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Braucht das Tal neue Luxushotels?

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Rund um den Tegernsee sind derzeit etwa sieben neue Hotels in Planung. Die meisten davon im Vier- bis Fünf-Sterne-Bereich, mit weit über 1.000 zusätzlichen Betten. Doch gibt es dafür überhaupt einen Bedarf? Der Tourismusexperte Prof. Dr. Harald Pechlaner hat dazu eine klare Meinung.

Prof. Dr. Harald Pechlaner im Gespräch.

Prof. Dr. Harald Pechlaner im Gespräch.

Der erste Tag des Tourismus nach der gescheiterten Fusion wirft seine Schatten voraus. Gleichzeitig sucht die TTT nach einem neuen Chef. Und die Investoren stehen bereit, um die ersten Hotelprojekte am Tegernsee zu realisieren. Ob das gut ist und worauf die Verantwortlichen achten müssen, dazu sprach die TS mit dem renommierten Inhaber des Lehrstuhls für Tourismus an der Katholischen Universität Eichstätt, Prof. Dr. Harald Pechlaner.

Tegernseer Stimme: Sie forschen und lehren im Bereich Tourismusmanagement und Unternehmertum und haben sich dabei auf Themen der Destinations- und Standortentwicklung spezialisiert. Was ist für Sie eine Grundmaxime bei Hotelprojekten?

Prof. Dr. Harald Pechlaner: Tragfähig ist das, was im Spannungsfeld von Gast und Gastgeber akzeptiert wird und was eine Balance ermöglicht. Wichtig ist die Balance in der Lebensqualität des Raumes für die einheimische Bevölkerung sowie für die Gäste.

Tegernseer Stimme: Sie waren Präsident der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswirtschaft und sind Mitglied im Beirat der Deutschen Zentrale für Tourismus. Wie beurteilen Sie den geplanten Bauboom von Hotels am Tegernsee?

Prof. Dr. Harald Pechlaner: Ich gehe mal davon aus, dass die Projekte nicht alle zeitgleich umgesetzt werden. Aber es zeugt von der Attraktivität der Region, dass man in Hotelbetten investieren will. Grundsätzlich ist dies eine gute Botschaft. Denn es gibt viele Regionen, wo Investoren händeringend gesucht werden und sie auch nur unter erschwerten Bedingungen zu finden sind. Man wäre anderswo froh, wenn der eine oder andere Investor da vorbeischauen würde. Dagegen scheint das Tegernseer Tal attraktiv zu sein.

Tegernseer Stimme: Ist das Tegernseer Tal nicht bereits sehr zugebaut?

Prof. Dr. Harald Pechlaner: Da ich im Tourismusmanagement selbst tätig war, kann ich sagen, dass man mit der Destination Tegernseer Tal sicherlich über Jahrzehnte entsprechend behutsam umgegangen ist. Ansonsten würde die Region für Zielgruppen nicht mehr attraktiv erscheinen. Was zugebaut und zugemüllt ist, ist für einen Gast nicht mehr attraktiv.

Beträchtlicher Investitionsstau im Tal

Tegernseer Stimme: Nicht wenige Bewohner sehen die geplanten Hotelprojekte kritisch. Zu Recht?

Prof. Dr. Harald Pechlaner: Wir müssen aufpassen, dass Tourismusregionen nicht verbaut werden. Man darf aber auch nicht vergessen, dass es im Tegernseer Tal bei vielen Betrieben einen beträchtlichen Investitionsstau gibt. So dass die Qualität des touristischen Angebots am Tegernsee nicht unbedingt immer gestiegen ist, sondern eigentlich – ich wage es zu sagen – rückläufig war, stagnierte. Daher muss man einerseits die Betriebe ermuntern, dass sie weiterhin in die Qualität investieren.

Aber andererseits ist es gut und richtig, dass man neue Investments zulässt. Denn diese beflügeln auch die bereits bestehenden Betriebe, an ihrer Qualität zu arbeiten. Der Wettbewerb im System ist da gut. Ich bin kein grundsätzlicher Gegner von Investments. Man müsste die im Tal erkennbare Trendwende hin zu einem für Gäste und Märkte attraktiven Angebot nützen und im Grunde auch eine bestimmte Anzahl von Großprojekten zulassen.

Tegernseer Stimme: Wie viele Luxushotels braucht das Tal bei stagnierenden Übernachtungszahlen?

Prof. Dr. Harald Pechlaner: Eine Region darf nicht zu einer Vier- oder Fünf-Sterne-Region werden, das wäre fatal. Im Übrigen gilt dies auch für die Paradedestinationen in Tirol und Südtirol. Auch dort wird immer wieder hervorgehoben, dass man nie vergessen darf, wo man herkommt. Man kommt von den einfachen Pensionen. Deshalb sollte man nicht so tun, als wolle man heute nur noch Fünf-Sterne-Häuser. Das ist auch für den Markt abträglich.

Tegernseer Stimme: Was braucht es Ihrer Meinung nach dafür?

Prof. Dr. Harald Pechlaner: Vor allem ein breit gefächertes Angebot. Dennoch ist die Investition in Vier- oder Fünf-Sterne-Häuser grundsätzlich eine gute Entscheidung. Sie beflügelt das Qualitätsdenken einer Region. Aber ich wäre dagegen, zu sagen, das andere Produkt hat keinen Wert mehr. Denn die kleineren Betriebe waren auch in weniger guten Zeiten da. Es wird eine Herausforderung für den neuen Tourismusdirektor, das Bestehende und das Neue zu einer Symbiose zu verknüpfen.

Tegernseer Stimme: Wollen Sie sich nicht als Nachfolger von Georg Overs ins Spiel bringen?

Pechlaner lachend: Nein, ich habe das schon einmal gemacht. Jetzt mache ich Wissenschaft. Aber diese ist ganz eng mit der Praxis verbunden.


KZ-Häftlinge erreichen Bad Wiessee

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Vor 70 Jahren herrschten im Tal Kriegsangst und Verwirrung. In den nächsten Tagen berichtet die Tegernseer Stimme chronologisch über die Ereignisse. Trotz des bevorstehenden Kriegsendes standen Tegernsee die entscheidenden Tage noch bevor.

Vor 70 Jahren wurden im Gasthof zur Post zahlreiche Häftlinge verköstigt.

Wo heute Touristen essen, wurden vor 70 Jahren im Gasthof zur Post in Bad Wiessee zahlreiche Häftlinge verköstigt.

Über fünf Jahre nach Kriegsbeginn wurde das Nazi-Regime an allen Fronten vernichtend geschlagen. Das Ende des Zweiten Weltkriegs, der mehr als 60 Millionen Menschenleben forderte, stand Ende April 1945 unmittelbar bevor. Noch aber stießen US-Einheiten im bayerischen Oberland auf deutsche Kampfverbände.

In dieser undurchsichtigen Situation tauchten Gerüchte auf, in Bayern seien die NS-Machthaber beseitigt und der Krieg beendet. Eine Falschmeldung. Denn dem Tegernseer Tal, das mit über 20.000 Flüchtlingen und Verwundeten überfüllt war, standen die entscheidenden Tage erst noch bevor.

Ein Klima der Angst

Am Morgen des 28. April, einem Samstag, meldete die „Freiheitsaktion Bayern“ (FAB) über Rundfunk, in Bayern sei die Regierungsgewalt durch Beseitigung der NS-Machthaber auf die FAB übergegangen. Die Bevölkerung wurde zur Jagd auf hohe Parteifunktionäre aufgefordert. Dabei war die Nachricht gelogen.

Für die Bürgermeister im Tegernseer Tal eine fatale Lage: Jede falsche Entscheidung konnte den Tod durch die Nazi-Freischärlerbewegung „Werwolf“ oder Armee-Standgericht bedeuten. Denn ihnen saß der Volkssturmführer von Rottach-Egern, Hans Zöberlein, im Nacken. Er brachte jeden an den Galgen, der die kampflose Übergabe des Tegernseer Tales vorbereitete.

Am selben Tag waren zwei Männer in Wiessee so unvorsichtig, ihre Freude und Genugtuung über den Versuch der „Freiheitsaktion Bayern“ zu äußern, den Krieg kampflos zu beenden. Harald Dohrn und sein Schwager Hans Quecke wurden von zwei Frauen angezeigt. Als diese weder beim Ortsgruppenleiter noch bei der Polizei eine Verhaftung erreichen konnten, wandten sie sich an den Gauleiter. Dohrn und Quecke wurden nach München gebracht und am 29. April im Forstenrieder Forst ohne Verhör erschossen.

Post-Wirtin in Wiessee widersetzte sich der SS

In diesen Stunden um Leben oder Tod bewies eine Frau wahren Heldenmut: die Pächterin des Gasthauses zur Post in Bad Wiessee. Sie bewirtete KZ-Häftlinge, wie der einstige Pfarrer Johann Gansler in seinem Tagebuch berichtet: „Je mehr sich die Front näherte, desto größer wurde der Zuzug. Den Auftakt zum Ende bildete ein Zug von Häftlingen aus dem Konzentrationslager Dachau, ungefähr 140 Mann. Sie kamen am Samstagabend, dem 28. April.

Die Pächterin des Gasthauses zur Post hatte den Mut und die Schneid, den SS-Bewachungsmannschaften nur dann etwas abzugeben, wenn auch die armen Häftlinge etwas bekamen. Sie ging ins Lager und holte den ganzen Zug in ihren Speisesaal und bewirtete ihn um Gotteslohn. Am Montag (30.4.) verschwanden die SS-Mannschaften, die Häftlinge waren frei. Es waren gegen 50 Franzosen, Belgier, Holländer und Italiener, der Rest Russen und andere.“

Insassen und Wärter des KZ-Dachau auf den sogenannten Todesmärschen.

Insassen und Wärter des KZ Dachau auf den sogenannten Todesmärschen.

Sonntag, 29.April, die US-Streitkräfte rückten am Nachmittag im zerbombten München ein. Der Widerstand war nur schwach. Die Hauptstadt der Bewegung ergab sich. Zeitgleich wurde auch das Konzentrationslager Dachau von der US-Armee befreit. Bereits Tage zuvor zwang die Dachauer SS etwa 15.000 KZ-Häftlinge, sich auf die Evakuierungs- und Todesmärsche zu begeben. Wer auf der Strecke über Starnberg, Beuerberg, Bad Tölz und Waakirchen entkräftet zurückblieb, wurde von den Wachmannschaften erschossen.

Das Ende der „Siegreichen Armee“

An diesem Tag schrieb der Schweizer Vizekonsul Dr. Paul Frei, der seine diplomatische Vertretung an den Tegernsee verlagert hatte, in sein Tagebuch: „Die tollsten Gerüchte gehen um. Amerikaner sollen in Schaftlach, also ganz in unserer Nähe, sein. Alles ist erregt.

Man weiß nicht, ob München schon besetzt ist. Auf den Landstraßen unserer Umgebung herrscht wildes Chaos. Soldaten, abgerissen und verschlampt, einzeln oder in Gruppen, zu Fuß oder per Rad; Autos mit Menschen und Material voll beladen, halb verhungerte Pferde, die mit letzter Anstrengung die Wagen ziehen.

Das ist die ‚Siegreiche Armee‘. Abends erfahren wir durch den Atlantik-Sender, dass amerikanische Panzerspitzen den Stadtrand von München erreicht haben. Endlich ist es soweit.“ Frei wird in den darauffolgenden Tagen noch von besonderer Bedeutung für das Tegernseer Tal sein.

Todesangst und Hungersnot

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Hitlers Selbstmord am Nachmittag des 30. April im Führerbunker war noch nicht gemeldet, das eingekesselte Berlin hatte noch nicht kapituliert, München, die Hauptstadt der Bewegung, war aber bereits eingenommen, da wurde auch am Tegernsee die kampflose Übergabe des Tals vorbereitet. Dessen ungeachtet gingen die Kampfhandlungen weiter. Die US-Armee war auf dem Vormarsch.

Die KZ-Häftlinge treffen in Waakirchen ein.

Die US-Armee rettet in Waakirchen die KZ-Häftlinge.

Am Montag, den 30. April, schrieb der Pfarrer von Waakirchen, Georg Hunklinger, seinem Kardinal in München: „Früh halb 10 Uhr Tieffliegerangriff auf Waakirchen. Bordwaffenbeschuss und zwei Splitterbomben treffen auch den Pfarrhof.“ Dann zählte er die Schäden auf: „13 deutsche Soldaten und zwei Frauen wurden tödlich getroffen. 5 Leichen verbrannten im Stallgebäude. Beerdigt im neuen Friedhof. Massengrab.“

An diesem Tag wusste Hunklinger noch nicht, dass sein Ort in vielen historischen Schriften über das letzte Nazi-Kapitel „Todesmärsche“ eine finale Bedeutung haben würde, und er ahnte schon gar nicht, dass er einen Tag später schon Tausende von KZ-Häftlingen mit Speise und Trank, Unterkunft und Krankenpflege versorgen würde.

Vorwiegend jüdische Menschen, die nach jahrelanger Zwangsarbeit noch auf einen mörderischen „Evakuierungsmarsch“ geschickt wurden. Am 27. April begann der Todesmarsch vom KZ Dachau und endete am 2. Mai in Waakirchen-Schopfloch. Ein Mahnmal an der Straße Tölz–Waakirchen erinnert an jene Zeit.

