Quantcast
Channel: Klaus Wiendl – Tegernseerstimme
Viewing all 1570 articles
Browse latest View live

„Wer will, kann hier eine Hundehütte vergolden“

$
0
0

Eine Studie zur Migration an den Tegernsee zeigt, wie die neuen Bewohner das Tal nach und nach verändern. Die offensichtlichen Folgen sind Bauboom und hohe Rollatoren-Dichte. Doch die alpine Gentrifizierung hat auch andere Konsequenzen.

tegernsee seefest 2016-6

Man kann es jeden Tag im Tal sehen, den Bauboom und die zunehmend ältere Bevölkerung. Doch so wissenschaftlich fundiert, wie in der von Cindy Rabe für die „Österreichische Akademie der Wissenschaften“ recherchierte 50-seitige Studie, gibt es das selten. So bringt die aktuelle Untersuchung mit dem Titel „Amenity Migration nach Tegernsee und Rottach-Egern“ eine neue Qualität in die immerwährende Diskussion. Und bei den Aussagen muss sich spätestens jetzt jeder Ortsvorsteher fragen, ob er auch die richtigen Weichen in die Zukunft seiner Gemeinde stellt oder nur bis zum nächsten Wahltermin denkt.

Denn die Perspektiven im Tal sind ziemlich ernüchternd, wie die vorliegende Untersuchung von Rabe belegt. Sie sprach in Tegernsee und Rottach-Egern mit je drei Gemeindevertretern, zwei Kirchenmitarbeitern, einem Immobilienhändler und mit über 20 Zugewanderten. „Im Fokus standen dabei die Gründe für den Wohnortwechsel und die Integration in die lokale Gemeinschaft“, so Rabe. Sie nennt es „Wohlstandsemigration“, wenn der „starke Zuzug älterer Bevölkerungsteile“ aufgrund einer verstärkten Landschafts- und Freizeitorientierung in die oberbayerische Alpenregionen so anhält.

Dabei ist zu fragen, welche Gründe für die Zuwanderung ausschlaggebend sind, und welchen Einfluss verschiedene Zuwanderungstypen auf die Entwicklung der Gemeinden haben. Exemplarisch wird dies an den Gemeinden in Tegernsee und Rottach-Egern untersucht.

Typisch sei hier eine hohe Sonnenscheindauer und eine naturnahe Umgebung mit Wäldern und Wiesen, beschreibt Rabe die Ausgangslage. Der Anteil älterer Personen ab 50 Jahren nehme bei Migration in den ländlichen Raum – Rabe sind es „Altersruhebesitzwanderer“ – aufgrund des demografischen Wandels stark zu. „Diese Personen sind mobiler und aktiver als frühere Rentnergenerationen und aufgrund ihrer Kaufkraft auch für die Regionalökonomie von Bedeutung“.

„Alpine Gentrifizierung“

Die Motive für Migration seien eine Rückkehr in bereits vertraute Umgebungen aus früheren Zeiten, eventuell mit der Möglichkeit, dort familiäre Unterstützung oder Pflege zu erhalten. Eine weitere Motivation wäre aber auch eine generelle Präferenz ländlicher Räume gegenüber Städten. „Schlechte Luft- und Umweltqualität, hohe Lärmbelastung und Lebenskosten sowie wohnortnahe Erholungsmöglichkeiten wirken als Push-Faktoren“, so Rabes Beobachtungen.

Durch diese Zuwanderung komme es zu Neubauten und zur Konkurrenz mit Einheimischen auf dem Immobilienmarkt. Wissenschaftlerinnen wie Rabe nennen dies „alpine Gentrifizierung“. Die Folge sei eine Verdrängung der Alteingesessenen durch wohlhabende Zuwanderer und eine Umwandlung des Agrarraums in einen Freizeit- und Erholungsraum. Diese Veränderung sehen auch die durch Rabe Befragten.

Die Geburtenzahlen sind sehr niedrig. Das ist desaströs. Gleichzeitig sieht man einen Altersschnitt von über 50 Jahren.

Die Studie registriert aber auch: „Das Tal ist ein Refugium, um sich von der Globalisierung zurückzuziehen. Trachtenjacke, Lederhose, Waldfeste, sind für die Leute sehr wichtig“. Hier sei die Kultur noch lebendig. Zudem würden eine gute Infrastruktur und der hohe Bekanntheitsgrad den Tegernsee als Wohnort noch aufwerten. Das Streben nach Prestige sei ein weiterer Grund für den Zuzug. Denn wer hier wohne, habe es zu etwas gebracht.

„Immobilien-Spekulanten“

Meist würden die Immobilien auch der Geldanlage dienen, so Rabe in ihrer Studie, „so kann in diesem Bereich von Spekulationen gesprochen werden“. Ein Immobilienmakler gab an: „Wir haben hier Leute, die kaufen ein Haus und lassen es leer stehen, warten fünf Jahre und verkaufen es wieder. Mit richtigem Gewinn. Man kann hier sogar eine Hundehütte vergolden, wenn man will“. Für die Auswirkungen der Immobilienblase am Tegernsee gelte, dass der Preis nicht dem Wert entspreche, weil es einen Hype im Tal gebe. „Dennoch werden weiter steigende Preise erwartet“.

Dabei sieht die Autorin für die Neubürger auch Möglichkeiten der Integration in die lokale Gemeinschaft. Dies passiere vor allem durch Kinder und Arbeit. Des Weiteren seien Mitgliedschaften in Vereinen, die Teilnahme an Festen und an Stammtischen sehr förderlich.

Dennoch falle es Zuwanderern schwer, sich in traditionellen Vereinen zu integrieren. „Da kommt mitunter die Mia-san-mia-Mentalität durch und es gibt brachiale Methoden, um den Einfluss der Fremden zu verringern“. Wer sich aber nicht einbringt, lebt allein und isoliert. Viele betuchte Migranten hätten auch ein soziales Bewusstsein. Sie würden aber lieber spenden, als sich persönlich engagieren.

„Wir brauchen sie, aber wir wollen sie nicht immer“, äußere so mancher Einheimischer, der die Zuwanderung mit gemischten Gefühlen sehe. Dennoch gebe es im alltäglichen Umgang keine „gravierenden Probleme“. Die Bevölkerung sei durch den Tourismus an den Umgang mit fremden Menschen gewöhnt. Doch die Auswirkungen auf das Ortsbild werden kritisch gesehen und mehr Schutz durch die Gemeinden gefordert. „Das Problem sind die Bauprojekte und nicht, wenn in ein bestehendes Haus ein neuer Mieter einzieht“.

Rabes Fazit: Das Tegernseer Tal hat zwei Möglichkeiten. Entweder ein Altersheim für Wohlhabende zu werden, oder durch den Zuzug junger Familien weiterhin attraktiv und dynamisch zu bleiben. Dabei hänge es vor allem davon ab, ob die Gemeinden es schaffen, bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen. Keine einfache Aufgabe bei dem derzeitig überhitzten Immobilienmarkt.


Kaiserschmarrn und Hüttenzauber

$
0
0

Präsenz zeigen. Für die Wirtschaftsministerin täglicher Tobak. Am heutigen Rosenmontag war sie allerdings privat im Spitzing-Skigebiet auf der Sutten unterwegs.

Ohne Bodyguards unterwegs: Ilse Aigner an der Bergstation der Stümpflingbahn

Ohne Tross von Mitarbeitern und erkennbaren Bodygards sitzt sie allein an der Hauswand der Jagahüttn, unweit der Bergstation des Suttenlifts. Nach einem Kaiserschmarrn schaut Ilse Aigner entspannt in die Runde. Offensichtlich genießt sie diesen Rosenmontag ohne Termine, selten genug, wie sie der Tegernseer Stimme sagt.

Ich war heuer erst das dritte Mal beim Skifahren. Öfter habe ich es leider noch nicht geschafft.

Ob sie in den Faschingsferien nochmals dazu komme, stehe noch in den Sternen. „Jetzt steht erst einmal der Politische Aschermittwoch in Passau im Vordergrund“, sagt die CSU-Politikerin. Wenn sie auf den Brettern steht, dann bleibe sie ihrer Region und ihrem Wahlkreis treu: Spitzing, Sutten und Sudelfeld. „Für ein paar Stünderl Skifahren, das langt. Das passt wunderbar, wenn ich dann zuhause wieder weiterwerkeln kann“, so die 52-Jährige.

Von Kindesbeinen an stehe sie auf Skiern. Zunächst auf einem Buckel bei ihr zuhause in Feldkirchen-Westerham. „Später wurde es dann der Ödberglift in Ostin. Dort habe ich dann das Skifahren gelernt“, verrät Aigner. Nicht elegantes Wedeln oder Carven sei ihr Fahrstil, sie bevorzuge jetzt eher eine „sportliche“ Haltung. „Das passt schon, das kriegen wir schon hin“, sagt sie verschmitzt lächelnd und strebt zu ihren Skiern. Schnallt sie an und ist davon. Die Zeit drängt. Der bislang größte Stammtisch der Welt in der Dreiländerhalle mit über 4.000 Bierseligen wartet. Er soll zum Casting um die Nachfolge von Parteichef Horst Seehofer werden, schreibt die ortsansässige Passauer Neue Presse. Sie benennt Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Innenminister Joachim Herrmann als mögliche Erben für das Amt des Ministerpräsidenten und Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl. Unerwähnt bleiben Finanzminister Markus Söder und Ilse Aigner. Bislang sind beide nicht als Redner vorgesehen. Aber Präsenz zeigen kommt im Jahr der Bundestagswahl immer gut an.

Null-Summen-Spiel am Tegernsee?

$
0
0

Mit dem Vorwurf, die Gemeinde Rottach-Egern würde Parksünder nur abzocken, wollte Bürgermeister Christian Köck jetzt endgültig aufräumen. Köcks Kreuther Kollege wählt dagegen einen Sonderweg.

Kontrollen und Blitzer – im Tegernseer Tal wird das unterschiedlich gehandhabt.

Zwar hätte Rottach-Egern im vergangenen Jahr beim ruhenden Verkehr Verwarnungen in Höhe von 28.700 Euro ausgesprochen, „doch die Ausgaben zur Kontrolle waren deutlich höher“, wie Christian Köck (CSU) dem Gemeinderat vergangene Woche vorrechnete. Denn es würde der Gemeinde „latent“ unterstellt, sie „zocke“ die Autofahrer nur ab. Man hätte 2016 die Einnahmen zwar um knapp 1.000 Euro steigern können, so Köck. Doch er betonte:

Wir haben auch etwas mehr in Betreuungsstunden investiert, immerhin insgesamt 1.174 Arbeitsstunden. Damit erhöhten sich die Personalkosten auf 34.425 Euro. Wir bleiben also mit 6.000 Euro in den Miesen.

Damit sei erwiesen, dass dies „kein gewinnbringendes Geschäft ist. Aber es ist ein wichtiges Regulativ. Das ist auch eine weitere Motivation, den ruhenden Verkehr zu überwachen“, so Köck weiter. Der größte Posten waren im vergangenen Jahr über 2.000 Verwarnungen mit je zehn Euro. „Die werden meist dann fällig, wenn Autofahrer ohne Parkschein erwischt werden“.

