Eine Hauptverkehrsader um den Tegernsee, die B 318, wird ab kommenden Montag halbseitig amputiert und nur noch einspurig befahrbar sein. Staus sind damit bis Ende Juli programmiert. Die Ursache: eine neue Querungshilfe und die Umgestaltung des Lindenplatzes mitten in Bad Wiessee.
Für ihn dürfte es besonders dick kommen: Roberto Andreetta. Er betreibt unmittelbar am Lindenplatz eine Eisdiele und lebt von der Laufkundschaft. Doch die wird bald ausbleiben, wenn ab Montag die Bautrupps da anrücken, wo Andreettas Gäste verweilen. Zwar soll der Lindenplatz mit viel Grün und einem Wasserspiel zum Verweilen aufgemöbelt werden, doch für den Italiener mit seiner Eisdiele könnten die nächsten Wochen existenzbedrohend werden, auch nach der Fertigstellung.
Denn seine Gäste müssten sich dann unmittelbar an einer stark befahrenen Straße niederlassen und ihr Eis löffeln. Dies sieht auch Geschäftsleiter Michael Herrmann so kommen: „Natürlich ist dies für den Betreiber der Eisdiele nicht günstig. Aber wir versuchen das mit Kompromissen so gut wie möglich zu lösen“. Die Gemeinde wird wenig bieten können, denn die B 318 rückt dann noch näher an die Eisdiele heran.
Einschränkungen bis Anfang August
Der Baum davor soll ganz verschwinden und die Bushaltestelle verlegt werden. Vor Andreettas Eisdiele und über den ganzen Lindenplatz verteilt sind bereits farbige Markierungen für Bauarbeiten aufgesprüht. Etliche im Ort, die vom Fremdenverkehr leben, können den Start der Einschränkungen ausgerechnet zum Saisonauftakt nicht verstehen.
„Die haben wohl einen Vogel im Rathaus“, schimpft ein Einheimischer, der auch vom Fremdenverkehr lebt. Doch Herrmann entgegnet:
Wir sind auf so viele Parameter angewiesen. Vor April und nach Oktober geht es nicht wegen der Frostgefahr.
Insgesamt rechnet Herrmann mit zwei bis drei Monaten Bauzeit. „Bis August werden wir aber auf jeden Fall fertig sein. Das Juligeschäft aber ist beeinträchtigt“.
Die Gesamtkosten für den Lindenplatz sind im Haushalt mit 1,14 Millionen Euro beziffert. Doch auch staatliche Mittel aus der Städtebauförderung gibt es dafür: Etwa 500.000 Euro spendiert die Regierung von Oberbayern. Dies wird die Autofahrer im Stau wenig trösten.
Es werde die eine oder andere Behinderung geben, deswegen wolle die Gemeinde kurz vorher noch die Bevölkerung informieren, erklärt Herrmann: „Wir denken aber, dass wir die einspurige Notlösung schnell über die Bühne bringen werden. Die Querungshilfe ist mit drei Wochen veranschlagt. Sukzessive soll dann der Lindenplatz durchgezogen werden“. Dort sind vor der Bäckerei Hauser ein Steg, kleine Mauern und großzügige Grünflächen mit Sitzmöbeln vorgesehen
Zunächst wird ein Bach verlegt
Doch bevor dessen Umgestaltung beginnt, muss erst der unterirdische Heissenbach neu verrohrt werden. Bislang verläuft er unterhalb des Gasthofs Zur Post, der Bundesstraße, den Niederstubn und mündet dann in den Zeiselbach.
Da aber Franz Josef Haslberger als Eigentümer des Gebäudes mit den Niederstubn dieses komplett sanieren und unterkellern möchte, wird die Gemeinde ab Montag den Heissenbach aus dem privaten in den öffentlichen Grund verlegen. „Danach folgt nahtlos die Querungshilfe“, erklärt Herrmann, denn man habe am Lindenplatz einen hohen Querungsbedarf.
Weil die beiden vorhandenen Zebrastreifen dem nicht gerecht werden, plant Architekt Eberhard von Angerer eine lang gezogene Verkehrsinsel mit integrierter Fußgängerampel. Letztere war eine Forderung des Behindertenbeauftragten. Ortsplaner Angerer glaubt, dass es nach Umsetzung der Maßnahmen zu einer deutlichen Verbesserung des Verkehrsflusses kommen könne.
Bis dahin jedoch dürfte sich ab Montag in Bad Wiessee Stoßstange an Stoßstange reihen. Dafür sorgen dann Ampeln an einer einspurigen Ortsdurchfahrt. Kein erfreuliches Vierteljahr für Wiessees Gewerbetreibende.