Drei Talbürgermeister beweisen Mut

Am 30. April ermächtigte der stellvertretende Bürgermeister von Rottach, Josef Engelsberger, zugleich im Namen der Gemeinden Tegernsee (Bürgermeister: Karl Müller) und Bad Wiessee (Bürgermeister: Mathias Sareiter), den im Malerwinkel residierenden Schweizer Vizekonsul Dr. Paul Frei, den anrückenden US-Truppen die kampflose Übergabe der drei genannten Gemeinden anzubieten.

Frei berichtete seiner Frau über diesen Tag, der Brief liegt der Tegernseer Stimme vor:

Ich habe den Auftrag (der drei Bürgermeister) angenommen. Schon eine Woche zuvor hatte das Generalkommando West verfügt, dass diese drei Gemeinden als Lazarettorte nicht verteidigt würden. Überall waren Tafeln mit der Aufschrift ‚Schutzzone‘ aufgestellt worden und die Bevölkerung war überzeugt, dass nun nichts passieren würde.

Die drei Bürgermeister wussten, welches Risiko sie mit dem Angebot der kampflosen Übergabe ihrer Gemeinden unter geltendem Kriegsrecht eingingen. Denn noch kontrollierten Wehrmacht, Waffen-SS und Gestapo das Oberland, noch stand die US-Armee nördlich von Holzkirchen. In Penzberg wurden am Tag zuvor ohne Standgericht 16 Bürger erschossen. Sie hatten sich den Anordnungen der Nazi-Führung widersetzt und „umstürzlerisch“ gehandelt.

Rottachs Bürgermeister Mayr erschießt sich

Frei notierte am 30. April in sein Tagebuch: „Wir sind abgeschnitten. Die Spannung wächst ins Unerträgliche. Und es geschieht nichts. Niemand kann sagen, wo die Amerikaner stehen. Nur das ferne Krachen der Geschütze und in Abständen schwere Detonationen erinnern an die Nähe der Front. Großer Widerstand scheint sich den Amerikanern jedoch nicht entgegenzustellen.

Es gibt kaum mehr Lebensmittel. Die Menschen hungern. Soldaten betteln um Zivilkleidung, um untertauchen zu können. Die Wege sind von zurückflutenden Truppen überfüllt. Alles zieht sich gegen Kreuth und Glashütte zurück und es macht den Anschein, als ob sich einzelne SS-Formationen in den Bergen verschanzen.“

Rottachs Bürgermeister Max Mayr und seine Frau, beide überzeugte Nationalsozialisten, „haben sich heute erschossen“, so Frei. Wiessees Pfarrer Johann Gansler dokumentierte an diesem Tag: „Vom 30. April an sucht eine ununterbrochene Kette von Lastwagen mit Mannschaften, Geschützen und Kriegsmaterial sowie mit Personenwägen mit Offizieren, über die Grenze das Inntal in Tirol zu erreichen.“

„Todesmarsch“ erreicht Waakirchen

Dienstag, 1. Mai 1945: Etwa 2.700 KZ-Häftlinge erreichten auf ihrem „Todesmarsch“ Waakirchen, wo sie sich im Waldstück Schopfloch bei Kälte und Schnee verkrochen. Die SS-Wachmannschaften hatten sich bereits aus dem Staub gemacht. Zurück blieben etwa 30 ältere SS-Männer und Wehrmachtsangehörige zur Bewachung.

Rupert Schmidt, ein Überlebender, berichtete: „Gegen drei Uhr nachmittags hörten wir einen großen Lärm auf der Straße. Dann wurden Rufe laut, die Amerikaner kommen. Jeder, der noch gehen und stehen konnte, lief auf die Straße und winkte den Amerikanern zu, die uns Zigaretten und Zwieback herunterwarfen, um die wir uns dann rauften.“

Waffen-SS verschanzt sich in Kreuth

Am gleichen Tag erfuhr Generalkonsul Frei vom Bürgermeister aus Holzkirchen, die Panzer der Amerikaner seien bis in die Ortsmitte vorgedrungen. Mit der Ermächtigung zur bedingungslosen Kapitulation der Talgemeinden fuhr Frei bei Schneetreiben den Befreiern bis zum Gasthof an der Kreuzstraße entgegen. „Wir harrten vergebens von 17 bis 21:30 Uhr aus, sie kamen nicht, wiewohl das Artilleriefeuer ihre Nähe anzeigte.“

München, die Hauptstadt der Bewegung, ist bereits eingenommen.

München, die Hauptstadt der Bewegung, ist bereits eingenommen.

Bevor Frei umkehrte, sah er „das trostlose Bild einer zurückflutenden Armee. Abgerissen, in kleine Trupps aufgelöst, vielfach ohne Waffen. Unglaublich, wie die einst stolze Armee auf den Hund kommen konnte.“ Doch von Tölz kommend, flüchteten große Teile deutscher Einheiten und der SS-Panzerdivision ‚Götz von Berlichingen‘ über Kaltenbrunn und Holz Richtung Kreuth. Man sagte dem letzten Aufgebot, vielfach waren es 16-Jährige, das Tal müsse verteidigt werden bis zum letzten Mann.

SS- und Wehrmachtseinheiten besetzten Rottach und richteten Verteidigungsstellungen ein. In Gmund wurde die Sprengung sämtlicher Mangfallbrücken vorbereitet, das Kommando aber noch nicht gegeben. Die US-Streitkräfte verharrten in der Nacht südlich von Holzkirchen. Der nächste Tag würde die Entscheidung für das Tegernseer Tal bringen, davon war Frei überzeugt.

SS kämpft trotz weißer Fahnen weiter

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Mittwoch, 2. Mai 1945: Die US-Armee stieß von Holzkirchen auf das Tegernseer Tal vor. SS-Kampfverbände bezogen Stellungen in Wiessee und Rottach. In Gmund wurden die Mangfallbrücken bereits mit Sprengladungen versehen. In dieser explosiven Lage unternahm der Schweizer Vizekonsul Dr. Paul Frei einen zweiten Versuch, das Kapitulationsschreiben der Talgemeinden den Amerikanern zu überbringen.

Die Gedenktafel in Wiessee für die drei Parlamentäre Heiß, Scheid und Winter

Die Gedenktafel in Wiessee für die drei Parlamentäre Heiß, Scheid und Winter

Frei dokumentierte an diesem Tag: „Ich mache mich mit meinen Mitarbeitern am 2. Mai (um 5:45 Uhr) erneut auf den Weg. Die Deutschen hatten sich in der Nacht nach Schliersee und ins Kreuther-Tal abgesetzt.“ Nach einigem Hin und Her ließen sie die deutschen Sicherungsposten in Dürnbach passieren. An der Kreuzung Kreuzstraße wartete Frei noch zwei Stunden, dann fuhren sie den Amerikanern entgegen. „Glücklicherweise herrschte leichtes Schneetreiben, das die Gefahr von Tieffliegerangriffen minderte.“

Eine Stunde später stand der Schweizer dem Kommandanten Major William Evans von der 12th Armored Division gegenüber und übergab seine Botschaft von der Kapitulation der Talgemeinden. Evans sicherte Frei schriftlich zu, dass seine Truppen keine kriegerischen Aktionen unternähmen, wenn sich die Gemeinden an die durch Frei übermittelten Auflagen hielten (Entwaffnung des Volkssturms, weiße Fahnen, keine Feindseligkeiten).

Doch als Frei nach Rottach zurückkehrte, hatte sich die Lage dramatisch zugespitzt. Die ins Tegernseer Tal abgedrängte SS-Panzerdivision Götz von Berlichingen brachte „ungeachtet der Schutzzone“ Panzerabwehrgeschütze, Mörser und Maschinengewehrnester in Stellung, Straßen und Brücken wurden unterminiert.

Schutz in den Bergen

Die Bevölkerung war in panischer Angst. „Hunderte von Personen packten ihre Bündel und zogen in die Berge“, schrieb Frei später, „meine vorangegangene Mission musste bei den Amerikanern in ein bedenkliches Licht geraten.“

Der Gmunder Pfarrer Otto Heichele notierte: „Am 2. Mai erreichte die Spitze der amerikanischen Panzer Gmund. Im selben Augenblick wurden um 16:15 Uhr die beiden Mangfallbrücken gesprengt. Gegen 17 Uhr waren die Amis auf dem linken Mangfallufer in Gmund angekommen. Es begann gegen Abend des 2. Mai ein Artillerie-Duell zwischen den auf der Straße nach Wiessee vorgehenden Amipanzern und der SS.“ Das Duell verursachte schwere Schäden. In Holz brannte der stattliche Gündischhof bis auf die Grundmauern nieder.

Sprengung der Brücken

Über Donnerstag, den 3. Mai, hielt Frei fest: „In der Nacht vom 2. auf 3. Mai ging die Schießerei weiter. Einige Häuser in Wiessee und Rottach brannten.“ Frei versuchte, den Befehlshaber der Waffen-SS, Georg Bochmann, in seinem Gefechtsstand in Glashütte aufzusuchen. Gegen Mittag gelang der Kontakt mit Bochmann. Ihm wollte Frei klarmachen, dass er entgegen der Genfer Konvention seine Verbände in den Schutzzonen mit den zahlreichen Lazaretten positioniert hatte. Zudem könnte die SS angesichts der Übermacht der Amerikaner nur hinhaltenden Widerstand leisten, „hiermit aber nutzlos das Leben von vielen tausenden Volksgenossen gefährden.“

Frei appellierte an Bochmann als Ehrenmann. „Wie ich vermutet hatte, verfehlte das Wort Ehre seine Wirkung nicht. Bochmann begann einzulenken.“ Sie vereinbarten, dass die SS sich binnen einiger Stunden hinter die Gefechtslinie an der Weissach zurückziehen sollte, damit die Tal-Gemeinden nicht mehr unmittelbar gefährdet sind. Frei: „Ich meinerseits übernahm die Verpflichtung, bei den Amerikanern dahin zu wirken, dass auch sie die Schutzgebiete achteten.“ Nach Rottach zurückgekehrt, verbreitete sich Freis erfolgreiche Mission schnell. Die Bürgermeister ließen die Glocken läuten. Doch das Artilleriefeuer dauerte an, Brücken flogen in die Luft.

Über den Gmunder Gasteig rücken US-Panzer in das verschneite Tegernseer Tal vor

Über den Gmunder Gasteig rücken US-Panzer in das verschneite Tegernseer Tal vor.

Um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, nahm Frei das Angebot von drei Emissären an, die den Amerikanern seine Vereinbarung mit der SS überbringen wollten. Für den Stabsarzt Dr. Karl Friedrich Scheid, den Oberleutnant Franz Heiß und den Zivilisten Dr. Franz Winter als Dolmetscher war es eine verhängnisvolle Entscheidung. Obwohl sie am nördlichen Ortsende von Bad Wiessee mit einer großen weißen Fahne zu Fuß unterwegs waren, wurden die drei Parlamentäre von hinten mit Gewehrsalven niedergestreckt.

Ein amerikanischer Vorposten, der diesen Vorfall aus nächster Nähe beobachtete, brachte die Verletzten hinter die amerikanische Linie. Winter wurde sofort in ein Lazarett gefahren und ist seither vermisst. Scheid erlitt einen Nierensteckschuss und Heiß einen Beindurchschuss. Obwohl schwer verwundet, konnten sie noch in St. Quirin dem amerikanischen Befehlshaber Evans die von Frei ausgehandelte Vereinbarung mit der SS übergeben. Scheid erlag später seinen Verletzungen. Nur Heiß überlebte diese Mission. Eine Gedenktafel unweit der Spielbank erinnert an die drei Parlamentäre.

Der Tod erreicht Louisenthal

Obwohl am 3. Mai das Kriegsende nahte, kam es unweit davon in der Papierfabrik Louisenthal zu einer unerklärlichen Gräueltat. In der Nacht zuvor rückten statt der erwarteten Amerikaner zunächst Franzosen nach Dürnbach ein. „Sie feierten den Sieg, randalierten, plünderten und waren betrunken“, schrieb später ein Chronist. Am Morgen des 3. Mai erschienen sie bei den Besitzern der Papierfabrik, Hans Förderreuther und Kommerzienrat Arthur Haug. Die Franzosen kontrollierten Ausweise und nahmen Wertsachen mit.

Doch als in der aufgeheizten Stimmung das Gerücht auftauchte, auf dem Werksgelände halte sich ein SS-Offizier versteckt, zog sich für Haug und Förderreuther die Schlinge zu. Zusammen mit einem verwundeten Wehrmachts-Soldaten wurden sie ohne Verhör nahe der Werksbrücke erschossen. Heute erinnert eine Gedenktafel in der Kapelle an der Mangfall an sie.

Am Abend des 3. Mai wurden Wiessee und Tegernsee eine Stunde mit Artillerie beschossen. Gegen Abend zeichnete sich der Rückzug der SS-Verbände Richtung Glashütte ab. Dennoch lautete ihr Divisionsbefehl: „Es wird weitergekämpft.“

US-Truppen besetzen das Tegernseer Tal

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Ungeachtet der vielen Lazarette in Wiessee, Tegernsee und Rottach, mit ihren Tausenden von Verletzten, hatte sich am 3. Mai die SS zum letzten Gefecht im Tal eingenistet. Die Amerikaner drohten mit einer Bombardierung, wenn die deutschen Truppen die Waffen nicht niederlegten. Die sollten bis zur „Selbstaufopferung“ im Sinne des Führers kämpfen. München hatte Tage davor schon kapituliert.

Ein US-Soldat inspiziert ein zerstörtes Sturmgeschütz der 17.SS-Panzergrenadier Division "Goetz von Berlichingen," (Frankreich 1944)

Ein US-Soldat inspiziert ein zerstörtes Sturmgeschütz der 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“, (Frankreich 1944).

