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„Bauwahn“ in Bad Wiessee

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Wie berichtet, stimmte der Bauausschuss vergangene Woche der Bebauung eines ufernahen Grundstückes zu. Unmittelbar an der Hochwasserlinie entsteht ein Einfamilienhaus mit fünf Tiefgaragenplätzen. Die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) ist darüber empört: „Die letzten Idyllen am Tegernsee werden dem Bauwahn geopfert“.

Auf dieser Wiese entsteht das geplante Einfamilienhaus - doch das passt der Schutzgemeinschaft nicht

Auf dieser Wiese entsteht das geplante Einfamilienhaus – doch das passt der Schutzgemeinschaft nicht

Unmittelbar hinter dem schmalen öffentlichen Badeplatz Friedl in Abwinkl soll eine Wiese verschwinden, womöglich auch noch eine Birke auf der Grundstücksgrenze. Ein Bebauungsplan soll voll ausgeschöpft werden. Im Klartext bedeutet dies: die Ausnutzung der Baufläche auf dem knapp 1.600 Meter großen Grundstück mit einem Einfamilienhaus und darunter eine Tiefgarage für fünf Fahrzeuge.

Oberirdisch sollen drei weitere Stellplätze entstehen. Das Haus war längst durch den Bebauungsplan genehmigt. Da aber nun einen Tiefgarage entstehen soll, kam das Projekt zur Wiedervorlage in den Gemeinderat, da die Baugrenzen damit „unterirdisch überschritten werden“. Zwar sah Klaudia Martini (SPD) bei der überdimensionalen Tiefgarage „einen massiven Eingriff in die Natur“, doch letztlich stimmte eine große Mehrheit für den Antrag des Bauherren.

„Geld regiert die Welt“

Dies erregt Angela Brogsitter-Finck, die kämpferische Vorsitzende der SGT, wie sie der Tegernseer Stimme mitteilt. Man habe sich schon vor Jahren gegen die Bebauung dieses und des Nachbargrundstücks am See zur Wehr gesetzt, auch mit einem Anwalt. Doch Brogsitter musste zur Kenntnis nehmen, dass für die beiden Grundstücke, die einst zwei Schwestern des ehemaligen Gemeinderates Stefan Hagn gehörten, Baurecht besteht.

Derzeit ist die Wiese am Seeufer noch frei - das wird sich bald ändern ...

Derzeit ist die Wiese am Seeufer noch frei – das wird sich bald ändern …

Mit dieser Option wurde das südliche Grundstück offenbar an einen betuchten Bauherrn verkauft. Das Nachsehen haben nun Einheimische, wie Brogsitter beklagt, wenn „so mit ihrer Heimat umgegangen wird“ und wieder einmal dem Wachstumswahn gefrönt werde. „Geld regiert die Welt“, schreibt sie. „Die Situation wird sowieso immer dramatischer, da im Grunde auch Gemeinden nichts mehr zu melden haben, wenn das Landratsamt trotz „grünem“ Landrat anders entscheidet. Traurig aber wahr“.

„Die Karawane zieht weiter“

Einen letzten Versuch startet Brogsitter nun beim Wasserwirtschaftsamt, um zu retten, was vielleicht noch zu retten ist. Denn die Miesbacher Behörde entscheidet als letzte Instanz über die Tiefgarage am See. „Wie kann es sein“, schreibt Brogsitter dem Amtsleiter, „dass so nah am Wasser gebaut werden darf, wo man heute weiß, welche Hochwasser eventuell drohen.

Und mit welchem Aufwand alles ausbetoniert werden muss, um diesen Gefahren zu trotzen. Dann noch Tiefgaragen, die bis an die Grundstücksgrenze zum Nachbarn reichen. Wohin sollen die unterirdischen Wasserströme entweichen“. Für die SGT, sowie „vieler besorgter Tegernseer Bürger“, bittet sie um eine „kritische“ Begleitung dieser Planung. Ihr Argument:

Wenn jeder grüne Flecken innerörtlich versiegelt wird, zieht die Karawane der Gäste zu dem Ort weiter, der noch Luft zum Atmen bietet.

Brogsitter verweist auf ein Zitat des emeritierten Professors für Kulturgeographie der Universität Erlangen. Mit Blick auf das Oberland meinte er: „Der Ausverkauf der Heimat führe nur zu einem kurzfristigen Reichtum der Grundstückeigner, langfristig aber trage er nicht zum Wohlfühlen bei. Auch nicht für die Einheimischen“. Diese werden davon ein Lied singen können, wenn sie in den nächsten Sommern wieder am Friedl baden wollen. Sie werden sich mit weniger begnügen müssen.


„Höhere Pro-Kopf-Verschuldung“

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Auch wenn das Minus in der Kasse größer wird, so zeigt sich Kämmerer Toni Demmelmeier zuversichtlich, die Hebesätze der Gemeindesteuern nicht erhöhen zu müssen. Auf dem Prüfstand steht laut Bürgermeister Josef Hartl (FWG) die Kreisumlage von über 3 Millionen Euro. Diese müsse reduziert werden. Außerdem investiert die Gemeinde in die Jugend.

In Waakirchen ist die Pro-Kopf-Verschuldung gestiegen ...

In Waakirchen ist die Pro-Kopf-Verschuldung gestiegen …

Es war ein 160 Seiten starkes Zahlenwerk, in das sich die Ratsmitglieder von Waakirchen am Donnerstagabend vertiefen mussten. Unter dem Strich geht es um einen Gesamthaushalt von 14,5 Millionen Euro. Die Wermutstropfen des Kämmerers sind, dass die Gewerbesteuereinnahmen mit 100.000 Euro geringer angesetzt werden und geringere Schlüsselzuweisungen vom Land „um den nicht unerheblichen Betrag von 243.000 Euro“ erwartet werden. Auch die Zuführung zum Vermögenshaushalt mit 340.000 Euro „liege deutlich unter den im vergangenen Jahr erwirtschafteten Beträgen“.

Vor diesem Hintergrund „wird zum Jahresende ein Schuldenstand von 4.6 Millionen Euro erreicht.“, so Demmelmeier. Dies entspreche einer Pro-Kopf-Verschuldung von 824 Euro. Im vergangenen Jahr waren es noch 728 Euro. Damit liege die Gemeinde über dem Landesdurchschnitt vergleichbarer Kommunen. Dennoch war „die Kassenlage im vergangenen Jahr grundsätzlich gesichert“, betonte der Kassenwart. Er verwies auch auf die Kosten für den „eingeleiteten Breitbandausbau. Für den 1. Bauabschnitt sind 50.000 Euro eingeplant“. Insgesamt würden es 100.000 Euro werden. Dafür gebe es aber eine staatliche Förderung von 80 Prozent.

Sündenbock Kreisumlage

Mit Blick auf die Zahlung an den Landkreis hatte Hartl die Kreisumlage im Visier. Sie sei im vergangenen Jahr um 430.000 Euro auf jetzt 3 Millionen angehoben worden. „Das ist erschreckend, wenn man sich deren Entwicklung ansieht. Als wir 2008 damit anfingen, lagen wir bei 1,3 Millionen Euro.

Allein in den letzten beiden Jahren hat sich die Kreisumlage um 680.000 Euro gesteigert. Das muss man erst einmal erwirtschaften“. Bei der letzten Bürgermeisterdienstbesprechung habe man sich darauf verständigt, im Jahr 2017 die Kreisumlage von 55 auf 54 Prozent zu reduzieren. „Das ist für uns und andere Gemeinden viel Geld“, sagt Hartl den Gemeinderäten zum Trost.

Kredite um „Werte zu schaffen“

An die auffallend vielen jüngeren Gemeindemitgliedern unter den Zuhörern gewandt, sagte Andreas Hagleitner (FWG) als Mitglied des Finanzausschusses, dass man etwa 1,6 Millionen Euro für die Jugend ausgebe. Das wären immerhin „zirka 10 Prozent des Gesamthaushalts“. Hagleitner verwies auf Kinderkrippen, Kindergarten, Schulwegkosten, Unterhalt der Turnhalle und die tägliche Verköstigung von 160 Schülern. „Das ist uns die Jugend wert“, betonte er.

Dies leiste man sich eben, auch wenn der Spielraum für größere Projekte dadurch kleiner geworden sei. Man habe aber bewusst die Gewerbesteuer nicht erhöht, „damit wir unsere Gewerbetreibenden nicht höher belasten. Ob die Grundsteuer sich halten lässt, ist fraglich“, gab Hagleitner zu bedenken.

Rudolf Reber (ABV) zeigte Verständnis für den Haushaltsentwurf. Auch wenn die pro Kopf Verschuldung in der Gemeinde gestiegen sei, „so ist es angesichts des billigen Geldes jetzt günstig, das Geld in die Hand zu nehmen, um Werte zu schaffen“. Der Haushalt des Kämmerers wurde einstimmig angenommen.

Viel Lärm um den Lärmschutz

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Da die bisherige „Verordnung über den Immissionsschutz“ ein „zahnloser Tiger“ sei, verabschiedete der Gemeinderat am Donnerstag zwei neue: eine gesondert als „Hausarbeits- und Musiklärmverordnung“, die andere gegen den Baulärm.

Wegen Lärm auf der Baustelle des Bauherrn Otto Ebster in der Jägerstraße in Bad Wiessee gab es bereits Ärger mit den Anwohnern

Wegen Lärm auf der Baustelle des Bauherrn Otto Ebster in der Jägerstraße in Bad Wiessee gab es bereits Ärger mit den Anwohnern

Selten gingen am Ratstisch in Bad Wiessee die Meinungen quer durch die Fraktionen, wie bei der Vorlage der neuen Bestimmungen gegen den Lärm. Vor allem bei der „Hausarbeits- und Musiklärmverordnung“ schieden sich die Geister, je nach Berufsstand und Grundbesitz. Während Arbeitnehmer unter den Gemeinderäten sich für ein späteres Ende des Rasenmähens aussprachen, war einem anderen die Mittagsruhe zu lang. Dem Gastronom Jupp Brenner war wieder die Nachtruhe ab 22 Uhr zu früh, dies sei „Wahnsinn“, wenn er eine Hochzeitsfeier ausrichte.

Allen gerecht zu werden, war schwierig, dennoch warb Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) für die neue Lärmschutzverordnung, die Geschäftsleiter Michael Herrmann vorstellte. Sie regelt nun, dass „ruhestörende Haus- und Gartenarbeiten“ nur von Montag bis Samstag zwischen 8 und 13 Uhr sowie zwischen 15 und 19 Uhr ausgeführt werden dürfen. Arbeiten mit Benzinmotoren, wie Heckenscheren, Grastrimmer und Laubbläser, dürfen erst um 9 Uhr begonnen werden. Daran müssen sich nun erstmals auch Hausmeister und Hausverwalter orientieren. Hermann erklärt:

Sämtliche Gartengeräte mit Verbrennungsmotoren werden künftig noch strenger behandelt.

Man mache nun zwei Verordnungen, weil in der bisherigen Immissionsschutzverordnung „alles zusammengewurschtelt war und zudem auf einer falschen Rechtsgrundlage erlassen war. Wir wussten nie, können wir diese Verordnung so durchsetzen. Denn wir liefen ständig Gefahr, dass wir dann bei einer Gerichtsverhandlung hinten runterfallen“, so Herrmann. Nun habe man es sauber getrennt.

Sind zwei Stunden Mittagsruhe nötig?

Länger umstritten war im Ratssaal, ob die Ruhezeit um 18 oder 19 Uhr beginnen sollte. Während Klaudia Martini sich für ein Ende der Gartenarbeiten um 18 Uhr aussprach, plädierten Florian Sareiter und Ingrid Versen für 19 Uhr, weil sie auch nach Arbeitsende noch Rasenmähen wollen. Versen (CSU): „Wenn ich auf meinem Rasenmäher sitze, komme ich bei meinem großen Grundstück nicht mit zwei Stunden aus“. Herbert Stadler (CSU) glaubte, dass eine Mittagsruhe von zwei Stunden in der „heutigen Zeit nicht mehr angebracht ist“.

Das wäre früher einmal nötig gewesen, wo man viele Kurgäste hatte, aber heute seien die mittags alle unterwegs. Eine Ruhezeit von 12 bis 13 Uhr würde völlig ausreichen. Denn ihn ärgere es jedes Mal, dass er erst ab 15 Uhr im Garten arbeiten könne. Für ihn sei dies verlorene Zeit. „Er könnte doch in dieser Zeit Unkrautzupfen“, war ein Vorschlag am Ratstisch. Letztlich wurde die „zeitliche Beschränkung ruhestörender Haus- Gartenarbeiten“ genauso einstimmig angenommen, wie die völlig gesonderte „Baulärmverordnung“.