Blitzer des Zweckverbandes

Einen ähnlichen Betrag dürften auch die Raser verursacht haben. Der Kämmerer geht bei der „Verkehrsüberwachung fließender Verkehr“ im Haushaltsansatz von 30.000 Euro für vergangenes Jahr aus. Doch auch dies sei ein „Null-Summen-Spiel“, wie Köck jüngst erklärte. Denn als Mitglied des Zweckverbandes Kommunale Verkehrssicherheit Oberland koste jede Leistung zur Kontrolle des fließenden Verkehrs Geld.

Für eine Stunde Radarmessung sind es 95 Euro. Pro Verfahren kommen noch weitere 4,30 Euro Bearbeitungsgebühr an den Verband in Bad Tölz dazu. Tegernsee hatte sich in diesem Monat auch entschlossen, Mitglied des Zweckverbandes zu werden. Begründung: „Man muss den Rasern klar machen, dass wir die Messungen konsequent durchsetzen wollen“, so Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn (CSU).

Kreuth überwacht sogar Gästebetten

Köcks Kreuther Kollege, Josef Bierschneider, hat sich als einziger Talbürgermeister noch nicht für eine Mitgliedschaft im Zweckverband entschieden. Dafür nennt er auf Anfrage einen besonderen Grund: die gleichzeitige Kontrolle der Kurbeiträge, die eine private Firma neben der Überwachung der Wanderparkplätze durchführt.

Die Mitarbeiter der Firma schauen unangekündigt in unregelmäßigen Abständen bei den Vermietern vorbei und kontrollieren, welche Gäste angemeldet sind. Sie lassen sich auch die leeren Zimmer zeigen, um zu vergleichen, ob An- und Abmeldungen zusammenpassen.

Man habe dennoch aber eine sehr gute „Meldemoral“ in Kreuth. „Nur ab und zu müssen wir eine Ermahnung aussprechen, in seltenen Fällen wurde auch schon ein Bußgeld verhängt“, so Bierschneider. Diese Dienstleistung biete der Tölzer Zweckverband noch nicht an. Man wolle zwar dort das Aufgabenspektrum auch um diesen Bereich erweitern, „noch aber ist es nicht spruchreif.“ Den fließenden Verkehr überwacht derweil die Polizei aus Rosenheim.

Rottach will Bauwut besser steuern

$
0
0

Wie berichtet, ist die Wohnlage in Rottach-Egern zwischen Georg-Hirth-Straße, Oberach- und Pflegerweg sehr begehrt. Nun soll mit einem Bebauungsplan die Bautätigkeit besser gesteuert werden.

Mit einem Bebauungsplan soll die Bautätigkeit in dieser Wohnlage in Rottach gesteuert werden.

Vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser in großzügigen Grundstücken prägen das Dreieck zwischen den drei Straßen. Der Charakter dieser „lockeren Bebauung“, so Bauamtsleiterin Christine Obermüller, soll bleiben. Auch wenn es bereits zwei „Ausreißer“ gab, wie Bürgermeister Christian Köck (CSU) dem Gemeinderat vergangene Woche eingestehen musste: Die beiden geplanten Häuser statt des abgerissenen Einfamilienhauses im Oberachweg und das Gästehaus „Bergspatz“.

Zwar wolle man den Beherbergungsbetrieb dort erhalten, doch dem Eigentümer sei bei Aufgabe des Hotels in Aussicht gestellt worden, dass er das Grundstück parzellieren und mit vier Einfamilienhäusern bebauen könne. Um zu verhindern, dass weitere Präzedenzfälle folgen, so Köck, „wollen wir auch künftig kleine Einheiten ermöglichen aber möglichst keine großen Häuser“.

Mehrfamilien- statt Einfamilienhäuser

Denn Vorbescheids-Anträge für Bauprojekte gebe es schon. Damit würden weitere Einfamilienhäuser verschwinden und große gewinnbringende Mehrfamilienhäuser mit Tiefgaragen entstehen. Mit einem Bebauungsplan hat die Gemeinde die Möglichkeit, die Größe der Häuser festzulegen und auch deren Gestaltung zu steuern.

Da dieser Bebauungsplan möglicherweise auch vor Gericht standhalten muss, beauftragte die Gemeinde das Fach- und Ingenieurbüro Wagenpfeil in Hausham mit einem Entwurf des „Bebauungsplans Nr. 23“. Die Vorgaben waren, so Obermüller, in diesem Gebiet eine „lockere Bebauung beizubehalten, um Mehrfamilienhäuser mit Tiefgaragen zu vermeiden“.

Tendenz zur Verdichtung

Ein weiteres Ziel sei die Durchgrünung entlang der Straßenzüge. So will man den Grünzug entlang dem Oberachweg von sechs auf neun Meter verbreitern. Da es sich dort meist um Bestandsgebäude handeln würde, lasse sich die Begrünung gut durchführen. „In Richtung Karl-Theodor-Straße verbreitert sich die Grünfläche auf elf Meter. Hier ist vorgesehen, die schmäler werdende Straße um zwei Meter zu verbreitern“, erklärte Obermüller und gab an den beauftragten Planer Oliver Kiermeier ab.

Mit seinem Bebauungsplan habe er versucht, „den Bestand zu sichern und eine eventuelle Erweiterung innerhalb des Baufensters zu ermöglichen“, so der Architekt. Der auch die „Tendenz“ zur Verdichtung sieht. Da die Bestandsgebäude rundherum größere freie Flächen aufweisen, bestehe die Gefahr, die Grundstücke nochmals aufzuteilen, „zu parzellieren und mit zwei Häusern zu bebauen“.

„Drohende Fehlentwicklung soll vermieden werden“

Damit hier nicht sämtliche Dämme brechen, hat die Gemeinde bereits die Wandhöhe der Häuser mit maximal sechs Metern vorgegeben. Außerdem darf die Gebäudelänge 19 Meter nicht überschreiten. Hier musste sich die Gemeinde an bestehenden Häusern als Bezugsfälle orientieren.

„Daher macht die Aufstellung eines Bebauungsplanes Sinn“, meinte Köck und verwies als Beispiel auf das Gebiet um den ehemaligen Gasthof Glasl. Dort gebe es bereits einen Bebauungsplan. Die „logische Konsequenz“ sei nun, dass man dies auch „im unteren Bereich fortführe, um eine drohende Fehlentwicklung zu vermeiden“. Einstimmig folgte der Gemeinderat seinem Bürgermeister und genehmigte den Bebauungsplan.

Aus für Borkholder‘s Café

$
0
0

Viele Jahre war es ein beliebter Platz zum Verweilen in der Rottacher Seestraße. Heute war für die Pächter Monika und Peter Borkholder der letzte Tag.

Seit heute geschlossen: Das Café Borkholder’s in Rottach-Egern.

Draußen hängen die Schilder „wegen Geschäftsaufgabe geschlossen“. Drinnen werkeln Mitarbeiter. Sie putzen und räumen das bekannte Rottacher Lokal, das 40 Gästen Platz bot. Auf der „Sonnenterrasse über dem See“, so die eigene Werbung, waren es nochmals 40 Plätze. Von dem einstigen Ambiente ist nicht mehr viel zu sehen.

Nichts deutet mehr darauf hin, dass es hier eine „große Auswahl an exzellenten Weinen, auch glasweise, Eintöpfe, Pasta, hausgemachte Nudelgerichte und Kuchen“, so Borkholders Werbung, einmal gegeben hat. Sein Lokal ist inzwischen ziemlich leergeräumt. Das muss es auch, denn morgen, am 1. März, soll es besenrein übergeben werden. An wen, wollte Peter Borkholder, der sich nicht sonderlich gesprächig zeigte, nicht verraten.

Nur so viel, dass er aus „gesundheitlichen Gründen“ den Betrieb aufgebe. Mehr war ihm nicht zu entlocken. Man werde schon sehen, wer der neue Pächter sei. Borkholder ist auch Mitglied des Vereins „Rettet den Tegernsee“. Das Hochwasser im Juni 2013 hatte auch seinem Café zu schaffen gemacht. Die ganze Seestraße stand damals unter Wasser.

„Tolle Lage am See“

Doch für Borkholders Gäste war es genau die „tolle Lage am See“, die den Reiz ausmachte, wie sie auf der Touristikwebseite von TripAdvisor schreiben. Zuletzt noch am 3. Januar. “Klein, gemütlich, unkonventionell, tolle Lage”, lobt ein Rottacher. Einen Tag zuvor schrieb der Münchner Manfred S. den Wirtsleuten ins virtuelle Stammbuch: „Modern, herrlicher Blick auf den See, gelungenes Angebot.

Habe dort nur Kaffee und Kuchen genossen. der Cappuccino ist italienisch gut, der Kuchen ein Traum, die Bedienung sehr freundlich und schnell“. Weniger begeistert zeigte sich im September ein Schweizer. Die Lage direkt am See sei zwar phantastisch. Doch die Terrasse sei sehr eng und nicht gerade mit bequemen Sesseln eingerichtet.

„Der Service ist zwar freundlich aber eher langsam. Nach 15 Minuten Wartezeit kam die Mitteilung, dass das gewünschte Gericht nicht mehr erhältlich ist. Die Bratwurst war ok, das Wirsinggemüse auch, aber mehr nicht. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist in Ordnung“. Dies ist nun sprichwörtlich Schnee von gestern, denn heute trug das Café zum letzten Mal den Namen Borkholder’s.

Valencia, Barcelona, Bad Wiessee

$
0
0

Obwohl die Baugenehmigung noch nicht erfolgte, hat bereits der Verkauf für die neun Reihenhäuser zwischen der Freihausauffahrt und der Birkenstraße begonnen. Ein Container steht auch schon.

Wiesseer Reihenhäuser vor Gebirgsmassiv – so die Werbung der Firma Baustolz.

Bei der Gemeinderatssitzung Ende November gab es noch etliche kritische Stimmen zum Baustil der Haustypen Valencia und Barcelona. Die beiden Vier- und Fünfspänner, die auf dem 4.000 Quadratmeter großen Grundstück eines ehemaligen Gästehauses des „Ignazhofs“ entstehen sollen, seien ein „Stilbruch mit Gewinnmaximierung“ hieß es damals.

Es wären Starenkästen, die man einfach zusammenschraube, gab ein anderes Ratsmitglied zu Protokoll. Doch die durchgängige Sorge, dass der Bauträger dort Häuser mit Flachdächern errichten wollte, entkräftigte damals bereits Bauamtsleiter Helmut Köckeis. Die Diskussion flammte auf, weil die „Baustolz München GmbH“ die beiden Haustypen im Internet mit Flachdächern einstellte, die in Bad Wiessee nicht „ortsüblich“ seien. Inzwischen ist auf der Homepage von „Baustolz“ mehr über die „schlüsselfertigen Eigenheime zu unschlagbaren Komplettpreisen“ zu erfahren.