In der Nacht auf den 4. Mai 1945, einem Freitag, überschlugen sich die Gerüchte über Abzug und Verbleib deutscher Einheiten. In dieser widersprüchlichen Situation nahm ein Kriegsverwundeter das Heft in die Hand: Ritterkreuzträger Major Hannibal von Lüttichau.

Der Kommandeur eines Panzerregiments 2 lag mit einer Kopfverletzung im Reservelazarett Tegernsee. Er erfuhr von den diplomatischen Bemühungen des Schweizer Vizekonsuls Dr. Paul Frei, der mit dem SS-Kommandeur Georg Bochmann in Kreuth den Rückzug seiner Truppen aus der Lazarettschutzzone Tegernseer Tal aushandeln konnte.

Was Lüttichau nicht wusste, war, ob diese Vereinbarung auch die Amerikaner erreichte. Lüttichau suchte Frei in Rottach auf. Dieser informierte ihn, dass aus Wiessee die drei Parlamentäre Scheid, Winter und Heiß auf dem Weg zu den Amerikanern seien. Ob die Mission glückte, war Frei zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt.

Weiße Fahnen werden gesetzt

Zwei Tage zuvor hatte Frei bereits den Talbürgermeistern die Kapitulationsbedingungen des US-Kommandanten William Evans überbracht: „Entwaffnung des Volkssturms, weiße Fahnen an den Häusern beim Herannahen amerikanischer Truppen, keine Feindseligkeiten während und nach der Besatzung.“

Am frühen Freitagmorgen bedrängte Lüttichau den Tegernseer Bürgermeister Karl Müller, mit ihm gemeinsam den Amerikanern die Zustimmung des SS-Offiziers Bochmann zum Rückzug seiner Division zu überbringen. Müller zögerte, denn dies vereinbarte sich nicht mit seiner Einstellung als Nazi, außerdem würde ihn der Werwolf daraufhin aufhängen.

Lüttichau in seinen Notizen: „Müller ermannte sich endlich notgedrungen, mich zu begleiten. Der Gemeindewache gab er den Befehl, um 5 Uhr von Haus zu Haus zu gehen und die weißen Fahnen setzen zu lassen.“

Erfolgreiche Verhandlungsmissionen

Auf der Straße Richtung St. Quirin mussten sie deutsche Linie passieren und mehrere Baumsperren überklettern. Gegen 4:00 Uhr morgens konnte Lüttichau dem befehlshabenden US-Offizier erklären, dass die deutschen Truppen die Kampfhandlungen einstellten. Doch die Amerikaner trauten dem Frieden noch nicht. Sie behielten Lüttichau, „bis sich die Wahrheit meiner Behauptungen erwiesen hätte“. Um 6:15 Uhr kehrte er mit seinen Begleitern zurück nach Tegernsee „und traf hier mit den ersten Amerikanern ein“, endet Lüttichaus Bericht.

Das 141th Infantry Regiment der III. US-Armee erreichte an diesem Morgen ohne Feindberührung Tegernsee, dann Rottach-Egern und Bad Wiessee. Ihren Einmarsch in Tegernsee schilderte damals Ludwig Höfele, Minderjähriger beim Volkssturm:

Die Hauptstraße war schwarz von Menschen. Sie zogen ein, die Befreier. Zu beiden Seiten der Straße marschierten sie lautlos auf ihren Gummisohlen. In der Straßenmitte Fahrzeuge, unübersehbar. Die Amerikaner beeindruckten uns durch ihr legeres Gehabe. Als die Kolonne zum Stehen kam, sprangen einige Männer zum Alpbach hinunter und begannen, sich ungeniert zu waschen und zu rasieren.

Vizekonsul Frei schrieb in seinem Tagebuch über den Einzug der US-Einheiten: „9 Uhr früh – Die Amis kommen. Wir stürzen ins Freie. Hurra! Tatsächlich rollen die ersten amerikanischen Tanks, Lastwagen und Jeeps am gegenüberliegenden Seeufer auf Rottach zu. Fieberhafte Erwartung. Alles, was laufen kann in den Lazaretten, steht auf der Straße. Die Menschenmenge steht Spalier. Zivilisten, Soldaten, Kriegsgefangene usw.“

In einem Brief an seine Frau („Frauli“) schrieb Frei über diesen 4. Mai: „Die SS-Verbände halten noch die Valepp und die Achenseestraße ab Kreuth. Die weiteren Kampfhandlungen werden Rottach nicht mehr berühren. Ich bin heute der gefeierte Held von Rottach und werde mit Dankesbezeugungen überschüttet. Der amerikanische Kommandant will mir morgen seine Aufwartung machen.“

Ende des tausendjährigen Reichs

Blieb die Ungewissheit, was macht die weitgehend intakte 17. SS-Panzergrenadierdivision Götz von Berlichingen? Bei ihrem Rückzug morgens um 6:30 Uhr nach Kreuth und Glashütte sprengte sie vorher noch die Weißachbrücke. Kommandeur Bochmann rühmte in seinem „Divisions-Tagesbefehl“ vom 4. Mai nochmals seine Einheit, die „ohne Rücksicht auf Verluste dem Feind härtesten Widerstand geleistet und sich bis zur Selbstaufopferung dem Gegner stets entgegen geworfen hat“.

Bochmann endete mit dem Ausblick: „Unser Vorbild sei uns für alle Zeit Adolf Hitler“, der zu dieser Zeit nach seinem Selbstmord am 30. April im Führerbunker schon längst ein Häuflein Asche war. Das tausendjährige Reich hatte aufgehört zu existieren. Jetzt ging es nur noch um einen geordneten Rückzug.

Ähnlich wie im Tegernseer Tal, Einzug der US-Armee in Garmisch

Ähnlich wie im Tegernseer Tal: Einzug der US-Armee in Garmisch

Am Samstag, den 5. Mai, notierte Wilhelm Engelmann, der Pfarrer von Kreuth: „Die Amerikaner fuhren, längst erwartet, endlich in vorsichtig langsamer Fahrt ins Dorf Kreuth ein.“ In der Chronik der Hanns-Seidel-Stiftung über ihren Tagungsort Wildbad-Kreuth steht zu den letzten Kriegstagen:

„In der Nacht vom 4. auf 5. Mai 1945 schossen die Amerikaner das herzogliche Sudhaus in Brand, zerstörten es mit der ganzen Habe seines Jägers Carl Vögele, Kriegsgesinde raubte und plünderte im Bad, was nicht niet- und nagelfest war.“ Nach Informationen der Tegernseer Stimme soll aber aus SS-Stellungen zuerst das Feuer eröffnet worden sein.

Herzogin berichtet von Deportation ihrer Familie

Herzogin Helene in Bayern erklärte der Tegernseer Stimme, dass es dazu in den herzoglichen Archiven keine eigenen Aufzeichnungen gebe: „Die ganze herzogliche Familie war interniert. Mein Großonkel, Herzog Ludwig Wilhelm von Bayern, war mit seiner Frau in Kanada untergekommen und kehrte erst 1946 zurück.“ Sein Vater, Albrecht Herzog von Bayern, wurde im Oktober 1944 von der Gestapo verhaftet und zusammen mit seiner Familie in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Flossenbürg und Dachau gefangen gehalten.

Die Funktion des Sudhauses konnte Herzogin Helene in Bayern nicht näher beschreiben, nur die Lage: „Es stand zwischen dem sogenannten Post- und Königshaus. Aus Erzählungen meiner Familie weiß ich, dass in dem Sudhaus auch persönliche Gegenstände meines Großvaters waren. Was es genau war, lässt sich nicht mehr feststellen.“

Vom Tegernsee, Bad Tölz und dem Inntal zogen die US-Truppen Richtung Kreuth zum letzten deutschen Kampfverband, eingekesselt zwischen den Bergen. Würde SS-Kommandeur Bochmann die Waffen strecken?

Das Ende des Schreckens

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Haltung sollte Kriegsverbrechen vergessen machen. Obwohl die SS-Division eine Blutspur bis zur Glashütte gezogen hatte, suchte man vergeblich nach Reue, sondern fand Selbstlob auf eine völlig sinnlose Kampfhandlung im Tegernseer Tal. Doch die Menschen wussten Bescheid. Sie ehrten ihren wahren Helden.

Vizekonsul Dr. Paul Frei mit seiner Gattin bei einer Beerdigung 1947 in Rottach-Egern.

Der Held des Tegernseer Tals: Vizekonsul Dr. Paul Frei mit seiner Gattin bei einer Beerdigung 1947 in Rottach-Egern.

Am Sonntag, den 6. Mai 1945, erging der letzte Befehl des SS-Oberführers Georg Bochmann. Vorausgegangen waren die mit den Amerikanern ausgehandelten Kapitulationsbedingungen für seine 17. SS-Panzergrenadierdivision Götz von Berlichingen. Am nächsten Tag sollten seine verbliebenen SS-Männer im tiefverschneiten Kreuther Tal den Weg in die Gefangenschaft antreten.

Dafür verlangte Bochmann, „dass das letzte geschlossene Auftreten der Division ihren bisherigen Kampfleistungen würdig ist. Der Anzug ist vorher in Ordnung zu bringen, Fantasieanzüge sind verboten. Durch straffe Haltung, Disziplin, Marschordnung usw. ist der ungebrochene Wille zum Aufbau eines neuen Deutschland kundzutun“. Bochmann wollte offenbar mit fliegenden Fahnen in die Gefangenschaft wandern.

Abmarsch sollte am nächsten Tag, den 7. Mai, um 13:00 Uhr bei Glashütte sein. Bei Kreuth würde seine Division dann von der US-Armee in Empfang genommen werden. „Sammellager werden zunächst im Raum Tegernsee errichtet“, schrieb Bochmann, „Waffen und Fahrzeuge sind unzerstört mitzuführen“. Doch nicht alle hielten sich an Bochmanns letzten Befehl. Viele setzten sich vorher bereits ab und flohen über Almen und Berge.

Hilferuf von Rottachs Bürgermeister

Am Montag, den 7. Mai, richtete Rottachs neuer Bürgermeister Peter Schiffmann einen Hilferuf an die Befreier, die zwei Tage zuvor sämtliche Rathäuser besetzt hatten: Der Ort sei nicht mehr in der Lage, sich auch nun im Frieden aus eigenen Mitteln zu ernähren. „Durch die Evakuierten zählt heute die Gemeinde eine dreifache Belegschaft, dazu kommen noch hunderte Kinder, sowie einige tausend Kriegsgefangene“, schrieb Schiffmann an die „Besatzungsbehörde“.

Seit Wochen stocke jede Lebensmittelzufuhr. Seit 13. April erfolgte kein Transport mehr. Die Reserven der Gemeinde sind erschöpft. „Die Gefahr einer Hungersnot erfordert sofortige Abwehrmaßnahmen. Ist es der provisorischen Gemeindeverwaltung erlaubt, Fett, Kartoffel, Mehl, etc. aus der näheren und weiteren Umgebung zu holen?“, so der Bürgermeister.

Für die Militärregierung wurde die Versorgung der Bevölkerung zum größten Problem. Um eventuellen Plünderungen und Unruhen begegnen zu können, fragte Schiffmann die Amerikaner, „da die Ortspolizei nicht mehr ausreicht, ob Rottach aus einwandfreien Bürgern einen bewaffneten Selbstschutz bilden dürfe?“

Ausgedientes Kampfgerät bei Scharling vor der Weißachau zum Spielen und Posieren.

Ausgedientes Kampfgerät bei Scharling vor der Weißachau zum Spielen und Posieren.

In Kreuth und der Glashütte zeugte noch längere Zeit „eine Unmenge von zerstörten Lastwägen, Panzern, Geschützen und sonstigem Kriegsmaterial an den Straßenrändern, in den Straßengräben und freien Plätzen vom Ende des unseligen Krieges“, notierte Pfarrer Wilhelm Englmann in Kreuth. Auch an der damaligen Straße über Scharling türmten sich noch lange die Hinterlassenschaften der SS-Panzergrenadier Division. Vielfach nutzten die Kinder Panzer als Turngeräte.

Als Vertreter des verbliebenen Oberkommandos der Wehrmacht unterzeichnete Generaloberst Alfred Jodl am 7. Mai 1945 im Westalliierten Hauptquartier in Reims die bedingungslose Kapitulation. Sie trat am 8. Mai 1945 um 23 Uhr in Kraft. Als an diesem Tag die Waffen endlich schwiegen, versank das tausendjährige Nazi-Reich in einem Meer aus Blut und Tränen. Mehr als 60 Millionen Menschen in Europa waren tot. Gefallen an der Front, ermordet in Konzentrationslagern, verbrannt in Bombennächten, gestorben an Hunger, Kälte und Gewalt auf der großen Flucht.

Dr. Paul Frei wird Ehrenbürger

Nach seiner erfolgreichen Friedensmission schrieb Vizekonsul Dr. Paul Frei an seine Vorgesetzten in der Schweiz: „Ich persönlich bin glücklich, in Erfüllung einer humanitären Pflicht, wahrscheinlich vielen Menschen das Leben gerettet zu haben“.

Tegernsees kommissarischer Bürgermeister Otto Stiegler dankte Frei für seinen „bewundernswerten Einsatz zur Erhaltung unseres Tales. Dieser Dankbarkeit Ausdruck zu geben, ist der Wunsch von uns allen. Mit uns danken Ihnen die vielen Verwundeten, die vielen Mütter, Kinder und Flüchtlinge, die sich alle in den Schutz unserer Berge und Gemeinden gerettet haben“.