Kampf dem Baulärm

Diese werde wegen der bevorstehen Baumaßnahmen im Ort, wie Bebauung des Jodbadareals, des ehemaligen Brenner-Parks und dem angekündigten Hotelneubau an der Seepromenade notwendig, sagte Höß zu Begründung. „Wir hatten bisher auf diversen Baustellen große Probleme. Unsere Verordnung war ein zahnloser Tiger“, erklärte Herrmann. Nun könne man tätig werden. Bei Verstößen betrage das Bußgeld jetzt 10.000 Euro, „mehr gebe das Gesetz leider nicht her“, bedauerte Herrmann, aber bei drei Verstößen wären es dann auch 30.000 Euro“ Keine Regel aber ohne Ausnahme. Wenn nach 19 Uhr noch der Beton angeliefert werde, müsse dies frühzeitig von der Baufirma der Gemeinde gemeldet werden.

Die Mittagsruhe wird um eine Stunde reduziert, dafür darf auch erst um 8 Uhr mit den Bauarbeiten begonnen werden. „Dieser spätere Beginn war für uns wesentlich“, so Herrmann. Damit habe Wiessee eine „Vorreiter-Rolle im Tal“, lobte Klaudia Martini (SPD). Doch die anderen Gemeinden machen offenbar keinen Gebrauch davon. „Unser ursprüngliches Ziel, eine talübergreifende Lärmschutzlösung herbeizuführen, gelang nicht“, so Höß. Er sei aber der Meinung, dass die Neufassung automatisch noch von den anderen Talgemeinden übernommen werde, „denn eine so gute Verordnung, wo klar zwischen privatem und gewerblichem Lärm getrennt wird, gibt es bislang nicht“, lobte Höß die Arbeit von Herrmann, „denn sie ist auch juristisch sehr gut ausgearbeitet“.

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Besucherstrom zur Traglufthalle

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Viel wurde in den vergangenen Monaten in Rottach-Egern über die Flüchtlingspolitik diskutiert und auch offen ausgetragen. Heute war es soweit. Viele Einheimische kamen ins Birkenmoos, um sich einen persönlichen Eindruck von der Notunterkunft für 120 Flüchtlinge zu machen.

traglufthalle rottach-egern tag der offenen tuer februar 2016

Von links: Alexander Radwan, Christian Köck, Wolfgang Rzehak und Hubert Hörterer.

Die Eckdaten der Traglufthalle sind hinlänglich bekannt. Auf 36 mal 36 Metern Grundfläche werden in den nächsten zwei bis drei Wochen 120 Asylbewerber leben müssen. Nach dem Eintritt durch eine Luftschleuse erwartet den Besucher ein freundlicher Aufenthaltsraum, die „Lounge“, so Bauleiter Roland Meyer von der Herstellerfirma Paranet. Zu sehen sind mehrere Sitzgarnituren, Tische und Stühle. Ein Flachbildschirm soll noch kommen, ebenso ein WLAN-Anschluss. Rechts steht ein Container mit acht Waschmaschinen und acht Trocknern.

Im Anschluss geht es zu dem 22 „Boxen“, den Schlafräumen für jeweils sechs Bewohner. Im Raum, der durch einen Vorhang abgetrennt werden kann, stehen Spinde und zwei Kühlschränke. Abgewandt vom Aufenthaltsraum sind getrennt für Männer und Frauen jeweils 12 Toiletten und sechs Duschen. Das Konzept von Paranet für seine Care Domes sei, erklärt Meyer, großer Raum, aber eingegrenzter Intimbereich. Außerhalb der Halle stehen noch Kochcontainer und ein Essensraum.

„Nicht das Gelbe vom Ei“

Bei einem Presserundgang mit Landrat Wolfgang Rzehak, dem CSU-Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan, Bürgermeister Christian Köck und Dr. Hubert Hörterer als Vertreter des Helferkreises, wird aber auch klar, dass dies auch nur eine Notunterkunft sein kann. „Das ist sicher nicht das Gelbe vom Ei“, betont Rzehak (Die Grünen), der erklärt:

Es ist sicher auch nicht angenehm, hier über mehrere Monate leben zu müssen. Aber es ist ein deutlicher Fortschritt zur Turnhalle in Tegernsee.

Denn man sei hier etwas abgegrenzter und nicht so aufeinander gepfercht. Männer und Frauen haben ihre eigenen Bereiche. „Wir werden alles tun, das ist auch politisches Ziel, dass wir die Tegernseer Notunterkunft bald freibekommen“, versichert Miesbachs Grüner Landrat. Es schaue auch ganz gut aus. Einen Zeitpunkt will Rzehak heute allerdings nicht nennen. „Wenn die Holzkirchner Traglufthalle Ende März steht, haben wir einen gewissen Puffer. Denn länger als drei Monate sollten die Asylbewerber hier nicht wohnen“.

Statt 33 kommen nun 24 Flüchtlinge pro Woche

Oberstes Ziel müsse es sein, die Asylverfahren auf längstens drei Monate zu verkürzen, unabhängig von den hohen Zugangszahlen. „Solange auch die Ausreise nicht geregelt ist, werden solche Notlösungen leider mittelfristige Lösungen sein“. Den einzige Lichtblick, den Rzehak verkünden kann: Die wöchentlichen Zuweisungszahlen seien von der Regierung von Oberbayern von 33 auf 24 gesenkt worden. Dies bringe eine gewisse Entlastung.

Mit den 50 Asylbewerbern, die am Montag von Tegernsee in die Traglufthalle verlegt werden, so Rzehak, wolle man erst einmal den Betrieb ins Laufen bringen und den Bewohnern zeigen, wie das hier so funktioniere. „Nach und nach werden wir dann in den nächsten zwei bis drei Wochen die Halle mit Flüchtlingen aus dem ganzen Landkreis auffüllen“, verdeutlicht Rzehak, „wir wollen hier nicht nur alleinstehende Männer unterbringen. Unser Ziel ist eine gemischte Belegung mit Familien und Kindern“.

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Es sei ein Zweckbau, „aber trotzdem annehmbar“, so Rottachs Bürgermeister Köck (CSU). „Wir reden hier von einer Notunterkunft. Trotzdem ist es sicher angenehmer, als in der Turnhalle. Die Kochgelegenheit bietet die Möglichkeit, traditionell zu kochen. Ich bin positiv gestimmt, dass dies für einen gewissen Zeitraum eine Unterkunft ist“.

Ausdrücklich bedankt sich Köck heute beim über 70-köpfigen Helferkreis, der noch dazu „von der Grundstruktur ein hochkarätiger ist. Das hätte ich mir nicht träumen lassen“. Die große Politik sei zwar nicht sein Thema, so Köck mit Blick auf Rzehak, der trotzdem betont:

Um die Helfer irgendwann zu entlasten, denn für sie ist es über viele Monate eine mentale wie körperliche Belastung, muss man einen Zuzug begrenzen und Obergrenzen schaffen.

Man müsse schauen, dass der Frieden im Ort gewahrt bleibe. „Dafür müssen wir die Leute beschäftigen und sie anleiten, wie bei uns das Leben funktioniert. Dann kommt es auch unter der Bevölkerung nicht zu Missstimmungen“.

Das Stichwort „Obergrenze“ lässt Rzehak als Grüner auch nicht unerwidert. „Die Obergrenze haben wir nicht in der Hand. Für mich ist dies eine fiktive Diskussion. Jeden Freitag 24 neue Flüchtlinge, dies ist unsere Aufgabe, der wir uns stellen müssen. Da jammern wir auch nicht. Bei uns funktioniert das eben ein bisschen anders, als in manch anderen Landkreisen.“

Kalte Halle, warmer Empfang

Am Nachmittag dann ist Einlass für die Besucher, die in Scharen kommen. Trotz strömenden Regens harren sie geduldig in einer langen Warteschlange aus. Mehrere Hundert wollen sich die Unterkünfte anschauen. Rechtzeitig zum Tag der Offenen Tür spielt innen auch eine kleine Combo auf, besetzt vorwiegend aus Flüchtlingen aus dem ganzen Landkreis.

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Mit Klängen aus ihrer Heimat heizen sie den Besuchern etwas ein. Das ist auch bitter nötig, denn die Heizung ist am heutigen Samstag gedrosselt. Aber man könne sie in der Traglufthalle bis zu 30 Grad hochschalten. Der Vorteil der Traglufthalle sei der Luftaustausch, betont Meyer von Paranet, „in der Stunde werden bis zu 16.000 Kubikmeter Luft durch den ständigen Turbinenlauf ausgetauscht“. Der Unterdruck gleiche dem Wohnen in einem dritten Obergeschoß.

Neben dem Landkreis Starnberg sei nun auch Miesbach Vorreiter mit den Kochgelegenheiten. So könnten die Bewohner essen, was sie möchten. Förderlich ist dies auch einer späteren Eingliederung, wenn sie dann einmal in eine Wohnung ziehen, so Meyer. „Denn mit dem Catering wie in Tegernsee kommen die Flüchtlinge später nicht klar“. Viele von ihnen wüßten gar nicht, was ein Herd ist. Meyer. „So werden sie hier bereits darauf eingewiesen und können Erfahrungen sammeln“.

Geteiltes Echo bei Besuchern

Geteilt ist der Eindruck der Besucher, von bedrückend bis komfortabel. Eine Rottacherin: „Ich glaube, in einem Gefängnis hat man mehr Platz“. Ein Ehepaar aus Tegernsee: „Sehr beengt, ich bin ein bisschen schockiert. Für eine Erstaufnahme ist es sicher zweckmäßig, aber dauerhaft ist es unmöglich“.

Anderer Meinung ist eine ältere Dame aus Rottach: „Ich finde es komfortabel“. Ein Rentner aus Rottach. „Wenn du nicht rein musst, ist der Eindruck gut, aber wenn ich hier auf die Dauer leben müsste, bekäme ich einen Kollaps. Es ist doch alles sehr eng. Für mich ist es deswegen vorprogrammiert, dass da wieder welche zusammenrumpeln. Das ist fast schon normal“.

Fotostrecke vom Tag der Offenen Tür / Alle Bilder Felix Wolf

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„Da müssen wir noch Gas geben“

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Erstmals präsentierte sich Stephan Köhl dem Wiesseer Gemeinderat. Der neue Geschäftsführer der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) möchte die Digitalisierung vorantreiben und setzt vor allem auf mehr Übernachtungsgäste aus Bayern. Einen Dämpfer hatte der „Neue“ allerdings mitgebracht: gegen die großen Familiendestinationen jenseits der Grenze habe man keine Chance.

Stephan Köhl ist seit 1. Januar 2016 neuer TTT-Geschäftsführer / Quelle: Stephan Köhl

Stephan Köhl ist seit 1. Januar 2016 neuer TTT-Geschäftsführer / Quelle: Stephan Köhl

Aus vielen Worten des Oberbayern Köhl wurde am Donnerstagabend deutlich, dass er IT-Spezialist ist, im Online- und E-Commerce-Bereich „kenne ich mich wirklich gut aus“, betonte er mehrmals. Nach sieben Wochen im Amt sehe er aber, dass man damit am Tegernsee noch in den Kinderschuhen stecke.

Da müssen wir noch Gas geben. Denn die Digitalisierung ist auf allen Ebenen wichtig.

Im Gegensatz zu seinem vorherigen Arbeitsplatz im Berchtesgadener Land mit den hohen Bergen und 3,5 Millionen Übernachtungen sei für ihn nun der Tegernsee mit seiner Kulinarik und seinen 1,5 Millionen Übernachtungen der Genusssee. „Unser Ziel muss es sein, die Münchner auch als Übernachtungsgäste in der gehobenen Qualität zu gewinnen, aber auch die Gäste von Main und Donau. Wir müssen aber auch offen bleiben für die Familien, die sich keine Vier- oder Fünfsterne-Häuser leisten können, denn deren Kinder sind die Gäste von morgen“.

Dabei sehe die Realität ein wenig anders aus, bemängelte Rolf Neresheimer (ranBW) auf der Gemeinderatssitzung. Für Kinder sei offenbar wenig im Budget der TTT von knapp 4,2 Millionen Euro vorgesehen, Kinderferienprogramme seien gestrichen worden, während für die Webcam auf dem Wallberg 40.000 vorhanden seien. „Für mich ist dies ein krasses Missverhältnis“, so Neresheimer.

Familien waren keine Zielgruppen

TTT-Prokurist Christian Kausch, zuständig für die Finanzen, musste einräumen, dass es in den vergangenen Jahren zwar Programme für Kinder gab, aber Familien nicht als Zielgruppen galten. Köhl gab zu bedenken, dass man gegen die großen Familiendestinationen jenseits der Grenze mit einem sechzehnstündigen Programm keine Chance habe.

Dort würden Hundertausende von Euro für solche kinderfreundlichen Projekte locker gemacht. „Wir dagegen wollen, dass die Familien zusammenbleiben und gemeinsam etwas in der Natur unternehmen. Wir setzen lieber auf mehr Kraxl-Maxl, Fahrrad-Detektive und Spürnasen als auf Erlebnisparks“, so der neue TTT-Chef Köhl.

