häusl vor dem Verkauf des Grundstücks als Geschenk angeboten. Laut Moser habe sich die Gemeinde auch bemüht, das Häusl zu übernehmen.
Nach ihren Informationen sollte es in Seenähe als Kiosk genutzt werden. „Gescheitert ist das scheinbar letztlich an dem erheblichen Aufwand, es abzubauen und wieder aufzubauen“, erzählt Moser. Sie habe nach dem Kauf des Grundstücks dann einen Abnehmer des Häusls gesucht. Mindestens 80 Bewerber hätten sich gemeldet, aber nur wenige hätten sich nach der Besichtigung Ab- und Wiederaufbau tatsächlich zugetraut.
Köck warb für den Altholzblock
Bürgermeister Christian Köck (CSU) bestätigte im Ortsplanungsausschuss, dass die Gemeinde geprüft habe, „ob man das Häusl irgendwo brauchen könnte“. Letztlich aber ist man wohl zu keinem Ergebnis gekommen. Mittlerweile wurde das Häuschen verschenkt „Es wird Anfang März abgebaut und in Fischbachau eine neue Heimat finden“, berichtet Moser. Sie will nun anstelle des Häusls den „Altholzblock“ aus Kirchberg errichten. Er trage am „Firstbaum“ die Jahreszahl 1833. Doch nicht der ganze Hof soll auf dem Eckgrundstück entstehen, sondern nur vom Obergeschoß aufwärts.
Das Erdgeschoß werde „aufgemauert“, so Köck, da der untere Teil des alten Holzhauses „sehr angegriffen“ sei. Dagegen könne man das Obergeschoß wunderbar verwenden. Doch bei diesem Grundstück gebe es zwei Besonderheiten. Zum einen hätte laut Köck die unmittelbare Nachbarschaft die eigentlichen Abstände nicht eingehalten. Daher würde der beantragte Neubau mit Doppelgarage um eineinhalb Meter von der Satzung abweichen, die zu genehmigen sei.
Das „Zenetti-Häusl“ vom Schmied-Kochel-Weg wird verschenkt
Zum anderen sei es die Zufahrt, die ein Sichtdreieck erfordere, um die Unfallgefahr zu vermeiden. Im Klartext gehe es daher für dieses Sichtdreieck um eine Grundabtretung an die Gemeinde. Diese Bereitschaft der Bauherrin bestehe, ergänzte Bauamtsleiterin Christine Obermüller. „Es wäre schön, wenn in diesem Gebiet solch ein Hof entstehen würde“, ergänzte Köck.
In Vorgesprächen seien die wunden Punkte geklärt worden. Anastasia Stadler (CSU) aber erinnerte daran, dass es bisher nur eine „Absichtserklärung“ zur Grundabtretung gebe. Er verlasse sich hier nach den Gesprächen auf das Wort des seriösen Bauträgers, der schon öfters solche Vorhaben verwirklicht habe, erwiderte Köck. „Ich glaube nicht, dass die uns pratzln (für Nichtbayern: übers Ohr hauen) wollen“. Mit der Auflage der Grundstücksabtretung und der „geringfügigen“ Satzungsabänderung genehmigte der Ortsplanungsausschuss einstimmig die Teil-Errichtung des historischen Hofs.
Kaum ein Tourist kam in der Rosenstraße 25 vorbei, ohne ein Foto zu machen. Denn Rosengarten und Lüftlmalerei sprangen ihm sofort ins Auge. Doch der neue Besitzer des denkmalgeschützten Hauses bevorzugt es schlicht .
Das denkmalgeschützte Haus in der Rosenstraße früher (links) und heute (rechts).
Der Neue in der Rosenstraße 23 ist der Münchner Gastronom Aytac Beycan. Er breitet sich gerade mit seinem Pizza- und Pastakonzept von Neuhausen bis Schwabing aus. Da steht ihm offenbar nicht der Sinn nach einer kunstvollen Fassadenmalerei. Er bevorzugt lieber Nüchternheit, die sich bei ihm in einer gänzlich weißen Fassade an seinem denkmalgeschützten Haus ausdrückt.
Dies würde das Haus sogar aufwerten, wird Beycan zitiert, „mir gefällt das besser.“ Er hatte sein Haus in Absprache mit dem Kreisbaumeister aufwändig sanieren lassen. Werner Pawlosky hält eine Lüftlmalerei aus Gründen des Denkmalschutzes nicht für erforderlich, zitierte jüngst Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) das Schreiben aus Miesbach im Bauausschuss, denn die Bemalung habe keine künstlerische Qualität und müsse nicht wiederholt und wieder hergestellt werden.
Tegernsee wünscht sich Lüftlmalerei zurück
„Daher können wir den Eigentümer nicht zu einer Lüftlmalerei zwingen“, resümierte Hagn. Dennoch wolle man den Unternehmen anschreiben und ihn bitten, die Lüftlmalerei wieder herzustellen. Sie existiert nur noch rechts an dem 1670 erbauten Haus der Familie Rixner, ebenso wie der liebevoll gepflegte Rosengarten. Ob dem neuen Eigentümer der Sinn nach einem harmonisch bemalten Ensemble steht, ist also mehr als fraglich.
Offen sei zudem, ob er sein Haus in der Rosenstraße selbst bezieht. Die Fertigstellung ist erst für Mai oder Juni geplant. Für die Tegernseer Geschäftsleute jedenfalls seien die beiden pittoresken Häuser von enormer Bedeutung. Denn ihre Anziehungskraft verhelfe Tegernsee zu einer besonderen Attraktivität. Für Stadtrat Andreas Obermüller (FWG) ist es jedenfalls „ein besonderes Juwel“.
Während für Investor Günter Kurtz die Rendite für seine geplante „Wohlfühl-Herberge“ im Vordergrund steht, sei sie für Thomas Strüngmann und sein Luxushotel an der Seepromenade nachrangig. Anders kalkuliert die Sports Medicine Excellence Group (SME), wie sie gegenüber der Tegernseer Stimme betont.
Unbeeindruckt von Rendite und Auslastung zeigt sich SME, wenn es um ihr geplantes Aktivitätshotel in Bad Wiessee geht: Hier die Ansicht Süd- und Westflügel mit Gartenanlage, Blickrichtung West. / Quelle: SME
Aus dem ehemaligen Sportshotel in der Hirschbergstraße soll irgendwann einmal ein familiengeführtes 35-Zimmer Hotel werden. Ursprünglich waren einmal 75 Zimmer geplant. Doch auch mit der Reduktion um 40 Zimmer steht die Planung noch auf tönernen Füßen. Der „Fox KG“ von Günter Sturm, als Eigentümerin des 7.000 Quadratmeter großen Grundstücks, wachsen die Baukosten von derzeit geschätzten 12 Millionen Euro über den Kopf.
„Das ist ein Wahnsinn“, sagte jüngst der 63-Jährige. Bestenfalls komme er bei einer Auslastung von 60 Prozent auf eine Rendite von drei Prozent. Doch alles was niedriger sei, „zieht dich zwangsläufig in die Insolvenz“, urteilte der Finanzfachmann.