Rottach-Egern verlieh Paul Frei das Ehrenbürgerrecht. Zur Erinnerung an seinen humanitären Einsatz steht Freis Büste im Rathaus. Dank des Schweizers ist dem Tal trotz aller Kriegswirren viel Leid erspart geblieben. Ende Mai zogen die US-Streitkräfte aus dem Tegernseer Tal ab. Geblieben war die Not der Menschen nach Kriegsende.

Aufpeppen, aber mit Stil

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Kürzlich äußerte sich der Geschäftsleiter von Bad Wiessee, Michael Herrmann, zu Veränderungen an der Flaniermeile am See. Die altersschwache Pergola soll abgerissen werden, etwas Neues sollte dort bereits im Herbst entstehen. Doch Bürgermeister Peter Höß (FWG) winkt nun ab. Er will lieber ein schlüssiges Konzept als kosmetische Korrekturen.

Vieles an der Seepromenade ist baufällig und genügt nicht mehr dem Renommee eines Kurortes am Tegernsee. Die Holzbauten versprühen den Charme der Dreißigerjahre. Seither ist dort nicht viel passiert, was auch Höß einräumt. Auch sein Amtsvorgänger, Herbert Fischhaber, hatte schon hochfliegende Pläne mit der Seepromenade, doch er scheiterte am kriechenden Sellerie, der schon manches Bauvorhaben am Tegernsee vereitelte. Höß heute:

Diese Planung hätte auch einen Teil der Grünflächen Richtung ehemaliges Kuramt und Adrian-Stoop-Straße umfasst. Doch dann entdeckte man dort den kriechenden Sellerie. Damit war die Wiese tabu und das Seeforum gestorben.

Die geschützte Pflanze wuchs ausgerechnet da, wo Fischhaber ein Zeltdach errichten lassen wollte. Die Konstruktion umfasste einen hölzernen, halbrunden Zuschauerbereich und ein Zeltdach über das gesamte Bauwerk. Der bestehende Pavillon sollte in ein Café umfunktioniert werden.
Fischhaber damals: „Die Gäste sitzen unter dem Dach und trotzdem im Freien.“ Das Projekt wurde zwar am Ratstisch genehmigt, aber nie realisiert. Denn auch damals machte schon die angespannte Finanzlage den Befürwortern letztlich einen Strich durch die Rechnung.

Klotzen statt Kleckern

Auch heute hängt alles am Geld. Dennoch hofft Höß, dafür Mittel aus der Städtebauförderung zu bekommen. „Dafür aber brauchen wir ein in sich schlüssiges Konzept.“ Denn die Pergola sei eigentlich nur ein Provisorium, für das man eine Alternative brauche.

Herrmann wurde da etwas deutlicher: „Die Laubengänge der Pergola sind kaputt. Nach der Saison werden sie abgerissen.“ Die „Task Force Seepromenade“ sehe dies ähnlich. Doch Höß ist skeptischer: „Ob das schon zum Herbst etwas wird, wage ich zu bezweifeln. Denn wir brauchen erst einmal eine vernünftige Planung. Sollte diese umfassender werden, redet auch das Landratsamt mit.“

Das Problem: Wie kommt das Bier an den See?

Das Handicap war und ist wohl, dass die Gemeinde an der Promenade relativ wenig Grund besitzt. „Viele Flächen gehören der Schlösser- und Seenverwaltung, z.B. auch der Grund, auf dem der Musikpavillon steht“, erklärt Höß. Der Kiosk von Herrn Blümer stehe gerade noch auf Gemeindegrund. Eine Verlagerung in die Grünflächen sei daher nicht möglich.

„Denn für eine gewerbliche Nutzung auf dem angrenzenden Grund der Schlösser- und Seenverwaltung erteilt diese keine Genehmigung. Dies alles müssen wir bedenken“, so der Rathauschef. Der Grund der Gemeinde reiche auch nicht bis ans Wasser heran. Zudem sei das Problem am See, dass der Untergrund sehr weich sei. Höß: „Man kann den Boden nicht tief genug austauschen, um ein tragfähiges Fundament für Lastkraftwagen zu schaffen.“

Der Pavillon an der Wiesseer Seepromenade hat immer noch einen Holzverschlag

Der Pavillon an der Wiesseer Seepromenade hat immer noch einen Holzverschlag.

Damit würde man auch die Lebensbedingungen für den geschützten kriechenden Sellerie zerstören, was der Naturschutz keinesfalls zulassen würde. Für schwere Fahrzeuge sei die Seepromenade nicht geeignet. Dies gelte auch für Bierlaster, die das jährliche Seefest beliefern.

Dies wird wohl das kleinere Problem sein, sollte es jemals zur dringend notwendigen Verschönerung der Seepromende kommen. Denn, wenn alles so lange dauert wie das Auswechseln einer beschädigten Tür am Musikpavillon, dann fließt noch viel Wasser die Mangfall hinunter, bevor es hier zu Aktivitäten kommt.

Vor gut einem halben Jahr beschädigte ein Sturm den Pavillon. Seitdem ziert ein Holzverschlag das Herzstück der Promenade. Kein Aushängeschild für einen Kurort, der darauf aus ist, zahlungskräftige Investoren für diverse Hotelbauten anzulocken.

Rotkreuztag mit Hubschraubereinsatz

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An der Seepromenade in Bad Wiessee sowie in Gmund, Tegernsee und Rottach-Egern präsentierten sich die Rotkreuzhelfer heute mit verschiedenen Aktionen anlässlich des Weltrotkreuztages. Währenddessen musste unweit davon ein Notarzt per Hubschrauber eingeflogen werden. Ein echter Notfall, der die Bedeutung der Helfer verdeutlichte.

Heute Mittag landetee

Heute Mittag landete ein Hubschrauber am Wiesseer Sportplatz.

Am Samstag gab es in Wiessee in Sachen Erster Hilfe ein Kontrastprogramm. Zunächst war ein Notarzteinsatz mit dem Rettungshubschrauber Heli 3 aus Kufstein notwendig, der auf dem Gelände des Sportplatzes landete.

Während es hier bei einem Mann um Leben und Tod ging, präsentierte sich die BRK-Gruppe Bad Wiessee an der Seepromenade rund einen Kilometer weiter mit Infoständen, Grillfleisch und „geselligen Aktionen, wie mit Reanimationsübungen und Blutdruckmessungen“. Anlass war der Weltrotkreuztag. Dieser wird alljährlich um den 8. Mai begangen, zum Geburtstag von Henry Dunant, dem Begründer der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung.

Pflege ohne Stoppuhr

Auch in Gmund, Tegernsee und Rottach-Egern gab es verschiedene Aktionen zum Familientag mit der Berg- und Wasserwacht. Seit Freitag existiert auch ein neuer Rotkreuz-Dienst, die Gemeinschaft „Wohlfahrts- und Sozialarbeit“. „Sie kümmert sich um Hausbesuche und soziale Dienste, wie zum Beispiel Einkaufen.

Beim Notarzttag an der Wiesseer Seepromenade.

Beim Rotkreuztag an der Wiesseer Seepromenade

„Wir bieten damit eine Pflege ohne Stoppuhr an, wie es bei anderen Sozialstationen oft nicht der Fall ist“, erklärte Wilhelm Dörder, der Leiter der BRK-Bereitschaft Bad Wiessee, der die Intention des heutigen Tages erläutert:

Wir wollen uns heute für die Leistungen präsentieren, die unsere Organisation hier an sieben Standorten im Landkreis und am Tegernsee vollbringt.

Anschließend fand dann eine Sternfahrt nach Miesbach zur zentralen Abschlussveranstaltung statt, einem großen Familienfest der über 3.000 freiwilligen Helfer aus dem ganzen Landkreis. „Stargast“ ist Rennrodlerin Natalie Geisenberger.

Tegernseer Notärzte helfen auch am Achensee

Dörder erklärte auch den Einsatz des Rettungshubschraubers unweit der Seepromenade: „Ein Hubschrauber soll den Arzt schnell heranführen. Wenn im Landkreis alle Notärzte belegt sind, nimmt man das nächstliegende Rettungsmittel, den Hubschrauber aus Kufstein. Diese grenzüberschreitende Rettung ist heute Alltag.“ Da gebe es keinerlei Probleme. Die BRK-Notärzte würden in der Not auch am Achensee aushelfen. Doppelereignisse könne man eben nicht ausschließen.

brk notarzt bad wiessee-3

Das Team der BRK-Ortsgruppe Bad Wiessee

Der Rettungsdienst sei nach bestimmten Auslastungen berechnet, auch nach wirtschaftlichen Erwägungen. „Es ist nicht immer ausreichend, das weiß man, aber es muss auch ökonomisch betrieben werden“, erklärt BRK-Mann Dörder. Zuständig für solche Einsätze sei der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung in Rosenheim, die ARGE ZRF Bayern. Dörder ist hauptberuflicher Leiter der Lehrrettungswache Tegernseer Tal und Einsatzleiter des Katastrophenschutzes im ganzen Landkreis Miesbach.

Dunants Auftrag ist aktueller denn je

Erdbebenkatastrophe in Nepal, Flüchtlinge im Mittelmeer, Flugzeugabsturz in den französischen Alpen, Höhlenrettung in Berchtesgaden, Asylbewerber-Unterbringung in den Landkreisen: Überall seien ehrenamtliche Helfer des Roten Kreuzes im Einsatz, um Leben zu retten und menschliches Leid zu lindern.

„Der humanitäre Auftrag von Henri Dunant hat auch heute im 21. Jahrhundert nichts von seiner Aktualität verloren“, sagte BRK-Präsident Theo Zellner anlässlich des Weltrotkreuztages.


Wiessee ganz weit vorn

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Mit einer Digitalisierungsoffensive will das Tegernseer Tal weitere Akzente setzen. Ein überarbeiteter Webauftritt soll künftig Gästen bereits auf dem Smartphone den Weg weisen. Derweil gehört Bad Wiessee mit einem zweiten Platz bereits zu den meistgenutzten Kurortporträts, so die neueste Statistik des Bayerischen Heilbäderverbands. Sieger wurde Bad Aibling, den dritten Platz belegt Bad Reichenhall.

Bad Wiessee gilt als Vorreiter beim Gesundheitstourismus

Bad Wiessee gilt als Vorreiter im Gesundheitstourismus.

In dieser Woche sendet Bayern-4-Klassik mittags musikalische Porträts bedeutender Kurorte. Dazu gehört Bad Wiessee allerdings (noch) nicht. Dennoch schaffte der Tegernseer Kurort ein bedeutendes Ranking.

Bad Wiessee steht an zweiter Stelle

Nach Bad Aibling steht Bad Wiessee an zweiter Stelle unter den elf meistgenutzten Kurortporträts, die der Bayerische Heilbäderverband in seiner Homepage-Statistik jetzt ermittelt hat. Bad Aibling sei auch deswegen Sieger geworden, weil es seinen Internetauftritt und seine App ausgebaut habe.

Für Georg Overs, den Noch-Geschäftsführer der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT), „hat die App derzeit nicht oberste Priorität“, teilt er auf Anfrage mit, „da abzuwarten bleibt, inwiefern die Entwicklungskosten einer App sich da rechtfertigen würden“. Dagegen investiere man gerade „stark in die Optimierung der Destinationswebseiten inklusive mobiler Webseiten und in die responsive (reagierende) Darstellung des Gesundheitsfinders“, so Overs.

Mit dem „Gesundheitsfinder“ des Heilbäderverbands könne jeder mit einer Stichwort- und Wohnortsuche den passenden Arzt, Therapeuten oder die richtige Klinik für seine Beschwerden finden. Mit fast 400.000 Seitenaufrufen wurde der „Gesundheitsfinder“ im vergangenen Jahr zum zentralen Bestandteil der Verbandshomepage (www.gesundes-bayern.de).

Der „Gesundheitsfinder“ soll es bringen

Hintergrund ist, dass die bayerischen Heilbäder und Kurorte den Gesundheitstourismus mit neuen digitalen Angeboten ankurbeln wollen. Der Heilbäder-Verband hat dazu mit Hilfe des Bayerischen Wirtschaftsministeriums eine Digitalisierungsoffensive gestartet und neue Angebote zusammen mit der Bayern Tourismus Marketing GmbH entwickelt.

Mit einer neuen Homepage, einer verbesserten App und dem Ausbau des „Gesundheitsfinders“ wird es künftig mehr Service und Information für die Gäste geben. „Die Menschen entscheiden sich immer kurzfristiger für ihren Urlaub. Und immer mehr Menschen wollen in ihrem Urlaub auch etwas für ihre Gesundheit tun“, sagte der Vorsitzende des Bayerischen Heilbäder-Verbands, Klaus Holetschek, kürzlich. „Darauf haben wir reagiert, und die Zugriffszahlen geben uns Recht.“

Schnellere Darstellung auf Smartphones ab Ende Mai

„Der Gesundheitsfinder ist seit 2012 auf der Webseite www.gesundesland-tegernsee.com eingebunden“, erläutert Georg Overs. „Wir nutzen dieses Tool, da es unseren Gästen eine ideale Übersicht über Ärzte und Therapeuten im Landkreis Miesbach bietet.

Neu ist die Möglichkeit, die Daten direkt auf unseren destinationseigenen Webseiten einzubinden und so responsiv zu gestalten. So kann jedes Smartphone die Inhalte optimal darstellen. Die Umsetzung ist bis spätestens Ende Mai geplant“. Es sei erfreulich, dass die Gäste in Bad Wiessee den „Gesundheitsfinder“ nutzten und so schnell auf Kontaktdaten und weitere Infos zu Behandlungsmöglichkeiten zugreifen könnten.