Die TTT wird für Wiessee teurer

Für das Merketing gebe die TTT 1,8 Millionen Euro aus und stelle 1,4 Millionen Euro für das „Gäste-Anbieterwesen“ bereit. Die eigene Verwaltung mit 46 Mitarbeitern koste nochmals 867.000 Euro. An den Gesamtkosten von 4,18 Millionen Euro ist Wiessee nicht unerheblich beteiligt. Die Gemeinde bezuschusst Köhl und seinen Stab in diesem Jahr mit knapp 1,1 Millionen Euro. Vor zwei Jahren waren es noch 40.000 Euro weniger.

Als Gründe für die „moderate“ Steigerung nannte Kausch, dass „einige Gelder in den letzten Jahren weggefallen sind, zum Beispiel die Finanzierung des Masterplans, der Wegfall der privaten Gesellschafter, die einen Teil der Basisfinanzierung gestemmt haben, zudem ist ein stetiger Rückgang individueller Einnahmen zu beobachten“. Doch langfristig seien Investitionen in die Budgetoptimierung geplant. Dabei dürfte das Potenzial für Kosteneinsparungen groß sein. Alleine für den Betrieb der Tourist-Information in Bad Wiessee „sind in diesem Jahr 275.000 Euro angesetzt“, so Kausch.

Birgit Trinkl (Wiesseer Block) wollte wissen, wofür die 75.000 Euro aus dem Tegernseer Tal an die ATS in Schliersee bezahlt wurden. Dieser Betrag sei vor allem für die Erstellung einer übergreifenden Wanderkarte ausgegeben worden, versuchte Kausch zu erklären. Doch Trinkl gab sich damit nicht zufrieden und monierte: „75.000 Euro für eine Wanderkarte, das ist schon ein bisschen viel“.

Wie lange kann sich Bad Wiessee eine eigene Tourist Info noch leisten?

Wie lange wird es eine Tourist Info in Bad Wiessee geben?

„Wir müssen einen Modus Vivendi mit der ATS in Schliersee finden und beide in den Aufgaben sinnvoll zusammenführen“, betonte dagegen Köhl, „ich bin der festen Überzeugung, dass wir eine Landkreis-Organisation brauchen. Denn die TTT kann nicht irgendwelche Wanderthemen von Holzkirchen bis Miesbach machen. Wir wollen im Tal stark sein“. Wenn sich seine TTT nicht auf Themen fokussiere und lieber einen Bauchladen haben wolle, „dann wird das nichts“.

Die Richtung der TTT geben inzwischen die fünf Talgemeinden als Gesellschafter vor, das damit ein lupenreines Kommunalunternehmen wurde. Und als Mitgesellschafter hatte Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) auch einen Wermutstropfen parat. Die TTT sei zwar ein schlagkräftiges Team, „ob wir aber eine TI in Wiessee in der Form in zehn Jahren noch brauchen, ist fraglich, denn es gibt für die Zukunft inzwischen ganz andere Theorien“, sagte Höß sibyllinisch. So, als wüsste er mehr.

Gemeinden wollen nicht auf Dauer zahlen

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Letzte Vorstellung, Vorhang zu: Am Tegernsee wird es schon bald kein Kino mehr geben. Der Tegernseer und Kreuther Bürgermeister bedauern diese Entwicklung ebenso wie der Rottacher Filmpreisträger Henric L. Würmeling. Doch die Forderung nach finanzieller Unterstützung weisen sie zurück.

Noch bis Ostern wird man sich im Kino an der Weissach Filme anschauen können.

Noch bis Ostern wird man sich im Kino an der Weissach Filme anschauen können.

Er finde es sehr schade, dass das letzte Kino schließe, bedauert Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn (CSU), “Frau Strelow hätte es wirklich verdient, dass ihr großer Einsatz belohnt wird“. Doch Hagn stellt auch klar, dass er Strelows Forderungen nach öffentlichen Mitteln nicht folgen kann. In der jetzigen Form könne man ihr Kino wohl nicht retten. Wenn man das Lichtspielhaus retten wollte, müsse über die Miete gesprochen werden, wie hoch diese tatsächlich sei und ob es Verhandlungsspielraum gebe.

Hagn gibt auch zu bedenken, dass das Kino in die Jahre gekommen sei, die technische Ausstattung sowie die Bestuhlung müssten den heutigen hohen Ansprüchen angepasst werden. „Ob das Kino als Programmkino, ohne sogenannte Blockbuster, eine Chance hat, darf bezweifelt werden, die Nachfrage ist wohl nicht sehr groß“, wendet Hagn ein. Ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept müsste vom Betreiber kommen, der sich auch über die Ausrichtung Gedanken machen müsse.

„Gewerbebetrieb Kino“

„Die Stadt Tegernsee hat Frau Strelow nach Kräften unterstützt. Ich habe ihr auch geraten, sich mit der Standort Marketing Gesellschaft (SMG) in Verbindung zu setzen, um hier mögliche Kooperationspartner zu finden“, erklärt Rathauschef Hagn. „Ob sie das getan hat, und ob sie sich externe Hilfe geholt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Nur auf die Gemeinden loszugehen ist zu kurz gesprungen“. Strelow hatte in ihrem offenen Brief den Gemeinden vorgeworfen, ihr offizieller Antrag auf Unterstützung durch die Gemeinden sei durch die Bank mit dem Totschlagargument „Gewerbebetrieb“ abgeschmettert worden.

„Wenn dieses Kino mit seinem wirklich anspruchsvollen Programm mit einer Kneipe, Drogerie, und ähnlichem gleichgesetzt wird, dann muss man sich nicht wundern, wenn der Betreiber irgendwann total kaputt das Handtuch wirft“, wetterte Strelow am Wochenende. Hagn entgegnet ihr nun: „Man kann natürlich trefflich darüber streiten, ob Kinos nicht auch förderungswürdige Kultureinrichtungen sein können, die Diskussion müsste dann aber für alle Kinos in Bayern geführt werden – sie führt also nicht zum Ziel“.

Die Ausstattung des Kinos scheint in die Jahre gekommen.

Die Ausstattung des Kinos scheint in die Jahre gekommen.

Hagn fragt sich, mit welcher „Begründung hier die Allgemeinheit einspringen soll?“. Denn das Kino sei ursprünglich im Eigentum der Betreiber gewesen. Diese hätten es verkauft, um ihre privaten Belange abdecken zu können. „Es stellt sich schon die Frage, ob die finanziellen Probleme nicht hausgemacht sind?“, moniert Hagn. „Fakt ist daher, dass das Kino in der jetzigen Form wohl wirtschaftlich nicht überlebensfähig zu sein scheint. Eine dauerhafte Bezuschussung, woher auch immer, halte ich für nicht tragbar, da wir die Probleme nur in die Zukunft schieben“.

„Bürger jammern immer zu spät“

Ähnlich äußert sich auch Josef Bierschneider (CSU). Auch sein Gemeinderat habe sich mit der Anfrage von Frau Strelow befasst, das Kino zu bezuschussen. „Letztendlich haben wir ihr aber keine Zusage geben können, weil es haushaltsrechtlich äußerst problematisch ist, dauerhafte Zuwendungen an einen gewerblichen Betrieb zu geben“, so Kreuths Bürgermeister gegenüber der Tegernseer Stimme. Deshalb habe man Frau Strelow zum einen empfohlen, die Gründung eines Fördervereins anzustoßen.

„Zum anderen haben wir ihr zugesagt, dass wir gerne unser gemeindliches Mitteilungsblatt für Berichterstattung über das Kino zur Verfügung stellen, um das Angebot „Kino“ noch mehr zu bewerben. Darüber hinaus haben wir in Zusammenarbeit mit Frau Strelow die Beschilderung für das Kino an unseren Straßen verbessert“, erklärt Bierschneider. Doch wie man es letztendlich schaffe, mehr Besucher in das Kino zu bringen, dafür habe er leider auch kein Patentrezept.

„Leider wird bei den Bürgern immer erst dann gejammert, wenn etwas nicht mehr da ist, aber im Vorfeld sind die meisten dann doch nicht bereit, das Angebot vor Ort zu nutzen“, beurteilt Bierschneider die Lage. „So ist es nicht nur beim Kino, so ist es auch im Einzelhandel. Meist wird nur über Internet oder beim Großmarkt weiter weg billig eingekauft, und erst wenn der Einzelhändler vor Ort schließt, merkt man, dass man mit seinem Einkaufsverhalten die Betriebe vor Ort kaputt gemacht hat“.

Filmpreisträger wirbt für Fortbestand

„Grosses Kino auf der Berlinale und  –  am Tegernsee Vorhang zu“, schreibt Henric L. Würmeling der Tegernseer Stimme. Würmeling, der inzwischen in Rottach-Egern lebt, ist vom Fach. Er war viele Jahrzehnte Redakteur des Bayerischen Fernsehens, davon die letzten zehn Jahre Programmbereichsleiter. Seine ARD-Dokumentationen erhielten zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Fernsehpreis.

Für einen Filmemacher wie Würmeling ist der Verlust eines ambitionierten Kinos besonders schmerzlich. „Kein Kino mehr für Kinder wie das Weihnachtsprogramm „Heidi „, Jugendliche müssen fürs Kino aus dem Tal und was sollen die Touristen und Sommergäste bei schlechtem Wetter machen“, schreibt Würmeling.

„Frau Strelow hat mit unermüdlicher Energie, Gespür und Engagement bis ans finanziell Eingemachte anspruchsvolles Kino ins Tal gebracht. Volkstheater ist wichtig, aber Kino für alle auch. Beides hat mit Unterhaltung und Kultur zu tun. Helft, dass Strelows Kino an der Weissach bleiben kann“, engagiert sich der preisgekrönte Würmeling. Doch die Fakten sprechen gegen den Fortbestand des Kinos.

Ohne Bilanz kein Zuschuss

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In schwere Wasser ist offenbar die Gmunder Firma Evotion Events mit ihrem Triathlon für dieses Jahr geraten. Peter Targatsch als Veranstalter will von der Gemeinde eine Finanzspritze von 1.000 Euro. Doch der Gemeinderat mauerte, er will zunächst die Bilanz für 2015 sehen.

Der Tegernsee Triathlon ist bei Sportlern jedes Jahr sehr beliebt

Der Tegernsee Triathlon ist bei Sportlern jedes Jahr sehr beliebt

Es war quasi ein Bettelbrief von Targatsch an die Gemeinderäte, aus dem Laura Wagner (Grüne) am Dienstagabend zitierte: „Er ist finanziell in einer schwierigen Situation“. Die Event-Firma von Targatsch braucht offensichtlich auch kleinere Beträge, zum Beispiel eine Kostenübernahme der „Feuerwehrleistungen beim Tegernsee Triathlon 2016“, der für den 10. Juli geplant ist. Bleibt die Finanzspritze aus, könnte dem Wettkampf die Luft ausgehen, war im Rathaussaal zu hören.

Bei den Meetings der vergangenen Jahre waren noch einige namhafte Sponsoren mit von der Partei, von Audi, der Kreissparkasse, dem E-Werk bis zu dem bedeutenden Immobilienunternehmen Jost Hurler. Damals saßen die Gelder noch lockerer. Die Zeiten änderten sich, das Sponsoring auch. Jetzt hängt der Triathlon am Tropf eines Mineralwasserabfüllers, einer Brauerei, der BOB oder einer Gmunder Baustoffhandlung. Offensichtlich decken die Sponsoren- und Startgelder nicht mehr die Ausgaben, zum Beispiel für die Löhne und Materialkosten der Feuerwehr.

Für Rathauschef Georg von Preysing (CSU) ist dies ein leidiges Thema: „Es gibt eine Vereinbarung der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) und der Firma von Peter Targatsch, der Evotion Events, dass ein Teil der Kosten gesponsert wird. Darin sind auch die Kosten der Feuerwehr enthalten“. Bislang habe man „hin und wieder“ dem Veranstalter diese Kosten erlassen, die der Kämmerer übernommen habe. Die TTT steuere 2.000 Euro bei, so von Preysing.

„Guter Werbeeffekt“ des Triathlons

Nun gehe es aber um die kommenden Veranstaltungen. „Die Frage ist: wollen wir diese Personalkosten künftig tragen“, fragte von Preysing in die Runde. Es gehe immer um knapp 1.000 Euro. Er verwies zudem darauf, dass die Gemeinde auch die Kosten des Bauhofes für die Beschilderung trage.

„Auch dafür haben wir nichts verlangt, weil es uns diese überregionale Veranstaltung wert ist. Jetzt geht es darum, wer die Löhne der Feuerwehr zahlt.“ Wenn diese die Gemeinde nicht übernehme, könne Targatsch „den Triathlon nicht durchführen“, orakelte der Bürgermeister.