Weniger dramatisch sieht dies offenbar die Athos Service GmbH von Thomas Strüngmann. Das Familienunternehmen plant an der Flaniermeile von Bad Wiessee ein Vier-Sterne-Luxushotel mit bis zu 140 Zimmern. „Das Projekt ist nicht auf maximale Rendite getrimmt“, versicherte kürzlich Strüngmanns Pressesprecher Andreas Göbel. Aber das Hotel auf dem 33.000 Quadratmeter großen Areal an der Seepromenade müsse sich natürlich tragen, „das ist klar. Es darf kein Minusgeschäft werden“.
„Lassen uns nicht vom Vorhaben abbringen“
Unbeeindruckt von Rendite und Auslastung zeigt sich SME auf Anfrage. Geschäftsführer Florian Kamelger betont gegenüber der Tegernseer Stimme, man habe eine „langfristige Sicht“ der Dinge im Auge, „weshalb wir uns kurzfristig von vermeintlichen ‚Problemen‘ nicht in unserem Vorhaben stören lassen. Wir lassen uns auch von unserem Zeitplan nicht abbringen. Wir sind in der glücklichen Lage, mit der Finanzkraft unserer Gruppe genauso die Renditeberechnungen auch langfristig anlegen zu können“.
In die Hände spiele seiner Gruppe die derzeit „sehr gute Konjunktur“. Das bringe SME eben in die Situation, Voraussetzungen vorzufinden, mit denen man, „beispielsweise was Auslastung betrifft, gut wirtschaften kann, was langfristig ein Vorteil ist“, so Kamelger. Weniger gesprächig war Kamelger bei der Frage nach Berechnungsgrundlagen zur Auslastung: „Über Geschäftspläne und deren Kennzahlen geben wir keine Auskünfte“.
Bekannt ist bislang nur, dass Kamelgers Gruppe für den Kauf des 20.000 Quadratmeter großen Jodbad-Areals sieben Millionen Euro an die Gemeinde überwiesen haben soll. Kamelgers Innsbrucker SCA Immo GmbH als Bauherrin will neben der Wandelhalle ein Aktivitätshotel mit 119 Zimmern, einer gehobenen Gastronomie und ein medizinisches Zentrum errichten. Im Herbst soll der Spatenstich erfolgen. Dann wird sich die „Finanzkraft“ von Kamelgers Gruppe zeigen.
Perfekt präparierte Pisten und kaum was los: Während Europa unter der Kältewelle ächzt, haben Skifahrer im Spitzing- Suttengebiet beste Bedingungen. Alle haben sich auf Väterchen Frost eingerichtet – und die Bergwacht vermeldet nur den “ganz normalen Wahnsinn”
Bei den derzeitigen Temperaturen ist kaum jemand auf den Pisten unterwegs.
Während die klirrende Kälte laut Wetterbericht langsam zum Höhepunkt kommt, traut sich kaum noch jemand auf die Piste. Minus 19 Grad habe man heute Morgen an der Bergstation der Suttenbahn gemessen, sagt „Jaga-Hüttn“-Wirt Otto Riegger. Gegen Mittag waren es nur noch minus 15 Grad.
Dennoch ließen sich offenbar von den Horrormeldungen dieser Tage viele Skifahrer von einem Brettlvergnügen abschrecken. Meist fuhren die Sessellifte leer, auf den Pisten genossen nur wenige die Abfahrten. Dabei waren die Bedingungen ideal. Bestens präpariert waren die mit Pulverschnee überzuckerten Pisten. Ein Skitag, wie man ihn nur selten vorfindet. Und die Kälte machte all denen, die die Tegernseer Stimme antraf, nichts aus.
„Wir sind ja im Tal die Kälte gewohnt“, sagte Jens aus Rottach-Egern. Insofern sei es ein ganz normaler Winter. Er könne nicht verstehen, dass so viel Panik gemacht werde.
Wir sind’s doch gewohnt. Einfach nur gscheit mit einem Zwiebelprinzip anziehen.
Er habe im Lift noch nicht gefroren. Wie sie die Kälte empfinde, war die Frage an Gudrun aus Bad Wiessee: „Es geht noch. Ich schütze mich im Gesicht mit einer Kältecreme, ansonsten habe ich mich mit mehreren Lagen warm angezogen. Wir fahren am Vormittag ohne Pausen durch. Es ist so ideal und der Schnee so trocken“.
„Der ganz normale Wahnsinn“
Für ihn seien minus 12 Grad noch nicht „extrem kalt“, meinte Heinz aus Freising. Mit einer guten Ausrüstung könne er auch bis minus 20 Grad noch gut Skifahren. „Es ist halt ein Wintertag, der einmal ein bisschen kälter ist“. Die Kälte werde in den Medien immer gleich hochgepuscht. Nur „Weicheier“ würden sich von den vermeldeten Temperaturen abhalten lassen.
Ganz begeistert von den Verhältnissen zeigte sich Luigi aus den Niederlanden. Als gebürtiger Italiener sei er gut gegen die Kälte „präpariert“. Auch eine Nachfrage bei der Bergwacht ergab trotz vermeintlichem Kälterekord in diesem Winter keine besonderen Vorkommnisse. Niemand habe sich wegen Erfrierungen gemeldet. Es sei ein Tag wie jeder andere auch. Eben der ganz „normale Wahnsinn“, wie ein Bergwachtler meinte.
Zuletzt machte der Medical Park auf sich aufmerksam, als er ein Kaufangebot für das Jodbad-Gelände machte. Aber die Herren aus Abwinkl kamen zu spät. Das Rennen machten zwar die Investoren von SME aus der Schweiz, doch der Medical Park investiert weiter für seine Patienten.
Das Foto zeigt die Lücke auf dem Flachdach der Klinik „Am Kirschbaumhügel“ an der Hirschbergstraße. Dort soll der Pavillon eingefügt werden.
Dem Gemeinderat von Bad Wiessee lag zuletzt die siebte Änderung des Bebauungsplans Nr. 14 für das Grundstück an der Hirschberg- und der Wallbergstraße vor. Die Medical Park AG als Bauherrin wollte die „Billigung des Planänderungsentwurfs“, so der sperrige Begriff.
Dahinter verbirgt sich ein aufgesetzter Therapiepavillon auf einem bereits bestehenden Flachdach. Das neue Therapiegebäude für die Orthopädie-Fachklinik „Am Kirschbaumhügel“ mit einer Größe von etwas über 200 Quadratmetern würde sich in die Lücke von zwei dreigeschossigen Gebäudeteilen „gut einfügen“, sagte Bauamtsleiter Helmut Köckeis bei der Vorstellung der Planungen. Zumal es auch ein begrüntes Flachdach und umlaufende Holzdecks bekomme.