Selbst konfigurieren

Die „innovative Standardisierung“ beginnt bei einem Reihenmittelhaus mit 626.000 Euro. Dafür bekomme man, so die Werbung, ein 5-Zimmerhaus mit 119 Quadratmetern Wohnfläche auf einem Grundstück mit 136 Quadratmetern. Eingeschlossen seien noch eine Garage und ein Stellplatz. Doch wer statt der Grundausstattung etwas Komfort haben will, dem wird ein „Konfigurationsprogramm“ angeboten.

Schnell kommen etliche tausend Euro auf den Grundpreis darauf, wer einen Parkettboden, eine Trittschalldämmung, Malerarbeiten im Keller oder im Dachgeschoß, eine Terrasse oder eine Gegensprechanlage haben will. Für Heimwerker mit einem Faible für Baumärkte könnte es aber reizvoll sein, denn Eigenleistungen ermäßigen sogar den Kaufpreis. Mit Nachlässen kann rechnen, wer Bodenbeläge und Fliesen selber verlegen will oder Malerarbeiten übernimmt. Der Bauträger bezeichnet es als „Baukasten zum Ausrasten“.

Semmelberg statt Gebirgsmassiv

Für Gemeinderat und Bankkaufmann Florian Sareiter (CSU) war dies im November ein schlüssiges Konzept. Denn ein Preis unter 700.000 Euro könnten sich auch „mittelständische Familien bei den heutigen Kreditzinsen vielleicht noch leisten“. Gleichwohl sei auch für sein Verständnis die Bebauung nicht die „allerschönste“.

Die im Internet mit einem gewaltigen Gebirgsmassiv hinter den Häusern als Fotomontage lockt. So, als stünden die Reihenhäuser unweit der Zugspitze. Bei einer Ortsbesichtigung werden Interessenten aber schnell merken, dass sie nur auf den Semmelberg oder den Koglkopf schauen. Dies dürfte weniger verlockend sein, dafür aber preisgünstiger.

Preisgünstig und schnell, so das Versprechen der Firma Baustolz für die schlüsselfertigen Eigenheime.

Batznhäusl-Wirt in Kreuth gibt auf

$
0
0

Im Januar vergangenen Jahres übernahm Andreas Bittig das traditionsreiche Gasthaus Batznhäusl in Kreuth. Nun wirft er das Handtuch – obwohl er einen Zehn-Jahres-Vertrag abgeschlossen hatte. 

Nach nur einem Jahr schließt der Wirt das Batznhäusl in Kreuth.

Die Nachricht kam auch für den Kreuther Bürgermeister überraschend. Als ihn die Tegernseer Stimme informierte, dass der Wirt Andreas Bittig nur ein knappes Jahr nach der Übernahme das Batznhäusl wieder geschlossen hat, musste Josef Bierschneider einräumen:

Ich habe von der Betriebsaufgabe bisher nichts gewusst.

Bestätigt wird das Ende des Pachtvertrages mit Bittig durch Arnold Niedermeier von der Herzoglichen Verwaltung in Tegernsee, die seit gut einem Jahr Eigentümerin des Batznhäusls ist. „Herr Bittig hat persönliche Gründe angegeben. Er hätte aber einen potenziellen Nachpächter an der Hand“.

Der Wunsch des Brauhauses sei die Wiedereröffnung zum 1. April. Wenn dies bis dahin nicht gelinge, sollte es ein möglichst zeitnaher Termin sein, so Niedermeier. Doch „noch ist nichts beschlossen“. Bittig selbst hüllt sich derweil immer noch in Schweigen.

Batznhäusl mit eigentlich gutem Ruf

Dies ist umso erstaunlicher, da er schon vor drei Wochen von der Tegernseer Stimme mit dem Gerücht der bevorstehenden Schließung konfrontiert wurde. Da schoss der Wirt noch zurück, „das entspricht nicht den Tatsachen“. Jetzt ist es Fakt. Seit Montag weist ein Zettel am Eingang darauf hin: „Das Batznhäusl bedankt sich bei allen Freunden und Gästen für ihren Besuch und Unterstützung.“

Ein Zettel an der Tür bestätigt die Schließung.

Schlechte Nachrichten für die Kreuther und ihre Gäste. Denn Bittigs Gastspiel währte nur ein Jahr. Zuvor hatte er drei Jahre lang den Alten Wirt in Hundham betrieben. Der gebürtige Stuttgarter kam vor einem Jahr noch hoffnungsvoll nach Kreuth. Der „schöne Ort“ mit dem Batznhäusl hätte einen „guten Ruf“.

Zehn-Jahres-Vertrag geplatzt

Der 48-Jährige setzte mit der Belebung der Stammtische auf Einheimische und wollte seinen Gästen vorrangig bayerische Küche anbieten. „Der mehr als 100 Jahre Tradition des Batznhäusl fühlen wir uns verpflichtet,“ so sein Motto als Wirt. Damals dachte er wohl an eine länger währende Pacht.

Denn im Januar vergangenen Jahres unterschrieb er mit dem Brauhaus, so Niedermeier, einen Zehn-Jahres-Vertrag. Dies sei ein Zeichen dafür, hieß es damals, dass Besitzer und Pächter an einer längerfristigen Zusammenarbeit interessiert sind. „Schließlich muss ich ja auch investieren,“ sagte Bittig seinerzeit. Auch Bierschneider freute sich damals, „wenn’s wieder was wird im Batznhäusl.“

„Uferlose“ Ortsentwicklung

Bitter beklagt Matthias Wittman diesen zeitweiligen Verlust des Gasthauses. Er betreibt einen Kiosk gegenüber der Weißach-Brücke. Wittman lebt mit seinem Gemischtwarenladen, der Lotto-Annahme und der Postfiliale hauptsächlich vom Tourismus. Mal ein Getränk, mal etwas zwischen die Zähne.

Als er vor 18 Jahren den Laden übernahm, so Wittmann, dachte er, das hier im Ortszentrum sei eine „tolle Lage“, aber inzwischen“ bröckelt“ es mit immer mehr Schließungen gewaltig. „Weg sind die Hanns-Seidel-Stiftung mit ihren vielen Tagungsteilnehmern und dem Musikfestival, die Metzgerei Walch und gleich nebenan Irmis Café“. Es sei „uferlos“ wie sich der Ort entwickle, schimpft Wittmann.

Die Leute geben nur einmal ihr Geld aus, jetzt eben in der Naturkäserei und im Ortsteil Weißach. Ich habe es schon kommen sehen, dass es mit dem Batznhäusel zu Ende geht, da auch am Ende des Betriebsurlaubs die Pforten nicht mehr geöffnet wurden.

Er habe schon am Wochenende Mitarbeiter des Batznhäusls mit Kisten und Koffern unterm Arm gesehen. Das Inventar ist aber noch da, wie ein Blick in die geschlossenen Gasträume zeigt. Seinen Gästen wünscht Bittig zum Abschluss auf dem Zettel an der Tür „eine gute Zeit und Gesundheit.“

Kommen Höß Investoren-Zweifel?

$
0
0

Der Wiesseer Bürgermeister stemmt sich gegen jegliche Kritik am Schweizer Unternehmen SME, das eine Sportsclinic auf dem Jodbad-Areal errichten will. Doch war die Klarstellung von Peter Höß im Gemeindeboten überhaupt notwendig, wenn er doch „froh ist, mit SME gute Investoren zu haben.“

Bürgermeister Peter Höß äußert sich im März-Gemeindeboten auch zu den Hotelplänen auf dem Jodbad-Areal

Wer zwischen den Zeilen des Bürgermeister im Vorwort des neuesten „Bad Wiessee im Blick“ liest, dem müsste auffallen, dass Höß bewusst etwas betont, was eigentlich längst schon hätte erfolgen müssen: die Überprüfung der Solvenz und die Solidität der Investoren für das Jodbad-Areal. Zitat Höß:

Eine Sicherstellung der Finanzierung muss von unseren Partner geleistet werden, bevor es zur Ausführung der Pläne kommen kann.

Womöglich bezieht sich Höß dabei auf die Millioneninvestitionen, die die Schweizer Investoren SME (Sports Excellence Medicine AG) sowie deren Eigentümer Florian Kamelger und Andreas Bänzinger anderswo tätigen, nur bislang noch nicht in Bad Wiessee. Wie berichtet, steckten die beiden rennsportbegeisterten Mediziner rund 13 Millionen Franken in einen Aston-Martin-Stützpunkt in St. Gallen.

Weitere 14 Millionen soll eine kleine Sportsclinic mit 20 Zimmern an ihrem Firmensitz im schweizerischen Rehetobel kosten. Doch dessen „Gemeindepräsident“ Peter Bischoff kann auf Nachfrage nichts „Konkretes über den aktuellen Planungsstand“ sagen. Das Verfahren befinde sich im „Einspracheverfahren“, weil sich der Neubau in einer Landwirtschaftszone befinde, dies sei das „Problem“.

„Bebauungsplan gilt auch bei Eigentümerwechsel“

Kein Problem hat offenbar auch Kamelgers Partner Andreas Bänzinger mit seinem Neubau einer „Casa Andreas“ in Rehetobel. Bauherr ist die „Medwork AG“, die gemeinsame Firma der Wiesseer SME-Partner. Während dort der Tiefbau bereits erfolgte, hofft die Gemeinde „in den kommenden Wochen mit der Eingabe der Pläne“, so Höß im Vorwort, „erst dann kann und wird eine Baugenehmigung erteilt werden.“

Irgendwie scheint den Bürgermeister das Gerücht zu beunruhigen, das im Ort zu hören ist, die Schweizer Investoren könnten mangels Masse einen genehmigten Bauplan gewinnbringend veräußern. Zumindest stellt Höß klar:

Die Befürchtung, ein eventueller Wiederverkauf des Areals durch die SME könnte zum Nachteil für unsere Gemeinde werden, können ebenfalls entkräftet werden, da der Bebauungsplan, wie ihn die Gemeinde vorgibt, auch bei Eigentümerwechsel gelten würde.

Die nächsten Wochen im Frühjahr werden dann wohl endgültig Klarheit bringen, ob und wann SME wirklich der Jodbadbrache ein neues Gesicht verleiht, und ob die Gemeinde die erhoffte staatliche Förderung für ihr neues Badehaus bekommt.

Kommt der Firmensitz von SME in Wiessee?

Dann werden sich auch die Nebel lichten, wie ernst es SME tatsächlich mit der Verlagerung des Firmensitzes nach Bad Wiessee ist, wie Kamelger vor einem Jahr auf der Bürgerversammlung versicherte: „Dies ist vor allem für die Gewerbesteuer-Einnahmen des Ortes interessant.“

Dies gelte auch weiterhin, teilt er auf Nachfrage jetzt mit: „Der Eintrag ins Handelsregister wird auf jenen Zeitpunkt hin erfolgen, an dem wir den Betrieb in Bad Wiessee aufnehmen und mithin auch Einnahmen generieren.“


Hitzige Debatte ums Wiesseer Badehaus

$
0
0

Es war eine Veranstaltung, die zeigte, wie notwendig eigentlich eine Bürgerversammlung zu diesem „heißen Eisen Badehaus“ wäre. Die CSU machte es möglich, der Zuspruch war entsprechend – ebenso die Fragen der Wiesseer: ist die Investition ins neue Badehaus Harakiri? Wird aus Wiessee Bad Größenwahn?