Unternehmerisches Risiko

Nahezu einig war man sich am Ratstisch, dass der Triathlon und der Tegernsee Lauf, der auch von Targatsch veranstaltet wird, einen „guten Werbeeffekt“ haben und mit den Übernachtungen Geld im Tal bleibe. Der Triathlon hatte im vergangenen Jahr 600 Teilnehmer, 5.000 kamen zur Laufveranstaltung. Doch mit der Offenlegung von Bilanzen dieser Veranstaltungen hapere es, wie die Gemeinderäte unisono bedauerten. Ohne Überblick über die Gesamtkosten könne man nicht beurteilen, so Michael Huber (SPD), „ob die beantragten 1.000 Euro gerechtfertigt sind“. Franz von Preysing (CSU):

Weil die Bonität nicht so gut läuft, sollen wir jetzt zuschießen. Das ist kein Verein, sondern eine Privatperson, die wir unterstützen sollen. Wenn wir dies tun, kommt der nächste. Das können wir so nicht machen, auch wenn ich die Veranstaltung gut finde.

Wenn Gmund den Veranstalter nicht unterstütze, so Johann Schmid (SPD), „wird der Triathlon über kurz oder lang einschlafen, denn er hält sich geradeso über Wasser“. Deshalb brauche man „Zahlen auf dem Tisch“, forderte Otmar Straßmüller (FWG). Einstimmig verabschiedet wurde der Vorschlag des Bürgermeisters. Von Preysing forderte die Evotion Events UG auf, „eine Bilanz vom Triathlon des vergangenen Jahres vorzulegen. Verweigert Targatsch diese, bekommt er keinen Zuschuss für den neuen“. Der 20. Triathlon in Gmund im Juli steht unter keinem guten Stern.

Rabenschwarzer Tag für Ebster

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Neun Millionen steckt die Ebster GmbH in ihr Bauvorhaben in der Jägerstaße in Bad Wiessee. Doch die drei anfallenden Kostenbescheide von 16.000 Euro dafür wollte Otto Ebster nicht zahlen. Stattdessen klagte er heute vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht in München. Doch Ebster musste eine krachende Niederlage erleiden.

Neun Millionen Euro investiert die Ebster GmbH in ihr Bauvorhaben in Bad Wiessee. Doch wegen drei Kostenbescheide klagte  Otto Ebster gegen den Freistaat.

Neun Millionen Euro investiert die Ebster GmbH in ihr Bauvorhaben in Bad Wiessee. Doch wegen drei Kostenbescheide klagte Otto Ebster gegen den Freistaat.

Schon oft lag der 75-jährige Ebster mit den Behörden im Clinch. Ob bei seinen Baumfällaktionen oder Baumängeln in seinen Wohnanlagen. Derzeit entsteht eine neue Anlage in der Jägerstraße. In vier Häusern sind 36 Eigentumswohnungen und 70 Tiefgaragenplätze geplant. Laut Richterin Cornelia Dürig-Friedl betragen die Baukosten „über neun Millionen Euro“. Allein die Tiefgarage verschlinge bereits 1,9 Millionen Euro.

Diese Zahlen seien so vom Bauträger dem Landratsamt genannt worden. Daraufhin erließ das Landratsamt am 7. Mai vergangenen Jahres eine Kostenfestsetzung für eine Baugenehmigung, eine Abgeschlossenheitsbescheinigung, die den Anteil der Wohnung am Grundstück regelt und einen Gebührenbescheid aufgrund der Fremdenverkehrssatzung der Gemeinde Bad Wiessee. Zusammen ergab dies einen Betrag von 16.000 Euro. Dagegen erhob Ebster am 15. Juni Einspruch und klagte einen Monat später. „Das ist ein bisschen spät, denn die Klagefrist endet nach vier Wochen“, so die Richterin.

„Wurde vom Landratsamt falsch beraten“

Da half es auch nichts, dass Ebster als Prokurist seiner Firma immer wieder mit Entschuldigungen auftischte, wie: „das habe ich nicht richtig gelesen, uns hat man was anderes erzählt, wir haben nichts schriftlich, wir wurden vom Landratsamt falsch beraten“. So musste sich Ebster öfter vom Gericht anhören, „dass sich das Landratsamt am Kostenverzeichnis orientiert hat und die Prüfung des Brandschutznachweises korrekt ist, da die vom Kläger angegebenen Baukosten für die Tiefgarage vorgelegen haben“.

Daraus ergebe sich nun mal die Höhe des Betrages. Die Richterin gab Ebster den Rat, die „dicken“ Kostenverzeichnisse der Gebühren künftig besser zu lesen. „Wir haben uns die Kostenrechnung angeguckt, sie ist schon in Ordnung“, musste die Richterin mehrmals wiederholen, weil Ebster offenbar das Gericht nicht verstand oder nicht verstehen wollte. Dürig-Friedl: „Sie haben eine Menge gebaut, deshalb werden die Kostenbescheide so teuer“.

„Versäumnisse des Bauträgers“

Zu hoch waren Ebster auch die Kosten für die sogenannte Abgeschlossenheitsbescheinigung. Pro Wohnung berechnete das Landratsamt 80 Euro, pro Tiefgaragenstellplatz 40 Euro. Für sechs Abstellkammern wurden nochmals je 80 Euro in Rechnung gestellt. Das wäre viel zu hoch, klagte Ebster dagegen, andere Landratsämter würden weniger berechnen.

Doch Martin Pemler als Vertreter des Landratsamtes verwies auf den Nachbarlandkreis Bad Tölz und auf Traunstein, dort würden ähnliche Gebühren erhoben wie in Miesbach. „Die Gebühren entstehen, weil sie so etwas Großes bauen“, gab die Richterin zu bedenken. „Von ein paar Gebühren muss der Freistaat auch leben“, schmunzelte die Richterin, aber rein rechtlich sei es eben so.

Ebster hatte bereits mehrmals Probleme mit den Behörden, unter anderem wegen unerlaubtem Bäume-Fällen in der Jägerstraße. / Archivbild

Ebster hatte bereits mehrmals Probleme mit den Behörden, unter anderem wegen unerlaubtem Bäume-Fällen in der Jägerstraße. / Archivbild

Ebster schrieb sie ins Stammbuch: „Der Bauträger hat es versäumt, den Wohnungen auch die entsprechenden Tiefgaragenplätze zuzuordnen. Das hätten sie leicht machen können“, argumentierte sie. Das sei so üblich. „Wenn sie Tiefgaragen und Kellerabteile nicht den Wohnungen zuordnen, dann ist das Sondereigentum, das sie extra verkaufen können“. Dann sehe dies im Grundbuchamt und bei den Gebühren anders aus.

Ebster versuchte dem Gericht klarzumachen, er würde gerne kleiner bauen, wenn es die Satzung zuließe. Denn er könne keinen Käufer bei einer entsprechend großen Wohnung verpflichten, drei Stellplätze zu kaufen.

Lehrstunde für Ebster

Strittigster Punkt der Verhandlung war, dass Ebster glaubte, er sei von der Fremdenverkehrsabgabe befreit. „Wir haben einen qualifizierten Bebauungsplan, wir dürfen nichts anderes als Wohnungen bauen“, erklärte er vor Gericht. Ebster hatte beim Kauf des Grundstückes in der Jägerstraße offenbar übersehen, dass dort zuvor ein Hotel im Bebauungsplan genehmigt war. Ebsters Problem nun sei, so die Richterin, dass er keinen Antrag zur Befreiung von der Fremdenverkehrsabgabe gestellt habe. Denn dass zwei verschiedene Satzungen für ein Grundstück gelten, sei rechtlich absolut in Ordnung.

Ebster musste auch vom Gericht aufgeklärt werden, dass die Teilungserklärung sehr wohl etwas mit der Fremdenverkehrssatzung und den anfallenden Gebühren von 3.600 Euro zu tun habe. Zudem können für ein Grundstück mehrere Satzungen gelten: für die Stellplätze, die Entwässerung und für die Gestaltung. Ebster musste vom Gericht aufgeklärt werden, dass diese Vorgaben trotz eines Bebauungsplanes gelten würden.

Richterin Dürig-Friedl zu Ebster gewandt: „Meine Entscheidung wird ihnen nicht gefallen“. So war es auch. „Das Gericht weist den Kläger darauf hin, dass rechtlich mehrere Satzungen für ein Grundstück gelten können und dass hier die Satzungen über den Fremdenverkehr etwas anderes regeln können, als der Bebauungsplan. Die Fremdenverkehrssatzung betrifft das ganze Grundstück, unabhängig von einer Nutzung. Der Kläger nimmt die Klage zurück“.

Hohes Bußgeld für Fällaktion droht

Aufmunternd meinte die Richterin nach dem Urteilsspruch, das sei eben das Leben mit so großen Bauvorhaben. Ebster entgegnete: „Wir werden keines mehr machen“. Es war eine bittere Lehrstunde in Sachen Gebührenbescheide für Ebster, er nahm sämtliche Klagen zurück und verkündete dem Gericht: „Gegen uns findet ein Haberfeldtreiben in den Medien statt“.

Demnächst sieht man seine Ebster GmbH wieder vor Gericht. Dann geht es um einen Bußgeldbescheid der Gemeinde Bad Wiessee. Diesmal könnte es um 50.000 Euro für eine Fällaktion am Klosterjägerweg gehen. Doch die Bösen sind bei Ebster immer die anderen, erzählt man sich in der Gemeinde.


Mehr Grün statt Kunst

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Der Gmunder Kreisel bei Seeglas soll schöner werden, doch wie? Seit geraumer Zeit liegen Vorschläge dafür auf dem Ratstisch. Sie reichten von zahlreichen Kunstobjekten bis zur einfachen Begrünung. Am Dienstagabend gab es nun eine Vorentscheidung: keine Künstler werden beauftragt, sondern das Gartenbauamt. Es soll sich Gedanken bis zur nächsten Sitzung machen.

Der Kreisverkehr in Gmund soll schöner werden - der Gemeinderat beriet über die Gestaltung

Der Kreisverkehr in Gmund soll schöner werden – der Gemeinderat beriet über die Gestaltung

Es sei zwar das Einfallstor an den Tegernsee, so Martina Ettstaller (CSU), „aber jedes Mal, wenn ich den Kreisel passiere, rege ich mich über die drei „Bamerl“ auf. In Österreich ist an den Kreiseln Leben, bei uns ist es nur trist“. Damit dies nicht so bleibt, hatte Bürgermeister Georg von Preysing zuletzt die Bevölkerung um Ideen gebeten. Es seien viele Vorschläge gekommen. Vor allem von Kunstschaffenden, die ihr Werk im Straßenverkehr platziert sehen wollten. Eine kostspielige Bandbreite habe die Gemeinde erreicht, eine Stier-Plastik aus Bronze ebenso, wie ein Entwurf aus Stein und Glas.

Doch vor solch starren Hindernissen im Kreisel warnt das Straßenbauamt Rosenheim. Es verwies Gmund auf eine 57-seitige Studie aus Baden-Württemberg über Unfälle an Kreiseln und wie diese zu verhindern sind. Vor allem wenn größere Steine oder Bauwerke als starre Hindernisse einen Kreisel zieren, kann es zu schweren Unfällen kommen, dokumentierten die Fotos, die dem Gemeinderat von Geschäftsleiter Florian Ruml gezeigt wurden. Die Kunst im Kreisel zerlegte so manches Fahrzeug. Die Folge: Tote und Verletzte. Bei solchen Kunstwerken stelle sich auch die Haftungsfrage, wer hat den Kreisel gestaltet, wer war dafür verantwortlich. Das geringste Gefährdungspotenzial gehe von einer niedrigen Bepflanzung oder von leicht verformbaren Elementen aus. Feste Hindernisse sollten zumindest eine Sollbruchstelle aufweisen.

Kostengünstige Begrünung

In der Unfallstudie aus Freiburg heißt es, „dass die meisten Unfallverursacher ohne Beeinträchtigung durch weitere Verkehrsteilnehmer auf die Kreismitte prallen“. Folglich, so die Expertenmeinung: „Sicherheit und Unversehrtheit der Verkehrsteilnehmer haben im Straßenverkehr immer Vorfahrt vor Kunst und Poesie. Freiluftmuseen mit tonnenschweren Monumenten haben im Kreisel nichts zu suchen!“ Für Preysing war es daher rätselhaft, wie Waakirchen die Venus-Skulptur aus Metall im Kreisel an der Staatsstraße genehmigt bekam.

Ruml konnte ihn aufklären: „Das war eine Sondergenehmigung der Regierung von Oberbayern.“ Zudem, so von Preysing, habe die Diskussion über den Ludwig-Erhard-Brunnen gezeigt, „dass unter Kunst jeder etwas anderes versteht“. Für ihn erledigte sich schnell die Fragestellung, ob man für viel Geld einen Künstler beauftragen oder den Kreisel lieber nur begrünen solle. Auch seine Ratsmitglieder folgten der kostengünstigeren Variante. Barbara Miller (SPD) schlug vor:

Je einfacher, desto besser.

Sie plädierte für ein hohes Rundbeet mit Blumen. Gleicher Meinung war auch Helga Wagner (Grüne): „Weniger ausgeben“. Christine Zierer (FWG) gefällt der Kreisel, so wie er jetzt ist. Man könne auch mit dem Gmunder Wappen den Kreisel gestalten, meinte Alfons Wagner (CSU).