Über eine halbe Million Euro sollen investiert werden
Auf Nachfrage der TS erklärt Marco Cattaneo, Geschäftsführer des Medical Parks, dass damit die bisherigen Therapieräume aus Untergeschoß nach oben wandern würden. „Damit die Patienten bei schönem Wetter auch im Freien trainieren können“. Dafür würden die verglasten Süd- und Nordseiten des Pavillons mit Schiebetüren sorgen.
Die Planungs- und Errichtungskosten für die „medizinische Trainingstherapie“ beziffert Cattaneo auf „deutlich über eine halbe Million Euro“. Beginnen wolle man umgehend nach Erhalt der Genehmigungen. Dafür müsse aber noch das Bebauungsänderungsverfahren „auf die Reise gebracht werden“, sagte Köckeis. Einstimmig genehmigte der Gemeinderat schon mal die „Maßnahme der Innenentwicklung“. Das letzte Wort hat nun das Landratsamt.
So sehen die Planungen für den Therapiepavillon aus./Quelle: Medical Park
„Deutschlandradio“ stellte in einer Reportage “Teures Wohnen am Tegernsee” zwei Protagonisten gegenüber, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Josef Wolfgang Bogner, den Wirt des Voitlhofs zum Zotzn, und Immobilienentwickler Rainer Leidecker.
Die Antipoden: Immobilienentwickler Rainer Leidecker und Zotzn-Wirt Josef Bogner jun.
Ein Grundstück am Tegernsee lasse sich leicht in ein Vermögen verwandeln, so die Autorin Nana Brink von Deutschlandradio. Denn betuchte Käufer, die die explodierenden Immobilienpreise bedienen können, gebe es genug. Oft genug müssten Bauernhäuser und Gasthöfe dafür weichen. Vielen Einheimischen würde es mittlerweile reichen. “An gewissen Plätze fühle ich mich schon noch dahoam“, sagt Josef Bogner (33). Doch Einheimische treffe man da nicht mehr viele:
Es wird auch gar nicht mehr darauf gesetzt, dass da Einheimische verkehren. Da wird wirklich nur noch auf die Betuchten aus der ganze Welt gesetzt und es ist für uns Einheimische unmöglich, da sich was zu kaufen.
Rainer Leidecker, seit 20 Jahren in der Immobilienbranche am Tegernsee tätig, hält dagegen: “Mit den Ängsten müssen die Leute auch umgehen. Nicht wir bestimmen den Immobilienmarkt, sondern der Verkäufer und Käufer. Und es wird nicht ausbleiben, dass es zu weiteren Preisentwicklungen kommen wird und es wird weiter nach oben gehen.”
Josef Bogner und Rainer Leidecker seien sich schon öfters begegnet. Zum Beispiel im “Voitlhof”, das die Familie Bogner betreibt. Man grüße sich dann auf gut Bayrisch – und gehe sich dann wieder aus dem Weg. „Vielleicht weil beide wissen, dass sie nicht zusammenkommen würden. Auch nicht beim Bier. Schon erst recht nicht beim Champagner. Weil ihre Vorstellungen von Heimat so anders seien. Oder das, was aus ihr werden soll. Was sie kosten soll“, schreibt Brink.
Wo sollen die Nachkommen der Einheimischen leben?
Was Heimat in Zukunft kostet, sei für beide eine Art Existenzfrage. Für den jungen Bogner, der sich frage, wo seine Nachkommen leben sollen in einem Ort, an dem kürzlich ein Grundstück für 6,4 Millionen Euro den Besitzer gewechselt hat. Und für den arrivierten Makler Rainer Leidecker, der für seine betuchte Klientel immer neue Filetstücke finden müsse.
Was ist passiert im Postkartenidyll Tegernsee? “Wir am Tegernsee haben gerade das Thema, dass wir voll im Trend liegen, das heißt jeder will hierher. Das ist ja grundsätzlich legitim, weil wir eine der schönsten Gegenden in Deutschland sind und von daher kann man nicht sagen, man ist allein auf der Welt, und ihnen das verwehren, dass sie hierher ziehen möchten“, so Leidecker.
Die Skala ist natürlich nach oben offen. “Zumal ich ja weiß, dass die Entwicklung möglicherweise dazu führt, dass die Karawane irgendwann weiterzieht. Dass die Preise natürlich astronomisch sind, ich kann Ihnen ein Beispiel nennen und das macht uns natürlich sehr große Sorge, das Thema Bodenrichtwerte war in der letzten Zeit immer wieder ein großes Thema.“
Reizwort: Bodenrichtwert
Das sei ein Wort, das alle im Tegernseer Tal umtreibe, die Bürger, die Makler und die Politik: der Bodenrichtwert. Köck wird damit zitiert: “Wir reden davon, dass über den Zeitraum von zwei Jahren sämtliche Kaufpreisurkunden zur Sammlung herangezogen werden, und der neutrale Gutachter-Ausschuss am Landratsamt, der fertigt daran die neue Bodenrichtwert-Tabelle, und nach dem solche Summen gezahlt werden und auch sehr viele Objekte verkauft worden sind, kann man sich vorstellen, wo die Bodenrichtwerte hingeschossen sind.”
“Astronomisch” sei der Lieblingsbegleiter des Bodenrichtwertes im Tegernseer Tal. Auch das sei eine Frage der Betrachtungsweise. Was für die einen Heimat ist, ist für die anderen das ersehnte Feriendomizil. Und in jedem Fall eine lukrative Anlage. Die Gegend rund um den Tegernsee gilt als eine der begehrtesten Wohn- und Urlaubsgebiete Deutschlands, zu vergleichen mit Sylt oder Kitzbühel in Österreich.
Eine weißblaue Idylle: See, Berge, Himmel. Arbeitslosenquote: fast null. Kriminalitätsrate: nicht ganz null. Hier gibt es mehr Bioläden als Supermärkte. Mehr Makler als Metzger. Mehr Fußballstars, Konzernchefs und Oligarchen auf einem Quadratkilometer als sonst wo in der Republik. Apropos Oligarchen. Zu den reichen Russen sagt Leidecker in dem Bericht: „Es gibt fünf oder sechs Häuser, die an sie verkauft wurden, was ja auch schön ist. Diese Häuser sind immer in einem Top-Zustand, und der Käufer tritt hier im Tegernseer Tal so gut wie überhaupt nicht auf.“
„Die Einheimischen haben das aus dem Ruder laufen lassen“
„Schuld sind in allererster Linie die Einheimischen selber, muss man ganz klar sagen“, sagt Wirt Bogner in dem Hörfunk-Beitrag. „Jeder hat mal was verkauft. Dass die Einheimischen das vor 30 Jahren total haben aus dem Ruder laufen lassen, das ist nicht mehr umzukehren“. Er sei als gelernter Zimmerer im Tal-Baugewerbe unterwegs gewesen und dies an verschiedenen Projekten erlebt.
Die Schuld für den Ausverkauf der Heimat aber gibt er den Immobilienmaklern: „Die sind wie die Schwammerl aus der Erden gewachsen – und einheimische Betriebe sind weniger geworden.“ Schon jetzt zeige die Statistik laut Autorin Nana Brink, dass immer mehr junge Menschen wegziehen. Ihr Fazit: „Im Tegernseer Tal muss man sich Heimat inzwischen auch leisten können“.