Florian Sareiter, Vorsitzender der Wiesseer CSU, warb beim CSU-Ortsgespräch für die Interimslösung im Badepark.

Dicht gedrängt saßen etwa 100 Zuhörer im kleinen Saal vom Gasthaus Post. Die CSU hatte zu einem Ortsgespräch über das von Architekt Matteo Thun geplante Badehaus geladen, dessen Gesamtkosten mit gut 8,7 Millionen Euro beziffert werden. Diese Summe und der japanische Stil des neuen Jodbades sorgen seit Monaten in der Gemeinde für Gesprächsbedarf.

Das Ventil war dafür nun am Montagabend das Ortsgespräch der CSU. Doch auch Vertreter der anderen Parteien nutzten diese Möglichkeit, in der Öffentlichkeit ihre Standpunkte zu vertreten: Bernd Kuntze-Fechner (SPD), Rainer Kathan (FWG) und Rolf Neresheimer (ranBW). So wurde aus der CSU-Veranstaltung ein parteiübergreifender Diskurs, den der Ortsvorsitzende Florian Sareiter leitete. Zunächst präsentierte er die tiefroten Bilanzen des Jodbades.

Schulden zu Lasten des Steuerzahlers

„In der freien Wirtschaft hätte man mit einem jährlichen Minus von über einer halben Million Euro schon längst Insolvenz anmelden müssen“, so Sareiter. Diese Infrastruktur sei aber für Bürger und Gäste da, deshalb dürfe man dies nicht so sehen. „Wenn wir uns für das neue Badehaus so weiter verschulden“, sollte sich das Bild stark wandeln.

Denn sonst könne man die neuerlichen Schulden aus eigener Kraft nie mehr zurückführen. Sareiter warb für die Interimslösung im Badepark, die am 1. Februar mit einem Kostenaufwand von etwa 200.000 Euro eröffnet wurde. Sie sei so ansprechend hell gestaltet, dass sich die CSU auf längere Zeit damit anfreunden könnte.

Sareiter sprach von bis zu fünf Jahren. Damit würde man sich auch vom „Zeitdruck“ für das neue Badehaus lösen, da die neu verlegten Leitungen bis zu 20 Jahre halten würden. Daher würde es sich nach Meinung der CSU anbieten, das Jodbad in den Badepark zu integrieren, denn auf dessen Dach gebe es noch die Möglichkeit der Erweiterung für beide Einrichtungen.

Sind Gemeinderäte auf dem letzten Kostenstand?

Als Fragestellung für den Abend gab er vor: Welche Wertigkeit hat das Jodbad noch? Ist es überhaupt noch zwingend erforderlich, diese Badeeinrichtung zu betreiben? Wie wird die finanzielle Belastung gesehen, wie kommt das japanisch angehauchte Design von Matteo Thun an? „Sehr gut gesprochen Florian. Hut ab“, erwiderte Gemeinderat Rainer Kathan (FWG) als erster Fragensteller.

Was bleibt uns übrig, wenn wir das Projekt jetzt einstampfen?

Die Antwort hatte Kathan gleich parat: „Dann treten wir die ganzen Planungskosten von Matteo Thun und Co. in die Tonne“. Kathan sprach von 2,5 Millionen Euro, die dann im Feuer stünden. „Ihr wisst es besser, ich frage ja nur“, so Gemeinderat Kathan zu seinem Kollegen Florian Sareiter. Der betonte, dass die Quellensanierung für 2 Millionen Euro unumgänglich sei, um „das Wasser am Laufen“ zu halten.

Für die CSU seien aber die 6,7 Millionen Euro für das neue Badehaus der „entscheidende Faktor“. Die darin enthaltenen 340.000 Euro an Planungskosten, so Kathan, seien schon verbraucht. Gegenseitig fragten sich Kathan und Sareiter: „Weißt du mehr?“ Hier gibt es offenbar noch relativ großen Aufklärungsbedarf im Gemeinderat.

Statt Badepark Monte Mare in Schliersee

„Ich werde narrisch, wenn ich euch zuhöre“, fasste der Wiesseer Erwin Tonsch zusammen. „Erst sollte man über den Standort reden, den ich für verkehrt halte“. Das Jodschwefelbad- Gelände hätte viel Platz für ein schöneres Badehaus, statt es dort beim Badepark in „die Ecke zu quetschen“. Alexandra Lüftnegger vom Gästehaus Heimgarten könne an einer Hand die Badegäste im Haus abzählen. Man sollte sich grundsätzlich überlegen, was will der Gast von heute oder morgen.

Ich glaube, der geringste Teil ist am Jodbad interessiert.

Und dafür gebe man einen solchen „Batzn“ an Steuergeldern aus. Das sei für sie „sehr fragwürdig“. Sie könnte mit der Interimslösung im Badepark leben, um das Jodbad nicht ganz aufzugeben. Dies setze aber voraus, dass auch der Badepark saniert werde, der nicht mehr den Ansprüchen des „modernen“ Gastes entspreche. „Wir schicken schon aus lauter Verzweiflung unsere Gäste ins Monte Mare nach Schliersee“. Denn die Gäste würden über den Badepark die Nase rümpfen, weil dieser noch den Charme aus den 70er oder 80er Jahren habe.

Mangelnde Werbung für Jodbad

Johann Stoib, Vermieter, „Bad Wiessee ist mit den Jodschwefelquellen groß geworden“. Eine Sanierung der Quellen sei nur sinnvoll, wenn darauf auch etwas Vernünftiges folge. Deshalb brauche der Ort ein vorzeigbares Badehaus. Nur damit könne man damit auch Werbung betreiben, nicht aber mit einer Interimslösung.

Ein solches Provisorium passe auch nicht zum Anspruch, eine Premium-Region zu werden. „Ein No-Go“, so Stoib. Da sich der Ort in eine „völlig andere Richtung“ verändere, weil immer mehr Eigentumswohnungen gebaut würden, sei eine Investition in einen Badebetrieb „doppelt wichtig“.

Etwa 100 Zuhörer fanden sich zum CSU-Ortsgespräch im Gasthaus Post ein.

Toni Beil vom Hotel Rex: „Wir haben keine Badegäste, weil das Bad nicht mehr beworben wurde. Es kann nicht sein, dass man hinter Schaftlach unser Jodschwefelwasser nicht mehr kennt“. Hans Sparrer warb für die Interimslösung im Badepark. Er finde es einen Harakiri, bis zu 10 Millionen in ein Badehaus zu investieren, da Wannenbäder nicht mehr zeitgemäß seien. Dies zeige auch der starke Rückgang bei den offenen Badekuren. Die erhoffte Zahl von 28.000 Anwendungen im Neubau seien für ihn „alternative Fakten“.

Kein Architektenwettbewerb

„Wurden denn keine alternativen Planungen und Angebote für das Badehaus eingeholt“, fragte Beil und kritisierte, dass man sich so von Matteo Thun abhängig mache und keinen Architektenwettbewerb ausgeschrieben habe, was bei einem solchen Projekt üblich sei. Er habe ihm damit aus der „Seele gesprochen“, erwiderte Georg Erlacher (CSU), nicht weil er gegen das Jodbad sei, sondern gegen ein japanisches Badehaus in Oberbayern. Deshalb sei er für einen Status quo und für die Einbindung eines Architekten aus der Region.

Die sind auch nicht auf der Brennsuppn daher geschwommen.

Die CSU würde dem Badehaus zustimmen, wenn dieses als Zweckbau im oberbayerischen Stil erfolge, ergänzte Fraktionssprecher Kurt Sareiter. So etwas sei auch für vier Millionen Euro möglich. Nachdem aber diese Schallmauer am 16. Juli überschritten worden sei, habe man sich gegen das Thun-Projekt ausgesprochen.

Jetzt sei man inzwischen bei 8,7 Millionen Euro angelangt, deshalb sei es dann im Januar zu dem knappen Ergebnis von 8:7 Stimmen für das Badehaus gekommen. Thomas Scheingraber plädierte für einen Abbruch der Planungen, da es für ihn unverantwortlich sei, jedes Jahr für Defizite und Finanzierung des Badehauses eine Millionen Euro draufzuzahlen.

„Bad Größenwahn“

Wollen wir in Zukunft „Bad Größenwahn“ heißen, fragte eine Vermieterin. Bernd Kuntze-Fechner (SPD): „Wir müssen das Jodbad gemeinsam mit Matteo Thun nach vorne bringen. Jetzt sei man mit der Beantragung der Zuschüsse in einer entscheidenden Phase, deshalb könne man jetzt nicht alles in Frage stellen. Rolf Neresheimer (ranBW):

Dieses Hofieren des Herrn Thun, diese Beratungsresistenz der Gemeinde, geht mir mächtig gegen den Strich. Ich glaube nicht, dass es eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung ist.

Rainer Kathan: „In unser aller Interesse bitte ich euch, den Schulterschluss zu forcieren. Irgendwann muss entschieden werden, denn Thuns-Konzept lasse sich am besten vermarkten“. Florian Sareiter: „Der Bürgermeister hat offenbar ein ungutes Gefühl, diese knappe Entscheidung mit 8:7 Stimmen weiter voranzutreiben, deshalb wird nun von Höß ein Arbeitskreis ins Leben gerufen“.

Zum Abschluss gab Sareiter zu bedenken, ob es nicht auch eine talweite Trägerschaft für das Badehaus geben könnte. Eine gewünschte Abstimmung pro und contra Badehaus wollte Sareiter nicht zulassen. Dafür seien die gewählten Gemeindevertreter zuständig. Er habe von der guten zweieinhalbstündigen Veranstaltung mitgenommen, dass die Interimslösung im Badepark nicht dauerhaft gewünscht werde und in die Planungen des Badehauses auch andere Architekten noch mit einbezogen werden. Dann könnte es vielleicht auf „breiten Schultern“ in der Gemeinde mitgetragen werden.

Den Nerv der Wiesseer getroffen

$
0
0

Das gestrige Ortsgespräch zum Badehaus brachte es an den Tag, Thuns Projekt brennt den Wiesseern unter den Nägeln. Dabei entzweit das Vorhaben, statt die Bürger hinter dem Architekten und seinen Befürwortern im Rathaus zu versammeln.

Beim gestrigen CSU-Ortsgespräch kamen rund 100 Zuhörer nach Bad Wiessee.

Was die Orts-CSU Peter Höß hier vormachte, hätte auch ihm gut angestanden, ein Meinungsaustausch mit Bürgern. Dann würde er vielleicht mitbekommen, wie die Wiesseer wirklich ticken. Stattdessen vertraut Bürgermeister Peter Höß lieber darauf, was er an Kritik in Internet-Foren und Leserbriefen mitbekommt oder eben nicht. Zumindest ist er dort nicht unmittelbar mit den Sorgen seiner Bürger konfrontiert. Denn die sparten gestern Abend nicht mit Vorwürfen, zumal beim Ortsgespräch beileibe nicht alles CSU-Gefolgsleute waren.