Die „Digitalisierungsoffensive“ greife man auf, indem die TTT kurzfristig die neuen, reagierenden Einbindungsmöglichkeiten von Huber Media nutze. „Wir sind stetig daran, weitere Ärzte für den „Gesundheitsfinder“ zu akquirieren, um wirklich einen umfassenden Überblick über die Leistungen in der Region zu ermöglichen“, so Overs gegenüber der Tegernseer Stimme. Aber trotz „Gesundheitsfinder“ und zweitem Platz im Ranking: Die Übernachtungszahlen stiegen in Bad Wiessee im vergangenen Jahr nur um 0,44 Prozent.

Mehrheit der Unterkünfte nicht online buchbar

Bleibt als Erklärung vielleicht, dass rund 80 Prozent der Gastgeber im Tegernseer Tal bis heute nicht online buchbar sind. Eine erschreckende Zahl für Petra Berger, wie die Gästehaus-Verantwortliche der TTT kürzlich bei der Vorstellung des „Preisfinders“ für Vermieter feststellte.

Bisher könne man zwar bei diesen 80 Prozent der Gastgeber ein Zimmer online anfragen, aber nicht per Internet ohne dessen Rückmeldung direkt buchen – so, wie es bei den großen Online-Portalen möglich ist. Dennoch ist Georg Overs zufrieden, dass Bad Wiessee den zweitbesten Content (Inhalt) Bayerns im Internet lieferte, „das finden wir sehr schön“.

Wiessee setzt alles auf eine Karte

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Am 21. April votierte der Wiesseer Gemeinderat in seiner Klausurtagung für ein Konsortium zum Bau und Betrieb des neuen Hotels auf dem Jodbad-Areal. Seitdem sickern immer mehr Einzelheiten durch. Jetzt ist sogar ein Verkauf des Geländes im Gespräch. Jahrelang hielt man eisern an der Erbpacht fest. Juristisch fraglich bleibt auch, ob die im Rahmen der „Klausur” getroffenen, weitreichenden Entscheidungen tatsächlich rechtens sind.

Der künftige Investor des Hotels: Peter Mettler aus St. Gallen in der Schweiz

Der künftige Investor des Hotels: Peter Mettler aus St. Gallen in der Schweiz

Am Tag nach der Klausurtagung im Hotel Das Tegernsee war Bürgermeister Peter Höß (FWG) sichtlich erleichtert. Mit der mehrheitlichen Entscheidung seines Gemeinderats prophezeite er der Tegernseer Zeitung: „Das wird ein Leuchtturm.“ Schließlich habe man sich nun vier Jahre nach dem Kauf des Jodschwefelbad-Areals für die Mettler-Gruppe mit Sitz in der Schweiz entschieden, die ein eher kleines, aber feines Hotel mit 60 Zimmern errichten wolle.

Der Spatenstich soll bereits nächstes Jahr sein. Als Betreiber des Hauses tritt das Hotellerie-Unternehmen Kull&Weinzierl in Erscheinung. Das medizinische Konzept soll in den Händen der Sports Medicine Excellence Group liegen. Finanziert wird das Ganze von dem Projektentwickler in St. Gallen, der Mettler2Invest AG. Firmenchef Peter Mettler (55) hält sein Unternehmen noch für eine „junge Start-up Hotel-Gesellschaft“, wie man im Internet über ihn nachlesen kann.

Paderborner Bewerber unterliegt

Ein Geheimnis aber wird bislang um den zweiten Mitbewerber für das Jodbad-Areal gemacht, die Stork-Unternehmensgruppe aus Paderborn. Seit 25 Jahren biete das Familienunternehmen „im Bereich Wellness, Thermen und Hotels in Deutschland Komplettlösungen an. Vom Konzept über die Planungsarbeit und Finanzierungsstrategie bis hin zur Fertigstellung von Hotel- und Wellnessanlagen in Deutschland steht geballtes Wissen zur Verfügung“, wirbt Stork auf seiner Homepage für sich.

Dennoch genügte Stork den Ansprüchen des Wiesseer Gemeinderates nicht und schied im Bewerbungsverfahren aus. Die Gründe dafür kennen nur die Gemeinderäte, doch sie schweigen. Nur so viel verriet Höß, die Bewerber seien „auf Augenhöhe“ gewesen.

Zwei Gemeinderäte nicht überzeugt

Was sie an jenem 21. April aber nicht wussten, als sie von Höß schriftlich zur nichtöffentlichen Klausurtagung geladen wurden: Wer tritt zu den beiden „Vorstellungsrunden“ an? Dies wurde so geheim gehalten, dass die Ratsmitglieder keine Möglichkeit hatten, sich vorab ein eigenes Bild von den Unternehmen über deren Bilanzen und Referenzen machen konnten.

Sie mussten das für bare Münze nehmen, was ihnen aufgetischt wurde. Eine Überprüfung des Zahlenwerks der beiden Interessenten war ihnen nicht möglich, da dem Gemeinderat für die „interne Diskussion des Beitrags“ nur eine halbe Stunde Zeit eingeräumt wurde. Es folgte dann nach einer kurzen Pause die „Beschlussfassung über das weitere Vorgehen“.

Von der Vorgehensweise waren offensichtlich zwei Gemeinderäte nicht überzeugt. Ingrid Versen (CSU) und Rolf Neresheimer (ranBW) stimmten gegen das Konsortium unter Schweizer Federführung. „Da war nicht die Lösung dabei, auf die wir gewartet haben“, begründete Neresheimer anschließend gegenüber der Tegernseer Stimme sein ablehnendes Votum.

Entsprach die Klausur der Gemeindeordnung?

Doch die „klare Mehrheit für ein Investorenteam“, so Höß, wirft die Frage auf, wie bindend eine solche Entscheidung auf einer Klausurtagung ist und was dazu in der Gemeindeordnung steht. Die Rechtsaufsicht des Landratsamts vertritt auf Nachfrage folgende Position: „Dem Gemeinderat muss die maßgebliche Sach- und Rechtslage insoweit aufgezeigt werden, dass eine hinreichende Abstimmungsgrundlage geschaffen wird.

Neben dem mündlichen Frage- und Antragsrecht obliegt es jedem Gemeinderatsmitglied zudem, während der laufenden Sitzung durch einen Antrag zur Geschäftsordnung weitergehende Informationen beschlussmäßig herbeizuführen.“ Mangels vorliegender Unterlagen und Informationen könne aber nicht abschließend bewertet werden, „ob es sich bei der Klausurtagung tatsächlich um eine Sitzung im Sinne der Gemeindeordnung handelte und die Ladung den Vorschriften der Geschäfts- und Gemeindeordnung entsprach“, schreibt Gabriele Dorby, die Pressesprecherin des Landratsamts.

Doch Kauf statt Erbpacht?

Ist hier also das letzte Wort noch nicht gesprochen? Auch aus anderen Gründen steht der hochgejubelte Investor noch auf tönernen Füßen: Er will offensichtlich das Areal von der Gemeinde kaufen und nicht pachten. Dazu heißt es in der Pressemeldung aus dem Rathaus: „Der Gemeinderat stimmte der Aufnahme von Verhandlungen über den Abschluss eines Grundstückskauf- oder Erbbaurechtsvertrags mit dem Konsortium zu.“

Die Schweizer müssen wohl argumentiert haben, dass eine Erbpacht angesichts dieser günstigen Finanzierungszinsen teurer käme als ein Kauf. Bislang wurde von Peter Höß immer auf die Erbpacht gepocht. Nun ist sie auf einmal nicht mehr in Stein gemeißelt. Was ist aber, wenn das Konsortium als einziger Trumpf, den die Gemeinde noch hat, den marktüblichen Grundstückspreis nicht zahlen will? Dann müsse im Gemeinderat neu darüber abgestimmt werden, heißt es hinter vorgehaltener Hand, wir lassen uns nicht erpressen.

Bad Wiessee wusste vorher Bescheid

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Aktualisierung vom 20. Mai 2015 / 11:24 Uhr
Ende vergangener Woche wurde bekannt, dass der alte Pfarrhof in Bad Wiessee unter Denkmalschutz gestellt wurde. Doch nicht die zuständige Pfarrei erfuhr davon zuerst, sondern die Gemeinde. Und diese gab die Information offenbar nicht weiter.

Der Pfarrhof in Bad Wiessee steht jetzt unter Denkmalschutz

Der Pfarrhof in Bad Wiessee steht seit Kurzem unter Denkmalschutz.

Er sei ziemlich „angefressen“ und halte es für „eine bodenlose Unverschämtheit“, schimpfte Herbert Stadler am Freitag in der Tegernseer Stimme, „wenn er die Entscheidung der Denkmalpfleger über Dritte erfahren müsse“.

Er als Kirchenpfleger der Gemeinde Bad Wiessee habe erwartet, dass man mit der Pfarrei und ihm zuerst Kontakt aufnehme. So musste er aus der Presse erfahren, dass das historische Gebäude am Kirchbichl schützenswert sei und nicht, wie von Stadler gefordert, einem Neubau weichen müsse.

Pikant ist vielleicht an dieser Stelle, dass die Gemeinde vorab über die Entscheidung der Denkmalpfleger informiert wurde, aber das Schreiben nicht bis zum CSU-Gemeinderat Stadler vordrang. Zumindest belegt dies die Stellungnahme des Landesamts für Denkmalpflege, die der Tegernseer Stimme vorliegt:

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat den gesetzlichen Auftrag zu prüfen, ob ein Gebäude die Kriterien von Artikel 1 des Denkmalschutzgesetzes erfüllt. Ist dies der Fall, wird das Gebäude in die Denkmalliste eingetragen. Die jeweilige Gemeinde/Stadt wird im Rahmen des sogenannten „Benehmensverfahrens“ darüber informiert. Sie hat nach Erhalt des Schreibens mehrere Wochen Zeit, fachliche Korrekturen und/oder Einwände vorzubringen; anschließend ist das Benehmensverfahren abgeschlossen.

Daher wusste die Gemeinde schon seit Tagen, dass Pfarrhaus und Bergfriedhof in die bayerische Denkmalliste aufgenommen wurden. Nun heißt es dort: „Fritz-von-Miller-Weg 4 a, 5, 8, Kath. Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, Saalbau mit eingezogenem polygonalem Chor und hohem Nordturm, in Formen eines gotisierenden Heimatstils, 1924-26; mit Ausstattung; Pfarrhaus, eingeschossiger Halbwalmdachbau mit Erker, im Heimatstil, 1933; Bergfriedhof, Anlage auf Hangrücken mit gekurvten Wegen und Gräbergruppen, um 1940; alle nach Entwurf von Rupert von Miller; Friedhofskreuz, neugotisches monumentales Kruzifix mit Wettermantel, 1905.“

Ursprünglicher Artikel vom 15. Mai 2015 mit der Überschrift: „Doch keine Abrissbirne am Kirchbichl“

Für alle in Bad Wiessee kommt die Entscheidung des Landesamtes für Denkmalpflege unvorhergesehen: Der historische Pfarrhof wurde unter Denkmalschutz gestellt. Niemand hat zu diesem Zeitpunkt damit gerechnet, denn bis 15. August sollten noch Stellungnahmen eingereicht werden.

Seit 80 Jahren ist das „barockzeitliche Amts- und Pfarrhaus“, so damals der Erbauer Rupert von Miller, Teil des Gesamtensembles der Maria Himmelfahrtkirche. Doch die Pfarrei wollte das sanierungsbedürftige Haus abreißen lassen und durch einen Neubau ersetzen. Denn sie muss bis Ende 2016 aus dem St. Josefsheim im Löblweg ausziehen.

Damit steht dann auch kein Pfarrsaal mehr zur Verfügung, denn der Pachtvertrag ist vom Eigentümer, den Schwestern aus Speyer vom Orden der Heiligen Maria-Magdalena, über 2016 hinaus nicht verlängert worden. Als Ersatz für das Josefsheim hatte Wiessees Kirchenpfleger Herbert Stadler das alte Pfarrhaus im Auge. Daraus wird nun nichts, denn es kommt auf die Liste der denkmalgeschützten Bauten.

Der Pfarrhof präge das Ortsbild

Ende März fiel wohl nach einer Ortsbesichtigung bereits die Entscheidung der Denkmalschützer. Der alte Pfarrhof sei deshalb schützenswert, weil er einen Halbwalmdach-Bau mit Erker im Heimatstil darstelle. Zu dem Ensemble gehöre auch der Bergfriedhof mit seinen gekurvten Wegen und den Gräbergruppen sowie das neugotische monumentale Friedhofskreuz von 1905. Diese Gruppe bilde eine zusammenhängende Einheit.

Das Ensemble sei von geschichtlicher, architektonischer und städtebaulicher Bedeutung, ein Beleg für das Entstehen einer Pfarrgemeinde in Zusammenhang mit einem wachsenden Ort im frühen 20. Jahrhundert und damit ein sichtbares Zeichen für das Wachstum von Bad Wiessee in diesen Jahren. Das Ensemble sei prägend für das Ortsbild von Bad Wiessee und dem Tegernsee, heißt es in der nun bekanntgewordenen Entscheidung des Denkmalamtes.