Vor drei Jahren kam es zur Großrazzia wegen der Sponsoring-Affäre um Ex-Landrat Jakob Kreidl und der Kreissparkasse. Nun sind die Ermittlungen beendet. Die 20 Beschuldigten bekommen in diesen Tagen Post von der Staatsanwaltschaft, wie diese der Tegernseer Stimme bestätigt.
Es gelten neben Kreidl als Beschuldigte auch der frühere Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, Georg Bromme, sein Nachfolger Martin Mihalovits, der frühere Vizelandrat Arnfried Färber, der Ex-Verwaltungsrat derzeitige Landrat Wolfgang Rzehak sowie weitere ehemalige Verwaltungsräte und Sparkassen-Vorstände.
Noch lässt die stellvertretende Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II die Katze nicht aus dem Sack. Karin Jung erklärt auf Nachfrage nur, dass „zeitnah eine Pressemitteilung beabsichtigt ist“, wenn den Beteiligten „die Abschlussverfügungen zugestellt“ worden seien. Diese Post müsste in den nächsten Tagen ankommen. Dann dürfte klar sein, gegen wen der 20 Beschuldigten Anklage erhoben wird, wer mit einem Strafbefehl zu rechnen hat und gegen wen das Verfahren eingestellt wird.
Der Vorwurf der Untreue in den Jahren 2008 bis 2013 stand in 17 Fällen am Anfang der Ermittlungen, in drei Fällen waren es Bestechung, Vorteilsnahme und Bestechlichkeit. Zur Razzia kam es am 27. Januar 2015. 13 Staatsanwälte und 75 Ermittler des Landeskriminalamtes durchsuchten 27 Wohnungen und Geschäftsräume im Landkreis Miesbach.
Nach der Auswertung von 450 Aktenordnern und der Vernehmung von rund 50 Zeugen gelten neben Kreidl als Beschuldigte auch der frühere Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, Georg Bromme, sein Nachfolger Martin Mihalovits, der frühere Vizelandrat Arnfried Färber, der Ex-Verwaltungsrat derzeitige Landrat Wolfgang Rzehak sowie weitere ehemalige Verwaltungsräte und Sparkassen-Vorstände.
Wer muss mit Anklage rechnen?
Das Innenministerium bezifferte einst die Schäden durch Kreidl auf 1,7 Millionen Euro, bei Ex-Sparkassenchef Georg Bromme auf 4,3 Millionen Euro. Etliche Ansprüche aber waren offenbar verjährt. Denn die Ermittler sollen nur noch ein Volumen von mehr als einer Million Euro im Visier gehabt haben. Aufgeflogen ist das Sponsoring Kreidls durch seine pompöse Geburtstagsfeier am 16. August 2013 im Wasmeier-Freilichtmuseum. Kreidl hatte sich seine 118.000 Euro teure Party vom Geldinstitut, dessen Chef des Verwaltungsrates er war, mit 77.000 Euro finanzieren lassen und durch den Landkreis Miesbach mit 33.000 Euro.
Doch bei den Ermittlungen zeigte sich, dass dies nur die Spitze eines Eisberges war. So hatte die Sparkasse für jeweils 1,5 Millionen Euro eine Alm bei Bayrischzell und den Psallierchor im früheren Tegernseer Kloster erworben, aber auch Jagdausflüge, Bürgermeisterfahrten und Ausstattungen von Büros und Sitzungssälen und anderes finanziert – alles Dinge, die nichts mit ihren Aufgaben zu tun hatten.
Die Forderungen der Kreissparkasse wurden durch die Haftpflichtversicherung bereits abgegolten. Diese hatte sich in einem Vergleich bereiterklärt, den entstandenen Schaden mit zwei Millionen Euro auszugleichen. „Seitens der Bank sind damit keine Forderungen mehr offen“, sagte bereits im Oktober 2015 Vorstandsvorsitzender Martin Mihalovits, er sei mit dem Vergleich „äußerst zufrieden“. Ob dies er und die anderen Beschuldigten auch von sich sagen können, werden die nächsten Tage zeigen. Bekommen sie Post vom Gericht, dürfte es die Anklageschrift sein. Ist der Absender die Staatsanwaltschaft, könnte es ein Strafbefehl oder die Einstellung des Verfahrens sein.
Im Prozess um den Tod der Kreuther Kunsthändlerin Barbara Böck (95) ging es am 9. Verhandlungstag vor allem darum, wann die Angeklagte Renate W. in welches Datennetz eingeloggt war. Die des Mordes angeklagte Betreuerin soll Böck am 22. März 2016 in ihrem Krankenzimmer mit einem Kissen erstickt haben, was diese wiederum bestreitet.
Links am Rand: die angeklagte Pflegerin Renate W. Mitte sitzend der Mitangeklagte bulgarische Hausmeister Zahiri Z. – links von ihm seine Dolmetscherin. / Foto vom 1. Prozesstag
Es war heute im Sitzungssaal B266 des Landgerichts München wie ein Ausflug in die Cyberwelt, in der keine Bewegung mit Handy unentdeckt bleibt. Quasi: „Big Brother ist watching you“. Denn der Sachverständige für Telekommunikationsdaten des Landeskriminalamts konnte in seinem Gutachten jedes Ein- und Ausloggen des Handys der Angeklagten zum fraglichen Zeitpunkt mit hoher Wahrscheinlichkeit rekonstruieren.
Vor allem im Erdgeschoss-Zimmer auf der Palliativ-Station des Krankenhauses Agatharied, in das Böck zuletzt verlegt wurde. Dort herrschte ausreichender bis guter Empfang. Mit den Angaben der Provider und aufgrund der Messungen im Krankenhauses hätte man feststellen können, so der Gutachter, dass sich die 53-Jährige Betreuerin von Böck in deren Zimmer am Todestag von 7:24 Uhr bis 9:18 Uhr durchgängig aufgehalten habe, zumindest sei das Handy ständig im Raum gewesen. Das LTE-Netz sei dort gut zu empfangen.
Handydaten belasten Angeklagte
Die Recherche dieser entscheidenden knapp zwei Stunden ist deswegen von Bedeutung, weil eine junge Stationsärztin bereits um 9:30 Uhr die Todesbescheinigung für Böck ausstellte. Aber um 8:30 Uhr wäre die schwerkranke Patientin noch von zwei Krankenschwestern bei ihrem morgendlichen Rundgang lebend angetroffen worden. Das „Szenario“ des LKA-Beamten dürfte die Angeklagte schwer belasten, da sie offenbar zum Todeszeitpunkt von Böck in deren Zimmer war, zumindest jedenfalls ihr Handy. Mit ihrem Vodafone-Smartphone soll Renate W. auch in den Tagen nach Böcks Tod reichlich telefoniert haben.