Deutlich wurde, dass etliche Vermieter mit der Rathauspolitik hadern: kaum Werbung für das Jodbad, ein aus der Zeit gefallener Badepark und kein Architektenwettbewerb für das inzwischen über neun Millionen Euro teure Badehaus samt Nebenkosten von Matteo Thun. Was jeder Wohnungsbesitzer bei einer anstehenden Reparatur macht – verschiedene Angebote einzuholen – unterließ Höß sträflich. Nun ist er auf Gedeih und Verderb Thun ausgeliefert. Der diktiert das Geschehen, ob optisch oder pekuniär. Friss oder stirb, wie es in der Versammlung schallte.

Taktik des Bürgermeisters?

Sie offenbarte aber auch, dass selbst Gemeinderäte im Unklaren darüber gelassen werden, welche Summen für die bisherigen Planungen ausgegeben wurden. „Weißt du das?“ – fragten sich Rainer Kathan (FWG) und Versammlungsleiter Florian Sareiter (CSU). Entsprechend war das Geraune unter den Zuhörern, die über die Informationspolitik im Rathaus nur noch den Kopf schüttelten.

Manche vermuten dahinter eine Taktik des Bürgermeisters. Denn Höß beharrt immer wieder darauf, dass zwar die Gesamtsumme einschließlich notwendiger Quellensanierung bereits bei 9,5 Millionen Euro angelangt sei, er aber die reinen Baukosten nur mit knapp unter fünf Millionen Euro angibt. Wären es mehr, müsste das Vorhaben EU-weit ausgeschrieben werden. Ob dann noch Thun zum Zug käme, dürfte fraglich werden.

Eines machte das Ortsgespräch jedenfalls deutlich, dass es noch viel Gesprächsbedarf im Kurort gibt, damit dieser auch in Zukunft noch Bad genannt werden darf. Ob es damit getan ist, zum besseren Informationsaustausch einen weiteren Arbeitskreis zu gründen, wie Höß ankündigte, darf bezweifelt werden. Noch sind die Gräben zwischen Befürworten und Gegnern des neuen Jodbads tief.

Festzuhalten bleibt, dass es der CSU gestern Abend weitaus besser gelungen ist, die Wiesseer für das Thema Badehaus zu mobilisieren, als der SPD zum gleichen Thema Ende November. Während bei den Christsozialen die Zuhörer den kleinen Saal im Gasthof Zur Post füllten, waren sie bei den Genossen im Stüberl an zwei Händen abzuzählen. Vielleicht war aber auch einfach nur der Zeitpunkt günstiger. So oder so – manchmal macht sich eben eine rege Bürgerbeteiligung bezahlt.

Spezialfirma stößt auf Öl und Gas

$
0
0

Was die Vorfahren schon fanden, ist nun ein Problem: die Öl- und Gasvorkommen auf dem Jodbadareal. Dennoch werden die Energieträger nicht genutzt, sondern das Bohrloch versiegelt. Und das ist alles andere als günstig.

Am Jodbad arbeitet seit Wochen eine Spezialfirma an der Versiegelung der König-Ludwig III-Quelle.

Bereits vor mehr als hundert Jahren brach am Tegernsee die Gier nach dem schwarzen Gold aus. Der spätere Begründer des Heilbades Wiessee, der Holländer Adrian Stoop, fasste 1904 den Entschluss, „Explorations-Bohrungen im Erdöl-Terrain in Wiessee“ vorzunehmen. Viele Jahre zuvor stieß man bereits bei Schürfungen und Probebohrungen auf Petroleum und Erdöl. Stoop machte aus den Ölvorkommen ein Industrieunternehmen, die „Königlich holländische Petroleumgesellschaft“.

Bis zu zwölf Bohrtürme veränderten das Bild von Wiessee. Aus dem Bauerndorf wurde ein Industriestandort. Tausende Tonnen Erdöl wurden zunächst mit pferdebespannten Tankwagen zum Bahnhof nach Gmund gebracht und dort in Tankwaggons der Bahn gepumpt. 1910 kam auch hier der Fortschritt: eine Pipeline von Wiessee nach Gmund. Aber die Quellen versiegten. 1927 wurde letztmalig Petroleum gewonnen. Doch bereits im Mai 1909 stieß Stoop im Bohrloch III in einer Tiefe von 714 Metern auf eine Quelle, die nach „faulen Eiern“ roch.

Anfangs schenkte man dem „stinkenden Wasser“ noch wenig Bedeutung. Jedoch erkannte man schnell die heilende Wirkung des Jod-Schwefel-Wassers. Bereits ein Jahr später, am 22. Juli 1910, wurde das erste Wiesseer Quellenbad eröffnet. Die Geburtsstunde für den späteren Kurort. Dieser wurde über Jahrzehnte von drei Quellenfassungen mit dem Heilwasser versorgt: der König-Ludwig III, der Wilhelmina und der Adrianus. Letztere ist die einzige noch aktive Bohrung.

Kostensteigerungen bei Quellensanierungen

Die König-Ludwig III-Quelle wurde nach einer Gasexplosion 1972 stillgelegt. Wie berichtet, wurde sie damals nicht ordnungsgemäß verschlossen. Dies geschieht nun auf Anordnung des Bauamtes seit Anfang Januar. Eigentlich hätte die Versiegelung bereits einen Monat später erfolgen sollen. Doch es traten unerwartete Schwierigkeiten auf, wie Bauleiter David Heide von der ausführenden Firma H. Angers Söhne am Bohrloch erklärt:

Die Verzögerung gab es, weil der Ausbauplan der Bohrung sich anders dargestellt hat, als in den Unterlagen, die wir bekommen haben. Wir mussten die Bohrung totpumpen, weil Öl und Gas zu Tage gefördert wurde.

Dies sei mit mehr Aufwand verbunden gewesen. Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) geht ins Detail: „Im Zuge der Arbeiten wurde ein Kugelventil der alten Kolbenpumpe gefunden, das entgegen der vorherigen Rechercheergebnisse in den 70er Jahren nicht ausgebaut wurde, sondern im Förderrohr verblieben ist. Für das Fortsetzen der Arbeiten musste ein sogenannter ‚Bridge Plug‘ angeschafft und eingebaut werden.“

Hierdurch konnte, so Höß weiter, das – nicht vorhersehbare – technische Problem gelöst und die Arbeiten reibungslos fortgesetzt werden. Der erhöhte technische Aufwand habe zu Mehrkosten von EUR 34.955 geführt. Dies bedeutet unter dem Strich, dass allein das Ende dieser Quelle insgesamt 335.000 Euro kostet. Die Abschlussarbeiten sollen bis Ende nächster Woche erfolgen. „Der Holzturm bleibt erhalten. Er soll später als Museum ausgebaut werden“, sagt Bauleiter Heide.

Reichen zwei Millionen Euro?

Für die Modernisierung der aktiven Adrianus-Quelle einschließlich Pumpenhaus werden gut eine Million Euro veranschlagt. Doch der einfache Holzbau war im Gemeinderat vor einem Monat nicht unumstritten. Letztlich aber genehmigte das Gremium mit einer Gegenstimme die Investition. Bei der es aber nicht bleiben dürfte. Denn laut Höß sind die eigentlichen Sanierungskosten der Adrianus-Pumpe noch nicht in der veranschlagten Million enthalten.

Ein weiterer Kostenfaktor ist die Wilhelmina-Quelle, die schon einige Jahrzehnte nicht überholt worden sei und dringend modernisiert werden müsse. Um die Auftragsvergabe dafür geht es heute Abend auf der Gemeinderatssitzung im nicht öffentlichen Teil. Dann dürfte auch zur Sprache kommen, ob es angesichts der doch sehr kostenintensiven Quellensanierungen bei den veranschlagten zwei Millionen Euro bleiben wird.

Am See ist nicht auf dem See

$
0
0

Zwar warb das ehemalige Café Borkholder’s mit einer Terrasse auf dem See, doch so ganz entsprach das nicht der Wahrheit. Geht es nach dem Willen des neuen Pächters, soll sich das nun aber ändern.

So wie es der Werbe-Slogan verspricht, soll die Terrasse des Bistros bald über den See reichen.

Wie berichtet, übernehmen der Sternekoch Alois Neuschmid und das Hoteliers-Ehepaar Jenny und Andreas Eham das ehemalige Bistro Borkholder’s in Top-Lage am See. Bisher hatten es 21 Jahre lang Monika und Peter Borkholder betrieben. Als Grund der Schließung am 1. März nannten sie gesundheitliche Gründe.

Nun soll einiges verändert werden, wie der Tagesordnung des Rottacher Ortsplanungsausschusses für nächste Woche zu entnehmen ist. Eham, der auch CSU-Gemeinderat und Betreiber des Garni-Hotels Haltmair gegenüber an der Seestraße ist, will das Cafè umbauen und um einen Balkon über dem See erweitern.

Dieser soll laut Bauamtsleiterin Christine Obermüller mit einer Tiefe von 1,60 Meter an die bestehende Terrasse angedockt werden. Kommt es so, dann säßen einige Gäste über dem See und der Werbespruch würde auch Sinn machen. Sollten Ehams Kollegen am Ratstisch nächste Woche dem Vorhaben zustimmen, müsste auch noch die Stadt Tegernsee gefragt werden. Sie ist für alle Belange auf dem See zuständig.

Top-Lagen in Rottach-Egern

Weniger spektakulär ist wohl der komplette Umbau des Lokals, den Neuschmid bereits ankündigte. Eham wollte sich zur Innenarchitektur noch nicht äußern und verwies auf die Sitzung am kommenden Mittwoch. Bekannt aber ist, dass er das Bistro für seine Hotelgäste als Ergänzung zum bisherigen Angebot sieht. Deswegen hätten die Ehams auch schnell zugegriffen, als sie von der Schließung des Cafés erfuhren. Es sei nun einmal eine Top-Lage. Jetzt wohl bald auch über dem See, wie sie hoffen.

Ansonsten stehen auf der Tagesordnung des Rottacher Ortsplanungsausschusses die üblichen Vorhaben. Allein auf sechs Grundstücken sollen wieder Mehrfamilienhäuser entstehen. Meist muss der Altbestand weichen. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass der Betongoldrauch in Rottach-Egern ungebrochen ist – allen Bedenken zum Trotz.

Wiessee droht erneut Verkehrschaos

$
0
0

Der Wiesseer Lindenplatz ist noch nicht ganz fertiggestellt, da hat Bürgermeister Peter Höß schon wieder eine neue Hiobsbotschaft bereit. Erneut könnte es in den Sommermonaten in Bad Wiessee zum Verkehrschaos kommen.

Durch die Erneuerung der Breitenbachbrücke könnte es wieder zu Staus in Bad Wiessee kommen.

Ab Mai vergangenen Jahres führte die Großbaustelle am Lindenplatz zu monatelangen Verkehrsbehinderungen, auch in der Hauptsaison. Vor allem Gewerbetreibende und Touristen mussten Beeinträchtigungen in Kauf nehmen – die Straßenarbeiten zogen sich über ein halbes Jahr hin.