In der Faschingszeitung 2014 wurde Georg von Preysing als Caesar im Gmunder Kreisel abgebildet ... Quelle: Jörg Friedrich

In der Faschingszeitung 2014 wurde Georg von Preysing als Caesar im Gmunder Kreisel abgebildet/ Quelle: Jörg Friedrich

Laura Wagner von den Grünen dachte auch an die Bienen und plädierte für eine naturbelassene Grünfläche. Ihrem Vorschlag folgte von Preysing: Blumenwiese mit Akzent. Der Beschluss: Wiedervorlage mit geeigneten Vorschlägen des Bauamtes zur Bepflanzung bei einer der nächsten Sitzungen.

Den anwesenden Künstlern, die sich vielleicht schon Hoffnungen auf einen Auftrag machten, gab der Rathauschef mit auf den Weg: „Ihr könnt ja eine Keramikblume stiften“. Bis dahin könne man ja den Cäsar aus dem letzten Faschingszug im Kreisel platzieren.

Stop-and-go für Haslberger

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Jetzt ist es soweit: Franz Josef Haslberger kann mit dem Umbau der Söllbachklause in Bad Wiessee beginnen. Dafür steht für das Haus mit den Niederstubn im Ortskern die Ampel immer noch auf rot. Der Grund: Es fehlen noch Gutachten.

Besitzer Franz-Joseph Haslberger will die Söllbachklause modernisieren.

Jetzt kann es losgehen: Besitzer Franz Joseph Haslberger will die Söllbachklause modernisieren. /Archivbild

Nachdem offenbar im Frühjahr der Bauer in der Au als Ausflugslokal wieder zur Einkehr einlädt, könnte sich bald auch in Haslbergers anderen Lokalen etwas tun. Denn für die Söllbachklause liegt seit 3. Dezember vergangenen Jahres eine Baugenehmigung vor, wie das Landratsamt der Tegernseer Stimme bestätigt. Werden die Touristen Wiessees bald wieder an idyllischen Orten bewirtet werden? Vieles deutet darauf hin.

Umfangreicher Umbau

Nach zwei Jahren im Dornröschenschlaf könnte dem beliebten Ausflugslokal an der Wanderroute zur Auer- und der Schwarzentenn-Alm bald wieder Leben eingehaucht werden. Dafür soll der bislang eher triste Bau ein völlig anderes Gesicht bekommen. Der Freisinger Baustoffunternehmer Haslberger plant umfangreiche Änderungen. Im Erdgeschoß ist ein seitlicher Anbau als zusätzlicher Gastraum mit etwa 50 Quadratmeter vorgesehen, sowie eine Terrasse mit 70 Sitzplätzen. In dem aufgestockten Obergeschoß wird zudem eine Tenne für Veranstaltungen entstehen.

„Neben dem Geschäft mit dem regulären Wanderbetrieb soll der neue Wirt auch die Möglichkeit erhalten, dort größere Veranstaltungen auszurichten“, erklärte Bauamtsleiter Helmut Köckeis im September. Haslberger hatte seine Pläne dem Bauausschuss vorgelegt. Gemeinderätin Klaudia Martini (SPD) wollte aber bei einer Umbau-Genehmigung sichergestellt wissen, „dass die Söllbachklause in Zukunft ausschließlich als Gaststätte genutzt wird“.

Anwalt dämpft Erwartungen

Strittig war bislang die Einfahrt zur Tiefgarage. Zwei Alternativen gab es, die mit dem Naturschutzreferat des Landratsamtes abgesprochen werden mussten. Grundsätzlich sei jede genehmigungsfähig, hieß es im Herbst. „Herr Haslberger wurde aufgefordert, uns eine der beiden Alternativen planerisch aufzuzeigen. Sobald uns dies vorliegt, kann konkret darüber befunden werden“, so Gerhard Brandl damals für die Miesbacher Behörde.

Offensichtlich wurde nun Einvernehmen erzielt, denn eine Baugenehmigung sei bereits am 3. Dezember erteilt worden, so das Landratsamt heute. Dennoch wird sich das Vorhaben noch hinziehen, „da erst noch eine ganze Reihe Dinge abgeklärt werden müssen, unter anderem die Abwasserbeseitigung und die Stromzufuhr“, so Haslbergers Anwalt Matthias Dürr gegenüber der Tegernseer Stimme.

Statiker haben das letzte Wort

An anderer Stelle im Ort kann Haslberger hingegen noch nicht „Gas geben“: die Umgestaltung des Wohn- und Geschäftshauses mit den „Niederstubn“ stockt. Bislang hing die Baugenehmigung an fehlenden Stellplätzen für die erweiterte Gaststätte samt Biergarten. Doch darüber einigte man sich mit der Gemeinde. Da Haslberger neun Stellplätze auf seinem Grundstück nicht nachweisen konnte, zahlte er dafür. Grundlage war ein Stellplatzablösevertrag.

Damit es bei der Niederstubn weiter gehen kann, fehlen noch Gutachten.

Damit es bei der Niederstubn weiter gehen kann, fehlen noch Gutachten. / Archivbild

Alles schien in trockenen Tüchern und eine Baugenehmigung bereits für November möglich. Doch jetzt legt sich erneut das Landratsamt quer: Es fehle noch das Gutachten „von speziell ausgebildeten Statik-Ingenieuren“ für die Standsicherheit und den Brandschutz. „Ein Gutachten des Sachverständigen haben wir aber noch nicht erhalten. Der Sachverständige braucht zur Prüfung Unterlagen vom Bauherrn zur Statik. Ob er diese Unterlagen vom Bauherrn komplett erhalten hat und wann das war, können wir nicht sagen“, so Pressesprecher Birger Nemitz auf Nachfrage.

Sobald das Gutachten vorliege, könne eine Baugenehmigung auch kurzfristig erteilt werden. Ob dann allerdings wirklich mit den Umbauten begonnen wird, bleibt fraglich. Denn eine Eigenschaft Haslbergers sei, so ist in Wiessee zu hören, dass er sich gegenüber der Öffentlichkeit immer bedeckt halte. Er sei schließlich auch nicht verpflichtet, mitzuteilen, wann er „anpackt“.

„So stelle ich mir die Solidarität nicht vor“

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Seit mehr als einem Jahr gibt es im Tal Streit um Anteile an Wiessees Spielbankabgabe. Jetzt nimmt Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn gegenüber der TS Stellung zu der Klage der anderen Gemeinden. Dabei stellt er fest, dass die Solidarität im Tal auf Gegenseitigkeit beruhen muss.

Johannes Hagn gibt Stellung zur Spielbankabgabe.

Johannes Hagn nimmt Stellung zur Spielbankabgabe. / Foto: ZDF

Es geht um viel Geld. 28 Millionen Euro hatte die neue Spielbank Bad Wiessee 2005 gekostet. Doch allein 2014 warf das Kasino 18,5 Millionen Euro für den Freistaat ab. Davon zahlte er Bad Wiessee neben der Miete auch eine Abgabe von 15 Prozent der Erträge, für 2014 waren dies knapp 2,8 Millionen Euro.

Nach einer Vereinbarung von 1977 wurden jedoch auch die Nachbargemeinden an den Einnahmen beteiligt. Doch seit das Finanzministerium im Februar vergangenen Jahres angefragt hatte, ob es Tegernsee und Rottach-Egern 2015 je 100.000 Euro, Kreuth und Gmund je 50.000 Euro ausbezahlen soll, stoppt die Auszahlung. Denn Wiessees Bürgermeister Peter Höß hatte entdeckt, dass versäumt wurde, die Nachbargemeinden an den Kosten zu beteiligen.

„Keine Gewinnbeteiligung“

Höß will das Geld lieber zurückhalten, bis die Nachbarn ihren Anteil an den Baukosten abgestottert haben. Höß im Januar gegenüber der Tegernseer Stimme: „Kein Baukostenzuschuss, keine Gewinnbeteiligung.“ Die anderen Gemeinden klagen jedoch jetzt dagegen. Hagn, als Wortführer seiner betroffenen Tal-Kollegen, erklärt nun, dass es sich bei der Klage um eine „rein juristische Maßnahme“ handeln würde.

Da der Bau der Spielbank über entsprechende Mieteinnahmen finanziert werde, könne er das Ansinnen nach Beteiligung an den Baukosten nicht nachvollziehen. „Deshalb habe ich“, so Hagn, „dem Tegernseer Stadtrat empfohlen, hier nicht nachzugeben“. Tegernsees Rathauschef rechtfertigt sich damit, dass das Schreiben des Finanzamts für Körperschaften in München vom November 2014, in dem die Spielbankabgabe ausgesetzt wurde, mit „keiner Rechtsbehelfsbelehrung versehen“ war.

Juristenstreit

„Fraglich ist nun, ob das Schreiben des Finanzamts als Verwaltungsakt zu werten ist“, lässt Hagn nun prüfen, „sollte dem so sein, ergäbe sich eine Rechtsbehelfsfrist von einem Jahr. Um hier nicht in eine Verjährung zu geraten, musste noch innerhalb eines Jahres vorsorglich Einspruch eingelegt werden“. Beklagter sei das Finanzamt München Abteilung Körperschaften, somit der Freistaat Bayern. Hagn:

Die Klage ist dann bereits erledigt, wenn das Gericht zum Ergebnis kommt, dass es sich bei dem Schreiben nicht um einen Verwaltungsakt handelt.

Er hält es auch für möglich, dass die Entscheidung ohne öffentliche Verhandlung ergeht. Der eigentliche Knackpunkt der Klage sei, dass Bad Wiessee behaupte, die Vereinbarung von 1977 bis zum Neubau einer neuen Spielbank sei befristet gewesen. „Aus den mir vorliegenden Unterlagen wurde dies jedoch seitens der Stadt Tegernsee stets in Abrede gestellt.“

Weiter sei festzuhalten, dass ohne das Zutun der Gemeinden Rottach-Egern und Tegernsee in Bad Wiessee wohl keine Spielbank gebaut worden wäre. „Es hätten auch Tegernsee oder Rottach-Egern zum Zug kommen können, beziehungsweise keine der drei Gemeinden“, entgegnet Hagn dem Ansinnen von Höß.

Keine Solidarität

Fakt sei, dass Tegernsee seinen damals gestellten Antrag auf Spielbankkonzession zurückgenommen habe. „Rottach-Egern hat von einer bereits vorbereiteten Antragstellung Abstand genommen. Die Beschlussbuchauszüge sind hier eindeutig“, erklärt Hagn.

„Den Bürgern der Stadt Tegernsee sind deshalb erhebliche Einnahmen zugunsten der anderen Gemeinde nicht zugeflossen. Erwähnenswert ist auch noch, dass die Gemeinden Gmund und Kreuth aus Gründen der Solidarität einen Anteil aus unserem Teil der Abgabe erhalten haben“.

Laut ursprünglicher Vereinbarung von 1951 habe der Gemeindeanteil von Bad Wiessee ursprünglich nur 50 Prozent betragen. Dieser sei über die Jahre zu Lasten der anderen Gemeinden zwischenzeitlich auf über 90 Prozent gewachsen. Hagn: „So stelle ich mir die Solidarität im Tegernseer Tal allerdings nicht vor.“

Scherenattacke im Medical-Park

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Zwischenfall im Medical Park in Bad Wiessee: Wie die Polizei heute bestätigt, ist es am Freitag unter Gästen zu einem Streit gekommen. Offenbar handelt es sich um eine Auseinandersetzung unter Familienmitgliedern. Dabei soll ein jüngerer Mann einen anderen Mann mit einer Schere attackiert haben.

Bei einem Familienstreit im Medical Park wurde eine Person mit einer Schere verletzt.

Bei einem Familienstreit im Medical Park wurde am Freitag eine Person mit einer Schere verletzt. / Archivbild

Zunächst war von einer Messerattacke mit Verletzten in der Hubertusklinik in Bad Wiessee die Rede, als der Hinweis die Tegernseer Stimme erreichte. Es soll unter Gästen aus einem Emirat zu einem Streit gekommen sein.

Auf Nachfrage bestätigt nun Roman Hörfurter von der Polizei in Bad Wiessee den Vorfall. Demnach hat es am Freitag einen Streit innerhalb einer Familie zwischen einem jüngeren und einem älteren Mann gegeben. Hörfurter berichtet:

Einer der beiden Familienmitglieder griff zu einer Schere und verletzte die andere Person. Diese musste ärztlich behandelt werden.

Das Opfer befindet sich aber nicht in Lebensgefahr, so Hörfurter weiter. Gegen den vermeintlichen Täter laufen Ermittlungen wegen gefährlicher Köperverletzung. Als Tatwaffe wurde die Haushaltsschere ermittelt. Der Vorgang spielte sich innerhalb einer Familie ab, außerhalb des öffentlichen Raumes. Deswegen wurde der Fall auch nicht unmittelbar an die Presse weitergegeben.

Es ist übrigens kein ungewöhnliches Verfahren, dass man Familienstreitigkeiten nicht immer gleich der Presse meldet, meint Hörfurter. In diesem Fall stellt sich die Frage, inwieweit dies für eine große Öffentlichkeit von Interesse ist, wenn sich innerhalb einer Familie ein Streit entlädt. „Mit solchen Zwischenfällen könnte man mit Sicherheit ganze Zeitungen füllen“, glaubt der Polizeibeamte abschließend.