Diesmal aber, so der IT-Experte, aus den Funkzellen von Böcks Villa am Riedlerberg 20 in Kreuth. Denn W. wird mit drei weiteren Angeklagten unter anderem des Bandendiebstahls beschuldigt, der bereits vor Böcks Tod begonnen haben soll, wie mehrere Zeuginnen im Laufe des Verfahrens bestätigten. Deshalb sei auch der Wiesseer Polizeibeamte Anton S. nach Kreuth gerufen worden, wie er heute als Zeuge aussagte. Nachbarn hätten ihn am 26. März 2016 verständigt, weil viele Gegenstände aus dem Haus in mehrere Fahrzeuge verladen würden. Bei seiner Spurensuche im Rupertihof, in dem Böck zuletzt wohnte, sei er in deren Zimmer auch auf ihr Testament vom Oktober 2015 gestoßen, beurkundet von einem Tegernseer Notar.
Böck war eine „schwierige Person“
Der Krankenschwester Sigrid S. aus Agatharied sei noch die Nacht vom 19. auf 20. März in besonderer Erinnerung. Denn nach Mitternacht sei der mitangeklagte bulgarische Hausmeister von Böck, Georgiev Z., in Begleitung von Renate W., auf die Station gekommen und habe um die Herausgabe des Kellerschlüssels von Böcks Villa gebeten, den die 58-Jährige aushändigte. Einen Besuch von „Betty“ in deren Zimmer habe sie aber verwehrt, „weil dies zu spät ist“. Der Schlüssel sei aber am Folgetag wieder abgegeben worden.
Bereits vor über 20 Jahren kam ein Kontakt von Böck mit dem Heimatforscher Benno E. aus Dürnbach zustande. Er sollte ein Bauernschlafzimmer der Kunsthändlerin Böck für das Tegernseer Heimatmuseum übernehmen. Doch aus dem Handel wurde nichts. Viele Jahre später dachte Böck wohl bereits an ihren Tod und eine entsprechend würdige Trauerfeier. Wegen der Musik sollte sich E. schon mal Gedanken machen.
In den letzten Wochen von Böck hatte der 82-Jährige dann mehr Kontakt zu der „eher schwierigen Person“. Sie sei aber immer „eine gute Haut gewesen“, weil sie „viel an verschiedene Organisationen gespendet“ habe. Auch am 22. März 2016, dem Todestag von Böck, habe Benno E. mit der Angeklagten telefoniert. Laut Kommunikationsdaten morgens um 8:19 Uhr vier Minuten und 10:55 Uhr dann zehn Minuten. Beim letzten Gespräch mit „Renate“ habe er womöglich vom Tod Böcks erfahren. Über Gesprächsinhalte konnte der LKA-Beamte aber nichts sagen.
Ständig müssen die Zahlen für das neue Jodbad von Architekt Matteo Thun nach oben korrigiert werden. Anfangs hieß es, die reinen Baukosten würden bei 4,6 Millionen Euro liegen. Doch zuletzt wurde der Gemeinderat mit sich überschlagenden Schätzungen überrumpelt.
So könnte Matteo Thuns Badehaus aussehen/Quelle: Gemeinde Bad Wiessee
Der Fehler sei gewesen, dass man anfangs „nicht gleich eine belastbare Zahl nennen konnte, in der alles enthalten ist“. Diese Einschätzung von Eberhard von Angerer stammt nicht etwa aus der letzten nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzung im Februar. Der Ortsplaner sah das Dilemma der Gemeinde bereits vor einem Jahr voraus.
Schon damals tobte ein heftiger Streit über die Kosten für den Neubau des Badehauses. Die Gemeinde hatte die Architekten Hirner & Riehl mit der Realisierung des „kleinen aber feinen Badehauses im japanischen Stil“ von Architekt Matteo Thun beauftragt. Doch das Münchner Planungsbüro lieferte offenbar nur Kostenschätzungen über die einzelnen Gewerke, aber keine belastbaren Zahlen.
Immerhin: 3,2 Millionen Euro vom Staat
So kam es dann, dass Bürgermeister Peter Höß vor genau einem Jahr einräumen musste, eine neue Kalkulation ergebe inzwischen Gesamtkosten einschließlich Quellensanierung von 8,7 Millionen Euro. Zusätzliche 800.000 Euro würden als „gewisses Polster“ für die Positionen „Unvorhergesehenes und Anlaufkosten bereitgehalten werden“. Diese Gesamtkosten von 9,5 Millionen Euro seien „zur Förderung am 30.12.2016 eingereicht worden“.
Kurzzeitig erhellten sich alle Mienen im Gemeinderat, als ihnen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im vergangenen Mai die Förderung aus dem staatlichen Topf zusagen konnte. Die Gemeinde erhält bereits für 2017/18 eine Finanzspritze von 1,8 Millionen Euro. Weitere 1,3 Millionen sollen noch in den Folgejahren fließen.
Unter dem Strich werden Quellensanierung und Neubau des Badehauses mit knapp 3,2 Millionen Euro gefördert. Dies entspreche exakt 50 Prozent der zuwendungsfähigen Baukosten. Doch da hatte man in der Gemeinde offenbar die Rechnung noch ohne den Wirt gemacht.
Richtige oder falsche Informationen?
Seitdem würden die veranschlagten Baukosten ins Uferlose steigen, ist im Ort zu hören. Mitte Dezember seien dem Gemeinderat bereits „sich überschlagende“ Baukostensteigerungen von mehr als 30 Prozent durch Hirner & Riehl offeriert worden. Jetzt kam es im Februar offenbar noch dicker.
Nach Informationen der Tegernseer Stimme seien Gesamtkosten von über 10 Millionen Euro nicht mehr auszuschließen. Manche sprechen sogar bereits von 11 Millionen Euro, wenn sich die „Kostenspirale“ bei einzelnen Gewerken so weiterdrehe. Schuld dafür trage übereinstimmend das Planungsbüro, das sich entweder „total verrechnet“ oder angesichts des Baubooms bewusst alte Zahlen verwendet habe.
Ein weiterer Grund für die Kostenexplosion könnte sein, so ist zu hören, dass die Bauwirtschaft inzwischen auch bei ihren Angeboten kräftig zulange, weil sie erkenne, dass Wiessee inzwischen die Hände gebunden seien. Denn das Projekt habe jetzt einen Punkt erreicht, von dem man nicht mehr zurück könne. Darüber habe es dann am 22. Februar „hitzige“ Diskussionen gegeben, da die Kostenüberziehungen bei den Einzelgewerken im Holzbau die Gemeinde „kalt erwischt“ hätten.
Planungsbüro muss Hosen runter lassen
Wer dies hochrechne, komme mit dem Projekt in eine Dimension, die so manchen Gemeinderat offenbar erschaudern lassen. Da man bisher nur Kostenschätzungen zu sehen bekommen habe, aber keine belastbaren Zahlen, werde nun Hirner & Riehl bei der Sitzung nächste Woche zum Rapport einbestellt, wie es jemand formulierte.