Ziemlich „angefressen“ über diese überraschende Entscheidung der Denkmalpfleger ist Herbert Stadler, der Kirchenpfleger der Pfarrei. Er sollte eigentlich bis 15. August noch eine Stellungnahme zum alten Pfarrhof beim Landesamt für Denkmalpflege einreichen. „Wenn ich deren Entscheidung über Dritte erfahren muss, was mit unserem Haus passiert, dann finde ich dies eine bodenlose Unverschämtheit“, so Stadler auf Anfrage. Er habe erwartet, dass man mit den Hausbesitzern zuerst Kontakt aufnimmt. Nächste Woche werde man die neue Situation bei einer Sitzung der Kirchenverwaltung beraten, wie es weitergehe. Detailliert wolle sich Stadler erst äußern, wenn er etwas Schriftliches in den Händen habe.

Johannes von Miller zeigt sich erleichter über die Neuigkeiten rund um den Pfarrhof

Johannes von Miller zeigt sich erleichtert über die Neuigkeiten rund um den Pfarrhof.

Sehr erleichtert reagiert Johannes von Miller auf den unverhofften Erhalt des Pfarrhofes, den sein Großonkel, der Architekt Rupert von Miller, einst entworfen hatte. „Es entspricht meinen Erwartungen und Vorstellungen. Auch ich sehe die architektonische Bedeutung schon seit Langem, wie viele andere in Wiessee auch“, erzählt Johannes von Miller. Viele Monate kämpfte er gegen die Abrissbirne, die dem Pfarrhof drohte. Eine gewisse Vorahnung hatte von Miller schon, da kürzlich Wiessees Ortsplaner Eberhard von Angerer den Bau inspizierte und festgestellt haben soll, der Bau sei erhaltenswert und müsse nicht abgerissen werden.

Gleicher Meinung sei auch der Wiesseer Architekt Hans Trinkl, der über die Abrisspläne entsetzt gewesen sei. Das Haus sei super in Schuss. Dass es nicht den Bedürfnissen und Vorstellungen der Pfarrgemeinde entspreche, sei eine andere Sache. Trinkl habe festgestellt, so von Miller, der Dachstuhl sei in Ordnung und die Mauern trocken. Dies alles sei schon vor 15 Jahren mit großem Aufwand renoviert worden. Trinkl habe ihm auch Alternativpläne gezeigt, wie man mit Anbauten das Raumvolumen erweitern könne.

Statt Abriss also nun alles wieder auf Anfang. Die Denkmalschützer und die, die das Ortsbild von Bad Wiessee erhalten wollen, werden erfreut sein. Die Kirchengemeinde dagegen steht ohne Pfarrsaal demnächst vor neuen Herausforderungen.

Begrenzte Natur

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Lange hatte man von Angela Brogsitter-Finck nichts mehr gehört, obwohl so manches umstrittene Projekt im Tegernseer Tal durch die Medien geisterte und Kommunalpolitiker ihre liebe Not damit hatten. Doch nun legt die Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) in einem Schreiben an ihre Mitglieder wieder ihren Finger in die Wunde, aber auch Lob spricht sie aus.

Das Pfarrhaus in Bad Wiessee wurde unter Denkmalschutz gestellt - zur Freude der Schutzgemeinschaft

Das Pfarrhaus in Bad Wiessee wurde unter Denkmalschutz gestellt – zur Freude der Schutzgemeinschaft.

Besonders gut weg kommt in ihrem Rundbrief Rottachs Bürgermeister Christian Köck (CSU). „Er und sein Gemeinderat nutzen die einzig verbliebene Möglichkeit, eine weitere Verstädterung zu verhindern, sie stellen längst fällige Bebauungspläne auf, damit seine Heimatgemeinde nicht vollends ihr Gesicht verliert“, so Brogsitter-Finck. Köck räumte kürzlich ein, dass nicht der Gemeinderat bei zu massiven Bauten mit einem ablehnenden Bescheid das letzte Wort habe, sondern das Landratsamt. Dies sei sehr frustrierend.

Brogsitter-Finck sieht dies ähnlich: „Wie kann man Gemeinderäte zur Mitarbeit motivieren, wenn deren Entscheidung durch das Landratsamt ersetzt wird?“ Weiter schreibt die streitbare Vorsitzende: „Was unsere ausgeprägte Geschäftstüchtigkeit mit unserem Tal anrichtet, versetzt wohl jeden sensiblen Menschen in Schrecken.“ Ihre SGT würde sich wünschen, „wenn auch das Landratsamt als Entscheidungsträger die Gemeinden in ihren Bemühungen zur Selbstbeschränkung unterstützen würde“.

Brogsitter-Finck beruft sich bei ihrer Kritik an Entscheidungen des Landratsamts in letzter Zeit auf eine nicht namentlich genannte Professorin für Architektur an der TU München. Diese habe ihr versichert, dass auch der berüchtigte Paragraph 34 (der den Maßstab setzt nach der bebauten Umgebung, der Nachbarbebauung) trotzdem ein Auslegungsparagraph mit Ermessensspielraum sei, vor allem in einem landschaftlich begrenzten Raum.

SGT sieht „Ende des Tunnels“ für Bad Wiessee

„Einen Lichtstrahl am Ende des Tunnels“ sieht Brogsitter-Finck für Bad Wiessee. Fast euphorisch schwärmt sie von dem kleineren Hotel, das auf dem Jodbad-Gelände entstehen soll. Dabei zitiert sie Bürgermeister Höß, der glaubt: „Das wird ein Leuchtturm.“ Vier Jahre nach dem Kauf des Jodschwefelbad-Geländes habe sich der Gemeinderat nun für ein konkretes Konzept entschieden, das ganz auf die Bedürfnisse erholungsbedürftiger Gäste ausgerichtet sei.

Die denkmalgeschützte Wandelhalle werde damit in das Konzept des Hotels einbezogen. „Der Gemeinderat entschied sich für eine Schweizer Investorin, für die Architektur sorgt das Büro Matteo Thun & Partner“, schreibt Brogsitter-Finck. Unerwähnt lässt sie, dass dies bestenfalls eine Absichtserklärung des Gemeinderates sein kann. Denn die entscheidende Frage ist noch nicht geklärt: Erbpacht oder Kauf des Geländes. Darin liegt noch viel Zündstoff. „Toi, toi, toi“, wünscht sie jedenfalls schon mal der Gemeinde.

Sichtlich ein Stein vom Herzen fällt der engagierten Umweltaktivistin, dass das alte Pfarrhaus in Bad Wiessee nun unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Gmund sei Vorreiter bei der Bodenversiegelung

Doch beim Blick über den See erschrickt Brogsitter-Finck offensichtlich. Sie reibt sich an der Baustelle „unseres sympathischen National- und FC Bayern-Torwarts. Wie viel Beton wird nötig sein, um dieses dreigeschossige Haus plus Tiefgarage und Schwimmbad im Hang des Leebergs zu halten?“

Brogsitter-Finck wäre nicht Brogsitter-Finck, wenn nicht auch ihr Reizthema zur Sprache kommen würde, das umstrittene Almdorf-Projekt. Den Bebauungsplan hatte der Stadtrat im Februar nach zweijährigem Streit genehmigt. Dort oben wolle man „ein Heile-Welt-Gefühl mit dem nötigen Luxus vereinen“, bedauert Brogsitter-Finck, „schade wieder um eine große grüne Fläche im Landschaftschutzgebiet“. Dessen ungeachtet soll im Herbst mit dem Bau begonnen werden.

Auch für Gmund bleibt nur ihre Mahnung, die Realität hat sie schon überholt. Denn Gmund hat inzwischen weitere vier Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet nehmen lassen. Ihren eigenen Wohnort sieht die SGT-Vorsitzende im Moment als Vorreiter in Sachen Bodenversiegelung.

Die Firma Stang will eine neue Lagerhalle errichten. Naturschützer sind strikt dagegen.

Die Firma Stang will eine neue Lagerhalle errichten. Naturschützer sind strikt dagegen.

Dabei verweist sie auf das Landbaderfeld und das Maximilian, in Seeglas auf die „Umsiedlung“ des Mercedes-Autohauses, in Moosrain auf die neue Lagerhalle der Firma Stang und die Erweiterung der Kreuzstraße.

Vor- und Nachteile erwarte die Galionsfigur der SGT auch bei den neuen Plänen des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim zur Eindämmung von Hochwassergefahren. Eine unterirdische Druckleitung ist nun statt des Ausbaus der Mangfall und des Schuhmacherwehrs vorgesehen. Dies werde zumindest die Gemüter beruhigen. „Trotzdem zeigt sich wieder einmal, Schnellschüsse bringen keine perfekten Lösungen“, so ihr Fazit.

Vielleicht hatte Brogsitter-Finck in ihrem Rundumschlag zu viele offene Baustellen im Visier, wenn sie eine gewisse Nachhaltigkeit erzielen will. Etwas mehr Tiefgang als bloßes Aufzählen über das, was Medien ohnehin schon berichtet haben, hätte ihrem Mitgliederschreiben vielleicht etwas mehr Zündstoff verliehen.

Solarzellen – für die Katz?

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Immer wieder laufen bei uns in der Redaktion kuriose Geschichten ein. Doch nicht alle sind geeignet für einen Artikel. Daher haben wir eine neue Rubrik eingerichtet: den Seitenhieb als Preisrätsel. In der ersten Folge geht es um ein Fundstück aus Bad Wiessee.

Was hat es mit dieser Konstruktion auf sich?

Was hat es mit dieser Konstruktion auf sich?

Künftig will die Tegernseer Stimme, wenn sich der Anlass dazu bietet, Auffälligkeiten in den Talgemeinden in Quizform aufarbeiten. Vielleicht hilft dies Ihnen als Leser, sich näher mit der Materie zu befassen und den Gemeinden, ihre Versäumnisse abzuarbeiten.

Sie haben die Wahl zwischen mehreren nicht ganz ernst gemeinten Lösungsvorschlägen, unter denen sich natürlich auch die richtige Antwort befindet. Ihren Lösungsvorschlag senden Sie dann bitte mit Namen und Adresse per E-Mail an info@tegernseerstimme.de. Unter allen richtigen Antworten verlosen wir einen Überraschungspreis.

Die Frage

Was glauben Sie, wenn Sie an der Seepromenade in Bad Wiessee diese vier Edelstahlpfosten (Foto) sehen, von denen einer vier Solarzellen trägt, welchen Sinn haben sie?

a) Die Solarzellen sollen die Pumpe der See-Fontäne antreiben.

b) Sie dienen zur Aufladung der Akkus von Fahrrädern und Handys.

c) Sie sind einfach nur Kunst einer neuen Stilrichtung und Kontrastprogramm zu den figürlichen Plastiken nebenan.

d) Ihr Strom wird für den Weihnachtsmarkt an gleicher Stelle gespeichert.

e) Die Solarzellen liefern Strom für eine Tafel mit Bergpanorama – das es an dieser Stelle einmal zu sehen gab.

Neubauten unter dem Freihaus

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Seit zwanzig Jahren nimmt die Natur immer mehr Besitz von einem leerstehenden Haus an der Freihausauffahrt in Bad Wiessee. Oftmals wechselten seitdem die Besitzer. Eine Baugenehmigung gibt es bereits seit 2011. Doch erst jetzt soll mit dem Bau von zwei Mehrfamilienhäusern begonnen werden.

Das ehemalige Gästehaus des Ignazhof in Bad Wiessee wird wohl schon bald abgerissen.

Das ehemalige Gästehaus des Ignazhofs in Bad Wiessee wird wohl schon bald abgerissen.

Büsche und Bäume überwuchern bereits das Gebäude. Wer zum Freihaus auffährt, kommt unweigerlich daran vorbei und wird sich über die brachliegende Immobilie in Zeiten des Baubooms wundern. Doch dem kann abgeholfen werden. Was inzwischen als Bauruine daherkommt, wurde 1956 errichtet und diente 30 Jahre dem angrenzenden Ignazhof als Gästehaus.

Danach erlebte die Immobilie offensichtlich wegen Erbstreitigkeiten eine wechselvolle Geschichte. Zunächst wollte ein Bauträger dort 14 Ferienwohnungen errichten. Daraus wurde nichts, denn dem Bauherrn ging das Geld aus. Aus dessen Konkursmasse gelangte das leerstehende Haus an die Kreissparkasse. Diese verkaufte das Areal weiter, bis es über Umwege an die Tegernsee Residenz GbR von Wolfgang Dudek in Hannover gelangte.

Spatenstich im Sommer

Er erwarb das Grundstück zwischen der Birkenstraße und der Freihausauffahrt samt Plänen und Genehmigungen Anfang 2013. „Die Tegernsee Residenz GbR steht für mehrere Gesellschaften, die sich an diesem Projekt beteiligen“, erläutert Wolfgang Dudek auf Anfrage. Geplant und durch die Gemeinde bereits 2011 genehmigt seien zwei Häuser mit je fünf Wohnungen mit zusammen 1.300 Quadratmetern Wohnfläche.

Die Zufahrt in die Tiefgarage ist über die Freihausauffahrt geplant. Nachdem Jahrzehnte nichts geschehen war, soll nun bereits im August der Spatenstich erfolgen, hofft Dudek, nachdem nun auch das Bodengutachten vorliege: „Wir wollen jetzt zügig da durchkommen und im Sommer anfangen. Bevor der Schnee kommt, wollen wir bereits das Dach draufhaben.“

Am Mittwoch will Bauherr Dudek bereits mit dem Rottacher Architekten Fritz Adam Mayer Details über das weitere Vorgehen absprechen. Mayer gegenüber der Tegernseer Stimme: „Die Teilungspläne liegen seit zwei Jahren vor. Herr Dudek sagte mir, dass es jetzt losgehen soll.“

Neubauten prägen die einstige „Au“

Wenig erfreut darüber dürfte die Eigentümerin des Ignazhofs sein. Denn Annedore Quercher hofft, noch ohne Baulärm in der Hauptsaison ihre 15 Ferienwohnungen vermieten zu können. Über Baulärm kann sie ein Lied singen.