„Bei uns rührt sich was“

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Die Bilanz einer „gesunden Gemeinde“ verkündete Rathauschef Georg von Preysing (CSU) am Donnerstagabend seinen Bürgern. Die großen Bauvorhaben Maximilian und die Fertigstellung von Kaltenbrunn würden Gestalt annehmen. Doch zur Großbaustelle in diesem Jahr werde Gmund mit der Sanierung der Tölzer Straße.

Zahlreicher Besucher fanden sich gestern im Neureuthersaal in Gmund ein

Zahlreicher Besucher fanden sich gestern im Neureuthersaal in Gmund ein

Der Neureuthersaal war gut besucht und der Rathauschef sorgte mit flotten Sprüchen zwischen den einzelnen Kapiteln seiner knapp zweistündigen Veranstaltung dafür, dass kaum jemand vorzeitig entschwand. Verwundert war Preysing, dass kein schriftlicher Antrag von Bürgern zur Aussprache vorlag. Dies sei einmalig in den 16 Jahren seiner Amtszeit. Er sei froh in einer Gemeinde zu wirken, „in der sich im positiven Sinn etwas rührt“. Gmund sei eine finanziell gesunde Gemeinde, „die Pulver hat“. Dies sei das Ergebnis strategischer Entscheidung von vielen Jahren.

Damit unterscheide sich Gmund von anderen Gemeinden, die immer recht kurzfristig agieren würden. Beim Kapitel Einnahmen verwies Preysing auf die knapp 4,4 Millionen Euro, die von der Gewerbesteuer in die Gemeindekasse flossen, weitere 3,5 Millionen Euro als Einkommensteuer-Anteil kamen hinzu. Die Einnahmen aus der Zweitwohnungssteuer hätten sich mit 260.000 Euro fast verdoppelt, „weil wir da ein bisschen nachjustiert haben“, erklärte Preysing, ohne ins Detail zu gehen.

Pro-Kopf-Verschuldung steigt

Bei den Ausgaben war der größte Posten die Kreisumlage mit über 3 Millionen Euro, den gleichen Betrag in etwa kosteten auch die 90 Mitarbeiter Gmunds. An die Tegernseer Tal Tourismus GmbH zahlte die Gemeinde als Gesellschafter 250.000 Euro. Unter dem Strich ergebe sich für Gmund ein Schuldenstand von 5,5 Millionen Euro, 700.000 Euro mehr als 2014.

Damit stieg auch die pro-Kopf-Verschuldung von 816 auf 922 Euro. „Wenn jeder von euch etwas da lässt, dann könnten wir unsere Schulden gleich abbauen“, meinte von Preysing belustigt. Der Schuldenschnitt vergleichbarer Gemeinden liege bei 770 Euro. An Rücklagen habe der Kämmerer aber immerhin 8,1 Millionen Euro. „Da wir insgesamt im Plus sind, rede ich mich heute ein bisschen leichter“, meinte der Rathauschef nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme.

Beim Kapitel Baumaßnahmen verwies Preysing auf den Flächennutzungsplan, der bereits seit Jahren entwickelt werde, aber noch stocke, „weil ein paar Gemeinderäte eine andere Meinung hätten, wie sich der Ort entwickeln soll“, so Preysing. Momentan entscheide darüber das Landratsamt. „Wir mussten den Flächennutzungsplan nach einer Begehung des Umweltausschusses ändern. Aber das, was wir machen wollen, machen wir trotzdem, es dauert halt nun ein bisschen länger“, sagte der selbstbewusste Rathauschef.

Schnelleres Internet für ganz Gmund

Bei den Projekten für dieses Jahr kam von Preysing vom Landbaderfeld, das jetzt offiziell „Am Hoffeld“ heiße, zum Breitband-Ausbau, der sich noch“ zurückhaltend gestalte“. Dies würde sich aber ändern, da jetzt die Telekom Gmund als attraktiven Standort ausgemacht habe. Konkrete Planungen gebe es nun für die Waldsiedlung in Moosrain. Da dafür ein Förderprogramm vorliege, würden die Arbeiten noch in diesem Jahr durchgeführt werden. Die ganze Gemeinde soll dann bis zum Frühjahr 2017 über ein schnelleres Internet verfügen.

Wichtig war dem Gemeindevorsteher noch eine Richtigstellung zu Zahlen der Flüchtlinge in Gmund. Der Ort stelle 60 Plätze zur Verfügung, belegt seien derzeit aber nur 43. Die Belegung der Unterkünfte erfolge durch das Landratsamt. Bei dieser Gelegenheit dankte Preysing dem engagierten Helferkreis, der ziemlich genau seit einem Jahr aktiv sei. Da die Freiwilligen aber „fast rund um die Uhr“ tätig seien, bräuchte der Helferkreis dringend Nachwuchskräfte.

„Rewe-Markt eröffnet im August“

Im Kapitel Ausblick verwies Preysing auf das jahrzehntelange Sorgenkind in der Ortsmitte, dem Maximilian, bei dem es nun zügig vorangehe. Während der Rewe-Markt außen noch ein „totaler“ Rohbau sei, hätte er bei einer Begehung dieser Tage festgestellt, dass innen schon alles gefließt sei, schilderte von Preysing seine Eindrücke. „Die sind weiter, wie man meint, der Markt wird spätestens im August eröffnet“, prophezeite Preysing . Im denkmalgeschützten Altbau der Brauerei werde bereits auf der Seite zum Berg mit den Neubauten begonnen, die Tiefgarage und der unterirdische Küchenteil seien bereits betoniert.

„Da geht es schön vorwärts“, so Preysing mit Blick auf die andere „große“ Baustelle: Kaltenbrunn. Der Rinderstall mit seinem „wunderschönen Saal“ werde im Sommer fertig, rechtzeitig zum traditionellen Tag der Blasmusik in Gmund. Zur Fertigstellung des ehemaligen Pferdestalls mochte Preysing noch nichts sagen, weil der „noch nicht ganz in trockenen Tüchern“ sei. Wie das Dauerproblem mit den fehlenden Parkplätzen gelöst werden soll, erwähnte Preysing nicht.

Die Gemeinde Gmund feiert in diesem Jahr 90. Geburtstag

Die Gemeinde Gmund feiert in diesem Jahr 90. Geburtstag

Dafür erwähnte er die energetische Sanierung der Gemeindewohnungen. Auch neue Wohnungen seien geplant, eine im Obergeschoß des Bahnhofs, sowie zwei weitere im Kindergarten, der dafür aufgestockt werde. Weit gediehen sei auch der neue Bahnhalt für die BOB an der Realschule. „Der wird heuer noch gebaut“, so Preysing. Eine Großbaustelle bekomme Gmund mit der Sanierung der Tölzer Straße vom Bahnhof bis zur Realschule. In drei Bauabschnitten werde der Gehsteig durchgängig auf zwei Meter verbreitert. In der Straße müsste der Kanal, die Wasserleitungen und das Breitbandkabel neu verlegt werden. „Das wird schon eine heftige Maßnahme, da bitte ich jetzt schon alle um Verständnis“.

Für die betroffenen Anlieger gibt es am 4. April eine Versammlung, in der die Baumaßnahmen vorgestellt werden. Die Sorgen der Bürger sind dem Rathauschef offenbar ein Anliegen. Ähnlich, wie Kreuth es bereits vormachte, wird es im Innenteil des nächsten Gemeindeboten ein paar Seiten mit einer Bürgerbefragung geben. „Wir wollen von euch wissen, wo euch der Schuh drückt, damit wir nicht am Bürger vorbei arbeiten“, stellte Preysing in Aussicht. Der wichtigste Termin für Gmund in diesem Jahr sei der 11. Juni. An diesem Tag vor 90 Jahren sei die Gemeinde Gmund gegründet worden. Bis Jahr 1926 ist Gmund noch von Ostin verwaltet worden. „Das möchst doch gar nicht glauben, dass uns Ostin einmal regiert hat. Gründungsmitglieder von damals bekommen an dem Abend alles umsonst“.

Das Landbaderfeld – „ein Fall Kreidl?“

Das Lachen verging Preysing, als eine Besucherin die Vergabe der Planungen des Landbaderfelds mit dem Fall Kreidl verglich. Wieso Städteplaner von Angerer mit dieser „hässlichen Planung“ beauftragt wurde und nicht ein Ortsplaner. „Ist das wieder ein Fall Kreidl?“, fragte die Gmunderin. „Oha“, erwiderte Preysing, „danke, dass sie mir dies zutrauen“.

Eberhard von Angerer habe den Bebauungsplan mit der Gemeinde entworfen. Zudem seien Straßen, Häuser und Grünflächen ja noch nicht fertig. Das dauere. „Man kann sicher streiten, ob die Entwürfe gelungen sind, aber auf alle Fälle ist es kein Fall Kreidl“, erwiderte dessen Parteifreund Preysing etwas angesäuert. Ansonsten hatte er leichtes Spiel.

Frühling im Winter

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Einen geschenkten Sonnentag hatten Wanderer heute in den Tegernseer Bergen. Eine idyllische Winterlandschaft, gepaart mit Einsamkeit und Sonne. Wer das Glück hatte, wie hier am Berggasthof Neureuth auf 1.200 Meter Höhe, einen Platz an der windgeschützten Hauswand zu ergattern, gab diesen auch so schnell nicht wieder her.

Traumtag auf der Neureuth ...

Traumtag auf der Neureuth …

Auf der Terrasse begegneten sich noch Rodler und bereits wieder Biker. Ein seltenes Zusammentreffen. Doch der Blick gen Westen lässt erahnen, dass der winterliche Frühlingstag nur von kurzer Dauer ist. Das Wochenende soll nass und kalt werden

„Der Gestank war einfach unerträglich“

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25.000 Euro investiert die Stadt Tegernsee in ein Gutachten, das klären soll, ob der Badestrand Point noch mit Schadstoffen belastet ist. Während Bürgermeister Johannes Hagn keinen Grund zur Besorgnis sieht, hat Hans Greither als ehemaliger Anwohner schlimme Erinnerungen an die einstige Müllhalde am schönsten Fleck in Tegernsee.

"Sommer dahoam": Auch an der Point hat man einen herrlichen Blick auf den Tegernsee.

Der Strand an der Point ist heute ein beliebter Badeplatz.

Wo jetzt die Orthopädische Klinik steht, war einst die Villa des Grafen Arco Valley. Das Anwesen erwarb 1930 der Münchner Arzt Dr. Otto Greither, um es in die Kurklinik Seeheim umzuwandeln. Als einziges Haus mit Park und Seeufer gehörte es bald zur ersten Adresse am Tegernsee. Prominente Gäste kamen. UFA-Stars residierten hier, bis die Nazis 1939 das Seeheim für die Kinderlandverschickung nutzten.

Nach dem Krieg konfiszierte die US-Armee das Haus für verwundete GI’s. 1953 wurde das Seeheim der Familie Greither zurückgegeben, und Sohn Hans führte es mit seiner Frau als Kurheim. Doch in den Folgejahren überwarf sich Hans Greither mit der Gemeinde, da sie am Leeberg eine Mülldeponie errichtete.

Gestank und Ratten

Greither „stank“ es so, dass er 1958 das Seeheim an den Arzt Erwin Kudernatsch und den Sanatoriums-Inhaber Anton Endisch verkaufte. Einige Jahre später veräußerten sie ihre Kurklinik an die LVA München. Daraus wurde dann die Orthopädische Klinik Tegernsee. So viel zur Vorgeschichte.

Auf Nachfrage äußert sich nun Hans Greither, der in der Jachenau lebt, zu der Müllhalde am Fuß des Leebergs. „Die gemeindliche Deponie am schönsten Fleck von Tegernsee war ein großes Ärgernis“, erinnert sich der 90-Jährige. „Viele Gäste reisten überstürzt und verärgert ab, da der Gestank vor allem bei Westwind unerträglich wurde“. Auf der Point sei alles abgeladen worden, darunter auch Küchenabfälle und Hinterlassenschaften aus Metzgereien. Dies hätte auch viele Tiere angelockt.

Ganze Schwärme von Krähen suchten im Müll nach Futter und es wimmelte vor lauter Ratten. Die Krähen verschleppten Aasstücke bis auf mein Grundstück und der Gestank war unerträglich.

Da der Zugang zur Deponie Tag und Nacht geöffnet gewesen sei, hätte Jedermann dort seinen Abfall jeglicher Art entsorgen können. Bekannt im Rathaus ist offenbar, wie es jetzt hieß, dass bis vor knapp 60 Jahren Bürger an der Point ihren Hausmüll abladen konnten. Ob es sich nur um Hausmüll handelt, bezweifelt allerdings Greither: „Es ist durchaus möglich, dass auch giftige Stoffe dort entsorgt wurden.“

„Unhaltbare Zustände“

Greither habe sich in den 50er Jahren immer wieder an den damaligen Bürgermeister gewandt und um Abhilfe gebeten. Auch viele seiner Gäste sollen sich im Rathaus über die unhaltbaren Zustände beschwert haben. „Doch von Seiten der Stadt wurde nichts unternommen, um diesen Zustand zu beenden. So entschloss ich mich zum Verkauf und habe Tegernsee verlassen“, meint Hans Greither rückblickend.