Doch ein Ende ist in Sicht: Im Frühjahr sollen nun Möblierung und Bepflanzung folgen. Die Einweihung ist für Mai geplant. Dann aber kommt es unweit davon wieder zu Verkehrsbehinderungen. Denn ab 1. Mai soll die Brücke über den Breitenbach bei der Polizeistation und der Feuerwehr erneuert werden, verkündete Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) seinem überraschten Gemeinderat bei der gestrigen Sitzung.

Höß versuchte damit zu beruhigen, dass „es immer zu einer halbseitigen Sperrung der B318 durch eine Ampelregelung komme“. Dies hätte ihm das Straßenbauamt in Rosenheim vor wenigen Wochen mitgeteilt. „Dass die Brücke einmal fällig wird, war immer klar“. Die ortskundigen Autofahrer würden ohnehin Ausweichrouten über die Auerstraße und das Kurviertel kennen.

Ich gehe davon aus, dass es nicht dramatisch wird. Es ist ja nur für eine kurze Zeit.

Nach seinen Worten soll die Brückenerneuerung Ende August abgeschlossen sein. Das Verkehrschaos vor Augen, warb CSU-Fraktionssprecher Kurt Sareiter für einen späteren Baubeginn. Er schlug den 1. April nächsten Jahres vor, damit man mit den Straßenbauarbeiten nicht wieder in die Hauptsaison komme.

Der Gemeinderat will die Arbeiten um ein Jahr verschieben.

Die Erneuerung des Lindenplatzes und seine Verkehrsbehinderungen hätten gezeigt, „dass so etwas nicht mehr passieren sollte“. Und jetzt grabe man wieder in den Sommermonaten die Hauptverkehrsader auf. „Das muss doch nicht sein“, monierte Sareiter und verwies darauf, dass er sich als Gemeinderat Hunderte von Beschwerden zum Lindenplatz anhören musste.

Ob Rosenheim Wiessees Klagen erhört?

Thomas Holzapfel vom Bauamt aber gab zu bedenken, dass bereits im Vorfeld des Brückenbaus die ganzen Leitungsverlegungen der Spartenträger erfolgen müssten. Ende März würde mit den ersten Verlegungsarbeiten von Wasser und Gas begonnen werden. „Ein Chaos ist es trotzdem“, kritisierte Florian Sareiter (CSU).

Die Brücke über den Breitenbach sei kein Einzelfall, so Höß, „wir werden noch viel mehr Brücken erneuern müssen“. „Man könnte doch es doch versuchen“, sagte Josef Brenner (FWG) schlichtend, ob eine Verschiebung der Brückenerneuerung um ein Jahr auf April nächsten Jahres möglich sei.

„Wir geben die kritische Meinung des Gemeinderats zur Brückenerneuerung in der Hauptsaison so an das Straßenbauamt weiter“, erklärte Höß abschließend. Ob Wiessees Gemeinderat in Rosenheim Gehör findet, wird sich bereits in Kürze zeigen. Ansonsten sind schon wieder Staus in den Sommermonaten durch den Ort vorprogrammiert.

Höß verteidigt Badehaus-Pläne

$
0
0

Nach den kritischen Stimmen beim CSU-Ortstermin zum Badehaus war es Peter Höß ein Bedürfnis, mit einer „Chronologie der Entscheidungsfindung“ dagegenzuhalten. Manches erscheint nun in einem anderen Licht.

Verhärtete Fronten im Wiesseer Gemeinderat: Gestern wurde erneut über die Badehaus-Pläne diskutiert.

Am 19. Januar sprach sich nur eine knappe Mehrheit mit 8:7 Stimmen für die Kostenrechnung zur Förderung des neuen Badehauses aus – CSU und ranBW waren wegen der hohen Kosten dagegen. Nun zeigt die Auflistung von Bürgermeister Peter Höß aber deutlich, dass die jetzige „Opposition“ lange die Planungen von Architekt Matteo Thun mitgetragen hat.

Etliches davon geschah in Klausurtagungen, ohne dass es der Öffentlichkeit bekannt wurde. So lichteten sich nun erst in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend die Nebel, dass bereits am 20. Oktober 2015 Thun einstimmig mit der Vor- und Entwurfsplanung beauftragt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war auch schon Thuns Honorar bekannt: knapp 80.000 Euro.

Auch in der Folge gab es keine Gegenstimmen, ob beim Architekten-Vorentwurf oder bei der Beauftragung der Fachplaner. Zum Bruch kam es erst Mitte Juli vergangenen Jahres, als die Kostenberechnungen des Planungsbüros Hirner & Riehl auf dem Tisch lagen, und statt von vier Millionen nun von 6,7 Millionen Euro samt der Quellensanierung die Rede war.

Höß verteidigt Thuns Pläne

Da bekamen dann bereits sechs Gemeinderäte kalte Füße. Als dann im Januar mögliche Kosten von insgesamt 9,5 Millionen Euro genannt wurden, stimmte nur noch eine hauchdünne Mehrheit für Thuns Entwurf. Diesen verteidigte Höß nun erneut:

Wir haben uns damals für Matteo Thun entschieden, weil sein Name ausstrahlt und wir neue Wege gehen müssen.

Als Beispiel nannte Höß die Therme im schweizerischen Vals. Der Graubündner Ort habe tausend Einwohner und 1996 eine architektonisch eigenwillige Lösung für sein Felsenbad gefunden: Der Schweizer Architekt Peter Zumthor nutzte die Gesteinsarten der Bergwelt, vor allem Schiefer.

Dies sei so gut gelungen, dass das Bergdorf mit seinem Thermalwasser eine Ganzjahressaison habe, da die Therme immer ausgebucht sei. „Um den Markt wieder für uns zu gewinnen, müssen wir auch das architektonische Thema spielen“, warb Höß (Wiesseer Block).

Nur eine knappe Mehrheit sprach sich im Januar für das Badehaus aus. / Quelle: Matteo Thun

Die reinen Baukosten für das Badehaus würden bei 4,6 Millionen Euro liegen. Mit den Nebenkosten von weiteren 1,2 Millionen ergeben diese insgesamt 5,8 Millionen Euro. Hinzu kämen noch weitere Kosten wie beispielsweise die Quellensanierung mit zwei Millionen Euro. Ein Zweckbau werde nicht billiger und habe „null Ausstrahlung“. Man müsse heute mit „Architektur klotzen“. Der Fehler sei gewesen, so Ortsplaner Eberhard von Angerer, dass man anfangs „nicht gleich eine belastbare Zahl nennen konnte, in der alles enthalten ist“.

„Erfolgsmodell Tegernseer Seesauna“

Mit Blick nach Tegernsee und das „Erfolgsmodell Seesauna“ meinte Höß, dass diese Investition von 6,5 Millionen Euro anfangs auch kritisch gesehen worden sei. Inzwischen sei das Monte Mare aber ein wichtiger touristischer Faktor. Nochmals in Erinnerung rief Höß das Vorhaben der Schweizer Investoren Sports Medicine Excellence AG (SME) mit dem medizinischen Zentrum und dem angeschlossenen Hoteltrakt. „Die Planungen werden mit Hochdruck vorangetrieben“, so Höß.

Klar sei, dass dieser Teil Wiessees eine eigene Architektursprache erhalte und kein Durcheinander werden könne. Sein Credo: „Der Name Thun wird uns noch viel helfen. Er sollte nicht beschädigt werden“. (Beifall). Höß legte auch Wert darauf, dass es sich beim Jodbad im Badepark nur um eine Interimslösung für etwa zwei Jahre handeln könne.

Eine Nutzung darüber hinaus sei nicht möglich, hätte ihm Planer Michael Brünner versichert. Das Provisorium werde gut angenommen, die Belegung sei täglich fast ausgelastet. Dennoch sollen die Betriebszeiten ausgeweitet werden. Für die Mitarbeiter seien dort aber erschwerte Rahmenbedingungen.

Erneute Klausur

Auf wenig Gegenliebe stieß der Vorschlag eines Arbeitskreises, den Höß vergangene Woche machte. Sein Ziel war der bessere Informationsaustausch im Gemeinderat. Doch CSU-Fraktionssprecher Kurt Sareiter zeigte sich wenig angetan von der Idee. Zum einen gebe es bereits einen Arbeitskreis Jodbad. Eine Neuauflage mache für ihn wenig Sinn, wenn jeweils nur ein Parteienvertreter diesem Gremium angehöre.

Wichtig für ihn sei aber, „dass der gesamte Gemeinderat informiert wird“. Gleicher Meinung war sein Parteikollege Florian Sareiter. Das CSU-Ortsgespräch mit Vertretern des Gemeinderates habe gezeigt, „dass es noch großen Diskussionsbedarf gebe“. Dies könne ein Arbeitskreis nicht leisten, das sei „absurd“.

Er halte nichts davon, wenn man in jeder Sitzung immer wieder über das Gleiche diskutiere, ärgerte sich Bernd Kuntze-Fechner (SPD), „ich sehe keinen neuen Status“. Man habe dies anfangs einstimmig geplant. „Nun bekommen einige Bauchschmerzen“, kritisierte er über den Tisch zur CSU, „das müsst ihr mit eurem Gewissen verantworten“. Es sei schlimm, wenn man eine so wichtige Entscheidung für den Ort kaputtmache. „So werden wir zum Totengräber des Jodbads“, klagte Kuntze-Fechner.

CSU will Planungen einfrieren

Das Thema Badehaus kommt wieder in einer Klausur und anschließend im Gemeinderat am 6. April auf den Tisch.

Wenn wir nicht bald zu Potte kommen, fliegt uns die Interimslösung in zwei Jahren um die Ohren.

Auch wenn Planer Eberhard von Angerer für Ende März den Förderbescheid der Regierung für das neue Badehaus erwartet, so wird das Thema wohl nicht so schnell zur Ruhe kommen. Die CSU hat für die April-Sitzung bereits einen Antrag angekündigt. Sie will darin für das Einfrieren der Planungen und einen alternativen Architektenentwurf plädieren.

Traumtag mit frischem Lüfterl

$
0
0

Hunderte von Wanderern genossen heute die traumhafte Aussicht vom beliebten Ausflugslokal auf der Neureuth hoch über dem Tegernsee. Besonders begehrt waren die windgeschützten Plätze an der Hauswand, denn es wehte noch ein sehr frisches Lüfterl von den schneebedeckten Gipfeln herüber. Drunten im Tal standen viele Ausflügler Stoßstange an Stoßstange. Sie schoben sich entlang der begehrten Ausblicke auf den See. Sonnige Plätze in den Cafés waren rar. Von dort genoss man einen phantastischen Blick auf die Blauberge im Hintergrund, die wie eine eisige Alpen-Nordwand wirkten.

Auch für die nächsten Tage ist noch viel Sonnenschein angesagt. Inzwischen vertauscht man aber auf den Münchner Hausbergen besser die Ski- mit den Bergstiefeln.


Den Zeiselbach bändigen

$
0
0

Ein Wildholzrechen soll Gröbstes verhindern. Die Bauarbeiten oberhalb des Sportplatzes haben begonnen und sollen erst Ende Mai abgeschlossen sein. Für Wanderer bedeutet das einen kleinen Umweg.