Denn auf der anderen Seite ihres Grundstücks entstanden in den letzten beiden Jahren die Jägerhof-Residenzen mit sechs Mehrfamilienhäusern. Und westlich davon wurde auf dem einstigen „Quercherfeld“ ein neues Wohngebiet mit Einfamilienhäusern auf acht Parzellen errichtet.

Die Zeiten sind jedenfalls schon lange vorbei, als sich in der ehemaligen „Au“, so hieß das Gebiet unter dem Freihaus einst urkundlich, noch Auerhähne, Hirsche und Hasen gute Nacht sagten. Mit dem Neubau des Hannoveraners Dudek ist dann wohl auch die letzte Lücke versiegelt.

„Wir brechen auf zu neuen Ufern“

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Nachdem die Kooperation zwischen dem Medical Park und dem Deutschen Skiverband (DSV) ausläuft, hat man in Bad Wiessee nun einen prominenten neuen Partner präsentiert: den Deutschen Leichtathletik Verband (DLV). Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz wurde die künftige Zusammenarbeit vorgestellt. Profitieren sollen am Ende beide Seiten.

Heute wurde die Kooperation zwischen dem Medical Park und dem DLV öffentlich gemacht. Von links: Dr. Clemens Prokop, Präsident des DLV (Deutscher Leichtathletik Verband) Michael Krach, Vorstand Medical Parks, Prof. Dr. Thomas Wessinghage, Ärztlicher Direktor Medical Park, Frank Lebert, Geschäftsführer der DLM (Deutsche Leichtathletik Marketing)

Heute wurde die Kooperation zwischen dem Medical Park und dem DLV öffentlich gemacht (v.l.): Dr. Clemens Prokop, Präsident des DLV, Michael Krach, Vorstand Medical Park, Prof. Dr. Thomas Wessinghage, Ärztlicher Direktor Medical Park, Frank Lebert, Geschäftsführer der DLM (Deutsche Leichtathletik Marketing).

Etwa 850.000 Mitglieder hat der DLV in seinen Reihen, hinzu kommen Millionen von Breitensportlern. Allein bis zu 25 Millionen Aktive im Laufsport gebe es, wie der Präsident des DLV, Prof. Clemens Prokop, bei der heutigen Pressekonferenz erläuterte. Doch wolle man mit dieser Kooperation nicht in ein bestehendes Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Spitzenathlet eingreifen.

Prokop: „Es ist die erste Kooperation des DLV im medizinischen Bereich. Nun können wir als Verband im Bereich der Prävention und der Nachsorge den Athleten professionelle Strukturen anbieten. Die hatten wir vorher nicht in diesem Maße. Vorher musste der Athlet sich solche Angebote selbst suchen.“

Kooperation mit dem DSV läuft nach 20 Jahren aus

Michael Krach, Vorstand im Medical Park, verwies auf die langjährige Verbundenheit des Medical Parks mit dem Leistungs- wie auch dem Breitensport. „Zuletzt war es der Deutsche Skiverband, mit dem die Kooperation Ende dieses Jahres ausläuft“, so Krach, „nun wird es der DLV sein. Der Verband stellt eine ideale Kombination aus Spitzen- und Breitensport dar. Der DLV ist für uns besonders interessant, weil Leichtathletik die olympische Kernsportart ist, mit der jeder etwas anfangen kann.“

Der Spitzensport in der Leichtathletik sei für den Medical Park ein wichtiger Baustein, denn dort stellten die Athleten die allerhöchsten Anforderungen an die Regeneration. Schließlich wollen sie schnell wieder am Wettkampfsport teilnehmen. „Das heißt für uns“, so Krach, „wir brauchen auch entsprechend qualifizierte, dem Hochleistungssport verbundene Therapeuten. Deshalb freue ich mich, dass wir heute diese Zusammenarbeit mit dem DLV besiegeln können.“

„Ärzte kommen zu uns wegen des Kontakts zu Spitzensportlern“

Erste Kontakte für diese Kooperation wurden offensichtlich zwischen dem DLV-Präsidenten Prokop und Prof. Thomas Wessinghage vom Medical Park geknüpft. Die Zeit mit dem DSV sei eine schöne Zeit gewesen, sagte Wessinghage, „doch nun brechen wir auf zu neuen Ufern. Ich bin überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit dem DLV sehr harmonisch und gewinnbringend sein wird.“

In der Reha habe man eine sehr große Erfahrung, da sei man sicher auf dem aktuellen Stand der Dinge, glaubt Wessinghage.

Bei der Prävention haben wir im Haus ein Institut, das sich seit Jahren darum kümmert. Viele Ärzte kommen auch zu uns, weil sie wissen, dass sie mit dem Leistungssport in Verbindung kommen.

Auch die Ärzte entwickelten sich durch den Kontakt weiter. Und diese Kompetenzen wolle man nun dem DLV zugutekommen lassen. Es sei ein Geben und Nehmen, glaubt Wessinghage. „Wir trainieren hier Patienten, damit sie in ihrem Alltag wieder zurechtkommen.“

Keine Ranglisten für Patienten

Einschränkend meinte der Geschäftsführer des Deutschen Leichtathletik Marketing (DLM), Frank Lebert: „Wir werden die Reha-Plätze nicht nach errungenen Medaillen verteilen. Jungen wie altgedienten Athleten wird bei entsprechenden Verletzungen das Angebot gemacht, sich hier behandeln zu lassen.“

Definitiv werde es aber nicht so sein, dass man Ranglisten einführen werde. Sondern in Absprache mit Cheftrainern und Verbandsärzten werde eine Auswahl getroffen. „Wir werden hier die medizinische Betreuung nicht neu erfinden. Aber es soll ein Startschuss zu einer neuen Tradition sein.“

Für diese Kooperation sprechen auch wirtschaftliche Interessen des Medical Parks. Hinter dem DLV stehen Millionen aktive Mitglieder. Mancher davon könnte ein potenzieller Patient für Wessinghages Ärzteteam samt 100 Therapeuten sein. Und das kann der Klinik nur zugutekommen.


Strüngmann: „Wir sind auf gutem Wege“

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Noch ist unklar, wann und ob sich die Grundstückseigentümer Thomas Strüngmann und die RDR-Gruppe einig werden, was an der Seepromenade von Bad Wiessee entstehen soll. Es erschien kürzlich eine nichtssagende Presseerklärung dazu. Nun aber gibt es wohl Fortschritte. Denn Strüngmann meint, dass man auf gutem Wege sei. Doch was bedeutet das für die Nutzung des Haus des Gastes?

Die Gemeinde begrünt die Fläche des ehemaligen Spielbankgeländes

Die Gemeinde begrünt die Fläche des ehemaligen Spielbankgeländes.

Nach dem Auszug der Tourist-Info im vergangenen Juli bezog wenig später der Skiclub Bad Wiessee die Räume, deren kostenlose Nutzung Strüngmann seinerzeit ermöglichte, als er den Kaufpreis zahlte. „Ich habe die Nutzung der Gemeinde Wiessee zur Lagerung von Gegenständen des Skiclubs sowie dem Schachclub überlassen“, äußerte Strüngmann auf Nachfrage, „das Haus des Gastes darf bis zum Neubau betrieben werden.“

Strüngmann hatte sowohl das Gebäude als auch das ehemalige Spielbankgelände 2012 von der Gemeinde für 4,7 Millionen Euro erworben. Seitdem wird viel spekuliert. Kauft Strüngmann das benachbarte Lederer-Hotel der Grünwalder RDR-Gruppe ab, oder kommt es zu einem gemeinsamen Projekt? Beide Parteien weichen konkreten Fragen stets aus.

Ein Fingerzeig könnte nun die Äußerung Strüngmanns sein: „Wir sind auf einem guten Wege.“ Was immer dies auch letztlich bedeuten mag. Zumindest so viel, dass die beiden Investoren noch im Gespräch sind und der Verhandlungsfaden offensichtlich nicht abgerissen ist.

Gemeinde zahlt Gebäudeversicherung

Dies bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass das Haus des Gastes noch weiter für die Belange der Gemeinde zur Verfügung steht, die dafür auch die Gebäudeversicherung übernommen hat, wie Rathauschef Peter Höß (FWG) erklärt:

Herr Strüngmann ist von jeder Haftung befreit. Zum Beispiel auch, wenn auf seinem Gelände die Montgolfiade oder andere Veranstaltungen stattfinden.

Doch neben dem Skiclub gibt es neue Nutznießer dieser leerstehenden Immobilie. Laut Höß finden darin auch gelegentlich Kurse der Spielbank-Croupiers statt.

Eine kleine kosmetische Korrektur an dem brachliegenden Ödland in Premiumlage hat die Gemeinde inzwischen auf eigene Kosten vorgenommen. Ein Teil des Parkplatzes wurde mit Erdreich überdeckt. „Wir begrünen die Fläche, damit es einfach schöner aussieht“, sagte Geschäftsleiter Michael Herrmann der Tegernseer Stimme vergangene Woche.

Der große Wurf ist dies noch nicht, meinen viele Wiesseer verärgert. Es sei an der Zeit, dass hier endlich mal etwas vorwärtsgehe, ist vielfach zu hören. Zur Erinnerung: vor knapp zehn Jahren wurde die alte Spielbank abgerissen. Seitdem ist das Filet-Areal ungenutzt. Kein Ruhmesblatt für einen Kurort.

„Das Rückgrat unseres Landkreises“

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Im vollbesetzten Waitzinger Keller in Miesbach wurden gestern Abend die diesjährigen Träger des Wirtschaftspreises 2015 ausgezeichnet. Und unterschiedlicher hätten die lokalen Unternehmen wohl nicht sein können. Dem Veranstalter gelang zudem eine hochkarätige Besetzung auf dem Podium: Airbus-Chef Tom Enders als Festredner und Pro-Sieben-Gründer Georg Kofler als Laudator.

Der Andrang im Waitzinger Keller bei der gestrigen Preisverleihung war groß

Der Andrang im Waitzinger Keller bei der gestrigen Preisverleihung war groß.

Ähnlich der Oscar-Preisverleihung wurden die Gewinner des Wirtschaftspreises aus goldenen Kuverts der Papierfabrik Gmund gezogen. Sie hätten unterschiedlicher nicht sein können. Holz ist der Werkstoff der Schreinerei Josef Eham, Metall und Kunststoff bilden die Grundlage des Maschinenbauunternehmens LTN, inzwischen ein Global Player. Das Otterfinger Unternehmen mit seinen über 270 Mitarbeitern ist spezialisiert auf elektrotechnische Geräte zur Stromübertragung, ob von Windkrafträdern oder Generatoren.

Beide Firmen hätten sich durch ihre innovativen Produkte über den Landkreis hinaus einen Namen gemacht, hieß es in der Begründung der SMG zur Preisverleihung. Zudem hätten sich die Betriebe vorbildlich im Ausbildungsbereich engagiert.

„Eham ist aus anderem Holz“

Josef Eham, bereits mit dem Alpenpreis 2013 geehrt, nahm den Wirtschaftspreis stellvertretend für das traditionelle Handwerk im Landkreis entgegen. Denn über Generationen hinaus habe ein Schreiner im Landkreis einen hohen Stellenwert. Für sich nahm Eham in Anspruch, dass die hochwertige Arbeit seines Haushamer Betriebs mit 70 Mitarbeitern von den Kunden sehr geschätzt werde und im Idealfall auch noch bezahlbar sei. Demnächst kann er sein 30-jähriges Firmenjubiläum feiern.

Pro-Sieben-Gründer Georg Kofler, inzwischen auch in Rottach-Egern zu Hause, lobte in seiner Laudatio Eham, der mit seinen Produkten auch internationale Erfolge erziele. Grundlage dafür sei Ehams Leidenschaft für den Rohstoff Holz. „Er liefert keine 08/15-Produkte“, meinte Ehams Kunde Kofler, „sondern versucht, aus Wohn- eben Lebensräume zu machen. Josef Eham ist eben aus einem anderen Holz.“

Was haben Schleifringe und Schokoriegel gemeinsam?

Ludwig Angerpointner, Geschäftsführer von LTN, zeigte sich sichtlich gerührt über den Preis für sein Unternehmen. Zwar biete er kein Produkt an, das irgendjemand im Saal spontan kaufen würde. Trotzdem besäßen sicherlich viele schon Teile von LTN – beispielsweise im Auto. Man sehe seine „Schleifringe“ eben nur nicht.

Auch für die Verpackung eines bekannten Schokoriegels diene seine verborgene Technologie. Deswegen werde man wohl auch nie einen Design-Preis bekommen. Wirtschaftlich sei man breit aufgestellt. In den vergangenen 17 Jahren habe sich der Umsatz vervierfacht. Heuer werde er etwa 28 Millionen Euro erreichen. Vornehmlich seien Bosch und Leica Kunden von LTN.

Tom Enders: „Ich bin ein Tegernseer“

„Es liegt an uns, über den Tellerrand hinauszuschauen. Wir müssen eine ganz starke Region entwickeln, die ihren Platz in der Metropol-Region um München hat“, meinte Klaus-Dieter Graf von Moltke in seiner Rede für die SMG. „Wir wollen hier Tradition, aber auch den Fortschritt und die Entwicklung leben. Ein Spagat, der uns Unternehmer im Landkreis ausmacht“, so von Moltke.