Dann müsse das Planungsbüro die Hosen runter lassen, wie es zu diesen ständigen Kostensteigerungen komme. Das Erscheinen habe der Gemeinderat einstimmig gefordert. Der Bürgermeister lässt auf Anfrage durch seinen Geschäftsleiter Hilmar Danzinger ausrichten, dass die Informationen, die die Tegernseer Stimme erhalten habe, „allumfassend unrichtig sind“.
Bereits seit Februar verfolgt die Bürgerliste hartnäckig die Idee, in der Schwaighofbucht die verlandete Schlammfläche aufzuschütten und ein ökologisches Naturbad anzulegen. Doch auch diesmal stand Hammersteins Fraktion ziemlich allein im Stadtrat.
Die verschlammte Schwaighofbucht als Naturbad? Archivbild
Wie berichtet lagern an der Mündung der Rottach in Tegernsee-Süd etwa 60.000 Kubikmeter Schlamm. Bislang weiß niemand im Rathaus, was mit der wabernden Masse geschehen soll. Um dies zu klären, hatte die Stadt bereits ein Gutachten bei dem Münchner Unternehmen bioConsult in Auftrag gegeben. Es sollte klären, ob der Schlamm belastet ist oder nicht.
Erst wenn man dies weiß, will die Stadt über nächste Schritte nachdenken. So viel steht wohl schon laut Gutachten fest, dass eine Verklappung nicht für realistisch erachtet werde. Auch eine Untersuchung des Schlamms mit Bohrkernen würde keine Rückschlüsse auf die Gasbelastung von Methan und Schwefelwasserstoff ermöglichen. Stattdessen schlägt Gutachter Peter Nisslbeck ein Pilotprojekt vor, bei dem bis zu 1.000 Kubikmeter Schlamm entnommen werden sollen.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür sollen in einem Workshop erarbeitet werden, der nach den Pfingstferien stattfinden könnte. Dies wurde in der Sitzung des Stadtrats im Februar erörtert. Bekannt ist seitdem auch, dass die Fraktion der Bürgerliste (BL) mit zwei Anträgen andere Lösungsansätze hat. Sie will ein „Naturbad Tegernsee“ daraus machen. Dafür fordert sie eine Machbarkeitsstudie. In ihr sollen die Punkte „Verlanden lassen und Nachhelfen durch Aufschütten“ geklärt werden, um ein „ökologisches Naturbad“ zu erreichen.
Weitere Stellungnahmen im Gespräch
Doch so weit sei man noch nicht, entgegnete Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) nun gestern im Stadtrat, „denn die Erweiterung der bereits bestehenden Gutachten ist nicht möglich“. Diese hätten ausschließlich die Ausbaggerung und die abfallrechtliche Problematik zum Inhalt. Eine beantragte Aufschüttung sei damit „nicht abgedeckt“. Daher müsste für den BL-Antrag ein neues Gutachten in Auftrag gegeben werden, das für Hagn aber „noch zu früh“ komme.
Deshalb schlage er zunächst die Einholung von Stellungnahmen des Wasserwirtschaftsamts, der Seenverwaltung und des Fischereiverbandes vor. Eine Stellungnahme der Seenverwaltung hält Heino von Hammerstein (BL) für sinnvoll, „weil sie auch andere oberbayerische Seen im Blick hat“. Das Wasserwirtschaftsamt sei ohnehin „von Haus aus“ zuständig. Gegen die Einholung weiterer Stellungnahmen war Peter Schiffmann (SPD). Das Auffüllen zum Naturbad sei einfach „Nonsens“. Ihm gehe es darum, die Schwaighofbucht einigermaßen naturnah zu halten.
Schlamm als Sondermüll
Bei einem gewünschten Auffüllen müsste der Schlamm als Sondermüll behandelt werden. Damit sich die Leute darin „suhlen“ könnten, müsste dann eine Infrastruktur geschaffen werden. „Dies kann man nicht ernsthaft in Erwägung ziehen“, urteilte Schiffmann. Voll auf dieser Linie war auch Peter Hollerauer (FWG): „Ich gebe dir recht“. Über kurz oder lang werde man nicht daran vorbeikommen, die Bucht auszubaggern. Denn dies würde auch einen Rückstau der Rottach verhindern.
Florian Kohler als Mitunterzeichner des BL-Antrags sah den Sinn eines Gutachtens darin, dass dann Klarheit über die Möglichkeit eines Naturbades herrsche. Bevor man ein Urteil fälle, brauche man eine Analyse. Er wehrte sich gegen den Begriff Schlammbad, denn die BL habe ein Naturbad im Auge. Schiffmann ließ nicht locker. Der Stadtrat sei kompetent und ortskundig genug, dass er selbst eine Entscheidung fällen könne. Schließlich gebe es gleich neben an vor dem Warmbad einen herrlichen Strand als Naturbad.
Bakterielle Belastung bei Naturbad möglich
Norbert Schußmann (CSU) hielt ein Naturbad auch „wirtschaftlich nicht für machbar“. Dafür brauche es mehr Personal und Parkplätze. Der Aufwand lohne den Ertrag nicht. Dennoch sei er für neutrale Stellungnahmen von außen, obwohl er glaube, dass das Ansinnen der BL abschlägig beschieden werde. Ein neues Gutachten koste nur wieder „einen Haufen Geld“. Peter-Friedrich Sieben (FWG) sah in dem ganzen See ein Naturbad. Etwas Zusätzliches würde nur wieder Unterhaltskosten verursachen. Es müssten daher Kosten-Nutzen-Aspekt abgewogen werden.
Für Andreas Obermüller (FWG) sei die Einholung weiterer Stellungnahmen noch keine Entscheidung für ein Naturbad. Denn er glaube, dass ein solches abgelehnt werde. Sie habe sich über solche Naturbäder informiert, sagte Christine Laprell (CSU). Dabei habe sie festgestellt, „dass die meisten vorübergehend oder längerfristig geschlossen werden müssen, weil sie nicht die Wasserqualität erfüllen“.
Laura Mandl (SPD) gab zu bedenken, dass man bereits zwei kostenpflichtige Bäder habe. Ihre wäre es lieber, die Zugänge zum See kostenfrei zu halten. Hammerstein appellierte abschließend nochmals an das Gremium, die Verlandung nicht auszubaggern, sondern mit ihr „mitzugehen“ und sie zu nutzen. Hagns Kompromiss lautete: „Die beiden BL-Anträge werden so lange zurückgestellt, bis der Verwaltung die angesprochenen Behörden-Stellungnahmen vorliegen“. Mit einer Gegenstimme folgte der Stadtrat dem Beschlussvorschlag.
Maria Huber vermachte ihren Besitz in Wiessee der Freiwilligen Feuerwehr. Den Löwenanteil des Barvermögens erhielt der Vereinsvorsitzende. Dagegen regte sich Widerstand – bis heute. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Nicht nur dieses Haus an der Sanktjohanserstraße hat die Feuerwehr geerbt.