Hier Vorarbeiten für die Stahlbetonsperre

Immer wieder sorgte der Zeiselbach im Ortskern für Überschwemmungen, zuletzt im Juni 2014. Treibholz hatte sich nach starken Gewitterregen verkeilt und das Wasser trat über die Ufer. Dies soll nun nicht mehr vorkommen. Seit Anfang Februar versucht das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim das Hochwasserrisiko zu verringern. Seitdem fließt nur noch eine schmutzig braune Brühe in den Tegernsee. Denn am Ende der Hagngasse wird derzeit mit gewaltigen Gesteinsbewegungen in das Bachbett eingegriffen. Am Schluchtausgang vor der Wohnbebauung entsteht ein sogenannter Wildholzrechen, der wie ein Kamm das „Totholz und Geschiebe“ auffängt, so das Wasserwirtschaftsamt.

Diese Stahlbetonsperre habe ein Rückhaltevolumen von 750 Kubikmetern. Berechnet wurde dies vom Landesamt für Umwelt. In diesem Becken ist Platz für das Holz aus dem Einzugsgebiet des Zeiselbachs, das etwa fünf Quadratkilometer umfasst. Dort können etwa 500 Kubikmeter Holz und Geröll bei einem Jahrhundertereignis, wie zuletzt im Juni 2013, mobilisiert werden.

Für die Rechenelemente ist auch eine „Ausweitung“ des Querschnitts am Zeiselbach erforderlich. Der Bau des Wildholzrechens kostet etwa 400.000 Euro. Da die größte Hochwassergefahr an Wildbächen vor allem im Sommer besteht, soll die Baumaßnahme bis Ende Mai fertiggestellt sein. Damit schon in der „kommenden Hochwassersaison“, prophezeien die Rosenheimer Wasserexperten, Holz wirksam zurückgehalten werden kann.

Wasserbausteine für den Ortskern

Doch damit allein ist es noch nicht getan. Es ist nur ein Baustein, damit der Stau von angeschwemmtem Holz an den zahlreichen Brücken deutlich reduziert werde. Weitere Hochwasserschutzmaßnahmen sind auch im Ortsbereich vorgesehen. Dafür erstelle das Wasserwirtschaftsamt derzeit die Genehmigungsplanung.

Das wasserrechtliche Verfahren dazu soll nächstes Jahr beim Landratsamt Miesbach durchgeführt werden. Damit soll dann im nächsten Jahr das Bachbett im Ortskern aus seinem engen Betonkorsett befreit werden, um bei Starkregen den Abfluss zu verbessern und Überschwemmungen zu vermeiden.

Gesteinsverschiebungen am Bachbett

Zwar würden wegen der Bebauung am Ufer weiterhin nur Mauern für das Bachbett infrage kommen, doch will das Wasserwirtschaftsamt mit Wasserbausteinen aber eine naturnähere Böschung gestalten. Die Kosten für den Ausbau im Ortsbereich werden im siebenstelligen Bereich liegen, die auch ein Loch in den Haushalt des Kämmerers reißen dürften. Denn der Freistaat fordert von der Gemeinde eine Kostenbeteiligung von 30 Prozent für beide Hochwasserschutzmaßnahmen.

Der nächste Problemfall ist dann der Breitenbach. Auch hier sind bereits Hochwasserschutzmaßnahmen in Planung. Unabhängig davon wird ab Mai schon die Brücke an der Bundesstraße erneuert. Weitere Brückensanierungen hat Bürgermeister Peter Höß bereits angekündigt. Die Gebirgsbäche: Bad Wiessees Fluch und Segen.

Rottacher „Badewannenmord“ vor Wiederaufnahme?

$
0
0

Im Oktober 2008 wurde Liselotte Kortüm in ihrer Rottacher Wohnung tot in der Badewanne aufgefunden. Ihr Hausmeister Manfred Genditzki soll sie erschlagen haben. Er wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Süddeutsche Zeitung erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Münchner Justiz.

Der verurteilte Manfred Genditzki vor dem Landgericht München II / Quelle: Süddeutsche Zeitung

Hausmeister Manfred Genditzki, 56, sitzt seit acht Jahren im Gefängnis. Er soll die 87-jährige Liselotte Kortüm, um die er sich jahrelang mit großem Enagagement gekümmert hat, in der Badewanne ermordet haben. Er bestreitet die Tat an der ehemaligen Besitzerin eines Schuhgeschäfts.

Tatsache ist, dass die Witwe am 28 Oktober 2008 in ihrer Drei-Zimmer-Wohnung in der Steinfeldstraße 2 vollständig bekleidet leblos in der mit Wasser gefüllten Badewanne lag. Das linke Bein hing über den Wannenrand, der Kopf ist unter Wasser.

Zunächst ging die Kripo in Miesbach von einem Unfall aus, von einem unglücklichen Sturz als Todesursache. Am Hinterkopf fand ein Gerichtsmediziner jedoch zwei Einblutungen unter unverletzter Kopfhaut. Obwohl dies nicht notwendigerweise auf eine gewaltsame Ursache schließen lässt, da Kortüm einen Blutverdünner einnahm, wurde Genditzki deswegen im Februar 2009 unter Mordverdacht verhaftet.

Zweifel am Schuldspruch

Das Landgericht München II verurteilte Genditzki am 12. Mai 2010 „wegen Mordes in Tateinheit mit vorsätzlicher Körperverletzung“ zu einer lebenslangen Haftstrafe. Der Bundesgerichtshof hob jenes Urteil im Januar 2011 auf und verwies die Sache zurück an das Landgericht. Auch in dem zweiten Prozess verurteilte das Landgericht München II Genditzki am 17. Januar 2012 zu lebenslanger Haft.

Für Prozessbeobachter blieben aber erhebliche Zweifel an diesem Schuldspruch. Die Verteidiger und Beobachter der Hauptverhandlung hatten fest mit einem Freispruch gerechnet. Eine Revision gegen diesen zweiten Schuldspruch scheiterte beim Bundesgerichtshof.

Vertrauen in die Justiz erschüttert

Seitdem schreibt der Gerichtsreporter der Süddeutschen Zeitung, Hans Holzhaider, über diesen Fall, der ihm keine Ruhe lässt. Nun hat er in einem dreiseitigen Dossier „Im Zweifel“ den Fall akribisch neu aufgerollt. Nachdem Holzhaider in 20 Jahren Hunderte Prozesse erlebt hat, ist es dieser „Badewannenmord“, der sein Vertrauen in die Münchner Justiz „erschüttert hat“, schreibt er. „Für die Schuld Manfred Genditzkis gibt es keinen Beweis, für die Tat, die man ihm zur Last legt, gibt es kein Motiv. Und es gibt viele Indizien dafür, dass der angebliche Mord in Wirklichkeit ein häuslicher Unfall war. Trotzdem wurde Manfred Genditzki verurteilt: Im Zweifel gegen den Angeklagten“, so Holzhaiders verbitterter Vorwurf.

In dieser Rottacher Wohanlage am Weißachdamm wurde Liselotte Kortüm tot in der Badewanne aufgefunden.

Genditzkis Problem: Er konnte seine Unschuld nicht beweisen. „Das muss er auch nicht“, stellt der Journalist klar. „Seit der Antike gilt im Strafrecht das Prinzip, dass nicht der Angeklagte seine Unschuld, sondern das Gericht seine Schuld beweisen muss“.

Der Grundsatz „im Zweifel für den Angeklagten“ sei einer der tragenden Pfeiler des Rechtsstaats, so Holzhaider. Für ihn ist es der Stoff für Albträume: Verurteilt zu werden für ein Verbrechen, das man nicht begangen hat. Den Spruch des Richters zu hören: „Im Namen des Volkes: Schuldig des Mordes, verurteilt zu lebenslanger Haft“, und zu wissen: Es gibt keine Chance mehr, dass die Wahrheit ans Licht kommt.

Staatsanwaltschaft schweigt

Für den SZ-Gerichtsreporter war klar, dass die Indizien „nie und nimmer ausreichen würden, um diesen Angeklagten zu verurteilen“. Doch dann kam das Urteil: Schuldig des Mordes. Lebenslange Haft. „Die Revision, eingelegt von einem der fähigsten Anwälte Deutschlands, wurde mit einem Federstrich abgewiesen“, so Holzhaider. Hinter Manfred Genditzki schloss sich das Gefängnistor.

Aber erst jetzt bekam Holzhaider Gelegenheit, die vollständigen Akten des Falles zu studieren. Doch bleibt es für ihn nach wie vor rätselhaft, „wie ein Gericht zu diesem Urteil kommen konnte“. Für Holzhaider darf jedenfalls „kein Gras über die Sache wachsen“. Die Staatsanwaltschaft wollte ihm keine Fragen mehr zu dem Fall beantworten. „Mit rechtskräftig abgeschlossenen Verfahren beschäftigen wir uns nicht“, beschied ihm Sprecher Ken Heidenreich.

Die Chancen von Genditzki, nach 15 Jahren auf Bewährung frei zu kommen, seien gering, befürchtet Holzhaider. Ein Gefangener, der sich nicht einsichtig zeige, könne sich in Bayern wenig Hoffnung auf vorzeitige Entlassung machen. Doch der Kampfgeist des Rottacher Familienvaters ist ungebrochen. Seit über einem Jahr durchforstet nun die Münchner Strafverteidigerin Regina Rick die Akten nach einem Ansatzpunkt für ein Wiederaufnahmeverfahren. Genditzkis allerletzter Strohhalm.

Endgültiges Aus für Eberwein

$
0
0

Fast 70 Jahre gab es die Bäckerei in Tegernsee-Süd. Nun werden aus dem Traditionsbetrieb Eberwein ein Büro und eine Ferienwohnung.

Für Interessenten offenbar nicht lukrativ genug: Die Bäckerei Eberwein in Tegernsee.

Die Großbäckereien machten Gertraud Eberwein (63) den Garaus. Ihr Handwerksbetrieb war nicht mehr konkurrenzfähig. Wie berichtet, konnte ihr kleiner Laden, in dem es frische Backwaren gab, mit Discountern wie Lidl und Aldi in der näheren Umgebung nicht mehr mithalten.

Bereits am 30. Januar warf sie das Handtuch. Neun Angestellte hatte Eberwein zuletzt, drei in der Backstube, sechs im Verkauf. Doch auch Eberweins letzte Hoffnung zerbarst, sie fand keinen Nachfolger für das Ladengeschäft samt kleinem Café mit 30 Plätzen und der Terrasse. Die Lage als Bäckerei war für Interessenten offenbar nicht lukrativ genug. Zumal auch „die Privatwohnung nicht richtig von der Backstube und Küche abgegrenzt war“, wie Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) auf Nachfrage erklärt.

Auch die Tankstelle gegenüber wurde mit Backwaren zur Konkurrenz. Der Zug sei abgefahren, klagte Eberwein im Januar, das Einkaufsverhalten habe sich komplett geändert. Jetzt zählt für ihre einstigen Kunden wohl mehr das Motto: „Geiz ist geil“. Bei ihr wurde noch jede Breze per Hand gedreht und nicht einfach Tiefkühl-Teiglinge im Ofen aufgebacken. Die Brote wurden nach eigenen Rezepten hergestellt und nicht einfach aus Fertigmischungen den ganzen Tag über frisch angeboten. Damit ist endgültig Schluss.