So sah die Kurpension der Familie Greither damals aus

So sah die Kurpension der Familie Greither aus.

Dessen Neffe, Dr. Andreas Greither, erwarb 2012 das historische Stieler-Haus an der Point. Heute kaum vorstellbar ist, dass dort in den 50er Jahren noch eine Mülldeponie für unhaltbare Zustände an einem der schönsten Flecken des Tegernsees sorgte.


„Asphaltwüste“ in Bad Wiessee

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Immer mehr Leerstände von Geschäften prägen das Ortsbild des einstigen Nobel-Kurortes Bad Wiessee. Zwar soll der Lindenplatz nun bald ein neues Gesicht bekommen, doch dem Verein „Aktive Wiesseer“ gehen die Planungen nicht weit genug. Sie fühlen sich von der Gemeinde im Stich gelassen.

Der Leerstand ist in Bad Wiessee algegenwärtig.

Der Leerstand ist in Bad Wiessee algegenwärtig.

Wer von der Spielbank in den Ortskern fährt, dem bietet sich ein ziemlich trostloses Bild. Auf beiden Seiten der Münchner Straße verwaiste Läden, die nicht zum Flanieren einladen. Etwa zehn Geschäfte stehen in Wiessee leer. Auch Neuansiedelungen sind meist schnell wieder weg. Es mangelt an Kunden, wie es auch der Verein „Aktive Wiesseer“ beklagt.

„Keine Verbindung zum Ortskern“

Dessen Vorsitzender Robert Kühn gegenüber der Tegernseer Stimme: „Wiessee krankt daran, dass zu wenig Gäste kommen und die Laufkundschaft fehlt. Früher hatten wir in Bad Wiessee mehr Modegeschäfte als Rottach. Aber mit den sinkenden Gästezahlen schwanden auch die Läden“.

Als eine der Ursachen dafür sieht Kühn die fehlenden Rahmenbedingungen, damit sich der Handel wieder niederlasse. „Auch wenn man den Ortskern aufhübschen will, so hat sich bislang noch nichts getan. Bis jetzt ist er einfach nicht einladend. Der Einzelhandel aber prägt das Bild des Ortes“.

Und der sei bis hoch in der Münchner Straße vertreten. Doch im Konzept des Ortsplaners Eberhard von Angerer, der nur die Umgestaltung des Lindenplatzes im Auge habe, komme dieser Bereich nicht vor. „Hier sind etliche Gewerbetreibenden zentriert, doch eine optische Verbindung zum Ortskern gibt es nicht“, beklagt Kühn.

Hochglanz-Magazin soll Kunden bringen

Hier fehle ein durchgängiges Konzept für ein Einkaufserlebnis links und rechts des Zentralparkplatzes. Breitere Gehwege etwas weiter weg von der Straße würden ebenso fehlen, wie Beete und kleine Bäume zur schöneren Gestaltung. „Wer geht schon an dieser Asphaltwüste gerne nach oben“, stellt Kühn ernüchternd fest, der dort selbst ein Geschäft betreibt.

Mehr Akzeptanz erhoffen sich die „Akiven Wiesseer“ von einer neuen Image-Broschüre im Frühjahr. „Mit diesem Hochglanz-Magazin wollen wir die Leute darauf hinweisen, dass sie in Wiessee noch von den Geschäfteinhabern beraten werden. Wir bieten die Kompetenz vor Ort, wird unser Motto sein, das dann hoffentlich eine bessere Besucherfrequenz bringt“, so Kühn.

Viele Gewerbeflächen stehen aktuell leer.

Viele Gewerbeflächen stehen aktuell leer.

Den Leerstand zu minimieren sei alleine Sache des Vermieters, zu welchen Bedingungen er seinen Laden zur Verfügung stellt, argumentiert dagegen Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block): „Es ist auch für kleinere Läden hier nicht einfach, das nötige Potenzial zu erreichen, um die Miete zu zahlen und davon leben zu können“

Vor allem im Textilbereich würden sich viele Kunden inzwischen über das Internet versorgen. Diese Entwicklung sei für den Einzelhandel schwierig. „Abfedern kann man dies vielleicht durch einen guten Service“, glaubt Höß. Helfen würde schon, glaubt der Rathauschef, wenn sich die Inhaber dazu „durchringen“ könnten, auch mittags die Geschäfte offen zu halten.

Höß hofft auf Drogerie-Markt

Ebenso wichtig wäre für den Ort ein Drogerie-Markt, nachdem eine Filiale der Schlecker-Kette geschlossen wurde. „Es muss das Ziel sein, einen Drogerie-Markt anzusiedeln, denn die Artikel braucht jeder Haushalt“, weiß Höß. So würden für die Kunden nur die beiden Läden in Rottach-Egern bleiben.“ Wenn die aber schon im Nachbarort sind, besorgen sie sich dann auch noch andere Artikel. Derzeit gibt es aber in Wiessee keine entsprechend großen Räumlichkeiten, wie es heute bei Drogerie-Märkten Standard ist“, so Höß.

Um dem Leerstand zu begegnen setzt der Bürgermeister ganz auf die geplanten Hotelneubauten an der Seepromende, auf dem Jodbad-Areal und der Hirschbergstraße. Damit könne auch das „entsprechende Klientel“ in den Ort kommen. Wiessee habe zwar schon potenzielle Gäste aus den Emiraten, aber für diese fehle das Angebot. „Es gibt Gäste im Medical-Park wie im Jägerwinkel, die aber wegen des nicht vorhandenen Exklusiv-Angebots bei Schuhen und Kleidung extra mit dem Taxi nach München fahren und dann in der Maximilianstraße shoppen“, sagt Höß. Rottach-Egern reiche diesen arabischen Gästen auch nicht.

Allein deren Begleitpersonen kaufen noch im Tal ein. Höß: „Aber die, die das Geld richtig ausgeben, fahren oft nach München“. Da das Angebot die Attraktivität eines Ortes bestimmt, werden deren Gäste als auch Bewohner wohl noch länger in München shoppen, denn noch tut sich in Wiessee nichts. Der erste Spatenstich für die „Sportsclinic“ auf dem Jodbad-Areal soll im Sommer dieses Jahres erfolgen. Mit einer Fertigstellung wird erst frühestens 2018 gerechnet. Die Gewerbetreibenden in Bad Wiessee haben also noch eine lange Durststrecke vor sich.

90.000 Euro Strafe für Fällaktion

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Schon wieder steht Otto Ebster am Pranger. Diesmal geht es um das illegale Fällen von drei Laubbäumen auf seinem Baugrundstück in der Jägerstraße. Die Nacht- und Nebelaktion erfolgte im September 2014. Gestern flatterte dem uneinsichtigen Ebster die Strafe dafür auf den Tisch: 90.000 Euro Geldbuße fordert die Gemeinde Bad Wiessee von seiner Ebster GmbH.

90.000 Euro Geldbuße fordert die Gemeinde Bad Wiessee für die Baumfällaktion von der Ebster GmbH.

90.000 Euro Geldbuße fordert die Gemeinde Bad Wiessee für die Baumfällaktion von der Ebster GmbH.

Ein „Haberfeldtreiben“ der Medien finde gegen ihn statt, beklagte kürzlich der 75-Jährige vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht, als er gegen einen Kostenbescheid des Landratsamtes klagte und kläglich scheiterte. Für das etwa 9 Millionen teure Bauvorhaben in der Jägerstraße mit 36 Eigentumswohnungen und 70 Tiefgaragenplätzen verweigerte Ebster die amtlichen Gebühren von 16.000 Euro.

Nun sorgt er für das gleiche Grundstück erneut für Schlagzeilen. „Die Geldbuße allein beträgt 82.000 Euro“, erläutert Geschäftsleiter Michael Herrmann den Bußgeldbescheid der Gemeinde. „Hinzu kommen Kosten von 5.000 Euro für den Bescheid und Auslagen für den Gutachter. Zusammen ergibt dies dann für Ebster knapp 90.000 Euro“, so Herrmann.

Ebster habe bei der Fällaktion einer Birke, eines Ahorns und einer Eiche vorsätzlich gehandelt, um den Wert seines Grundstücks zu steigern, hieß es dazu im Oktober 2014 im Gemeinderat. Die Bäume waren Bestandteil der geforderten Grünflächen. „Wir haben hier einen Bebauungsplan und einen Freiflächenplan, die beide rechtskräftig sind“, bekräftigt Herrmann, „es war für Ebster klar erkenntlich, dass diese Bäume stehen bleiben müssen“.

„Die Bäume waren kerngesund“

Die Gemeinde stützt sich in ihrer beträchtlichen Geldbuße auf das Gutachten einer „Koryphäe aus der Oberpfalz“. Der Experte habe die Baumstümpfe gesehen und hätte daher exakte Rückschlüsse auf den Zustand und die Gesundheit der drei gefällten Laubbäume ziehen können. „Die Bäume waren kerngesund und hätten eine sehr gute Wachstumsprognose gehabt“, so das Urteil des Baumsachverständigen. Hermann glaubt:

Ich bin mir sicher, dass die Richterin uns stützen und unserem Bescheid diesmal folgen wird.

Er geht außerdem davon aus, dass Otto Ebster gegen den Bescheid klagen wird, wie schon einmal, als die Gemeinde ihm einen Bußgeldbescheid von 50.000 Euro für eine Fällaktion im Klosterjägerweg zustellte.

Auch dort ließ Ebster drei Laubbäume kappen, die seinem Mehrfamilienhaus im Weg standen. Doch bei der Verhandlung vor dem Amtsgericht Miesbach im Sommer vergangenen Jahres kam Ebster noch mit einer Geldstrafe von 5.000 Euro glimpflich davon, weil das Gericht nicht mehr zweifelsfrei klären konnte, „ob sich die gefällten Bäume im oder außerhalb des Baufensters befanden“, so Richterin Elke Dellner damals. Im neuesten Fall ist sich Herrmann ziemlich sicher, dass es diesmal mit der Geldbuße in dieser Höhe klappt.

Von Tirol nach Rottach: Aus alt mach neu

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Seit 1577 steht der alte Bauernhof hoch über Brixlegg. Nun aber wird er abgetragen und in den nächsten Tagen in Rottach-Egern wieder zusammengefügt. Josef Bogner will den Blockbau aus der späten Renaissance zu einer Attraktion machen. Als Tiroler Hof wird er die Gsotthaber Stuben ersetzen und damit das neue Zuhauses des „Zotzn“ werden.

Lange machten die Bogners ein Geheimnis um den Standort ihres Tiroler Hofes, den sie erworben haben. Mehr als Brixlegg im Unterinntal verrieten sie nicht. Doch jetzt, wo der Holzbau durch eine Firma aus Gmund abgetragen wird, brachen Senior und Junior gegenüber der Tegernseer Stimme das Schweigen: „Es geht weit rauf zu dem Hof“. In der Tat. Die einspurige Straße Richtung Alpbachtal windet sich in etlichen Serpentinen den Südhang hoch. Rundherum kommen noch verschneite Gipfel zum Vorschein. Eine Idylle. Keine Zweitwohnungsburgen verschandeln die Fahrroute bis auf 750 Meter Höhe, vorbei an einsam gelegenen Bauernhöfen.

Doch ein Kran in der Ferne weist bereits den Weg zu dem inzwischen eingerüsteten Uralthof aus dem 16. Jahrhundert. Bis vor kurzem sei der Hof noch von zwei etwa 90-jährigen alleinstehenden Männern bewohnt gewesen. Doch als einer von ihnen starb, konnten die Bogners den Hof erwerben. Er hat sechs Kammern, unten den Stall, oben die Tenne, erzählt Josef Bogner jun., der kräftig mit anpackt. Schon Monate zuvor war er hier und hat jeden einzelnen der 3.000 Balken mit einem Metallschild nummeriert, damit bei der Wiederaufstellung in Rottach nichts schieflaufe.

Die Zeit blieb stehen

Doch der äußere Schein eines intakten Bauernhauses trügt. „Die Räume waren in einem katastrophalen Zustand, nahezu alles war verkommen. Die beiden alten Bauern hatten nur Strom, aber kein fließend Wasser, kein Bad und keine Toilette, nur ein Plumpsklo“, erzählt Bogner beim Rundgang durch das alte Gebälk, dessen Böden vielfach schon durchgefault sind. „Die Vorbesitzer sind in den 60er Jahren stehengeblieben.

Seitdem ist an dem Hof nichts mehr gemacht worden. Innen sah es aus wie vor 200 Jahren“, berichtet Bogner, dem man als Betrachter nur zustimmen kann. Allerorten viel Gerümpel, das es nun zu entwirren gilt. Bogners Ziel:

Wir müssen nun sortieren, was wir als Erstes brauchen. Auch der Dachstuhl muss zunächst vorbereitet und bearbeitet werden. Doch die alten Balken sollen auf alle Fälle bleiben. Wir wollen alles so wieder herstellen.