Angefangen hat es mit dem Testament von Maria Huber, die im Jahr 2016 im Alter von 85 Jahren verstorben war. Nach ihrem Tod, so ihr Testament von 2007, sollte der Verein der Freiwilligen Feuerwehr e.V. Alleinerbe werden. Zur Erfüllung gemeinnütziger Zwecke, so die Bedingung. Der Verein erbte Maria Hubers Mehrfamilienhaus in der Sanktjohanserstraße 22. Der Wert – samt 2.500 Quadratmeter großem Grundstück – wird auf etwa zwei Millionen Euro beziffert.
Die Mieteinnahmen fließen seither auf das Konto der Feuerwehr. Und noch einer profitierte vom Nachlass der alten Dame: Vereinsvorstand Andreas Kaiser. Dessen Frau hatte die alte Dame betreut. Stefanie Kaiser starb jedoch im Alter von nur 37 Jahren an einem Krebsleiden. Laut zweitem Testament vom gleichen Jahr wurden dem Ehepaar Kaiser sämtliche zum Haushalt gehörenden Gegenstände einschließlich der „persönlichen Habe“ überschrieben.
80.000 Euro Bares und der „gemeinnützige Zweck“
Zu diesem gehört nach Informationen der Tegernseer Stimme auch ein Barvermögen von 115.000 Euro. Nachdem der Begriff „persönliche Habe“ vereinsintern nicht gelöst werden konnte, wurde als Rechtsanwalt und Mediator Anton Lentner aus Bad Wiessee hinzugezogen. Doch das Misstrauen blieb.
Schriftführer Thomas Mattner und der zweite Kommandant Hubert Götschl legten ihre Ämter nieder. Denn sie waren mit der Auslegung des Testaments zugunsten von Kaiser nicht einverstanden. Anfang dieses Monats trat auch Feuerwehrkommandant Christian Stiglmeier zurück. Das heikle Millionenerbe sei nicht der Grund, die Sache sei für ihn abgeschlossen, wird er zitiert. Über 30 Jahre führte der 56-Jährige das Regiment der Freiwilligen Feuerwehr.
Kompromiss-Zahlung
Doch sicher ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen, dass Kaiser von Lentner und dem Vereinsvorstand 80.000 Euro als Kompromiss zugesprochen wurden. Für gemeinnützige Zwecke der Feuerwehr sind demnach nur 35.000 Euro verblieben. Diese Aufteilung und die Auszahlung an Kaiser würde aber nach Auffassung von zwei Erbrechtsjuristen das Testament nicht hergeben.
Wenngleich Bürgermeister Peter Höß hier anderer Ansicht ist, wie ihn der Merkur im Mai vergangenen Jahres zitiert: „Ich denke, dass dies dem Willen der Erblasserin entspricht. Es sei der Wunsch der alten Dame gewiesen, dass ihr verbliebenes Vermögen an die Kaisers gehe. Mit der jetzigen Regelung sei eine gute Lösung gefunden worden“. Man hätte laut Höß natürlich auch vor Gericht streiten können bis nichts mehr da ist.
Feuer am Dach der Feuerwehr
Doch der Zwist um das Barvermögen ist nicht ausgestanden. Womöglich kommt es doch zu der schon angedeuteten Klärung vor Gericht. Denn die Staatsanwaltschaft München II ermittelt bereits seit Ende vergangenen Jahres gegen den Feuerwehrverein und seine Funktionäre, wie Pressesprecherin Andrea Mayer der Tegernseer Stimme nun bestätigt. Weitere Angaben könne sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen. Noch weniger ist von Kaiser und Anwalt Lentner zu erfahren. Sie schweigen auf Nachfrage.
Umso lauter könnte es dagegen bei der Hauptversammlung des Feuerwehrvereins übermorgen werden. Am 9. März soll ab 19 Uhr im Gasthof Zur Post ein neuer Vorstand gewählt werden. Der bisherige Vorsitzende Andreas Kaiser will aus gesundheitlichen Gründen das Amt abgeben, nachdem er im vergangenen Jahr trotz Erbsache noch wiedergewählt wurde. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dürften am Freitag im Verein für Diskussionen sorgen.
Der Chef des Deutschen Zentrums für Frischzellentherapie, Klaus Dieter Burkhart, möchte so schnell wie möglich Sanatorium und Klinik an der Perronstraße in Tegernsee realisieren. Schneller, als offenbar die Behörden ihm folgen können.
So schaut der Planungsentwurf für Sanatorium und Klinkbauten in der Perronstraße von Bauherr Klaus Dieter Burkhart aus. / Foto: Klaus Dieter Burkhart
Sie war kurios, die Situation im Tegernseer Stadtrat am vergangenen Dienstag. Denn als Laie und Nichtbausachverständiger war man verwirrt. Burkharts Vorhaben entspreche zwar dem künftigen Bebauungsplan, so hieß es, dennoch müsse man seinen Antrag auf Baugenehmigung zunächst erst einmal aus formalen Gründen ablehnen. Ablehnen? Aber Burkhart hatte doch noch vor Ende des Bebauungsplanverfahrens parallel seine Unterlagen zur Baugenehmigung eingereicht.
„Damit dieses bereits vorgeprüft werden kann und keine Zeit verlorengeht“, beschreibt Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) das Procedere auf Nachfrage. Dieses Recht hätte der Bauherr. Da aber im konkreten Fall noch der alte Bebauungsplan für das einstige Ferienheim der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank gelte – müsse das gemeindliche Einvernehmen zur Baugenehmigung zunächst verweigert werden.
„Daher wurde es lediglich in Aussicht gestellt“, so Hagn, da noch kein gültiger Bebauungsplan vorliege. Auch wenn es nur eine Formalie sei, wie Hagn erklärt, so müsse der Stadtrat den Antrag jetzt behandeln, „weil ansonsten nach zwei Monaten automatisch das Einvernehmen erteilt wäre“. Dies könne die Stadt aus formalen Gründen nicht machen. Daher sei jetzt eine „vorläufige“ Ablehnung erforderlich.
Entscheidend ist der neue Bebauungsplan
Eine Genehmigung durch das Landratsamt könne erst erfolgen, „wenn der neue Bebauungsplan fertig und greift ist“, so Hagn. Er wertet dieses Vorgehen so: „Herr Burkhart ist von dem Projekt überzeugt und forciert dieses, um es möglichst bald realisieren zu können“. Weiter sei zu berücksichtigen, dass die Baukostenindizes nur eine Richtung kennen – nach oben. „Daher ist Zeit auch Geld“, pflichtet Hagn dem Bauwerber bei. Der aber hat noch etliche Hürden vor sich.
Für den Pavillon, den Burkhart unweit der Bundesstraße errichten will, gibt es weitere Auflagen. Denn die Oberkante der Gartenlaube entspricht nicht den Vorgaben des Bebauungsplans. Sie ist aus Gründen des Hochwasserschutzes schlicht um 40 Zentimeter zu tief. Hier müsse Burkhart den Pavillon auf die geforderte Höhe von 728 Meter über dem Meeresspiegel bringen. Und die dort vorhandenen Bäume dürften erst gefällt werden, wenn ein Gutachter nachgewiesen hat, „dass der Rodung nicht der Artenschutz entgegensteht“, so Bauamtsleiterin Bettina Koch.