Für „adäquaten Ersatz“ ist gesorgt

Jetzt liegen dem Bauausschuss der Stadt Tegernsee am Montag ein Bauantrag sowie eine Nutzungsänderung von Eberwein für das Café vor, das sie stattdessen in eine Ferienwohnung und ein Büro umbauen will. Ein Blick in die Räume zeigt, dass dort bereits kräftig neue Leitungen und Anschlüsse verlegt werden, obwohl noch keine Genehmigung der Stadt vorliegt. „Ob die Nutzungsänderung im Bauausschuss durchgeht“, will sich Hagn noch nicht festlegen.

„Aber was will man dagegen tun, wenn die Eigentümerin meint, ein Café rechnet sich nicht mehr“. Er bedauere es sehr, dass es das Café Eberwein nicht mehr gebe, sagt Hagn, er sei dort auch öfters eingekehrt. „Aber wir haben zum Glück wieder einen adäquaten Ersatz in Tegernsee-Süd mit dem Lokal „Geschmackssachen“ von Christine Stieglbauer “.

Sie zog mit ihren drei Mitarbeitern von der Bahnhofsstraße in die Schwaighofstraße. Dorthin, wo bislang eine Firma schwedische Öfen verkaufte. Bei ihr gibt es allerdings weniger Backwaren, dafür ein tägliches Angebot mit drei Gerichten. „Stieglbauer hat viel Geld in die Hand genommen und schön hergerichtet“, lobt Hagn. Zumindest hat Tegernsee-Süd damit wieder einen gastronomischen Betrieb.

Rottach zieht Handbremse beim Bauboom

$
0
0

In der Bürgerversammlung prangerte Christian Köck (CSU) die Bauwut in Rottach-Egern noch massiv an. Nun scheint es, dass für künftige Bauten die Messlatte etwas höher gelegt wurde.

Dieses Haus in der Georg-Hirth-Straße wird durch ein Mehrfamilienhaus ersetzt.

Der Hype um Baugenehmigungen war auch in der Sitzung des Ortsplanungsausschusses wieder deutlich nachzuvollziehen. Die Zuschauerreihen waren dicht gedrängt von Bauwerbern und ihren Architekten, da es am Ratstisch um ihre Eingaben ging. Allein sechs Tagesordnungspunkte von zehn befassten sich mit Neubauten von Mehrfamilien- und Reihenhäusern.

Meist sollte der Altbestand verschwinden und durch „maximale Bebauung“ ersetzt werden. So, wie die Gemeinde seit Jahren ihr Ortsbild verändert. Zweitwohnungen für Betuchte statt Wohnraum für Einheimische. „Es geht viel an Identifikation verloren“, klagte Köck noch am Montag in der Bürgerversammlung.

Doch seine Kritik blieb bei Bauträgern offenbar ungehört, sie machen einfach so weiter. Auch bei zwei Mehrfamilienhäusern am Parkweg, wo der gesamte Baumbestand, darunter eine historische Linde, einer Tiefgarageneinfahrt weichen müsste, genauso wie ein kleiner Hügel an der Fürstenstraße. „Die geplante Bebauung kommt uns sehr massiv vor“, beklagte Köck, deshalb empfehle er keine Genehmigung.

Doch die Crux ist hier, wie so oft, dass das Landratsamt bereits signalisiert habe, es würde das Vorhaben genehmigen. Denn es gebe in der unmittelbaren Nachbarschaft Präzedenzfälle, wie das herrschaftliche Radolin-Anwesen, das Rottach-Egern und die Stadt Tegernsee gemeinsam geerbt haben. Nach Köcks Ansicht handele es sich hier aber um ein historisches Gebäude, das nicht als Bezugsfall erhalten könne. Wenn dies gelte, so Köck, „haben wir verloren“.

„Nummer kleiner“ – so die Devise

Obermüller: „Nachdem nun die Hausecken ausgesteckt wurden, ist erst die Massivität der beiden Häuser richtig sichtbar“. Die Bauwerber wollten auch eine Abweichung von der Gestaltungssatzung und statt sechs Meter Abstand zur Straße nur vier Meter. Köck bekräftigte seine ablehnende Haltung auch damit, dass bei Neubauten keine Zwänge bestehen würden, „das Ganze auch eine Nummer kleiner“ zu machen.

Das Einfamilienhaus im Riedweg soll zwei Wohnhäusern weichen.

„Wenn es so aussieht, dass das Landratsamt wieder das Einvernehmen ersetzt, können wir da nicht vor das Verwaltungsgericht ziehen“, fragte Jakob Appoltshauser (SPD). Diese Überlegung sollte man sicherlich irgendwann anstellen, pflichtete ihm Köck bei, „doch jetzt sei zunächst einmal die Entscheidung der Gemeinde gefragt“. Und die war eindeutig: einstimmig wurde der Antrag auf Vorbescheid abgelehnt.

„Perfekte Verdichtung“

Nicht anders erging es dem geplanten Vorhaben mit Mehrfamilienhaus und Tiefgarage auf einem unbebauten Grundstück in der Karl-Theodor-Straße gegenüber dem ehemaligen Gasthof Glasl. Dort wird bereits jeder Quadratmeter mit einer dichten Bebauung des Areals zu Betongold gemacht. Gleiches hat nun eine „cwbauprojekte GmbH“ in ihrem Antrag auf Vorbescheid für die Baulücke vor.

In ihr soll ein 12 mal 22 Meter großes Haus entstehen. „Somit ist die Verdichtung in diesem Gebiet nun perfekt“, gab Köck zu bedenken und verwies auf seine Mahnung bei der Bürgerversammlung, mit dem Eigentum verantwortungsvoll umzugehen. „Verkauft bitte nicht so leichtfertig eure Immobilie im Tal“.

In diese Baulücke Ecke Fürstenstraße und Parkweg mit altem Baumbestand
sollten zwei Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage gesetzt werden.

Doch der Grundstückseigentümer scherte sich offenbar wenig darum und verkaufte an den Meistbietenden. Da die Glasl-Bebauung nicht als Bezugsgröße jenseits der Straße gelten könne, so Bauamtsleiterin Christine Obermüller, „wird in dieser Größe die Bebauung nicht geduldet“. Da auch hier wieder der Bauträger „das Maximum“ aus dem Grundstück rausholen wolle, so Köck, fand auch diese Planung keine Gnade in den Augen der Gemeinderäte.

Baustil Viehtransporter

Auch das Vorhaben mit drei Reihenhäusern samt Tiefgarage in der Robert-Holzer-Straße fiel durch. Die KAWO Projektentwicklungs GmbH hatte zu „abenteuerlich“ geplant. Die 15 Dachfenster würden nicht der Gestaltungssatzung entsprechen, genauso wenig die zu kurzen Vordächer über den Balkonen. Zudem gleiche der Baustil mit den horizontalen Schiebeläden mehr einem „Viehtransporter“, kritisierte Köcks Vize Josef Lang (CSU).

Solche Häuser passen überhaupt nicht daher. Dies sahen alle am Ratstisch ähnlich. Einstimmige Ablehnung. Wohlwollender waren die Ausschussmitglieder bei Bauvorhaben in der Georg-Hirth-Straße 7 und der Dr.-Scheidstraße 4. Hier fallen allerdings bestehende Altbauten der Planierraupe zum Opfer.

Ein Fazit als Beobachter könnte sein, dass man nun in Rottach den Ernst der Lage erkannt hat und es Investoren mit Geldkoffern künftig schwerer haben könnten. Die nächsten Sitzungen des Ortsplanungsausschusses werden es zeigen, ob dies heute nur ein kurzes Aufbäumen war oder ein längerfristiger Trend.

Rottacher Freiherr darf bauen

$
0
0

Vor einem Monat scheiterte Freiherr Louis Ferdinand von Feilitsch noch mit seinen Plänen für einen Wintergarten. Jetzt hat er sich für einen Anbau entschieden. Der Ortsplanungsausschuss war sich einig.

Ein Anbau für dieses Haus wurde nun genehmigt

Sein Nachbar Thomas Höss vom Seehotel und Restaurant Malerwinkel hat einen, also glaubte der Freiherr, dass die Gemeinde auch ihm einen Wintergarten zugestehen würde. Doch bei einer Ortsbesichtigung kamen Gemeinderäte und Bauamtsleiterin Christine Obermüller zu dem Entschluss, dass der Wintergarten über die gesamte Hausbreite zu groß geraten sei.

Obermüller meinte im Februar, „wenn er kleiner ausfällt, hätte ich keine Bedenken“. Sie befürchtete Präzedenzfälle für Rottach-Egern. Erschwerend kam hinzu, dass auch eine Nutzungsänderung beantragt wurde. Der Freiherr wollte aus dem ehemaligen Beherbergungsbetrieb eine Privatwohnung machen – mit drei Gästezimmern samt Bädern im Obergeschoß zur Dauervermietung. Dies ging mit einer Gegenstimme der Mehrheit damals gegen den Strich.

Gleiches Recht für alle an der Überfahrt

Doch in den vier Wochen seitdem blieb der Rottacher Architekt des Freiherrn nicht untätig. Nun legte Fritz Mayer neue Pläne vor. Diesmal mit einem Anbau statt des Wintergartens und aus den drei Gästezimmern sollen nun Ferienwohnungen werden. „Wir hatten im vergangenen Monat noch die gewerbliche Nutzung des Gebäudes angezweifelt. Jetzt aber hat der Bauherr seine Pläne modifiziert“, so Bürgermeister Christian Köck (CSU). Zum einen sei nun der Vorbau „weitaus gefälliger, deshalb ist es für mich machbar“. Zwar werde das Gebäude dadurch länger, aber nach vorne sei noch genügend Platz. Zum anderen würden aus den Gästezimmern nun Ferienwohnungen im Hauptgebäude, dies sei auch im Sinne der Gemeinde.

Da mit dem Anbau die Baugrenzen im Bebauungsplangebiet überschritten werden, müsste man genauso verfahren, wie mit dem Nachbarn Höß. Der hatte mit seinem vergrößerten Wintergarten auch die Baulinie in der Egerner Bucht überschritten. Doch der Gemeinderat drückte ein Auge zu, weil es sich um einen Traditionsbetrieb eines einheimischen Gastornomen handele, der immer mit offenen Karten gespielt habe, was seine Pläne betreffe, lobte Köck Anfang des Jahres. Die Vergrößerung der Terrasse sei mit dem Wintergarten „gefälliger“ geworden, so Köck.

Dies räumte man nun auch seinem Nachbarn ein, dem Freiherrn. „Ich war anfangs strikt gegen den Wintergarten, aber der Anbau passt zum Haus. Er ist architektonisch sauber gegliedert“, befand Josef Lang (CSU). So sahen es offenbar alle im Ortsplanungsausschuss. Einstimmig wurde der Anbau an das Wohnhaus genehmigt.

Viewing all 1570 articles
Browse latest View live