Über seinen Onkel, der in Brixlegg das Bauernhofmuseum führt und schon viele Höfe abgetragen hat, sei ihm der alte Hof angeboten worden. Der Gedanke war, den Hof wiedererstehen zu lassen und ihn nicht den Altholzhändlern zu überlassen. Denn diese Branche würde den Hof zusammenschneiden und dann die Teile als Altholz verkaufen.

„Dass jemand so wie wir den Hof wiederaufstellt, ist eher die Ausnahme. Das ist schon etwas Besonderes“, sagt Bogner in der Mittagspause. Den ganzen Vormittag hatten er und seine vier Helfer aus dem Tegernseer Tal Dachplatte für Dachplatte abgetragen und gestapelt. „Die bleiben hier. Sonst wird von dem alten Hof alles mitgenommen“, so der neue Betreiber des Zotzn.

Ein Hof voller „Patina“

Für ihn sei es wichtig, dass die älteste Form einer Fassade in Blockbauweise erhalten bleibt. Damals, als es in einem der ältesten Siedlungsräume des unteren Inntals nur vereinzelt Sägemühlen gab, wurden die Baumstämme nur mit einfachen Werkzeugen wie Axt und Säge waagerecht aufeinander geschichtet. Daher will Bogner die Stämme des massiven Holzblockbaus auch nicht behandeln oder groß säubern. „Wenn wir da etwas machen würden, wäre die schöne Patina weg“, sagt der neue Besitzer des Hofs, „der sonnenverbrannte Charakter soll bleiben“. Der alte Hof diene aber nur als Hülle. Innen werde er ganz normal gemauert, verriet Bogner sen. kürzlich der Tegernseer Stimme.

Man sei gut im Zeitplan, sodass der Einzug im Oktober oder November zu packen sei. „Dann könnte auch die Hutmacherei Martin Wieser im Obergeschoß sein Geschäft aufsperren“, das von außen über eine Rampe zu erreichen sei. „Anfang Dezember könnten wir dann den neuen Zotzn eröffnen“, so Bogners Planung. Zu den Kosten schweigt Bogner jun., aber wer schon einmal gebaut habe, wisse, was so etwas ungefähr koste. Von mehr als 1,3 Millionen Euro ist für den neuen Zotzn-Komplex samt Cafe Kutschen-Museum die Rede. Kommt es so, wie von den Bogners gedacht, wäre Rottach-Egern um eine Attraktion reicher: um die Fassade eines Bauernhauses aus der späten Renaissance-Zeit. Wer hat das schon.

Hier noch einige Eindrücke:

Eine der sechs Kammern des Hofes

Eine der sechs Kammern des Hofes

Die einstige Stube mit Kachelofen

Die einstige Stube mit Kachelofen

Hoch über Brixlegg im Inntal auf 750m Höhe steht der Hof - noch

Hoch über Brixlegg im Inntal auf 750m Höhe steht der Hof –
noch

 Josef Bogner jun.

Josef Bogner jun.

 Josef Bogner jun.

Josef Bogner jun.

Zotzn Brixlegg 6

Zotzn Brixlegg 7

Die Böden im Stall waren schon durchgefault

Die Böden im Stall waren schon durchgefault

So könnte die Fassade in Rottach als Zotzn aussehen.

So könnte die Fassade in Rottach als Zotzn aussehen.

So, oder so ähnlich könnte die Wiedergeburt des Hofes aussehen

So, oder so ähnlich könnte die Wiedergeburt des Hofes aussehen

Über 3.000 Hölzer wurden nummeriert

Über 3.000 Hölzer wurden nummeriert

Thun will „keinen Jodelkitsch“

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Große Beachtung fand heute Nachmittag die Eröffnung einer Ausstellung über die Architektur im Alpenraum. Etliche Bürgermeister fanden sich in Bad Wiessee ein. Sie erfuhren nicht nur weitere Details über die Ausgestaltung der neuen „Sportsclinic“ und des Badehauses. Architekt Matteo Thun plädierte gegen den sogenannten „Jodelkitsch“ am Tegernsee.

In ihren Händen liegt die Zukunft von Bad Wiessee: Florian Kamelger (SME Sports Medicine Exellence Group), Architekt Matteo Thun und Peter Höß (Bürgermeister).

In ihren Händen liegt die Zukunft von Bad Wiessee: Florian Kamelger (SME Sports Medicine Exellence Group), Architekt Matteo Thun und Peter Höß (Bürgermeister).

Bad Wiessee müsse neue Wege bei seiner Planung gehen. Denn der Jodelkitsch passe nicht in die nächsten 20 Jahre, appellierte Matteo Thun an die sehr zahlreichen Zuhörer in der Wandelhalle. Man sei den nächsten drei Generationen etwas schuldig und nicht den scheinbaren Wünschen der Gäste aus Wuppertal oder Hamburg nach einem Jodelkitsch wie in Tirol, der nicht in das Tal passe.

„Ein Zeitgeist darf hier nicht auftauchen. Hier ruft man sonst vielleicht sechs Monate in der Hotellerie Hurra. Das Ziel des neuen Klinikhotels muss es sein, vor allem in der toten Zeit von Herbst und Winter genügend Patienten zur Behandlung in dieser Zeit zu motivieren“, so Thun zu seinen Überlegungen.

Gute Architektur als Leitmotiv

„Jedes der drei in Wiessee geplanten Hotels wird eine andere Ausrichtung bekommen. Sie werden das Ortsbild entscheidend prägen“, begrüßte Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) die Gäste. Deshalb solle man sich hier an den „guten Beispielen“ der Ausstellung orientieren.

Ein Entwurf von Matteo Thun für das neue Badehaus in Bad Wiessee.

Ein Entwurf von Matteo Thun für das neue Badehaus in Bad Wiessee.

Auch Eigentümer von bereits bestehenden Häusern könnten sich hier noch viele Anregungen holen. „Gute Architektur von heute hat auch in 100 Jahren noch ihren Wert“, ist das Leitmotiv dieser Ausstellung.

Ein ausführlicher Bericht folgt am Sonntag auf der Tegernseer Stimme.

Wenn Profit die Architektur bestimmt

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Freimütig räumte der Südtiroler Architekt am Freitagnachmittag ein, mit seinem Multi-Millionen-Projekt einer Wiesseer Therme Ende 2012 nicht die ökonomische Effizienz geprüft zu haben. Dafür übernehme er die Schuld. Nun sei Bad Wiessee aber auf dem „richtigen Weg“. Die Planung für das Jodbad habe jetzt, davon ist Thun überzeugt, die richtige Größe.

Wiessees Bürgermeister Peter Höß überreichte Mattheo Thun ein Gastgeschenk.

Wiessees Bürgermeister Peter Höß überreicht Matteo Thun ein Gastgeschenk.

Die notwendige Frischzellenkur für das etwas angestaubte Bad Wiessee, schrieb kürzlich die Süddeutsche Zeitung über den Kurort, lockte am Freitagnachmittag viele Interessierte in die Wandelhalle. Zu sehen gab es eine Ausstellung über Südtiroler Alpenarchitektur, die derzeit auch von Matteo Thun geprägt wird.

Der Südtiroler war auch in Wiessee bemüht, mit einem Thermen-Hotel neue Wege zu gehen. Sein Entwurf von 2012 scheiterte jedoch, weil sich kein Investor fand. Die Gründe dafür sucht Thun auch bei sich selbst:

Die Komplexität und die Dimension waren schlicht und einfach nicht zielführend, mea culpa. Die ökonomische Nachhaltigkeit war falsch gewichtet.

Nun liege das Ergebnis des Umdenkens vor, mit dem man auf dem „richtigen Weg“ sei. Das neue Jodbad im Badehaus und die Einbeziehung des Badeparks sei auch in der Größe die „geschäftlich beste Lösung“ für Wiessee.

„Das Tegernseer Tal lechzt nach Aktivität und Natur“

Ohnehin stehe über allem die „Profitabilität“, so Thun. „Wir stehen unter einem wahnsinnigen Kostendruck. 90 Prozent unseres Berufes ist Kostendezimierung und nur 10 Prozent Kreativität. Wenn wir alle zusammenhalten, dann können wir mit diesen 10 Prozent vielleicht etwas Gutes machen“ hoffte nicht nur Thun, sondern sicher auch die Sports Medicine Excellence Group (SME), für die der Italiener weitere Sportkliniken projektiert.

Als Schweizer Investor mit dabei Florian Kamelger. Er glaube, das Tegernseer Tal lechze nach Aktivität und Natur. Deshalb investiere sein Unternehmen auch in ein entsprechendes Hotel, „in dem der Gast aktiv Regeneration betreiben soll“. Mit der Sportsclinic biete man ein Funktionsgebäude für ambulante Operationen.

„Im Nachgang dazu geht der Patient in das Fünf-Sterne-Hotel mit etwa 110 Zimmern, wo er seine Reha in kurzer Zeit effizient durchführen kann“, erläuterte Kamelger seine Pläne. Hotel- und Klinikgast sollten ein und dieselbe Behandlung erfahren.

Holz und Glas prägen in Vigilius ein Fünf-Sterne-Hotel von Matteo Thun, wie er es ähnlich auch für Bad Wiessee plant.

Holz und Glas prägen in Vigilius ein Fünf-Sterne-Hotel von Matteo Thun,
wie er es ähnlich auch für Bad Wiessee plant.

„Wir bauen derzeit vier Krankenhäuser, die sich kaum von einem Hotel unterscheiden“, ergänzte Thun. „Wenn ich krank bin, will ich in einem Krankenhaus nicht noch kränker werden“. Deshalb wolle er nun mit dem Westflügel des neuen Klinikhotels in Wiessee mit SME den Versuch starten, die Reha in einer schöneren Atmosphäre schneller zu ermöglichen.

Wandelhalle bleibt Dreh- und Angelpunkt

Für Thun aber steht und fällt das Projekt mit der Wandelhalle. Als „historische Vorgabe“ sei sie der Motor, ohne sie gebe es keine Zukunft. Ihr Kapital sei der Ausblick zum See. „Das ist das Schönste, was der Alpenraum bietet“. Hier würde er gerne alt werden. Die Wandelhalle sollte deshalb mit Eventbereich und Restaurant ganzjährig geöffnet sein. „Denn wir glauben, dass wir durch den Motor Sportsclinic eine durchgehende Saison haben werden“, hofften Thun und Kamelger gleichermaßen.

Da SME bereits eine Sportsclinic dieser Art in St. Moritz betreibe, habe man auch erste wirtschaftliche Ergebnisse, so Thun. Die Auslastung dort liege bei 80 Prozent. „Wenn wir in Wiessee nur 70 Prozent erreichen würden, dann wären wir finanzieller Weltmeister“, stellte der Architekt Bürgermeister Höß und etlichen seiner anwesenden Gemeinderäte in Aussicht.

Abschied vom „Mammut“ Therme

Wenig erfuhren sie jedoch über die künftige Fassadengestaltung des Klinikhotels. Diese sei noch nicht „ausgegoren“, daran werde noch gefeilt. Zum neuen Badehaus beglückwünschte er die Anwesenden, nachdem sich Wiessee „von dem Mammut verabschiedet“ habe und es jetzt selbst baue. Dies erstaunte so manchen der zahlreich erschienen Gäste, denn Matteo Thun war es, der vor Jahren noch für den Mammut Thermenkomplex vehement warb.

Die neue Therme sollte damals ein „Alleinstellungsmerkmal für das ganze Tegernseer Tal“ werden. Nun gab sich Thun bescheidener: „Das Badehaus wird ein Kleinod“. In ihm sollte „ausschließlich Lärchenholz verlegt sein, dies bringe ein monolithisches Erlebnis, das Leichtigkeit kommuniziere“, rät er den Gemeindevätern.

Derzeit

Derzeit findet in der Wandelhalle eine Ausstellung zum Thema Alpen Architektur statt.

Zuvor warb die Bozener Architektin Susanne Waiz für Ihre Ausstellung „Alpen Architektur Tourismus am Beispiel Südtirols“. Mit Hinweis auf die Dolomiten zeigte sie, dass der Tourismus wie kein anderer Wirtschaftszweig die Landschaft verdrängt habe.

Mit rigiden Bauvorschriften versucht man ein Klischee zu erhalten, dessen kleinster gemeinsamer Nenner das Tiroler-Haus ist, eine Festtags-Uniform für Tourismusbauten.

Wer sich davon distanziere, brauche Selbstbewusstsein und Durchhaltevermögen, schreibt Waiz im Ausstellungskatalog und erklärt: „Auch ohne Bauernhausverschnitt bekommt man sein Haus voll“.

Bleibt die Frage, wer sich von den zahlreich erschienenen Bauträgern, Investoren, Orts- und Kreisbaumeistern und Bürgermeistern in der Wandelhalle angesprochen fühlte.

Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 10. April, täglich von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

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