Hagn: „Mit Ausnahme der fehlenden Höhe des Pavillons passt alles“. Das Vorhaben entspreche daher dem künftigen Bebauungsplan, der momentan in der zweiten Auslegungsphase sei. „Daher ist er noch nicht rechtskräftig“, so Bauamtsleiterin Bettina Koch. Der Stadtrat erfuhr auch noch Einzelheiten zu den geplanten Patientenzimmern. In beiden dreigeschossigen Klinikgebäuden sind laut Koch insgesamt 99 Patientenzimmer mit 108 Betten vorgesehen. Wesentlich kleiner fällt das von Burkhart genutzte Sanatorium zur Frischzellentherapie aus. Es bekommt 19 Zimmer mit 35 Betten und sieben Wohnungen. Insgesamt sind dafür in der Tiefgarage und der Freifläche 115 Stellplätze vorgesehen. Ohne Aussprache genehmigte der Stadtrat einstimmig Burkharts Klinikpläne.
Eigentlich sollte es um eine geplante Überdachung der Außenduschen der Panoramasauna in Tegernsee gehen. Doch einmal beim Thema Badevergnügen angekommen, knöpfte sich der Bürgermeister auch die Hundebesitzer vor.
Die Aufenthaltsqualität der Seesauna soll verbessert werden
Die Seesauna brummt. Zuletzt spülten etwa 100.000 Besucher pro Jahr gut drei Millionen Euro in die Kassen der monte mare Tegernsee GmbH als Betreibergesellschaft. An ihr hält die Stadt über die Tegernseer Kur- und Verkehrsbetriebe (TKV) 50 Prozent. Über bauliche Veränderungen aber hat der Stadtrat zu entscheiden. So auch am Dienstag. Gleich zu Beginn des Tagesordnungspunktes machte Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) deutlich, dass er die baulichen Veränderungen der Panoramasauna aus den jeweiligen Ausschüssen herausholen wolle, damit dieses Thema im öffentlichen Teil der Stadtratssitzung behandelt werden könne.
So werde deutlich, wie auch bei eigenen Bauten um Entscheidungen gerungen werde. Der Betreiber habe den „dringenden Wunsch“ nach einer Überdachung der Außendusche an der Rückseite der Sauna geäußert. Architekt Florian Erhardt, von der Stadt mit Entwürfen beauftragt, stellte seine vier ausgearbeiteten Varianten vor. Sie reichen bei etwa gleichen Grundrissen von einem leicht angeschrägten Pultdach aus Glas, zu einer Idee mit einem Walmdach, das satzungskonform sei. Der Entwurf würde auch die vorhandenen Dachformen am See wieder aufnehmen.
Variante drei ist ein moderneres Element, ein Segel, das die Duschen überspannt und die Nähe zum Wasser widerspiegeln soll. Es sei allerdings nicht die billigste Variante, da sie einen Stahlträger erfordere. Denn die Segel wären enormen Kräften des Windes vom See her ausgesetzt. Als vierte Variante schlug Erhardt ein Flachdach mit einem Lichtstreifen für mehr Helligkeit vor. Ein Flachdach wäre dort nicht neu, es sei sowohl im Eingangsbereich wie auch im Zwischenbau vorhanden. „Es wäre wegen der einfacheren Konstruktion sicher nicht die teuerste Lösung“
Segel oder Flachdach?
Rudolf Gritsch (CSU) fand Gefallen an den Varianten, die die Duschen nicht als eigenständiges Gebäude erscheinen lassen. Er präferierte das Flachdach, weil es am unauffälligsten sei. Die Zeltvariante dagegen hielt Fraktionskollege Bernhard Mayer für „pfiffiger“. Peter Schiffmann (SPD) orientierte sich daran, was am ruhigsten aussehe, zumal die Segellösung von außen gar nicht sichtbar sei.
Als häufiger Seesauna-Besucher outete sich Heino von Hammerstein (BürgerListe). Ihn begeistere der Bootshausstil mit dem Segel, denn es wäre ein Alleinstellungsmerkmal. Als Anwohner blicke er auf diese Gebäude, argumentierte Hagn. „Deshalb kommt für mich ein Pultdach nicht in Frage, weil es die schlechteste aller Lösungen ist“. Es sei nicht Ganzes, nichts Halbes, es sei einfach nur massiv. Zumal habe es auch zwei verschiedene Dachneigungen mit unterschiedlichen Materialien.
Zwischen beiden größeren Gebäuden: der Flachdach-Anbau mit den überdachten Außenduschen / Entwurf: Florian Erhardt
Die Variante mit der Stange für das Segel gestalte die Optik aus allen Blickwinkeln sehr unruhig. „Ich bekenne mit zur vierten Variante mit dem Flachdach“, da es sich architektonisch einfüge. Christine Laprell (CSU) wünschte sich noch mehr Licht von oben, damit man nicht im Dunkeln duschen müsse. Thomas Mandl (SPD) fragte nach der Dampfentwicklung. Mit einem schwebenden Dach wäre diese leicht vermeidbar, klärte Architekt Erhardt auf. Letztlich siegte seine Flachdach-Variante mit 13 Stimmen. Das moderne Segel hatte nur drei Befürworter aus. Als grobe Kostenschätzung nannte Hagn 20.000 Euro je Variante. Der Siegerentwurf würde „wohl etwas darunter liegen“, so der Rathauschef auf Nachfrage. „Tatsächlich müssten aber die Kosten jetzt konkret ermittelt werden“.
Hagn kritisiert rücksichtslose Hundebesitzer
Grundsätzlicher wurde die Diskussion, als es um die „Überfüllung der Sauna“ ging, so Hagn. Denn die Überdachung der Duschen gehe im Strandbad zu Lasten der Liegeflächen auf dem Holzdeck, das ersatzlos weichen müsste. Mandl monierte, diese Neuerung dürfe keinesfalls zu einer Erweiterung der Kapazitäten führen, denn der Flaschenhals der Seesauna seien Umkleidekabinen und Parkplätze. Bei dieser Überdachung gehe es ausschließlich um die Aufenthaltsqualität, entgegnete Hagn. Es seien auch keine Erweiterungen Richtung Strandbad geplant. „Dazu stehe ich“, versicherte Hagn.
Was er aber nicht in den Griff bekomme, dies gelte für alle öffentlichen Badeplätze, wären die Hundebesitzer. Ihre Tiere würden sich entweder auf den Himmelsliegen niederlassen und auch dort pinkeln. Das sei für ihn ein absolutes Ärgernis, denn er müsse sich „dafür regelmäßig beleidigen lassen“, wenn er jemanden darauf anspreche, klagte der langjährige Hundebesitzer Hagn. Es gehe auch um andere Hinterlassenschaften der Hunde auf den Liegewiesen. Auch wenn deren Besitzer versicherten, sie würden den Kot ja entfernen, so würden doch die Bakterien im Gras bleiben. „Hier muss sich die Stadt für alle Badebereiche eine Lösung überlegen“. Verhaltener Applaus.