Doch anders als von ihm angekündigt, legte Tom Enders zu Beginn seines Festvortrags augenzwinkernd Wert darauf, dass er kein Gmunder sei, sondern ein Tegernseer. Dann hob der ehemalige Fallschirmjäger Enders als Konzernchef von EADS, dem wichtigsten Luft- und Raumfahrtunternehmen Europas, in andere Sphären ab. Bei seinem globalen Konzern, der bayerische Wurzeln hat, geht es nicht um Millionen, sondern um einen Auftragswert in den Büchern von 950 Milliarden Euro bei 140.000 Mitarbeitern weltweit.

Airbus-Chef Tom Enders hielt gestern vor dem vollbesetzten Waitzinger Keller die Festrede

Airbus-Chef Tom Enders hielt gestern vor dem vollbesetzten Waitzinger Keller die Festrede.

Enders betonte, dass sein Unternehmen viele Lebensbereiche der Menschen tangiere: ob bei Flugzeugen, den Kommunikationssatelliten oder der Raumfahrttechnik. „Sie und ich nutzen Airbus-Technologien tagtäglich“, betonte Enders, „ob bei Wetterberichten oder der Navigation.“ Demnächst sollen von einem amerikanischen Konsortium 1.000 Satelliten im All platziert werden, um dem ganzen Globus das Internet zugänglich zu machen. Information und Mobilität sein Grundbedürfnisse der Menschen.

An die Politik in Berlin gerichtet, mahnte Enders als einer der bedeutendsten deutschen Manager den Reformstau in Deutschland an. Man sei ziemlich am Ende eines Rankings angelangt. Enders zitierte einen Medienbericht: „Die Politik lenkt zu viel und denkt zu kurz.“ Damit meine er natürlich nicht den Landkreis, sagte Enders an Wolfgang Rzehak gerichtet.

Rzehak lobt den Unternehmermut

Miesbachs Landrat griff auch ein Zitat auf: „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt.“ Diesen Spruch des Dichters Dante Alighieri aus dem Mittelalter stellte Rzehak an den Beginn seiner Rede. Die versammelten Unternehmer an diesem Abend hätten diesen Spruch längst verstanden. „Sie sind das Rückgrat unseres Landkreises“, lobte Rzehak. Vor allem durch die Schaffung von Arbeitsplätzen werde der Region eine soziale Sicherheit gegeben. „Ohne ihren unternehmerischen Mut würde es dem Landkreis nicht so gut gehen.“

Dennoch müsse man noch einige Hausaufgaben machen. Auch als grüner Landrat sehe er bei der Infrastruktur den Spagat zwischen Ökonomie und Ökologie. Daher begrüße er es, dass die SMG die Zukunftswerkstatt Mobilität ins Leben gerufen habe, die sich mit der Umsetzung von Verkehrskonzepten beschäftige. Rzehak sprach sich dafür aus, dass die Wirtschaft die Politik berät und nicht umgekehrt. Die zahlreichen Unternehmer im Waitzinger Keller werden dies sicher gerne gehört haben.

„Das Blatt wendet sich“

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Nach fünf Jahren im Minus kommen nun erfreuliche Nachrichten von der Naturkäserei Tegernseer Land: Sie erwirtschaftete einen Jahresüberschuss von 320.000 Euro. Im vergangenen Jahr schrieb man am Reißenbichlweg noch rote Zahlen. Entsprechend gelöst war die Atmosphäre gestern Abend im Rottacher Seeforum.

Auf der gestirgen Jahreshauptsversammöung der Naturkäserei hatten die Verantwortlichen positives zu berichten

Bei der gestrigen Jahreshauptversammlung der Naturkäserei hatten die Verantwortlichen Positives zu berichten.

Schon vor Beginn der gut besuchten Veranstaltung konnte man den Gesichtern von Vorstand und Aufsichtsrat ansehen, dass es an diesem Abend nun seit 2010 erstmals Erfreuliches für die Mitglieder zu berichten gab. Viele lächelten verschmitzt, vor allem Hans Leo.

Der Vorstandsvorsitzende zog in jeder Hinsicht eine positive Bilanz des Geschäftsjahres 2014. Nach anfänglich entbehrungsreichen Jahren entwickle die Käserei sich nun gut. „Jetzt wendet sich das Blatt“, verkündete Leo stolz.

Leo, Herr der Zahlen

Sein Lieblingsthema sei der Gesamtumsatz und „der ist um 16 Prozent gestiegen, von 3,6 auf 4,2 Millionen Euro“. Die deutlichste Steigerung verzeichneten die Wochenmärkte, auf denen die Naturkäserei beim Direktverbraucher wahrgenommen werde. Hier gebe es 25 Prozent mehr Umsatz. „Im letzten Jahr hatten wir noch ein Minus von 134.000 Euro“, so Leo, „nun haben wir ein Plus von über 320.000 Euro – also erstmals schwarze Zahlen.“

Zahlen, die die über 1.400 Mitglieder gerne hören werden. Die Käserei entwickle sich stetig positiv weiter, die gezeigte Grafik weise nur nach oben. Dies sei umso erstaunlicher, da das Umsatzplus mit einer verhältnismäßig geringen Steigerung der Milchanlieferung erreicht wurde. Dies zeige, dass man bei den Betriebsabläufen auf dem richtigen Weg sei. „Es geht nicht um Menge, sondern es geht ausschließlich um Qualität“, betonte Käserei-Chef Leo, „einen Tag zurücklehnen geht nicht, das ist tödlich.“

Prompt saßen manche am Vorstandstisch aufrecht, allen voran Aufsichtsrat Josef Bogner. Inzwischen komme die erforderliche Heumilch von 22 Landwirten mit ihren 397 Milchkühen. Langweilig sei es den 54 Mitarbeitern auch nicht geworden, immerhin hätten 82.435 Kunden den Laden besucht.

Heumilch ist nicht beliebig vermehrbar

Wichtig war Leo auch eine Vorausschau. Es gehe um Markenbewusstsein und Qualitätssteigerung. Beides müsse weiterentwickelt werden. Ab Herbst wolle er auch eine Qualitätsoffensive starten. „Wir wollen Werte produzieren und die Wertschöpfung in der Gemeinde halten und Arbeitsplätze schaffen.“ So seine Botschaft.

Erstmals bekamen die Mitglieder auch den neuen Geschäftsführer zu Gesicht: Johann Hansinger. Man sei froh, dass man ihn nicht mit roten Zahlen belasten müsse, denn man sei schon in der Gewinnzone gewesen, als Hansinger im Herbst kam. „Mir ist für die Zukunft nicht bange“, sagte Hansinger, „ich bin mir sicher, dass wir uns positiv weiterentwickeln.“ Die Heumilch sei ein Alleinstellungsmerkmal, das nicht beliebig vermehrbar sei.

Rzehak gerät ins Schwärmen

Ins Schwelgen kam Wolfgang Rzehak. „Es ist Wahnsinn, was ihr geschafft habt“, sagte er nicht als Landrat, „denn ich bin nur als einfaches Mitglied da.“ Er erwarte nicht, dass er die große Dividende bekomme, „genauso wie ihr im Saal sie nicht erwartet“. Gelächter.

Denn damit traf Rzehak einen wunden Punkt, die ausbleibende Rendite des einbezahlten Genossenschaftsbeitrags. Die Dividende müsse man bei der Naturkäserei anders sehen, sie sei die Landschaft, die bäuerlichen Betriebe, die den Tourismus stärkten. Dies sei für ihn der Gewinn, den die Naturkäserei darstelle. Rzehak: „Was habe ich von den paar Prozentpunkten auf dem Konto, wenn die Heimat nicht mehr da ist.“

Geldspritze für den Sonnenbichl

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Der Sonnenbichl ist derzeit wieder Thema in den Gemeinderatssitzungen am See. Dabei geht es um die zukünftige Finanzierung, um den Hang zu erhalten. Rottach-Egern hat bereits weitere Unterstützung zugesichert. Bad Wiessee muss jedoch aufgrund des Standortvorteils das Dreifache der übrigen Gemeinden zahlen. Gestern wurde entschieden, ob das drin ist.

Auch Bad Wiessee wird den Hang wieder über fünf Jahre mitfinanzieren ... (Archivbild)

Auch Bad Wiessee wird den Hang wieder über fünf Jahre mitfinanzieren … (Archivbild)

Schon im Vorfeld der Ratssitzung gestern war klar, dass die Gemeinde das Trainingszentrum am Sonnenbichl unterstützen wird. Denn der beschneite Skihang sei ein deutliches Plus für den Ort in den Wintermonaten. Bürgermeister Peter Höß (FWG) war sich sicher, „dass die Musik nun nicht mehr nur in Ostin spielt“.

CSU-Fraktionssprecher Kurt Sareiter lobte die „enorme Eigenleistung des Fördervereins“. Daher seien die 15.000 Euro jährlich, die jetzt wieder für fünf Jahre gesichert sind, mehr als berechtigt. In das gleiche Horn stieß auch Robert Huber (SPD): „Es ist eine Freude, zu sehen, wie der Sonnenbichl mit Leben erfüllt wird.“

Er bemängelte aber die dortige Gastronomie des Hotels am Sonnenbichl: „Da könnte man noch viel mehr machen.“ Für Fritz Niedermaier (FWG) sind es „wohl die sinnvollsten Zuschüsse, die wir seit Langem vergeben haben“. Allein die parteifreie Beate Meister goss Essig in den Wein und stimmte gegen die Finanzspritze. Ihr Einwand: „Warum übernimmt Bad Wiessee den Löwenanteil der Finanzierung, wenn alle Talgemeinden gleichermaßen davon profitieren?“

Nicht alle Gemeinden ziehen am gleichen Strang

Zuvor hatte Toni Schwinghammer, der Vorsitzende des Fördervereins, nochmals die finanzielle Lücke eingehend aufgedröselt. Bislang seien in das Lift- und Zielhaus, das Wärmestüberl mit öffentlichen Toiletten, Umkleideraum und Raupengarage 340.000 Euro investiert worden. Weitere 30.000 Euro werden noch benötigt.

Ein großer Posten seien zum Beispiel die jährlichen Stromkosten der Schneekanonen. Daher ergebe sich unterm Strich in der Jahresbilanz bislang ein Minus von 17.500 Euro, die der Verein allein nicht stemmen könne.

„Denn wir haben schon einen Kredit von 170.000 Euro aufgenommen, für den der Vorstand persönlich haftet“, verdeutlichte Schwinghammer. Unterstützung bekam er kürzlich auch aus Rottach-Egern, das ihm in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 25.000 Euro unter die Arme greift. Auf der Habenseite stehe, so Schwinghammer, die stetig wachsende Akzeptanz des Steilhangs. „Wir wollen bewusst eine breite Palette des Schneesports dort abdecken. Selbst Zipfelbobrennen fanden schon statt.“

Förderung von Jugend im Fokus

Überwiegend aber diene der Sonnenbichl dem Training der Kinder und Jugendlichen aus den fünf Talgemeinden. „163 Kinder fuhren im vergangenen Winter permanent dort“, so der engagierte Toni Schwinghammer.

Der Erfolg gebe dem Verein Recht. Bei den 11- bis 16-Jährigen liege das Tal im Leistungsvergleich mit Skiclubs im Isartal und Schlierach-Leitzachtal überall vorne. Vorbereitet werde auch ein Erbpachtvertrag mit der Gemeinde über die Dauer von 60 Jahren.

Teure Stromleitungen für Asylunterkunft

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Die Asylproblematik beschäftigt das Tal. Bereits Ende Dezember hat die Gemeinde Bad Wiessee das Hotel Rheinland gekauft, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Doch seitdem ist wenig passiert. Am 1. Juli findet jetzt eine Bürgerversammlung statt, in der aufgeklärt werden soll.

Neue Stromleitungen im Haus Rheinland kosten 50.000 Euro

Neue Stromleitungen im Haus Rheinland kosten 50.000 Euro.

Rund 40 Flüchtlinge sollen im Hotel Rheinland in der Münchner Straße 5 Platz finden. Ursprünglich schon seit Februar. Doch Brandschutz und Technik haben der Gemeinde einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Im Februar hieß es von Seiten des Landratsamts, es brauche Brandschutztüren, Rauchmelder und einige andere Details. Damals sollten die Mängel bis April beseitigt sein, damit dann endlich Aslybewerber in Bad Wiessee untergebracht werden könnten.

Stromleitungen für 50.000 Euro

Mittlerweile ist Juni und immer noch ist kein Land in Sicht. Wenig Erfreuliches, zumindest aus finanzieller Sicht, so Rathauschef Peter Höß über das Ex-Hotel. Ein Check der elektrischen Anlagen habe ergeben, dass die Erneuerung der uralten Stromleitungen etwa 50.000 Euro verschlingen werde. Bislang seien dafür nur 12.000 Euro kalkuliert gewesen.

Da die Nutzung des oberen Stockwerks zunächst aus Gründen des Brandschutzes verwehrt war, wird nun eine Außentreppe zu Lasten der Gemeinde angebracht.

Bevölkerung sensibilisieren

Jetzt gehe es nur noch darum, so Höß, die Bevölkerung für das Thema Asyl zu sensibilisieren. Deswegen soll am 1. Juli eine Bürgerversammlung zu diesem Thema stattfinden.

Weitere Themen sind der neueste Stand bei den Planungen für das Jodbad-Areal und das Energiesparen. Höß denkt hier an einen Arbeitskreis. Davon gibt es im Ort allerdings schon nicht wenige. Einige davon mit mäßigem Erfolg.

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